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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 493 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2018
West, Kasie

Fünftausend Gründe, warum ich dich liebe


sehr gut

Schöner Jugendroman mit erstaunlich viel Tiefgang.
Die Handlung spielt im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien, wo Abigail („Abby“) zusammen mit ihrer an Angstzuständen leidenden Mutter und ihrem seit langem verwitweten „Grandpa“ lebt. Abbys Vater ist bei der Army und seine Auslandsstationierung neigt sich dem ersehnten Ende zu. Neben der Frage, ob aus Freundschaft tatsächlich Liebe werden kann, steht der Reifeprozess eines jungen Mädchens im Vordergrund.
Dies war seit Langem mein erster Jugendroman und ich war positiv überrascht in vielerlei Hinsicht. Die liebevoll gestalteten Charaktere ließen mich bis zum Schluss der Geschichte mitfiebern und ich hatte größtenteils nicht das Gefühl, über die Erlebnisse von Jugendlichen zu lesen, sondern vielmehr über die von jungen Erwachsenen. Dies spiegelte sich auch in der generellen Wortwahl und in den Dialogen wieder, die oftmals nur so sprühten vor Witz. Auf Jugendausdrücke / Slang wurde gänzlich verzichtet, was zum angenehmen Leseerlebnis beitrug. Normalerweise schrecke ich vor Romanen zurück, in denen die Kommunikation zwischen den Figuren - sei es per E-Mail oder Textnachricht - Teil der Geschichte ist; in diesem Werk jedoch wurde dieses Tool sinnvoll und keineswegs verschwenderisch genutzt, sodass gelegentliche Telefonnachrichten eine willkommene Ergänzung zum großen Ganzen darstellen. Weiterhin lobenswert finde ich, dass der Hauptfokus der Story nicht lediglich auf eine eventuelle Romanze gelegt worden ist; stattdessen lernen die Leser/innen Abigails vielschichtigen Charakter durch einen Einblick in all ihre Lebensbereiche kennen: ihre Familie, ihre Arbeit im Kunstmuseum, ihre Gedanken während des Zeichnens.
Der Schreibstil ist harmonisch und flüssig; Abbys Erlebnisse und Gefühle werden anschaulich und emotional ansprechend beschrieben. Vor allem aber zeichnet sich der Schreibstil der Autorin durch eine gewisse Leichtigkeit aus - nicht im Sinne von Oberflächlichkeit und Halbherzigkeit, sondern dadurch, dass Ereignisse und Gedanken scheinbar mühelos ineinanderfließen, ohne der klaren Struktur der Handlung einen Abbruch zu tun. Der luftige, wolkenähnlich gestaltete Hintergrund des Covers verstärkt diese Leichtigkeit.
Als eigenes Bewertungskriterium würde ich für die Covergestaltung maximal 3 von 5 Sternen vergeben aus folgenden Gründen: Auf die Abbildung eines echten Fotos hätte ich verzichtet. (Dies liegt darin begründet, dass ich mir das Aussehen von Romanfiguren lieber im Laufe der Geschichte selbst vorstellen möchte und solche Symbolfotos eher störend finde.) Die Mischung der vielen Blautöne mit weißen pinselstrichartigen Elementen erinnert an Wolken und ruft somit besagtes Gefühl von Leichtigkeit hervor - bestärkt durch die Abbildung einer im Wind wehenden Pusteblume- , ist also durchaus passend gewählt. Unverständlich ist mir die Auswahl der Farbe Ockergelb / Hellbraun, die vielleicht als sommersonniges Gelb hatte ausfallen sollen und nun vielmehr an totes Laub erinnert. Die Glanzprägung des Buchtitels (der im englischen Original „Love, Life, and the List“ thematisch besser gewählt worden ist) wertet das Cover insgesamt auf.
Fazit: Leser/innen von Frauenromanen sollten sich bei diesem Werk nicht abschrecken lassen von der Bezeichnung ‚Jugendroman’. Die Geschichte ist hervorragend geeignet für Fans einer romantischen sommerlichen Lektüre mit authentischen Charakteren. Ich habe mich trotz Altersunterschied sehr gut in die sympathische Hauptfigur hineinversetzen können und insbesondere die neckischen Dialoge zwischen ihr und ihrem Großvater genossen. Das Ende hätte ein klein wenig mehr an Emotionalität ausgebaut werden können, liest sich allerdings trotzdem angenehm.

Bewertung vom 26.11.2018
Jungen, Sandra

Hanna


ausgezeichnet

S. Jungen ist ein fesselndes Werk über das dunkelste Kapitel der dt. Geschichte gelungen, das keine/n Leser/in unberührt lassen wird. Aus vielen Gesprächen mit ihrer Großmutter hat die Autorin einen bewegenden Zeitzeugenbericht erschaffen, in dem Realität & ein Bruchteil Fiktion mühelos ineinander übergehen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge, frisch examinierte Krankenschwester Hanna, die im Juni 1942 zum Einsatz an die Kriegsfront eingezogen wird & aus deren Perspektive die Erlebnisse erzählt werden. Wohin genau die Reise gehen soll, erfahren Hanna & ihre Kolleginnen erst unterwegs. Bald finden die Damen sich in heillos unterbesetzten, behelfsmäßig organisierten Lazaretten wieder, umgeben von stark traumatisierten, desillusionierten Schwerverletzten. Schnell wird klar: die Darstellung der heimatlichen Propaganda hinsichtl. des Erfolgs der dt. Truppen & die grausame Realität klaffen weit auseinander. "Im Krieg werden die Menschen zu Bestien." Diese Aussage von Hannas Großmutter bewahrheitet sich auf erschütternde Weise. Wer beim Lesen des Titels & der Inhaltsangabe befürchtet, d. dieser Roman hauptsächlich aus detaillierten Beschreibungen schwerer Verletzungen & Krankenhausalltag bestehe, dem kann ich diese Angst nehmen. Zwar werden einige Szenen dieser Art thematisiert, nehmen allerdings in keiner Weise Überhand. Nichts wird beschönigt, aber auch nichts überdramatisiert. Viel mehr geht es um die menschliche, lebensbejahende Haltung Hannas, die sie im Umgang mit den Verwundeten & ihren Kollegen/innen an den Tag legt, obwohl sie z. T. sogar deren Anfeindungen ausgesetzt ist & dennoch weiterhin routiniert arbeiten muss. Schlaf & Nahrung werden zu Luxus, die Lazarette brauchen jede helfende Hand. Bereits auf der 1. Seite hat mich der angenehm flüssige, authentische Schreibstil, mit dem die Autorin Hannas Gedanken & Emotionen einfühlsam wiedergibt, in den Bann gezogen & ich habe das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen können. Hanna ist eine wunderbare, tiefgründige Hauptfigur, die man gleich ins Herz schließt & am liebsten persönlich kennenlernen möchte. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich mit ihrem Schicksal mitgefiebert habe & wie sehr mich ihre Warmherzigkeit, die sie sich unter den widrigsten Umständen bewahrt hat, berührt hat. Für sie ist Helfen mehr Herzenssache als Dienst am Vaterland, sie wirkt wie der rettende Engel. Zwar kann auch sie nicht jeden Soldaten am Leben erhalten, doch sie ist sich der Wirkung eines tröstenden Wortes, eines Lächelns, bewusst: freundliche Gesten, die für die Verwundeten & Todgeweihten Balsam für die Seele sind. Im von Luftangriffen verwüsteten München sind Hannas Tage geprägt von zermürbenden Fliegerwarnungen & sie muss am eigenen Leibe erfahren, wie nah Glück & Leid in Zeiten des Krieges beieinander liegen können. Die fundierte Recherche zum historischen Hintergrund macht sich neben der nachvollziehbar strukturierten Reiseroute (die stets über Ort & Datum der Handlung informiert), auch in der Wortwahl der Dialoge bemerkbar: diese enthalten u. A. Mundart sowie einige für diese Epoche typische, umgangssprachliche Redensarten, über die ich oft habe schmunzeln müssen. Insgesamt würde ich den Schreibstil als durch & durch stimmig beschreiben; S. Jungen findet gekonnt die Balance zwischen Tragik & Leichtigkeit. Auch einige Tränen habe ich während des Lesens vergossen; die Autorin versteht es meisterhaft, die verschiedensten Emotionen in den Leser/innen hervorzurufen: Freude, Abscheu, Trauer habe ich durchlebt. Zudem gibt es Infos zum historischen Hintergrund (u.A. Details zu Reisestationen & realen Personen) + ein Glossar mit den wichtigsten zeitgenössischen Begriffen. Dieses sehr persönliche, aufwühlende Buch ist eine Ode an die Menschlichkeit; es ist das Portrait einer unerschütterlichen jungen Frau & ihrer bewussten Entscheidung, sich ihr Mitgefühl & ihren Optimismus auch in den schlimmsten Zeiten zu bewahren. Ein Buch, das jeder mal gelesen haben sollte!

Bewertung vom 26.11.2018
Nikolai, Maria

Die Schokoladenvilla / Schokoladen-Saga Bd.1


sehr gut

Beeindruckender Auftakt einer faszinierenden Familiensaga! M. Nikolai ein wundervoller historischer Roman gelungen. Die Geschichte versetzt uns in das Stuttgart zu Beginn des 20. Jhdts. zurück, in die Heimat der wohlhabenden Schokoladenfabrikanten-Familie Rothmann. Über den Zeitraum des Jahres 1903 begleiten wir das Lieben & Leiden der privilegierten Familie & deren Dienerschaft. Im Mittelpunkt der Handlung steht Judith, Tochter des Hauses - eine wundervolle Hauptfigur; ihr herzliches, aufrichtiges Wesen & ihr stetiger Hunger nach Wissen haben mich sofort begeistert. Judith liebt die Schokoladenmanufaktur ihrer Familie & träumt davon, eines Tages selbst im Familienunternehmen in leitender Position tätig zu sein. Leider hat ihr strenger Vater eine andere Zukunft für Judith geplant: sie soll sich, zum Wohle der Familie, in eine arrangierte Ehe fügen...mit einem Mann, der ihr verhasster nicht sein könnte. Soll Judith etwa dasselbe Schicksal erleiden, das ihre Mutter einst in eine tiefe Depression gestürzt hat? Bereits das zauberhafte Cover lädt zum Träumen ein. Es erweckt den Eindruck eines Stadtpalasts, der umgeben ist von einem winterlich verschneiten Wald. Imposant ragt der Prachtbau im Hintergrund hervor, als würde das Gebäude all die favorisierten Werte des dort lebenden Hausherrn symbolisieren: Dominanz, Stärke & Respekt. Die modisch gekleidete junge Frau im Vordergrund der Abbildung hat diesem Haus jedoch den Rücken gekehrt. Sowohl die Hochglanzprägung des Buchtitels, der in elegant geschwungener Schrift das Cover dominiert, als auch die Hervorhebung einzelner Schneeflocken, die sanft vom Himmel schweben, verstärken die Hochwertigkeit dieses Buchcovers. Mühelos beschwört die Autorin mit detaillierten Beschreibungen, denen eine ausführliche Recherche geschichtlicher Fakten zugrunde liegt, eine längst vergangene Zeit herbei. Von der edlen Raumgestaltung & Dekoration vornehmer Degerlocher Villen bis hin zu den Gerüchen in der Schokoladenfabrik o. der bitteren Armut in den Elendsvierteln der Stadt lässt die Autorin geschickt alle Feinheiten zu einem überwältigenden Gesamtbild verschmelzen & verknüpft die Handlung zu einem literarischen Kunstwerk aus historischer Geschichte & Fiktion. Die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere begeistern mit viel Tiefe & wortgewandten Dialogen, teilweise auch in schwäbischer Mundart. Authentizität heißt das Zauberwort! Meisterhaft versteht M. Nikolai es, Judiths bewegendes Schicksal als eine Frau, die in den steifen Konventionen vergangenen Epochen gefangen ist, während ihr Geist & ihre Seele einer zukünftigen, modernen Zeit angehören, gefühlvoll darzustellen. Auch das Innenleben der einzelnen Hausangestellten wird anschaulich beleuchtet & gibt Aufschluss über deren verschiedene Ansichten hinsichtlich der damaligen Klassengesellschaft. Die Kluft zwischen Arm & Reich ist tief & vermehrt regt sich der Widerstand gegen die ungerechte Verteilung von Wohlstand. Dieser emotionsgeladene Roman strotzt vor unerwarteten Wendungen & wartet mit bemerkenswerten geographischen Details auf. Ich habe großen Gefallen daran gefunden, von vertrauten Plätzen & sogar dem Breuninger Kaufhaus zu lesen. Einen winzigen Abzug gibt es für die beinahe zu ausführlichen Reisebeschreibungen am Nebenschauplatz, welche der Handlung zwischenzeitlich ein wenig das Tempo genommen haben. Als kleines Schmankerl finden sich auf den Innenseiten des Bandes 2 Rezepte, die die Herzen aller Fans von Schokolade höher schlagen lassen werden. Zudem gibt es eine Auflistung & (Familien-)Zuordnung aller erwähnten Personen inkl. Hintergründen zu historisch verbürgten Personen, ein Glossar der wichtigsten zeitgenössischen Begriffe sowie Informationen zum historischen Hintergrund & der Kulisse des Romans. Ein inspirierender Roman über die Macht der Liebe, den Mut, gegen den Strom zu schwimmen, & darüber, dass man den Glauben an seinen persönlichen Traum vom Glück niemals aufgeben sollte. Ein Muss für Fans von Downton Abbey & historischen Romanen.