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[insomnia]

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2024
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


ausgezeichnet

Buch voller Weisheiten

Clara Maria Bagus hat ihr neues Buch “Die Unvollkommenheit des Glücks” vorgelegt. Wer die ersten Bücher der Autorin kennt, wird erwarten, dass ihr hier wieder ein Bestseller gelungen ist.

Bagus widmet sich dem Glück und verwebt zwei verschiedene Lebensgeschichten mit der Suche nach diesem Glück. Dies gelingt der Autorin auf beeindruckende Art und Weise. Sie beschreibt die beiden Protagonisten Ana und Lew in ihrer inneren Gefühlswelt so detailreich, dass man meinen könnte, es handele sich um Beschreibungen von real existierenden Menschen. Lew, der freiwillig in den - nicht näher ausgeführten - Krieg zieht, und Ana, die am Ende einer belastenden Beziehung steht und ihre eigene Persönlichkeit wiederfinden und ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft neu definieren muss.

Neben der eigentlichen Erzählung über Ana und Lew ist das Buch gespickt mit (Lebens-)Weisheiten. Aufgrund der Fülle überliest man einige vielleicht einfach. Über andere stolpert man, liest sie noch einmal und beginnt darüber nachzudenken. Gleich in einem der ersten Kapitel findet man eine Aussage von Lews Mutter, die auf den Punkt bringt, was viele Soldaten und deren Angehörige denken müssen: “Niemand kehrt lebend aus einem Krieg zurück. Entweder man ist äußerlich tot oder innerlich.” Diese Gedanken verursachen bei mir Gänsehaut.

Eine klare Empfehlung für dieses Buch, das zwei Lebensgeschichten vor Augen führt und mit Weisheiten gespickt ist, die man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 16.07.2024
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


sehr gut

Starkes Debüt

Ich muss zugeben, dass ich mich zuvor noch nie intensiv mit der Geschichte Malaysias beschäftigt hatte. Das Land schien mir zu fern, um es gedanklich zu erfassen. Durch das Buch habe ich jedoch viel über die Geschichte gelernt.

Vanessa Chan präsentiert hier einen beeindruckenden Debütroman. Mit eindringlicher Sprache erzählt sie die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: Cecily Alcantaras, eine Hausfrau, Mutter und Spionin, sowie ihre drei Kinder Jujube, Abel und Jasmin. Auf zwei Zeitebenen entfaltet sich die Erzählung von der britischen Kolonialisierung Malayas bis zur Besatzung durch die Japaner. Man kann sich kaum vorstellen, wie das Leben zu dieser Zeit gewesen sein muss.

Die japanische Kolonialisierung war eine brutale Ära, und dieses Buch vermittelt uns ein kleines Stück davon. Ich empfehle es wärmstens als Lektüre!

Bewertung vom 08.07.2024
Gravenbach, Philipp

Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2


sehr gut

Rasanter Thriller Ein schlichtes Cover in Schwarz und Rot, eine Spritze, das falsche Blut - mit einem Blick ist klar, dass wir es hier mit einem Thriller zu tun haben. Philipp Gravenbach liefert nach "Der 8. Kreis" mit "Das falsche Blut" den zweiten Teil seiner Ishikli-Caner-Serie ab.
Die Geschichte wird durch kurze Kapitel schnell vorangetrieben, und die Schauplätze wechseln recht rasch. Dieses Tempo kann einerseits spannend sein, andererseits geht es möglicherweise zu Lasten der Tiefe. Auf jeder Seite passiert etwas, fast schon zu viel, sodass die Charaktere und Hintergründe nicht ausreichend ausgearbeitet werden. Hier ist für mich noch viel Potential vorhanden, da die Grundidee ganz interessant ist.

Das Buch ist dennoch ein klarer Pageturner, ideal für laue Sommerabende, wenn man sich von Seite zu Seite von spannender Thriller-Action mitreißen lassen möchte.

Bewertung vom 10.06.2024
Quast, Tobias

Weißglut


gut

lauer Finnland-Krimi

Ich muss zugeben, Krimis sind normalerweise nicht so mein Ding. Der Einstieg in dieses Buch war jedoch recht leicht, und der Beginn versprach viel. Die Beschreibungen der Landschaft und der Natur sind dem Autor sehr gut gelungen; hier merkt man, dass er sich mit Finnland auskennt.

Allerdings konnten mich die Charaktere letztendlich nicht überzeugen. Charaktere sind natürlich wichtig für eine starke Geschichte, aber manchmal schießen Charakterbeschreibungen über das Ziel hinaus und verwandeln einen Thriller in eine Komödie (Stichwort High Heels!).

Insgesamt war es für mich kein Pageturner. Die Geschichte plätscherte vor sich hin, und zeitweise wusste ich nicht, ob ich noch weiterlesen wollte. Irgendwie fehlte mir das gewisse Etwas.

Das Buch ist wohl eher ein laues Sommerbuch zum nebenher lesen, von dem man sich nicht zu viel versprechen sollte. Schade, denn ich denke, mit dem Stoff hätte man noch mehr machen können.

Bewertung vom 03.06.2024
Hashagen, Anne

Fucking Famous (eBook, ePUB)


gut

die Scheinwelt der Influencer:innen

Der Untertitel des Buches Fucking Famous von Anne Hashagen (“Wie ich zu einer Million Followern kam und dabei unendlichen Spaß hatte”) lässt fast vermuten, dass es sich um ein Sachbuch oder einen Ratgeber handelt. Tatsächlich ist es jedoch ein Roman, der uns in die Welt der Influencer:innen eintauchen lassen soll.

In der Geschichte folgen wir der scheiternden Frau Lotte Hohenfeld, die mithilfe ihrer Freundin Tessa zur Social-Media-Berühmtheit wird. Der Wunsch, “berühmt zu werden”, treibt derzeit viele Menschen dazu, sich als sogenannte Influencer:innen auf sämtlichen Social-Media-Kanälen zu versuchen. Doch hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich oft mehr Schein als Sein, wie aktuelle Nachrichten über vermeintliche Skandale in der Influencer-Welt bestätigen.

Es ist ein Buch, das in mir nur ein "ja eh" auslöst. Das Buch kratzt zwar an der Oberfläche der Influencer:innen-Welt, geht aber nicht wirklich in die Tiefe. Der humorvolle Ton wirkt manchmal etwas erzwungen. Obwohl es sich leicht lesen lässt, hinterließ es bei mir keinen bleibenden Eindruck – daher: “ja eh!”

Bewertung vom 21.05.2024
Greil, Renate

Die Kranichfrauen


gut

seichte Segelunterhaltung

Nachdem ich den Klappentext und eine kurze Leseprobe gelesen hatte, erwartete ich, dass die Geschichte zu einem guten Buch verarbeitet werden könnte. Ehrlich gesagt muss ich nach dem Lesen des gesamten Buches sagen, dass ich mir deutlich mehr erhofft hatte. Die Handlung plätschert vor sich hin, die erste Hälfte ist noch in Ordnung, aber dann lässt sie nach. Aus meiner Sicht wurde das vorhandene Potenzial nicht voll ausgeschöpft.

Die Geschichte der Protagonistinnen Paula und Anna ist an sich interessant und verdient es, erzählt zu werden. Leider konnte mich die Autorin mit den vielen Längen im Buch nicht überzeugen. Als Sommerlektüre am See, idealerweise beim Segeln, ist das Buch sicherlich geeignet, aber man sollte keine zu großen Erwartungen haben. Es bietet jedoch leichte Unterhaltung - einzig die Sehnsucht nach einem Segeltörn wird geweckt.

Bewertung vom 30.04.2024
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


ausgezeichnet

Wahnsinnig beeindruckender Roman

Natürlich weiß man aus der Schule, dass es einen Vietnamkrieg gab. Viel mehr hatte ich mich damit und mit den Folgen des Krieges bis dato nicht befasst. Gerade für Vietnames:innen und Amerikaner:innen ist es ein viel näheres Thema. Der Text von Nguyễn Phan Quế Mai hat mich aber sofort in seinen Bann gezogen und mich in eine für mich völlig neue Welt entführt. Der Roman hat es sofort geschafft, mich in die Atmosphäre und die Geschichte hineinzuziehen. Beeindruckend ist, wie das geschafft wurde, da der Text auch sehr leicht zu lesen ist und man dadurch quasi noch näher am Geschehen dran ist.

Inhaltlich verfolgen wir drei Handlungsstränge, die sich mit der Zeit verbinden: Die Geschwister Trang und Quynh beschließen, in Saigon in einer Bar zu arbeiten, um die Eltern finanziell zu unterstützen. Dann haben wir Phong, der nach Amerika reisen will und dafür ein Visum braucht. Und zuletzt Dan, ein ehemaliger GI, der nach über 4 Jahrzehnten zurück nach Vietnam kommt.

Ein ausgesprochen beeindruckender Roman, der mir sehr gefallen hat und den ich absolut empfehle.

Bewertung vom 22.04.2024
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


gut

was will ich vom Leben?

Janna Steenfatts Roman “Mit den Jahren” verspricht, sowohl mitreißend als auch nachdenklich stimmend zu sein. Für mich war der Schreibstil von Steenfatt definitiv mitreißend. Der Text ist nicht allzu anspruchsvoll, oft sehr direkt und lässt sich leicht lesen.

Die Geschichte dreht sich um die drei Hauptfiguren Eva, Lukas und Jette. Kapitel für Kapitel gewährt uns die Autorin Einblicke in ihre individuellen Gedankenwelten, ihre Sicht auf ihre Lebensrealität und ihre Lebensentwürfe. Als Leser:in sind wir hautnah dabei, wenn diese Charaktere aufeinandertreffen und wir in verschiedene Lebenswelten eintauchen.

Trotz des angenehmen Schreibstils fehlte es mir persönlich an Tiefe. Besonders der Künstler Lukas wurde mir von Seite zu Seite unsympathischer. Obwohl die Einblicke in die jeweiligen Welten interessant sind, stimmten sie mich nicht nachdenklich. Alles blieb eher an der Oberfläche, und das Aufeinandertreffen der Figuren wirkte merklich konstruiert. Schade, denn aus dem Stoff hätte man durchaus noch mehr herausholen können.

Bewertung vom 08.04.2024
Poissant, David James

Sommerhaus am See


ausgezeichnet

Fesselnd

Der Autor David James Poissant wird von Kritikerinnen und Kritikern vielfach gelobt, und nun konnte ich mich selbst von seinem Können überzeugen. In seinem Buch “Die Familie Starling” entführt er uns an einen malerischen See, wo die Familie Starling jedes Jahr den Sommer verbringt. Die Eltern, Richard und Lisa, teilen das Haus mit ihren Kindern, Michael und Thad, sowie ihren jeweiligen Partnern, Diane und Jake.

Durch die Augen verschiedener Protagonisten tauchen wir in die Tiefen ihrer Geschichten ein. Hinter den Fassaden verbergen sich Schicksale, die zu Beginn nicht voraussehbar waren. Alkohol, Drogen, Affären, Geld und natürlich Liebe – all diese Themen spielen eine Rolle.

Der Schreibstil des Autors hat mich von Anfang an gefesselt. Die Geschichte entfaltet sich auf fesselnde Weise, und ich kann verstehen, warum David James Poissant so hoch gelobt wird. Aus meiner Sicht ist dieses Lob vollkommen gerechtfertigt.

Bewertung vom 28.03.2024
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

moderner Öko-Thriller

Das Cover von Der Wald (im Original Birnam Wood) hat mich sofort angesprochen. Die Vorstellung, dass es sich hierbei um einen Thriller rund um eine Guerilla-Gardening-Gruppe handelt, hat mich gleich begeistert.

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit hat mich der Text rasch in seinen Bann gezogen, und ich fand mich in einem fiktiven Neuseeland wieder. Dort entfaltet sich ein wahrhaft spannender Thriller um die Protagonisten Mira, Tony und die Birnam-Wood-Gruppe. Die Geschichte nimmt im Verlauf des Buches immer mehr an Fahrt auf – eine Entwicklung, die ich nach den ersten Seiten nicht erwartet hätte.

Einzig bei der Diskussion über Intersektionalität innerhalb der Birnam-Wood-Gruppe hat mich die Autorin kurzzeitig verloren. Obwohl das Thema interessant ist und lebhaft die internen Debatten in solch einer Gruppe widerspiegelt, hat es meinen Lesefluss stark gebremst.

Insgesamt handelt es sich um einen fesselnden Thriller, den ich so nicht erwartet hatte. Die gut lesbare Sprache macht das Buch zu einem lohnenswerten Leseerlebnis.