Benutzer
Benutzername: 
ws
Wohnort: 
Markdorf
Über mich: 
... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

Bewertungen

Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2020
Hirigoyen, Marie-France

Die toxische Macht der Narzissten


ausgezeichnet

Es ist kein 'Kochbuch' à la 'Wie wehre ich mich gegen Narzissten'!

Die Autorin, eine französische Psychoanalytikerin und Familientherapeutin, die bereits mehrere sehr erfolgreiche Bücher veröffentlicht hat, gibt keine Ratschläge im Sinne von 'tun Sie dies..., lassen Sie das...'. Aber es gelingt ihr bestens, am Beispiel von einigen prominenten Politikern deren Verhalten und deren Vorgehensweisen zu unmissverständlich klar zu machen, was Narzissmus ist, worin diese psychische Krankheit begründet sein kann.

Allen Beispielen aus der abgehobenen Welt der Politik voran geht der extreme, der wahrhaft extrem extrem narzisstische aktuelle POTUS Donald Trump. Gleich in der Einleitung geht die Autorin an Hand vieler Beispiele auf seine abstrusen Eskapaden ein. Wobei M.-F. Hirigoyen auch zu erklären weiß, mit Hilfe welcher Tricks es ihm gelingt, derart viele US-amerikanische Wähler hinter sich zu bringen.

Aber auch der König des Plagiierens Karl-Theodor zu Guttenberg, ehedem Bundesminister der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, der sich teilweise unbewusst lächerlich machende Silvio Berlusconi, François Hollande, ehemaliger Französischer Staatspräsident oder dessen Nachfolger Emmanuel Macron werden kurz erwähnt.

Schwerpunktmässig geht die Autorin auf die verschiedenen Ausprägungen des Narzissmus ein. Einschliesslich der verschiedenen Denk- und Definitionsansätzen, die sich seit den Werken Sigmund Freuds entwickelt haben. Vom gesunden Selbstwert und Selbstvertrauen über die über die subklinischen Narzissten, den grandiosen oder größenwahnsinnigen Narzissten (POTUS?) bis hin zu den narzisstischen Perversen und Psychopathen.

Wer das Buch aufmerksam liest, erkennt auch die Ursachen, weswegen das Fotographieren von dem Essen, welches gerade auf dem Tisch steht und Posten im Internet derart 'in' zu sein scheint. Weswegen die 'Seuche der Selfies' zu dem weltumspannenden Phänomen geworden ist. Weswegen Influencer:innen ihre teils riesige Anhängerschaft hinter sich scharen können. Die dann völlig gedankenlos so gut wie alles imitieren, was ihnen von diesen Selbstdarstellern vorgegaukelt wird.

Um aus der Lektüre der 240 Seiten einen persönlichen Erkenntnisgewinn zu ziehen, darf man sich nur nicht von den Beschreibungen der Entwicklungsgeschichte und den verschiedenen Richtungen, Definitionen der psychischen Erkrankung "Narzissmus" abschrecken lassen. Der persönliche Gewinn auch hinsichtlich des eigenen Verhaltens kann sehr gross sein.
Wobei zu befürchten ist, dass weder erwähnter Karl-Theodor und noch weniger der aktuelle POTUS das lesenswerte Buch zur Hand nehmen werden.

Bewertung vom 01.06.2020
Schmidt, Melanie

Microsoft 365: Die Online-Apps - Das Praxisbuch für Anwender


ausgezeichnet

Da kannste nich jammern - aber nach der Lektüre yammern...

Welcher 'normale' Anwender ist sich schon bewusst, was alles zu Microsoft 365 gehört?

Die Antwort auf diese Frage fällt etwas länger aus:
Nicht nur die seit Jahren unter der Bezeichnung Microsoft Office 20xx bekannten Anwendungen Word, Excel, PowerPoint und Outlook. Sondern seit Microsofts Konzentration auf das Thema 'Cloud-Computing' auch noch
Delve
OneDrive for Business
Exchange Online
ToDo
SharePoint Online
Microsoft 365 Groups
Teams
Yammer
Stream
Planner
Forms
Power Automate
Power Apps

Ebenfalls erwähnt wird natürlich das grandiose OneNote beziehungsweise OneNote Web. Ebenso wie sich die Autorin den über das Internet verfügbaren und damit auch auf Smartphones, Tablets, iOS oder MacOS nutzbaren Versionen von Outlook, Word, Excel widmet.
Diese Ansammlung von sinnvollen und, so man die Prinzipien verstanden hat, durchgängig und durchgängig einfach zu bedienenden Apps erklärt die Autorin in gut verständlicher Sprache. Mit praxisnahen Beispielen, illustriert mit jeder Menge Bildschirmabbildungen in Schwarz/Weiß. Die das Nachvollziehen der Beispiele und Erklärungen deutlich vereinfachen.

Auf die zum 365 gehörenden Apps, die allesamt das Team-Working, zu Deutsch die effektive Zusammenarbeit aller Mitarbeiter eines kleineren, grösseren oder weltweit agierenden Unternehmens unterstützen, einzugehen, würde den hier verfügbaren Rahmen sprengen. Dieses Unterfangen übernimmt Melanie Schmidt auf den 405 Seiten.

Logisch strukturiert, App für App, Schritt für Schritt. Das umfangreiche Stichwortverzeichnis macht es leicht, ganz gezielt auf eine gesuchte Information los zu gehen. Wobei es schade wäre, das Buch nur selektiv zu lesen. Denn der Buchdeckel trägt völlig zu Recht den Sticker "Für Anwender"!

Bewertung vom 01.06.2020
Schober, Jessica;Kolosowa, Wlada

Russland


ausgezeichnet

Von Moskau gerade eben mal 8.352 Kilometer nach Osten – und schon ist man in Jakutsk…

"Würden sich Städte um den Titel »Das Ende der Welt« streiten - Jakustk würde ziemlich weit vorne liegen. Moskau ist sechseinhalb Flugstunden entfernt. Das Schienennetz hört rund 500 Kilometer vorher auf."
So steht es auf Seite 24.
Nur mal so als Anhaltspunkte: von New York nach San Francisco, also einmal in Ost-West-Richtung quer durch die USA ist es nur etwa halb so weit: 4.130 Kilometer. Von New York nach Honolulu auf Oahu, Hawaii, mitten im Pazifik ist es auch nicht sooo weit: 'nur 7.984 Kilometer Luftlinie. Schon diese zwei Werte sollten einen Eindruck von der Größe Russlands ermöglichen.

Wenn in den Nachrichten über Russland berichtet wird, geht es meist um Moskau, den Kreml, die Schönheit von St. Petersburg, wenn gerade mal eine Olympiade dort stattfindet, auch mal um Sotschi. Aber das 'normale' Russland? Also weitere Millionenstädte, kleine Städtchen oder Dörfer? Fehlanzeige.

Wer sich etwas besser über die "Menschen und Orte in einem fast unbekannten Land" informieren möchte, greift für den Einstieg am besten zu diesem Buch.
Schöne, gut und interessant geschriebene Texte, Farbfotos aus dem Alltagsleben. Völlig unterschiedliche Landschaften, Städte, Lebensweisen, verschiedene Religionen. Und dennoch ein Land. Russland.

Bewertung vom 31.05.2020
Mazohl, Brigitte;Steiniger, Rolf

Geschichte Südtirols


ausgezeichnet

Weder Italien noch Österreich --> Südtirol eben!

Die wundervolle Landschaft Südtirols zieht jährlich alleine aus Deutschland hunderttausende Gäste an. Die 10.278 Südtiroler Beherbergungsbetriebe stellten 2017/18 insgesamt 224.618 Betten zur Verfügung; in denen während des genannten Zeitraumes 16,5 Millionen Übernachtungen deutscher Gäste gezählt wurden.

Dass Südtirol derart beliebt ist, ist absolut verständlich. Landschaft, Natur, Klima, Gastronomie - alles super. Aber wie sieht es mit der sehr bewegten Geschichte dieser Landschaft aus? Diese interessanten Fragen beantwortet das Autorenteam Brigitte Mazohl und Rolf Steininger auf knapp 270 Seiten des Taschenbuches.

Das Buch befasst sich aber nicht nur mit den Entwicklungen Südtirols seit etwa 1790. Es beginnt mit der Frage, ob 'Ötzi' ein, neudeutsch gesagt, Österreicher oder doch ein Italiener war. Gefunden wurde die vom Gletschereis mumifizierte und für ihr Alter bestens erhaltene Leiche samt Bekleidung, Waffen, Werkzeugen erst im Jahr 1991. Ötzi dürfte etwa zwischen 3350 und 3100 v. Chr. gelebt haben, genauere Vermessungen seines Fundortes ergaben, dass er knapp 100 Meter von der Grenze zwischen dem heutigen Italien und Österreich entfernt verschied. Demnach also nach heutigem Sprachgebrauch Südtiroler war. Was dazu führte, dass der in der Jungsteinzeit gefriergetrocknete Mann seine letzte Ruhe bei -6°C in einem eigens dafür neu errichteten Archäologischen Museum in Bozen fand.

Wer nicht derart weit in der Geschichte zurück gehen will, was allerdings Schade wäre, findet mehr als genug Interessantes, Wissenswertes. Vom Imperium Romanum mit der Unterscheidung zwischen Raetia (im Westen bis einschliesslich der Bodenseeregion, im Norden hoch bis Regensburg, im Osten verlief die Grenze grossteils am Inntal entlang), Noricum (zu dem auch Salzburg und Lienz gehörte) und der Regio X Venetia et Histria. Über das adlige, königliche Geklüngel im Mittelalter, als aus macht- und geopolitischen Gründen die abenteuerlichsten Heiraten verabredet wurden. Bis hin zu den zahlreichen Kriegen und Schlachten im Ersten Weltkrieg (Stichwort Dolomitenkrieg), der mit dem infamen Vertrag von Saint-Germain sein völkerrechtlich bindendes Ende fand. Und Südtirol dem italienischen Staat zugeschlagen wurde.
Die Zeit der italienischen Faschisten unter Benito Mussolini, der Südtirol zwangs-italienisierte, wird ebenso behandelt wie die krichenrechtlichen Aspekte. Der Vinschgau (Reschenpass bis Meran) gehörte beispielsweise einst zum Fürstbistum Chur, der heutigen Hauptstadt des Schweizer Kantons Graubünden.

Wer sich heute auf der erst in den 1960er und 1970er Jahren gebauten und somit eine der ersten Gebirgsautobahnen der Welt an den kilometerlangen Kolonnen von Sattelschleppern vorbei müht, wird sicher nicht wissen. dass das Eisacktal, welches die Autobahn längs zerschneidet, so beschwerlich zu überwinden war, dass der Warentransport einst über den Ritten durchgeführt wurde.
Oder dass der Bergbau (Silber und Kupfer), unter anderem im Raum Sterzing, durch die billigen Silber'importe', besser gesagt den Silberraub der Spanier in Südamerika, sein Ende fand.
Wer weiß, dass "bei Schlanders im Vinschgau, im Eisacktal bei Brixen und vor allem im Raum um Rovereto, wo die Seide auch industriell verarbeitet wurde" (Seite 214) Seidenraupen gezüchtet wurden?
Die Aktionen des 'Berfreiungsausschusses Südtirol' (BAS) hatte ihren Höhepunkt im Juni 1961, In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni wurden von den Aktivisten 37 Hochspannungsmasten gesprengt. In der Absicht, Südtirol wieder zu einer politisch nicht zu Italien gehörenden Region zu machen.
Erst die im Rahmen der EU geschlossenen Verträge beendeten diese ganzen offen ausgetragenen Auseinandersetzungen.

Wobei auch heute ein Südtiroler mit Fug und Recht sagen wird: "Ich bin kein Italiener, ich bin kein Österreicher, kein Deutscher - ich bin Südtiroler!"

Warum dem so ist, das steht in diesem Buch.

Bewertung vom 30.05.2020
Moser, Maximilian

Kerngesund mit der Kraft des Waldes


ausgezeichnet

Sehr viel mehr als nur „Shinrin Yoku“, also "Waldbaden"

Auch wenn es auf den ersten Blick sehr nach Esoterik ausschaut, das Buch von Maximilian Moser hat herzlich wenig damit zu tun. Also nichts mit Salzsteinleuchten oder 'Salzstein lecken'.

Der Autor, seines Zeichens Professor an der Medizinischen Universität Graz und Leiter am Institut für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung, hat sich bereits und auch mit seinem populärwissenschaftlichen Werk "Die Kraft der Zirbe" einen Namen bei denjenigen geschaffen, die dem Technik- und Elektronikwahn nicht total verfallen sind. Wer einmal OHNE Smartphone oder sonstige Elektronik ein oder zwei Stunden durch einen Zirben- oder wie er in der Schweiz genannt wird Arvenwald in den Alpen gelaufen und die Ruhe, die Luft ohne Abgase, das Sonnenlicht oder auch den Regen bewusst wahrgenommen, mit allen Sinnen genossen hat, der hat einen Eindruck von der Kraft der Zirbe erhalten.

In diesem Buch geht es weit über die phänomenalen Wirkungen des 'Waldbadens' hinaus. Um dessen Wirkung geht es natürlich auch. Nicht im esoterischen Sinn, sondern mit wissenschaftlich erforschten und belegten Fakten. "Gesunde Wälder können eine wesentliche Rolle in der Verringerung von Stress spielen. [...] Adrenalin und Noradrenalin sowie insbesondere Cortisol sind bei Waldspaziergängen reduziert, und das Glückshormon Dopamin sowie das damit verwandte Serotonin werden generell durch Aufenthalt in der freien Natur verstärkt gebildet. Man grübelt auch weniger , als wenn man am Stadtrand spazieren geht, was durch die verringerte Durchblutungsaktivität unseres »Grübelzentrums« in der frontalen Gehirnrinde beim Waldspaziergang dokumentiert ist."
Diese zitierte Stelle von Seite 93 liesse sich jetzt noch lange fortsetzen, so lesenswert wie sie ist. Aber das sind alle 162 Seiten des eigentlichen Textes. Denen weitere 25 Seiten 'Serviceteil' folgen. Mit Literaturempfehlungen, Angabe von Bezugsquellen für Pflanzen, Kräuter und Duftpflanzen mit ätherischen Ölen, Bibliographie etc.

M. Moser argumentiert auch gegen das auf schöne Farbe, lieblichen (bis wässrigen) Geschmack 'gezüchtete Ergebnis moderner' Äpfel aus dem Supermarkt, vom Discounter. Gegen das auf Optik getrimmte Gemüse. Gegen die kunstgedüngten, nur auf Masse und möglichst hohen Profit produzierten Nahrungs- und Lebensmittel. Ausreichend Beispiele, wie sich eine gesunde Ernährung erreichen lässt gibt der Autor dann natürlich ebenfalls.

Kurzum, wer sich Gedanken darüber macht, ob dieses immer schneller, immer mehr und das nach Möglichkeit immer billiger der richtige, der sinnvolle Weg ist, der findet in Maximilian Mosers Büchern genügend Hinweise, Anregungen, Beweise, wie dieser Weg verlassen werden kann und warum es absolut Sinn macht, ihn zu verlassen.

Wie formuliert der Autor den Titel eines Kapitels so treffen?
"Die Spitzenmedizin der Zukunft - Gesundheitskultur statt Krankheitskultur".

Nach der Lektüre des sehr gut lesbaren Buches kann man nur zustimmend die Aussage übernehmen
"Lieber ganz gesund als halb krank".

Bewertung vom 28.05.2020
Grzanna, Marcel

Eine Gesellschaft in Unfreiheit


sehr gut

Sehr detailverliebt..., aber lesenswert

Das Buch ist durchaus lesenswert. Auch wenn es nach meiner Ansicht etwas zu sehr auf private Details im Leben des Autors Marcel Grzanna und seiner Partnerin Pia Schrörs eingeht. Das ist aber sicher Ansichts- und 'Geschmacks'-Frage.

Die acht Seiten mit Farbfotos im Mittelteil lassen auch einen Hauch des Alltaglebens in China erkennen. Was ich vermisst habe, ist eine Übersichtskarte Chinas, mit deren Hilfe es möglich ist, a.) die Orte, von denen Marcel Grzanna berichtet, zu finden, b.) die enormen Distanzen in dem Riesenreich zu erkennen und c.) mehr über die geographische Lage der in West-Europa völlig unbekannten Millionenstädte zu erkennen.

Auf jeden Fall verschafft das Buch einen deutlicheren Blick hinter die Kulissen dessen, was für Gewöhnlich in den TV-Nachrichten über die Volksrepublik China zu erfahren ist.

Nach neun Jahren Leben im Staat der immer weiter gehenden Kontrolle, Überwachung der Bürger des Riesenreiches erfährt der Leser doch einiges über das Leben ausserhalb Pekings, Shanghais oder Hong Kongs. Tiefste, allertiefste Provinz, Auswüchse des Behördentums mit dem stets angeforderten Formularkrieg, Überwachung, Kontrolle allerorten.

Wer mehr über die VR China wissen möchte, wer sich an den manchmal recht ausschweifenden Details nicht stört, hat ein Insider-Buch für den Blick auf China aus westlicher Sicht in der Hand.

Bewertung vom 27.05.2020
Kiefer, Philip

Microsoft Teams - Effizient im Team organisieren und arbeiten - komplett in Farbe


ausgezeichnet

Was ist eigentlich ein "Kanal" in Teams? Auf den Seiten 67f. steht es.

Philip Kiefer hat bereits seit 2006 mit zahlreichen Büchern nicht nur zu IT-Themen unter Beweis gestellt, dass er weiß, wie Bücher verständlich geschrieben werden. Wie wäre es mit dem Titel 'Programmieren lernen mit der Maus". Damit ist nicht die PC-Maus gemeint, sondern die aus der TV-Sendung mit der Maus.

Der neueste Titel von Philip Kiefer bringt Licht ins Dunkel, welches Microsoft Teams auf den ersten Blick an sich hat. Schritt für Schritt werden die zahlreichen Features erklärt und mit ebenso zahlreichen gut kommentierten Screenshots, allesamt in Farbe, verdeutlicht. Der Leser, der kommende Teams-Anwender kommt so den grandiosen Möglichkeiten dieser Software auf die Schliche. Was im Grunde dank der guten Benutzerführung, die Microsoft Teams gegönnt hat, recht einfach zu realisieren ist. Allerdings ist es ohne vernünftige Anleitung schwer, diese Möglichkeiten zu entdecken, zu nutzen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gut verständlich. Beispiel von Seite 53: "Stellen Sie sich einen Kanal als einen Meeting-Raum vor, in dem der Austausch zwischen den Team-Mitgliedern stattfindet. Ein Kanal dient unter anderem der Kommunikation sowie dem Datenaustausch zu einem bestimmten Thema innerhalb des Teams."
Wem nach Lesen dieser paar Zeilen noch immer nicht klar ist, was sich hinter einem ominösen 'Kanal' von Teams zu verstehen ist, tja, dem ist nicht zu helfen.

Schon in diesen zwei Sätzen deutet der Autor an, was er einige Kapitel weiter im Detail erläutert: nicht nur den gezielten Datenaustausch zwischen Team-Mitglieder, nicht nur zwischen den Mitgliedern des selben Kanals, sondern bei Bedarf auch unternehmensweit. Der Autor geht ebenso darauf ein, wie Team-Mitglieder Office-Dateien gemeinsam bearbeiten und gegebenenfalls während ihrer gemeinsamen Bearbeitung mittels Teams auch noch unterhalten können.

Chatten, Videophonieren (laut Duden Band 1, 27. Auflage, könnte es auch 'videofonieren' geschrieben werden), unternehmensfremde 'Gäste' zu Teams oder auch nur einem Kanal einladen, Suchfunktion, mit zusätzlichen Apps den Funktionsumfang von Teams erweitern, Team-Analyse, Tastenkürzel, OneNote im Team verwenden, eben so gut wie Alles, was man im Team mit Teams veranstalten kann.

Das Buch ist einfach gut.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2020
Ernst, Michaela

Error 404


ausgezeichnet

Liest sich gut, liest sich schnell und klärt über den Umgang mit 'Digitalien' auf

Michaela Ernst gelingt es, in diesem humorvoll geschriebenen Buch einige Bedenken, Ängste, Sorgen beim Umgang mit der digitalen Technik entweder zu überwinden. Sich zumindest Gedanken zu machen, worauf man sich mit dem ganzen IT-Kram einlässt. Wo es mehr als angebracht ist, sich in Zurückhaltung zu üben.

Aufgebaut ist das Buch in alphabetisch sortierte drei bis sechs Seiten umfassende Kapitel. Von "A wie Amtswege" über "F wie Frauen und Technik. Eine Freundschaft" bis "Z wie Zeitersparnis".

Kapitel "A" ist sehr auf Österreich, dem Heimatland der Autorin, ausgerichtet. Dort existiert bereits das Digitale Amt.
Man höre und staune, was den Österreichern an Behördengängen erspart wird:
An-, Ab- und Ummeldung gemäß Meldegesetz;
Geburtsurkunde, Staatsbürgerschaftsnachweis und Meldezettel für neugeborene Kinder beantragen;
Reisepass speichern;
Wahlkarten beantragen.
Weiters können Leistungen auf externen Plattformen ohne weitere Registrierung abgerufen werden, unter anderem:
Strafregisterbescheinigungen;
Brutto-Netto-Rechner und Pendlerrechner;
Anwendungen der Justizverwaltung;
Volksbegehren unterstützen;
Zentrales Waffenregister.

Da bleibt dem Deutschen Behördenapparat und den Bürgern nur ein trockenes Schlucken und "Hui" sagen...
Auch an ein paar anderen Stellen schimmert das Land der Berge, Land am Strome durch. Was in keiner Weise stört.

Besonders nachdenkenswert und humorvoll geschrieben ist das Kapitel "V wie Verkehr, autonom". Der Untertitel dieses Kapitels lautet "Warum ein paar Meter Abstand zum Digibus oder zum selfdriving car eine ziemlich gute Idee sind". Diese fünf Seiten seien dem bescheuerten Bundesverkehrsminister und auch den wahren Treibern hinter den selbstfahrenden Autos, also den großen IT-Konzernen samt Logistikriesen dringend ans Herz gelegt.

Am Ende eines jeden Kapitels gibt Michaela Ernst noch einige Tipps, Ratschläge hinweise. Bei "J wie Jobs" zitiert die Autorin beispielsweise Seneca "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben".

Bewertung vom 23.05.2020
Kershaw, Ian

Wendepunkte


ausgezeichnet

Was wäre gewesen, wenn? Warum wurde von wem so und nicht so entschieden?

Manche Passagen lassen sich durchaus überfliegen. Zwar führt Ian Kershaw zu Beginn des Buches sämtlichen handelnden Personen auf. Und auf Seite 611 existiert auch eine Liste der zur Zeit des Zweiten Weltkrieges gebräuchlichen Abkürzungen. Sich das alles einzuprägen wird aber nur für Historiker im eigentlichen Sinne von Nöten sein.
Der an den Entwicklungen und (Fehl-) Entscheidungen, die sich während des Zweiten Weltkrieges interessierte 'Laie' gewinnt völlig neue Erkenntnisse, warum welcher Entscheidungsträger in den im WK II involvierten Staaten so und nicht anders agiert hat. Obwohl es durchaus Alternativen gegeben hätte.

Um nur einige Beispiele zu nennen: der durch die Grossmannssucht Mussolinis ausgelöste Überfall Griechenlands durch das militärischen völlig unzureichend vorbereitete Italien. Dessen damaliger König und auch der Grossteil der Bevölkerung diesen Überfall und den Beitritt zu den so genannten Achsenmächten abgelehnt wurde.
Die Entscheidung des die Regierung beherrschenden japanischen Militärs, sich im Pazifik Richtung Süden bis hin nach Pearl Harbor auf Hawaii in knapp 4.000 Seemeilen Entfernung vorzuwagen.
Die für das sowjetische Militär katastrophalen 'Säuberungsaktionen' Stalins. Erst durch diese und einige weitere Fehleinschätzungen Stalins war es der Wehrmacht möglich, bis auf 30 Kilometer Distanz vor die Stadtgrenzen Moskaus zu kommen.
Die Hartnäckigkeit von Winston Churchill, sich gegen alle möglichen Optionen, mit Nazi-Deutschland einen Waffenstillstand zu vereinbaren, zu verwehren.
Das äusserst geschickte Lavieren Roosevelts, durch seinen Beistand Groß-Britanniens gegen die Widerstände der US-amerikanischen Isolationisten zunächst einen 'verdeckten' Krieg gegen Nazi-Deutschland zu führen. Der erst durch die Kriegserklärung Hitlers in einen offenen Krieg auf Seiten der Alliierten gegen Nazi-Deutschland führte.
Der schrittweisen Entwicklung innerhalb der NSDAP-Machthaber (Hitler, Himmler, Göhring, Goebbels, Heydrich, Frank und viele, viele weitere), die schlussendlich in der industriell organisierten Ermordung von geschätzt 6,5 Millionen Menschen jüdischen Glaubens, Roma, Homosexuellen, Kommunisten, Sozialisten und weiteren den Nazis missliebigen Menschen, eben dem Holocaust führte.
Obgleich ich aus Interesse wahrlich zahlreiche Bücher über das Dritte Reich gelesen habe, war mir beispielsweise neu, dass eine der Möglichkeiten, den vergleichsweise minimalen Anteil der Menschen jüdischen Glaubens gemessen an der Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches in die entferntesten Gegenden Sibiriens zu deportieren. Was die Niederwerfung der Sowjetunion voraus gesetzt hätte. Die zu unser aller heute Lebenden nicht nur durch die unvorstellbare Opferbereitschaft des sowjetischen Militärs, sondern auch der sowjetischen/russischen Bevölkerung und nicht zu Letzt durch die materielle Unterstützung der USA. So haben die USA der Sowjetunion für ihren Kampf gegen Nazi-Deutschland aus Richtung Osten nahezu 15.000 Flugzeuge, über 7.000 Panzer, 200.000 Lastkraftwagen, über 15 Millionen Paar Stiefel, aber auch über 4 Millionen Tonnen Lebensmittel geliefert.

Das Buch ist nicht nur den an den Fakten des Zweiten Weltkrieges interessierten Personen zu empfehlen. Sondern auch allen Ewig-Gestrigen, die dem Nationalismus, den 'völkischen' und 'vaterländischen' Ansichten nachhängen.