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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 247 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


sehr gut

Stell Dir vor, Du bist ein 11jähriges Mädchen und wirst von Deinen Eltern in ein fremdes Land geschickt, um dort vor den Luftangriffen während des Weltkriegs geschützt zu sein.

Die Emotionen aller Betroffenen, sowohl der eigenen Eltern, der Gastfamilie und der jungen Beatrix werden in diesem Roman auf packende, emotionale Weise wiedergegeben.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Gasteltern Ethan, Nancy, deren Söhnen Gerald und William, als auch Bea und deren Eltern Reginald und Millie erzählt. So erhält man ganz besondere Einblicke in deren Gefühlswelten und die veränderte Situation und was das mit allen anstellt. Während Bea für die Kinder Abwechslung bedeutet und auch ausgleichender Pol zwischen den beiden Jungs ist, taucht bei Millie Eifersucht, Sehnsucht und Zweifel auf, während Nancy stets unsicher ist, wie sie die Rolle als Ersatzmama ausfüllen soll, wo sie doch nur Kenntnisse davon hat, wie man Jungs aufzieht. Doch Bea schafft es schnell sich zu integrieren, genießt die Zeit, die Erinnerung an England verblassen und die Urlaube auf der Familieninsel in Maine tragen dazu bei, dass sie sich in Amerika wie zu Hause fühlt. Bis der Tag kommt, wo sie wieder zurückmuss.

Dieses Buch war für mich besonders. Nicht nur, dass es hier Gespräche so gut wie ohne wörtliche Rede gibt, sondern überwiegend in Kursivschrift, was anfangs etwas ungewöhnlich war. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt – während des Krieges, Beas Heimkehr nach London und die 60er Jahre.

Der erste Teil hat mir ganz besonders gefallen, während ich mir vorgestellt habe, wie es sein mag, in so jungem Alter fernab der Heimat und der eigenen Eltern zu sein. Doch Bea ist mutig, sie ist gut erzogen, höflich und schon bald wird sie von ihrer Gastfamilie ins Herz geschlossen.

Die Rückkehr gestaltet sich schwierig, zu viel ist in der Zwischenzeit passiert, vieles hat sich verändert und das wirkt sich auch auf das Verhältnis speziell zu ihrer Mutter aus, die für mich sehr wankelmütig, instabil und launisch wirkte.

Man spürt bei allen eine gewisse Melancholie, Sehnsucht, Dinge werden nicht richtig verarbeitet, man sucht nach dem Gefühl von Heimat und dennoch gelingt es der Autorin Schritt für Schritt verständlich zu machen, was Heimat, ein Zuhause und Wohlgefühl wirklich bedeutet.

Alle müssen einen großen Lernprozess durchmachen, es gibt traurige Momente, Verlust, geplatzte Träume und herzzerreißende Abschiede.

Die Charaktere sind sehr verschieden dargestellt, mit manchen wird man warm, bei anderen dauert es eine ganze Weile, aber genau das verbunden mit der abwechselnden Sichtweise macht diesen Roman zu etwas Besonderem.

Das Thema passt perfekt – denn das Meer spielt hier eine zentrale Rolle und hat verschiedene Bedeutungen, nicht nur geographisch, sondern auch für die Personen in diesem Buch.

Bewertung vom 01.08.2024
Einmal die perfekte Braut
Dietrich, Anna

Einmal die perfekte Braut


ausgezeichnet

Dieses Buch ist wie Balsam für die Seele und ein echtes Sahnehäubchen für alle Regency Fans.

Anna Dietrich versteht es auch in ihrem zweiten Roman die Gefühle spielen zu lassen, Herzen zu zerreißen und sie stückchenweise auf charmante Weise wieder zusammenzusetzen.

Man kann gar nicht anders, als die beiden Hauptprotagonisten Caspar und Lissi von der allerersten Seite an ins Herz zu schließen. Das Schicksal spielt ihnen übel mit. Nicht nur, dass Lissi durch einen früheren Vorfall für ihr Leben gezeichnet ist, sorgen auch beide Familien mit ihren Verkupplungsversuchen dafür, ihre komplette Zukunft zu schikanieren und ihre so sorgfältig geschmiedeten Pläne platzen zu lassen.
Ohne viel zu verraten, gefiel mir das besondere Kennenlernen aufgrund der Art und Weise unglaublich gut. Aufrichtig, von Herzen kommend, auf Ehrlichkeit basierend und doch mal was völlig anderes. Und wie die Autorin nach und nach zeigt, was Schönheit wirklich bedeutet, welche Werte zählen, wie man aber aufgrund ständiger gewohnter Vernachlässigung und Demütigung erst umdenken und dabei Missverständnisse und holprige Wege meistern muss ist so rührend und feinfühlig beschrieben. Man spürt die Verbundenheit, dieses sehnsüchtig erhoffte Vertrauen, den Wunsch, sich auf jemanden verlassen zu können ohne seelischen Schmerz zu erleiden.

Dabei rührt die Autorin immer wieder passend im Humortöpfchen, so dass man eine abwechslungsreiche, überraschende romantische Komödie erlebt, gemischt mit tiefgründigen, wundervollen Szenen und liebevollen, charmanten Charakteren, die der Geschichte das ganz gewisse Etwas geben. Ich konnte so sehr mit beiden mitfühlen, die knisternde Atmosphäre, die hoffnungsvolle Erwartung spüren. Die Romantik ist wohldosiert, mit sehr viel Rücksicht, Empathie und Sensibilität, dass selbst die eine etwas intimere Szene sehr behutsam umschrieben ist.
Ich fand es zu keiner Zeit kitschig, vulgär oder unrealistisch.

Dieser Roman verursacht Gänsehaut, Mitgefühl und Bewunderung für zwei Menschen, die trotz trauriger Vergangenheit und familiäre Intrigen ihren guten Charakter bewahren, sie zugunsten anderer einsetzen und zeigen, dass Schönheit und Bescheidenheit von innen kommt und nach außen strahlt, und nur aufrichtige Herzmenschen verstehen und reagieren und dabei Sonne ins Leben anderer bringen, wie zum Beispiel die gute Inge und der gutmütige Johann. Gleichzeitig wird in dieser warmherzigen Geschichte gezeigt, was perfekt eigentlich bedeutet.

Und als großer Rosenfan spielt hier die Goldene Amelie eine ganz wesentliche Rolle, was durch das wieder mal gelungene Cover samt passenden Titel ausdrucksstark vermittelt wird.

Absolute Leseempfehlung und für mich ein Lesehighlight!

Bewertung vom 22.07.2024
Der Club der Bücherfreundinnen
Green, Amy Lynn

Der Club der Bücherfreundinnen


gut

Der kleine fiktive Ort Derby in Maine zur Zeit des 2.Weltkriegs. Während die Männer nach dem Angriff auf Pearl Harbor ihren Teil zum Kriegsdienst leisten wollen, müssen die Frauen die Stellung halten. So treffen vier grundverschiedene Frauen aufeinander, die dem örtlichen Buchclub beitreten, um für das Überleben der Bücherei zu kämpfen, deren Besitzerin Louise diese gerne zu einem Kindergarten für die Werksfrauen umfunktionieren möchte. Aber Louise hat die Rechnung ohne die anderen drei Frauen gemacht: Avis, die bislang eher Zeitschriften gelesen hat, aber nun den Posten als Bibliothekar ihres Bruders geerbt hat. Die stets hungrige und quirlige Ginny, die jeden Cent spart, um ihre besetzte Insel samt Hummerfangboot zurückkaufen zu können und Martina mit ihren Kindern Rosa und Gio, die auch mit einigen Eheproblemen zu kämpfen hat.

Während sich jede dieser tapferen Frauen mit ihren eigenen privaten Sorgen und Nöten auseinandersetzen müssen, merken sie doch schnell, dass ihre Vorurteile und Skepsis nach und nach aufgrund der gemeinsamen Buchbesprechungen Freundschaft und Zusammenhalt weichen.

So führen sie nach jedem gemeinsam gewählten Buch ein Protokoll und ich hab mich einfach nur köstlich amüsiert, denn nach und nach wächst der Buchclub und es werden immer mehr Teilnehmer, so dass die Auswahl der Bücher immer interessanter, die Buchbesprechungen aber auch herrlich explosiv und abwechslungsreich verlaufen, was zum Teil auch Einblicke in die jeweiligen Persönlichkeiten gibt.

Das Buch stellt anfangs die Umstände der 4 Hauptprotagonistinnen vor, jede hat ein ziemliches Sorgenpäckchen zu tragen, fühlt sich durch den Krieg und die daraus resultierenden Umstände allein und teilweise hilflos, doch merken sie schnell, wie sich so manches ändert, wenn man Menschen ins Leben lässt, die es gut mit einem meinen, ihre Hilfe und ein hörendes Ohr anbieten und mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das ergibt so manche lustige, aber auch sehr gefühlvolle Szene. Je mehr Personen dazu kommen, desto bunter, eindrucksvoller und informativer wird es und so manches Geheimnis kommt an die Oberfläche.
Die Charaktere sind zeitweise gewöhnungsbedürftig, manches fand ich auch etwas anstrengend oder unnötig, dann wiederum wurde ich überrascht und man merkt, wie alle an sich, an dem, was sie während der Buchbesprechungen voneinander lernen, wachsen und auch nach und nach der letzte Lesemuffel davon überzeugt wird, dass Bücher erstaunliches bewirken können.

Das gemeinsame Lesen schweißt zusammen, lässt Freundschaften entstehen und wieder mal zeigt sich, welche Macht Bücher haben, selbst in Zeiten großer Not und nicht absehbarer Entwicklungen.

Der Glaube ist für mein Empfinden etwas kurz gekommen, ich hab oft gewartet, dass dieser etwas verstärkter mit eingebunden wird, aber es sind manchmal nur so leichte Andeutungen, Erinnerungen auch in Krisenzeiten Gott nicht zu ignorieren, sondern auch ihm sein Leid in die Hände legen zu können. Da hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht.

Ansonsten ein nettes Buch für zwischendurch, was aber keine großen Überraschungen oder Wendungen geboten hat.

Bewertung vom 15.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


sehr gut

Die Stunde Null – oder auch die tragischen Jahre der Nachkriegszeit genannt. Während die britischen Besatzer oder auch Tommys genannt, versuchen, Struktur und Ordnung in das vom Krieg zerstörte Deutschland zu bringen, leidet die Bevölkerung extrem unter den vielen Veränderungen.

Obwohl Anne Gerland sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich das geliebte Hotel Margarethenhof wieder zu eröffnen, muss sie nun mit Entsetzen feststellen, dass Bad Oeynhausen aufgrund der Lage von den Besatzern zum Hauptquartier umfunktioniert wird und die Bewohner aus der Stadt vertrieben werden. Die Lage in den schäbigen Baracken wird zur Herausforderung, das Miteinander mit den Besatzern eine Geduldsprobe.

Eindrucksvoll wird das Leben von Rosalie Thomann und Anne erzählt. Einst eng verbunden, gab es einen großen Bruch, der nur schwer wieder zu kitten ist. Während Rosalie ganz darin aufgeht, für die Briten arbeiten zu wollen und so auf ein sorgenfreies, erfülltes Leben hinzusteuern, gerät Anne immer wieder mit dem Colonel Michael Hunter aneinander. Und beide Frauen müssen feststellen, dass ihre bisherige Einstellung nicht so einfach funktioniert, wie sie es sich vorstellen.

Trotzdem das Buch mit über 500 Seiten sehr umfangreich ist, verschlingt man Seite für Seite, es gibt so viele Erlebnisse, Veränderungen, Einblicke in die Jahre nach dem Krieg, nicht nur was die vielen neuen Gesetze betrifft, sondern auch das eingeschränkte, beengte Leben, die verschiedenen Wettereskapaden und die Gefühlsachterbahnen, weil man einerseits noch so viel Wut durch die erneute Verdrängung und ungerechte Abstrafung in sich spürt, auch wenn sie selbst nichts für den Krieg konnten, aber auch die Versuche mitbekommt, Deutschland wieder aus den Trümmern herauszuholen, ohne dass sich die Geschichte wiederholt.

Ich hab das Buch genossen, es hat mich stellenweise ganz schön durchgerüttelt, gerade Anne konnte ich so gut verstehen, ihre Gründe für ihre Einstellung, aber ebenso auch die Gegenseite.

Die Autorin hat historische Geschehnisse mit fiktiven Charakteren und Abläufen geschickt zusammengefügt und dabei eine unfassbar mitreißende, tiefgründige Geschichte geschrieben, die auch mich stellenweise sehr nachdenklich gestimmt hat.

Auch wenn das Cover heiter aussieht, so muss man einige Male mit einem Kloß im Hals kämpfen und so manche Schicksalsschläge haben mich sehr berührt.

Von mir eine große Leseempfehlung – eine Geschichte über Neuanfänge, Vergebung, Zusammenhalt, Freundschaft, Hoffnung und Mut mit zwei Liebesgeschichten, die anders als erwartet und doch so gut sind.

Bewertung vom 12.07.2024
Wunder aus Karamell
Bastin, Luise

Wunder aus Karamell


gut

Mit dem 2.Teil der Karamell-Saga entführt uns die Autorin wieder nach Werther, wo nun die Kinder Magdalena, Hermann und Robert von Anton und Anne Leyen im Mittelpunkt stehen. Das Verhältnis unter den Geschwistern gestaltet sich schwierig, denn Hermanns innere Unzufriedenheit und Rastlosigkeit sorgt immer wieder für heftige, tränenreiche Konflikte in der Familie.

Sowohl interne als auch politische Veränderungen sorgen dafür, dass alle Beteiligten zum Nachdenken kommen. Hermann will sich auf Spurensuche Richtung Spanien und Mexiko begeben, um so auch etwas zum Familienunternehmen beizutragen und Magdalena begleitet ihn, um ihre gerade erlebte Enttäuschung in Sachen Liebe besser zu verwinden.

All die Erlebnisse, Entwicklungen, die Kreationen besonders von Magdalena, aber auch was sie auf ihrer Reise erleben, sind historisch toll recherchiert und eingebaut, machen das ganze noch spannender und interessanter und man kommt bei all den Beschreibungen der Bonbonherstellung total ins Schwelgen. So manche Idee, Praline und weitere leckere Überraschungen warten auf den Leser und sorgen für ein kleines Heißhungergefühl.

Was mich am meisten begeistert hat, ist die Bedeutung der Kastanie. Diese wurde schon im 1.Teil erwähnt, aber hier bekommt sie eine noch tiefgründigere, sehr emotionale Wichtigkeit und Erklärung.
Die charakterliche Entwicklung ist auch interessant, obwohl man Hermann anfangs in seinem Verhalten unmöglich findet, gibt er einem Stück für Stück Einblicke in seine Empfindungen, was die Situation verständlicher macht.

Auch das Verhältnis zwischen den Cousinen und der restlichen Verwandtschaft ist richtig schön zu lesen, hat mir sehr gefallen und rundet das Buch angenehm ab.

An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig mehr Spannung gewünscht. Etwas schade fand ich, dass das Ende ziemlich gerafft wurde, einiges wurde dadurch nur angerissen, worüber ich gern noch ausführlicher gelesen hätte und eine Passage während des Fluges fand ich etwas überzogen und unrealistisch.

Dennoch insgesamt eine lesenswerte Reihe mit Genussfaktor.

Bewertung vom 27.06.2024
Unser Leben in den Gezeiten
White, Roseanna M.

Unser Leben in den Gezeiten


sehr gut

Ein Roman, der so viel mehr ist als eine bloße Weltkriegserzählung. Es ist eine Generationensaga inklusive Crime-Elementen, voller Glauben und einer Liebe, die wirklich alles übersteht.

Ocracoke Island in North Carolina ist Dreh und Angelpunkt beider Geschichten in den Zeitebenen des 1. und 2.Weltkriegs.

1942 findet Evie Farrow einen schwer verletzten Fremden, dessen Schiff wohl von einem U-Boot torpediert wurde. Doch diese Begegnung bringt viele Geheimnisse ans Tageslicht, wovon auch Evies Familie zur Zeit des 1.Weltkriegs betroffen war…

Immer wieder schwenkt die Geschichte zur Zeit des 1.Weltkriegs, zu Louisa Adair, die mit ihrer Mom und Granny eine Pension führt, allerdings auch etliche Kenntnisse in technischen Dingen hat, was ihr die Bewunderung des reichen Engländers Remington Culbreth einbringt, der zusammen mit seinem Cousin zu Besuch kommt. Diese Verbindung hat weitreichende Auswirkungen auf ihr Leben, aber auch das der nachfolgenden Generation.

Die Entwicklung der Geschichte hat mich wirklich begeistert, obwohl man ziemlich aufpassen muss, sich all die Namen der verschiedenen Zeitebenen zu merken und im Verlauf der Geschichte auch hinter die Abkürzungen sämtlicher Namen zu kommen, hat es großen Spaß gemacht, in diesen wirklich wunderschön entwickelten Roman einzutauchen. Ich konnte mit allen so mitempfinden, die Charaktere sind so speziell, aber toll umschrieben, ich hab geschwärmt, gelitten, mitgefiebert, gelacht und geschmunzelt, gehofft und zeitweise auch den Atem anhalten müssen, dabei ist der Spannungsbogen gleichbleibend hoch geblieben und ich war ziemlich überrascht, was für überraschende Wendungen diese Erzählung enthält.

Alleine die sanft eingefügten christlichen Werte haben mir sehr gefallen, wie demütig diese Familie anerkannt hat, wenn die Not noch so groß erscheinen mag, sogar aussichtslos, so sendet der Himmel einen Lichtblick, eine warme Decke, die zeigt, es gibt Hoffnung, es gibt Wendungen, mit denen wir nicht gerechnet haben, die aber zeigen, dass Gott seine Schäfchen nie vergisst.

Das Ende hab ich mir ein wenig anders erhofft, bzw. hätte ich gerne noch etwas ausklingen lassen, das war etwas abrupt, aber dennoch eine absolut lesenswerte, tief berührende Geschichte voller Frauenpower, Gottvertrauen und überwiegend liebenswerter Menschen, die trotz der schlimmsten Zeit der Menschheitsgeschichte nie aufgegeben haben und das Gute im Menschen hervorholen.

Absolute Leseempfehlung und ich freue mich schon auf weitere übersetzte Bücher der Autorin.

Bewertung vom 24.06.2024
Mit jeder kleinen Entscheidung
Alexander, Tamera

Mit jeder kleinen Entscheidung


gut

Nach einer Beinahe Affäre ihres Mannes und einigen weiteren Krisen in ihrer Ehe, entschließt sich Claires Mann Stephen, das Jobangebot in einer renommierten Anwaltskanzlei in Atlanta anzunehmen. Um einen Neustart zu schaffen, kauft er eine alte Südstaatenvilla mit einer ganz eigenen Geschichte, in der Claire schon bald auf ein umfangreiches Geheimnis der dort vor 150 Jahren lebenden Charlotte Thursmann stößt. Mit jeder weiteren Entdeckung sieht sie in der tapferen Charlotte weit mehr Ähnlichkeiten, die Auswirkungen auf beider Leben hatten.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ziemlich schwer in die Geschichte reinfinden konnte. Zwar faszinieren mich Südstaatengeschichten und der Teil um Charlotte hat mir auch richtig gut gefallen, aber mit Claire und Stephen konnte ich leider nicht warm werden. Das große Thema dieses Buches ist Untreue, Ehebruch und dem Umgang damit. Das wird ziemlich ausführlich geschildert mit allen Aufs und Abs, Vorwürfen, Misstrauen, Unterstellungen, Missverständnissen und Streitereien, dass es mir im Laufe der Zeit einfach zu viel und wiederholend war.

Ich hab versucht, mich in beide Seiten hineinzuversetzen und auch die Gefühle der Tochter dabei zu verstehen, dennoch fand ich beide Elternteile sehr anstrengend und egoistisch, alles völlig festgefahren und sturköpfig. Auch die liebgemeinten Ratschläge der sympathischen Historikerin Bernice Tollwood sind immer wieder abgeschmettert worden und obwohl Claire sie für ihren Glauben und ihr umfangreiches Bibelwissen bewundert, ist ihr Herz wie versteinert, was die gesamte Situation so gut wie chancenlos macht.

Ich musste das Buch etappenweise lesen, weil ich nicht reinkam und es mir schwerfiel, der festgefahrenen und sich doch häufig wiederholenden Handlung zu folgen. Auch wenn es ein aktuelles Thema ist, war es mir einfach zu langatmig und die Diskussionen ermüdend.

Einzig die Rückblicke in die Tagebücher von Charlotte und der Zeit der Sklaverei haben für ein wenig Schwung und Abwechslung gesorgt.

Ein abruptes Umdenken findet auf einmal statt, was für mich viel zu spät und damit etwas unglaubwürdig wirkte.

Und die christlichen Aspekte waren trotz gut gemeinter Absicht oft belehrend, stellenweise nicht ganz nachvollziehbar, eine Aussage fand ich sogar richtig anmaßend und eher wie ein deftiger Regenschauer, statt sanft und gut dosiert.

Dieses Hin und Her macht es insgesamt etwas schwer das Buch zu beurteilen, gerade weil ich mir unter dem Titel und der Inhaltsbeschreibung etwas anderes vorgestellt hatte.

Bewertung vom 19.06.2024
Eine Rose, die im Sand erblüht
Peterson, Tracie

Eine Rose, die im Sand erblüht


sehr gut

Zu diesem Buch fiel mir der Spruch ein: Wer eine Rose wirklich liebt, der akzeptiert auch seine Dornen, und wer einen Menschen wirklich liebt, der akzeptiert auch seine Fehler.

Genauso eine Rose ist die Tochter des sympathischen, selbstlosen und herzensguten Ehepaares David und Helena Garcias. Selbstverliebt, arrogant, fordernd und undankbar unterstellt Isabella ihren Eltern, ihrer einzigen Tochter ihr Glück nicht zu gönnen, sondern sie immer wieder aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen, wo sie sich wohlfühlt und ein angenehmes Leben führen kann und möchte. Als sie nach New Mexiko in ihr Elternhaus zurückkehren soll, wird der zuverlässige und treue Mitarbeiter Aaron Bailey zu ihrer Sicherheit abgestellt, allerdings gehört ihr Herz dem Nachbarsohn Diego Morales.

Erst zu Hause erfährt sie, was es mit dem Wunsch ihrer Eltern, ihre Tochter nach Hause zu holen auf sich hat. Viel zu spät erkennt sie, was sie mit ihrem Verhalten all die Jahre angerichtet hat, beobachtet die Wohltätigkeit und daraus resultierende Dankbarkeit der Bewohner der von ihren Eltern gegründeten Stadt Silver Veil, ihre Selbstlosigkeit und ihren unerschütterlichen Glauben an Gott und die Menschlichkeit.

Isabellas Art hat mich als Leserin anfangs wirklich an meine Grenzen gebracht, so geschockt und entsetzt war ich von ihrem Verhalten und der Art, wie sie mit anderen umgegangen ist und wie egoistisch sie ihre Wünsche und Forderungen stellt. Aber gleichzeitig hab ich es genossen, nach und nach zu sehen, wie diese dornige Rose aufgrund von Missverständnissen und Unkenntnis der Umstände ihrer Eltern langsam aufblüht und lernt, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, sich in andere hineinzuversetzen und ihre verletzten Gefühle nicht als Ausrede für Undankbarkeit und ungerechter Vorwürfe zu nutzen.
Diese Kehrtwendung und Wandlung war so unglaublich schön zu lesen, wie sie durch das Beispiel ihrer Eltern, sowohl was ihre unerschütterliche Liebe zueinander aber auch zu den Menschen und ihren starken Glauben lernt, ihre Sorgen und Ängste Gott anzuvertrauen und ihr Leben in seine Hand zu legen, damit sie vernünftige Entscheidungen treffen kann.

Aaron mit seiner großen Geduld, seiner treuen Freundschaft zu seinem Mentor und dem Wissen, dass Gott Menschen ändern kann, man aber auch schlechtes Verhalten ehrlich ansprechen muss hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es gibt einiges zu schmunzeln, ein gewisser Spannungsbogen baut sich auf, es gibt lustige wie auch emotionale Situationen, die einem sehr nahegehen und für Gänsehautmomente sorgen.

Großartig ist auch die Botschaft hinter dem Buch, dass auch wir bereit sind aus Fehlern zu lernen und nicht erwarten können, um Vergebung unserer Fehler zu bitten, wenn wir selbst nicht dazu bereit sind, anderen zu vergeben. Selbstlose Liebe, ein großes Herz und Gottes Gnade leuchten in diesem Buch wie eine Rose, die samt ihrer Dornen ein Geschenk Gottes und jede einzelne in seinen Augen wertvoll ist.

Von mir eine große Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.06.2024
Ich finde dich wieder
Miller, Mark

Ich finde dich wieder


weniger gut

Der Klappentext hat schon so einige Erwartungen geschürt, zumal ich bereits einen anderen Roman des Autoren gelesen habe und wieder gespannt war, was uns dieses Mal erwartet.

Tom Baldwin, ein berühmter Schriftsteller zieht sich nach einem schweren Autounfall, bei dem sein kleiner Sohn ums Leben kam, auf die Florida Keys zurück. Seine Vergangenheit und das Familienleben waren nicht gerade berauschend, sein Schwiegervater hat ihn von Anfang an abgelehnt und Tom hat auch nicht viel zum Familienglück beigetragen.

Doch eines Tages erreicht ihn eine anonyme Nachricht, sein Sohn würde noch leben und diese Nachricht reicht aus, um sein komplettes Leben auf den Kopf zu stellen und nach allen Seiten hin zu recherchieren. Für ziemliche Ablenkung sorgt allerdings das Ehepaar, an das er das kleine Häuschen auf seinem Grundstück vermietet. Je mehr kuriose Vorkommnisse auftreten, desto verbissener versucht Tom, der Glaubhaftigkeit dieser Nachricht auf den Grund zu gehen.

So weit so gut und von der Thematik fand ich es auch interessant. Doch in der Umsetzung haben mich die vielen vulgären Ausdrücke, der vorsätzliche Ehebruch, die Brutalität, die selbstverliebte Art von Tom und das provokante Auftreten der ehemaligen Polizistin und neuen Mieterin Kay gestört. Ich bin leider mit den jeweiligen Personen überhaupt nicht warm geworden.

Obwohl Tom seine Geschichte aus der Ich-Perspektive schreibt und zeitweise auch die Leser wie ein Publikum anspricht, ist da kein verständnisvoller Funken übergesprungen. Auch wenn man seine Vatergefühle und den Schmerz des Verlustes nachvollziehen kann, konnte er mit seinem restlichen Verhalten nicht punkten. Obwohl es gewisse Spannungsmomente gab, so wurden diese immer suspekter, blieben aber weitestgehend auf der Strecke und ich hab mich stellenweise wirklich gelangweilt und etliches nur noch überflogen, zu offensichtlich war der Verlauf.

Das erhoffte Ende war dann sehr abrupt und kurz, wobei etliche Fragen offenblieben und mich insgesamt ziemlich unzufrieden zurückgelassen, so dass ich auch kein weiteres Buch des Autors mehr lesen werde.

Sehr schade, aber von mir gibt es hier leider keine Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.06.2024
Love Never Fails
Feurer, Melissa C.

Love Never Fails


ausgezeichnet

Was für ein unglaublich schönes Finale dieser Faithful New Adult Trilogie. Von allen Teilen hat mir dieser ganz besonders gefallen, authentisch, perfekt unperfekt und mit einer besonderen Botschaft bezüglich dem Lauf des Lebens und der Art, wie man mit Schicksalsschlägen und Veränderungen umgeht.

Mit Ennie erlebt man eine zwar perfektionistische aber gleichzeitig auch tapfere junge Frau, die ihren Bruder in dessen Café am Ammersee unterstützt, auch wenn sie mit Backen und Servieren einfach nichts anfangen kann, egal wie sehr sie sich bemüht. Das bringt sie oft an ihre Grenzen, worüber ich häufig Schmunzeln musste, denn hier ist Kopfkino vorprogrammiert, andererseits hätte ich sie auch liebend gern mal in den Arm genommen und gesagt, dass es mir genauso geht und man eben nicht alles können muss, nur damit andere einen mögen und brauchen.

Mit dem jungen Koch Julius, der schon im vorherigen Roman erwähnt wird und dessen Unglück in der Hotelküche von Nora Lichtenbergs Wellnesshotel weitreichende Folgen auf sein Leben hat, wird hier eine Figur gezeichnet, der mit sich seinem Schicksal hadert, dessen Umstände sogar dazu geführt haben, Zweifel an allem, sogar an seinem Verhältnis zu Gott zu haben.

Doch was wäre man ohne Freunde, deren Zuspruch, eine Alternative und eine neue Chance, die man erkennen und zupacken muss, auch wenn es am Horizont düster aussehen mag.

Ich hab diese Geschichte so sehr gefühlt, konnte beide Seiten gut verstehen, deren Ängste, Unsicherheit, das Auf und Ab der Gefühle und dem Wunsch, die Uhr wieder zurückdrehen zu können.

Mit einer Leichtigkeit verknüpft die Autorin hier eine gewisse Tragik mit etlichen humorvollen Szenen, eine tolle Mischung, ohne die Thematik runterzuspielen. Durch Ennies Vorliebe für Buchklassiker und ihre Vorstellung, gewisse Romanfiguren für ihr eigenes Leben zu deuten, hat man noch zusätzliche herrlich amüsante Begebenheiten, die mich wirklich begeistern konnten.

Hier geht es um das Annehmen und Akzeptieren von Wendungen im Leben, auf die man keinen Einfluss hat, ebenso wie die Hilfe und Unterstützung von Freunden und Menschen die einen lieben. Das Verstehen, dass Zweifel durchaus berechtigt sein können, Gott aber immer da ist, um zu stützen, Halt zu bieten und das Gefühl zu geben, niemals in einer Situation allein zu sein. Gutes kann auch perfekt sein, man muss nur die neuen Chancen und Möglichkeiten sehen.

Ein Wohlfühl-Herzensroman, der volle 5 Sterne verdient.