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MirjS
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Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2025
Kreiter, Hildegard

Alles was mir gut tut


ausgezeichnet

„Alles was mir gut tut“ - hier ist der Titel Programm!

In ihrem Ratgeber widmet sich Kräuterpädagogin und Kneipp-Gesundheitstrainerin Hildegard Kreiter den unterschiedlichen Lebensphasen der Frau und dem, was ihr in diesen „Abschnitten“ sowohl körperlich, als auch mental - naturheilkundlich - gut tut. Verglichen und zudem pfiffig verpackt, werden diese Lebensphasen in jahreszeitliche Abschnitte, also Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Während sich demnach der Frühling eher mit den Beschwerden heranwachsender Frauen beschäftigt, so bietet der Winter Anregungen und Tipps für Frauen im fortgeschrittenen Alter. Wobei der Autorin am Herzen liegt, dass hier je nach Bedarf ganz frei navigiert und agiert werden kann und auch soll.

Da ich ein sehr visueller Mensch bin, muss ich zunächst über das sowohl gestalterisch, als auch typografisch wunderschöne Design des Buches ins Schwärmen geraten. Das Seitenlayout ist nicht nur einladend und übersichtlich, sondern folgt zudem einem praktischem Farbschema, welches als Jahreszeiten-Leitfaden dient. Auch wenn die Naturheilkunde immer mehr im Kommen und wieder modern geworden ist, so wird sie dennoch oft als „verstaubtes“ Thema empfunden und leider auch visualisiert. Hier ist dies jedoch absolut nicht der Fall - zusammen mit vielen wunderschönen, modernen Illustrationen ist das Buch, auf diesem Gebiet, absolut andersartig und erfrischend!

Aber nicht nur da. Denn mindestens genauso gut gefallen hat mir auch der persönliche Schreibstil und die Art, wie Frau Kreiter auf den Leser zugeht, zum nachdenken anregt und schließlich Impulse setzt. Hier fühlt sich Frau sofort, wohl, verstanden und zudem gut aufgehoben. Sowohl die Tipps, als auch die Anleitungen sind passend, leicht verständlich und auch wirklich gut umsetzbar. Diesbezüglich fand ich auch den kurzen Exkurs in Sachen „Konservierungsmöglichkeiten von Kräutern“ sehr hilfreich. Grundsätzlich aber gefällt mir an dem Buch die Ganzheitlichkeit und Bandbreite - von Rezepten für die eigene Hausapotheke, über Kneipp Anwendungen bis hin zur Achtsamkeit ist einfach alles dabei!

Fazit: Ich würde das Buch als ein „Rundum-Wohlfühl-Ratgeber-der-Frau“ bezeichnen, da es sowohl Freude fürs Auge, als auch Erholung für Körper und Seele bietet. Daher kann ich es mir auch sehr gut als Geschenk für eine liebe Freundin vorstellen. Man liest es nicht einfach und stellt es dann weg, sondern kann und wird es sicherlich auch, als Alltagsbegleiter, immer wieder zu Rate ziehen. Ich kann es nur empfehlen!

Bewertung vom 16.05.2025
Rutherford, Mara

Schloss der Lügen


gut

Kann man lesen, muss man aber nicht

Mori Roja, die Pest, treibt bereits seit einigen Jahren ihr grausames Unwesen in Goslind, während König Stuard sein Schloss verbarrikadiert hat, die Augen verschließt und schlicht den Verstand verloren zu haben scheint. Nachdem die Vorräte zur Neige gehen, treiben Verzweiflung und Überlebenswille Prinzessin Imogen zu einem Fluchtversuch, bei dem sie auf Nico den Totengräber stößt, der ihr eine weitere, düstere Bedrohung offenbart, die die Pest hervorgebracht hat.

Obwohl ich vom Klappentext sofort begeistert war, fiel es mir wirklich schwer in das „Schloss der Lügen“ von Mara Rutherford einzutreten. Genau genommen, habe ich viele Kapitel lang gebraucht, um wirklich in die Geschichte eintauchen zu können und mich auf ein weiteres Kapitel zu freuen. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Aus Sicht von von Imogen, der auf dem Schloss gefangenen Prinzessin, die ein großes Geheimnis hütet und aus Sicht von Nico, einem Totengräber und einstigem Diener eines Gutsbesitzers. Bevor die Beiden aufeinandertreffen erfährt man also sowohl was im Schloss passiert, als auch was in der „verseuchten“ Welt außerhalb vor sich geht. 

Schreibstil und Sprache sind sehr einfach gehalten, so dass man flüssig durch die Kapitel kommt. Es wird durchaus auch Spannung aufgebaut, nur wird diese ständig von wirklich unlogischen, nicht durchdachten Begebenheiten gebrochen, so dass man dann doch wieder ins Stolpern gerät und sich fragt „Wieso, wie kann das sein“. Die Idee ist ja wirklich gut, irgendwann fiebert man mit den Protagonisten auch mit, möchte wissen wie es weitergeht, nur macht vieles einfach keinen Sinn, ist nicht zu Ende gedacht und wirkt mit Macht an den Haaren herbeigezogen. Daher kam wohl auch direkt mein Problem mich drauf einzulassen. Zudem hat mich durchweg gestört, dass Mara Rutherford in einer sonst durchweg erdachten Welt, die reale Ausgrenzung der Juden und den Antisemitismus zum Thema gemacht hat, was meiner Meinung nach in einem Fantasyroman nichts zu suchen hat und einfach nicht passt. Ebenso erging es mir mit dem Thema Impfung, welches sie zum Schluss auch noch aufgegriffen und als Endlösung präsentiert hat. 

Leider wurde auch an Ausschmückungen und Beschreibungen komplett gespart, so dass sich in Sachen Worldbuilding in meinem Kopf so rein gar nichts getan hat. Ebenso erging es mir mit den Protagonisten, denen ich dadurch einfach nicht nahe kommen konnte. Viele, in meinen Augen, wichtige Hintergründe werden nicht erklärt, sondern einfach nur so mit ins Buch geworfen. Dadurch kommen natürlich Fragen auf, die leider unbeantwortet bleiben, was mich beim lesen echt gefrustet hat. Klar gab es auch echt gute Momente im Buch, doch haben die vielen unlogischen und oberflächlichen Stellen im Buch, die Geschichte für mich Alles in Allem einfach nur nicht durchdacht, unfertig und flach wirken lassen. Auch das Ende war leider nicht besser.

Fazit: Schade. Die Story bietet so viel unausgeschöpftes Potential! Allein schon die Idee, die Pest als Szenario für einen düsteren Fantasyroman auszuwählen, ist großartig. Die Umsetzung allerdings, ist echt in die Hose gegangen und hat mich in keinster Weise überzeugt oder gepackt. 
Kann man lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 13.05.2025
Grote, Maren

Frust lass nach!


ausgezeichnet

Selbstregulation ist alles! Bei Hund… und Mensch!

Selbstregulation ist nicht nur „die höchste Form der Freiheit“ sondern eben auch - was viele entweder unterschätzen oder nicht wissen - eine Charaktereigenschaft, ebenso wie die Frustrationstoleranz. In ihrem Buch „Frust lass nach!“ informiert Maren Grote was es mit Resilienz, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle auf sich hat und wie diese zusammenhängen. Mit praxisnahen Übungen, Anleitungen und Erklärungen begleitet sie Hund und Mensch, Schritt für Schritt, in einen entspannten Alltag.

Zunächst einmal gefällt mir an dem Buch sehr, dass es nicht nur plump mit irgendwelchen Übungen zu den Themen Frustrationstoleranz und Impulskontrolle daher kommt, die es dann - ohne wirklich verstanden zu haben worum es geht - einfach nur nachzumachen gilt. Vielmehr legt Maren Grote Wert darauf Fachwissen zu vermitteln, d.h. dem Leser/Hundebesitzer auch die Hintergründe, einschließlich das Wesens des Hundes zu erklären. Ich denke, nur wenn Mensch „versteht“, kann es hinterher auch mit den Übungen und dem Training klappen. Grundsätzlich gefällt mir sehr gut, dass sie nicht nur auf Hund, sondern eben auch auf Mensch eingeht, wie z.B. mit der Übersicht über die verschiedenen menschlichen & hündischen Frusttypen, die sicherlich hilfreich dazu beitragen kann, überhaupt eine realistische Einschätzung vorzunehmen.

Der Inhalt ist leicht verständlich, übersichtlich gestaltet und baut thematisch aufeinander auf (dem Frust und der Frustrationstoleranz folgen die Selbstregulation und Impulskontrolle). Nach der jeweiligen Wissensvermittlung ( z.B. Was ist überhaupt Frust?), werden weiterführende Fragen, aber auch Vorurteile angesprochen und geklärt, bis dann schließlich die Übungen folgen. Diese sind, einschließlich des Übungsaufbaus, sehr anschaulich und ausführlich beschrieben. Erwähnenswert sind auch die vielen hochwertigen Fotos, die nicht nur überaus ansprechend und auflockernd sind, sondern an vielen Stellen auch echt hilfreich.

Fazit: Wie bei jedem Hunde-Übungsbuch gilt natürlich auch hier: Lesen alleine reicht nicht (es sei denn man möchte ausschließlich schlauer werden)! Denn ohne Fleiß und ständiger Wiederholung, auch hier, kein Preis! Doch ich hoffe, das ist vorab jedem klar.

Darüber hinaus habe ich das Buch als sehr sympathisch (nicht mit erhobenem Zeigefinger belehrend), hilfreich, vor Allem aber als wahnsinnig interessant und informativ empfunden! Es gibt in Sachen Frust und Co. so viel über Mensch und Hund zu lernen, dass ich mir wünschte, dieses Buch würden mehr Menschen lesen, bevor sie dumm und unwissend herumklugscheissern :-) Die Übungen sind nicht nur praxisorientiert, sonder auch absolut alltagstauglich und leicht umsetzbar, auch für Menschen ohne Erfahrung.

Bewertung vom 02.05.2025
Granata, Marco

Die verborgene Tierwelt unserer Städte


sehr gut

Lehrreicher Ausflug in das Ökosystem Stadt

In seinem Buch „Die verborgene Tierwelt unserer Städte“ lädt Biologe und Naturautor Marco Granata dazu ein, die Stadt als einzigartiges Ökosystem wahrzunehmen und ihm auf seiner persönlichen Spurensuche nach tierischen Großstadtbewohnern zu folgen.

So interessant ich das Thema auch finde, muss ich gestehen, dass mir das mit dem Folgen auf den ersten Seiten nicht so recht gelingen wollte - was allerdings auch einfach nur meiner derzeit fehlenden Konzentrationsfähigkeit geschuldet sein kann. Jedenfalls empfand ich den Spachstil zunächst recht gewöhnungsbedürftig und hatte dadurch so meine Probleme mich auf den Inhalt einzulassen. Nach kurzem Einlesen, als es dann mit den einzelnen Bereichen (Lebensräumen) los ging, hatte sich das dann auch sehr schnell gelegt und ich konnte das Buch, dank des unterhaltsamen Erzählstils, gar nicht mehr aus der Hand legen.

Marco Granata kombiniert seine persönlichen Erfahrungen mit dem Umzug in die Großstadt und der „Spurensuche“ mit wissenschaftlichen Hintergrundinformationen. Dabei stellt er die Tiere auf die er trifft, nach den verschiedenen Lebensräumen, wie z.B. Häuser/ Mauern/Balkone oder Straßen/Gärten und auch Nacht vor. Besonders mit den Kapiteln über unsere „Hausgenossen“ wünsche ich an dieser Stelle ganz viel Freude ;-) Die einzelnen Tierprofile umfassen alles von Ameise bis Wanderfalke und sind wirklich spannend beschrieben. Teilweise sind sie auch mit Bildern versehen, von denen ich mir allerdings mehr gewünscht hätte, insbesondere wenn auf besagte Tiere ausführlicher eingegangen wurde oder ihre Erkennungsmerkmale - auch in Abgrenzung zu anderen Arten - beschrieben wurden. Viele der vorgestellten Tiere sind sicher jedem bekannt und trotzdem erfährt man viele neue und interessante Fakten, gerade was das Artensterben betrifft. Hier haben mir die Erklärungen über die Zusammenhänge besonders gut gefallen. Toll fand ich auch die kleinen fachlichen Ausflüge in die Verhaltensforschung und die biologische Nomenklatur, sowie das Einbringen und Erklären von fachlichen Begrifflichkeiten, die mich nicht nur einmal zur weiteren Recherche inspiriert haben.

Fazit: Ein tolles, absolut lesenswertes Buch für jeden Tierfreund und ein wichtiger Appell an die Menschheit, all die verschiedenen Tierarten mit ihren Lebensräumen nicht nur wahrzunehmen, sondern auch kennenzulernen, zu schützen und den ökologischen Zusammenhang zu verstehen. Das Buch hat mir nicht nur auf unterhaltsame Art Wissen vermittelt, sondern mich ebenso zum schmunzeln und zum nachdenken gebracht.

Normalerweise fünf Sternchen +, doch haben wir an der ein oder anderen Stelle echt mehr Bilder gefehlt, die zum wahrnehmen, näherbringen und kennenlernen unabdingbar sind.

Bewertung vom 22.04.2025
Harbison, Niall

Hope


ausgezeichnet

Authentisch und unglaublich ergreifend!

In seinem Buch „Hope“ erzählt der ursprünglich aus Nordirland stammende Niall Harbison seine Lebensgeschichte. Es ist die Geschichte einer schwierigen Kindheit, einem, von Drogenexzessen und Alkoholsucht geprägten, rasanten Leben, von innerer Leere, von Ängsten und Depressionen. Es ist aber auch die Geschichte von Mut machender Heilung, die sich in sein Leben und sein Herz schleicht, wie Koh Samuis Strassenhunde, von deren Schicksalen er ebenso berichtet.

Mit seiner offenen, ehrlichen, ungeschönten, aber auch ebenso liebevollen Schreibweise und seinen ergreifenden Schilderungen hat mich Niall Harbison von der ersten Seite an abgeholt. Neben seiner eigenen Geschichte, erzählt er in einzelnen Kapiteln auch die Geschichten einzelner Straßenhunde, berichtet von ihren Schicksalen und davon, was diese ihn gelehrt und mit auf den Weg gegeben haben. Wie sie ihn „gerettet“, seine Berufung haben finden und das erste Mal im Leben wahres Glück spüren lassen haben. Im Verlauf des Buches habe ich nicht nur mitgefühlt, sondern ebenso mitweint. Ich habe mitgetrauert, war fassungslos und habe mich über die erzielten Erfolge mitgefreut. Ich kannte Niall Harbison vor dem Buch noch nicht. Mittlerweile folge ich seinem Account aber auch auf Instagram und finde es wahnsinnig schön, mir seine vierbeinigen Freunde, von denen er in seinem Buch so liebevoll berichtet, dort tatsächlich auch anschauen zu können.

Da ich selbst lange Zeit im Auslandstierschutz tätig und für viele Hundeleben verantwortlich war, habe ich einige Situationen von denen Niall Harbison in seinem Buch berichtet, so oder so ähnlich selbst schon miterleben müssen. Ich weiß um die Entscheidungen, die man dank beschränkter Mittel, tagtäglich - zum Wohle Aller - treffen muss. Ich weiß wie es ist Dinge zu erleben und zu sehen, die der Verstand nicht begreifen kann und ich weiß, wie es einem das Herz zerreißt und nachts nicht loslässt. Ebenso weiß ich aber auch, was einem diese Tiere zurückgeben und wieviel Sinn eine solche Arbeit dem Leben verleihen kann. Das was Niall Harbison in seinem Buch beschreibt ist wirklich so absolut authentisch!

Fazit: Ich liebe die Lebensweisheiten, die Koh Samuis Strassenhunde Niall mit auf den Weg gegeben haben und die er an uns als Leser weitergibt. Das Buch ist herzzerreißend und herzerwärmend zugleich, auf jeden Fall aber ist es ungemein klug und ein Muss für jeden Tier- und Hundeliebhaber!

Bewertung vom 18.04.2025
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Wenn Spannung ohne Action auskommt

Liz Moore nimmt uns in ihrem Buch „Der Gott des Waldes“ mit ins Jahr 1975. Es ist August. In einem Sommercamp, inmitten der nordamerikanischen Adirondack Mountains, verschwindet die 13-jährige Barbara. Es beginnt eine großangelegte, verzweifelte Suche nach dem vermissten Mädchen, die das Leben einiger Menschen für immer verändern wird. Barbara ist nicht irgendein Mädchen und Barbara ist auch nicht das erste Kind der wohlhabenden Familie van Laar, das hier verschwindet - bereits 14 Jahre zuvor galt eine ebenso große Suchaktion ihrem, unter mysteriösen Umständen verschwundenen, Bruder Bear, der bis heute nicht wieder aufgetaucht ist.

Die Geschichte ist nicht einfach nur spannend, sondern ebenso tiefgründig und gesellschaftskritisch, da sie nicht nur die damaligen Unterschiede zwischen Mann und Frau aufzeigt, sondern auch vom amerikanischen Geldadel erzählt und den Unterschieden, sowie Ungerechtigkeiten zwischen arm und reich. Dabei sind die unterschiedlichen Charaktere, angefangen bei Judyta, einer der ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen des Staates, über Alice, Barbaras und Bears Mutter, bis hin zu Louise, der jungen Campbetreuerin aus schwierigen Verhältnissen, unglaublich gut und greifbar ausgearbeitet und beschrieben. Auch die Beschreibung des Settings ist unglaublich fesselnd, ich konnte die dichten Wälder geradezu riechen und habe mich mit jeder Seite mehr in die Adirondack Mountains geschlagen, war von Anfang an mittendrin und motiviert nebenher erstmal ausgiebig zu googeln. Jetzt weiß ich sogar wie ein Adirondack-Stuhl ausschaut!

Neben den vielen Wendungen - ich habe im Verlauf des Buches vermutlich jeden irgendwann einmal verdächtigt - hat mir jedoch der „gestückelte“ Schreibstil und die Aufteilung der einzelnen Kapitel ganz besonders gut gefallen. Das „Hier und Jetzt“ im Jahr 1975, das sich über die Monate Juni bis August erstreckt, wird immer wieder von Rückblicken in die 1950er Jahre, sowie in das Jahr 1961 und 1963 unterbrochen. Obendrein kommt es zu ständigen Perspektivwechseln, so dass die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen erzählt wird. Was lesetechnisch kompliziert klingt, wird von der Autorin jedoch praktisch und überschaubar mit einer Art Zeitleiste unter den einzelnen Kapitel-Überschriften gelöst, so dass man wirklich nie den Überblick verliert und den Zusammenhängen problemlos folgen kann. Diese Art der Schreibweise erzeugt eine gute Portion zusätzliche Spannung. Von den zweierlei offenen und quälenden Fragen - was ist mit Bear passiert und wo ist Barbara - einmal abgesehen, möchte man durch den Schreibstil einfach unentwegt wissen, wie es denn nun an der einen Stelle, mit der jeweiligen Person weitergeht. Bei mir hat es jedenfalls den „nur noch ein weiteres Kapitel“ Suchtfaktor ausgelöst.

Fazit: Obwohl die Geschichte ohne actionreiche Handlungen und blutrünstige Szenen auskommt, ist sie einfach unsagbar spannend und hat es immer wieder geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Das Buch ist ein absolut atmosphärisches Highlight mit gelungenen Wendungen und überraschendem Ende. Was will man mehr - für mich eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.04.2025
Hilber, Nike

Psychotherapie ohne Fachgedöns*


ausgezeichnet

Nimmt Psychotherapie den Schrecken

Bei Instagram ist Nike Hilber bereits seit Langem als „la_psychologista“ bekannt. In ihrem Buch “Psychologie ohne Fachgedöns” möchte die approbierte Psychotherapeutin und Psychologin nun auch analog den Weg zu den Menschen finden. #ohneFachgedöns, dafür aber mit praxisnahen Therapiemomenten und Impulsen, klärt sie nicht nur über die Arbeit der psychodynamischen Psychotherapie auf, sondern stellt auch klar verständliche, psychologische Prozesse dar.

Sicherlich eignet sich das Buch nicht, um in psychologische Tiefen abzutauchen, was, so glaube ich, von der Autorin auch gar nicht gewollt ist. Dafür gibt es wahnsinnig viele Angaben zu weiterführender Fachliteratur, für die ich im Übrigen sehr dankbar bin! Vielmehr geht es darum, Laien auf verständliche und leicht nachvollziehbare Weise überhaupt einen Einblick in das große Thema „Psychotherapie“, sowie in grundsätzliche, psychologische Prozesse zu gewähren. Grundlegende Berührungsängste sollen genommen und mit immer noch vorherrschenden Vorurteilen aufgeräumt werden. Da ich selbst “Betroffene” bin, weiß ich, wie schwierig es ist Außenstehenden auch nur im Ansatz verständlich zu erklären, was denn nun mit mir nicht stimmt und in meinem Kopf ab und an nicht ganz läuft. In den seltensten Fällen kann dies vom Gegenüber nachvollzogen werden. Unverständnis, schräge Blicke,„stell Dich nicht so an“, „man muss schon wollen“ oder „das kann doch nicht sein, verstehe ich nicht“ sind da schon sehr viel häufiger an der Tagesordnung… und bei der Aussage „ich mache eine Psychotherapie“ nehmen die Mimiken des Gegenübers auch nicht gerade einen anderen Ausdruck an.

Die freundliche Gestaltung des Buches, sowie die ehrliche und lockere Schreibweise von Nike Hilber nehmen dem - oftmals doch recht verkrampften - Thema jedenfalls absolut „den Schrecken“. Der Inhalt ist, durch passende Geschichten und Schlüsselmomente aus dem Therapiealltag, sowie genauen Beschreibungen der inneren Prozesse, wirklich leicht verständlich und führt sicherlich zu dem ein oder anderen Aha-Erlebnis. Die Problematiken, Konflikte und Gefühlswelten, sowohl von Patient, als auch von Therapeut sind wechselseitig, sehr gut und realistisch dargestellt - wenn auch hier und da vielleicht etwas überspitzt, doch genau so muss es leider sein, sonst begreift dieses komplexe Thema einfach niemand! Ich habe selbst die Erfahrung machen müssen, dass es für „Nicht-Betroffene“ wirklich nicht leicht ist, nicht sichtbare Prozesse und Gefühle zu verstehen oder auch nur ansatzweise nachzuempfinden.

Die in den einzelnen Kapiteln vorgestellten Konfliktpunkte wie „Angst, Einsamkeit, Wut & Co.“ werden jeweils durch verständliche Erklärungen zu den psychologischen Prozessen ergänzt. So werden dort z.B. auch die Abwehrmechanismen ganz hervorragend erklärt. Abschließend zum Ende eines Kapitels gibt es zusätzlich auch immer noch entsprechende Übungen zur Selbstreflexion.

Fazit: Sowohl für Interessierte, als auch für Vorurteilsmenschen absolut lesenswert! „Psychotherapie ohne Fachgedöns“ setzt nicht nur Impulse, sondern macht dieses komplexe und oftmals sicherlich auch schreckenbehaftete Thema wirklich für jedermann zugänglich und erklärt therapeutische Inhalte auf einfach verständliche, einfühlsame, aber auch klare Art und Weise. Mir hätte es vor meiner ersten Therapiestunde und als ich mich ganz neu mit diesem Thema auseinandersetzen musste, auf jeden Fall meine Angst und Unsicherheit genommen.

Ich glaube, wenn ich mit meinen eigenen Erklärungsversuchen rund um das Thema beim nächsten Mal nicht weiter komme, drücke ich meinem Gegenüber einfach dieses Buch in die Hand :-)

Bewertung vom 02.04.2025
Runberg, Sylvain

Captain Future


gut

In der Neuauflage der 80er Jahre Kult-Anime-Serie von Autor Sylvain Runberg und Zeichner Alexis Tallone wird Captain Future auf eine Mission zum Planeten Megara geschickt. Auf Megara herrscht eine mysteriöse Epidemie, ein Virus, welches scheinbar willkürlich alle Lebensformen befällt und zu wilden Monstern mutieren lässt. Hier soll Captain Future, von der Regierung beauftragt, sowohl den Ursprung der Krankheit ausfindig machen, als auch für Frieden und Ordnung sorgen. Mit dabei natürlich die altbekannte Crew bestehend aus Grag dem Roboter, dem Androiden Otto und natürlich Professor Simon Wright, dem fliegenden Gehirn. Auch Joan wird mit auf die Mission geschickt, wovon der Captain jedoch nicht begeistert ist. Und kaum auf Megara angekommen, beginnt auch schon ein spannender Wettlauf mit der Zeit…

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich weder ein großer Fan von Mangas, noch von Comics bin. Captain Future bildet da doch eher eine Ausnahme, da er ohne jeden Zweifel das fernsehtechnische Highlight meiner Kindheit war. Keine Frage also, dass ich an dem schönen Cover in der Buchhandlung nicht vorbeikam.

Auch wenn ich zunächst etwas enttäuscht darüber war, dass manche Charaktere zeichnerisch sehr stark vom Original abweichen, so muss ich doch sagen, dass die Zeichnungen trotz allem sehr eindrucksvoll und die Farben toll gewählt sind. Vermutlich muss ich mich einfach mit dem Gedanken anfreunden, dass nicht nur ich „erwachsener“ geworden bin. Womit ich mich jedoch nicht recht anfreunden kann ist die Neuinterpretation der Charaktere, laut denen mir Joan mir wie eine Zicke vorkommt und Captain Future irgendwie auch nicht mehr der Alte ist. Nichts desto trotz ist die Geschichte spannend und mitreißend und eine Reise in die Vergangenheit wert.

Fazit: Hat man die Enttäuschung über die Abweichungen erst einmal überwunden, so hat man sich doch in die Kindheit zurückversetzt gefühlt das Lesen und Mitfiebern hat Spaß gemacht.

Bewertung vom 02.04.2025
Darwin, Sarah;Vogel , Johannes;Herrmann, Boris

Das Parlament der Natur


ausgezeichnet

Schaffen wir es innezuhalten?

Durch unseren überheblichen, nicht nachhaltigen Umgang mit der Natur stoßen wir mittlerweile hart an unsere Grenzen. „Die hemmungslose Ausbeutung der Natur und der Menschen ist eine Sackgasse“. Und doch wird weiterhin ignoriert, was eigentlich längst jeder weiß - die von uns geplünderten Ressourcen der Natur sind endlich! In dem Buch ”Das Parlament der Natur” beschäftigen sich nun Sarah Darwin (Ururenkelin von Charles Darwin), sowie ihr Ehemann Johannes Vogel (Generaldirektor des Berliner Naturkundemuseums), in einem ungezwungenen Gespräch, mit Journalist Boris Herrmann von der Süddeutschen Zeitung, mit diesem und vielen anderen, wichtigen Themen. In Form eines Interviews gehen die Experten, für jedermann verständlich, wichtigen Fragen in Sachen Natur, Umweltschutz und Politik nach und erklären unter anderem, warum sie Naturkundemuseen als Schlüssel zur Rettung der Menschheit sehen.

Laut Boris Herrmann soll das Buch als „eine Einladung zu einer Entdeckungsreise in verborgene Welten der Vergangenheit“ verstanden werden und genau das habe ich getan. Ich habe mich auf diese Reise eingelassen und so unglaublich viel gelernt! Nun verstehe ich, warum uns Exponate aus einem Museum dabei helfen Vorhersagen zu treffen und auch Entwicklungen zu beschreiben. Auch finde ich die Aussage, dass Naturkundemuseen ein Schlüssel zur Rettung der Menschheit seien und ein Ort der politischen Debatte um die Zukunft der Erde sein sollten, nicht mehr so abwegig.

Da das Buch, mit seinem Interview-Stil, eher an ein lockeres Gespräch unter Freunden - von denen eben nicht jeder ein Experte in Sachen Naturwissenschaften ist - erinnert, sind die Inhalte einfach zu verstehen und auch nachzuvollziehen. Dabei sind die Drei auch noch wahnsinnig sympathisch und natürlich in ihrer Art. Auch die besprochenen Themen sind dadurch unheimlich vielseitig und breit gefächert. Wie sagt man so schön… man kommt von von Höcksken auf Stöksken. Auf sehr ungezwungene und unkonventionelle Art, schafft dieses Buch es wirklich komplexe Themen rund um Natur, Umweltschutz und Politik anschaulich darzulegen und begreiflich zu machen.

Doch nicht nur inhaltlich komme ich aus dem Schwärmen nicht mehr heraus, denn auch die Optik ist wunderschön. Das Cover ist ein wahrer Eyecatcher, das Buch insgesamt sehr hochwertig verarbeitet und konzipiert. Das gesamte Layout ist sehr ansprechend und übersichtlich gestaltet. Die dezenten Illustrationen und die vielen, aussagekräftigen Fotos, von denen ich teilweise meinen Blick gar nicht mehr abwenden konnte, bereiten beim lesen noch zusätzliche Freude und werten das Buch insgesamt auch nochmal auf. Davon abgesehen, ist es mir nun ein dringendes Anliegen dem Berliner Naturkundemuseum schnellstmöglich einen Besuch abzustatten :-)

Fazit: Innen wie Außen ein absolut hochwertiges und interessantes Buch, in dem schlussendlich eine sehr wichtige Botschaft vermittelt wird, nämlich dass unser höchstes Bestreben darin liegen sollte, „das zu schützen was wir noch haben und wiederherstellen, was schon zerstört wurde“. Ich hoffe, dass diese Botschaft viele Menschen erreicht und an den richtigen Stellen ankommt. Ich jedenfalls spreche meine absolute Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 01.04.2025
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


gut

In der Ich-Perspektive erzählt Noriko Morishita in „Die Magnolienkatzen sehr berührend von ihrem Zusammenleben mit Katzen und wie diese, nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Blick auf das Leben verändert haben. Noriko lebt bei ihrer Mutter als sie, unter der einst von ihrem bereits verstorbenem Vater gepflanzten Magnolie, eine Katzenmutter mit fünf Kitten findet. Weder Mutter noch Tochter wollen sich zunächst ihrer annehmen. Doch schließlich kommt alles Anders und mit den Katzen wieder Liebe, Hoffnung, Leben und Besuch ins Haus.

Das Buch war ein Geschenk und ich muss ehrlich gestehen, dass ich es mir weder von der Optik, noch vom Inhalt her selbst gekauft hätte. Wie Noriko, würde ich mich als absoluten Hundemensch bezeichnen, d.h. Katzen sind eigentlich so gar nicht mein Thema, weshalb mir die eine oder andere Szene und Katzengeschichte auch echt „to much“ war. Anstelle der teilweise langweiligen, dafür aber um so ausführlicheren Katzen-Alltags-Beschreibungen, hätten mich mehr Einzelheiten zu Noriko interessiert und auch eine Erklärung, ob es sich um einen autobiografischen Roman handelt. Im Großen und Ganzen, sowie im übertragenen Sinne, hat es jedoch keine Rolle gespielt, ob nun Hund oder Katz, denn worum es eigentlich geht sind Tierseelen. Tierseelen die unser Leben begleiten, es bereichern, ja sogar zum besseren wenden und nachhaltig Spuren hinterlassen. Es geht um liebevolle Fürsorge, Freude an den kleinen Dingen, um unerwartete Glücksmomente und Zufriedenheit im Hier und Jetzt. In dem Zusammenhang haben mir die immer wieder auftauchenden Weisheiten des Buches auch sehr gut gefallen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gelungen fand ich auch die sehr anschauliche Darstellungsweise, wie sich Norikos Blick auf das Leben nach und nach geändert hat.

Fazit: Eine rührende Geschichte - einfühlsam, poetisch und ehrlich erzählt. Und doch kann sie mich nicht zur Gänze überzeugen, da sich für meinen Geschmack alles doch ein wenig zu detailliert und ausschließlich um den Alltag mit den Katzen dreht, was teilweise in echt langatmigen „Tätigkeitsbeschreibungen“ ausartet.

Als Geschenkbuch für Katzenliebhaber aber sicherlich ein absolutes Highlight!