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holdesschaf

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Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2022
Franz, Cornelia

Swing High


sehr gut

Swing high statt Sieg heil
Henri ist Musikfan, Swing und Jazz haben es ihm angetan und verkörpern für ihn die Freiheit. Doch aus Angst der Eltern vor einem Kriegsbeginn, muss er vorzeitig seine Ferienreise zu einer befreundeten Familie in England abbrechen. Bei Kriegsbeginn werden die Freunde zu Feinden, jüdische Mitglieder seiner Swing-Clique müssen fliehen und die "Swingheinis" werden wegen der Musik des Feindes verfolgt und schikaniert. Trotzdem kann Henri die nun geheimen Partys und die Musik nicht loslassen und findet darin seine Art, Widerstand gegen das Regime zu leisten, jedoch nicht ohne Folgen.

Allein vom Cover her, hätte ich vielleicht gerade noch auf ein musikalisches Thema geschlossen, jedoch nicht damit, dass es hier um eine so ernste Zeit geht, wie den Zweiten Weltkrieg und den Widerstand durch Musik. Da hätte ich mir eine etwas passendere Gestaltung gewünscht. Die Geschichte selbst erzählt die Autorin Cornelia Franz sehr authentisch. Man merkt, dass einige Recherchearbeit in dem Buch steckt. Denn das Hotten zur Swingmusik als Dorn im Auge der Nationalsozialisten hat es tatsächlich gegeben.

Henri ist eigentlich ein ganz normaler Jugendlicher. Er möchte wie jeder Jugendlich frei sein, das Leben und die erste Liebe genießen, feiern. Mit dem Krieg und allem, was dahinter steht und dem, was er mit sich bringt kann er nichts anfangen. Sehr deutlich wird, dass durchaus viele, aber eben nicht alle die Begeisterung für den Krieg teilten. Vor allem das Schicksal der Personen aus Henris Umfeld und die Machtlosigkeit, mit der man zusehen musste, wollte man nicht selbst in die Schusslinie geraten, berühren.

Gleichzeitig ist es immer wieder ein Lichtblick, wenn Henri und die Swingheinis ihre Platten auflegen und gegen den Sturm tanzen, auch wenn die Folgen teilweise grausam sind und für die heutige Jugend gar nicht wirklich vorstellbar. Gerade deswegen finde ich, ist es lohnenswert, dieses Buch zu lesen. Sehr gut kann ich es mir auch als Schullektüre im fächerübergreifenden Unterricht vorstellen. Am Ende des Buches erfahren wir einige Folgen des Krieges in Henris Freundeskreis, leider werden diese etwas schnell abgehakt, so dass wenig Raum für Betroffenheit bleibt. Ein paar Seiten mehr, wären mir hier lieber gewesen, aber das ist Geschmackssache. Ich empfehle das Buch gern.

Bewertung vom 21.02.2022
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


gut

Fängt gut an, aber ...
Hella, 69 und gefallenes Schlagersternchen erwartet nichts mehr vom Leben, welches sie über weite Strecken enttäuscht hat. So macht sie sich mit ihrem klapprigen Passat auf in die Schweiz, wo sie den Freitod sterben möchte.

Juli, 15 Jahre, Schülerin lebt ein vermeintlich gutes Leben mit ihrem Vater, der allerdings wegen seines Berufs wenig Zeit für sie hat. Trotzdem steht sie auf einer Brücke über der Autobahn, um sich in den erlösenden Tod zu stürzen.

Das Schicksal will es, dass in dem Moment, in dem Juli auf dem Asphalt aufschlägt, Hella mit ihrem Passat vorbeikommt. Juli, alles andere als erfolgreich mit ihrem Sprung, steigt zu ihr in den Wagen. Damit beginnt der Roadtrip zweier Lebensmüder.

Das Buch beginnt, anders als der Klappentext es effektvoll verkündet, nicht damit, dass Juli auf Hellas Motorhaube landet. Warum man meinte, den Inhalt etwas auffrisieren zu müssen, bleibt unklar. Schlimm genug, dass Juli überhaupt springt. Die Protagonistinnen, das wird bald klar, haben eigentlich keinerlei Lust, sich mit der jeweils anderen zu beschäftigen, trotzdem kümmert sich Hella pflichtbewusst um den wortkargen Teenager. Spricht Juli dann doch mal, ist sie recht weit von der Wahrheit entfernt. Ein richtiges Gespräch kommt zunächst gar nicht auf. Jede hängt ihren Gedanken nach, so dass man den beiden wenig nahe kommt. Dennoch ist der Anfang der Geschichte ganz schön beschrieben und liest sich auch gut.

Nach und nach erfahren die beiden dann doch Dinge übereinander, erleben die ein oder andere abgefahrene Situation, mal ganz witzig, mal völlig überzogen und konstruiert. Vor allem im letzten Drittel blieben mir die Handlungen als auch die Gedanken der beiden recht fern, da sie einfach nicht realistisch genug waren. Die Geschichte erinnerte mich zu sehr an Fitzeks "Der erste letzte Tag", welches ich ganz furchtbar fand. Auch hier lauter nicht wirklich nachvollziehbare, überzogene Aktionen, die die Geschichte für mich nicht vorangebracht haben und vor allem bei mir auch kein Verständnis für die Todessehnsucht von Hella und Juli auslösten. So konnte ich auch dem Ende nichts abgewinnen, das so gewählt wurde, dass alles möglich bleibt. Allgemein fehlte mir der Bezug zum Thema Depression und der Tiefgang der dabei angebracht wäre.

Eine nette Geschichte vor allem am Anfang, doch dann nicht so wie man es erwarten könnte. Wem allerdings der Kein-Thriller von Fitzek gefallen hat, dem könnte unter Umständen auch dieser absurde Roadtrip gefallen. 3 Sterne

Bewertung vom 21.02.2022
Raihmann, Adi;Raihmann, Simone

Karma Food Currys


ausgezeichnet

Authentische vegane und vegetarische Gerichte aus allen Teilen Indiens
Schon allein das Cover drückt aus, welch farbenprächtige Gewürz- und Geschmacksvielfalt sich in diesem wunderschönen und auffallenden Buch entdecken lässt. Nicht nur das Cover, sondern die ganze Ausstattung sind extrem wertig. Es gibt viele farbige Seiten, dazu zwei passende Lesebändchen und jede Menge authentische Farbfotografien. Wären da nicht noch die leckeren Rezepte, könnte man das Buch glatt mit einem Bildband verwechseln.

Zunächst erfährt man im Buch einiges über die typische Landesküche, wo Liebe und Dankbarkeit durch den Magen geht und Essen nicht nur ein Grundbedürfnis deckt. Das Autorenpaar weiß wovon es schreibt. Adi Raihmann stammt aus Indien, seine Frau aus Wien, wo sie zusammen dieses zweite Karma Food Buch und die leckeren Gerichte dafür kreiierten. Sie und auch Adis Mutter sowie deren Philosophie beim Kochen werden kurz vorgestellt. Zudem findet sich im Buch ein kurzer Ayurveda-Guide.

Dann startet die kulinarische Reise durch Indien von Delhi im Norden aus über Kolkata im Osten und Mumbai im Westen bis nach Kochi im Süden. Für jede Region startet das Kochen mit einer Base, die man auf Vorrat herstellen und eine Woche lagern kann. Sie findet dann in mehreren Gerichten der Gegend Anwendung. Das Geheimnis einer jeden, sind die typischen Gewürze, die vielleicht in Deutschland nicht immer in jedem Laden verfügbar sind, sobald man sich aber einen Grundstock angelegt hat, ist man bestens auf die Rezepte vorbereitet.

Die Kombinationen aus Gemüse, verschiedenen Gewürzen, Hülsenfrüchten, Kartoffeln usw. ergeben die unterschiedlichsten Currys, die wahre Geschmacksexplosionen hervorrufen. Doch neben Currys gibt es natürlich noch weitere Köstlichkeiten. Uns zum Beispiel hat das Bombay Sandwich total gut geschmeckt, das sich auch leicht als Snack mitnehmen lässt. Man schwelgt so richtig in der Würze Indiens, selbst, wenn man das Buch nur durchblättert. Ein bisschen schwierig wird es für Menschen, die auf farbigem Untergrund nicht so gut sehen können, da ausnahmslos farbige Schrift auf farbige Seiten gedruckt wurde. Bei Rot auf Pink habe selbst ich mir schwer getan.

Die einzelnen Kapitel sind hingegen übersichtlich. Schon am oberen Seitenrand findet man die Unterteilung in Base, Starter, Hauptspeise und Sweets. Jede Rezeptseite hat ein Farbfoto auf dem die Gerichte wunderbar landestypisch angerichtet sind, genauso, wie man sie auch als Koch nach Rezept hinbekommen kann. Neben Infos zu den Gerichten, gibt es Angaben zu Zutaten, Personenzahl und gut verständliche Zubereitungsanweisungen.

Am Ende gibt es noch das Grundrezept für den indischen Frischkäse Paneer, der in vielen Rezepten verwendet wird, einen Curry-Baukasten für eigene Kreationen und ein Glossar.

Fazit: Selten habe ich das Gefühl gehabt, so authentisch mit einem Kochbuch zu kochen. Bis auf meine kleineren Probleme mit den Farben wirklich ein empfehlenswertes und ganz ergiebiges Buch. 4,5 Sterne aufgerundet auf 5.

Bewertung vom 21.02.2022
Voss, Sven

Champions - Sporthelden, die Geschichte schreiben


sehr gut

Sportler in all ihren Facetten
Dies ist das erste Buch dieser Art, das ich bisher auf dem Buchmarkt kennengelernt habe. Es enthält kurze Biographien von 40 Sportlern aus den unterschiedlichsten Disziplinen wie Fußball, Schwimmen, Boxen, Motorsport, Surfen oder Klettern. Mal geht es um sehr bekannte Sportler, mal um solche, die ihre Karrieren bereits beendet haben. Einige Champions wie Niki Lauda oder Boxlegende Muhammad Ali sind auch schon verstorben, haben aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Nicht alle Namen werden den Kindern von heute noch etwas sagen, weil sie eher zu meiner Kindheit in den 80ern bekannt waren. Es gab genügend, die auch ich nicht kannte, so dass ich begierig lesen konnte, welche Leistungen sie erbracht haben. Dabei geht es nicht immer nur um sportliche Leistungen, sondern auch um Lebensschicksale, die Menschen dazu gebracht haben, sich dem Sport zu widmen, alles zu geben und ein Champion zu werden. Natürlich wird auch nicht ausgelassen, wenn ein Sportler mal die Motivation verlor, private Schwierigkeiten hatte oder Niederlagen erleben musste. Die Texte sind lebhaft in der Gegenwart verfasst und weisen alle eine zutiefst menschliche Note auf. Man liest nicht nur Lebensdaten, sondern vom Leben selbst, mit all seinen Wegen und Umwegen, von Sportlern, die Geflüchtete sind und von solchen, die sich für eine gute Sache einsetzen wie zum Beispiel die Fußballerin Megan Rapinoe für die Gleichberechtigung. Es ist interessant wie unterschiedlich Sportler ihren Erfolg und ihre Bekanntheit nutzen. Meine Tochter mochte einige der Sportlerbiographien, die ich ihr vorgelesen habe, andere fand sie weniger spannend, was auch ein bisschen von der Sportart abhing.

Vom Aufbau her ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet. Nach einem Vorwort folgt das Inhaltsverzeichnis. Hier sieht man runde Bilder der Sportler, darunter Name, Sportart und Seitenangabe. Danach folgen die Texte zu den Biographien, immer mit Angabe der Geburts- und ggf. Sterbedaten und Orte. Keine Biographie ist dabei länger als 4 Seiten. Eine Seite zeigt jeweils auch eine illustrierte Abbildung des Sportlers. Ich muss gestehen, dass nicht alle Sportler anhand der Abbildungen sofort zu erkennen sind. Während ich sofort sagen konnte "Das ist der Klopp", wäre ich bei einem anderen nie drauf gekommen, dass es Dirk Nowitzki sein soll. Hier hätte ich ein Foto auf jeden Fall mehr geschätzt. Das Format ist für ein Kindersachbuch etwas ungewöhnlich, sehr kompakt zwar, dadurch schrumpft aber auch die Schrift auf eine Größe, die ich gerade noch gut lesen kann. Für Leseanfänger oder Lesemuffel ist sie hingegen kaum geeignet. Daher ziehe ich auch einen Stern ab.

Fazit: Die unterschiedlichen Lebensläufe und -umstände waren für mich als Erwachsenen, dem viele der Sportler bekannt waren, sehr interessant. Meine Tochter war etwas wählerischer. Die Texte überzeugen jedoch durch ihre Schreibweise. Die Schrift und die Illustrationen hätten besser sein können. Ein bisschen fehlten mir auch ein Geräteturner und ein Skispringer. Fußball kam hingegen gleich 6 mal vor.

Daher 4 Sterne

Bewertung vom 30.01.2022
Reed, Rebecca

Pip rettet den Wald / Pip und seine wilden Freunde Bd.1


weniger gut

Krieg im Wald
Eichhörnchen Pip ist noch recht jung und lebt ohne Eltern im Wald. Seine Mutter starb, sein Vater, ehemals Leibwächter der Eichhörnchen-Anführerin, verschwand einfach und gilt seitdem bei einigen Artgenossen als Verräter. Doch Pip möchte trotzdem so sein wie er. Von der alten weisen Eiche, der alle Tiere im Wald Respekt zollen, will er sich Antworten holen. Doch schon bald ist klar, die Eiche stirbt und mit ihr der ganze Wald. Seit Wochen hat es nicht geregnet, es herrscht Futterknappheit und auch der See trocknet aus. Die Tiervölker agieren gegeneinander, anstatt miteinander um ihren gemeinsamen Lebensraum zu kämpfen. Pip wird ausgewählt, unbemerkt die letzte Eichel der alten Eiche zu holen, denn wer sie hat, ist Herrscher im Wald. Pip gibt sein Bestes, bis er merkt, dass Macht nicht die Lösung sein kann.

Diese Geschichte ist für Kinder ab 8 Jahren ziemlich heftig, das zeigen schon die Wörter, die man zur Beschreibung des Inhalts braucht. Bis auf Pips Freundschaft zu seinem Artgenossen Mux findet man hier nicht viel Positives. Allein Tod und Verschwinden der Eltern sind sehr deprimierend. Zu Beginn der Geschichte und zwischen einigen Kapiteln liest man, wie sich die alte Eiche fühlt, wie sie merkt, dass es mit ihr zu Ende geht. Die Übermittlung ihrer Botschaften ist sehr esoterisch angehaucht. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Die verschiedenen Tiervölker und Waldbewohner bekriegen sich nicht nur sprichwörtlich bis aufs Blut, um an die Eichel zu kommen, welche eine neue Eiche hervorbringen soll und damit Macht bedeutet. Pip wird von älteren Eichhörnchen angefeindet, verspottet und sein Vater als Verräter abgestempelt. Ein Eichhörnchen stirbt im Kampf. Das ist ganz schön starker Tobak für diese Altersklasse. Das Cover und auch die Erstleserschrift täuschen wie ich finde eine eher einfache Geschichte über ein mutiges Eichhörnchen vor.

Vermutlich soll es um den Klimawandel gehen, aber so direkt fällt kein Wort darüber. Auch nicht, darüber, dass der Mensch verantwortlich sein soll oder etwas dagegen unternimmt. Menschen sind in der Geschichte Randfiguren. Einiges passt da für mich ganz und gar nicht. Ich habe nichts dagegen, dass Kinder über Klimaveränderung und Waldsterben Bescheid wissen, doch hier ist alles so negativ, regelrecht belastend dargestellt. Nahezu alle Tiere sind destruktiv und böse. Das hat sogar in mir eine regelrechte Hoffnungslosigkeit aufkommen lassen. Kindern könnte diese Geschichte Angst machen, denn da das Ende nicht abgeschlossen ist, sondern eine Fortsetzung bereits angekündigt, bietet sie auch kaum Lösungen für das drastisch dargestellte Problem. Meine Tochter ist in der 2. Klasse, die Lust aufs Lesen nicht sooo groß. Durch so eine Geschichte wird die Motivation aber mit Sicherheit nicht größer. Die Aufteilung in mehrere Bände ist mehr als schlecht gewählt. Pip ist zwar ein heldenhaftes und vernünftiges Einhörnchen, dass sein bestes gibt, trotzdem ist nach diesem ersten Band für mich diese Reihe beendet.

Bewertung vom 18.01.2022
Fowler, Aisling

Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1


ausgezeichnet

Düsteres, fesselndes Abenteuer
Zwölf hat den Eid der Jägerloge geschworen, der besagt, dass sie allen Clans gleichermaßen dient. Täglich übt das schroffe Mädchen mit den andern Jagdlingen mit ihren Äxten zu kämpfen. Doch weil sie so verbissen ist, möchte niemand außer sieben, einem seltsamen Mädchen ohne jegliche Kampftauglichkeit, etwas mit ihr zu tun haben. Auch Trainerin Sieg und die Ältesten sind wenig begeistert von ihrem Verhalten. Während Zwölf eine weitere Strafe im Kerker absitzt, überfallen plötzlich Kobolde die uneinnehmbare Loge, töten eine der Ältesten und entführen Sieben. Für Zwölf steht fest, dass sie losziehen und sie retten muss. Unwerwartet bekommt sie Hilfe vom mächtigen Wächter der Loge, Gemeinsam folgen sie der Spur der Kobolde in den Frostigen Forst, wo noch mehr Gefahren lauern.

Ausgehend vom Cover und von der Dicke des Buches ging ich davon aus, dass es sich hier um ein Fantasy-Abenteuer für Kinder handelt, wie es sie viele gibt. Doch schon nach den ersten Seiten tauchte ich ein in eine überraschend düstere Welt, in der die Jägerloge mitverantwortlich ist für das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Clans. Die angriffslustige Zwölf erscheint zunächst einfach nur mürrisch, schnell merkt man jedoch, daß in ihr eine Wut brodelt, die nicht alltäglich ist. Die Autorin braucht nur wenige Sätze, um mich als Leser zu fesseln und mich in dieser unwirtlichen Welt voller Gefahren ankommen zu lassen. Der Schreibstil ist sehr spannend und ohne weitschweifige Details kommt in mir ein Gefühl der Bedrohung auf.

Die ganze Geschichte erinnert mich von der Atmosphäre her an "Herr der Ringe", nur nicht ganz so komplex, aber genauso großartig erdacht. Vor allem die vielen verschiedenen Wesen haben es mir angetan. Teilweise ist der Plot etwas gruselig und auch brutal, doch sehr faszinierend. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Doch da war ich schon drin im Strudel der Ereignisse. Zusammen mit Zwölf und dem Wächter verfolgte ich die Spur der Kobolde und konnte so immer tiefer in die Welt eindringen und auch Zwölf und die anderen Charaktere besser kennenlernen, um dann doch festzustellen, dass nicht alles so ist wie es scheint. Toll, wie die Autorin hier bestimmte Erwartung durch mehrere Plot-Twists aushebelt.

Ein wirklich tolles und düsteres Abenteuer, für Jugendliche, aber auch Erwachsene kommen hier voll auf ihre Kosten. Auch wenn manchmal, wie im richtigen Leben etwas der Zufall zu Hilfe kommt - unbedingt lesen!

Bewertung vom 18.01.2022
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote (MP3-Download)


sehr gut

Feine Cosy Crime
Die Queen bemerkt nach Jahren, dass ein Bild der Britannia, das immer vor ihrer Schlafzimmertür hing, verschwunden ist. Sie glaubt es in einer Ausstellung der Royal Navy wiedererkannt zu haben. Sie beauftragt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie sich umzuhören und an offizieller Stelle nachzuhaken, nicht ahnend, dass sie damit einige zwielichtige Gestalten in Aufregung versetzen. Gleichzeitig tauchen bei einigen Mitarbeiterinnen des Palasts Drohbriefe auf und dann kommt eine von ihnen im Schwimmbad bei einem tragischen Unfall ums Leben. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem verschwundenen Bild und dem unhöflichen Opfer? Queen Elizabeth ist fest entschlossen, den Vorkommnissen in ihrem Palast auf den Grund zu gehen.

Einfach herrlich, welches Bild hier von der Queen gezeichnet wird. Natürlich wird es zum Teil fiktiv sein, jedoch kann man sie sich so außergewöhnlich gut als 90-jährige Ermittlerin in den eigenen vier Wänden vorstellen. Sie ist scharfsinnig und bestimmt, aber auch freundlich und erhaben und ihre Gedankengänge sind oft einfach nur erstaunlich. Sehr schön dargestellt wird auch die Beziehung zu ihrem Ehemann Philip. Man erfährt so einige Details, von denen man sich nur wünschen kann, dass sie zutrafen.

Zunächst war es etwas schwierig bei den vielen Personen im Buckingham Palace den Überblick zu behalten. Die ganzen Namen der Angestellten waren nicht einfach auseinanderzuhalten. Die Sprecherin macht ihre Sache aber sehr gut. Mitglieder der Königsfamilie sprechen häufig etwas förmlicher und auch das Alter der Queen merkt man ihrer Stimme an. Die meiste Zeit ist die Stimme sehr lebendig und es war kein Problem, der Tonlage längere Zeit zuzuhören.

Der Fall war geschickt in das Tagesgeschäft des Palasts eingebaut. Man wollte vor allem nach brenzligen Situationen mit der mutigen Ermittlungsassistentin Rozie im Palastkeller dringend wissen, was denn da nun vor sich geht und wer dafür verantwortlich ist. Ab und zu gab es in der Geschichte selbst Stellen, die etwas in die Länge gezogen wirkten, wenn z. B. die Kunst eines bestimmten Künstlers lang und breit dargelegt wurde oder wenn die Queen zum dritten Mal über denselben Verdächtigen sinnierte, jedoch waren das Ausnahmen. Insgesamt fand ich sowohl die Geschichte, als auch die Sprecherin sehr hörenswert. Besonders gefallen hat mir, dass aktuelle Ereignisse zur Zeit der Entstehung des Buches von der Queen mit einer feinen Prise britischen Humors gewürzt wurden, so dass ich gelegentlich wirklich Schmunzeln musste. So hat die Ermittler-Queen ganz leicht meine Sympathie erworben.