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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2020
Kershaw, Ian

Das Ende


ausgezeichnet

Despotie, Auswüchse der Nazis am Ende --> Willkür-, Schreckens- und Gewaltherrschaft

Taufrisch ist Ian Kershaws Titel nicht. Die Ausgabe Nummer 1 in deutscher Sprache kam bereits 2011 auf den Markt.

Dennoch oder vielleicht gerade deswegen, so man sich die aktuelle politische Entwicklung in manchen Staaten anschaut, ist es noch immer und immer mehr lesens- und bemerkenswert.

Ian Kershaw analysiert die Zeit zwischen Stauffenbergs Attentatsversuch auf A. Hitler am 20. Juli 1944 und den elf Monaten bis zur bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reiches an allen Fronten.

"In den zehn Monaten zwischen Juli 1944 und Mai 1945 starben weit mehr deutsche Zivilisten als in den vorangegangenen Kriegsjahren, [...]" (Seite 514)
"In den letzten zehn Monaten dann starben 2,6 Millionen deutsche Soldaten (davon über 1,5 Millionen an der Ostfront): 49 Prozent aller im Krieg gefallenen. Gegen Kriegsende kamen jeden Monat 300 000 bis 400 000 Soldaten ums Leben" (S. 515)

Dass diese beiden Zitate deutsche Kriegsopfer erwähnen, soll keinerlei Geringschätzung der noch zahlreicheren Opfer der anderen von Deutschland überfallenen und attackierten Länder wie Holland, Belgien, England, Frankreich, in Skandinavien, Griechenland, den Balkanländern und vor allem auch Russland sein!
An der deutschen Wehrmacht und Bevölkerung besonders im Osten wurde das gerächt, was die Wehrmacht, oft gemeinsam mit der SS bei ihrem Überfall von Polen und Russland sowie dem deutschen Vorstoß bis kurz vor Moskau der dortigen Bevölkerung angetan hatte. Unsäglicher Terror.

Selbstverständlich geht Ian Kershaw auch den Entwicklungen an militärischen Fronten in Ost und West nach. Der Autor schildert, was nach zahlreichen Belegen versucht und aus damaliger deutscher Sicht oft falsche entschieden wurde.
Der Autor schildert, wie nicht nur die Mitglieder des Quadrumvirats Goebbels - Himmler - Göring - Bormann mit Ausnahme des Erstgenannten versuchten, sich zu retten. Himmler beispielsweise versuchte, mit einem Teil der auf die Todesmärsche geschickten Juden ein Druckmittel in die Hand zu bekommen, um die Westmächte zu einem separaten Waffenstillstand an der Westfront und nach seinen illusorischen Vorstellungen diese sogar zu einem gemeinsam geführten Krieg gegen die russische Front im Osten zu bewegen.

Es geht aber nicht nur um die 'Granden' der Nazis. Ebenso wird der von Gauleitern, Blockwarten, fliegenden Standgerichten organisierte und durchgeführte Terror zum Thema gemacht. Weswegen kam es trotz der offensichtlichen Sinnlosigkeit weiterhin Krieg zu führen, zu keiner Meuterei in Wehrmacht, Luftwaffe oder gar Marine? Wo liegen die Gründe, dass die deutsche Zivilbevölkerung sich nicht im grossen Umfang gegen den Nazi-Terror wehrte? Auf welchen Wegen (katholische Kirche...) haben die grossen und die kleinen 'Granden' versucht, ihre Haut samt ihrer zusammengeraubten Güter zu retten - ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.

Wie ging wo (Aachen, Bayreuth, Würzburg, Hamburg, Berlin, Breslau, Warschau etc. etc.) was zu Ende??

Dass Ian Kershaw als weltweit anerkannter Historiker diese umfangreiche Zusammenfassung der Monate Juli 1944 bis Mai 1945 nicht aus der Luft greift, versteht sich von selbst. Die Anmerkungen mit Quellenangaben umfassen117 Seiten (!), das Quellen- und Literaturverzeichnis weitere 26. Auch hinsichtlich der im Mittelteil zu findenden Reproduktionen von Originalfotos gibt Ian Kershaw deren Quelle an.

Wer sich also die Frage stellt, weswegen sich weder die damaligen Deutschen Militärkräfte und noch weniger die deutsche Zivilbevölkerung gegen die Nazi-Herrschaft und deren Terror gewehrt hat. Weswegen hat niemand ausser dem leider viel zu oft vergessenen Schreiner Georg Elser (Bürgerbräukeller München 1939) und Stauffenberg (Führerhauptquarter Wolfsschanze) ein Attentat auf Hitler und/oder sein Quadrumvirat verübt?

Bewertung vom 26.04.2020
Rühmer, Dennis

Synology NAS


ausgezeichnet

Trotz des technischen Fortschritts (und Preisverfalls) eine sehr gute Basis Pro und Contra NAS

Die neben mir liegende Ausgabe des Buches ist der korrigierte Nachdruck von 2019, Erstauflage 2018. An manchen Stellen ist schon festzustellen, dass die eine oder andere Information etwas 'veraltet' ist. Auf Seite 37, Stichwort "So finden Sie die richtige Festplatte", Unterstichwort "Sind SSDs nicht eine wunderbare Lösung?" heisst es: "Derzeit eignen sich die sehr teuren SSDs also noch nicht für den Heimbereich [...]".

Richtig ist, dass der Einsatz von SSDs als Speichermedium in einem NAS dem alten Sprichwort "Mit Kanonen nach Spatzen schiessen" entspricht. Denn das, was eine SSD an Datentransfertempo bietet, kann ein übliches Heimnetzwerk gar nicht übertragen und ausnutzen.
Falsch ist mittlerweile, dass SSDs sehr teuer sind. Eine SSD mit 1 TB Kapazität schlägt heute (04/2020) mit knapp über 100 Euro zu Buche. Vor zwei Jahren waren die Dinger noch kaum zu bekommen. Von Bezahlen ganz zu schweigen.

Abgesehen von solchen kleinen, dem Fortschritt geschuldeten Mängeln ist das Buch sagen wir mal für den fortgeschrittenen Einsteiger, der sich mit der Frage beschäftigt "NAS anschaffen ja/nein" sehr gut geeignet.

Dem Titel entsprechend geht es im praktischen Teil wie beispielsweise bei den Themen "Kalender und eigens Adressbuch", "Musik abspielen mit der Audio Station" oder "Kameraüberwachung mit der Surveillance Station", "Fernsehen auf allen Geräten mit der Video Station" um die Browser-basierte Software und die Programme von Synology. Wobei mittlerweile auch diese an der einen oder anderen Ecke überarbeitet wurde.

Aber selbst für diejenigen, die sich für ein NAS eines anderen Herstellers wie Qnap, Zyxel, Western Digital, Buffalo oder Terramaster interessieren, sind genug allgemeine Infos zu finden. Stichworte wie die verschiedenen RAID-Modi, Backupmethoden und ~pläne etc. werden erläutert.

Alles wird Schritt für Schritt, mit zahlreichen Screenshots illustriert in gut verständlichem Stil erklärt.

Bewertung vom 25.04.2020
Born, Günter

Windows 10 Power Tipps


ausgezeichnet

Ein Buch für 'Techies'...

Dass es sich bei Günter Borns neuestem Werk (das 200ste oder bereits 239ste?) um keine allgemeine Schritt-für-Schritt-Anleitung im Sinne von "Jetzt-klicken-Sie-hier-und-dann-klicken-Sie-dort" handelt, ergibt sich schon aus dem Übertitel. Der da lautet "Optimierung - Troubleshooting - Systempflege - Sicherheit".

Der massenhaft Bücher zu Microsoft-Produkten veröffentlichende Autor hebt hier die 'Windows-Motorhaube' nicht nur leicht an. Er nimmt den Motor, sprich Windows auch gründlich auseinander

Tipps über Tipps. Nicht nur hilfreich bei irgendwelchen Fehlermeldungen. Sondern auch Tipps, wie aus Windows mit Bordmitteln und Zusatzprogrammen (die meisten Freeware) das Betriebssystem auf Vordermann gebracht werden kann. Oder wie Windows auf die Beine geholfen werden kann, wenn es mal wieder rumzickt.

'Fehlermeldungen' werden in einer vernünftigen Aufstellung erklärt. Klar, dass G. Born auch erläutert, wie diese Fehlermeldungen zu beheben sind.

Nahezu alles, was an Erklärungen, Tipps und Tricks zu finden ist, wird durch ScreenShots nachvollziehbar verdeutlicht. Das umfangreiche Stichwortverzeichnis unterstreicht, dass die neuesten Windows-'Entdeckungen' in dieser zweiten aktualisierten Auflage eingearbeitet wurden. Das Inhaltsverzeichnis ist thematisch gut organisierten. Ein gezieltes Aufsuchen notwendiger Informationen ist somit kein Problem, man muss sich nicht durch alle 586 kämpfen, um eine benötigte Info zu finden. Auch das sehr umfangreiche Stichwortverzeichnis ist eine grosse Hilfe. Das Beheben eines Windows-Problems sollte dann auch kein Problem mehr sein.

Das Einzige, was ich überaus lästig finden, aber das ist sicher Geschmackssache: überspitzt ausgedrückt liest man auf 10 Seiten etwa 30 Mal den Namen "Born"... Die zur Erklärung dienenden Ordner tragen den Namen "Born-Irgendwas" oder ähnlich, man wird x.mal auf die Webseite des Herrn Born, auf das Blog des Herrn Born verwiesen, Born vorne und Born hinten, überall Born... Nervend!
Auf die Tricks, die im Zusammenhang mit Windows 10 V1903/V1909 möglich sind geht der Autor, pardon Günter Born, also Herr Born oder kurz nur Born, eben der Autor Born, der schon viele Born-Bücher veröffentlicht hat, in einem am Ende dieses neuen Born-Buches eingeklebten Heftchens ein. Hier sind die Screenshots in Farbe gedruckt, in dem Buch selbst in Schwarz/Weiß.

Aber was soll's, wenn der Autor seinen Namen so gerne liest, soll er.
An der einen oder anderen Stelle hat sich auch mal ein grammatikalischer Fehler eingeschlichen. Beispiel Seite 213: "In Windows 10 V 1803 gibt es möglicherweise Probleme mit Multifunktionsdruckern, wo der Scanner nicht mehr erkannt wird." Hier muss es korrekterweise heissen "[...] Multifunktionsdruckern, die den Scanner nicht mehr erkennen."
Auch auf Seite 228 ist ein Fehler zu finden... Damit lässt sich jedoch leben. Denn Mitdenken ist bei diesem Buch auf jeden Fall notwendig.

Ansonsten ist das Buch inhaltlich und vom Informationswert durchaus empfehlenswert - für Techies, nicht für Einsteiger, absolute Laien und reine Mäuseschubser.

Bewertung vom 24.04.2020
Immler, Christian

Dein Smartphone mit Android 10


ausgezeichnet

Für Ein-, Auf-, Umsteiger, für Neugierige, für Wissensbegierige

Dass Android als Betriebssystem und Ansammlung sinnvoller Apps für Smartphones mit rund 75% Marktanteil diesen quasi beherrscht, das sollte sich rumgesprochen haben.
Der US-Bann gegenüber dem chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei hat dieser Dominanz nicht wesentlich geschadet.

Weswegen Android eine derartige Akzeptanz geniesst, stellt Christian Immler mit seinem neuesten Werk einmal mehr unter Beweis. Der Autor hat schon einige Bücher zu verschiedenen Samsung-, Huawei- und weiteren mit Android arbeitenden Smartphones veröffentlich, eine Sammlung sinnvoller Apps für dieses Betriebssystem ab Version 7, Bücher zu Raspberry usw. veröffentlicht. Er weiss dementsprechend, wie gute und gut verständliche Bücher zu diesem Themenbereich verfasst werden.

Auch mit dem im Grunde herstellerunabhängigen Buch stellt er das erneut unter Beweis. Bei der Flut von Smartphones muss er sich logischerweise an zwei, drei angebotene Modelle halten. Aber obgleich einige Hersteller hinsichtlich der Benutzeroberfläche ihr eigenes Süppchen kochen, sind die grundlegenden Möglichkeiten und vor allem die Bedienung prinzipiell identisch. Egal, ob man ein Samsung, ein Sony, ein Google Pixel oder sonst was in der Hand hält. Letztere haben aber den Vorteil, dass sie die jeweils neueste Android-Version stets als erste Geräte verpasst bekommen. Schliesslich ist der Pixel-Anbieter der selbe wie der von Android. Kein Wunder, dass ein Pixel bei den Erklärungen den Schwerpunkt bildet.
Das mit einer Unmenge durchgängig in Farbe gehaltener Bildschirmabbildungen illustrierte Buch ist aber so verständlich geschrieben und Android hat eine auf den Geräten aller Smartphone-Anbieter so einheitliche Bedienung, dass "Dein Smartphone mit Android 10" für jeden 'Androiden' zu lesen sinnvoll ist.

Angefangen bei den Neuerungen, die die Version 10 bietet über grundlegende Informationen wie 'Akku laden', die verschiedenen SIM-Karten-Grössen, eSIM, Dual-SIM, SIM-Karte einstecke, Datenübernahme von einem zuvor genutzten Smartphone (sollte das ein iPhone gewesen sein, schweigt sich Christian Immler leider aus),Sicherheitseinrichtungen, das komplette Basis-Wissen wird erläutert.

Weiter geht es mit beispielsweise der neuen Gestensteuerung, auf Deutsch, wie lässt sich mit welcher Wischerei auf dem Display was erreichen, den WLAN-Einstellungen, Bluetooth natürlich zu den Kommunikationsmöglichkeiten (Telephon, SMS, WhatsApp etc.), Kartendiensten, Kalender-, Kamera- und Multimediafunktionen. Alles voller verblüffender bei Android 10 neu hinzugekommenen Features.

Akku sparen, mit dem Notebook per Smartphone ins Internet, sinnvolle Apps, mögliche Sicherheitsprobleme - nichts lässt der Autor aus. Und das auch mit deutlichen Warnhinweisen. Beispiel Seite 78: "Taschenlampe ohne App. Verschiedene Hersteller bieten seit den ersten Android-Versionen Apps an, die die Fotoleuchteein- und ausschalten. [...] Die meisten dieser Apps scheinen im Wesentlichen dazu zu dienen, das Smartphone regelmäßig mit Werbung zu überfluten. Einige sind sogar schon in Bezug auf den Datenschutz in die Kritik geraten, da sie im Hintergrund Benutzerdaten sammeln.
Android löst dieses Problem seit der Version 5 Lollipop sehr elegant, indem in den Schnelleinstellungen ein Schalter angeboten wird, mit dem man jederzeit die Fotoleuchte ein und wieder ausschalten kann."

Meines Wissens ist 'SwiftKey' (Alternative zur Android-eigenen Tastaturbedienung) weit verbreitet. Hierzu äussert sich der Autor warum auch immer leider mit keiner Silbe, weder über Vorteile wie die Möglichkeit, Texte schneller eingeben, den Cursor exakt steuern zu können noch die Risiken wie Datensammlung durch die App. Schade, sehr schade.

Dennoch kurzum gilt : wer sich mit dem wirklich guten, stabil laufenden Android 10 intensiv vertraut machen möchte, bekommt alles, was es zu Wissen gibt, ausgezeichnet präsentiert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2020
Kurze, Peter

VW Käfer


ausgezeichnet

Grad schön war's...

Der Käfer krabbelt noch immer. Und kribbelt noch immer...

Peter Kurze ist es gelungen, in diesem eher Bild- als Textband schöne Fotos des Krabbeltieres in allen möglichen Situationen zusammen zu stellen. Nichts gegen die Texte. Diese sind sehr nett geschrieben. Aber zunächst hängt man sich doch an den auch qualitativ sehr guten Fotos auf.

Der Käfer an Gasolin-Tankstellen (erinnert sich noch jemand an diese Tankstellen?) inklusive eine Gasolin-Tankwartin, der Käfer am Badestrand mitsamt eines Jammerschinken sprich Ziehharmonika spielenden Herrn, zu dessen Musik ein junges Paar tanzt und eine adrett auf dem Kotflügel drapierte Dame eine Mundharmonika spielt...
Heute unvorstellbar, da grölt eine per iPhone gefütterte Bluetooth-Box.

Der Käfer im Gebirge, in der Innenstadt mit schneebedeckten Strassen. Schnee in der Innenstadt! Das Käfer Cabrio irgendwo in den Weinbergen im Raum Stuttgart, der Käfer mit den 'Augenlidern' über den Frontscheinwerfern.
Der 1303 S in zitronengelb mit schwarz lackierter Haube. Käfer überall. Auch einmal gemeinsam mit ein paar NSU Prinzen auf dem Schrottplatz.

Auf den ersten Seiten ein paar historische Aufnahmen des ehemaligen KdF-Wagens und dessen Produktion. Nur auf Seite 107 des Buches scheint etwas danebengegangen zu sein. In der Bildunterschrift ist die Rede vom 21.529.464sten Käfer, das Foto zeigt aber ein Stillleben von Schaltern und VW-Emblemen...

Ansonsten ist der Band ein Augenschmaus. Er lässt bei der entsprechenden Leseraltersklasse Erinnerungen, bei den Jüngeren vielleicht eine gewisse Vorstellung von den Zeiten des Käfer-Daseins wach werden.

Bewertung vom 21.04.2020
Lewandowski, Jürgen

Fiat 500


sehr gut

1958 fabrikneu für 2.890,00 DM vom Hof des Fiat-Händlers zu fahren...

Heute muss man für einen top-gepflegten Original-500er schon um die 10.000,00 bis 15.000,00 Euro hinlegen. So top gepflegt wie das Modell in dem wunderschönen dunkelblau mit Chromstossstangen und Stofffaltdach auf Seite 86 ff. Ein Traum von einem Auto.

Viele (zum Teil leider etwas 'flaue') Fotos der verschiedenen Ausführungen des 500er. Von der Limousine natürlich. Aber auch von der Ausführung als Kombi, Giardiniera‘ genannt. Der österreichische Steyr-Puch-500er, der Abarth. Die Ausführung als für meinen Geschmack potthässlicher Spider von Carrozzeria Frua, als Cabrio gefertigt von der Carrozzeria Monterosa, als 'Rennwagen' in weiß mit roten Streifen, als grausam rosaroter Fiat 500 Jolly Ghia Giardiniera mit Korbstühlen usw.

Der 500er-Fan findet also so ziemlich alle Ausführungen.
Der Technik-Fan findet einige technische Zeichnungen, der Interessent an technischen Daten wie Motorspezifikationen, Kraftübertragung, Fahrwerk, Maßen und Gewichten wird im Anhang zufrieden gestellt. Und wer ein Stück dieses Garagengoldes sein Eigen nennen kann, schaut auf den Seiten 102/103 nach, was sein 500er ehedem gekostet hat und freut sich über die Rendite.

Der einzige Abstrich an diesem netten Buch ist wegen der oben erwähnten teilweise 'flauen', anders ausgedrückt nicht sonderlich brillanten Fotos zu machen. Aber damit lässt sich leben.

Bewertung vom 20.04.2020
Kurze, Peter;Knaack, Ulrich

Citroën 2CV - Die Ente


ausgezeichnet

Der Traum der 68er Generation...

Wahrscheinlich nicht von allen 68ern. Aber eine Ente war schon was super cooles. Manche träumten auch vom 500er Fiat, die ganz Verwegenen vom NSU TT, die Grössenwahnsinnigen vom TTS. Da war die Ente schon eher erreichbar.

Gemütlich, bequem und ohne jede elektronische Ablenkung mit aufgerolltem Dach und hochgeklappten Fenstern durch die Landschaft rollen. Das war einfach schön. Kein SUV, der von hinten angebrettert kam. Das Dach sollte aufgerollt sein, damit der dichte Qualm der Gauloises oder Gitanes schnell abziehen kann. Und die Ente ist einfach gefahren - oder manches Mal auch nicht. Französisches Auto eben, savoir vivre war das Motto.

In dem netten Bild-/Textband wird die Geschichte der Ente wiedergegeben. Von der Vorstellung des 2CVauf dem Genfer Automobilsalon anno 1948, dicht umlagert von Besuchern bis hin zum letzten Modell, der Ente Hermès mit Volllederausstattung aus dem Jahr 2008. Über diese Cappucinofarbene Lackierung lässt sich sicher streiten, die Innenausstattung mit dem in der gleichen Farbe gehaltenen Leder sicher nicht.
Von aussen sehr viel schöner war das "patriotische Sondermodell" anlässlich der Fussball-WM 1986, ganz chic in bleu-blanc-rouge mit Farbübergängen ineinander übergehend lackiert.

Die Ente in der Wüste, im Flussbett (nicht abgesoffen, sondern fahrend), mit von Laien durchzuführender Demontage der Türen, um diese einer ordentlichen Putzaktion zu unterziehen, die Sahara-Ente mit zwei Motoren und Vierrad-Antrieb, die Ente in bester Schräglage beim Langstreckenrennen 1958 auf dem Hockenheimring usw.
Einige technische Zeichnungen für den daran interessierten Leser gibt's auch dazu.

Der Méhari fehlt leider. Nicht aber die Kasten-Ente, die sich zu einer Art Campingmobil ausbauen liess. Und, soweit man den Kasten ohne Fenster bekam, konnte man sogar noch etwas an der Kfz-Steuer und der Versicherung sparen. Denn dann war die Kasten-Ente als Handwerker-Lieferwagen klassifiziert.

Auf jeden Fall kann man sich bei Durchblättern, Lesen, Betrachten der Fotos an die donnernden 14 PS, die nach einer immensen werkseitig durchgeführten Tuning-Aktion serienmässig ab 1963 auf 16 PS katapultiert wurde freuen.

Und in Erinnerungen an die 68er-Jahre schwelgen.

PS: das Buch ist auch gut zum Vererben geeignet. Damit die zukünftigen Generationen sehen, wie die Automobilität nach dem Zweiten Weltkrieg mal begonnen hat...
Nix Navi, nix Kofferraum voll Subwoofer, weder Bluetooth, HeadUp-Display LED-Scheinwerfern, ABS oder sonst was - nur ENTE. PUR.

Bewertung vom 20.04.2020
Reincke, Madeleine;Maunder, Hilke

Baedeker Reiseführer Australien


ausgezeichnet

Ausreichend interessanten Lesestoff für 27 h Flug. Und weit darüber hinaus

Derzeit (April 2020) wird es recht schwer bis fast unmöglich sein, 'Down Under' zu erreichen. Egal mit welcher Fluggesellschaft. Per Kreuzfahrtschiff könnte es ohnehin zu einer mehrmonatigen Odyssee werden. So man den Dampfer überhaupt und irgendwo verlassen darf.

Wer aber von einem Urlaub in Australien träumt, kann sich die Wartezeit auf eine Möglichkeit, dorthin zu kommen, mit der Lektüre der knapp 600 Seiten gut vertreiben. Denn die Autoren haben sehr, sehr viel Wissenswertes zu dem fünften Kontinent zusammengetragen. Einschliesslich sechs Tourenvorschlägen durch verschiedene enorm grosse Regionen des Kontinents. Während dieser zum Teil per Flieger und Leihwagen zu absolvierenden Touren sind innerhalb zwei bis drei Tagen zwischen 400 Kilometer und innert Minimum drei Wochen 5.500 Kilometer zu absolvieren. Die Tour durch Tasmanien beansprucht zwei bis drei Wochen, während denen 1.200 Kilometer zu fahren sind. Und, um nichts zu unterschlagen, es wird auch eine viertägige Reise per Eisenbahn, dem Indian Pacific anempfohlen, 4.350 Kilometer lang, vier Tage.

In 'Down Under' ist nun mal Alles etwas grösser, weiter, schöner.

Nach dem Tourenempfehlungsteil schliessen sich in bewährter Baedeker-Manier die nach ihrem jeweiligen Namen sortierten Ziele, also Städte, Regionen, Naturparks an. Jeweils unterteilt nach den Bundesstaaten. Alles mit schönen Farbfotos illustriert, dort, wo es sinnvoll ist, mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan versehen. Überall, wo es Sinn macht mit Hinweisen zu Hotels, Restaurants etc. Die Hintergrundinfos (Geschichte, Kunst und Kultur, das Land und seine Menschen), das Kapitel 'Leben und Geniessen' (Essen und Trinken, Feiern, Shoppen und Übernachten) sowie die allgemeinen Infos, sprich Anreise, Post und Telefon, Gesundheitssystem, Sicherheit, Reisezeit, Verkehr etc. sind auf den letzten rund 100 Seiten zusammen gefasst.

Was die Baedekers ganz allgemein und diesen Baedeker insbesondere so ausnehmend gut macht, das sind ausser den sorgfältig zusammengestellten, aktuellen Informationen teilweise doppelseitige Illustrationen, wie sie sonst nur schwer zu finden sind. Von den Nachrichtensendungen an Silvester wird wahrscheinlich jede/r den 'Kleiderbügel' kennen. Denn er ist ein Teiles des gigantischen Silvesterfeuerwerks. 'Coathanger', also 'Kleiderbügel' wird die Sidney Harbour Bridge von den Einheimischen genannt. Auf den Seiten 128/129 ist zu erfahren, wie diese stählerne Bogenbrücke errichtet wurde. Auf Seite 195 wird der Leser über die geologische Besonderheit des Uluru (Ayers Rock) informiert, fünf Seiten sind die Wüsten Australiens das Thema.

Die beiliegende Karte zeigt auf der einen Seite den riesigen Weiten des fünften Kontinents entsprechend im Massstab 1:8.000.000 den Kontinent einschliesslich Tasmanien Neu-Kaledonien und weiteren Inseln alles auf einem Plan. Auf der Rückseite der Karte sind in einem deutlich grösseren Massstab Ausschnitte der West- und der Ostküste zu finden.

Wenn schon, denn schon...
Wenn schon zu unseren Antipoden, also auf die gegenüberliegende Seite der Erde fliegen, um dort den Urlaub des Lebens zu verbringen, denn schon mit viel Zeit.
Und diesem Baedeker.