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katl2

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Bewertung vom 30.05.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Ein junges Mädchen wird grausam ermordet aufgefunden. Ihre Kehle wurde aufgeschlitzt und zwischen ihren Schenkeln steckte ein hölzerner Pfahl. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt soll in diesem Fall ermitteln. Doch die eingesessenen Wiener Polizisten misstrauen dem jungen Kollegen aus Graz mit seinen modernen kriminalistischen Methoden und schieben ihn auf einen anderen Fall ab. Dabei lernt Leopold den schrulligen Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs kennen, August Rothmayer. Doch dann schlägt der Täter erneut zu und die beiden geraten mitten hinein in ein Netz aus Verschwörungen und Gewalttaten.

Schauplatz: Wien 1983

Mit flottem und packendem Erzählstil entführt Oliver Pötzsch einen in das Wien des 19. Jahrhunderts. Antisemitismus, Vorurteile und Ablehnung allem Neuen gegenüber prägen die Stadt. Trotzig und stur stellt sich der Wiener jeglichem Fortschritt entgegen. Bloß keine Veränderung. Fotographie und Fahrräder treffen auf die traditionellen Ansichten der Eingeborenen, die lieber alles so lassen würden, wie es immer gewesen ist. Ein Ereignis jagt das nächste, während man dem jungen Inspektor durch die Straßen des historischen Wien folgt.
Besonders gefallen haben mir die Einträge in den Almanach für Totengräber. Wie Augustin einmal gesagt hat, der Tod hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Er wird nach außen gedrängt, negiert und ignoriert. Und doch ist er ein Teil vom Leben. Die interessanten Berichte am Beginn jedes Kapitels machen deutlich, wie viel uns die Toten auch noch nach ihrem Ableben mitteilen können und was in einem Grab so vor sich geht.

Ein ungleiches Paar

Leopold von Herzfeldt ist ein energetischer junger Mann, der mit seiner selbstsicheren und direkten Art bei seinen neuen Kollegen nicht besonders gut ankommt. Als Jude trifft er im antisemitischen Wien auf zusätzliche Schwierigkeiten. Doch er lässt sich nicht unterkriegen und schießt Freundschaften, wo er es am wenigsten erwartet. Ein motivierter junger Mann, der seinen Platz in der Welt sucht und dabei nicht vor Fehlern und Vorurteilen gefeit ist.

Augustin Rothmayer stammt aus einer angesehenen Totengräberfamilie, die bereits zahlreiche Persönlichkeiten zu Grabe getragen haben. Sein schäbiges Aussehen und sein nicht gerade angesehener Beruf täuschen über sein enormes Wissen und seine Scharfsinnigkeit hinweg. August spricht im Dialekt, was ihn sehr authentisch und natürlich macht. Ein gemütlicher Mann, der seinen Platz in der Welt genau kennt. Ruppige Schale mit weichem Kern.

Fazit

Bereits der dunkle Einband mit dem hellen Kreuz in der Mitte und dem großen roten Fleck übt eine gewisse Anziehung aus. Der Krimi ist packend erzählt und bietet viel Möglichkeit zum eigenen mitraten. Oliver Pötzsch platziert seine Hinweise gezielt und rar. Die Lösung plausibel und nachvollziehbar. Der historische Schauplatz wird vor dem inneren Auge lebendig und auch die Wiener Mentalität spiegelt sich in den Buchseiten wider. Wer historische Krimis liebt, sollte das Buch unbedingt lesen.

Bewertung vom 27.05.2021
Kornberger, Ruth

Frau Merian und die Wunder der Welt


sehr gut

Maria Sibylla Merian löst sich aus den Fesseln der Gesellschaft, um sich ganz ihrer Leidenschaft widmen zu können: dem Erforschen von Schmetterlingen und anderen Insekten, die bisher kaum Beachtung gefunden haben. Liebevoll und gewissenhaft präpariert sie die Tierchen und bringt die sie anschließend auf das Papier. Maria und ihre Töchter lassen sich schließlich in Amsterdam nieder, wo sie die angefertigten Bilder drucken lassen und verkaufen. Mit dem eingenommenen Geld will sich Maria ihren Herzenswunsch erfüllen: eine Forschungsreise nach Surinam.

Dieser zauberhafte Roman befasst sich mit dem Leben von Maria Merian, die sich als Künstlerin und Wissenschaftlerin im 17. Jahrhundert beweisen muss und es auch tut. Mit blumigen und liebevollen Worten erzählt Ruth Kornberger von den alltäglichen Herausforderungen und Problemen, denen sich Maria stellen muss, um ihre Leidenschaft leben zu können und an ihr gewünschtes Ziel zu kommen.

Maria ist ein starker Charakter. Sie weiß genau was sie will. Kein Hindernis ist ihr zu groß, um zu dem Ziel zu gelangen, das sie sich selbst gesetzt hat. Wortgewandt und schlagfertig bewegt sie sich in der männerdominierten Welt. Dem anderen Geschlecht steht sie skeptisch und misstrauisch gegenüber. Als sie dann auf Jan de Jong trifft, kämpft sie gegen ihren Instinkt, ihrer Vorsicht und mit seiner Verschwiegenheit.

Ruth Kornberger gelingt es mit ihren leichten Worten, das Leben des 17. Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Besonders die detailreichen Erläuterungen von Marias Arbeit habe ich sehr genossen. Ganz nebenbei, ohne es bewusst zu merken, lernt man die komplexen Wege vom Tier zur Abbildung im Buch kennen, die unzähligen kleinen Arbeitsschritte kennen und entwickelt eine Achtung gegenüber dem Reich der Insekten. Bald versteht man Ausdrücke, die einem vorher kein Begriff waren. Auch die damalige Gesellschaft kommt nicht zu kurz. Nicht nur das Leben von Kaufleuten und Künstlern, von Mätressen und Seeleuten wird beschrieben, sondern auch der Weg vom Freibeuter zur Piraterie findet Platz in dieser Geschichte.

Ein wunderschönes Buch, das mit einer Leichtigkeit von einer vergangenen Zeit erzählt, diese wieder aufleben lässt und den eigenen Blick auf die Welt verändert. Die Spannung bleibt während der gesamten Geschichte nahezu gleich. Dennoch ist das Buch weder langatmig noch langweilig. Maria zieht einen mit ihrer rastlosen und umtriebigen Art durch die Seiten und die Kapitel schwimmen nur so dahin.

Bewertung vom 11.05.2021
Decker, Anika;Berlin, Katja

Nachrichten von Männern


ausgezeichnet

Das Buch ist eine witzige und klischeehafte Ansammlung von alltäglichen Chatverläufen, die so in der Welt herumgeistern. Die beiden Damen haben sich bemüht, die verschiedenen Vorlieben der männlichen Kommunikation auf sozialen Netzwerken in systematische Gruppen zu unterteilen und bieten zu jedem Typus mehr oder weniger ernst gemeinte Ratschläge an.

Die Sammlung der verschiedenen Möglichkeiten, wie die Kommunikation über das Internet verläuft führt unweigerlich dazu, dass man sich selbst in dem Buch findet. Nicht zwingend bei einem speziellen Typus, aber zwischen den Zeilen findet man doch eine kreative Mischung seines eigenen Chatverhaltens, das sich natürlich von Kommunikationspartner/in ändert. Auch wenn es grundsätzlich aus der weiblichen Sicht über Nachrichten von Männern geht, ist der umgekehrte Weg nicht auszuschließen. Auch Frauen lassen sich gewissenlos in dieses Schema einordnen.

Die kurzen Kapitel, eines pro speziellem Chatverhalten, sind in einer sarkastisch-ehrlichen Art und Weise geschrieben, die es nahezu unmöglich macht, das Buch vor dem Ende auf die Seite zu legen. Nicht wegen einer unglaublich fesselnden Handlung, sondern simple durch die Tatsache, dass man sich selbst oder andere darin erkennt. Die trocken erteilten Ratschläge nach den exemplarischen Einführungsnachrichten bringen einen nur zu oft zum Schmunzeln.

Ein Buch zum Schmunzeln und sich selber-an-der-Nase-nehmen. Kurzweilig und witzig.

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