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beme
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Brüggen

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Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2024
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Paris Requiem ist der zweite Teil einer Romanreihe, der im von Deutschen besetzten Paris im Jahr 1940 spielt. Den ersten Roman kenne ich nicht, das mindert den Lesegenuss keineswegs. Inspecteur Eddie Giral ermittelt in einem Mordfall in einem Jazzclub, bei dem dem Opfer der Mund zugenäht wurde. Ein Zeichen für den Commissaire? Er hatte das Opfer zuvor ins Gefängnis gebracht und dort sollte dieser auch sein. Warum sind auch andere Inhaftierte nicht mehr im Gefängnis? Welche Machtstrukturen ziehen die Fäden im Hintergrund? Haben die deutschen Besatzer eine Verschwörung gestartet? Viele Fragen, denen der Kommissar im kriegsgebeutelten Paris nachgehen muss. Das Leben der hungerleidenden französischen Bevölkerung und die Repressalien denen sie durch die deutsche Wehrmacht ausgeliefert waren, bilden einen bedrückenden Rahmen für die Ermittlungen der französischen Policiers in diesem Roman. Die düstere Stimmung ist bereits durch das Cover gut eingefangen. Es liest sich flüssig obwohl die Beklemmung beim Lesen wiederholte Pausen nötig macht. Keine leichte Unterhaltung sondern ein Krimi mit Hintergrund und Tiefgang. Meine Leseempfehlung für kalte Winterabende.

Bewertung vom 13.01.2024
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


ausgezeichnet

m Spiegel des Kosmos ist eine sehr spezielle Lektüre. Ich bin mit großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen und nach dem Lesen bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Als Wissenschaftler Bücher zu schreiben, die den Leser fesseln ist nicht jedem Autor gegeben. Die Fakten sind interessant zu lesen und öffnen den Blick sich mit den aktuellen Themen wie Geschlecht und Identität oder Leben und Tod aus einem anderen Blickwinkel zu nähern. Gleichzeitig ist es aber typisch amerikanisch geschrieben und voller Patriotismus, der dem Mitteleuropäischen Leser ziemlich fremd ist. Das Buch widmet sich allen aktuellen Themen, die unsere Gesellschaft angehen und bewegen. Besonders angesprochen hat mich die Thematik Fleischesser und Vegetarier. Dahingegen das Kapitel Körper und Geist für meinen Geschmack zu wenig wissenschaftlich behandelt wurde. Insgesamt keine leichte Lektüre aber das wird auch kein Leser von diesem Werk erwarten. Über die Schwächen der Übersetzung kann man großzügig hinwegsehen.

Bewertung vom 03.01.2024
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Wellness ist ein Roman über die Beziehung eines Paares und dessen Entwicklungen in verschiedenen Zeiten und Phasen ihres gemeinsamen Lebens.
Jack und Elisabeth sind seit vielen Jahren ein Paar und Ihre Beziehung funktioniert. Zu Beginn der Beziehung sind beide vor ihren Elternhäusern geflohen, um „alles ganz anders zu machen“, haben sich gefunden und waren sich sicher, nie so werden zu wollen, wie die Vorgängergeneration.
20 Jahre später sind sie im Grunde genau so, wie sie als Paar nie sein wollten und stellen ihre Beziehung in Frage. Viele Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklungen werden in dem Roman erläutert und vom Autor analysiert. Der Datenkonsum und dessen absurde Manipulation der Bevölkerung ist ebenso Thema wie die politischen Strukturen und ihre grotesken Entwicklungen im Amerika der vergangenen Jahrzehnte.
Der Roman stellt seine eigene Geschichte, die Beziehungen und Verflechtungen in Frage und zweifelt vorher Faktisches an. Eine spannende Lektüre für Leser, die sich trauen hinter die Fassaden zu blicken und die Geduld haben sich auf einen längeren Roman einzulassen.
Die Lektüre des Romans belohnt diese Leser mit ein komplexen Konstrukt, das interessante und fesselnde Lesestunden bietet.
Allein das Cover konnte mich leider nicht überzeugen, da ich es absolut unpassend zum Inhalt empfinde aber dies ist kein wirklicher Kritikpunkt bei einem lohnenswerten Roman, der von seinem Inhalt lebt und nicht von seiner Hülle.

Bewertung vom 06.11.2023
Breakey, Hugh

The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe


ausgezeichnet

The beautiful fall ist eine sehr ungewöhnliche Liebesgeschichte über Robert, der unter einer besonderenForm einer Amnesie leidet und alle 179 Tage komplett bei Null anfängt, weil sein Gedächtnis ausgelöscht ist. Wenige Tage vor diesem erneuten Vergessen tritt eine junge Frau in sein Leben, die alles auf den Koof stellt, was ihm Sicherheit gibt. Endlich mal eine ungewöhnliche Romanze, die sich deutlich von vielen anderen Liebesgeschichten abhebt, weil Robert und sein Vergessen das zentrale Thema sind um das alles kreist. Die Geschichte ist angenehm flüssig zu lesen, die Charaktere sind lebendig und Empathie-weckend beschrieben und der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss gespannt. Vor allem finde ich das Ende gelungen, da es viel Raum zum Nachdenken und Reden bietet.
Leider gefällt mir das Cover überhaupt nicht. Weder die Farben noch das Motiv finde ich dem Buch gerecht-werdend. Auch den Titel hätte ich in deutscher Übersetzung gelungener gefunden. Diese negativen Aspekte mindern mein Urteil über den Inhalt aber nicht.

Bewertung vom 20.10.2023
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


ausgezeichnet

Tränen, Liebe, Lebensgier ist ein hilfreicher Ratgeber in der extremen Trauerphase. Wenn man in dieser Situation einen Rettungsanker braucht, um sich vorstellen zu können, dass diese Phase ein Ende hat, so ist dieses Buch sicher ein brauchbarer Wegbegleiter. Die Autorin beschreibt ihre eigene Liebes- und Trauergeschichte so lebhaft und ohne zu Beschönigen, mit allen Höhen und Tiefen der Trauerarbeit. Als Betroffener sucht ein Leser sicher nach Wegen, wie man mit den Gefühlen und dem Verlassensein umgehen kann. Diese Wege zeigt sie in allen Facetten auf und macht Hoffnung, dass neben dem allgegewärtigen Schmerz auch Lachen und Freude zu der Verwandlung gehören. Das alte Leben gibt es nicht mehr aber ein Neues ist möglich und in diesem gibt es gute Zeiten. Allein für diese Hoffnung lohnt es sich das Buch zu lesen. Der Schreibstil ist sehr emotional und lebendig und lässt sich gut und flüssig lesen. Das Cover ist zauberhaft gestaltet und passt hervorragend zum Inhalt. Das Krafttier Libelle hat seine eigene, besondere Bedeutung.
Vor mir eine absolute Leseempfehlung für Trauernde aber auch für Menschen, die sich für das Thema interessieren, ohne momentan direkt betroffen zu sein.

Bewertung vom 03.10.2023
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


sehr gut

Ich träumte von einer Bestie ist ein Buch, dass man sich erlesen muss. Es ist keine locker-leichte Lektüre sondern beschäftigt sich mit alter Legende und dessen Wirkung in heutige Zeit.
Als Datenforensikerin ist Fleur eigentlich ein kühler Kopfmensch aber Alpträume verfolgen sie Nacht um Nacht. Der Wald und eine Wolfsbestie spielen in diesen Träumen eine zentrale Rolle. Durch den Tod der Großmutter kommt Fleur mit der Vergangenheit ihrer Familie und den Spuren ihrer Vorfahren in Kontakt und forscht in alten Archiven und alten Gemäuern Frankreichs nach Antworten. Die Bestie des Gévaudan ist das Leitbild dieses Romans und zieht sich durch die Geschichte. Fleur versucht mit Hilfe des charismatischen Thomé Antworten zu finden auf die Fragen, die ihr Leben begleiten.
Die Geschichte ist stimmig, weist in der Mitte des Romans allerdings einige Längen auf. Daher ziehe ich einen Stern ab. Den Titel finde ich nicht besonders gelungen aber der Inhalt bietet Stoff für interessante lange Leseherbst-Abende.

Bewertung vom 18.09.2023
Kielland, Victoria

Meine Männer


ausgezeichnet

Meine Männer ist ein Buch, dass sich stark aus der Reihe der Neuerscheinungen hervorhebt. Eine Geschichte, die bedrückend und sehr bildreich beschreibt, wie eine junge Frau, getrieben von ihren Erlebnissen mit anderen Menschen (und vor allem Männern) versucht ihren Platz im Leben zu finden. Dabei sucht sie Nähe, Vertrauen und vor allem Liebe. Ihre Vorstellungen werden immer wieder enttäuscht und so säumen einige Todesfälle ihren Lebensweg.
Eine traumatische Erfahrung in jungen Jahren trägt sie ihr ganzes Leben mit sich herum und kann die späteren Beziehungen nicht wirklich realistisch einordnen und für sich selbst gestalten. Sie ist gefangen in ihren Gedanken und findet auch in ihrer Wahlheimat keinen Halt und kein dauerhaftes Glück.
Die Lektüre dieses Romans ist keine Entspannung sondern Lesearbeit. Die Sprache ist gewaltig und bildreich aber keine leichte Unterhaltung. Wenn sich der Leser auf die Reise durch diese Geschichte begibt, erhält er ein besonderes Leseerlebnis, bei dem man manche Passage gerne noch einmal liest, um die Wirkung nachzuspüren.
Das Cover spricht mich nicht an, ich finde es nicht zum Thema passend. Der Inhalt entschädigt für das Cover. Eine Empfehlung für Leser, die sich an ein bedrückendes Thema heranwagen, dafür aber sprachlichen Hochgenuss schätzen.

Bewertung vom 09.09.2023
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Wellenkinder ist ein Buch, über das man beim Lesen und nach dem Lesen gerne mit anderen Lesern reden möchte. Drei Geschichten aus verschiedenen Zeiten werden erzählt, in denen eine besondere Mutter-Kind-Bindung das gemeinsame Bindeglied darstellt. Seit langem hat mich kein Buch mehr so gefangen genommen, wie dieses. Die Personen sind sorgsam herausgearbeitet und obwohl die Erzählstränge parallel laufen ist einer so fesselnd, wie der andere. Jan, der vor den Trümmern seiner Ehe steht aber von seiner Vergangenheit eingeholt wird, als er sich um seinen Vater kümmern muss, den er vor 30 Jahren hinter sich gelassen hat. Oda, deren Fluchtversuch aus der DDR scheitert und die einem Willkürregieme und seinen Handlangern ausgeliefert ist. Und Margit, die ein Kriegskind in Obhut nimmt und versucht in der Zeit des 2. Weltkrieges zu überleben. Drei Geschichten die so fesselnd und lebendig geschrieben wurden, dass das Lesen dieses Buches ein Eintauchen in drei Zeiten ist. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr lesen durfte.

Bewertung vom 31.08.2023
Beck, Henning

12 Gesetze der Dummheit


ausgezeichnet

Ein Sachbuch für den Alltagsgebrauch und als Alltagsbegleiter liefert uns der Neurowissenschaftler Henning Beck mit dem Buch 12 Gesetze der Dummheit. In 12 Kapiteln erläutert er woran es liegt, dass wir bei Entscheidungen oft den falschen Weg gehen, wie wir uns durch unser Denken selbst im Wege stehen. Er beschreibt wissenschaftliche Experimente, die darlegen warum wir uns in bestimmten Situationen so verhalten, wie wir es tun (oftmals zu unserem persönlichen Nachteil). Durch den Blick auf eigene Denkstrukturen und Mechanismen, die unser Handeln und somit unseren Alltag steuern, versucht Henning Beck den Leser zu schulen, wie er sein eigenes Leben selbst-bestimmter gestalten und die Mechanismen erkennen, die uns von außen steuern und beeinflussen. Ein guter Ratgeber, der den offenen Umgang mit eingefahrenen Strukturen begleiten kann.
Das Buch ist gut strukturiert und interessant und abwechslungsreich gestaltet, da die Kapitel gut gegliedert sind und viele Unterabschnitte den Lesefluss gestalten.
Das Cover passt sehr gut zum Inhalt und ist ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 24.08.2023
Fabiano, Germana

Mattanza


weniger gut

Leider hat mir der Roman Mattanza meine Erwartungen in keiner Weise erfüllt. Die jährlich wiederkehrende Tradition des Thunfischfangs auf einer kleinen Insel Katria wird in kapitelweisen Wiederholungen beschrieben. Die Details der Fischerei werden so ausführlich vorgestellt, dass Fischfangbegeisterte sicher auf ihre Kosten kommen. Für mich war es einfach zu viel. Die Geschichte der traditionslastigen Gemeinde, die ihre jahrhunderte alten Regeln ändern muss, weil kein männlicher Nachkomme die Fischer anführen wird, kommt nach meinem Lesegeschmack viel zu kurz. Stattdessen wird das Gemetzel beim Töten der Fische wiederholt ausführlich dargestellt. Die Personen bleiben flach und als Leser kann ich keinen Zugang zu ihnen finden, weil sie im Hintergrund bleiben. Stattdessen dreht sich alles um die ziehenden Fischschwärme. Leider kein Buch, das ich empfehlen möchte.