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Azyria Sun

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Insgesamt 670 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2022
Sager, Riley

HOME - Haus der bösen Schatten


ausgezeichnet

Spannend, gruselig und unvorhersehbar

Worum geht’s?
Als Maggies Vater stirbt, erbt sie ein Haus, das sie längst verkauft glaubte. Ein Haus, in dem sie als 5-jährige genau 20 Tage gewohnt hat. Und in dem schreckliche Dinge passiert sind. Dinge, die so schlimm sind, dass die Familie damals mitten in der Nacht Hals über Kopf die Flucht ergriff.

Meine Meinung:
Riley Sagers „HOME - Haus der bösen Schatten“ ist der erste Thriller, den ich von dem Autor gelesen habe und ich bin begeistert! Der Autor schafft eine so geniale, gruselige Atmosphäre, dass man die Worte wie Bilder direkt vor sich sieht. Hier ist man wirklich mittendrin statt nur dabei. Das Haus, die Geschehnisse, der Horror – alles wirkt so erschreckend real!

Und auch die Protagonisten sind perfekt gewählt uns in Szene gesetzt. Maggie, die auf der Suche nach der Wahrheit ist. Marta Carver, die ihr Kind und ihren Mann in Baneberry Hall - dem Haus - verlor. Elsa Ditmer, die demente Nachbarin und frühere Haushälterin, die vor 25 Jahren dort Petra, ihr Kind, verlor und die seither eine rastlose Suchende ist. Dann die Personen aus der Vergangenheit, Curtis Carver, Petra Ditmer, die Garsons – die Erbauer des Hauses. Alle wirklich außergewöhnlich gut gewählt und dargestellt.

Auch der Aufbau des Buches gefällt mir sehr gut. Wir wechseln zwischen Maggie in der Gegenwart und Auszügen aus dem Buch ihres Vaters hin und her. Der Autor verwirrt uns hier gekonnt – die Auszüge aus dem Buch wirken so real, oft weiß man nicht: Was davon ist wahr und was fiktiv? Selbst die Szenen mit den Erscheinungen wirken so lebensecht, man hinterfragt sie gar nicht. Dann Maggie, die immer tiefer in die Geschichte hineingezogen wird und der Wahrheit immer näher kommt, gemeinsam mit uns LeserInnen. Es macht einfach nur Spaß zu lesen, sich vom Grauen umhüllen zu lassen und mit Maggie gemeinsam dem Rätsel des Hauses auf den Grund zu gehen. Die Spannung steigt von Seite zu Seite und zuletzt wird es immer rasanter, immer spannender und verwirrender und auf bald jeder Seite gibt es einen neuen Twist und neue Erkenntnisse, die alles zuvor Gedachte wieder komplett verändern! Ich würde zu gerne tatsächlich nach Baneberry Hall und das Haus erkunden und hinter seine Geheimnisse kommen, auch wenn die meisten davon im Buch aufgeklärt wurden.

Das Buch hat mich mehr als gut unterhalten, die Seiten flogen nur so dahin und ich kann daher allen Thrillerfans eine absolute Leseempfehlung geben!

Fazit:
„HOME - Haus der bösen Schatten“ von Riley Sager ist ein wirklich geniales Buch. Der Autor schafft eine grandiose Atmosphäre, zieht seine LeserInnen in den Bann der Geister der Vergangenheit und lässt selbst Unerklärliches real wirken. Die Charaktere sind absolut genial gewählt und ich konnte beim Lesen komplett in das Buch eintauchen. Habe Baneberry Hall mit all seine Zimmern vor mir gesehen. Es war alles so greifbar und schaurig schön, aber auch absolut unvorhersehbar mit einer stetig ansteigenden Spannungskurve und einem Ende, bei dem der Autor uns nochmals gekonnt auf falsche Fährten geschickt hat, bevor er alles aufklärte.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 10.02.2022
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Eindrucksvoll und emotional

Worum geht’s?
Nach dem Selbstmord eines Mandanten fällt Solène in ein tiefes Loch. Burn Out. Ihr Psychiater empfiehlt ihr eine wohltätige Tätigkeit und so findet sich Solène schließlich im Palast der Frau als öffentliche Schreiberin wieder. Was zuvor nur eine Ablenkung von ihrer Depression sein soll, entwickelt sich nach kurzer Zeit zu einem Herzensprojekt.

Meine Meinung:
„Das Haus der Frauen“ (S. Fischer Verlage, Februar 2021) ist das zweite Buch der Autorin Laetitia Colombani. Schon ihr erstes Buch „Der Zopf“ hat mich begeistert. Und in dem ihr ganz eigenen Stil erweckt sie wieder Gefühle und menschliche Schicksale zum Leben. In ihrem ersten Buch hat sie kunstvoll das Schicksal von drei Frauen miteinander verflochten. Mit „Das Haus der Frauen“ bringt sie uns viele Einzelschicksale näher, die letztendlich das Leben von zwei Frauen verbinden.

Hier haben wir zum einen Blanche, die sich der Heilsarmee anschloss und für ihr Leben gemeinsam mit ihrem Mann Albin für die Bedürftigen opferte. Dieser Teil, der im und um das Jahr 1925 spielt, hat mir gut gefallen. Eine Frau, die nicht nur sich selbst findet und die Liebe ihres Lebens, sondern auch noch alles gibt, bis zum Ende für eine Sache, die ihr wichtig ist. Eine Frau mit Herzblut. Sie und ihr Mann haben das Haus der Frauen, den sog. Palast der Frau, in Paris eröffnet, in dem sich Solène fast 100 Jahre später findet und wiederfindet. Solène, die erst nur eigennützig für sich selbst handelt, aber dann im Laufe des Buches eine sympathische Entwicklung und Offenbarung erfährt. Die dort nicht nur neue Freundschaften schließt, neue Erfahrungen macht, sondern auch sich selbst findet.

Und das anhand der Geschichten der Frauen, für die sie dort schreiben soll. Diese Geschichten berühren wirklich das Herz! Und auch wenn es ein fiktiver Roman ist: Die Autorin schreibt so unglaublich real, bringt die Emotionen so greifbar rüber, mich hat die Geschichte jeder einzelnen Frau berührt. Von der ersten bis zur letzten Seite hat die Autorin hier ihr Herzblut eingebracht und es war einfach wieder nur schön, die Zeilen der Autorin lesen zu dürfen. Ich freue mich schon sehr auf ihr nächstes Buch!

Fazit:
Mit „Das Haus der Frauen“ trifft Laetitia Colombani wieder mitten ins Herz. Der Roman ist so herzzerreißend emotional, ohne auch nur im Entferntesten kitschig zu sein. Der Palast der Frau, der durch die Schicksale der Bewohnerinnen schließlich das Leben von Blanche Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Leben von Solène in der heutigen Zeit verknüpft. Durch die anrührenden Lebensgeschichten der Bewohnerinnen verbindet die Autorin diese zwei Leben und gibt ihren LeserInnen das Gefühl, dass sich, wie auch schon in ihrem ersten Roman „Der Zopf“, am Ende alles zu einem perfekten Kreis schließt.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 08.02.2022
Yuzuki, Asako

Butter


sehr gut

Kulinarik, Kultur und ein klein wenig Krimi

Worum geht’s?
Die japanische Journalistin Rika tut alles, um ein Exklusivinterview mit der berüchtigten Männermörderin Manako Kajii zu bekommen. Kajii ist eine Frau, die anders ist, nicht dem gängigen Frauenbild entspricht und es dennoch geschafft hat, unzählige Männer zu verführen. Und auch Rika droht, in den Bann von Kajii zu geraden.

Meine Meinung:
Mit „Butter“ von Asako Yuzuki habe ich mich auf ein für mich bis dahin komplett unbekanntes Terrain begeben. Aber ich muss sagen: Das war es definitiv wert! Mit ihrem Roman trifft Asako absolut den Zahn der Zeit und behandelt Themen wie das Bild der Frau in der japanischen Gesellschaft, den Schlankheitswahn aber auch die Bedeutung von Freundschaft auf wirklich eindrucksvolle Weise.

Am Anfang hat es etwas gedauert, bis ich in dem Schreibstil drin war und die japanischen Namen richtig zuordnen konnte. Aber dann war das Buch einfach nur eindrucksvoll. Alleine, wie die Autorin die Gerichte, Gerüche, Geschmäcker beschreibt: Ich wäre mehrmals am Liebsten sofort aufgestanden und hätte die Mahlzeiten direkt nachgekocht. Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Clique der Protagonisten. Rika, ihre beste Freundin Reiko, ihre Kollegen, Shinoi – eine wirklich tolle Truppe, vor allem gegen Ende des Buches. Und mir hat auch gefallen, wie sehr Rika ihre Mutter doch in ihr Leben und ihre Zukunft einplant und fürsorglich an sie denkt, auch wenn die beiden sich nicht so oft sehen. Dann die Ausflüge um die Gegend um Tokyo herum, in das Schneeland. Die Beschreibung, wie die Menschen dort leben und arbeiten. Wie hart Frauen in Japan allgemein arbeiten und sich oft prostituieren müssen und doch immer im Schatten der Männer stehen.

Der Roman begann mit einem neuen Eindruck für Rika, hat dann das Leben in Japan, die Stellung der Frau, das Gedankenbild der Männer auf eindrucksvolle Art beschrieben und neben all diesen mehr als interessanten Eindrücken und Informationen durften wir in Form von Kajii auch noch erleben, wie manipulativ ein Mensch sein kann und wie dieser Mensch andere Menschen so in seinen Bann ziehen kann, dass diese alles aufgeben. Zwischendurch wurde es dann mit Reiko sogar richtig spannend, so dass man fast schon in einem Kriminalroman war. Und dann das Ende – es war einfach schön und perfekt. Ich habe das Buch geschlossen mit einem warmen und heimeligen Gefühl und auch ein bisschen mit dem Gedanken, dass, wenn man will, nichts unmöglich ist!

Fazit:
Mit ihrem Roman „Butter“ beleuchtet Asako Yuzuki in einer eindrucksvollen Geschichte und auf außergewöhnlich gelungene Art nicht nur die gesellschaftliche und berufliche Stellung der Frau in Japan, sondern bringt uns neben dem allgemeinen Frauenbild auch noch das Leben der Menschen und die Landschaft um Tokyo näher. Das Ganze würzt sie noch mit ein bisschen kriminalistischer Spannung und fertig ist ein Roman, der mich wirklich begeistert hat. Es war für mich ein neues Genre und wie Rika von der Butter möchte ich mehr von der Autorin!

5 Sterne für dieses Buch, das mir nicht nur Japan nähergebracht hat, sondern das mir auch Hunger darauf gemacht und mich motiviert hat, neue Dinge auszuprobieren!

Bewertung vom 08.02.2022
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Amüsant, scharfsinnig und very british

Worum geht’s?
Judith Potts ist 77, etwas füllig und liebt es, nackt in der Themse zu schwimmen. So auch an diesem einen Abend, als sie plötzlich einen Schrei und einen Schuss aus dem Garten ihres Nachbarn hört. Die Polizei tut es als Selbstmord ab, doch Judith glaubt nicht daran und geht der Sache auf den Grund.

Meine Meinung:
Mit „Mrs Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2022) startet Robert Thorogood seine neue Krimireihe um die schrullige aber scharfsinnige Mrs. Potts und ihren Mordclub. Und ich muss sagen: Selten hatte ich einen so unterhaltsamen, amüsanten und doch auch spannenden und rasanten Einstieg in eine neue Serie! Schon der Schreibstil des Autors ist genial und very british. Ebenso der Humor. Und was uns Robert Thorogood auf der einen Seite an Humor und Amüsement bietet, das finden wir auf der anderen Seite genauso an Spannung und Scharfsinn. Dazu kommen dann noch die außergewöhnlichen Charaktere und die Geschichte ist perfekt!

Und ich mochte sie wirklich alle. Angefangen bei Judith Potts, 77, entwirft Kreuzworträtsel, wohnt in einem unordentlichen alten Haus, das sie von ihrer Tante geerbt hat und hat ihre ganz eigenen aber liebenswürdigen Eigenschaften und Rituale. Dann die Pfarrersfrau Becks, perfekte Hausfrau, immer auf ihr Äußeres bedacht darf sie hier doch auch ihre andere Seite erleben und ausleben, ihr früheres, abenteuerlustiges Ich wieder herauslassen. Dann haben wir noch Suzie, die Hundefrau mit ihrem ganz eigenen Kleidungsstil, die das Trio perfekt macht. Und ich bin mir fast sicher, dass wir mit der Polizistin Tanika aus dem Trio bald ein Quartett machen dürfen.

Auch der Fall selbst und der Aufbau der Ermittlungen haben mich mitgerissen. So oft ich auf der einen Seite über Begebenheiten grinsen musste, so gefesselt war ich von der Story selbst, von den Ermittlungen und am Ende von dem finalen Showdown! Den hatte ich so nicht kommen sehen! Mit dem Finale durften wir nochmal so viel Spannung erlebt, die Geschichte zog extrem an Tempo an, die letzten Seiten flogen nur so dahin und ich habe mit Judith gebangt und gehofft. Ein Ende, das dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt hat, bei dem aber trotz der Spannung auch der Humor wieder nicht zu kurz kam und ein Buch mit Protagonisten, denen ich unbedingt wieder begegnen möchte! Dieses Buch hatte wirklich alles und ich wurde lange nicht mehr so gut unterhalten, wie von Mrs. Potts und ihren Freundinnen!

Fazit:
Der erste Teil „Mrs. Potts‘ Mordclub und der tote Nachbar“ um Robert Thorogoods neuer, britischer Krimiserie hat wirklich alles! Angefangen bei den ganz eigenen und unglaublich liebenswerten Ermittlerinnen Judith, Becks, Suzie und Tanika, die man einfach gerne haben muss und die jede ihre ganz eigenen Eigenheiten haben; über Erzählteile, die einfach nur kurzweilig und amüsant sind bis hin zu den spannenden und mitreißenden Ermittlungen und ein Finale, das ich so nie hätte kommen sehen und das dem Buch an Spannung nochmals die Krone aufgesetzt hat! Bitte, bitte mehr davon!!!

5 Sterne für dieses sehr britische Feuerwerk aus Humor, Herz, Scharfsinn und Spannung!

Bewertung vom 08.02.2022
Cross, Ethan

Die Stimme des Wahns / Ackerman & Shirazi Bd.3


sehr gut

Spannend und rasant – und endlich das Revival von Ackerman und Marcus

„Der Teufel ist nicht so schwarz, wie man ihn zeichnet“ (6 %)

Worum geht’s?
Als sich herausstellt, dass der im Gefängnis einsitzende berüchtigte Demon nur ein Doppelgänger ist, startet Ackerman die Jagd auf seinen Todfeind. Doch schnell findet er sich in einem Spiel wieder. Einem Spiel, gesteuert von Demon. Doch wer spielt hier mit wem und wer geht am Ende als Sieger hervor?

Meine Meinung:
„Die Stimme des Wahns“ von Ethan Cross ist der 3. Teil um die Ackerman-Shirazi-Thrillerserie. Das Cover ist wieder ein genialer Hingucker und ein typischer Cross. Auch der Schreibstil ist unverkennbar Ethan Cross und so war ich schnell im Geschehen drin.

Und ich muss sagen, neben Pendergast von Preston&Child ist Ackerman wirklich mein absoluter Lieblingsheld! Er ist einfach unverkennbar - in seiner Art zu agieren, zu sprechen, sich zu bewegen, zu denken. Egal, wie verkappt eine Situation ist, Ackerman hat immer alles im Griff. Ich kenne ihn seit dem ersten Buch und konnte auch seine Entwicklung mitverfolgen, die mir wirklich gut gefallen hat. Trotz aller Menschlichkeit, die er gewonnen hat, hat er doch auch noch seine böse Seite und darin, diese zu beschreiben, schreckt der Autor mit grauenhaften Beispielen und Bildern wirklich nicht zurück – hier darf man wirklich keine schwachen Nerven haben! Als dann in diesem Band auch noch sein Bruder Marcus auftauchte, auf den ich schon in den ersten beiden Teilen gehofft hatte, war ich richtig glücklich! Die beiden waren in der Ich-Bin-Reihe ein so geniales Paar. Was auch schon zum Punkt führt, den ich etwas schade fand an diesem Teil: Nadia tritt hier nur am Ende kurz in Aktion, ansonsten hat sie einen eher untergeordneten Part, was ich sehr schade finde. Denn auch sie und Ackerman haben in den ersten beiden Teilen ein so perfektes Paar abgegeben und sich in ihrem Tun immer besser ergänzt. Und Demon, er ist wirklich der perfekte Bösewicht und ein würdiger Gegner Ackermans.

Auch die Geschichte selbst hatte mich schnell in ihrem Bann. Vor allem der an ein Exit-Game erinnernde Teil in den Tunneln von New York hat mich begeistert. Und wenn ich die Szene auf Marcus Ranch doch etwas vorhersehbar fand, so hat mich das Finale dann wieder mehr als begeistert! Vor allem die letzte Szene, die Dialoge zwischen den Akteuren und ganz am Ende den Showdown – einfach genial! Die letzten Sätze haben mich dann allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückgelassen. Lachend, weil dieses offene Ende einen weiteren Teil verheißt. Weinend, weil ich so viele offene Fragen habe, so viel noch gerne erfahren hätte und jetzt so lange warten muss, bis ich Antworten erhalte! Für mich auf alle Fälle wieder ein gelungener weiterer Teil in der Reihe um und mit Ackerman und ich kann es nicht erwarten, Teil 4 nächstes Jahr in Händen zu halten und verschlingen zu dürfen!

Fazit:
Mit „Die Stimme des Wahns“ konnte mich Ethan Cross wieder genauso begeistern, wie auch in den Vorgängerbänden. Ich mag Ackerman einfach. Er ist für mich einer der genialsten Protagonisten ever! Und sein Zusammenspiel mit seinem Bruder Marcus und mit Nadia ist einfach genial – was mich auch zum einzigen Schwachpunkt in diesem Band führt: Nadia erleben wir leider m.E. zu wenig in Aktion und sie ist hier zu sehr Randfigur. Ansonsten hat mir alles gefallen. Die grausamen Bilder, die der Autor entwirft, die an einen Exit-Room erinnernden Szenen in den Tunneln, der finale Showdown zwischen Demon und Ackerman. Was an drei Schauplätzen begann, hat an einem Ort perfekt geendet – auch wenn das Ende mich leider mit vielen Fragen zurücklässt, aber auch mit der Hoffnung, diese bald in einem vierten Teil beantwortet zu bekommen!

4 Sterne von mir für dieses tolle Revival von Marcus und Ackerman und ich hoffe, ich muss nicht zu lange auf den nächsten Band warten!

Bewertung vom 03.02.2022
De Changy, Florence

Verschwunden


ausgezeichnet

Perfekt recherchiert und fesselnd geschrieben!

„Die Abwesenheit von Beweisen ist kein Beweis für ihre Abwesenheit“ (18 %)

Worum geht’s?
2014 verschwindet Flug MH370, eine Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord spurlos. Selbst heute, 8 Jahre später ist der Verbleib immer noch ein Mysterium. Florence de Changy, die schon damals berichtete versucht, Antworten zu finden.

Meine Meinung:
„Verschwunden“ von Florence de Changy (Ullstein Buchverlage, 2022) ist ein Investigativreport, der absolut unglaublich ist! Die Autorin arbeitet als Journalistin und Korrespondentin für Le Monde und war schon im Jahr 2014 mit den Berichten über den verschwundenen Flug MH370 betraut und das Schicksal der verschwundenen Menschen und ihrer Angehörigen lässt sie bis heute nicht in Ruhe.

An dem Buch merkt man, mit wieviel Herz Florence de Changy bei dieser Recherche mit dabei war. Wie sehr sie sich gewünscht hat, Antworten zu finden, nicht nur für sich, sondern für die Angehörigen der Vermissten, damit diese wissen, ob es sich lohnt zu hoffen bzw. einen Abschluss finden können. Und obwohl es sich vorliegend um einen Bericht handelt, der viele technische Daten enthält, die sicher nicht einfach zu verstehen sind, so bringt die Autorin alles so perfekt und genau auf den Punkt, beschreibt selbst schwierige Dinge auf verständliche Weise, so dass sich das Buch fast liest wie ein Thriller oder Spannungsroman. Die Lügen, die falschen Fährten, die sich wiedersprechenden Politiker und Unternehmen. Man will einfach mehr wissen!

Ich war von der ersten Seite an gefesselt, habe während dem Lesen immer neue Theorien im Kopf gehabt, jedes Fitzelchen neue Information, das die Autorin bekommen hat, versucht, in das Puzzle einzubringen. Und auch wenn das Buch keine Antwort für uns hat, sondern uns Möglichkeiten zeigt und Wahrscheinlichkeiten gibt, so ist es doch ein Buch, in dem man gemeinsam mit der Autorin vom ersten Tag an dabei ist, mit ihr recherchiert, hinterfragt, Details prüft. Ein Buch, das spannend ist zu lesen. Ein Buch über eine wahre Begebenheit, das meine Gedanken noch eine Weile beherrschen wird. Und ein Buch das aufzeigt, was perfekter Investigativjournalismus ist!

Fazit:
Mit „Verschwunden“ zeigt Florence de Changy, wie perfekter Investigativjournalismus geht! Wir dürfen sie begleiten, wie sie sich auf die Suche macht nach dem verschwundenen Flug MH370. Recherchieren mit ihr gemeinsam, greifen nach jedem noch so kleinen Puzzlestück. Erleben Lügen, Vertuschung, und Ungereimtheiten mit. Müssen herausfinden, dass es wohl Menschen gibt, die die Wahrheit kennen, sie aber für sich behalten. Werden sie ihr Geheimnis irgendwann mit ins Grab nehmen oder werden die Angehörigen der Menschen von Flug MH370 doch noch Antworten bekommen und ihren Frieden finden dürfen?

5 Sterne von mir für dieses fesselnde Buch, das ist wirklich Investigativjournalismus at its best!

Bewertung vom 30.01.2022
Wolff, Michael

77 Tage


ausgezeichnet

Der reale Irrsinn des 45. POTUS

Worum geht’s?
Donald Trumps Amtszeit neigt sich dem Ende. Die Wahl ist verloren, ein neues Impeachment läuft. Doch was passierte wirklich hinter den Kulissen des Weißen Hauses?

Meine Meinung:
Mit „Feuer und Zorn“ hatte Michael Wolff damals über die ersten knapp 200 Tage von Donald Trumps Amtszeit berichtet. Mit „77 Tage“ schreibt er nun über die letzten 77 Tage von dessen Amtszeit. Und wie immer ist es einfach genial! Ein Buch, das eine Biografie ist, der aber alles, was eventuell langwierig oder trocken sein könnte fehlt. Das Buch ist wie Trump selbst: Unterhaltsam, irrwitzig und nie langweilig!

Die meisten von uns haben in den Nachrichten die US-Wahlen verfolgt. Trump vs. Biden. Den Wahlsieg von Biden – und alle hatten Angst davor, was jetzt kommen könnte. Wird Trump sich geschlagen geben? Mit einem Menschen wie Trump scheint wirklich alles möglich. Und was schon in den Nachrichten absolut surreal klang, war hinter den Kulissen noch viel surrealer. Und Michael Wolff erlaubt uns einen Blick hinter ebendiese Kulissen. Das Mächtespiel der Menschen um Trump, die Zeit von Pence als Vize. Was schon in den Nachrichten wahnsinnig klingt, war in Wahrheit noch viel Wahnsinniger. Und der Autor stellt diesen Wahnsinn absolut genial dar. Es ist erschreckend, wie ein Mann wie Trump an eine solche Machtposition kommen konnte. Unglaublich, wie an ihm vorbei das Land regiert wurde, weil er daran kein wirkliches Interesse hatte. Wie es immer nur um ihn ging und wie er sich selbst immer mehr in einen Wahn geredet und reden lassen hat, der bis zur Erstürmung des Kapitols und darüber hinaus führte.

Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite einfach genial unterhalten. Ich feiere Michael Wolff für alle seine Bücher über Trump, die ich jedem weiterempfehlen kann, der noch mehr Wahnsinn hinter dem Wahnsinn erleben möchte!

Fazit:
Mit „77 Tage“ schreibt Michael Wolff über die letzten Tage von Trumps Amtszeit. Ich liebe seine Bücher einfach. Sei es, weil er ein guter Autor ist, der perfekt recherchiert, oder weil er mit Trump den perfekten Menschen für Sensationsstories gefunden hat: Ich feiere seine Bücher und die Geschichten darin einfach nur! So viel Wahnwitz kann man sich nicht ausdenken. Und wie die Menschen um Trump diesen Wahnsinn mitgemacht haben, angestachelt haben, versucht haben, für sich auszunutzen und am Ende wie die Ratten gerannt sind, um das sinkende Schiff zu verlassen.

5 Sterne von mir für diesen realen Irrsinn, der auf absolut scharfsinnige und amüsante Weise erzählt wurde. Ich feiere Michael Wolff für seine unglaublich unterhaltsamen Wahrheiten!

Bewertung vom 22.01.2022
Hibbert, Talia

Chasing Dani Brown / Brown Sisters Bd.2


sehr gut

Gezuckerte Emotionen

Worum geht’s?
Danika wünscht sich nach der Trennung von Ihrer Freundin von ihrer Glücksgöttin Spaß und Ablenkung – und diese schickt ihr Zafir, einen Freund mit gewissen Vorzügen, der Liebesromane liebt und romantisch veranlagt ist. Alles, was Danika absolut nicht ist. Ob auch sie ihr Herz für Zaf erwärmen kann?

Meine Meinung:
„Chasing Dani Brown“ (erschienen im Ullstein Verlag, Januar 2022) ist der zweite Teil der Liebesromanreihe von Talia Hibbert zum Thema Diversity. Und das Buch ist wirklich schön geschrieben. Bringt Emotionen und Gefühle und Verwirrungen lebhaft rüber und ist einfach nur süß, fast schon zu süß. Und obwohl ich den ersten Teil (noch) nicht gelesen habe, hatte ich nicht das Gefühl etwas zu vermissen.

Ein bisschen erinnert das Ganze an einen kitschigen Hollywoodfilm – und doch sind die Gefühle, wie die Autorin sie beschreibt, auch irgendwie total herzig. Danika, die versucht alles auf logische und nüchterne Art zu sehen und von ihren Gefühlen überrascht wird. Zafir, der einfach nur ein absoluter Romantiker ist. Ich mag die beiden total. Und mir gefällt Danikas Entwicklung bzw. auch die gemeinsame, zwischenmenschliche Entwicklung von ihr und Zaf. Wie sie und Zaf über ihre Gefühle und Ängste sprechen. Überhaupt die ganze Art, wie die Autorin die Gefühlswelt und Emotionen in Worte fast. Mal nüchtern, mal romantisch und doch immer einfach nur ehrlich – das hat mich wirklich berührt und auch zum Nachdenken gebracht. Auch wenn mir der erotische Teil doch fast schon etwas too much war. Aber auch das gehört – realistisch gesehen – zum Leben dazu.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und war die perfekte Lektüre für Zwischendurch mit ein bisschen Herzschmerz, philosophieren über Gefühle und einem etwas kitschigen Hollywood-Ende, das hier aber auch irgendwie genau richtig war.

Fazit:
Talia Hibberts „Chasing Dani Brown“ ist der zweite Teil ihrer Liebesromanreihe zum Thema Diversity. Und das Buch hat mir wirklich gut gefallen. Die Art, wie die Autorin über Gefühle und Emotionen schreibt. So nüchtern, so direkt und doch so treffend. Was einem persönlich oft schwerfällt in Worte zu fassen – Talia Hibbert hat es auf den Punkt gebracht. Und darum herum eine Liebesgeschichte in Hollywood-Manier gebaut, die teilweise fast ein bisschen zu gefühlig war, aber dennoch Spaß gemacht hat, zu lesen, da einfach die beiden Hauptprotagonisten Danika und Zafir so herzlich und so liebenswert waren.

4 Sterne von mir für diese perfekt beschriebene Gefühlswelt!

Bewertung vom 18.01.2022
Jewell, Lisa

Was damals geschah


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich wirklich geflasht!

Worum geht’s?
An ihrem 25. Geburtstag erhält Libby den Brief einer Anwaltskanzlei, der sie zur Erbin eines Hauses in einer der teuersten Gegenden Londons erklärt. Als sie das Haus aufsucht, kommt sie nicht nur ihrer eigenen Vergangenheit näher, sondern auch der schrecklichen Geschichte, die sich hinter den Mauern des Hauses verbirgt.

Meine Meinung:
Das Cover selbst hat mich auf den Spannungsroman „Was damals geschah“ von Lisa Jewell aufmerksam gemacht – später erfährt man, dass es sich um das Blumenmuster auf der Babydecke handelt, die auch nach 25 Jahren noch in dem Haus auf das Baby wartet. In der Geschichte selbst war ich schnell drin. Mir gefällt der Schreibstil aus den drei Perspektiven. Henry in der Vergangenheit, Lucy und Libby in der Gegenwart. Drei spannende Geschichten, die, je weiter man liest, sich immer mehr und mehr verbinden. Auch der Schreibstil selbst ist einfach nur mitreißend!

Die Charaktere und ihre Geschichte haben mir wirklich gut gefallen. Alles fängt so langsam und harmlos an mit Libby und ihrem 25. Geburtstag. Und mit dem Brief des Anwalts, in dem ihr das Haus vererbt wird, geht dann alles so richtig los. Ich war unglaublich fasziniert von der Geschichte, die die Autorin um das Haus schreibt. Erschrocken darüber, wie ein einzelner Mensch andere Menschen so hörig machen und in seinen Bann ziehen kann. Entsetzt darüber, wie die Kinder behandelt wurden. Fasziniert von der Geschichte von Lucy und Libby. Und auch Dido, Libbys Kollegin, fand ich absolut herzig, wie sie immer für Libby da war. Ebenso Miller, der Journalist, der von der Geschichte des Hauses fast schon besessen war aber dadurch auch eine große Hilfe für Libby war. Alles Menschen, die man wirklich in Herz schließen kann – auch wenn man nicht bei allen weiß, ob sie reinen Herzens sind…

Was mich ebenfalls fasziniert hat, waren die vielen spannenden Wendungen. Die unvorhergesehenen Dinge in der Geschichte, die man zwar teilweise erahnt hat, aber dann doch auch wieder nicht. Und es war unglaublich, wie die Autorin die einzelnen Handlungsstränge aufgebaut, miteinander verflochten und wieder aufgelöst hat, um am Ende alles noch spannender, noch rasanter und noch unglaublicher werden zu lassen! Und dann das Ende! Ein Ende, das so viel Fantasie übriglässt, so viele Möglichkeiten. Man will eigentlich wissen, wie es weitergeht, und dann doch auch wieder nicht. Ein wirklich geniales Buch, das düstere Spannung, unheilvolle Familiengeschichte und ein bisschen Psychothriller zu einem atmosphärischen Ganzen verbindet.

Fazit:
Lisa Jewells „Was damals geschah“ ist ein Buch, das wirklich unglaublich genial ist! Die Autorin schafft es wirklich außergewöhnlich gut, unzählige Handlungsstränge zu einem perfekten Ganzen zu verweben und mit ihren Worten, den Charakteren und den unzähligen und unvorhersehbaren Twists eine Atmosphäre zu schaffen, die einen perfekten Cocktail aus düsterer Spannung und unheimlicher Familiensage mit einem Schuss Psychothriller ergibt. Der Erzählstil aus den unterschiedlichen Zeiten und Perspektiven, die langsam ansteigende Spannung und dann das Finale, das am Schluss dann doch noch einige Fragen und Möglichkeiten offen lässt, haben mich absolut gefesselt.

5 Sterne von mir für diesen düsteren, komplexen und absolut mitreißenden Spannungsroman!

Bewertung vom 16.01.2022
Hancock, Anne Mette

Grabesstern / Heloise Kaldan Bd.3


ausgezeichnet

Der bislang spannendste und unvorhersehbarste Fall für Heloise Kaldan und Erik Schäfer

Worum geht’s?
Für ihre Zeitung möchte Heloise einen Artikel über Sterbebegleitung schreiben. Hierfür wird sie als Sterbebegleiterin für Jan Fischhof tätig, mit dem sie sich anfreundet. Als der totkranke Mann in einem wachen Moment ein schreckliches Szenario beschreibt, beginnt Heloise, Nachforschungen über seine Vergangenheit anzustellen und landet in einem kleinen Dorf, in dem sie auch von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird.

Meine Meinung:
„Grabesstern“ von Anne Mette Hancock (S. Fischer Verlage GmbH, 2022, übersetzt von Karoline Hippe) ist der 3. Teil der Thriller-Serie um Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Und dieser Teil hat es wirklich in sich! Das Cover hat mir wirklich gut gefallen und hat für mich bereits jetzt einen hohen Widererkennungswert. Den Schreibstil fand ich diesmal noch intensiver und lebendiger, als bei den ersten beiden Teilen. Und es war fast noch spannender, als in den beiden Fällen zuvor.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist der Aufhänger des Buches. Die ehrenamtliche Sterbebegleitung. Das fand ich interessant und erschreckend zugleich und habe mir vorgenommen, mich zu erkundigen, ob das auch hier möglich ist. Es muss schrecklich sein, den letzten Weg ohne jemanden zu gehen, der für einen da ist und einem die Hand hält. Das hat mir Heloise noch sympathischer gemacht, als sie mir sowieso schon ist. Und ich habe mich auch gefreut, dass sie in diesem Teil wieder auf Thomas trifft! Erik und seine Frau Conny sind für mich immer noch das perfekte Paar, die gemeinsam durch alle Hochs und Tiefs einer Ehe gehen und immer füreinander da sind.

Dann der Aufbau des Falls. Einfach genial, wie die Autorin aus dem Aufhänger, dem Artikel über Sterbebegleitung einen Thriller gemacht hat, der sich von der Spannung und den Verwicklungen immer mehr und mehr gesteigert hat. Die vielen Twists, die Vertuschungen, die mafiösen Strukturen in dem kleinen Ort, in dem Heloise recherchiert. Es war mitreißend, unvorhersehbar und obwohl ich eine dunkle Vorahnung hatte, war das Ende für mich doch überraschend und nochmals anders als gedacht. Und auch, dass die Autorin uns ihre Protagonisten persönlich näherbringt, gefällt mir gut. Man fühlt sich Heloise irgendwie verbunden. Und ich habe mich besonders gefreut, dass das Ende das Falles zugleich ein Neuanfang für Heloise darstellen kann. Da bin ich schon sehr gespannt, wie es im nächsten Teil weitergeht. Auch etwas, was für mich ein gutes Buch ausmacht: Dass ich mich nicht nur in der Geschichte selbst verlieren kann, sondern auch erfahren möchte, wie es persönlich mit den Charakteren weitergeht. Und das gelingt Anne Mette Hancock wirklich sehr, sehr gut!

Fazit:
„Grabesstern“ von Anne Mette Hancock war für mich noch spannender, noch emotionaler und noch mitreißender, als die beiden ersten Teile ihrer Thrillerserie um Heloise Kaldan und Erik Schäfer. Alleine, wie die Autorin es geschafft hat, über den Aufhänger zur Sterbebegleitung einen solchen rasanten und tiefgründigen Fall aufzubauen, der 20 Jahre und weiter in die Vergangenheit geht. Nie hätte ich vom Anfang des Buches auf dieses Ende schließen können. Es hatte mich komplett gefesselt. Es war spannend und unvorhersehbar. Hinter jeder Seite stecken neue Möglichkeiten, neues Grauen, neue Informationen und dennoch hat die Autorin uns am Ende nochmals komplett mit einem absolut genialen Twist überrascht! Das Ende eines grausamen Falls und zugleich ein möglicher Neubeginn für Heloise – einfach genial!

5 Sterne von mir, eine absolute Leseempfehlung und ich hoffe, bald mehr über Heloise, Erik und all die anderen lesen zu dürfen!