Benutzer
Benutzername: 
Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 506 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2019
Lamballe, Marie

Eine neue Zeit / Café Engel Bd.1


gut

Negativität überwiegt leider.
Wie sehr hatte ich diesem Buch entgegengefiebert! Erhoffte ich mir doch eine Familiengeschichte vor dem historischen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs; Mutter und Tochter, die um die Existenz ihres kleinen Künstler-Cafés kämpfen und dem Elend die Stirn bieten; eine geheimnisvolle, bildschöne Cousine aus Ostpreußen, die nach ihrer Flucht plötzlich auf der Bildfläche erscheint und für Verwirrung sorgt – all das in Kombination mit dramatischen Kriegserlebnissen, den üblichen Irrungen und Wirrungen der Liebe und möglichst vielen spannenden Hintergrundinformationen dazu, wie die (vom Nazi-Regime verfolgten) Künstler/innen dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte erlebt haben. Leider hat mich dieses Werk relativ enttäuscht zurückgelassen und rein gar nicht fesseln, geschweige denn emotional berühren können. Schlimmer noch, gegen Mitte der Geschichte musste ich mich regelrecht zum Weiterlesen aufraffen (- was bei mir eine absolute Seltenheit ist). Letztendlich überwogen die Neugier (darauf, wie die bis dahin unbefriedigenden Handlungsstränge wohl aufgelöst werden würden) und die Hoffnung (darauf, dass eine unerwartete Wendung doch noch dazu führen würde, mir die Figuren näherzubringen). Nach Abschluss des Romans musste ich allerdings feststellen, dass mir die Charaktere nach wie vor größtenteils unsympathisch, im Idealfall gleichgültig waren. Woran lag das? Die Leseprobe zunächst hatte mich durch eine einnehmende Leichtigkeit beeindruckt: ein flüssiger Schreibstil, detaillierte, bildreiche Beschreibungen, die gekonnt die Atmosphäre des Café Engel einfangen & Optimismus pur trotz Vorboten des Krieges. Ein wundervoller Start! Man lernt die nette Familie Koch kennen, die besagtes Café (Treffpunkt der Wiesbadener Schickeria) bewirtschaftet und ist gespannt, was das Schicksal für sie & ihre Freunde bereithalten wird. Diese Leichtigkeit ist im Laufe der Geschichte leider völlig abhandengekommen. Natürlich ist mir bewusst, dass während eines Krieges nicht die Glücksgefühle überwiegen, sondern sich tragische Szenen abspielen. Jedoch habe ich schon weitaus schwerwiegendere Kriegsberichte gelesen (in denen z.B. der harte Lazarett-Alltag einer Kriegskrankenschwester geschildert wurde; Amputationsbeschreibungen inklusive), die auch von schlimmen Verlusten handelten & dennoch keineswegs gänzlich in Negativität versanken, sondern stets das Gute hervorhoben, die Hoffnung, die Freude am Leben. Hier hingegen hatte ich das Gefühl einer dunklen Wolke, die während des Lesens permanent über meinem Kopf hing. Viele der Figuren unterlaufen eine Wandlung in ihrem Wesen, die alles andere als positiv ist. Gerade die Jüdin Julia, die von der Familie Koch vor den Nazis versteckt wird, hätte ich aufgrund ihrer grenzenlosen Selbstwertunterwanderung & Naivität, die mich kochen hat lassen vor Wut, am liebsten schütteln wollen. Sie ist nicht der einzige Charakter, über den ich mich maßlos aufgeregt habe. Ob unerklärliche und wenig authentische 180-Grad-Wendungen, o. schlichtweg unangenehme Charakterzüge - gegen Ende waren mir die meisten Figuren egal. Dieser Roman besteht aus unverhältnismäßig vielen verschiedenen Perspektiven, die abwechselnd in Kapitel unterteilt sind. Einerseits erhält man als Leser somit einen Einblick die Gedanken einer Vielzahl von Figuren. Bei mir war es allerdings so, dass ich aufgrund der großen Menge an Erzählperspektiven (- die dazu noch in verschiedene Zeitebenen unterteilt sind, was anfangs ein wenig verwirrend war -) von jeder Figur ein wenig, aber von keiner genügend Tiefe wahrgenommen habe. Dieser Eindruck zog sich durch die gesamte Handlung und so blieb die emotionale Distanz bis zur bis zur letzten Seite bestehen, leider. Den krönenden Abschluss bildet dann ein Ausklang, der wie mit dem Vorschlaghammer erzwungen scheint. Fazit: Schade! Unnahbare Figuren, zu denen man keinen Bezug aufbauen kann, verwirrende Zeitsprünge und eine ermüdende Langatmigkeit, die das Werk unnötig in die Länge zieht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2019
Moyes, Jojo

Nächte, in denen Sturm aufzieht


ausgezeichnet

Berührende Liebeserklärung an das Meer! Dieses mitreißende & in jeglicher Hinsicht inspirierende Werk der Bestsellerautorin Jojo Moyes ist mehr als 'nur' ein Liebesroman. Es veranschaulicht die innige Bindung zwischen Mutter & Kind, lässt uns die Sehnsucht nach einem Neubeginn nachvollziehen, zelebriert den Zusammenhalt von Menschen, von Familien, Freunden, Kollegen oder gar ganzen Gemeinden, die einander Halt geben. Es ist ein eindringlicher Appell, ein Loblied auf die Schönheit und beeindruckende Vielfalt unserer Natur, die wir Menschen viel zu oft als selbstverständlich betrachten. Es ist auch eine Geschichte über Verlust & Trauer, über Machtlosigkeit & Angst – und dennoch überwiegt auf wundersame Weise ein Gefühl des unerschütterlichen, lebensbejahenden Optimismus. Das Buch rüttelt wach, regt zum Nachdenken an & weckt den Ansporn, sich mehr für den Schutz der Natur einzusetzen. Liza McCullen und ihre kleine Tochter Hannah haben die Hölle auf Erden erlebt, doch nun scheinen sie im Paradies angekommen zu sein; die Flucht aus London hat sie um die ganze Welt geführt & ihrer beider Leben gerettet. Im abgeschiedenen & von unberührter Natur umgebenen kleinen Fischerörtchen Silver Bay, einer Postkartenidylle in New South Wales an der Ostküste Australiens, werden sie von Lizas Tante Kathleen mit offenen Armen empfangen & finden Stück für Stück ins Leben zurück. Besonders Hannah blüht regelrecht auf unter der Fürsorge Kathleens & liebt ihr neues Zuhause; auch Liza erkennt, d. sie draußen auf dem Meer, wo sie Wal- & Delfinbeobachtungstouren für Touristen anbietet, endlich zur Ruhe kommen kann. Doch den anderen Bewohnern der Gemeinde gegenüber bleibt sie lieber auf Distanz; die Angst 'entdeckt' zu werden ist ihr ständiger Begleiter. Kein Wunder also, d. der gutaussehende britische Tourist Mike Dormer, der mit seinen schicken Businessanzügen so gar nicht in das malerische Bild von Silver Bay passt, ihr ein Dorn im Auge ist. Was will er hier? Tatsächlich verbirgt Mike etwas, das nicht nur Lizas Leben in Gefahr bringen könnte. Dieses war mein erstes Buch von Jojo Moyes & was für ein fulminanter Auftakt es war! Ich hatte ja schon viel über die Schreibkünste der Autorin gehört, darüber, wie es ihr gelingt, große Emotionen in ihren Lesern zu wecken & Geschichten zu erschaffen, die dauerhaft berühren. Und ich kann nur sagen: selten war ein Lob so berechtigt. Ich bin während des Lesens so eingetaucht in die Story, d. ich alles um mich herum vergessen & die ganze Nacht durchgelesen habe. Der fesselnde, einladende Schreibstil strotzt nur so vor bildreichen, detaillierten Beschreibungen, die sofort Bilder im Kopf entstehen lassen. Authentizität heißt das Schlüsselwort; sowohl in den Dialogen der wunderbar intensiv & vielschichtig ausgearbeiteten Figuren als auch im Hinblick auf die gründliche Recherche zum Alltag an Bord eines Whale Watching-Bootes wird deutlich, d. Moyes viel Herzblut in dieses Buch gesteckt hat. Man fühlt sich sofort heimisch in Silver Bay & die besondere Atmosphäre des Küstenstädtchens, die die Autorin im Interview mit dem Rowohlt Verlag als eine "eigenartige Mischung von Geborgenheit & Einengung" bezeichnet hat, ist gekonnt eingefangen worden. Die Thematik Umweltschutz, insbesondere der Schutz der Meere, ist eine wichtige, tragende Komponente der Handlung; Wale, die sanften, anmutigen Riesen des Ozeans, ebenso wie die verspielten, lebensfrohen Delfine werden so persönlich & liebevoll beschrieben, d. speziell eine herzzerreißende Szene mich so zum Weinen gebracht hat, d. ich beim Lesen kurz pausieren musste. Das Werk sensibilisiert die Leser für die Schönheit unserer Welt & hat bei mir den Wunsch geweckt, mich weiter über Meeressäuger zu informieren. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wobei die jeweilige Perspektive stets ein Kapitel umfasst & daher alles sehr übersichtlich strukturiert & jederzeit nachvollziehbar ist. Fazit: Eine wundervolle Alltagsflucht, die uns im Anschluss die Welt mit anderen Augen sehen lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2019
Naumann, Kati

Was uns erinnern lässt


ausgezeichnet

Anspruchsvoller Roman über die Bedeutung von Heimat und Vergangenheitsbewältigung!
Kati Naumann hat ein wichtiges Kapitel deutsch-deutscher Geschichte aufgegriffen, indem sie mit dem Schicksal der (fiktiven) Familie Dressel nicht nur das alltägliche Leben im Grenzgebiet des geteilten Deutschland, sondern auch das Thema Zwangsumsiedlung zu elementaren Komponenten ihres Werkes gemacht hat. Behutsam und mit sehr persönlichem Bezug bringt die Autorin den Lesern Hintergrundinformationen näher, die auch Jahre nach der Wiedervereinigung einem Großteil der Bevölkerung sicherlich nicht bekannt sind oder deren Ausmaß vielen Menschen nicht bewusst ist. Dieses bewegende Werk zeichnet sich nicht nur durch ein unglaubliches Maß an Authentizität (– sowohl in Ausarbeitung der Figuren, Glaubwürdigkeit der Dialoge als auch des Lokalkolorits –) aus, sondern besticht zudem durch die unheimlich intensive Recherche, die der Story zugrunde liegt. Private Erinnerungen der Autorin sind ebenso in die fiktive Handlung eingewoben worden wie die Erlebnisse von Zeitzeugen. Bereits im vorangestellten Autoreninterview wird deutlich, wieviel Herzblut in die Aufarbeitung dieses Themas, das lange Zeit als Tabu galt, geflossen ist. – Menschen, die im Sperrgebiet lebten wurden besonders stark von der DDR-Regierung überwacht: viele von ihnen haben nicht nur jahrelang unter Schikanen gelitten, sie haben auch unverschuldet ihr Zuhause verloren, wurden zwangsumgesiedelt.

Hinsichtlich der Handlung spricht die Inhaltsangabe des Verlags für sich. Ich möchte nur so viel ergänzen: In diesem Roman, der zeitweise an Spannung jedem Krimi Konkurrenz machen könnte, steckt weitaus mehr als die Begegnung zweier Frauen (Milla und Christine), die sich gemeinsam daran machen, ein altes Familienrätsel aufzuklären, langersehnte Antworten zu finden, ein Unrecht anzuprangern und Frieden zu schließen – sei es mit der Vergangenheit oder ihren aktuellen Lebensumständen. Wir lesen von starken Frauen, Selbstfindung, der Sehnsucht nach Heimat, dem Wunsch nach Verbundenheit, der Wichtigkeit von Familie…zu einem Großteil vor dem Setting des Rennsteigs im Thüringer Wald, wo einst das mondäne Hotel Waldeshöh der ganze Stolz der Familie Dressel war. Auch die Frage nach dem Einfluss von Social Media auf unsere Selbstwahrnehmung wird angerissen. Erleben wir nur noch, um online darüber zu berichten? Definieren wir uns darüber, wie andere Menschen – Fremde? – uns wahrnehmen?

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven und in verschiedenen Zeitebenen, die vom Jahr 1945 bis zur Gegenwart reichen. Ein großes Lob möchte ich der Autorin dafür aussprechen, wie es ihr gelungen ist, derlei unterschiedliche Handlungsstränge gekonnt abwechselnd aneinanderzureihen, dass sie nicht nur ein stimmiges Gesamtbild ergeben und einen tiefen Einblick in den Charakter der Figuren ermöglichen, sondern auch die Spannung konstant aufrechterhalten. Alle Kapitel bauen logisch aufeinander auf und die Handlung ist zu jeder Zeit verständlich; saubere Cuts zwischen den Handlungssträngen &/oder Erzählperspektiven verhindern jegliche Gefahr, den Überblick zu verlieren. Ich habe besonders die optimistische, durch und durch sympathische Figur Johanna als Inspiration empfunden und bewundere die Intensität, mit der die Autorin auch die Nebenfiguren so lebensnah beschrieben hat, dass man als Leser/in meint, Teil der betreffenden Familie zu sein. Der flüssige, mitreißende Schreibstil tut sein Übriges dazu, dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte.

Fazit: Dieser anspruchsvolle, emotionale Roman wirkt lange nach und sollte Pflichtlektüre für jeden Geschichtsunterricht mit DDR-Thematik werden. Ich habe mich nicht nur sehr gut unterhalten gefühlt, sondern auch etwas dazugelernt. Verdiente 5 Sterne, Bravo!

Bewertung vom 22.02.2019
Schörghofer, Manuela

Die Klosterbraut


ausgezeichnet

Romantic Comedy meets Murder Mystery and History Channel!
Da will man als angehende Nonne noch einen letzten kleinen Ausflug in den heimischen Wald genießen – und stolpert dem Traummann schlechthin in die Arme…der sich auch noch als zukünftiger Schwager entpuppt. Mit allem hätte Franka gerechnet, aber nicht mit dem Herzklopfen, das Wulf vom Röllberg bei ihr auslöst – und ausgerechnet er soll ihre bildschöne Schwester heiraten, während Franka ein Leben im Kloster vorbestimmt ist…

All jenen Leser/innen, die ansonsten historische Romane eher meiden, da sie einen staubtrockenen, langweiligen Wälzer voller altertümlicher Begriffe, geschwollener Sprache und wenig Mitfieber-Potential befürchten, möchte ich diesen tollen Debütroman von Manuela Schörghofer als lohnenswerten Ausnahme-Ausflug in die Welt der historischen Werke ans Herz legen! Liebenswerte, nachvollziehbare Hauptfiguren, authentische Dialoge, eine Prise Humor, jede Menge Spannung, eine potentielle Love Story und interessante Zusatzinformationen zu den geschichtlichen Hintergründen erwarten euch. Man lernt aufgrund der gründlichen Recherche der Autorin quasi 'nebenbei' mehr über die damalige gesellschaftliche Rolle der Frau und erhält einen Einblicke in das mittelalterliche Klosterleben sowie ritterliche Turniere oder die Kreuzzüge.

Der vorangestellte Abschnitt (Personenverzeichnis inklusive historischer Persönlichkeiten, Städte- und Flussbezeichnungen sowie Glossar der zeitgenössischen Begriffe) ist eher ein 'Zusatzschmankerl' und keine 'Voraussetzung' (um der Handlung folgen zu können) – die Geschichte wäre z.B. auch ohne die Auflistung der vorkommenden Charaktere zu jeder Zeit verständlich und es besteht nie die Gefahr, durcheinanderzukommen, weder was Namen noch Zeitebenen angeht. Die in drei Leseabschnitte eingeteilten Kapitel sind klar strukturiert und bilden eine stimmige Einheit. Szenerie und Erzählperspektive wechseln sich angenehm ab und treiben die Story voran. Die Sprache ist erstaunlich modern gehalten, jedoch auf einem angebrachten Niveau und keineswegs zu umgangssprachlich. Der Schreibstil ist luftig-leicht, enthält viele witzige Elemente und könnte genauso gut aus einem gegenwärtigen Frauenroman stammen.

Das schöne Cover ist in harmonierenden, kräftigen Farben gehalten und lässt bereits das Genre erkennen. Es wirkt allerdings viel ernster als eigentlich nötig und lässt fesselnden Schreibstil, Herzklopfen und Schmunzelfaktor eher schwer erahnen. In diesem Sinne: Don’t judge a book by its cover!

Fazit: Eine klare Leseempfehlung für alle Fans von historischen Frauenromanen! Allen anderen Lesern/innen sei gesagt: Mut zum Reinschnuppern – es lohnt sich!

Bewertung vom 20.02.2019
Kehrer, Karin

Todesklang und Chorgesang


ausgezeichnet

Wundervoll atmosphärischer Cosy Crime Roman vor malerischer Kulisse - ein Traum!
Kennt ihr dieses Hochgefühl? Wenn ein Buch euch schon von Klappentext und Cover her so anspricht, dass ihr erwartungsvoll denkt: "Ohhhh, das wird bestimmt gut!" – und dann stellt sich heraus, dass auch der Schreibstil einfach sensationell ist? Ich liebe es!! Genau so ist es mir mit Karin Kehrers herrlich gemütlichem Cosy Crime Roman ergangen, der mich aufgrund der Leichtigkeit, mit der die Autorin bereits in den ersten Sätzen gekonnt eine stimmige Atmosphäre schafft, von Anfang an in den Bann gezogen hat. Ich bin so restlos begeistert von dem Werk, welches ich als E-Book gelesen habe, dass ich mir noch während der Lektüre überlegt habe, mir zusätzlich eine Printversion davon zuzulegen, weil ich genau weiß, dass ich es immer wieder lesen werde und diesen Wohlfühl-Krimi schlichtweg gerne im Bücherregal stehen haben möchte.

Zur Handlung selbst verrate ich nichts, da die Inhaltsangabe in meinen Augen das perfekte Appetithäppchen darstellt!

Die überaus sympathische Hauptfigur, die pensionierte Bee Merryweather, habe ich mit ihrer goldigen Art sofort ins Herz geschlossen; man möchte sie einfach knuddeln! Sie vereint Liebenswürdigkeit, Humor und Scharfsinn und zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sie ihren Mitmenschen stets aufgeschlossen begegnet, obwohl sie - als erst vor einigen Jahren 'Zugezogene' - in South Pendrick von vielen Einwohnern noch mit Distanziertheit behandelt wird. Auch die Nebenfiguren sind äußerst charismatisch, nachvollziehbar und authentisch beschrieben. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven – im Gegensatz zu anderen Werken, in denen diese Erzählweise manchmal zu Verwirrungen und/oder aufgrund unterschiedlicher Intensität zur nachteiligen Auswirkung auf den Lesegenuss führen kann, wird hier meisterhaft die Spannung gesteigert. Immer, wenn ich sicher war, eine/n Verdächtige/n ausgemacht zu haben, kam ein überraschender Twist.

Das malerische Setting in Cornwall könnte einer Tourismus-Broschüre entsprungen sein, so reizvoll und bildreich sind die Landschaftsbeschreibungen. Am liebsten würde ich nun auch in ein kuscheliges kleines Cottage in South Pendrick ziehen! Dass ausgerechnet in dieser Idylle ein Mörder sein Unwesen treiben soll, ist natürlich ein Schock für alle Bewohner.

Ein fesselnder, einladender Schreibstil, realistische Dialoge sowie die wohl durchdachte, stimmige Handlungsabfolge machen dieses Werk zu einem absoluten Pageturner, den man nicht aus der Hand legen kann. Ebenfalls bemerkenswert ist die intensive Recherche, welche die Autorin zum musikalischen Hintergrund der Story betrieben und angemessen in die Geschichte eingeflochten hat.

In der ansprechenden und perfekt auf das Genre abgestimmten Covergestaltung setzt sich die Stilsicherheit fort. Kühle, kräftige Farben harmonieren wunderbar mit der Abbildung - trotz aufziehender Wolken über dem kleinen Häuschen, das von einem üppig blühenden Garten umrahmt wird, überwiegt der Eindruck von Beschaulichkeit; man ahnt jedoch bereits, dass eine Bedrohung naht.

Fazit: Ein Muss für alle Fans von Cozy Crime; ich kann dieses Buch allen Lesern nur wärmstens ans Herz legen, es steht nicht ohne Grund ab sofort in meinem Lieblingsbücher-Regal. Schon jetzt fiebere ich dem nächsten Fall von Bee Merryweather entgegen und freue mich so sehr, "Todesklang und Chorgesang" für mich entdeckt zu haben! Ich beglückwünsche die Autorin zu diesem durch und durch gelungenen Werk!

Bewertung vom 06.02.2019
Ley, Rosanna

Das kleine Theater am Meer


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Wohlfühlroman mit überraschend viel Tiefgang.
R. Leys Werk wartet mit vielen Überraschungen auf! Wer sich aufgrund des Titels einen seichten Roman, eine vorhersehbare Liebelei unter mediterraner Sonne erwartet, hat sich geirrt, denn diese vielseitige Geschichte bezaubert mit so viel mehr als "nur" einer Sommerromanze.
Nach abgeschlossenem Studium steht Faye vor der großen Frage: Was nun? Jahrelang hatte sie – entgegen aller Widrigkeiten – auf dieses Ziel hingearbeitet; es war schon immer ihr Traum gewesen, einen anerkannten Abschluss in der Designbranche zu erlangen. Ihr Umfeld hatte damals eher verhalten reagiert, als sie ihren sicheren und gut bezahlten Job an den Nagel gehängt & sich im Alter von Anfang 30 für einen beruflichen Neubeginn entschieden hatte; auch die Beziehung zu ihrem Freund ist darüber in die Brüche gegangen. Ehe Faye jedoch in Selbstmitleid versinken kann, nimmt sie dankbar die Einladung ihrer besten Freundin Charlotte an, diese ein paar Wochen auf Sardinien besuchen zu kommen; nach all dem Prüfungsstress kommt ihr ein Urlaub schließlich gerade recht. Zudem planen Freunde von Charlotte, das alte Theater im idyllischen Inselörtchen Deriu zu renovieren & würden sich sehr über Fayes professionelle Meinung als frischgebackene diplomierte Innenarchitektin freuen. Freudig sagt Faye ihre Unterstützung zu – ohne zu ahnen, d. sie sich bald zwischen den Fronten eines jahrelang schwelenden Konflikts, der die Bewohner Derius in 2 feindliche Lager gespalten hat, wiederfinden wird. Und dann ist da auch noch der unverschämt gutaussehende Alessandro, der Faye mit seiner unnahbaren, mysteriösen Art zwar fasziniert, sich jedoch höchst widersprüchlich verhält & voller Geheimnisse zu stecken scheint. Kann sie ihm trauen? Fest steht: nichts in diesem malerischen Inselstädtchen ist so, wie es scheint…
Neben der Story um die weibliche Hauptfigur Faye, die sehr realistisch dargestellt & in ihren Handlungen & Überlegungen durchaus nachvollziehbar gezeichnet worden ist, zieht vor allem die Nebenhandlung um Fayes Eltern (Molly & Ade) den Leser in den Bann. Man könnte sogar meinen, sie läuft der Hauptstory den Rang ab, weil beide Nebencharaktere so liebevoll & authentisch ausgearbeitet worden sind, d. sie für mich die stillen Helden dieses Werkes sind. Es werden ernste Themen angesprochen, allerdings überwiegen immer ein Gefühl der Leichtigkeit & die Hoffnung darauf, dass sich letztendlich doch noch alles zum Guten fügen wird. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, somit lernt man als Leser nicht nur Faye, sondern eine Vielzahl von Personen besser kennen, was der Geschichte eine interessante Dynamik verleiht. Es wird nie langweilig, im Gegenteil! Die Spannung wird kontinuierlich gesteigert & man kann nicht umhin, der Auflösung der Ereignisse entgegenzufiebern.
Nicht nur die Figuren sind voller Tiefgang, auch die bildhaften, detaillierten (Landschafts-)Beschreibungen von Fayes Heimat sowie von Sardinien haben mich restlos begeistert. Leuchtende Farben der Natur, betörende Gerüche, kulinarische Köstlichkeiten, das glitzernde Meer…all das wird so mühelos in die Handlung miteingebunden, d. man meint, den Wind auf der Haut spüren zu können, während man mit Faye die Altstadt des verträumten sardischen Ortes erkundet. Gleich im Anschluss an das Werk hat es mich in den Fingern gejuckt, eine Dokumentation über Sardinien anzuschauen, so reizvoll hat die Autorin die Schönheit der Insel beschrieben. Überhaupt ist der flüssige Erzählstil wohl am besten mit dem Wort "einladend" zu charakterisieren.
Das traumhaft anmutende Cover, das mit seinen Pastellfarben & hübschen Ornament-Verzierungen bereits vor dem Lesen zum Träumen einlädt, ist sehr treffend gewählt worden, da die pittoreske Kulisse des kleinen Hafenstädtchens den Zauber des Urlaubsortes perfekt einzufangen weiß.
Fazit: Ein sehr angenehmes Leseerlebnis – inklusive einem Hauch Romantik und jede Menge Urlaubsfeeling!

Bewertung vom 19.01.2019
Guttenson, Pia

The Pub / The Pub - 3 Frauen, Kleinkind, Koi und Mops - 3 Cocktails für Mrs. T und Fatma


sehr gut

Actionreiche Fortsetzung!
Die rasante Story um Lizzy und ihre Freunde knüpft direkt an den Vorgängerband an, kann jedoch separat gelesen werden, da es eine in sich geschlossene Geschichte ist. Für mich war es das erste Werk von Autorin Pia Guttenson und ich habe dem Verlauf gut folgen können. Für alle Neueinsteiger ist zudem ein Prolog enthalten, "Was zuvor geschah".

Lizzy und ihre Freundinnen haben sich gut in Schottland eingelebt und genießen ihre gemeinsame Arbeit im Pub. Sie alle sind froh, dass sie ihrem Leben in Deutschland den Rücken kehren konnten. Mrs. T - eine ehemalige Türsteherin, die mit ihren stahlharten Muskeln jedem durchtrainierten Bodybuilder Konkurrenz machen könnte – zieht einen illegalen Boxkampf in Erwägung, denn das Geld ist knapp und die Renovierung des Pubs ist bitter nötig. Ihre kleine Tochter Lucy, die mit dem Down-Syndrom geboren worden ist, hat sich mit ihrer niedlichen Art inzwischen in das Herz von Lizzys Cousin, William, geschlichen. Und auch Mrs. T, die eigentlich so gar nicht sein Typ ist, geht William irgendwie unter die Haut… Lizzy steht nach dem auf sie verübten Attentat noch immer unter Schock und Fatma, eine junge Türkin, kann ihr Glück kaum fassen, dass sie der von ihren Eltern eingefädelten Zwangsheirat mit einem Scheich entkommen ist. Keine der drei Frauen ahnt, dass ihre neu gewonnene Freiheit bereits wieder in Gefahr ist: ihre Aufenthaltserlaubnis läuft demnächst ab, Hanno (Lizzys brutaler Exfreund) sinnt im Gefängnis auf Rache und auch Fatmas Eltern sind nicht geneigt, die durch die Flucht ihrer Tochter beschmutzte Familienehre zu akzeptieren…

Dieses Buch katapultiert den Leser schonungslos mitten in die Ereignisse hinein. Zudem wird gerade den Lesern, die den Vorgängerband nicht kennen, anfangs eine höhere Konzentration abverlangt, um die vielen verschiedenen Charaktere richtig zuordnen zu können. Dennoch geht kein Witz dabei verloren und nach kurzer Zeit hat man alles erfasst. Auch gelegentliche Rückblicke der Charaktere sowie das Glossar am Ende des Werkes (Schottisch Gälisch/Deutsch) liefern Hilfestellung. Die Sprache ist sehr nachvollziehbar und umgangssprachlich gehalten und passend zum Milieu gewählt worden – ein etwas rauerer Ton mit teilweise ordentlichen Flüchen. Was die einzelnen zwischenmenschlichen Beziehungen angeht, hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht bzw. hin und wieder einen Moment zum Einfach-Nur-Genießen. Durch die nahtlose Aneinanderreihung von Zwischenfällen wurden die feinen Töne, beispielsweise die zarte Annäherung zwischen Fatma und Philipp, etwas stark von Action überschattet. Dementsprechend dynamisch prescht das Tempo voran – langweilig wird es sicher nicht! Ich persönlich wäre gegen Ende nicht traurig über etwas Entschleunigung gewesen und auch der goldige kleine Mops Brutus hätte ruhig öfter vorkommen können – wo er doch so herrlich auf dem farbenfrohen Cover in Szene gesetzt worden ist!

Fazit: Turbulente und unterhaltsame Lektüre über eine chaotische, aber liebenswerte Freundesgruppe. Ich würde empfehlen, den Vorgängerband dennoch zuerst zu lesen; einfach, um einen besseren Bezug zu den einzelnen Charakteren zu haben.