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Aischa

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Insgesamt 575 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2018
auch bekannt als SPIEGEL-Bestsellerautorin Micaela Jary, Gabriela Galvani

Die Seidenhändlerin (eBook, ePUB)


sehr gut

Micaela Jary alias Gabriela Galvani versteht ihr Handwerk: Der vorliegende Roman hat einen spannenden Plot mit einigen unerwarteten Twists, die Sprache passt zur Zeit, in der die Geschichte spielt und ist doch soweit an unseren heutigen Jargon angepasst, dass sich die Kapitel sehr flüssig lesen lassen.
Man merkt, dass die Autorin die Originalschauplätze nicht nur gut kennt, sondern dem Tessin und der Lombardei freundschaftlich verbunden ist: Landschaftsschilderungen und die Erwähnung typischer Gerichte der Region vermitteln ein anschauliches Bild; wörtliche Rede im lombardischen Dialekt erzeugt auf sympathische Weise Authentizität.
Und auch sonst hat die Autorin ihre Hausaufgaben gemacht, was bei einem Historienroman für mich in erster Linie umfangreiche Recherche bedeutet.
Ich möchte durch die Lektüre eines historischen Romans gut unterhalten werden und gleichzeitig meine (ehrlich gesagt nur spärlich vorhanden) Geschichtskenntnisse erweitern können. Letzteres ist hier hervorragend gelungen. Jary bettet ihre Geschichte voller Liebe und Leid - samt Verwechslung, die für die nötige Portion Spannung sorgt - geschickt in die politischen Unruhen zur Zeit des napoleonischen Italienfeldzugs ein. Als Leser begleitet man so Gründung und Auflösung der Cisalpinen Republik und erfährt von den Grauen des Krieges, wie Plünderung und Vergewaltigung. Aber auch davon, wie "die einfachen Leute" von der Einführung eines neuen Kalenders verwirrt sind oder dem Adel die neuen, bürgerlichen Anredeformen in den Anfängen der Republik nur zögerlich über die Lippen kommen.
Auch unterhalten wurde ich durch den vorliegenden Roman hervorragend. Einzig die Häufung vieler - in meinen Augen an den Haaren herbei gezogener - Zufälle hat mich doch recht gestört. Ich lese durchaus auch gerne Märchen, aber bei Historienromanen mag ich es doch gerne realistischer.
Zuletzt aber noch ein Pluspunkt: Die Zeittafel am Ende des Buches bietet gute Orientierung in geschichtlicher Hinsicht.

Bewertung vom 24.07.2018
Bonilla, Rocio

Der höchste Bücherberg der Welt


ausgezeichnet

Was braucht ein gutes Bilderbuch? Schöne Illustrationen und eine gute Geschichte, die etwas zu erzählen hat.
Beides bietet "Der höchste Bücherberg der Welt". Die liebevoll gestalteten Zeichnungen von Rocio Bonilla lassen auch beim wiederholten (Vor-)Lesen immer wieder neue Details entdecken. Ältere Leser unterhalten dabei zahlreiche Reminiszenzen an Klassiker, wie den kleinen Prinzen, das Dschungelbuch oder King Kong.
Für ein Kinderbuch etwas ungewöhnlich ist, dass die Bilder in eher dunklen, gedeckten Farben gehalten sind; für uns eine durchaus willkommene Abwechslung zur üblichen grellen Farbpalette.
Die Geschichte selbst lässt mein Herz höher schlagen, ich liebe die zentrale Aussage: Bücher können dich so beflügeln, dass du auch ohne Flügel fliegen lernst!
Hübsches Gimmick: Ein herausnehmbares Maßband für Kids (bis 140 cm Körpergröße), thematisch passend mit einem Bücherstapel illustriert.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2018
Marrion, Elisabeth

Hoffnung Liverpool


ausgezeichnet

Ich wünschte, mein Geschichtslehrer hätte seinen Unterricht nur halb so interessant und spannend gestaltet, wie Elisabeth Marrion ihre Romane verfasst.
So aber bin ich dabei, meine zahlreich vorhandenen Wissenslücken auch anhand von Historienromanen zu schließen.
Ich habe bereits "Mein Tanz mit Rommel" gelesen, der großartige erste Teil von Marrions Romantrilogie, in der sie ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet.
Hatte mich der erste Band schon gefesselt, so konnte ich den zweiten kaum noch aus der Hand legen.
Der Leser begleitet Annie und ihre Freundin Flo, zwei junge Irinnen, die Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts keine Zukunft mehr in ihrer Heimat sehen und nach England auswandern.
Marionn schafft es auch mit diesem Roman wieder, ein Stück europäische Geschichte für mich lebendig werden zu lassen. Sie charakterisiert ihre Protagonisten lebhaft, und die detaillierten Beschreibungen und zahlreichen Dialoge vermitteln ein anschauliches Bild der damaligen Verhältnisse. Und so habe ich sehr mit ihren Figuren mit gelitten, etwa als Annie ihre Tochter Dorothie nach einem kurzen Heimatbesuch in Irland bei den Großeltern zurück lässt, um ihr eine Kindheit ohne Luftangriffe und ständigen Hunger zu ermöglichen.
Noch eindrucksvoller wird die Erzählung, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es sich nicht um Fiktion handelt, sondern die Autorin - auf sehr fesselnde Weise - ihre eigene, wahre Familiengeschichte zu Papier gebracht hat.
Ein beeindruckendes Zeugnis von Auswanderung, Freundschaft, den Schrecken des Krieges und starken Familienbanden. Ich warte schon jetzt gespannt auf den dritten Teil.

Bewertung vom 16.07.2018
Beutin, Lothar

Rizin


gut

Als erstes habe ich eine Bitte an potentielle Leser dieses Romans: Lässt euch durch die ersten fünf relativ langatmigen und auch sprachlich nicht gerade herausragenden Kapitel nicht entmutigen, sondern haltet durch! Denn danach folgt eine spannender, intelligent verfasste Mischung aus Wissenschaftskrimi und Gesellschaftsroman.
Der Mikrobiologe und Autor Lothar Beutin ist - seit mehreren Jahrzehnten - selbst in der Forschung tätig. Und das merkt man seinem Roman auch an, er weiß worüber er schreibt.
Herausgekommen ist ein spannender Krimi rund um den Mikrobiologen Leo Schneider. Schneider entwickelt, mehr oder weniger zufällig, eine hochpotente Variante des Nervengiftes Rizin und wird unvermittelt zum Spielball von islamistischen Terroristen, Geheimdiensten und pharmazeutischen Konzernen.
Der Autor schafft es, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte auch für Laien allgemeinverständlich und unterhaltsam zu erklären. Der Leser bekommt Einblick in die Welt der Forschung und erfährt, dass auch hier Ränkespiele und Intrigen an der Tagesordnung sind. Beutin zeigt auf, wie belastend es für die meisten Naturwissenschaftler ist, sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln zu müssen, und dass eine Festanstellung nicht unbedingt der qualifizierteste Bewerber für eine Stelle bekommt. Somit ist seine Geschichte auch Gesellschaftskritik, allerdings ohne Alternativen zu den bestehenden Verhältnissen aufzuzeigen.
Die Protagonisten bleiben anfangs etwas blass, nicht alle Handlungen sind für mich nachvollziehbar , und es gibt auch Nebenschauplätze, die Fragen offen lassen.
Leider hatte das Buch wohl kein professionelles Lektorat, jedenfalls bin ich noch über etliche Rechtschreib- und Grammatikfehler gestolpert.
Im großen und ganzen ist "Rizin" jedoch eine spannende und informative Geschichte, die mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 06.07.2018
Kreuzhof, Hans-Dieter

Ein Hauch von Ewigkeit


ausgezeichnet

Der vorliegende Gedichtband entstand durch den Austausch des gläubigen Christen Hans-Dieter Kreuzhof mit einem Muslim und einem Juden.
Herausgekommen ist eine kleine, feine Poesie-Sammlung, die alle Gläubigen zur Reflexion ihres eigenen Glaubens und zum interreligiösen Dialog einlädt und anregt.
Viele der Zeilen haben mir selbst - ich bin vor langer Zeit vom Christentum zum Islam konvertiert - Trost gespendet. Überhaupt sind die Gedichte überwiegend positiv, manchmal auch mit feinem, verschmitzten Humor versehen, ietwa:

"Jünger
Gott macht aus Mist oft Dünger
und findet seine Jünger
in jeder Religion.
Das war´s dann schon."

Die thematisch geordneten Poeme sind mir ein treuer Begleiter im Alltag geworden, und dies wünsche ich auch vielen noch kommenden Lesern. Ich kann dieses Werk zeitgenössischer Lyrik nur von ganzem Herzen empfehlen.

Bewertung vom 02.07.2018
Tilly, Annabelle

Lady Liberty


sehr gut

Das (für mich neue) Autorenduo legt mit "Lady Liberty" einen Roman ganz nach meinem Geschmack vor: Eingebettet in die historische Rahmenhandlung rund um Entstehung, Finanzierung, Transport und Fertigstellung der Freiheitsstatue sind sowohl ein Krimi, der nichts an Spannung zu wünschen übrig lässt, als auch eine Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten, die erfrischend ohne Kitsch auskommt.
Der Historienroman ist gleichermaßen gut recherchiert wie unterhaltsam erzählt, und so konnte ich quasi nebenher vieles über das damalige Zeitgeschehen lernen. Dabei gibt es - wie der Titel erahnen lässt - viele Details rund um die Freiheitsstatue, etwa dass die Finanzierung des Sockels lange fraglich war und letztlich durch eine großangelegte Spendenkampagne der Zeitung New York World gesichert wurde, überwiegend durch Kleinstbeträge der "kleinen Leute".
Gleichermaßen findet sich auch reichlich Sozialkritik in der Geschichte. Die Diskriminierung der Frauen gegen Ende des 19. Jahrhunderts und die Anfänge der Sufragettenbewegung sind ebenso Thema wie Vorurteile gegenüber Schwarzafrikanern, Prostituierten oder das Spannungsfeld zwischen Dienstboten und reicher Oberschicht.
Die Charaktere sind im Großen und Ganzen glaubhaft, die Sprache ist authentisch und flüssig, Szenerien und Stimmungen sind lebhaft und anschaulich geschildert.
Mich haben lediglich ein paar Nebenschauplätze gestört, die nicht weiter verfolgt wurden, so dass ich hier mit einigen kleinen Fragezeichen zurückblieb. Das tut der grandios erzählten Geschichte jedoch kaum einen Abbruch. Ich wurde rundum gut unterhalten, mit Humor, Spannung und vielen, vielen historisch fundierten Details, so dass ich fast fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung vergebe!

Bewertung vom 13.06.2018
Gasteiger, Heinrich;Wieser, Gerhard;Bachmann, Helmut

So kocht Südtirol


ausgezeichnet

Der Klappentext mag übertrieben klingen: "... mit Geling-Garantie" Da fallen mir natürlich gleich Bekannte ein, die als Köche dermaßen talentfrei sind, dass sie wahrscheinlich auch mit dem vorliegenden Klassiker der Südtiroler Küche nichts Essbares zustande bringen würden.
Aber bleiben wir fair: Meine diesbezüglichen Qualifikationen stufen mich als Hobbyköchin ein, und ich darf stolz verkünden, dass mir bislang jedes der ausprobierten Rezepte außerordentlich gut gelungen ist.
Liebhaber der österreichisch-italienischen Küche kommen hier wirklich voll auf ihre Kosten, es sind sage und schreibe über 850 Rezepte aufgeführt! Ob Klassiker wie Spinatknödel, Schlutzkrapfen oder Kaiserschmarren oder ausgefallenere Speisen wie Artischockenmousse oder Gamsragout - die Auswahl ist beeindruckend.
Dabei kommt jedes Rezept mit erstaunlich wenigen Zutaten aus, Nährwertangaben sind selbstverständlich.
Variationsmöglichkeiten regen zur Kreativität in der Küche an, praktische Tipps der Autorenprofis helfen nicht nur Kochneulingen.
Überhaupt wurde großes Augenmerk auf die Praxistauglichkeit gelegt: Die hochwertige Fadenbindung lässt das dicke Buch an jeder Stelle gut aufgeschlagen liegen bleiben. Der wischfeste Einband übersteht den ein oder anderen Spritzer und das dicke Papier ist besonders reißfest.
Zusätzlich zu den Rezepten gibt es viel Wissenswertes: ein italienisch-deutsches kulinarisches Wörterbuch fehlt genauso wenig wie eine Auswahl sinnvoller Küchenmesser und-geräte, Schnitttechniken, Gewürzkunde, ein kleines Wein-ABC oder Tipps für ein Buffet.
Hochwertige Fotos geben einen optischen Vorgeschmack auf die kulinarischen Leckerbissen.
Wer die Südtiroler Küche zu sich nach Hause holen möchte, dem kann ich diesen Klassiker in überarbeiteter Neuauflage (18., 2018) nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 13.06.2018
Schmidt, Anke

Aprilsommerjahr


ausgezeichnet

Ein Roman so komplex, vielschichtig und spannend wie das Leben selbst, definitiv eines meiner diesjährigen Lesehighlights!
Anke Schmidt erzählt keine einfache Geschichte. Und sie erzählt auch nicht auf einfache Weise: Immer wieder haben mich abrupte Wechsel der Erzählperspektive (oft sogar innerhalb eines Satzes) irritiert.
Doch das ist in meinen Augen kein Manko, im Gegenteil, ich lese auch, um mich außerhalb meiner Komfortzone zu bewegen. Und wenn Protagonistin Franziska über ihre neue Liebe Joe einmal in der dritten Person sinniert, um dann plötzlich in die zweite Person zu wechseln, so fordert mich das als Leser heraus.
Aprilsommerjahr ist eine Liebesgeschichte, aber kein klassischer Liebesroman. Es geht um den Umgang mit den eigenen Ängsten und Dämonen, es ist eine teils surreale Story voller Visionen und Andeutungen.
Eine Stärke der Autorin ist ihr virtuoser Umgang mit Sprache, poetisch, wortgewaltig, aber auch durch leise, reduzierte Töne.
Ob leidenschaftlicher Sex, bedrohliche Visionen oder existenzielle Selbstzweifel - Anke Schmidt zieht mich in jeder Szene voll in ihren Bann. Ich nehme ihren Figuren jede Aktion, jede Gefühlsregung hunderprozentig ab, ich tauche voll in die Geschichte ein.
Einziger Kritikpunkt: Das Korrektorat hat einige Fehler übersehen, dennoch: aufgerundete 4,5 Punkte!

Bewertung vom 03.06.2018
Hirmann, Angela;Moser, Markus

Fisch echt einfach


ausgezeichnet

Früher war ich nicht so der große Fischfan. Außer Fischstäbchen und Nudeln mit Lachs habe ich kaum Fisch selbst zubereitet, ich wusste kaum etwas darüber, und die Gräten schreckten mich ab.
Wem es ähnlich geht, dies aber ändern möchte, dem kann ich das vorliegende Kochbuch aus ganzem Herzen empfehlen.
Der Name verspricht nicht zu viel: Die Gerichtd, die ich nachgekocht habe, sind ausnahmslos einfach zuzubereiten. Und dabei machen sie nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch einiges her, wie zum Beispiel der gebratene Zander-Saiblings-Zopf, eine Augenfreude, mit der man bei Gästen Eindruck machen kann.
Meiner Experimentierfreude kommen die zahlreichen Tipps für Variationen sehr entgegen. Das Buch, das von einer Köchin und einem Fischzüchter verfasst wurde, ist wesentlich mehr als "nur" ein Kochbuch: Eine übersichtliche Fischkunde bietet interessante Informationen über heimische Süßwasserfische. In der "Fischschule" erhält der Leser praktische Tipps zu Einkauf, Lagerung, Entschuppen, Ausnehmen und Filetieren. Besonders hilfreich, falls man keinen Fischhändler in der Nähe hat: Fischerei-Betriebe mit Online-Versand.
Zwischen den Kapiteln finden sich sehr persönliche Geschichten über Berufsfischer, die - ebenso wie die hervorragenden Fotos -dazueinladen, immer wieder im Buch zu blättern.
Mein einziger (und wirklich kleiner) Kritikpunkt: Der Einband mit dem matten Cover und dem Leinenrücken wirkt zwar sehr edel, ist aber wenig küchentauglich. Hier hätte ich einen wischfesten Hochglanzeinband bevorzugt. Aber auch mit Flecken: ein wundervolles Fischkochbuch!