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Dreieich

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Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2023
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum (eBook, ePUB)


sehr gut

Fesselndes und tiefgründiges Familiendrama
Lollo, Nina und Malena sind seit ihrer Schulzeit Freundinnen. Obwohl sie nicht mehr viel verbindet, treffen sie sich in jedem Jahr mit ihren Familien zur gemeinsamen Silvesterparty. Die beiden 17-jährigen Töchter von Nina und Lollo feiern in diesem Jahr ihre eigene Party. Als die Eltern am nächsten Tag verkatert aufwachen, finden sie sich in einem realen Albtraum wieder, denn Lollos Tochter Jennifer ist nach der Party spurlos verschwunden und nichts ist für die Familien mehr wie zuvor.

Was so harmlos mit einer ausgelassenen Silvesterparty beginnt, mündet schon bald in ein fesselndes, tödliches Familiendrama, dass einige dunkle Geheimnisse und Abgründe enthüllt. Malin Stehn gelingt es sehr gut die Geschichte der beiden Familien spannend und tiefgründig zu erzählen und nutzt dazu verschiedene Sichtweisen (Nina, ihr Mann Fredrik und Lollo). Dadurch taucht man tief in die einzelnen Charaktere und ihre Gedanken und Gefühle ein. Sie wirkten auf mich sehr authentisch und man erlebt hautnah, was Jennifers Verschwinden in den beiden Familien auslöst. So müssen auch die Eltern von Jennifer erkennen, dass sie nicht alle Seiten ihrer Tochter kannten. Nur eine Person hat auf mich in ihren Reaktionen etwas überzogen gewirkt. Mit der verzweifelten Suche nach Jennifer entspinnen sich Familiendramen und Stehn lüftet schließlich ein dunkles Geheimnis nach dem anderen. Der Mittelteil weist zwar ein paar Längen auf, aber im letzten Drittel gibt es einige überraschende Wendungen und die Spannung steigt nochmals an und gipfelt dann in einem für mich absolut überzeugenden und glaubwürdigen Finale.

Das Buch war angenehm und flüssig zu lesen und hat mich sofort gefesselt und in die Handlung hineingesogen. Es hat mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen und zum Nachdenken gebracht.
Meine einzigen Kritikpunkte sind einige Längen im Mittelteil und dass die polizeilichen Ermittlungen nur am Rande thematisiert werden. Aus meiner Sicht ist die Bezeichnung Thriller oder Krimi daher nicht ganz zutreffend. Für mich ist es eher ein psychologischer Spannungsroman, der mich aber nichtsdestotrotz gefesselt, überrascht und bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 19.01.2023
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Erschreckend realistischer Klima-Thriller
Thilo Falk ist das Pseudonym eines Journalisten und Autors, der sich selbst seit langem für den Umweltschutz einsetzt und schon einiges zu diesem Thema veröffentlicht hat. Aufgrund dieses Backgrounds sind die Schilderungen in seinem Thriller extrem realistisch und manches ist inzwischen in der Realität bereits eingetreten.

Die Handlung spielt in Deutschland in verschiedenen Regionen, die von extremen Wetterereignissen wie Dauerregen und Überschwemmungen heimgesucht werden, die Menschen in den Tod reißen oder aus ihrer Heimat vertreiben. Während die sensible Infrastruktur bereits Schaden nimmt, sehen die zuständigen Behörden und Politiker keinen Handlungsbedarf. Die Wolkenkundlerin Fjella Lange, der IT-Spezialist Arian Fischer und der Schadensgutachter Philip Graf beschäftigen sich auf verschiedene Art mit den katastrophalen Wetterereignissen. Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass mehr als der Klimawandel dahinter steckt und in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit versuchen sie eine noch viel größerer Katastrophe aufzuhalten.

Ich fand das Buch durch die wechselnden Perspektiven sehr spannend und verständlich geschrieben. Die kurzen Kapitel sind jeweils mit einer Uhrzeit und Ortsangabe sowie einem Wetter- Emoji überschrieben, was ich gut fand. Manchen IT-Analysen von Graf oder Fischer konnte ich allerdings nicht immer folgen. Da fehlt mir wohl das Vorwissen. Gut hat mir auch gefallen, dass die Wetterextreme aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurden. So folgen wir auch einer Feuerwehrfrau bei ihren Einsätzen und müssen erleben, zu was Menschen fähig sind, wenn ihre Existenz bedroht ist und einem Familienvater, der sein Haus aufgrund des Dauerregens verlassen muss und mit der kleinen Tochter als Klimaflüchtling durch Deutschland irrt.

Ich fand den Klima-Thriller spannend, interessant und zugleich erschreckend realistisch. Manches, was im Buch als Fiktion beschrieben wurde, ist tatsächlich schon eingetreten, wie die Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal. Der Klimawandel schreitet immer schneller voran, das zeigt auch dieser Winter, der bisher viel zu warm war.
Ich kann den Thriller nur wärmstens empfehlen, denn hier wird das brandaktuelle Thema Klimawandel sehr packend thematisiert, wobei es dem Autor gelingt, Fakten und Fiktion perfekt zu verbinden. Es ist ein Buch das nachdenklich macht und mich noch einige Zeit gedanklich beschäftigt hat.

Bewertung vom 13.12.2022
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


ausgezeichnet

Thriller-Highlight
Die spanische Autorin Dolores Redondo hat mit diesem Buch einen außergewöhnlichen und unglaublich fesselnden Thriller vorgelegt. Ich kannte bisher nur die Verfilmung ihrer Baztan-Trilogie, deren Vorgeschichte sie nebenbei in Rückblicken erzählt. Es ist jedoch kein Muss, die Trilogie vorher gelesen zu haben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge spanische Kommissarin Amaia Salazar, die gerade ein Austauschprogramm beim FBI absolviert. Sie ist überaus intelligent und besitzt eine außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe sowie die Fähigkeit sich sehr gut in Täter hineinversetzen zu können, weswegen Agent Dupree sie zu den Ermittlungen in einer außergewöhnlichen Mordserie hinzuzieht. Ein Serienmörder, der immer nach einer Naturkatastrophe zuschlägt und ganze Familien tötet. Amaia folgt mit ihren amerikanischen Kollegen der Spur des „Komponisten“, die sie bis nach New Orleans führt, das sich dem schlimmsten Hurrikan seiner Geschichte gegenübersieht. Im Chaos von Katrina versuchen sie den „Komponisten“ endlich zu stellen, nicht ohne dabei in die Abgründe der eigenen Vergangenheit zu schauen.

Der flüssige Schreibstil der Autorin war eingängig und es gelang ihr eine düstere und unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen, die in New Orleans mit der wachsenden Bedrohung immer beklemmender wird. Die Geschichte entwickelte einen regelrechten Sog, so dass ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Die ungewöhnliche Idee eines Serienmörders, der Naturkatastrophen nutzt, um im anschließenden Chaos danach seine Taten zu verschleiern konnte mich überzeugen.
Die außergewöhnliche und packend inszenierte Handlung mit der scharfsinnigen und zugleich verletzlichen Ermittlerin machten den Thriller für mich zu einem absoluten Lesehighlight dieses Jahres. Ich werde auf jeden Fall auch noch die Baztan-Trilogie lesen.

Bewertung vom 24.11.2022
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Auftakt für Hanna Ahlander
Mit „Kalt und still“ startet Viveca Sten in ihre neue Polarkreis-Reihe um die Polizistin Hanna Ahlander.

Hannas Welt zerbricht gerade in tausend Scherben. Ihre Dienststelle in Stockholm legt ihr eine Versetzung nahe und ihr Freund hat sie wegen einer anderen verlassen und wirft sie aus der gemeinsamen Wohnung. Glücklicherweise hat ihre Schwester ein Ferienhaus in Åre, das sie Hanna als Zuflucht anbietet. Doch hoch im Norden ist es alles andere als ruhig. Nach einer Party verschwindet die 18–jährige Amanda spurlos und bei Temperaturen von -20 Grad zählt jede Stunde. Hanna hilft mit bei der groß angelegten Suchaktion und stößt schon bald auf Hinweise. Sie bietet der örtlichen Polizei ihre Unterstützung an, die Kriminalkommissar Daniel Lindskog gerne annimmt. Zusammen stürzen sich die beiden in die eisigen Ermittlungen, die für Hanna schon sehr bald brenzlig werden.

Nach der beliebten Schärengarten-Reihe hat Viveca Sten sich nun den Wintersportort Åre als neues Setting ausgesucht. Der Ort am Polarkreis ist perfekt gewählt für diese neue Reihe, deren Auftakt mir sehr gut gefallen hat. Die Charaktere der beiden Ermittler Hanna und Daniel waren mir sofort sympathisch. Viveca Sten thematisiert das Privatleben der beiden gerade soviel, dass ihre Figuren die nötige Tiefe erhalten und es nicht vom eigentlichen Fall ablenkt. Die Figuren sind authentisch und ihre Handlungen gut nachvollziehbar. Anhand ihrer Schilderungen hat man den Ort sehr gut vor Augen und kann sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen.
Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Hanna, Daniel und Amandas Familie erzählt. In kleinen Einschüben erfährt man auch von Amandas Schicksal. Die wechselnden Perspektiven und kurzen Kapitel beschleunigen das Lesetempo und sorgen für permanente Spannung. Gleichzeitig hat die Autorin, wie in skandinavischen Krimis üblich, ein gesellschaftskritisches Thema (hier Menschenhandel) aufgegriffen und perfekt mit der Handlung verwoben.

Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Die Verzweiflung von Amandas Eltern war schmerzlich zu spüren und die kurzen Abschnitte, die Amandas Schicksal zeigen, machten betroffen. Durch den Prolog ahnt man schon, wie die Suche nach ihr ausgeht. Ich mochte es, den Ermittlern über die Schulter zu sehen und die Höhen und Tiefen mitzuerleben. Die Auflösung am Ende war überraschend und hat mich überzeugt. Das neue Setting am Polarkreis hat mir richtig gut gefallen.
Das stimmungsvolle Cover mit der einsamen Berghütte und der passende Titel „Kalt und Still“ runden für mich den Krimi sehr gut ab.

Insgesamt war das für mich ein sehr gut gelungener, virtuoser Auftakt der neuen Polarkreis-Reihe mit einer neuen klugen Ermittlerin, die hoffentlich noch viele Fälle in dieser schönen, einsamen Landschaft am Polarkreis lösen wird. Ich bin jetzt schon ein Fan der Reihe.

Bewertung vom 13.11.2022
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)


sehr gut

Solides Debüt
Der Plot klang recht vielversprechend. Im Mittelpunkt steht die junge Psychologin Chloe, deren Vater als Serienmörder seit 20 Jahren im Gefängnis sitzt. Sie war damals erst 12 Jahre, als ihr liebevoller Vater die Morde an sechs jungen Mädchen gestand und damit ihre Welt und ihre Familie auseinander brach. Chloe hat das Trauma bis heute nicht überwunden. Als Psychologin mit eigener Praxis und einem netten Verlobten scheint sich ihr Leben endlich zu normalisieren, als plötzlich wieder Mädchen in ihrem Umfeld verschwinden. Jemand scheint die Morde von damals zu imitieren oder ist der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß?

Das Setting im ländlichen Louisiana fand ich gut gewählt, es verströmte ein stimmungsvolles Südstaatenflair und auch das düstere Cover stimmt gut auf die Handlung ein.
Es war ein interessanter Ansatz, dass hier einmal die Familie des Serienmörders im Mittelpunkt steht und beleuchtet wird, welche Auswirkungen die Taten auf sie haben.
Der Erzählstil war etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Autorin hat für Chloe die Ich-Perspektive gewählt, in der wir durch sie die Gegenwart und Rückblicke in die Vergangenheit und ihre Träume erleben. Gegenwart und Vergangenheit sind in den Kapiteln nicht klar abgegrenzt, so dass man beim Lesen genau aufpassen muss. Dadurch erhält man einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt und ihre Ängste. Ich konnte ihre Ängste und Zweifel und den daraus resultierenden Medikamentenmissbrauch sehr gut nachvollziehen, aber leider nicht alle ihre Handlungen. Man sieht alles nur aus Chloes Sicht, so dass die anderen Charaktere leider blass bleiben, da man über ihre Gedanken und Gefühle nichts erfährt. Das fand ich ein bisschen schade.
Die Geschichte brauchte ein wenig Anlauf um Fahrt aufzunehmen. In der zweiten Hälfte änderte sich das glücklicherweise und die Spannung zog merklich an und es gab auch noch einige überraschende Wendungen und eine logische Auflösung, die mich überraschen konnte (auch wenn sich eine Ahnung bestätigte). Trotz dieser kleinen Kritikpunkte fühlte ich mich gut unterhalten und wollte das Buch zu keiner Zeit zur Seite legen.

Fazit:
Ein Debüt mit kleinen Schwächen, bei dem das Potenzial der Story nicht voll ausgeschöpft wurde. Trotzdem ein lesenswerter Krimi der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 14.10.2022
Mentges, Jennifer

Elternhaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Alte Villa mit dunklen Geheimnissen
Yvette Winkler zieht mit ihrer Familie in eine alte Hamburger Villa an der Elbchaussee. Es soll ein Neuanfang werden, indem Sie ihren Traum vom perfekten Zuhause verwirklichen will. In Consuelo Strunz findet sie schon bald die perfekte Haushaltshilfe und in Tobias Hansen einen Klavierlehrer für die Kinder, der schon bald mit großer Selbstverständlichkeit im Haus ein und aus geht. Noch ahnen die Winklers nicht, wen sie wirklich in ihr Haus gelassen haben.

Mit „Elternhaus“ hat Jennifer Mentges einen atmosphärisch inszenierten Psychothriller mit facettenreichen und teilweise unheimlichen Charakteren vorgelegt. Sie erzählt die Handlung aus verschiedenen Perspektiven, die einen guten Einblick in das Denken und Handeln der Protagonisten ermöglichen. So lernen wir Yvette und ihre Familie, den charismatischen Klavierlehrer Tobias auf den die Villa eine unheimliche Anziehungskraft ausübt, die einsame Haushaltshilfe Consuelo und die blinde Nachbarin Gerda sehr gut kennen. Besonders Tobias und Consuelo verursachten bei mir zeitweise eine Gänsehaut.
Daneben gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die Schritt für Schritt die dunkle Vergangenheit der alten Villa und ihrer ehemaligen Bewohner enthüllen. Sie helfen die Protagonisten und ihre Motive besser zu verstehen.

Die Geschichte beginnt zunächst verhalten und braucht etwas Zeit um Fahrt aufzunehmen. Dafür lernen wir die Charaktere sehr gut kennen und die menschlichen Abgründe, die dabei beleuchtet werden, verursachen so manche Gänsehaut. Gut gefallen hat mir dabei der atmosphärische und bilderreiche Erzählstil der Autorin, der von Anfang an eine unterschwellige, sich leise anschleichende Bedrohung erzeugte, die sich im Verlauf der Handlung immer weiter steigerte. Die Geschichte lief wie ein Film in meinem Kopf ab, ich hatte die unheimliche Villa mit ihren „neuen“ und „alten“ Bewohnern sehr gut vor Augen. Im letzten Drittel steigt die Spannung dann nochmal deutlich an und gipfelt in einem Finale, das eine stimmige Auflösung bietet. Nur Yvettes Geheimnis hatte ich schon recht früh erraten.

Ich war von Anfang an gefesselt von der Geschichte, auch wenn manches vorhersehbar war. Die alte Elbvilla im stürmischen Hamburg sorgte für die perfekte düstere Atmosphäre. Genau die passende Lektüre für die ersten regnerischen Herbsttage auf der Couch. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde mir die Autorin merken.

Bewertung vom 29.09.2022
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Überzeugende und fesselnde Fortsetzung
Im zweiten Band der brillanten Forensik-Thrillerreihe ermittelt die Sektionsassistentin Cassie Raven diesmal in eigener Sache. Als ihre Großmutter Weronika ihr gesteht, sie über den Tod ihrer Eltern belogen zu haben, gerät ihre Welt aus den Fugen. Ihre Mutter kam damals nicht zusammen mit ihrem Vater bei einem Unfall ums Leben. Sie wurde von ihrem Vater ermordet, der dafür sehr lange im Gefängnis saß. Nun taucht dieser bei ihr auf und beteuert seine Unschuld. Cassie will unbedingt herausfinden, was damals wirklich geschah und stösst bei ihren Recherchen auf viele Ungereimtheiten und Lügen. Hilfe erhält sie von ihrem alten Freund Kieran und auch die unterkühlte und über korrekte DS Phyllida Flyte wird von ihr wieder eingespannt. Doch ihre Ermittlungen bleiben nicht ohne Folgen.

Nach „Tote schweigen nie“ ist dies bereits der zweite Band von A.K. Turner um die ungewöhnliche und bemerkenswerte Protagonistin Cassie Raven, die ich bereits seit dem ersten Band ins Herz geschlossen habe. Sie ist Sektionsassistentin in der Londoner Rechtsmedizin und mit ihren schwarz gefärbten Haaren, Piercings und Tattoos eine ungewöhnliche Erscheinung. Ungewöhnlich ist auch ihr Umgang mit den ihr anvertrauten Toten, die sie als „Gäste“ bezeichnet. Sie behandelt diese mit sehr viel Respekt und Feingefühl und kümmert sich mit viel Empathie um die trauernden Angehörigen. Dies hat mich schon im ersten Band berührt. Sie ist schon jetzt eine der besten ihres Fachs, was mit ihrer besonderen Gabe, „die Toten sprechen zu hören“ zusammenhängt. Für mich nichts Übernatürliches, sondern eine besondere Zuwendung und Empathie, die sie den ihr anvertrauten Toten entgegenbringt, und die sie Dinge erkennen lässt, die andere Pathologen übersehen.
Neben Cassie treffen wir auch wieder liebgewonnene Charaktere, wie ihre polnische Großmutter Weronika, ihren Freund Kieran und natürlich DS Flyte, die ihr schon im ersten Band zur Seite stand. Cassie und Flyte sind beide sehr gegensätzlich aber gerade deswegen ein reizvolles Ermittlerteam. Phyllida trägt selbst ein schweres Päckchen mit sich, denn sie hat den Tod ihres Babys noch nicht verarbeitet und braucht diesmal selbst Cassies Hilfe.

Mich hatte der Auftakt der Reihe bereits begeistert und ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit Cassie. Ich wurde nicht enttäuscht, denn diese war für mich sehr gelungen und fesselnd. Der Autorin ist es wieder gelungen, spannendes Insiderwissen aus der Rechtsmedizin mit einer außergewöhnlichen Protagonistin und einem spannenden Fall zu verbinden.
Neben Cassies persönlichen Recherchen zum Mord an ihrer Mutter gibt es auch wieder spannende Fälle aus ihrem Alltag in der Rechtsmedizin, in denen sie durch ihre Beobachtungsgabe die richtige Todesursache ermitteln kann. Die Sektionen werden sehr realistisch und sachlich geschildert und man spürt die genaue Recherche und das Hintergrundwissen der Autorin. Ihr gelang es, mich immer wieder auf falsche Fährten zu locken und sehr lange im Unklaren über den wahren Täter zu lassen.

Insgesamt war es für mich eine mehr als gelungene Fortsetzung der Forensik-Reihe, mit einer außergewöhnlichen und sympathischen Protagonistin. Ich hoffe es wird für sie und DS Flyte, die ein wirklich ungewöhnliches Ermittlerpaar abgeben, noch viele Fälle geben.

Auch das Cover ist wieder ein optischer und haptischer Leckerbissen, der perfekt zum ersten Band passt (nur leider nicht das Format).

Allen Forensik-Fans kann ich diese Reihe nur wärmstens empfehlen, rate allerdings mit dem ersten Band zu beginnen.

Bewertung vom 27.08.2022
Meyer, Chris

Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannende und blutige Fortsetzung
Dies ist bereits der zweite Band um den Profiler Tom Bachmann vom BKA, der auch der Seelenleser genannt wird. Ich hatte im letzten Jahr den „Blutkünstler“ gelesen und war nun gespannt auf seinen zweiten Fall, der auch wieder nichts für schwache Nerven war.

Diesmal jagt Tom mit seinen Kollegen den „Zoom-Killer“. Dieser foltert seine Opfer während einer Zoom-Konferenz grausam zu Tode, während die anderen Teilnehmer zuschauen müssen, ohne etwas unternehmen zu können. Natürlich bleibt es nicht bei einem Opfer. Die Taten werden wieder sehr detailliert und blutig beschrieben und als Leser muss man das abkönnen.

Die Handlung wird von Chris Meyer wieder von Beginn an sehr spannend erzählt und kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen dafür, dass man das Buch nicht zur Seite legen möchte. Er schafft es wieder gekonnt, den Leser tief in die menschlichen Abgründe eintauchen zu lassen. Ich habe Tom und seinem Team schaudernd bei den Ermittlungen, die einige Wendungen aufwiesen über die Schulter geschaut. Der Täter war eine Überraschung und sein Motiv schlüssig und nachvollziehbar erklärt. Für einigen Grusel sorgte bei mir die Sichtweise des Täters, aber auch die von Toms altem Freund Aaron und Toms Vater. Besonders gefallen haben mir die Rückblicke in Toms Kindheit, da sie sein Trauma, unter dem er immer noch leidet erklären. Das ist auch der Grund für seine kühle, emotionslose und distanzierte Art, die ihn mir leider nicht sympathisch machte, auch wenn ich verstehe, warum er so geworden ist. Sein Team blieb auch bei diesem Fall leider etwas blass.
Die Suche nach dem Serienkiller hat mich aber nichtsdestotrotz gefesselt und Toms Vergangenheit und die Beziehung zu seinem alten Freund Aaron und seinem grausamen Vater waren eine äußerst spannende Nebenhandlung.

Am Ende wird der „Zoom-Killler“ zwar gefasst, aber es gibt noch einen Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung der Reihe schließen lässt, bei der ich auf jeden Fall wieder dabei bin. Wer spannende und blutige Serienmörder-Thriller mag und den „Blutkünstler“ bereits kennt, dem kann ich die Fortsetzung nur empfehlen.

Bewertung vom 16.08.2022
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


sehr gut

Spannender Klimathriller
Mit „ Schmelzpunkt“ legt der Bestsellerautor Wolf Harlander seinen dritten Klima-Polit-Thriller vor, in dem die beiden BND-Agenten Nelson Carius und Diana Winkels nach „Systemfehler“ ihren zweiten Auftritt haben. Diesmal bildet die Arktis die atemberaubende Kulisse für seinen rasanten und erschreckend realistischen Thriller.

In der Arktis herrschen ungewöhnlich sommerliche Temperaturen, als der junge Inuk Nanoq Egede bei seiner Touristenführung tausende tote Fische in einer Bucht findet. Zudem schmilzt das Eis der Gletscher rasant und viel schneller als erwartet. Die deutsche Polarforscherin Dr. Hanna Jordan wird hinzugezogen und findet heraus, dass die Fische nicht auf natürliche Weise gestorben sind. Doch ihre Entdeckung ruft Gegner auf den Plan, die bis zum äußersten gehen, um ihre Taten zu vertuschen.
Gleichzeitig ermitteln Nelson Carius und Diana Winkels verdeckt für den BND. Sie sollen die deutschen Interessen in der Arktis wahren und Sabotageakte gegen deutsche Firmen aufklären. Dabei bringen sie sich mehrfach in höchste Gefahr. Denn in der Arktis tobt ein erbitterter Kampf der Anrainerstaaten um Rohstoffe und polare Seewege, der zu eskalieren droht.

Harlander schildert sehr realistisch die dramatischen Folgen der Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem der Arktis und mir lief mehr als einmal ein Schauer über den Rücken. Erzählt aus wechselnden Perspektiven, kommt sehr schnell Spannung auf und ich war gefesselt bis zum Schluss. Die Handlung ist actionreich und die Protagonisten müssen einiges einstecken. Das (nicht immer professionelle) Verhalten von Nelson und Diana konnte mich leider nicht immer überzeugen. Die Landschaftsbeschreibungen der Arktis waren sehr lebendig und ich konnte förmlich das Eis knacken hören. Ich fand es sehr interessant nebenbei einiges über das Leben und die Kultur der Inuit zu erfahren.

Dem Autor ist erneut ein packender Klimathriller gelungen, der auch nach dem Umblättern der letzten Seite nachhallt und zum Nachdenken anregt. Ein Buch , dass ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 14.08.2022
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Überzeugendes Debüt mit hochaktuellem Thema
Kurz nachdem die bekannte norwegische Bloggerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy vor dem Haus der Großeltern gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, denn Millionen Follower verfolgen das Leben des süßen Mädchens Tag für Tag. Kommissarin Emer Murphy ist wegen einer psychischen Erkrankung eigentlich noch krankgeschrieben, als sie von der Entführung aus den Medien erfährt. Doch eine innere Stimme drängt sie dazu sich trotzdem in den Fall zu stürzen. Sie will Poppy unbedingt finden und setzt deswegen sogar ihre Tabletten ab und riskiert einen Rückfall.

Mit „Poppy“ ist der Autorin Kristine Getz ein überzeugendes Debüt und gleichzeitig der Auftakt einer neuen Reihe um die Kommissarin Emer Murphy gelungen. Für ihr Debüt hat sie ein brandaktuelles Thema gewählt, nämlich das unbedarfte Posten von Bildern der eigenen Kinder auf Social Media und die unter Umständen weitreichenden Folgen die dies haben kann. Der Autorin ist es sehr gut gelungen dieses hochaktuelle, emotionale Thema in ihrem spannenden Thriller zu verarbeiten.

Schon nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte gefesselt, die abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird. Eingestreute Beiträge aus den Sozialen Medien (Instagramm-/Twitterbeiträge und Beiträge aus verschiedenen Foren) lockern das ganze zusätzlich auf und machen es sehr realistisch. Getz versteht es sehr gut die Spannung aufzubauen und den Leser mit falschen Fährten in die Irre zu führen. Es bleibt spannend bis zum Schluss und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Ich fand die Handlung gut durchdacht und schlüssig. Das Ende hielt noch eine Überraschung bereit, mit der ich nicht gerechnet hatte.

Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Charaktere, die nicht nur Sympathien hervorrufen.
Emer Murphy ist als neue Ermittlerfigur ein ausgefallener, interessanter Charakter, den ich sofort mochte. Obwohl sie noch krankgeschrieben ist, stürzt sie sich in den Entführungsfall, um die kleine Poppy zu finden. Im Verlauf der Handlung erfährt man auch warum sie der Fall so berührt. Ich mochte auch ihre skurrile Großmutter Marceline, eine bekannte Wahrsagerin mit eigener Fernsehshow, die der Meinung ist, dass Emer eine „Gabe“ hat, so wie sie. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Ich hoffe man erfährt im nächsten Band auch etwas mehr über ihren Partner Mons Tideman.
Die Familie Wiig hingegen ist durchweg unsympathisch. Vater Jens ist nur an den Werbeeinnahmen und an den steigenden Zahlen der Follower und Likes auf dem Blog interessiert und setzt dazu skrupellos seine kleine Tochter ein. Mutter Lotte verbirgt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und lässt sich von ihrem Mann bestimmen. Erst als ihr Geheimnis ans Licht kommt, konnte ich sie etwas besser verstehen. Die Schwiegereltern Marie und Sverre Wiig waren auch keine Sympathieträger. Die Geheimnisse, die die einzelnen Personen verbergen und die erst nach und nach enthüllt werden, machen den Reiz der Geschichte aus.

Fazit: Ein spannender Thriller mit hochaktuellem Thema und einer ungewöhnlichen Ermittlerin, der wachrüttelt und zum Nachdenken anregt. Ich sehe gespannt dem nächsten Band entgegen und vergebe eine klare Leseempfehlung.