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jam

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Insgesamt 487 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2018
Wood, Michael

Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1


sehr gut

„Ich wurde im Alter von elf Jahren zu dem, der ich bin. Meine Welt brach zusammen. Wieso sollte ich sie zusammenflicken, nur damit sie wieder zu Bruch geht?“


Nach einem schweren Schicksalsschlag und einer falschgelaufenen Ermittlung hat DCI Matilda Darke eine neunmonatige Auszeit hinter sich.
An ihrem ersten Tag zurück im Job wird sie in eine bessere Besenkammer gesteckt und ihr ein 20 Jahre zurückliegender Mord übertragen, ihr Stellvertreter Ben Hales bleibt weiterhin auf ihrem Posten.
Der ihr übertragene Fall weist vor allem eines auf: viele Lücken. Ein gutsituiertes Ehepaar wurde in ihrem eigenen Haus ermordet, einziger Zeuge war ihr 11jähriger Sohn Jonathan, der blutüberströmt am Tatort saß und danach für 18 Monate verstummte.
Matilda befragt den mittlerweile Erwachsenen Jonathan, durchforstet die Akten – und plötzlich wird eine Leiche gefunden, die mit dem alten Fall zu tun hat…


Ich fand den Krimi sehr durchwachsen. Die handelnden Personen sind alle etwas zu übertrieben und instabil gezeichnet, bei manchen passte die Instabilität zur Vergangenheit, bei anderen war es einfach überzogen. Matilda, die ihre Probleme in Alkohol ertränkt, eine Psychotherapeutin, die direkt an den Oberboss abliefert, ein stellvertretender Vorgesetzter, der das Maß verliert… Irgendwie fehlte mir der Draht zu den Protagonisten.


So spannend das Buch auch geschrieben ist, war mir doch alles zu wechselhaft. Die Charaktere der Protagonisten (teils sogar ihre Art zu Sprechen) änderte sich oft zu rasch, um nachvollziehbar zu sein - psychische Schwierigkeiten hin oder her.
Auch der Stil, mittendrin wurden die Formulieren fast melodramatisch. Der Fall könnte in so viele Richtungen verlaufen, irgendwie hatte ich das Gefühl, der Autor wusste dann selbst nicht mehr, welchem Faden er noch nachgehen kann.
Letzten Endes dann eine Auflösung, die ich eigentlich kommen sah, die mich aber dennoch nicht überzeugte und viele Fragen offen ließ…


Fazit: Ein spannend geschriebener Krimi mit einem unglaubwürdigen Plot und schwer greifbaren Charakteren.

Bewertung vom 06.02.2018
Albrecht, Magda

Fa(t)shionista


ausgezeichnet

The only thing anyone can accurately diagnose when looking at a fat person is their own level of weight prejudice.
Marilyn Wann

Kennt ihr das? Ihr stolpert über einen Gedanken, der euch irgendwie nicht mehr loslässt. Und egal wo ihr hinblickt, da sind Impulse die euch helfen, den Gedanken weiterzuspinnen...

Momentan geht es mir so mit dem Thema "Was wäre, wenn wir nur eine Sekunde den Gedanken zulassen, dass es ok ist, so wie wir sind?Was würden wir verlieren, außer Selbsthass und Zweifel?"

Gerade in dieser Phase hat mich dieses Buch gefunden (anders kann ich es nicht sagen).

Ich liebe die Autorin, ihre Art zu schreiben, ihre Sicht auf die Welt! Obwohl - wie wohl bei den meisten von uns - Dickendiskriminierung ein dominanter Teil in meinem Leben und meiner Gedankenwelt ist (und das obwohl meine Kleidergröße eine gängige in jedem Bekleidungsgeschäft ist), war mir nicht bewusst, was alles dazugehört und dahintersteckt. BMI - der Gott, Kalorientabellen - die Bibel, Weight Watchers - die Propheten!

Magda Albrecht steckt den Finger in die speckige Wunde und rührt kräftig darin herum - und düngt den Samen, der in mir keimt!

In einer Welt, in der wir uns alle immer als zu dick empfinden, egal wie wir aussehen, was ist, wenn nicht das Gewicht das Problem ist, sondern unsere Gedanken und die Bilder, mit denen sie gefüttert werden?
Sie schreibt locker und leicht über ein gewichtiges Thema, mischt Fakten mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen in einem unterhaltsamen, lebenslustigen Rythmus!

Magda hat mir große Lust gemacht auf eine Spurensuche nach Fakten und Fake-News - im Internet, in Zeitschriften aber auch in deinem und meinem Kopf!

Und auf ein großes Stück Schokotorte, mit Schlagsahne aber ohne schlechtem Gewissen!

Bewertung vom 07.01.2018
Lüdders, Kai

Mutwille


gut

Seit seine Eltern gestorben sind, hat Paul Schneider eine Vision: Eine Gesellschaft, in der Gesundheit endlich das wichtigste Gut ist und Politiker und ein Gesundheitssystem, die das mit aller Macht unterstützen. Auf dem Weg dorthin schrecken er und sein Vorgesetzter Norman Bruckheimer vor nichts zurück, Lobbyisten, korrupte Politiker, Medien, der normale Bürger, alle werden gnadenlos manipuliert.

Als dann das Land von einer Lassa-Epidemie heimgesucht wird, scheinen sie ihr Ziel erreicht zu haben...

Ein für mich zweischneidiges Lesevergnügen:
Auf der einen Seite steht ein gut ausgeklügelter Plot, Szenarien, die zwar auf den ersten Blick etwas überzeichnet erscheinen, aber wenn man Richtung USA sieht nur allzu glaubwürdig werden, eine Erkrankung, die jeden betrifft und somit jeden berührt. Und manche Manipulationen kennen wir schon so gut, dass ich heftig schlucken musste. Denn dass viele Meinungen gemacht werden, haben wir ja gerade in der letzten Zeit oft genug erlebt.

Auf der anderen Seite haben wir da Protagonisten, die ich nicht greifen kann, das Erzähltempo ist manchmal so rasant und die Geschehnisse so eng gesetzt, dass die Glaubwürdigkeit leidet. Generell ist der Zeitstrang manchmal nicht ganz klar und mehr als einmal habe ich hin- und hergeblättert um mich zurecht zu finden.
Die Dialoge sind gestelzt, die Protagonisten agieren miteinander nicht glaubwürdig.

Fazit: Ein spannender Politthriller über eine gar nicht so unrealistische nahe Zukunft mit Schwächen im zwischenmenschlichen Bereich. Rückblickend blieben für mich doch einige Fragen offen, aber der spannende Showdown ließen mich diese während des Lesens vergessen.

Bewertung vom 27.12.2017
Barlach, Peter

Caroline hat einen Plan


gut

Die 25jährige Caroline hat keine Lust mehr auf ihren freudlosen Job in einer anonymen Supermarktkette. Als ein Kollege mit ihr gemeinsam einen Fleischtransporter stehlen will, überlegt sie nicht lange...
Der Coup könnte ihr das Startkapital für ihren wahren Traum, eine eigene Tapas-Bar liefern!

Für mich war es ein sehr durchwachsenes Lesevergnügen. Anfangs mochte ich Caroline richtig gerne, ihre unbeschwerte Art, ihr Leben zu genießen. Aber auch die Einblicke in ihr Seelenleben, in die Schuld, die sie mit sich herumträgt, haben mir gut gefallen. Der lockere Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen.
Bei ihrem geliebten Schwimmtraining lernt sie eine sympathische Mutter mit ihrem artistischen Sohn kennen, der sie ins Herz schließt. Diese und die Passagen mit Super-Bo waren herrlich, voller Wärme und angenehm zu lesen.

Doch im Verlauf der Geschichte dominieren dann eher fragwürdige Charakterzüge und falsche Entscheidungen.
Letzten Endes müssen viele andere Carolines Fehler ausbaden und das hat die Geschichte unsagbar traurig gemacht.
Mit der Endsituation könnte ich an ihrer Stelle keinen Tag leben und dieser bittere Nachgeschmack bleibt als Leseeindruck bei mir haften.

Der Klappentext verspricht einen turbulenten, witzigen Roman, für mich war er leise und traurige, erzählte von hoffnungsvollen Träumen und zerstörten Leben...

Bewertung vom 22.12.2017
Morus, Liv

Liebe. Schmerz. Tod. (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Du wirst sehen, ich bin eine unkomplizierte und pflegeleichte Mieterin. Normalerweise gerate ich nicht mal in Lebensgefahr."


Als Elisa Gerlach ihren Freund und Vorgesetzten mit ihrer Arbeitskollegin erwischt, zieht sie fluchtartig ins weit entfernte München, wo sie als Reporterin bei der Morgenpost beginnt. Wie sie feststellen muss, ist es kein Fixvertrag und sie muss sich erst Mal unter Beweis stellen. Was schwierig ist, wenn man etwas über einen Unfalltod bei einer Gasexplosion schreiben soll, während sich alle nur noch für das Verschwinden eines kleinen Mädchens interessieren.
In Elisa keimt ein Verdacht, doch der leitende Ermittler Henri Wieland glaubt ihr nicht, so beginnt sie auf eigene Faust zu recherchieren... und begibt sich dabei in Lebensgefahr!


Die Autorin zieht einen mit ihren Beschreibungen sofort mitten ins Geschehen, jede Szenerie, die sie uns schildert, erscheint sofort vor meinem innerem Auge. Die Geschichte ist spannend und bis zu Letzt wurde ich immer wieder auf eine falsche Spur gelockt, den tatsächlichen Plot habe ich erst ganz am Ende begriffen!
Die Protagonisten sind sympathische Personen mit realen Problemen, sie wirken real und gut durchdacht!


Ein spannender, solider Krimi der Lust auf die Fortsetzung macht!

Bewertung vom 14.12.2017
Kamal, Sheena

Untiefen / Nora Watts Bd.1


ausgezeichnet

Nora Watts soll Nachforschungen über ein verschwundenes Mädchen anstellen - ihre Tochter Bonnie, die sie zur Adoption freigegeben hat. Sie ist auf sich allein gestellt, denn sie kann niemandem trauen.
Die Ermittlungen führen sie quer durch Kanada - und bringen sie in Lebensgefahr.
Dabei gerät sie näher an ihre Vergangenheit, als ihr lieb ist.

Eines vorweg: Ich liebe kaputte Protagonisten, egal ob in Film, TV oder Büchern. Sei es John McClane, Crossing Jordan, Bones (die aus den Büchern) oder Harry Hole. Und lasst euch gesagt sein, Nora Watts ist der weibliche Harry Hole!

Das Buch hat mich von der ersten Seite weg gepackt, ich wollte es nicht mehr aus der Hand legen. Der ungewöhnliche Stil lässt uns Stück für Stück in Noras Welt eintauchen, langsam kommen immer wieder neue Facetten ans Licht. Je weiter wir sie begleiten, umso mehr wird klar, wieso sie so werden musste, wie sie ist. Die Handlung ist so spannend und Sheena Kamal hat die Hinweise auf das Motiv so geschickt versteckt, dass sie zwar da sind, ich sie aber kaum wahrgenommen habe.
Ein rundum gelungenes Lesevergnügen, ich werde die Autorin sicher im Auge behalten und freue mich schon jetzt auf einen Folgeroman!

Bewertung vom 08.12.2017
Josefsson, Dan

Der Serienkiller, der keiner war


ausgezeichnet

Der Autor lädt uns ein, in die Welt eines vermeintlichen Serienmörders einzutauchen...

Schon in jungen Jahren hat Sture Bergwall psychische Probleme, die er versucht, mit Schnüffelstoffen zu unterdrücken. Als er älter wird, gerät er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, meist wegen sexueller Belästigung von Jungen, bis er im Strafregelvollzug landet. Aber gerade dort ist es für ihn kein Problem, an schwere Medikament zu kommen.
In einer neuartigen Psychotherapie ruft er seine verdrängten Erinnerungen wach - und ihm wird klar, dass er nicht nur als Kind schwer missbraucht wurde, nein, er hat auch eine Reihe von Morden begangen und verdrängt. Er wird für acht Morde verurteilt - doch er hat keinen davon begangen!
Wie ist es möglich, dass ein psychisch Kranker, der schwer medikamentenabhängig ist, seine Therapeuten, Ermittler, Anwälte, Staatsanwälte und Richter so täuscht? Die Fäden laufen alle bei einer Frau zusammen, deren Namen in keinem offiziellen Bericht auftaucht...

Der Autor hat sich auf die Suche gemacht, die Hintergründe eines der größten Justizskandale Schwedens aufzudecken. Sein Weg, auf dem wir ihn begleiten, greift sehr weit in die Vergangenheit, zeigt uns die Ursprünge der modernen Psychiatrie, die Irrwege, die sie auf dem Weg dorthin teilweise bestritten hat, und auf welchen manche Therapeuten heute noch wandeln. Er zeigt uns auch den Werdegang der wichtigsten an diesem Skandal beteiligten Personen.

Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten, hineinzukommen, da Dan Josefsson wirklich sehr ausführlich schreibt, was sich lange vor der eigentlichen Geschichte zugetragen hat. Doch je tiefer man in das Geschehen eintaucht, um so mehr begreift man, warum er so weit ausholen musste.
Es ist gruselig zu lesen, wie viele Menschen sich in die Irre leiten ließen und im Glauben, das einzig Richtige zu tun, großen Schaden angerichtet haben!

Fazit:
Wer einen belletristisch aufgebauten Thriller, der auf realen Tatsachen basiert sucht, ist hier wohl falsch.
Wenn Sie aber eine gut recherchierte Geschichte á la Walraff lesen wollen, sind sie goldrichtig! Aber Vorsicht, dieses Buch greift auch tief in die Psyche des Lesers und ist kein leichter Stoff für nebenher!

Bewertung vom 29.11.2017
Nazar, Tariq

Raumkrank


ausgezeichnet

Es ist soweit, der erste Kontakt zwischen Menschen und außerirdischen Leben hat stattgefunden. Um die Kontakte zu intensivieren, dürfen ein paar ausgewählte Ärzte Dienst an einem Weltraumkrankenhaus tun, wo alle möglichen Wesen behandelt werden. Einer dieser Ärzte ist Nero Antimo. An seiner Seite werden wir langsam und teschnisch fundiert in diese Klinik eingeführt. Wir erfahren, wie die unterschiedlichen Lebensbedingungen für die Patienten erschaffen werden, wie eine universale Klopfsprache funktioniert und wie die neue Technik Sprachen übersetzt.
Dank des netten rruptulhoiden Arztkollegen Ssrhuruch wird Nero gleich viel intensiver in die medizinische Versorgung eingebaut als ursprünglich vorgesehen.
So ist er auch an vorderster Front, als die Weltraumklinik angegriffen wird und muss über sich hinauswachsen.

Fazit:
Der technische Bereich überwiegt in diesem Buch, das ist sicher Geschmackssache. Ich habe die interessanten und auch für mich als Laien nachvollziehbaren Erklärungen geliebt, auch die Handlung kam dadurch nicht zu kurz. Der Autor spielt auf charmante Weise mit "menschlichen" Zügen und Vorurteilen, mehr als einmal musste ich Schmunzeln! Und spätestens bei dem Angriff kommen jene, die nur schnelle Action wollen, auch zum Zug!