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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1080 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2021
Delaney, Stella; Feldhaus, Claudi; Zandt, Anne; Faunus, Luga; May, Juliet; Danck, Anne

Dunkle Federn, scharfe Krallen (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsame Anthologie mit tierischen Fantasy-Geschichten
Die Anthologie bietet eine gelungene und abwechslungsreiche Sammlung von Fantasy-Geschichten, deren verbindendes Element ist, dass ein Tier eine besondere Rolle spielt.

Was mir auch gut gefallen hat, ich konnte einige neue Autoren kennenlernen und mir einen Eindruck von ihrem Erzählstil machen.

Zu meinen Favoriten hier zählt mit die Geschichte "Stadtgeschichte ", in der ein Monster die Bauarbeiten der Zwerge unter der Stadt stört. Das Ende hat mich überrascht und gleichzeitig zum Schmunzeln gebracht.

Mein persönliches Highlight war "Schattenflug" : Katzenähnliche Wesen haben eine unangenehme Begegnung mit Menschen. Hier fand ich die Mischung aus Spannung, Magie und Geheimnissen absolut gelungen. Von der Autorin werde ich sicher mehr lesen..

Zu erwähnen wäre auch "Zuckerperlen" - eine sehr ungewöhnliche Geschichte und dabei voller Poesie.

Jede der vorliegenden Geschichten hat ihren eigenen Charakter und spricht deshalb den Leser unterschiedlich an. Ich fand aber jede lesenswert und jede hat mich mehr oder weniger gut unterhalten.

Bewertung vom 04.12.2021
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Tödliche Rituale / Sadie Scott Bd.18 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gefährlich ist das Studentenleben
Ruhe ist in das Familienleben der Whitmans eingekehrt, seit Sadie und Matt vor 2 Jahren dem FBI den Rücken gekehrt haben. Libby ist fast erwachsen, studiert und hat einen festen Freund, Kieran.

Kieran möchte unbedingt Mitglied in der Studentenverbindung Theta Phi werden. Er verspricht sich Vorteile davon. Libby ist wenig begeistert. Auf einem der Treffen von Theta Phi lernt Kieran Ryan kennen , der sich ebenfalls um eine Mitgliedschaft bewirbt. Ryan erzählt eine wilde Geschichte von einem verschwundenen Bruder und Vergewaltigung. Mehr aus Neugierde verspricht Kieran, Ryan zu unterstützen.

Kurz darauf finden sich Matt und Sadie in einer Situation wieder, in der sie das erste Mal bedauern, das FBI verlassen zu haben.

Die Folge beginnt mit harmonischen Szenen, die zeigen, wie zufrieden und glücklich die Whitmans in ihrem neuen Zuhause sind. Libby genießt ihr Studentendasein und ein wenig fühlte ich mich an meine Studienzeit erinnert. Um so unerwarteter und härter trafen mich die Entwicklungen im Zusammenhang mit Theta Phi. Die Autorin schildert ausführlich und hier leider auch sehr anschaulich das Aufnahmeritual der Studentenverbindung. Das war so eklig, dass ich heftig am Verstand der zukünftigen Akademiker zu zweifeln begann.

Kurz darauf entwickeln sich die Dinge dramatisch. Gut dargestellt wurde die Hilflosigkeit von Matt und Sadie, denen die Hände gebunden sind, weil sie nicht mehr für die Polizei arbeiten und trotzdem versuchen , Einfluss zu nehmen. Sehr positiv ist mir die Erzählweise aufgefallen. Die Autorin schildert die Ereignisse abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven und erhöht damit die Spannung.

Am Ende kommt es zu einem veritablen Showdown, den man nur als gelungen bezeichnen kann.

Wieder hat mich die Autorin durch ein neues Setting überrascht, aber wie immer mit packender Erzählweise gefesselt.

Bewertung vom 01.12.2021
Heymann, Dieter

Verhängnisvolle Verschwörung


ausgezeichnet

Auf der Jagd
Der Krimi beginnt mit dem Mord am angesehenen Leiter des Bauamtes in Rheine. Er wird einfach so bei seinem Spaziergang mit dem Hund erschossen. Es kommt zu weiteren Morden. Dreh- und Angelpunkt ist die Jägerschaft Rheines, deren Mitglieder sich wohl nicht nur zur Jagd getroffen haben, sondern auch dunkle Machenschaften unter einander ausgeheckt haben. Kriminalsekretär Voß und seine Kollegen stehen unter Erfolgsdruck.

Das ist das zweite Mal , dass ich mit Voß auf Mörderfang gehe. Erneut hat er mich durch seine sachlichen Ermittlungen und sein empathisches Verhalten gegenüber Kollegen und Tatbeteiligten für sich eingenommen. Ein weiterer Pluspunkt ist aus meiner Sicht, dass er kein Freund des Naziregimes ist.

Der Krimi ist spannend und bietet reichlich Gelegenheit mit zu rätseln, wer der Täter sein könnte. Gut gefallen hat mir dabei, dass schon zu Beginn der Kreis der Verdächtigen begrenzt war und ich mich gemeinsam mit Voß dem Täter durch das Ausschlussverfahren nähern konnte. Die Suche nach dem Täter endet mit einer sehr dramatischen Situation und ich musste ernsthaft um Voß Leben bangen.

Meine Haltung gegenüber dem Täter ist zwiespältig. er hat einiges auf dem Kerbholz, die Umstände aber , die ihn zum Mörder werden lassen, sind tragisch und wecken mein Mitgefühl.

Was ich ein wenig vermisst habe, sind mehr Schilderungen, die zeigen, wie die politische Lage die Ermittlungen beeinflussen. das ändert aber nichts daran, dass der Krimi spannend zu lesen ist und gut unterhält.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2021
Einwohlt, Ilona

Mohnschwestern


ausgezeichnet

Glaube, Liebe, Hoffnung
Der Roman spielt in Darmstadt mitten im totalen Krieg.

Die zwanzigjährige Lotte studiert gegen den Willen der Mutter . Lotte sieht sich nicht als Hausfrau, sondern möchte ihr Leben frei bestimmen. Der Vater ist an der Front. Ebenso Hans, Lottes Freund seit Kindertagen. Lottes beste Freundin Hedwig ist fanatische Anhängerin Hitlers, was Lotte mehr und mehr abstößt. Die dritte aus dem Freundeskleeblatt, Ruth, ist Jüdin und schwebt in Lebensgefahr.

Zufällig trifft Lotte Wilhelm und die Liebe trifft sie wie ein Blitzschlag. Doch wie eine Liebe leben, die durch äußere Umstände bedroht ist ? Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Lottes Geschichte hat mich nach wenigen Seiten gefangen genommen. Lotte ist keine Heldin, die sich in den Geschichtsbüchern wiederfindet. Lotte ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich. Sie erlebt den Schrecken des Krieges durch die Bombenangriffe, leidet Hunger und bangt um den Vater und den Jugendfreund. Sie muss Entscheidungen treffen, die ein junges Mädchen nicht treffen müssen sollte. Beim Lesen habe ich mich immer wieder gefragt, was hätte ich getan. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Lottes Stärke besessen hätte. Umso mehr habe ich mich für sie gefreut, dass sie durch Wilhelm eine Liebe erlebt, wie sie jede Frau einmal im Leben erfahren sollte mit Herzklopfen, Hoffnung auf ein Wiedersehen, Vorfreude und dem Glück, dem anderen nahe zu sein.

Wilhelm habe ich für seine Haltung gegenüber dem Regime bewundert . Dafür ist er bereit alles zu opfern, auch sein persönliches Glück.

Kurz erwähnt sei auch Hazels Geschichte, die in der Gegenwart spielt und in kurzen Einschüben Lottes Erzählstrang unterbricht. Obwohl Hazel mir nicht so nahe war wie Lotte, macht Hazel in meinen Augen eine vergleichbare Entwicklung durch, wenn auch unter wesentlich weniger dramatischen Umständen. Wichtig ist nicht, was andere von dir denken und erwarten, sondern was du vom Leben erhoffst.

Bewertung vom 27.11.2021
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Blackout / Sadie Scott Bd.17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hinter Gittern
Oberflächlich verläuft das Leben der Whitmans wieder in geordneten Bahnen. Matt scheint einen Weg gefunden zu haben, mit der Schuld am Tod von Stacy leben zu können.

Aber einer hat nicht vergessen und sinnt weiter auf Rache. Tylers Vater hat Matt nicht vergeben, , dass er in Notwehr seinen Sohn getötet hat. Matt wird festgenommen. Es gibt eindeutige Beweise, dass er Stacy aus Rache ermordet hat. Matt landet im Gefängnis und für Sadie bricht ihre Welt zusammen.

Dieses Mal ist Sadie nicht damit beschäftigt, einen Serienmörder zu fassen. Dieses Mal kämpft sie um die Freiheit ihres Mannes und den Erhalt ihrer Familie.

Zuerst hatte ich Sorge, dass mich diese Folge vielleicht nicht so fesseln könnte wie die bisherigen, bei denen ich tief in die Seelen psychopathischer Mörder blicken konnte. Die Sorge war unberechtigt aus zwei Gründen. Die Schilderungen wie Matt sich im Gefängnis zurecht finden muss, gaben mir Einblicke in eine fremde Welt , die mich auf morbide Weise fasziniert haben. Das andere waren die Rededuelle vor Gericht zwischen Matts Anwalt und dem Staatsanwalt. Sie waren sprachlich umwerfend und die Verteidigungsstrategie sehr ungewöhnlich. Wissenschaftlich hoch interessant und doch so erklärt, dass ich es gut verstehen konnte. Ich hätte Matt sofort freigesprochen. Aber vor Gericht ist man in Gottes Hand. Das gilt hier für Matt und auch im besonderen Maße für seine Familie.

Keine typische Sadie- Episode und dennoch spannend und lesenswert.

Bewertung vom 21.11.2021
Nikolai, Maria

Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1


ausgezeichnet

Überzeugende und unterhaltsame Mischung aus Spannung und Romantik
1917 Helena lebt mit ihren beiden jüngeren Stiefschwestern und der Stiefmutter Elisabeth im Lindenhof, einem renovierungsbedürftigen Gasthaus in Meersburg am Bodensee. Jede der drei Mädchen hat ihren eigenen Traum. Helena will den Lindenhof zu einem Grandhotel umbauen, so sie denn die Geldmittel hätte. Die Stiefmutter möchte den Gasthof verkaufen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht. Helenas Traum scheint dennoch wahr zu werden , als der russische Adlige Maxim unerwartet im Lindenhof erscheint. Er ist auf der Suche nach den Mördern seiner Familie. Vom Schicksal schwer geschlagen schöpft Maxim durch die Begegnung mit Helena neuen Mut.

Der Roman ist der Auftakt zu einer Trilogie, die die Lebenswege der drei Mädchen begleitet. Der 1. Band erzählt die Geschichte der ältesten Tochter Helena. Dem geschuldet sind die beiden Schwestern Lilly und Katharina hier nur Randfiguren.

Ich mochte Helena sofort. Sie kümmert sich rührend um die jüngeren Schwestern und hat von Anfang an einen Traum und ein Ziel, den Lindenhof zu einem Grandhotel zu machen. Dafür ist sie bereit hart zu arbeiten und unkonventionelle Wege zu gehen. Ihre Gegenspielerin ist die Stiefmutter Elisabeth, der jedes Mittel recht ist, um Helenas Traum zu zerstören. Ich konnte keine gute Seite an ihr entdecken.

Maxim ist die Verkörperung des idealen Mannes und Partner und welches Mädchen sollte sich nicht in ihn verlieben. So ist es nicht wirklich überraschend, dass Helena Gefühle für ihn entwickelt. Mir war er fast zu perfekt.

Eine wichtige Rolle spielt Helenas Vergangenheit im Buch und sorgt für das nötige Spannungselement und einige überraschende Erkenntnisse.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind die liebevoll gestalteten und sympathischen Nebenfiguren. Besonders zu erwähnen wären Pater Fidelis und die Köchin Käthe.

Das alles zusammen ergibt eine sehr unterhaltsame Mischung und lässt einen , das Buch kaum aus der Hand legen. Schön fand ich auch den Anhang, der zusätzliche Informationen zu historischen Personen und Gegebenheiten liefert und eine informative Ergänzung liefert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2021
Henneberg, Marion

Worte einer neuen Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine schöne Liebesgeschichte eingebettet in eine bewegte Zeit
Lene ist seit 2 Jahren verwitwet. Glücklicherweise konnte sie in ihren geliebten alten Beruf als Lehrerin zurückkehren. Ihre jüngere Schwester ist in einer unglücklichen Ehe gefangen.

Zufällig lernt Lene den Journalisten Georg Berndes kennen, als der den Polen Antek, der auswandern will, in der Pension von Lenes Freundin über seine Situation interviewt. Durch Berndes erhält Lene die Chance, Artikel für die Zeitung zu schreiben. Die beiden sind sich sympathisch. Doch eine gemeinsame Zukunft ist unmöglich, da Georg bereits mit der reichen Reederstochter Luise verlobt ist.

Der Autorin ist es auf sehr unterhaltsame Weise gelungen, die Liebesgeschichte zwischen Lene und Georg mit den historischen Gegebenheiten der damaligen Zeit zu verknüpfen. Lene ist eine starke Frau, die nach dem Tod ihres Mannes ihr Leben neu ordnen muss. Lene hatte im Gegensatz zu den meisten Frauen damals , die Chance eine gute Ausbildung zu machen. Sie liebt ihren Beruf, den sie nun als Witwe wieder ausüben kann. Verheirateten Frauen war er verwehrt. Ich war ehrlich überrascht, welchen gesellschaftlichen Zwängen Lehrerinnen damals unterworfen waren. So setzt sich Lene einem großen Risiko aus, als sie kritische Artikel zu sozialen Fragen veröffentlicht. Dass sie dazu überhaupt die Möglichkeit hat, ist für eine Frau die Ausnahme, da Journalismus eine der vielen Tätigkeiten ist, die man Frauen schlichtweg nicht zutraute.

Welche Folgen es haben kann, wenn man als Frau wirtschaftlich völlig von seinem Mann abhängig ist, zeigt Hermines Schicksal.

Besonders interessant fand ich die Ausführungen zu der sozialen Lage der Auswanderer, die in Bremen auf ihre Weitereise mit einem Schiff von Bremerhaven aus, gewartet haben. Überrascht war ich zu lesen, dass es Agenturen in einigen Länder wie Polen gab, die die Auswanderung organisiert haben. In diesem Zusammenhang seien die interessanten Anmerkungen im Nachwort des Romans erwähnt.

Wer sich für Geschichte interessiert und dabei gut unterhalten werden will, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es erhält von mir aus diesem Grund eine überzeugte Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.11.2021
Prange, Peter

Im Bann der Bilder / Der Traumpalast Bd.1


ausgezeichnet

Lebensträume
Berlin 1918 Konstantin Reichenbach, Bankierssohn, Glücksritter und Frauenheld sieht seine Zukunft in der gerade in Fahrt kommende Filmindustrie.
Rahel, Tochter eines Schneiders und aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, würde gerne Journalistin werden, aber eine Frau in diesem Beruf ist für die damalige Zeit undenkbar.
Durch Zufall kreuzen sich die Wege der beiden. Konstantin, den seine Freunde Tino nennen und der bisher nur kurzlebige Liebesabenteuer hatte, verliebt sich unsterblich in Rahel und träumt von einer gemeinsamen Zukunft. Rahel liebt zwar Tino, möchte aber ihren Traum vom selbst bestimmten Leben nicht aufgeben und lehnt deshalb eine Ehe ab. Während sich Tinos Traum vom Erfolg im Filmgeschäft zu erfüllen scheint, steht seine Liebe zu Rahel unter keinem gutem Stern. Bleibt die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft ein unerfüllter Traum ?
Der Roman bietet schlicht gesagt unglaublich gute Unterhaltung. Dazu beigetragen hat für mich die abwechslungsreiche Erzählweise. Es gibt zwei Haupterzählstränge. Da ist Tino, der seine Zukunft im neuen Medium Film sieht und den die Liebe in der Person von Rahel völlig unvorbereitet trifft. Rahel ist eine selbstbewusste junge Frau, die ihr eigenes Leben gestalten will und dabei nicht immer Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt. Leider muss ich zugeben, dass mich Rahel zeitweise mit ihrem Verhalten genervt hat.
Damit dieser Erzählstrang nicht nur eine seichte Liebesgeschichte erzählt, verwebt der Autor sie mit der interessanten Firmengeschichte der UFA. So haben Fritz Lang oder Pola Negri kurze Auftritte.
Den zweiten Handlungsstrang bestimmen Tinos Eltern und hier in erster Linie seine Mutter Christine. Christine verachtet ihren Mann Gustav, den sie für einen Schwächling hält und dem sie mangelnde Vaterlandsliebe vorwirft. Sie sieht sich vom Schicksal ungerecht behandelt. Sie ist rückwärtsgewandt, hält sich für eine Patriotin, hasst die Juden, die sie für ihre Situation verantwortlich macht und unterstützt mit dem Geld ihres Mannes nationalistische Gruppierungen. Ich habe sie von Herzen verabscheut. Hier zeichnet der Autor ein anschauliches Bild der politischen Verhältnisse. Gut gefallen haben mir die Schilderungen des Prozesses gegen Hitler nach seinem Münchner Putschversuch.
Ich fand den Roman facettenreich mit einer Fülle an historischen Details aus allen Bereichen, dabei spannend und mit der angemessenen Portion Gefühl.

Bewertung vom 10.11.2021
Barrett, Anthony A.

Rom brennt!


gut

Kaiser Nero - wahnsinniger Brandstifter oder Verleumdungsopfer ?
Der Autor erklärt in seinem Vorwort ausdrücklich, dass sich sein Buch vor allem an Laien wendet. So gesehen scheine ich der richtige Zielgruppe anzugehören. Ich interessiere mich für Geschichte und kenne die Gräueltaten, die man Kaiser Nero nachsagt.

Der Autor beginnt mit der Darstellung der generellen Bedeutung von Bränden für Rom, dessen Bauten überwiegend aus brennbaren Material bestanden. Für mich besonders interessant, dass es schon in der Zeit vor Christi spezielle Beamte gab, zu deren Aufgaben die Brandbekämpfung gehörte. Dem Autor war es ein Anliegen zu zeigen, dass es bereits vor 64 n.Chr. und auch danach verheerende Brände in Rom gab und ohne die Mythenbildung rund um Nero wäre wohl der Brand von 64 n. Chr. ebenfalls der Vergessenheit anheim gefallen

Im weiteren Fortgang des Buches folgen nun lange Ausführungen zum möglichen Ursprung des Brandes, seiner Ausbreitung und welche Gebäude ihm zum Opfer fielen. Das fand ich im Ansatz interessant. Es führte bei mir aber auch zu Ermüdungserscheinungen, weil ich die Örtlichkeiten nicht kenne und deshalb die langatmigen Beschreibungen für mich sehr abstrakt blieben.

Gefangen genommen haben mich dann wieder die Kapitel zur Christenverfolgung, die der Autor im überlieferten Ausmaß für unwahrscheinlich hält und Neros Bautätigkeit nach dem Brand. Auch hier war ich erschlagen von den Details, aber es ist dem Autor gelungen, mir Neros zukunftsträchtige Bauweise und die Schönheit des Domus Aurea näher zu bringen. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der politischen Folgen für Nero. Diese fand ich überzeugend und brachten mich zu der Erkenntnis, dass Nero in der geschichtlichen Betrachtung wohl zu schlecht wegkommt.

Das Buch hat in meinen Augen Licht und Schatten . Für mich die packenden Abschnitte waren eindeutig die Ausführungen zu politischen und gesellschaftlichen Aspekten des Brandes. Dagegen konnte ich mit den für mein Befinden eher langatmigen Beschreibungen der baulichen Gegebenheiten wenig anfangen. Daher bin ich skeptisch, ob das Buch seinem Anspruch, sich an Laien zu wenden, in vollem Umfang gerecht wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.