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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1453 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2025
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


ausgezeichnet

Hanna Krause ist Magdeburgerin, 1913 geboren und hat fast ihr ganzes Leben in der Stadt verbracht. Früh zur Waisen geworden wurde sie von ihren deutlich älteren Halbschwestern groß gezogen - ihre Kindheit und Jugend spielte sich vor allem in einem Blumenladen, den die in Magdeburg verbliebene Schwester bewirtschaftete, ab.

Später heiratete sie Karl, der ihretwegen nach Berlin fuhr und ihr einen Heiratsantrag machte - und einen Blumenladen in Magdeburg versprach. Sie wurde Mutter von fünf Kindern, musste bald erkennen, dass sie mit einem Trinker verheiratet war, liebte aber ihr Leben inmitten von Blumen. Sie erlebte den Zweiten Weltkrieg, die gesamte DDR-Zeit und noch ein paar Jahre mehr.

Ich konnte diesen faszinierenden Roman von Annett Gröschner nicht aus der Hand legen - auf weniger als 300 Seiten vermag sie vor uns Leser*innen nicht nur das Schicksal von Hanna Krause, sondern auch das der Stadt Magdeburg im 20. Jahrhundert auszubreiten. In wenigen Worten, doch keinesfalls lakonisch vermag sie es, ganze Leben vor uns auszubreiten. Ich habe mit Hanna gebangt, gehofft, gelacht, geweint, mich über ihren Mann geärgert und die Kinder betüddelt.

Ein solch akzentuierter Stil, eine derart lebendige Sprache sind mir lange nicht mehr begegnet und ich hoffe, dass dieser Roman entsprechend gewürdigt und mit Preisen überhäuft wird!

Bewertung vom 15.03.2025
Loose, Anke

Schmeckt!


sehr gut

Ein Buch über das Essen für Kinder - mit vielen Bildern und vielen Erklärungen: Über Farben und optischen Einfluss des Essens insgesamt über Geschmacksrichtungen und Nährstoffe zur (Ein)Wirkung des Essens insgesamt auf unseren Organismus - beziehungsweise auf unsere Stimmung und unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Und - was mir sehr gefällt - zu internationalen Unterschieden in der Ernährung ebenso wie zu dem Umstand, warum sich die Nahrungsmittel auf diesem unseren Planeten so unterschiedlich verteilen, dass manche viel zu viel und andere viel zu wenig haben.

Klingt gut? Ist es auch, auch wenn Kinder ab 6 Jahren möglicherweise mit einigen Aspekten überfordert sind. Die Zeichnungen ergänzen die Inhalte sehr gut, es gibt auch Grafiken der kindgerechten Art bspw. zu Nährstoffen und zur internationalen Verteilung der Nahrungsmittel, die gerade im letzteren Fall doch ein wenig unübersichtlich sind.

Am Ende des Buchs gibt es sogar noch ein paar Rezepte, die Kinder nachkochen können (Hinweis: nur unter Aufsicht Erwachsener, da sie in den meisten Fällen an den Herd und in allen Fällen elektrische Geräte benutzen müssen.) Hierbei finde ich es nicht so toll, dass alle vier Rezepte süß sind - es wäre toll gewesen, wenn die Kinder nach der Lektüre in verschiedene Geschmacksrichtungen einführt worden wären!

Insgesamt jedoch ein spannendes und lehrreiches Buch, an dem man nicht vorbeigehen sollte!

Bewertung vom 13.03.2025
Andrea, Jean-Baptiste

Was ich von ihr weiß


gut

Der in Frankreich geborene, italienischstämmige Mimo wird in den 1920er Jahren von seiner Mutter zurück in die alte Heimat geschickt, zu einem Verwandten, der ihn zum Bildhauer ausbilden soll. In der Realität ist der kleinwüchsige Mimo dann ein unbezahlter Handlanger. Als seine große Begabung in diesem Bereich sichtbar wird, lässt sein "Chef", der gerne und oft dem Wein zuspricht, ihn die ganze Arbeit machen und signiert die Werke dann nur.

Ein hoffnungsloses Leben - bis Mimo Bekanntschaft mit Viola, der Tochter der lokalen Adelsfamilie Orsini macht, mit der ihn bald gegen den Willen ihrer Eltern eine innige Freundschaft verbindet. Doch Viola ist unkonventionell, schert sich - soweit es ihr möglich ist - nicht um Konventionen - ihr Traum ist das Fliegen und mit Mimo und einigen weiteren Freunden sucht sie diesen zu verwirklichen.

Die Kernhandlung ist eingebettet in die historischen Entwickungen jener Zeit - den beginnenden Faschismus, dem Zweiten Weltkrieg und diesem nachfolgenden Entwicklungen. Zweifelsohne ein großer Roman, der mich jedoch nicht in Gänze erreichen konnte - dafür war mir die Darstellung zu kleinteilig und zu langatmig.

Bewertung vom 11.03.2025
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


sehr gut

1980er Jahre in Norddeutschland: Raisa wächst recht isoliert bei ihrer Mutter auf, die sie zwar mit Liebe umgibt, aber keineswegs mit Informationen. Ihre Herkunft, weitere Verwandte, mögliche Tanten und Onkel - all das bleibt im Ungewissen. Zumindest für Raisa - denn uns Leser*innen bleibt ja zumindest die Funktion der zwar nicht all- aber doch vielwissenden Erzählerin, durch die wir in die vorherigen Generationen der Familie Einblick erhalten, vor allem in die Geschicke der Frauen, die es - wollen wir es mal zusammenfassend bewerten - allesamt nicht leicht hatten. Und ebensowenig haben.

Doch irgendwann findet Mutter Martha einen Ausweg in der sprechenden Zettelwand, an der sie häppchenweise alles befestigt, was nicht ausgesprochen werden kann und sagen wir es gleich: wenig ist das nicht.

Ein Roman, dessen Stil und Sprache mich begeisterten, der mir aber doch so einiges abverlangte: ich mag die klare Sprache ohne Geheimnisse und Aussparungen, die auch die Rezipient*innen des Romans treffen. Längst nicht in dem Maße wie Raisa, aber einiges mehr hätte ich zu gern gewusst!

Bewertung vom 10.03.2025
Schmidt, Nicola

Das artgerecht Gespräche-Buch: Zehn wirklich wichtige Gespräche, die Kinder und Eltern wachsen lassen


ausgezeichnet

Wichtige Themen - eine Gesprächshilfe! Und zwar längst nicht nur für junge Eltern, sondern für alle, die gelegentlich Umgang mit Kindern unterschiedlichen Alters haben. Die Autorin zeigt kompetent auf, welche Themen - und auch, welche Wortwahl - in jedem Alter passend ist und zwar zu den verschiedensten Themen wie Freundschaft, Mut, aber auch Liebe und Tod und geht dabei intensiv auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichen Alters ein.

Auch die Besinnung auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse kommt nicht zu kurz: Wer bin ich? Was mag ich? sind ebenso Themen wie die zuvor genannten. Auf sachliche, dabei (an passender Stelle) durchaus warmherzige Art und Weise greift die Autorin uns unter die Arme und zeigt auch schon mal absolute No Go's auf! Dabei gefällt mir ihr achtungsvoller und wertschätzender Umgang sowohl mit den Rezipienten des Buch als auch mit denen, um die es geht, also mit den Kindern!

Bewertung vom 06.03.2025
Avdic, Åsa

Hinters Licht


gut

Anfang des 20. Jahrhunderts: Ruth Doran ist eine von vielen klugen Frauen, die sich mehr für die Wissenschaft als für den Haushalt interessieren - und sie darf sogar studieren, allerdings nur, bis ihr Vater einen Heiratsantrag für sie erhält und sie zwingt Hausfrau und Mutter zu werden. Nach dem Tod ihres Mannes - inzwischen ist der Große Krieg beendet - findet sie eine Stelle bei Thomas Bradford einem Wissenschaftler, der sich mit ihrer Hilfe dem Spiritismus zuwenden will. Ruth verliebt sich in ihre neue Tätigkeit, aber mehr noch in ihren Vorgesetzten: Sie fühlt sich von ihm als Wissenschaftlerin, aber auch als Frau ernst genommen und lebt mehr für die Zeit am Arbeitsplatz als für ihr Familienleben mit den drei Töchtern.

Für mich eine merkwürdige Leseerfahrung: den Stil der Autorin, ihren recht unkonventionellen Umgang mit Zeit und Raum habe ich sehr genossen, inhaltlich jedoch blieb für mich einiges auf der Strecke. Der Weg von der Wissenschaft zum Spiritismus wurde aus meiner Sicht unzureichend dargestellt, die dargestellten Seancen wirkten im Vergleich zur Präsentation inhaltilich eher hölzern und nicht ausreichend recherchiert. Darin war von der Wissenschaft, aus der sich das Interesse von Thomas Bradford, der im Übrigen eine reale Gestalt ist, am Übernatürlichen erst herausbildete, nichts zu spüren. Ich bin auch davon überzeugt, dass Åsa Avdic die Recherchen nicht vernachlässigt hat, eher war mein Eindruck, dass sie mit Aufbau und Darstellung ihr Pulver bereits verschossen hatte - leider, muss man sagen.

Bewertung vom 04.03.2025
Rauch, Christine;Donnerberg, Ernestine

Wilde Pflanzen essen


ausgezeichnet

Wer sich ein Bild - bzw. ganz viele Bilder von genießbaren wilden Pflanzen und allem, was sie betrifft, machen will, der vertraut sich am besten Survival Sieglinde an. Die kommt aus Thüringen, heißt in Wirklichkeit Christine Rauch und hat zusammen mit Zeichnerin Ernestine Donnersberg eine ganz wundervolle Graphic Novel zu diesem Thema erschaffen.

Es ist quasi ein Aufruf, sich in die Natur zu begeben und dort wilde Pflanzen - ganz überwiegend Kräuter diverser Art zu sammeln und diese in den Ernährungsplan zu integrieren.

Zu jeder liebevoll gezeichneten Pflanze werden mannigfaltige Informationen geliefert, dazu Rezepte und weitere Verwendungstipps.

Es macht einen unglaublichen Spaß, das Buch anzuschauen und zu lesen, die Zeichnungen sind sehr achtungsvoll gefertigt, was die Pflanzen angeht und witzig-frech in allen übrigen Belangen. Ein schönes Buch, das ich jedem Pflanzenfreund und jedem, der dies werden will oder soll (dann als Geschenk) empfehle. Ich bin sicher, dass die wenigsten sich dem Charme dieses Buches entziehen können!

Bewertung vom 01.03.2025
Dicker, Joël

Ein ungezähmtes Tier


sehr gut

Sophie und Arpad - ein strahlendes, glamuröses Paar; Greg und Karine - ein deutlich alltäglicheres, blasseres, was ihnen selbst am meisten bewusst ist. Wie hängen diese Protagonisten mit dem Juwelenraub zusammen, von dem bereits ganz zu Beginn die Rede ist?

Es dauert eine ganze Weile, bis hier nähere Zusammenhänge zutage kommen, ebenso erfährt man erst spät, wer denn eigentlich das titelgebende ungezähmte Tier ist - ganz sicher ist es nicht der Hund der Nachbarn, mit dem ständig Gassi gegangen wird.

Wie immer bei Dicker finden sich die Puzzlesteine recht zögerlich zusammen, diesmal passt es nicht ganz so messerscharf wie in einigen der vorherigen Romane, sprich: sein bestes ist dies sicher nicht: eine ganze Ansammlung von Unsympathen; die Netteren werden nur kurz umrissen.

Wie so oft geht es um Leidenschaften verschiedener Art, den Drang, gewisse Dinge, teilweise mit gewissen Leuten zu tun, der aus ganz unterschiedlichen Beweggründen resultiert. Ich hatte ein bisschen den Eindruck, es eilte mit dem Abgabetermin, weswegen die Rafinesse, die ich bei Dicker bereits mehrfach kennengelernt habe, etwas zu kurz kam.

Dennoch lohnt die Lektüre, wenn auch mehr zur Unterhaltung mal so zwischendurch - 3,5 Sterne von mir!

Bewertung vom 01.03.2025
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


gut

Familie Fletcher ist unglaublich reich - aber alles andere als glücklich. Es sind vor allem die drei Kinder der Familie - Bernard alias Beamer, Nathan und Jenny - die im Fokus stehen, auch wenn der Einstieg mit der Entführung des Vaters Carl beginnt.

Zunächst hat mich die Sprache fasziniert: sie ist witzig, amüsant und auf den Punkt, doch damit ist es schnell vorbei. Nach einem ansprechenden Einstieg verliert sich die Autorin in langatmigen Beschreibungen, die dermaßen ins Detail gehen, dass kein Platz mehr für eigene Gedankengänge bleibt.

Ich fühlte mich mehr und mehr überrollt von dem Buch und seinem Inhalt, wobei die Punkte, die mich wirklich interessiert hätten und mir erlauben würden, eine Verbindung zu der Familie herzustellen, auf der Strecke blieben. Es dauerte eine Weile und eine Menge schwer zu ertragender Beschreibungen bspw. von den Perversionen Beamers, bis ich erkennen konnte, dass eigentlich die soziale Ungerechtigkeit in der US-Gesellschaft ein vordringliches Anliegen der Autorin ist bzw. sein soll.

Ich habe diese Lektüre als richtig harte Arbeit empfunden!

Bewertung vom 26.02.2025
Graßmann, Farina

True Crime in Nature


ausgezeichnet

Ein Hauen und Stechen sondergleichen: Das ist es, was sich in der Tier- und Pflanzenwelt vom menschlichen Auge weitestgehend ungesehen abspielt! Autorin Farina Graßmann vermittelt uns Lesern mal eher dramatisierend, dann wieder flapsig, wie es in Fauna, vor allem aber n der Flora so zugeht: da legt einer dem anderen ein Ei ins Nest und das ist beileibe nicht nur der Kuckuck, von dem uns allen dieses Vorgehen schon längst bekannt ist, nein, es gibt beispielsweise auch entsprechende Hummeln, die ein solches Vorgehen pflegen.

Dann gibt es noch die, die sich an anderen Lebewesen "befestigen" und diese sozusagen in lebendigen Zustand beknabbern. Dies wird besonders gerne in Gewässern von Neunaugen, die im Baltikum, der Heimat meiner Eltern, gerne selbst verspeist werden, betrieben. Ich mochte sie noch nie sonderlich gern, aber jetzt werde ich sie meiden wie der Teufel das Weihwasser - was zu viel ist, ist zu viel!

Das waren nur erste Eindrücke, es gibt auch die Gesellen, die sich Körperteile anderer Wesen schnappen und zig weitere unlautere Methoden, durch die Flora und Fauna lebendig bleiben. Das alles wird hier erfrischend unterhaltsam und garniert mit lustigen Karikaturen und anschaulichen Fotos präsentiert. Sehr empfehlenswert!