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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

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Insgesamt 509 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2021
Schrocke, Kathrin

Bunte Fische überall


sehr gut

Barnie ist 13 Jahre alt und wächst in einer Regenbogenfamilie auf.

"Regenbogenfamilien?" Offenbar hatte Sergej das Wort noch nie gehört. "Na ja, so nennt man Frauen- oder Männerpaare mit Kind".
"Wieso das denn?"
"Hm." Ich hatte mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht. Mein Blick fiel auf den neuen Radiergummi im Regal. Die Regenbogenflagge leuchtete in der Nachmittagssonne.
"Weil..." Ich überlegte. "Vielleicht, weil die Lebensgeschichte der Leute so bunt sind wie die Farben des Regenbogens..." (Tolino, Seite 105)

Eigentlich ist Barnie ein ganz normaler Teenager: Ein wenig verliebt in den Nachbarsjungen Sergej und nie mit dem zufrieden was die Eltern gerade (nicht) erlauben. Aber zum Glück kommt das neue Baby-Schulprojekt gerade richtig: Jeweils zu zweit soll man sich 24 Stunden am Tag um eine Baby-Computer-Puppe kümmern. Das Projekt soll aufzeigen, das Jugendliche besser nicht im Teenie-Alter schwanger werden sollten.
Barnie und Sergej schliessen sich für dieses Projekt zusammen und werde so zu Eltern.
Doch auf einmal stellt Barnie fest, dass nicht alles so toll an Sergej ist wie seine Küsse...
Und dann gibt es ja auch noch Tore, der viel verantwortungsvoller ist und ihre Familie nicht als "nicht normal" tituliert.

Mir hat das Jugendbuch sehr gut gefallen. Der Erzählstil ist flüssig und das Thema ist wichtig.
Klare Leseempfehlung von mir.
4 ½ Sterne

Bewertung vom 03.10.2021
Keane, Mary Beth

Wenn du mich heute wieder fragen würdest


ausgezeichnet

Mehr als nur eine Liebe

'Wenn du mich heute wieder fragen würdest' ist weit mehr als die Liebesgeschichte von Kate und Peter. Es ist eine Geschichte über tiefe Freundschaft, Zusammenhalt, Betrug, Abhängigkeit, Vernachlässigung, Vorurteilen und letztendlich auch des Vergebens.
Ein Roman, in feinster Sprache und einnehmenden Schreibstil, aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ein Romeo und Julia der Modernen, ein leiser Roman, jedoch voller psychischer Gewalt und tiefer Sehnsucht nach Liebe und Verständnis, kurz gesagt: ein Lesehighlight.


Die Handlung:
Brian Stanhope und Francis Gleeson sind nicht nur Kollegen bei der Polizei, sondern auch Nachbarn im kleinen idyllischen Gillam, ein Vorort von New York.
Während Francis und Lena drei Mädchen haben, bekommen Brian und Anne einen Sohn, namens Peter.
Peter und die jüngste Tochter der Gleesons, Kate, sind sich tief verbunden und wachsen gemeinsam auf. Sie besuchen die selbe Klasse und fühlen sich zueinander hingezogen.

Es hätte so eine nette Liebesgeschichte sein können, wenn...

- Peters Mutter nicht psychisch krank und eifersüchtig auf Kate wäre
- und Peters Vater, der die Krankheit seiner Frau zwar erkennt, aber nichts dagegen unternimmt, sich lieber im Alkohol flüchtet
- und es nicht diesen einen schicksalshaften Tag gibt, der das ganze Leben beider Familien verändert.

Eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.09.2021
Schulman, Alex

Die Überlebenden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Highlight
Das Buch beginnt mit dem Ende: Drei erwachsene Männer, die blutüberströmt am See des ehemaligen roten Sommerhauses in Schweden mit der Asche ihrer Mutter stehen, um diese zu verstreuen.
Drei Jungs, die sich schon als Kinder nicht gut verstanden haben. Geprägt von den Alkoholexzessen der Eltern, hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.
Ständig buhlten sie um die Aufmerksamkeit der Eltern. Sie litten unter den Launen der Mutter, die ihrem ältesten Sohn den Vorzug gab, während sie die Jüngeren meist abwies. Der Alkoholpegel des Vaters entschied, ob er liebevoller Familienvater oder handgreiflich wurde.

Das Buch wird in zwei Zeitsträngen erzählt:
Der Erste handelt chronologisch von der Kindheit der Jungs, erzählt werden Erlebnisse, Geschichten, kleine Streiche, Auseinandersetzungen, aber auch Anekdoten seltener Verbundenheit.
Der zweite Strang beginnt mit dem Ende und arbeitet sich von Kapitel zu Kapitel zurück, zu dem Zeitpunkt, wo das Schlimme geschah, was alles veränderte.

Es ist eine Geschichte über drei Jungs mit gebrochenen Seelen, die zu oft auf sich alleine gestellt waren und vernachlässigt wurden und die erst als Erwachsene realisieren, was ihnen fehlte und was alles unausgesprochen blieb. Erinnerungen die falsch im Kopf schlummerten, werden erst im erwachsenenalter aufgearbeitet und wieder an den richtigen Platz gerückt.

Alex Schulman hat, in teilweise harter Sprache, ein unglaublich intensives und tiefgreifendes Debüt geschrieben.
Ein Buch so getreu erzählt, dass ich für Minuten in Schweden am See saß und den Mücken beim Tanzen während des Sonnenuntergangs zusehen konnte.
Ein großes Lesehighlight.

Bewertung vom 25.09.2021
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine gefährliche Liebe

Hedy, eine österreichische Jüdin, glaubt den Nazis entkommen zu sein. Von ihren Eltern und Schwester getrennt, baut sie sich ein neues Leben auf Jersey auf.
Doch ihr Plan geht nicht auf: 1940 landen die ersten Truppen der deutschen Wehrmacht auf der Kanalinsel. Hedy ist verzweifelt, wurde sie sofort als Jüdin klassifiziert und verliert ihren Job postwendend. Lebensmittelkarten sind ihr jetzt verboten und anfänglich wird sie noch von ihrem besten Freund Anton mit Lebensmittel versorgt, doch das Essen reicht nicht zum Überleben.
Sie nimmt eine Stelle als Übersetzerin an - ausgerechnet für die Nazis.
Durch Zufall lernt sie den Besatzungsoffizier Kurt kennen und die verbotene Liebe nimmt ihren herausfordernden Lauf.

Die Geschichte von Jenny Lecoat beruht auf einer wahren Begebenheit.
Der Schreibstil ist fliessend und fesselnd und ich war sofort in der Geschichte angekommen.

Mein Fazit:
Die Nazis sind mir eigentlich zu nett dargestellt und die fürchterlichen Gräueltaten der Herrenrasse sind mir nicht intensiv genug beschrieben worden, jedoch war die Geschichte so spannend aufgebaut, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Und genau das macht ein gutes Buch aus. Es gibt andere, intensivere Bücher aus der Nazizeit, aber hier stand die deutsch/jüdische Liebesgeschichte mit allen Gefahren im Vordergrund und die gefiel mir sehr..

Bewertung vom 04.09.2021
Stuart, Douglas

Shuggie Bain (MP3-Download)


sehr gut

Wenn Alkohol alles zerstört
Glasgow, in den 80er Jahren: Shuggie Bain, Lieblingskind von Agnes, der Trinkerin, wächst hier im Arbeiterviertel in Armut auf. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit prägen das Leben der Arbeiter in Glasgow. Huggies Vater hat schon lange die Flucht ergriffen: Anfänglich von Agnes Schönheit geblendet, hat er längst begriffen, dass er ihr nicht helfen kann. Unterhalt zahlt er nicht - und so landen Agnes, ihre zwei Kinder aus erster Ehe und dem gemeinsamen Kind Shuggie in der Sozialwohnungssiedlung. Agnes versäuft das Geld von der Stütze am ersten Tag nach Erhalt und für Essen bleibt den Kindern nichts mehr. Wenn das Geld alle ist, macht Agnes sich schön, pflegt sich, zieht ihren schönen Pelz aus alten Tagen an (der Pfandleiher wollte den nicht haben) und macht sich auf dem Weg um einen Mann zu suchen, der ihr einen Drink spendiert.
Shuggies ältere Geschwister Kath und Leek ziehen aus, und so ist es an Shuggie sich um seine Mutter zu kümmern. Er, der anders ist als andere Jungs, feminin mit weichem Gang, versucht auf seine Mutter aufzupassen. Er schwänzt die Schule, beschützt sie vor aufdringlichen Männern die an die Tür klopfen, wischt ihr Erbrochenes auf und bringt sie ins Bett. Doch Shuggie gibt nicht auf: Das Wohlbefinden seiner Mutter ist für Ihn das erste Gebot…

Es ist ein Buch über bedingungslose Liebe, Sucht und Abhängigkeit und deren Auswirkungen auf alle Familienmitglieder.

Shuggie Bain ist der Romandebüt von Douglas Stuart, der hier die eigene Geschichte seiner alkoholkranken Mutter erzählt, ausgezeichnet mit dem Booker Preis 2020.

Mir persönlich hat die tieftraurige Geschichte gut gefallen, lesenswert, aber nicht mein Lesehighlight des Jahres. Der Sprecher hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 01.09.2021
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Drei Generationen auf einem Bauernhof:
Lisbeth ist die Erbin des hochangesehenen Bethches-Hofs in einem kleinen Fachwerk-Dorf in Hessen. Sie ist Patriarchin durch und durch, diszipliniert, organisiert und von früh bis spät arbeitend, immer darauf bedacht, was die Anderen, die Nachbarn, über sie sagen könnten. Wenn sie durchs Dorf geht, trägt sie ihre Nase hoch.

Als Lisbeths Sohn heiratet und die moderne Marlies zu ihnen auf den Hof zieht, erhofft sie sich Unterstützung von der Schwiegertochter. Marlies jedoch möchte weder eine Kinderschar gebären, noch ihre Arbeit im Modehaus aufgeben. Es brodelt und der Konflikt nimmt seinen Lauf. Das keiner über Probleme und Gefühle in der Großfamilie spricht, macht es nicht einfacher.
Als das langersehnte Enkelkind Joanna endlich geboren wird, nehmen die Unstimmigkeiten mit den unterschiedlichen Vorstellungen von Kindererziehung noch zu.

Ute Mank lässt uns in ihrem Debütroman an dem Alltagsleben mit Traditionen in einer Bauernfamilie teilhaben. Sie beschreibt wunderbar wie sich der Hof mit jeder Generation verändert.
Dadurch, dass Lisbeth und Marlies im Wechsel erzählen, hadert oder leidet man mit ihnen.


Es ist einerseits ein Roman über einen Generationskonflikt und die fortschreitende Industrialisierung, als auch die Rollenveränderung der Frau, in ihrem Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit.
Das Buch Wildtriebe von Ute Mank regt zum Nachdenken an.
Eine Leseempfehlung von mir! 4½ Sterne

Bewertung vom 23.08.2021
Neumann, Constanze

Wellenflug


ausgezeichnet

Familienporträt
Das Cover sprach mich sofort an und ich wurde nicht enttäuscht:

Constanze Neumann erzählt die bewegenden Geschichten zweier Frauen in deren Zeit. Dabei hat Constanze Neumann reale Figuren und historische Ereignisse mit fiktiven Handlungen ausgeschmückt.

Im ersten Teil geht es um Anna Reichenheim, sie hat jüdische Wurzeln und ihr einziges Besterben ist es, sich gut zu verheiraten, den Wohlstand zu erhalten, viele Kinder zu gebären und diese zu selbständigen Erwachsenen zu erziehen, die selber Verantwortung übernehmen können.
Doch ihr Erstgeborener Heinrich, der 1881 das Licht der Welt erblickt, macht ihr da ein Strich durch die Rechnung: Ein liebenswerter Junge, der aber nie ernst ist und sich kaum auf wichtige Dinge, wie Schule und Lernen konzentrieren kann, wächst zu einem Lebemann, Draufgänger und Spieler heran...

Im zweiten Teil erzählt Marie ihre Geschichte:
Marie kommt aus armen Verhältnissen und hat nicht mal einen Schlafplatz für die Nacht, als sie den reichen, jetzt erwachsenen Heinrich Reichenheim kennenlernt. Vertrieben von dessen Familie, bauen sie ein neues Leben in Amerika auf. Marie kann Heinrich zwar von seiner Spielsucht abhalten, leidet jedoch darunter, dass sie von seiner Familie nicht anerkannt wird.
Das Leben in Amerika läuft nicht so, wie sie es sich wünschen: ...
Und dann bricht in Deutschland der erste Weltkrieg aus und Heinrich hat die Hoffnung von seiner Familie rehabilitiert zu werden, wenn er für das Vaterland in den Krieg zieht...

Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen!
Eine grosse Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 20.08.2021
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Seit „Rabenfrauen“ hat mich Anja Jonuleit fest im Griff.
Es ist mein 7. Buch von ihr und jedes Buch packt mich einfach, reißt mich mit und lässt mich bis zum Ende nicht mehr los.

Ich mag ihren Erzählstil, ihre Art, wie sie historische Fakten mit fiktiven Personen verstrickt.
Perfekt recherchiert ist ihr neuester Roman, der in zwei Zeitebenen von 3 Protagonisten im Wechsel so spannend erzählt wird, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.

In der Gegenwart entdeckt Eva per Zufall auf der Titelseite eines Boulevardblattes die Phantomzeichnug einer toten Frau.
Bei der Toten handelt es sich um die Isdal-Frau, die 1970 in Norwegen getötet und verbrannt wurde, deren Fall jedoch nie aufgeklärt wurde.
Aber warum sieht die Phantomzeichnung ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich?

In den 60er Jahren wird Margarete von ihrer Mutter und Schwester zurückgelassen, als diese vor den Alliierten in Frankreich flüchten.
Als junge Frau macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie, doch was hat das mit den Lebensborn Heimen zu tun, die von den Nazis ins Leben gerufen wurden, um schwangeren und ledigen Frauen eine anonyme Entbindung zu ermöglichen?

Und dann ist da noch Laurin, ein Historiker, der nach dem Schlaganfall seiner Mutter einen Safe code findet.

Eine große Leseempfehlung von mir.