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Tintenwelten

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Insgesamt 559 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2019
Bile, Amina;Srour, Sofia N.;Herz, Nancy

Schamlos


sehr gut

Die drei Autorinnen sind norwegische Bloggerinnen, Muslimas und Feministinnen. Sie setzen sich ein für Freiheit im Allgemeinen und Meinungsfreiheit im Besonderen. Im Buch beschreiben sie was negative Sozialkontrolle überhaupt ist und welche Auswirkungen sie auf muslimische Mädchen und junge Frauen haben kann. Sie machen aber auch klar, dass nicht jedes Mädchen betroffen ist, es aber sein könnte.

Negative Sozialkontrolle wird durch die Familie, Freunde, Nachbarn oder andere Glaubensmitglieder ausgeübt. Sie haben die Mädchen genau im Blick und beurteilen und/ oder beeinflussen ihr "gutes" oder eben "schlechtes" Verhalten. Dabei stehen die Mädchen unter einem großen Druck, sie haben ständig Angst sich falsch zu verhalten und als "schamlos" abgestempelt zu werden. "Schamlos" ist im Zusammenhang mit negativer Sozialkontrolle ein Schimpfwort und steht für ein Mädchen, bei dessen Erziehung etwas falsch gelaufen ist, das sich beispielsweise zu westlich verhält oder kleidet, intime Kontakte zu Jungen pflegt oder sonst entgegen dem Glauben handelt. Man bedenke, dass nicht nur die eigene Ehre, sondern die der ganzen Familie auf den Schultern des Mädchens lastet. Verhält es ich schamlos, bringt es der Familie Schande.

Man findet acht kurze Beispiel-Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen und aufzeigen sollen, welche Probleme junge Muslimas heutzutage haben können und wie Sozialkontrolle sie in ihrem Leben beeinflussen kann. Aufgebaut ist das Buch teilweise wie ein Interview oder wie ein Chat-Verlauf zwischen den Autorinnen. Dabei kommentieren sie unter anderem die oben genannten Geschichten. Sie erzählen, wie sie selber solche Situationen erlebt haben und wie sie damit umgegangen sind. Man findet zudem auch Briefe, welche sie aus heutiger Sicht an ihr früheres Ich schreiben. Diese Briefe enthalten oft Hilfestellungen oder Tipps. Themen sind zum Beispiel das Tragen des Hidschabs, das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern, die erste Liebe, (mangelnde) Aufklärung und Rassismus.

Das Buch richtet sich an Betroffene, es gibt Hoffnung und macht Mut. Es zeigt, dass man nicht alleine ist, dass andere schon in der gleichen Situation waren oder es noch sind. Die Autorinnen haben es geschafft, sie selber zu sein und ihren eigenen Weg zu gehen. Dabei haben sie keineswegs dem Islam abgeschworen, sondern sind gläubig und leben diesen Glauben auch. Es ist ihr Leben, in welchem sie ihre eigenen Entscheidungen treffen und für sich selber einstehen. Sie sind schamlos. Hier steht das Wort aber nicht für eine Beschimpfung, sondern beschreibt die Freiheit, man selber zu sein, zu sich selber zu stehen und den eigenen Weg zu gehen.

Das Buch richtet sich jedoch auch an Interessierte, die mehr zum Thema erfahren wollen oder die vielleicht Freundinnen in einer ähnlichen Situation haben. Es gibt einen interessanten und informativen Einblick in die möglichen Problematiken, die sich einer jungen Muslima stellen können. Das Buch zeigt aber auch, dass es möglich ist diese negative Sozialkontrolle zu durchbrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Mit "Schamlos" haben die Autorinnen ein starkes Buch geschaffen, in dem sie sensible und aktuelle Themen auf sympathische und teilweise auch humorvolle Weise aufgreifen und zugänglich machen. Ich bin beeindruckt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2019
Bergmann, Sophia

Am Ende das Glück der Welt


sehr gut

Ellen wurde von ihrem Mann mit einer Frau betrogen, die ihre Tochter sein könnte. Sie steht vor den Trümmern ihres Lebens und fragt sich unentwegt, ab wann sie hätte merken müssen, dass sie Richard nicht mehr vertrauen kann. Beim Aufräumen des gemeinsamen Hauses findet sie das "Ja-heirate-ihn-Buch", das sie von ihm zur Verlobung geschenkt bekommen hat. Darin hat er Postkarten von seinen Freunden aus aller Welt binden lassen auf denen diese einen Grund genannt haben warum Ellen Richard heiraten sollte. Gleichzeitig war es auch ein Gutschein für eine Weltreise, die niemals stattgefunden hat. Enttäuscht beschließt sie diese Reise jetzt alleine zu machen und begibt sich auf den Weg, um die Menschen zu treffen, die einst so von ihrer Beziehung zu Richard überzeugt waren.

Dabei trifft sie Menschen und erlebt Dinge, die ihr bisheriges Weltbild in Frage stellen. Jahrelang hat Richard für sie entschieden, es wurden zum Beispiel nur Länder bereist, die ihm gefielen und es zeigt sich, dass Ellen dies kampflos so hingenommen hat. Auf ihrer Reise hat sie nun die Chance, sich ihre eigenen Meinungen zu bilden und das tut sie auch. Oft reagiert sie auf ihre eigenen Gedanken mit Unverständnis, bemerkt, dass das so eigentlich Quatsch ist und weist sich selber zurecht. Das fand ich gut und man bemerkte, wie Ellen im Verlauf immer mehr zu sich selber gefunden hat.

Generell mochte ich einige der Charaktere, die Ellen trifft leider mehr als sie selber. Sie wirkte oft recht festgefahren und auch ein bisschen versnobt, was sich aber zum Ende hin zum Glück legte. Es gab aber auch viele Personen, die sehr unsympathisch waren, deren Lebensweise und Sicht der Dinge man kaum verstehen konnte. Auch Richard gehörte zu diesen Menschen. Es scheint, dass er wirklich nur schlechtes über Ellen denkt und nach jedem Gespräch mit diesem unsensiblen Typen tat sie einem einfach nur Leid.

Das Buch macht auf jeden Fall Lust darauf selber zu reisen, Menschen, Länder und Kulturen kennenzulernen und das fern von Massentourismus, sondern eher im Rahmen einer richtigen Weltreise.

Leider muss ich sagen, dass Ellen tatsächlich gar nicht so viel rumgekommen ist wie erhofft. Anhand des Covers dachte ich, dass sie richtig viele Länder bereist und einiges erlebt. Dem war nicht so. Sie war letztendlich in wenigen Ländern, hat von eben diesen auch gar nicht viel gesehen. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass gut ein Drittel des Buches schon vorbei war bevor die Reise überhaupt begonnen hat. Es gab auch ein relativ abruptes Ende der Reise, was ich natürlich für sie selber, aber auch für den Leser schade finde. Vielleicht war es aber auch die Intention zu zeigen, dass manche Menschen nicht weit reisen müssen, um zu erkennen, was für sie wichtig ist. Nicht jeder ist für eine Weltreise gemacht.

Man findet auch ein paar Klischees im Buch, was Land und Leute angeht und für meinen Geschmack werden Probleme doch ein bisschen zu schnell und einfach gelöst.

Dennoch war es aber eine nette Geschichte über das Reisen und auch über Selbstfindung nach dem Beenden eines Lebensabschnitts. Toll, dass Ellen den Mut dazu hatte.

Bewertung vom 17.01.2019
Armentrout, Jennifer L.

Torn - Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit / Wicked Bd.2


sehr gut

Unsere Welt wird von den sogenannten Fae bedroht. Dies sind außergewöhnlich schöne, mächtige, aber auch bösartige Wesen. Menschen können durch sie manipuliert und ausgezehrt werden. Das Problem ist, dass normale Menschen sie nicht als Fae erkennen und ihnen daher hilflos ausgesetzt sind. Ivy gehört einer geheimen Organisation an, deren Ziel es ist Fae zu töten, die es damals noch durch die Portale geschafft haben bevor diese versiegelt wurden. Außerdem werden diese Portale für den Fall geschützt, dass die Fae einen Weg finden sie wieder zu öffnen.

Im ersten Band ist genau dies gelungen und der Prinz der Fae hat einen Weg in diese Welt gefunden. Er hat zudem erfahren, dass Ivy der Halbling ist, mit dem er ein Kind zeugen muss, damit alle Portale sich auf einen Schlag öffnen. Würde ihm dies gelingen, könnten die Fae die Menschheit unterwerfen und zu ihrem Schlachtvieh machen.

Dies gilt es natürlich zu vermeiden. Ausgerechnet Ren wurde von der noch geheimeren Spezial-Einheit der Organisation geschickt, um den Halbling zu finden und zu töten. Daher befindet er sich jetzt in einem hochbrisanten Konflikt, wenn er denn wüsste, was Ivy wirklich ist. Verständlicherweise hat sie Angst ihm die Wahrheit zu sagen. Und so wartet sie voller Angst auf die nächsten Schritte des Prinzen, die nicht lange auf sich warten lassen.

In diesem Band gibt es - zum Glück - weniger Erotik und mehr spannende Handlung und Fantasy. Auch wenn Ivy dennoch zu denkbar ungünstigen Zeitpunkten Rens Sexyness bewundert, werden diese Gedanken doch relativ schnell durch Hass und Mordphantasien gegenüber dem Prinzen abgelöst. Besonders in diesem Band müssen Ivy, aber auch Ren einiges einstecken und ihr gegenseitiges Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt.

Das Buch war spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es gab einige unerwartete Wendungen, allerdings auch die ein oder andere eigentlich (nicht aber für Ivy) sehr vorhersehbare Situationen.

Besonders gemocht habe ich wieder Ren. Er ist wirklich ein sehr liebenswürdiger Charakter mit dem gewissen Etwas. Absoluter Herzens-Charakter ist aber immer noch Tink, Ivys heimlicher Mitbewohner, der einige Überraschungen für den Leser parat hält. Er ist herrlich griesgrämig, verrückt und einfach goldig. Ich liebe seine spezielle Art. Der Prinz kommt zwar als grausamer Bösewicht daher, entbehrt aber dennoch nicht einem gewissen Humor. Ich bin gespannt, was er noch alles auf Lager hat.

Insgesamt gefällt mir "Torn" um einiges besser als der erste Teil. Es werden Fragen beantwortet, aber viel mehr aufgeworfen, so dass ich dem finalen Band sehnsüchtig entgegen fiebere.

Bewertung vom 17.01.2019
Knigge, Judith

Zusammen ist der schönste Ort


sehr gut

Dagmar verliert mit 48 Jahren ihren Mann. Bisher haben sie ein sehr gutes Leben geführt. Doch nach seinem Tod wird klar, dass er ihr jahrelang verschwiegen hat, dass sie hohe Schulden haben. Um seine Firma zu retten, hat er sogar das Haus belastet. Ihr Finanzberater rät ihr zu verkaufen und ein neues Leben zu beginnen. Doch das kann und will sie nicht. Das Haus ist alles, was ihr von ihrem gewohnten Leben und ihrem Mann geblieben ist.

Schließlich beschließt sie einen - für alle anderen - völlig irrsinnigen Weg zu gehen. Sie will die leerstehenden Zimmer in ihrem in einer Parkanlage und am See gelegenen Anwesen vermieten. Fünf fremde und komplett unterschiedliche Personen ziehen ein und stellen ihr Leben gehörig auf den Kopf. Es ist ein interessanter Mix aus jung und alt. Jeder kommt natürlich mit einigen Problemen und vielleicht auch Geheimnissen daher.

Es ist toll zu beobachten, wie sich in der kleinen Gruppe schnell eine neue und eigene Dynamik entwickelt und sie mit der Zeit zueinander finden, Vertrauen fassen und zu einer Art kleinen Familie zusammen wachsen. Dabei begegnen sie der ein oder anderen Komplikation, welche sie versuchen zu lösen. Es zeigt sich, wie wichtig es für die sechs ist, dass sie plötzlich nicht mehr alleine sind, denn jeder von ihnen war vorher auf seine Weise einsam.

Das Buch bedient auch einige Klischees, wie zum Beispiel den jungen türkischen Mann, der sich von seiner Frau getrennt hat und sich jetzt davor fürchtet, wie insbesondere die Männer ihrer Familie reagieren werden.

Schön fand ich auch, dass jedem neuen Bewohner ein kleines Kapitel gewidmet wurde, in dem seine aktuelle Lebensgeschichte und Gefühlswelt kurz geschildert wurde. Außerdem werden auch die Briefe abgedruckt mit denen sie sich bei Dagmar um das Zimmer beworben haben. Tolle Idee. Die Charaktere gefallen mit allesamt sehr gut, sie sind liebenswürdig, haben ihre besonderen Eigenheiten und man schließt sie direkt ins Herz.

Für mich ist es ein richtiges Wohlfühl-Buch. Es hat ein schönes, vielleicht leicht überspitztes und kitschiges Ende. Auf der einen Seite ist es teilweise auch wirklich traurig und oft emotional, andererseits aber auch sehr humorvoll.

Bewertung vom 17.01.2019
Durst, Sarah Beth

Die Todeskönigin / Die Königinnen von Renthia Bd.2


sehr gut

Das Buch spielt in einer Welt, die von Geistern bedroht wird. Einzig der Befehl der Königin hindert sie daran die Menschheit auszulöschen. Ohne Geister gäbe es kein Leben, da es ohne sie kein Feuer gäbe, kein Wetter, es würde nichts wachsen, kein Wasser fließen und es gäbe auch keine Nahrung für Mensch und Tier. Daher ist ein Kampf gegen sie aussichtslos und würde nur zur Vernichtung der Erde führen. Einige Frauen haben jedoch eine gewisse Affinität zu Geistern, so dass sie sich diese zu Diensten machen können. Mit ihrer Hilfe bauen sie zum Beispiel Häuser, beeinflussen die Ernte oder heilen. Allerdings machen sie sich die Geister durch diese Unterdrückung zu noch größeren Feinden.

Sollte die Königin sterben, löst das unter den Geisern eine Art Raserei aus, sie würden sich auf die Menschen stürzen und sie wahllos töten. Daher gibt es normalerweise eine oder mehrere Thronanwärterinnen. Die Ereignisse des ersten Bandes führten dazu, dass diese Frauen zur Zeit nicht zur Verfügung stehen. Doch die amtierende Königin ist unheilbar krank und hat nur noch Wochen, vielleicht Monate zu leben. Aus diesem Grund schickt sie ihre Meister aus um in kurzer Zeit mögliche Kandidatinnen zu finden und auszubilden.

Wie auch in "Die Blutkönigin" wird die Geschichte wieder aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Da ist zum Beispiel Königin Daleina, die sich von ihrer verletzlichen Seite zeigt und Meister Ven, den man schon aus dem ersten Teil kennen und lieben gelernt hat. Die junge Mutter Naelin ist eine der begabteren Frauen des Landes. Doch sie ist in dem Glauben aufgewachsen, dass das Einsetzen von Macht sehr gefährlich ist und die Aufmerksamkeit der Geister unnötig auf einen zieht. Schließlich wurde ihre ganze Familie ausgelöscht, weil ihrer Mutter eben diese Macht entglitten ist. Sie möchte lediglich ihre Kinder beschützen und keinesfalls die zukünftige Königin werden. Ich fand es toll und auch oft humorvoll wie sie mit ihren Kindern umgegangen ist. Sie weiß genau, was sie will und was eben nicht. Schnell wird klar, dass die Ausbildung hier anders läuft als mit den anderen Mädchen. Schließlich hat Ven eine kluge und starke Frau vor sich. Sie macht im Verlauf des Buches eine unglaublich tolle Entwicklung durch.

Mir hat auch im ersten Band schon die Idee sehr gut gefallen, leider mangelte es dort für mich etwas an der Umsetzung. Es gab einige Längen, krasse Zeitsprünge und generell passierte nicht außerordentlich viel (außer einem atemraubendem Finale). Auch mit der Protagonistin Daleina hatte ich meine Probleme. All dies konnte ich in "Die Todeskönigin" nicht feststellen. Ich bin jetzt absolut überzeugt von den zahlreichen Charakteren, dem Szenario, der Idee und auch der Umsetzung. Es gab keine Langeweile, viele unerwartete Wendungen und unzählige Höhepunkte.

Damit ist der zweite Band definitiv viel besser als der erste. Ich bin froh, dass ich der Trilogie noch eine Chance gegeben habe, denn ich habe wirklich überlegt, ob ich überhaupt weiter lesen möchte. Doch ich wurde für meine Entscheidung belohnt und freue mich umso mehr auf den finalen Teil.

Bewertung vom 06.01.2019
Müller, Judit

To Keep You Safe


sehr gut

Meteoritenschauer lösten eine Naturkatastrophe nach der nächsten aus: Tsunamis, Brände, Zerstörung. Es kommt zur Panik, viele Menschen sterben. Innerhalb von sechs Monaten ist die Welt komplett anders als wir sie heute kennen.

Judy und ihre jüngeren Geschwister haben ihre Eltern verloren und befinden sich auf der Flucht vor Menschen, die es nicht gut mit ihnen meinen und gleichzeitig auf der Suche nach Essen und einer sicheren Zuflucht.

Für das Trio ändert sich jedoch alles als sie auf Raphael und Joe treffen. Endlich gibt es einen Lichtschein am Horizont. Die Charaktere sind sympatisch, man fiebert richtig mit ihnen mit und schließt sie ins Herz: ob es die kleine Schwester ist, die nach dem Tod der Eltern verstummte, der mysteriöse Wanderer, welchen sie auf ihrem Weg treffen oder auch Raphael, Joe oder Judys kleiner und tapferer Bruder.

Das postapokalyptische Szenario, dass der Leser erlebt, ist bedrückend, beängstigend und dennoch voller Hoffnung. Nicht alle Menschen sind gut, es kommt zu Überfällen, Plünderungen und schlimmerem. Diese Welt und der Kampf ums Überleben erfordern oft harte und drastische Maßnahmen, welche niemand ausgeliefert sein sollte, vor allem keine Kinder und Jugendliche.

Das Buch zeigt auf zarte und dennoch harte Weise wofür es sich lohnt zu leben und stark zu sein, dass es immer irgendwie weiter geht, auch wenn man alles und jeden verloren hat und dass irgendwo Hoffnung schlummert. Es geht viel um zwischenmenschliche Beziehungen und den Umgang mit schrecklichen Erlebnissen und Verlusten. Dabei plätschert die Handlung teilweise langsam dahin, auf der anderen Seite überschlagen sich dann wieder die Ereignisse.

Es gibt hier keine Zombies, Mutanten oder ähnliches, doch schnell wird klar, dass der Mensch an sich manchmal ein ähnliches Monster sein kann. Hoch emotional und auf vielen Ebenen spannend hat mich der Roman daher sehr überzeugen können.

Bewertung vom 17.12.2018
Schwarzhuber, Angelika

Das Weihnachtswunder


sehr gut

Kathi arbeitet in einer Werbeagentur als Sekretärin. Ihr größter Traum ist es selber Werbung zu machen. Sie hat auch super Ideen und arbeitet in ihrer Freizeit für ihre Chefin Vorschläge aus. Doch immer kassieren andere Lob dafür. Als sie den Photographen Jonas kennen lernt, ist ihr sofort klar, dass jemand wie er sich niemals für jemanden wie sie interessieren könnte. Ihr Selbstwertgefühl lässt nämlich ganz schön zu wünschen übrig, unter anderem auch deshalb, weil sie ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften hat. Auf der Weihnachtsfeier überschlagen sich die Ereignisse, sie flieht und stürzt im Schnee. Als sie wieder zu sich kommt ist dort ein Fremder, der sich als ihr Schutzengel ausgibt.

Ich muss zugeben, dass diese Geschichte nicht die leichte Kost ist, die ich erwartet habe. Es geschehen nämlich einige nervenaufreibende Dinge, die entweder traurig und emotional waren oder auch gemein und ungerecht.

Kathi ist auf jeden Fall zu gut für diese Welt, sie tut alles für andere und lässt sie dabei schön auf ihren eigenen Gefühlen rumtrampeln. Selten denkt sie an sich selber und das was gut für sie wäre. Ihren Vater hat sie niemals kennengelernt, er hat ihre Mutter vor ihrer Geburt verlassen. Auch deshalb fühlt sie sich unvollständig, kompensiert vieles mit essen, um die Leere zu füllen.

Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Nach und nach erfährt man, wie ihre Eltern sich kennengelernt haben, was damals wirklich passierte und was mit ihrem Vater geschah. Dies ist hoch emotional, herzerwärmend und sehr ergreifend.

Die Geschichte erzählt von Familie, Liebe, verpassten Chancen, darüber seine Träume wahr werden zu lassen, sich selber zu finden und zu akzeptieren.. Ich mochte auch die Sache mit dem Schutzengel gerne. Antonio ist ein so liebenswerter Charakter. Natürlich passt sie damit perfekt in die Weihnachtszeit, ist aber das ganze Jahr über sehr lesenswert.

Bewertung vom 17.12.2018
Moers, Walter

Weihnachten auf der Lindwurmfeste


sehr gut

Es handelt sich bei diesem Buch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Brief, den Hildegunst von Mythenmetz seinem langjährigen Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Darin lässt er sich detailliert über das Fest Hamoulimepp aus. Dieses ist vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest. Er legt dar, woher diese Tradition kommt und welche Bräuche damit in Verbindung stehen. Diese sind teilweise ganz ähnlich wie unsere, aber auf der anderen Seite völlig unterschiedlich.

Hildegunst verabscheut Hamoulimepp, weil es für ihn völlig absurd ist an so etwas zu glauben und auch noch derart zu zelebrieren. Wie für den Protagonisten typisch (man kennt ihn ja vielleicht schon aus "Die Stadt der träumenden Bücher" und "Das Labyrinth der träumenden Bücher") schweift gerne auch mal ab und kommt somit vom sogenannten Hölzchen auf's Stöckchen. Aber das macht eben den besonderen Charme der Walter Moers Bücher aus. Seine Geschichten sind einfach immer komplett anders, verdreht, verrückt, kurios, dabei immer auch humorvoll. Er erschafft neue Welten, Wesen, Wörter. Einfach toll und unterhaltsam.

Ebenso wie seinen speziellen Schreibstil, konnte ich auch hier wieder zahlreiche Illustrationen von Lydia Rode bewundern. Einziger Kritikpunkt hier: Ungefähr ein Drittel des Buches umfasst eine Sammlung von taxonomischen Tafeln, die Themen behandeln, welche Mythenmetz in seinem Brief erwähnt hat. Einerseits sieht man auch hier wieder die Liebe zum Detail, sie sind wirklich schön anzusehen, ABER wirklich zum Verständnis oder Fortlauf der Handlung tragen sie leider nicht bei. Es kam mir so vor als würde das Buch einfach nur künstlich gestreckt werden. Schade.

Für Walter Moers Fans ein Muss. Als Erstlektüre des Autoren würde ich es aber eher nicht empfehlen, dann lieber (erstmal) zu einem der Romane greifen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2018
Green, Jonathan

Alice im Düsterland


sehr gut

Was wäre, wenn Alice dem weißen Kaninchen nicht gefolgt wäre oder nicht mit dem Hutmacher Tee getrunken hätte? All diese Fragen kann dieses besondere Buch beantworten. Es handelt sich um ein sogenanntes Spielbuch, also einen interaktiven Roman. Die Geschichte startet als Alice oben besagtes Kaninchen trifft und dieses sie auffordert es ins Düsterland zu begleiten und die böse Herzkönigin zu töten. Das Buch stellt einen vor die Wahl: dem sprechenden Tier folgen oder halt eben nicht? Alice Schicksal nimmt seinen Lauf und wir dürfen entscheiden wie sie handeln soll! Diese Entscheidungen tragen maßgeblich zum Verlauf und Ende der Geschichte bei. Stürzen wir sie und das Düsterland ins Verderben oder führen wir sie auf den Weg des Triumphs?

Das Mädchen muss Prüfungen bestehen und Kämpfe bestreiten. Hierbei greift ein relativ komplexes Regelwerk. Zu Beginn werden Fähigkeitspunkte für Gewandtheit, Logik, Wahnsinn, Kampf und Ausdauer vergeben. Diese wirken sich auf den Ausgang von Proben oder Kämpfen aus. Gespielt wird entweder mit Karten oder Würfeln. Natürlich können uns unsere Entscheidungen auch in die Irre führen, hier sei besonders das Labyrinth erwähnt. Alice kann im Verlauf der Handlung außerdem auch scheitern und sterben, dann muss das Abenteuer von neuem begonnen werden.

Nach einigen Startschwierigkeiten habe ich doch recht schnell in das Regelwerk des Buches herein gefunden und muss sagen, dass ich wirklich begeistert von der Idee und Umsetzung bin. Das Kampfsystem empfand ich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Anfangs habe ich sogar überlegt komplett ohne Regeln zu spielen und einfach nach Bauchgefühl meine Entscheidung zu treffen, weil mir die Regeln doch recht komplex und schwierig erschienen. Letztendlich bin ich aber froh mich dagegen entschieden zu haben. Nachdem ich den ein oder anderen Kampf erfolgreich bestritten hatte und wenn man einmal weiß wie das Kaninchen läuft, ist es nicht schwer zu verstehen. Es macht Spaß mit Alice in Kämpfe zu ziehen oder auch die ein oder andere Probe zu meistern.

Offenkundig handelt es ich bei dem Buch um eine Adaption von Alice im Wunderland, die meiner Meinung nach aber stellenweise deutlich düsterer, brutaler und noch verrückter daher kommt als Lewis Carrolls Original. Das gefällt mir sehr, bin ich doch eigentlich kein großer Fan der ursprünglichen Geschichte.

Da man im Buch zig Entscheidungen treffen muss, blättert man ständig im Buch hin und her, vor und zurück. Dies unterbricht den Lesefluss schon ein wenig, der relativ einfache Schreibstil kommt deshalb grade recht.

Ein weiterer Pluspunkt sind die zahlreichen detaillierte Illustrationen, die das Lesevergnügen noch bereichern.

Das Spielbuch "Alice im Düsterland" ist innovativ, bietet eine ganz neue Leseerfahrung und großen Spaß. Gerne mehr davon!