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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2019
Fields, Ella

Suddenly Forbidden / Gray Springs University Bd.1


schlecht

eine seicht dahin plätschernde Geschichte mit viel Gefühl(en) aber ohne Tiefgang

„Mein Herz schlug mir im Einklang mit meinem rasenden Puls bis zum Hals, als Schmetterlinge in meinem Magen zu tanzen begannen.“ (ebook, S. 37)

Meine Meinung:
Daisy und Quinn kennen sich seit Kindheitstagen, waren immer beste Freunde und im Jugendalter keimte die Liebe zueinander auf. Doch dann trennten sich ihre Wege für zwei Jahre, mit dem festen Versprechen, aufeinander zu warten und sich am Collage wiederzutreffen…

Und natürlich passierte, was passieren musste: Einer der beiden hat es mit dem „aufeinander warten“ nicht ganz so ernst genommen – denn Quinn hat sich in der Zwischenzeit mit der gemeinsamen Freundin Alexis getröstet. Soviel zur absolut vorhersehbaren Ausgangssituation. Hieraus entwickelt Ella Fields eine sehr seichte und klischeebeladene (es gibt noch andere College-Sportarten außer Football!) College-Romantik-Story, die mich zu keiner Zeit wirklich fesseln konnte und deren Fortgang mich auch nicht ansatzweise „brennend interessiert“ hat. Sicherlich gab es im Verlauf der Geschichte die eine oder andere kleinere Überraschung, aber spannend fand ich die Entwicklung nicht wirklich. Auch mit den Charakteren konnte ich nicht warm werden. Daisy war mir zu niedlich und naiv, Quinn zu sehr der Stereotyp des Herzensbrechers und „everybody´s darling“ – zu glatt und zu nichtssagend für meinen Geschmack. Last but not least muss ich leider sagen, dass mir auch der Schreibstil nicht gefallen hat. Worte wie „Uff“, „Urgh“ oder das ständig wiederkehrende „Yeah“ gehören für mich eher in Comics und möglicherweise auch in Graphic Novels, aber bitte nicht in einen Roman, der ernst genommen werden will. Ganz schlimm fand ich auch die „Ausrutscher“ in die (aus meiner Sicht) „billige-vulgäre Abteilung“, wie etwa auf ebook-Seite 61: „Ich packte meinen Schw*nz, schloss die Hand darum und pumpte ein, zwei Mal. Blaue Augen, große Ti**en mit dunklen Ni**eln und noch dunklere Haare, die in aufreizenden Strähnen darüberfielen. Er zuckte in meiner Hand und wurde hart.“ Sorry, aber das ist echt nicht nach meinem Geschmack, sondern eher RTL der 70er Jahre!

FAZIT:
Leider überhaupt nicht mein Geschmack – für eine maximal seichte Lesezerstreuung aber sicherlich geeignet.

Bewertung vom 06.06.2019
Leciejewski, Barbara

Solange sie tanzen


ausgezeichnet

Adas Welt – eine herzerwärmende Liebes-und Lebensgeschichte der etwas anderen Art

„So vergehen die Jahre mit Alltag und Dummheiten, ohne das man sich das Wertvolle, das man hat, bewusst macht.“ (ebook S. 266)

Meine Meinung:
Vor einem Jahr musste Ada Friedberg, Jahrgang 1936, ihren geliebten Ehemann Hans beerdigen. Was ihr bleibt, sind die Erinnerungen an ein gemeinsames und erfülltes Leben…

Barbara Leciejewski präsentiert ihren Leser*innen mit „Solange sie tanzen“ einen ganz besonderen, sehr einfühlsamen Roman über die Liebe, das Leben und das älter werden. Adas Leben – und Ada selbst – haben an sich nichts Außergewöhnliches, Spannendes oder Besonderes an sich. Vielmehr ist es eine Geschichte, die sich hundertfach und überall so genau ereignen könnte. Besonders machen diesen Roman die wunderbar plastischen und liebevollen Charaktere und die sehr einfühlsame Art, wie die Autorin ihre Geschichte geschrieben hat. Adas Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Ehemann Hans und ihre Einsamkeit, die sie oft verspürt, obgleich sie doch von freundlichen Menschen und sozialen Kontakten umgeben ist, transportiert Barbara Leciejewski so gefühlvoll und nachspürbar , dass man Adas Gefühle beim lesen selbst verspürt. Es ist berührend zu lesen, wie Adas und Hans´ gemeinsame Lebensgeschichte begonnen, sich entfaltet und schließlich geendet hat, und es ist rührend, wie ihr der alte Hund Hemmingway Halt gibt und ihr letzter verbliebender Anker des vergangenen Lebens ist.

Es ist eine Geschichte, die mit leisen Tönen doch schwer wiegt und am Ende nachhallt. Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und ein eindrückliches Plädoyer dafür ist, sein eigenes Leben jeden Tag zu genießen und sich der Endlichkeit dessen bewusst zu sein.

FAZIT:
Ein Roman, der in leisen, gefühlvollen Tönen eine ganze Lebensgeschichte erzählt - bewegend, berührend und zum Nachdenken anregend.

Bewertung vom 04.06.2019
Colgan, Jenny

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer / Floras Küche Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Keine Wohlfühllektüre – dafür schwere Themen in rauer, schottischer Naturschönheit

„Auf Mure wurde viel geredet, das konnte man nicht anders sagen. Klatsch und Tratsch waren eines der zentralen Elemente dieser Gemeinschaft, und jeder kannte jeden.“ (ebook, S. 31)

Meine Meinung:
Von der Kurzbeschreibung her – und auch von der Anmutung des Covers – hatte ich eine „Wohlfühllektüre“ mit ein bisschen Liebelei und Herzschmerz in wildromantischer Naturkulisse erwartet. Doch die Geschichte, in die ich keine Schwierigkeiten hatte einzutauchen, hat eine ganz andere Entwicklung genommen. Statt Wohlfühlatmosphäre zu kreieren, nimmt Jenny Colgan einige schwere Themen auf und serviert ihren Lesern immer wieder dramatische Wendungen. Hierbei droht die „Haupt-Storyline“, die noch zarte, aber schon jetzt mit deutlichen Schwierigkeiten belastete Beziehung zwischen Flora MacKenzie und ihrem Chef Joel, immer wieder in den Hintergrund zu geraten. Emotional nimmt die Geschichte um den geflüchteten syrischen Arzt Dr. Saif Hassan viel breiteren Raum ein. Dies ist ein passender Spiegel der Zeit, macht zugleich nachdenklich und ist stellenweise echt bewegend, insbesondere die Wiedervereinigung mit seinen Söhnen Ibrahim und Ashat („Mama ist weg. Alle sind weg. Alles ist weg.“ - ebook S. 172). Das fand ich von der Autorin durchaus gelungen portraitiert, aber ich hatte halt eine ganz andere Art von Geschichte erwartet. Hinzu kommen noch Themen wie Pflegekinder und Waisenhäuser und weitere dramatische Geheimnisse, die ich hier noch nicht verraten möchte. Letztendlich ist es eine Geschichte, die ich schlecht einordnen kann. Cover und Beschreibung passen für mich überhaupt nicht zum Inhalt, und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin selbst nicht so ganz wusste, was für eine Art von Geschichte sie nun schreiben wollte.

Sehr gut gefallen hat mir hingegen der locker-leichte Schreibstil der Autorin und die Beschreibung der schroff-schönen Natur der schottischen Insel („Es war ein böiger Morgen, von der See her wehte ein frischer Wind übers Land, und die Wellen klatschten mit weißen Schaumkronen an den Strand.“ – ebook S. 27). Auch die im Anhang zu findenden fünf original schottischen Rezepte (darunter natürlich auch eines für das klassische Shortbread) fand ich eine sehr schöne Idee.

FAZIT:
Keine schlechte Geschichte, aber überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte.

Bewertung vom 04.06.2019
Blisse, Manuela; Lehmann, Uwe

POLYGLOTT on tour Reiseführer Berlin (eBook, ePUB)


sehr gut

(Fast) alles, was man für einen Berlin-Trip wissen muss

Meine Meinung:
Berlin hat sich in den letzten Jahren zu einem der internationalen Tourismus-HotSpots entwickelt. Wer hier weniger als drei Tage einplant, sollte sich aufgrund der Fülle von Sehenswürdigkeiten gut auf den Städtetrip vorbereiten – und dieser Reiseführer kann dabei sehr gut behilflich sein. In der Printausgabe kompakt und Akku-unabhängig, in der ebook-Version für das Handy oder Tablet sehr schön multimedial durch sehr viele integrierte Links!

In diesem Reiseführer findet sich (fast!) alles, was in Berlin sehenswert ist, von den „üblichen Verdächtigen“ wie z.B. Brandenburger Tor und Museumsinsel bis hin zu unbekannteren Sehenswürdigkeiten, wie etwa dem Teufelsberg. Besonders gelungen finde ich es, dass dieser Reiseführer gleich 15 ausgearbeitete Touren anbietet, die von ca. 1 Stunde bis zu 3 Tagen („Ein langes Wochenende in Berlin“) für alle Reisenden die passende Route parat haben. Selbstverständlich gibt es auch viele Tipps in Sachen Unterkunft, Gastronomie und Shopping.

Hier meine persönliche Stärken- / Schwächenliste für diesen Reiseführer:
(+) 15 sehr gut ausgearbeitete Touren für jeden Geschmack
(+) alle berühmten Sehenswürdigkeiten werden vorgestellt
(+) viele Tipps rund um die Organisation des Städtetrips enthalten
(+) auch das nähere Berliner Umland wird beschrieben (z.B. Potsdam)
(+) kompakt
(+) viele weiterführende Links
(-) ebook für Reader mit ausschließlicher Schwarz-Weiß-Darstellung weniger geeignet
(-) einige für meinen Geschmack wichtige „Highlights“ fehlen, wie etwa das wunderbare Zeiss-Großplanetarium, der verwunschene Plänterwald, oder auch sportliche Großevents wie der tolle Berlin-Triathlon

FAZIT:
Perfekt für einen Städtetrip nach Berlin, aber leider fehlen ein paar interessante Sehenswürdigkeiten

Bewertung vom 29.05.2019
Shusterman, Neal; Shusterman, Jarrod

Dry (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mitreißend, bewegend und beängstigend zugleich – ein absolut packender Roman!

„Der Tap-Out ist so lautlos wie Krebs. Es gibt nichts zu sehen, und deshalb wird das Thema von den Medien nur wie eine Randnotiz behandelt.“ (ebook S. 22)

Meine Meinung:
Die Geschichte beginnt mit einem Wasserhahn, der kein Wasser mehr ausspuckt. Südkalifornien leidet unter einer bislang nie dagewesenen Dürre. Zuerst versiegt das Wasser in den Flüssen, dann bricht die öffentliche Wasserversorgung zusammen. Es kommt zu Hamsterkäufen in den Supermärkten – und schon nach wenigen Tagen scheint alles Trinkwasser verbraucht zu sein. Langsam, aber unaufhaltbar ziehen sich die dunklen Wolken der drohenden und unabwendbaren Katastrophe über dem ausgedörrten Kalifornien zusammen. Und wenn der Komfort und die Sicherheit gehen, gehen auch Ethik und Menschlichkeit („Wenn es ums Überleben geht, kennt man keine Nachbarn.“ ebook S. 69).

Eigentlich wollten Alyssas (16) und Garretts (10) Eltern nur zum Strand fahren, um dort Trinkwasser von den jüngst in Betrieb genommenen Meerwasserentsalzungsanlagen zu besorgen. Doch als sie nicht zurückkehren, sind die beiden Geschwister ganz auf sich allein gestellt. Zusammen mit dem nerdigen und schon immer irgendwie komischen Kelton McCracken von nebenan, beginnt für die drei ein lebensgefährlicher Road-Trip.

Ich muss sagen, dass mich dieser Roman von der ersten Seite an vollkommen gefesselt hat. Neal Shusterman entspinnt ein Szenario, das in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft eigentlich unmöglich erscheint, und doch fragt man sich beim Lesen ständig, ob wir uns damit nicht in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Von Beginn an lag mir das ungleiche Trio sehr am Herzen und ich habe sie auf ihrer Reise gebannt und gespannt begleitet. Ich habe mit ihnen mitgelitten, mitgezittert und mitgehofft, dass diese ganze Geschichte noch ein gutes Ende nehmen wird – und bis ganz zum Schluss war ich mir nicht sicher, ob es noch ein Happy End geben kann. Zu viele dramatische Wendungen, zu viele Gefährliche Situationen mussten die Reisegefährten überwinden – zu oft standen sie vor nahezu unüberwindbaren Problemen. Sehr gut gefallen hat es mir dabei auch, dass der Autor den drei Kids noch zwei weitere, polarisierende Reisegefährten mit an die Seite gestellt hat. Zuerst die toughe und ein bisschen durchgeknallte Jacqui Costa (19 / „Welchen Sinn hat das Leben, wenn man den Alltag der Anderen nicht ein bisschen aufmischen kann?“ – S. 98), die mir trotz all ihrer Rohheit sehr ans Herz gewaschen ist. Später gesellte sich noch der aalglatte und stets auf seinen Vorteil bedachte Henry hinzu. Eine explosive Mischung von Charakteren, die doch immer wieder voneinander profitieren konnten!

Insgesamt eine wirklich fesselnde und stellenweise bewegende Story! Durch die sich stetig abwechselnde Sichtweise von Alyssa, Kelton, Jacqui und Henry, stellt der Autor die individuellen Charaktereigenschaften und Gedankenwelten seiner Charaktere sehr gut dar. Dazu kommt noch der wunderbare Schreibstil des Autors, der sich sehr flüssig und unterhaltsam lesen lässt und oft eine sehr plastische Wortwahl findet („Die Luft ist dick und schwer und schmeckt nach Klaustrophobie“ S. 84). Stellenweise ist Shustermans Schreibstil regelrecht tiefgründig und intellektuell und verwendet Worte, die mir zuvor noch kein Begriff waren (wie z.B. Deindividuation – S. 100), die ich doch sofort verstanden habe.

Ein Hoch auf die „Fridays for Future“-Bewegung!

FAZIT:
Eine erschreckende und gleichzeitig unglaublich fesselnde Story. Für mich einer der Top-Romane 2019!

Bewertung vom 24.05.2019
Tischinger, Michael

Auf die Seele hören


sehr gut

Ein praktischer Lebensratgeber und interessanter Versuch, sich der „Seele“ zu nähern

„Kein Geld der Welt, kein materieller Besitz kann uns in unserer Tiefe Halt und Geborgenheit schenken. In der Tiefe unserer Seele finden wir Antworten, die sonst unsichtbar bleiben.“ (eBook S. 80)

Meine Meinung:
Dr. Michael Tischinger ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Diplom-Theologe. Damit schafft er den Spagat zwischen den beiden Welten der Schulmedizin und der Theologie und sein Ansatz, die Seele als etwas „Ganzheitliches“ zu betrachten, das man nicht aus rein naturwissenschaftlicher Sicht betrachten kann, gefällt mir grundsätzlich sehr gut. Bei Dr. Tischinger geht es in Sachen „Seele“ auch um eine spirituelle Sicht des Ganzen und er verneint dabei auch nicht, dass es zwischen Himmel und Erde mehr Dinge gibt, als der rationale menschliche Verstand vielleicht zu fassen vermag. Stellenweise war mir dies schon ein wenig zu „esoterisch“ („meine Poren der sinnlichen Wahrnehmung zu öffnen - S. 38), aber im Ganzen betrachtet, konnte ich mich mit seiner Sichtweise doch sehr gut anfreunden.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind zum einen die diversen Studien, auf die sich der Autor bezieht (und die beispielsweise belegen, dass sich bereits Kleinkinder um ihren „Ruf“ Gedanken machen), und zum anderen die vielen Zitate von großen Philosophen und Denkern. Hier „begegnen“ uns z.B. Sebastian Kneipp, Albert Einstein, Descartes, Sigmund Freud, Louis Pasteur, Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse, Antoine de Saint-Exupéry, Seneca und Pablo Picasso. Durch die Gesamtheit dieser Aussagen verdichtet sich das Bild, dass man das „Phänomen Seele“ nicht allein mit naturwissenschaftlichen Erklärungsmodellen zu fassen bekommt, und beweist es, dass sich im Laufe der Geschichte viele bedeutende historische Persönlichkeiten hierüber tiefgehende Gedanken gemacht haben.

Der Autor hat dieses Buch aber nicht geschrieben, um über die Seele zu theoretisieren, sondern um seinen Lesern ein kleines Stück Lebenshilfe mit auf den Weg zu geben. Eine seiner zentralen Fragestellungen hierbei ist „Wie können wir gut für unsere Seele sorgen?“ (eBook S. 36). Hierzu bietet er seinen Lesern sehr viele Denkanstöße (z.B. dass man Veränderungen als Chance begreifen sollte), diverse Übungen (z.B. das Traumtagebuch auf S.56) und auch einige altbekannte, aber grundlegend zutreffende Weisheiten an („Du kannst dich nicht NICHT entscheiden“ - S. 49).

Bewertung vom 24.05.2019
Bloom, Amy

Meine Zeit mit Eleanor


weniger gut

Zu viel Beziehung, zu wenig Weltgeschehen – für mich eher enttäuschend

Meine Meinung:
Ich muss zugeben, dass „Meine Zeit mit Eleanor“ nicht wirklich in meine bevorzugten Genres fällt und ich es wahrscheinlich auch niemals in die Hand genommen hätte, wenn ich es nicht als Rezensionsexemplar bekommen hätte. Vielleicht also nicht die besten „Startvoraussetzungen“ für das Buch und mich. Dennoch war ich durchaus gespannt auf den historisch-fiktionalen Blick auf die Ehefrau eines der wohl bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts.

Schnell musste ich aber feststellen, dass es in diesem Buch wirklich fast ausnahmslos um die „Privatperson“ Eleanor Roosevelt geht – und dass das politische Weltgeschehen in dieser dunklen Zeit weitgehend außen vor bleibt. Das hat mich persönlich eher enttäuscht, hatte ich doch auf eine Verquickung von Persönlichem und Politischem gehofft. Hinzu kommen viele langatmige Stellen, die mich beim Lesen eher ermüdet als gut unterhalten haben. Die Geschichte mäandert mal hierhin, mal dorthin und verliert sich stellenweise in Nebensächlichkeiten. So konnte ich mich auch nicht durchringen, dieses Buch konsequent in einem Rutsch durchzulesen – und habe es über Tage hinweg immer wieder zwischendurch gelesen. Letztendlich habe ich über das gesamte Buch hinweg keinen wirklichen Zugang dazu gefunden. Auch zu den beiden Protagonistinnen selbst, Eleanor und Lorena, konnte ich während des Lesens keine wirkliche Bindung aufbauen. Die beiden waren mir nicht unsympathisch, aber eben auch nicht wirklich sympathisch oder gar nahe – wobei ich erstaunlicher Weise Lorena noch plastischer fand als Eleanor.

Gut gefallen hat mir hingegen der Schreibstil Amy Blooms. Er liest sich größtenteils sehr flüssig und angenehm, auch wenn von Zeit zu Zeit bandwurmartige Schachtelsätze auftauchen können (wie etwa auf ebook-Seite 46: „Sie haben bestimmt nicht damit gerechnet, uns hier anzutreffen, in Lake Preston, in Plankinton, in Groton und in Brookings, auf unserem glorreichen Weg nach Minn-ee-sot-a, ja wirklich und wahrhaftig, dem Land der tausend Seen, der schönen Indianerinnen und ihrer tapferen Krieger, wo wir den Leuten in Red Wing eines der größten Spektakel aller Zeiten präsentieren werden, diesen Glücklichen, die uns per Brief und Telegramm angefleht haben, noch einmal zu ihnen zu kommen mit unseren majestätischen Elefanten, die Kiki, unser entzückendes Nilpferdbaby, direkt aus den afrikanischen Schlammbädern adoptiert haben.“).

FAZIT:
Sicherlich gut recherchiert, aber leider langatmig und ohne große Verknüpfung zum weltpolitischen Geschehen dieser Zeit. Schade!

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Bewertung vom 23.05.2019
Penrose, Kate

Nachts schweigt das Meer / Ben Kitto Bd.1


sehr gut

Ein solider Kriminalfall in atemberaubender Landschaft

Meine Meinung:
Der Fall beginnt mit einem klassischen Krimi-Prolog, in dem man die letzten Lebensminuten der 16jährigen Laura miterlebt – so kennt man bereits die Tat, aber natürlich nicht den Täter. So mag ich den Auftakt zu einem vielversprechenden „who-dun-it“-Krimi!

Danach kommen wir als Leser zusammen mit dem grüblerischen, ja fast schon melancholischen DI Benesek „Ben“ Kitto (34 / „Konversation ist nicht meine Stärke“) und seinem frisch geerbten Tschechoslowakischer Wolfshund „Shadow“ auf seiner Heimatinsel Bryher an, wo er sich eine Auszeit genehmigen will. Da er direkt nach seiner Ankunft mit dem Verschwinden von Laura konfrontiert wird und Lauras Leiche bereit im fünften Kapitel aufgefunden wird, nimmt die eigentliche Krimi-Handlung sehr schnell an Fahrt auf. Bereits früh führt Kate Penrose viele Charaktere ein, darunter auch eine geheimnisvolle Unbekannte, so dass sich ein bunter Strauß potenzieller Verdächtiger ergibt – und zugleich auch eine anscheinend fest eingeschworene Gruppe Einheimischer. Obgleich Ben auch von der Insel stammt, ist es für ihn doch schwer, nach 16 Jahren des „Exils“ hier wieder Fuß zu fassen und die unsichtbaren Grenzen der Inselbewohner zu durchbrechen. Das ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gut gelungen! So hat sich auch für mich als Leser das Rätselraten und Spekulieren, was Täter und Motiv betrifft, über die gesamte Länge des Buches hinweg sehr spannend gestaltet. Hinzu kommt noch ein zweiter Handlungsstrang um eine Frau namens Rose, der mir Rätsel aufgegeben hat. Am Ende präsentiert Kate Penrose eine passende Auflösung mit schockierendem Paukenschlag, der mich für eine Weile nachdenklich zurückgelassen hat.

Neben einem soliden Kriminalfall hat dieses Buch für mich vor allem eine große Stärke: Ich liebe einfach das Setting dieses Krimis! Der raue Charme der Scilly-Inseln, die wild-romantische Landschaft und der schroffe, aber auf seine Art auch herzliche Menschenschlag. Buchten, die den Namen „Hell Bay“ tragen und kreischende Seeschwalben. Kate Penrose hat dafür einfach den passenden Schreibstil, diese ganz besondere Atmosphäre zu transportieren („Als ich dann zum Kai schaue, ist der Himmel eine massive Wand aus Wolken.“ S. 34) und beim Leser Bilder im Kopf zu erschaffen.

FAZIT:
Ein fesselnder „who-dun-it“- Krimi, der ohne Schockeffekte auskommt und mit einem atemberaubendem Setting und schroffen Charakteren punkten kann.