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Uli
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86637 Wertingen

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Insgesamt 492 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2022
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


ausgezeichnet

Ein gewaltiges 600 seitiges Epos hat hier Di Fulvia wieder erschaffen. Diesmal enführt er uns in das Bergdorf Borgo San Michele in den italienischen Alpen. Der Prolog beginnt im Jahr 1610 und führt uns schrittweise in das Jahr 1633. Der kleine Daniele steht am Sterbebett seiner Mutter. Er sei ein ganz besonderer Knabe, erfährt er von der Hebamme, da er mit einer Glückshaube geboren wurde. Zur gleichen Zeit bringt eine Hure im Kloster ein kleines Mädchen, Susanna, zur Welt, bevor sie aus diesem Leben gehen muß. Beide Kinder wachsen gemeinsam im Kloster auf und haben eine enge Bindung zueinander. Sie sind sehr intelligent und wissensdurstig und werden im Kloster unterrichtet und lernen dort auch lesen und schreiben. Doch als in ihnen dann langsam die Liebe zueinander erwacht, werden sie getrennt und in verschiedene Kloster untergebracht. Gleichzeitig mit Daniele wächst auch Paolo im Kloster auf, der dann zum Handlanger und treuesten Gefolgsmann des Inquisitors wird. Zur gleichen Zeit tritt in Inquisition mit aller Kraft auf, unschuldige Menschen werden als Hexen und Häretiker verfolgt und verbrannt. Es ist die Zeit, in der Gallileo das Weltbild der katholischen Kirche ins Wanken bringt und behauptet, die Sonne sei der Mittelpunkt des Weltalls. Und dann wird Susanna wegen Mordes verhaftet und als Hexe verurteilt. Daniele versucht alles, um Susanne davor zu retten, doch Zeugen, die Susanna entlasten könnten, hüllen sich ins Schweigen und ein Prozeß beginnt, bei dem Susanna von vorneherein auf verlorenem Posten steht. Di Fulvia läßt uns in die Welt des 17.Jahrhunderts mit all seinen Grausamkeiten schauen. Man merkt, dass er über diese Zeit sehr umfangreich recherchiert hat, seine Sprache ist wortgewaltig und voller Emotionen. Die einzelnen Kapitel haben eine kurze Überschrift mit Jahreszahl versehen, so dass man gleich weiß, um was es hier geht. Gekonnte werden die früheren Ereignisse an das Jahr 1633 herangeführt, so erfährt der Leser nach und nach die einzelnen Begebenheiten, die letztendlich zu dem Eklat und dem Scheiterhaufen geführt haben. Durch kleine Details, die immer wieder in den Kapiteln auftauchen, erfahren wir so einiges über das allgemeine Leben in dieser Epoche. Sei es, wie man schreibt, was man liest oder welche Kleidung man damals trug. Viele Nebenpersonen werden beschrieben und ausgeschmückt, so wie Danieles Vater, Theo, der Bäckerssohn, die Hebamme und die ganze Lektüre wird dadurch sehr bereichert. Das Cover ist sepiafarben gehalten und zeigt eine wunderschöne junge Frau und auf dem Berg sieht man den Ort Borgo San Michele. Das Buch läßt den Leser sehr nachdenklich zurück und man kann sich kaum vorstellen, wie grausam das Leben damals war und das einfache Volk überhaupt nicht zu Wort kam. Wieder ein wirklich grandioses Werk des Autors.

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Bewertung vom 02.10.2022
Gungl, Petra K.

Diabolischer Engel


sehr gut

Schon das Cover des Buches mit dem alten Schloß in der Dämmerung wirkt etwas unheimlich. Agnes nimmt über das Pfingstwochenende an einem Meditationswochenende in Reichenau an der Rax teil. Es wird ein Wochenende voller innerer Einkehr und Ruhe. Doch dann stirbt plötzlich die Seminarleiterin. Und als ein Mitglied der Gruppe feststellt, dass Carla vergiftet wurde, verschwindet auch diese spurlos. Agnes hat immer wieder Visionen und sie hat in einer dieser Visionen den Tod gesehen. Nun will sie herausfinden, wer der Mörder in den Seminaren ist. Zudem ist ein heftiges Unwetter über Reichenau gekommen, es gibt Erdrusche, das Hotel ist von der Umwelt abgeschnitten und auch Handy und Telefon funktionieren nicht mehr. Agnes belastet das alles sehr, zumal auch in einer anderen Gruppe ihr ehemaliger Lebensgefährte Siebert ist. Anfangs tat ich mich mit den Figuren in diesem Buch etwas schwer, da es schon der dritte Teil in dieser Reihe ist und ich die beiden Vorgänger nicht gelesen habe. Aber nach den ersten hundert Seiten fand ich mich dann zurecht. Die Autorin schreibt derart spannend, ihre Kapitel sind leicht zu lesen und der Spannungsbogen ist am Ende derart erhöht, dass man meint, es nicht mehr aushalten zu können. Der Leser wird durch die Blume auf verschiedene Verdächtige hingewiesen, was sich dann aber schnell wieder als unnrichtig erweist und man den nächsten Beschuldigtennim Visier hat. Das Buch ist eine gekonnte Mischung aus Thriller, Krimi, Esoterik, Buddhismus und auch die Liebe kommt darin nicht zu kurz. Eine Lektüre mit Gänsehautfeeling.

Bewertung vom 29.09.2022
Serra, Vanessa

Unterwirf mich Dämon - Gefangene im Sklavenkeller Erotischer Roman


ausgezeichnet

Ein unheimlich spannendes Buch, das ich in einem Rutsch ausgelesen habe und dass auf keiner einzigen Seite langweilig war. Kimberley wird aus einem Club entführt und in einem Verlies als Sexsklavin eines reichen Mannes gehalten, der sie aufs obszönste vergewaltigt und erniedrigt. Da wird ihr eines Tages der Foltermeister Zakriel zugeordnet, der ihren Willen endgültig brechen soll. Er gibt sich aber als FBI-Agent Gabriel aus und bittet Kimberley mitzuspielen. Sie peitscht er sie auch aus und züchtigt sie. Beide verlieben sich ineinander doch dann wird Kimberley wieder zurück in das Verlies gebracht. Was passiert mit Gabriel? Ein unheimlich spannende Geschichte, die den Leser fesselt und der Spanungsbogen wächst von Kapitel zu Kapitel. Die Autorin versteht gekonnt, einen erotischen Roman mit einem Thriller zu vermischen, ich bin begeistert und kann das Buch nur empfehlen. Das Cover zeigt eine in Leder gekleidete Frau in devoter Haltung.

Bewertung vom 28.09.2022
Heinrichs, Kathrin

Am Ende zu viel


ausgezeichnet

Das ist das erste Buch in dieser Reihe über den pflegebedürftigen Rentner Anton und seiner polnischen Pflegerin Zofia. Anton wird von seinem Freund, einem Bestatter angerufen und um Rat gefragt. Er hat da eine Leiche auf dem Tisch liegen, den Bänker Markus Hammecke. Angeblich an einem Herzinfarkt verstorben, aber der Tote hat rote Flecken am Körper, die auf einen Erstickungstod hinweisen. Anton teilt dies seinem Sohn Thomas, einem Kriminaler mit, damit sich die Polizei der Sache annimmt, Aber er und seine Pflegerin Zofia wollen die Sache selbst ermitteln und nehmen ab sofort ihre Befragungen vor und sie haben noch vor der Polizei einige Aussagen. Dabei helfen ihnen auch die beiden Renter, die ihre Tage im Bushäuschen verbringen und die beiden Damen vom Grill, die Hammecke sich mit jemanden haben streiten hören. Hammecke lebte über seine Verhältnisse, hatte ein großes Haus und die Ehefrau stammt aus besseren Verhältnissen und wollte genauso wie ihre Eltern weiterleben. Aber da gibt es noch einige Verdächtige. War es der Fußballtrainer oder ein Kunde der Bank, dem Hammecke einen Kredit verweigerte und der Kunde deshalb Konkurs machte. Oder war ist mit der Schreinerin, die allein abseits des Dorfes lebt und mit keinem Menschen Kontakt haben will? Aber auch der Schwiegervater war mit dem Mann seiner Tochter nicht einverstanden. Das Buch ist derart interessant, spannend und kurzweilig geschrieben. Vor allem die Ermittlungen von Anton und Zofia geben dem Ganzen eine gewisse Würze. Zofia mit ihrem schlechten Deutsch, sie verwechselt das Satzgefüge und webt immer wieder polnische Ausdrücke dazwischen. Ein Krimi, der in gewisser Weise ein wenig ironisch ist und sehr viel Grund zum Schmunzeln gibt. Das Cover zeigt dunkel Wolken in einer düsteren Abendstimmung. Ein Cosy-Krimi, der gelesen werden will.

Bewertung vom 24.09.2022
Kaiser, Maria Regina

Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken


ausgezeichnet

Als Kind und Jugendliche habe ich alle Bücher dieser Autorin verschlungen und mich in die Abenteuer hineingeträumt. Leider wußte ich bis dato von der Autorin überhaupt nichts, um so interessanter und aufklärender war dieses Buch für mich. Schon allein der Einband macht das Buch zu etwas besonderem. Es zeigt eine schöne Frau mittleren Alters im Stil der 50iger Jahre. Enid selbst wuchs in einem elitären Haushalt mit zwei jüngeren Brüdern auf. Der Vater brachte Enid schon früh mit Büchern in Kontakt und auch naturwissenschaftlich brachte er ihr viel bei. Die Mütter war eine zurückhaltende, introvertierte Frau, deren einzige Sorge es war, dass der Haushalt und die Wäsche immer tadellos in Ordnung waren. Enid begann schon früh Geschichten zu schreiben, was von ihrer Mutter immer als nutzloser Zeitvertreib gesehen wurde und als Enid begann, diese Geschichten an Verlage zu schicken, rügte sie ihre Mutter wegen des vertanen Portos. Der Vater hingegen wollte aus seiner Tochter eine Musikerin machen. Nachdem der Vater wegen einer anderen Frau die Familie verließ, verkroch sich Enid ganz in ihre Traumwelt. Sie arbeitete später als Lehrerin, nachdem sie einen Fröbel-Kurs erfolgreich absolviert hatte. Dann fand sie eine Stelle aus Hauslehrerin in einer begüterten Familie und ihre Geschichten wurde jetzt schon in Zeitschriften veröffentlicht, sie bekam sogar eine eigene Kolumne, die ersten Erfolge traten ein. Sie heiratete dann den um einiges älteren Cheflektor Hugh Pollak, nachdem er sich von seiner Frau scheiden ließ. Nun schrieb Endi ununterbrochen Kinderbücher, sie beantwortete alle Kinderbriefe persönlich. Nach einer Hormonbehandlung bekam sie die Tochter Gillian, später noch Imogen. Doch die Ehe scheiterte, Hugh hatte Kriegstraumata und sprach immer mehr den Alkohol zu. Später schloß sie eine zweite Ehe mit dem hörgeschädigten Arzt Darrel Waters. Sie wurde nochmals schwanger, verlor dieses Kind aber durch Sturz von einer Leiter. Enid schrieb zu dieser Zeit Bücher wie eine Wilde, Tag und Nacht. Für die beiden Töchter hatte sie so gut wie keine Zeit, sie überlies sie den Dienstboten und Kindermädchen. Im Alter erkrankte sie schwer an Demenz und starb dann letztlich 1968. Enid Blyton war eine ausgezeichnete Schriftstellerin. Sie verstand es, die Kinder in andere Welten zu entführen. Sie hatte eine überschäumende Fantasie und konnte sich auch noch als erwachsene Frau in ein Kind verwandeln und hineindenken. Sie schrieb und gönnte sich so gut wie keine Ruhe, sie wollte die Kinder nicht enttäuschen. Ihr Herz hing auch an ihren Haustiere und ihrem Garten. Ein Frau voller Gegensätze und Widersprüchlichkeiten, die eigentlich in ihrem Denken nie erwachsen wurde. Maria Regina Kaiser hat hier der Schriftstellerin Enid Blyton ein wirklich grandioses Denkmal gesetzt, sie hat nichts beschönigt und das Leben der Blyton umfangreich recherchiert. Zu erwähnen sind noch die Anhänge am Ende des Buches, wie die Zeittafel, das Glossar, Enids Menschen und Tiere, Enids Orte und Werke und nicht zuletzt ein Literaturverzeichnis. Ich muß gestehen, dass dieses Buch interessanter als jeder Krimi zu lesen war und ich nun vieles über die Lieblingsschriftstellerin meiner Kindheit erfahren habe.

Bewertung vom 24.09.2022
Panizza, Kaspar

Fischkatz


ausgezeichnet

Dies ist bereits der siebte Band um den Kommissar Steinböck uns seine verrückte Katze Frau Merkel Schon allein das Cover ist herrlich, wie frech uns Frau Merkel mit ihren grünen Augen anschaut. Steinböck wird nach einer Nacht voller Rum unsanft aus dem Schlaf geweckt. Es gibt einen toten Surfer. Mit einem Strick um den Hals surfte er in der Eisbachwelle. Natürlich ist dieses Bild sofort im Internet zu finden. Anfangs scheint der Tote nicht identifiziert werden zu können. Doch nach umfangreichen Recherchen scheint es da eine Verbindung zu geben zu einem anscheinenden Selbstmord in der ehemaligen DDR an der Ostsee. Natürlich muß Steinböck dann seinen Weißwurstäquator verlassen und macht sich samt Katz, dem Gutachter Schmalz und dessen Dackel Thunfisch auf den Weg in den Osten, was natürlich wieder sehr amüsant dargestellt wird. Dort angekommen, bekommt Steinböck einen Trabbi als Dienstwagen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Plötzlich ist eine junge Kindergärtnerin verschwunden, ein Bayer. Staatssekretär steht plötzlich im Fokus der Ermittlungen und dann führen die Spuren zu einer Sekte und der angebliche Selbstmord war dann doch Mord. Und kaum in München zurück, gibt es nochmals einen Toten im Eisbach. Mit viel Diplomatie und bayerischer Gelassenheit löst Steinböck dann letztendlich den Fall, nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung des rollifahrenden Kommissars Mayer junior und der Kommissarin Hasleitner, die wie immer die Belegschaft mit Butterbrezen versorgt. Panizza versteht es, Spannung mit Humor und Slapstick zu verbinden so dass daraus ein kurzweiliger Krimi entsteht, der trotz gefährlicher Machenschaften den Leser immer wieder lachen läßt. Voller Freude darf man schon den nächsten Band erwarten, da die Bücher wirklich nie langweilig werden und ein Genuß für jeden Leser sind.

Bewertung vom 18.09.2022
Jardin, Izabelle

Zwischen zwei Welten


ausgezeichnet

Und wieder ein unheimlich faszinierende historischer Roman von Izabelle Jardin. Schlesien im Jahre 1844. Die von Achenthals sind Besitzer und gutgehenden Tuchfabrik und führen ein Leben, das man die besseren Kreise nennt. Die älteste Tochter Elise führt ein beschwertes Leben, bis sie eines nachts den Weberaufstand vor den Toren ihre Villa mitbekommt. Als man den Aufstand niederschlägt, werden viele Menschen verletzt und am anderen Morgen findet sie eine tote Frau am Teich. Dies gibt ihr den Anstoß zum Umdenken und mit ihrem Vater bespricht sie, wie man das armselige Leben der Weber ändern könnte. Als sie dann noch dazu kommt, wie ein junges Mädchen brutal vergewaltigt wird, setzt sie alles daran, dass der Täter bestraft wird. Dann lernt sie durch ihren Vater den charismatischen Rittmeister Konrad kennen, der sich auch auf Seiten der Weber stellt. Elise verliebt sich in ihn und sie merkt durch kleine Gesten und Berührungen, dass auch sie dem Rittmeister nicht gleichgültig ist. Als sie mit ihrer Familie dann nach England reist um dort die neuen Maschinen für die Webereien zu besichtigen, macht ihr der reiche Fabrikantensohn Flechter den Hof. Als dann Flechter ihr ihren alles geliebten Hund zurückbringt, der spurlos in London verschwunden war, gibt sie vor lauter Freude Flechter ein unüberlegtes Versprechen. Der Roman ist sehr spannend und derart gut geschrieben, dass man ein Kapitel nach dem anderen verschlingt. Vor allem gibt er uns Einblick in das Leben der Weber und man merkt, dass auch bei diesem Buch die Autorin umfangreich über dieses Thema recherchiert hat und uns auch das Leben in Schlesien zur damaligen Zeit sehr interessant beschreibt. Jedes Kapitel ist mit Datum versehen, so dass wir uns die Zeitspanne sehr gut vorstellen können. Die Jahreszeiten und die Landschaft sind derart wirklichkeitsnah, man riecht die Blumen, hört den Donner oder auch das Eis knirschen und man bekommt Lust, einmal in dieser Landschaft selbst zu sein. Leider hört das Buch gerade dort auf, wo es mehr als spannend wird und um die Zukunft von Elise geht. Ich hoffe sehr auf eine baldige Fortsetzung dieses wirklich grandiosen Romans. Das Cover selbst gibt einen Eindruck auf das Gut Achenthal mitten in einer unberührten Landschaft und im Vordergrund steht eine junge Frau mit einem Jagdhund an ihrer Seite.

Bewertung vom 13.09.2022
Hahn, Steffen

Von Grenzen und Stegen


sehr gut

Ein sehr kritisches Buch, egal ob gesellschaftlich oder politisch orientiert. Der Autor beschreibt im ersten Teil das Leben seiner Großeltern und Eltern in der damaligen DDR, die Repressalien, die Inhaftierung und Sippenhaft wegen Republikflucht, dann wurde Rechtsanwalt Vogel für die Übersiedlung in den Westen eingeschaltet, wo sich die Familie dann eine eigene und gesicherte Existenz aufbaut. Der zweite Teil beschreibt den schulischen und beruflichen Werdegang von Steffen Hahn, ein sehr erfolgsorientierter, fleißiger Schüler und dann auch Student, der immer einer der Besten sein wollte. Der dritte Teil dann ist der heutigen politischen, wirtschaftlichen und klimatischen Situation gewidmet, wo der Autor sehr genau informiert und auch so manche Anregungen hat. Ich habe mir Zeit mit dem Lesen gelassen, da das Buch wirklich nicht in einem Rutsch gelesen werden kann. Der erste Teil liest sich derart spannend und interessant und hat mir so manches offenbart, was ich bisher nicht gewußt habe. Der zweite Teil ist ziemlich privat gehalten, denn Steffen Hahn gibt auch einiges aus seinem Gefühlsleben preis. Der dritte Teil dürfte jeden mündigen Bürger interessieren, da wirklich alle in der letzten Zeit angehäuften Probleme, Versprechungen, politische Auswirkungen festgehalten werden und man diese ja auch in der Presse, Fernsehdiskussionen und dergleichen gehört und gesehen hat. Ein Buch zum Nachdenken. Auch das Cover wurde dem Thema angepaßt. Es zeigt ein Teil der heutigen Berliner Mauer, voll mit Graffity besprüht.

Bewertung vom 11.09.2022
Pieper, Tim

Raue Havel


ausgezeichnet

Dies ist bereits der sechste Havelkrimi mit und um Hauptkommissar Toni Sanftleben. Wie alle Krimis des Autors hat auch dieser wieder ein eigenes interessantes Thema im Mittelpunkt. In einem alten Bootshaus werden drei Skelette gefunden, die aber dort seit Jahrzehnten liegen müssen. Ein junge Journalistin, die über dieses Thema berichtet, wird bei ihrer Joggingrunde brutal ermordet.. In einem anderen Handlungsstrang gehen wir zurück in das Jahr 1946. Hier wird eine junge Frau von einem englischen Agenten angeworben, einen russischen Gefangenen aus dem Geheimdienststädtchen zu befreien. Die Geschichte wechselt zwischen den beiden Zeitzonen, was den Spannungsbogen noch mehr erhöht. Dann kommt auch noch unverhofft Tonis Mutter nach Jahren zu ihm auf Besuch, sie möchte mit ihm etwas abklären. Aber noch bevor es dazu kommt, entgeht sie knapp einem Attentat. Wie wir es ja bereits gewohnt sind, ermittelt Toni mit allen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, ihn kann dann niemand und nichts zurückhalten, nicht einmal sein Vorgesetzter, mit dem er deswegen öfters Schwierigkeiten hat. Mit ihm ist ständig sein Kollegen Phong, ein absoluter IT-Freak, der alle Computer knacken kann. Der Krimi ist wie alle vorherigen hochsensibel, es werden keine Taten ausgelassen, akribisch werden die Morde und Überfälle beschrieben. Man liest das Buch in einem Zug durch, denn man kann es ganz einfach nicht aus der Hand legen, weil jedes Kapitel mit einem Pageturner endet. Hier werden wir mit den Machenschaften zwischen den einzelnen Zonen bekanntgemacht. Doch nun zweifelt Toni plötzlich an seinem Beruf, er hat es satt, immer nur das Böse zu bekämpfen. Ich hoffe schwer, dass der Autor seine Figur nicht ausklinken läßt, denn es gäbe noch so viel Potenzial, Toni Sanftleben und sein Team sollen noch lange zusammen ermitteln, am liebsten, bis Toni in Pension geht. Das Cover zeigt wie üblich die Havellandschaft, hier eine Brücke und im Hintergrund die untergehende Sonne, die das ganze Firmament rot färbt.

Bewertung vom 11.09.2022
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


ausgezeichnet

Ein Buch, das einfach gelesen werden muß. Total herzerfrischend, ohne Schnörksel und es zeigt des Leben der einfachen Leute. Den Schauspieler kenne ich aus der Serie Hubert ohne Staller, in der er sein überaus großes schauspielerisches Talent zeigt. Er sagt zwar, dass dieses Buch teilweise Fiktion ist, aber ich bin überzeugt, dass es in den Grundsätzen sein Leben wiedergibt. Als lediges Kind wächst Paul bei Verwandten in Bayern auf. Doch dann heiratet seine Mutter in den Ruhrpott und nimmt das Kind mit. Er versteht sich mit seinem Stiefvater, bekommt von ihm Currywurst und der erste Fernseher wird angeschafft und Vater und Sohn schauen dort Sport und Filme, was die Mutter immer mit Schimpfen quittiert. Die Mutter ist immer am Nörgeln. Nach der Schule beginnt er eine Lehre als Bauzeichner, geht zum Bund, wird Schreiner, Designer und Schauspieler. Was Paul in die Hand nimmt, das geht klar. Er hat sehr viele Talente. Auch die Frauen liegen ihm zu Füßen. Er macht keine großen Pläne und nimmt das Leben so, wie es kommt. Und dann wird er plötzlich als Schauspieler entdeckt und bekommt eine Paraderolle, auf die dann viele andere folgen. Heute ist Paul (Michael) ein erfolgreicher Schauspieler, in München seßhaft und hat Familie. Das Buch zu lesen macht irgendwie gute Laune. Man sieht, dass man vieles schaffen kann, wenn man die Dinge nur nicht so eng sieht. Ein Kindheit im Nachkriegsdeutschland, im Wirtschaftswunder, ohne Internet und Handy, wie es sie heute nicht mehr gibt. Beim Lesen verfällt man direkt in die Nostalgie.