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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 765 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2016
Klein, Stefan

Der Sinn des Gebens


sehr gut

Egoismus versus Altruismus

„Wo das soziale Gefüge intakt ist, leben die Menschen glücklicher“ (491) und „Die meisten Befragten gaben an, dass nichts die Freude aufwiegen könne, die Ihnen ihr freiwilliges Engagement bereite“ (488), schreibt Stefan Klein in „Die Glücksformel“. Damit benennt er Voraussetzungen für ein glückliches Leben. Ob bzw. inwieweit wir es hier mit Altruismus oder (verborgenem) Egoismus zu tun haben, wird in „Die Glücksformel“ nicht untersucht. Diesem Thema widmet sich Autor Klein in „Der Sinn des Gebens“.

Ist Altruismus angeboren? Fakt ist, so die Hirnforschung, dass es sich gut anfühlt, großherzig zu sein. Ob angeboren oder anerzogen, die Hilfreichen innerhalb einer Gruppe stellen sich schlechter als die Egoisten, erkannte Darwin und befand sich in einem Dilemma. Altruismus nur auf Verwandte zu beziehen (William Hamilton), blendet Teile der Realität aus und greift damit zu kurz. Das Dilemma löste George Price: „Der Nachteil, den die Selbstlosen in der Gruppe hinnehmen müssen, lässt sich nämlich durch den Vorteil, den sie ihrer Gruppe als Ganzes verschaffen, mehr als ausgleichen“ (189/190). Es gibt einen Wettbewerb nicht nur innerhalb einer Gruppe, sondern auch zwischen verschiedenen Gruppen. Die Selektion findet auf mehreren Ebenen statt, die richtige Balance zwischen Altruismus und Egoismus ist gefragt.

Hinsichtlich der Einschätzung von Altruismus in der Tierwelt sind Kleins Aussagen erläuterungsbedürftig. In „Der Sinn des Gebens“ schreibt er: „Freiwillig teilen Schimpansen so gut wie nie“ (148) und „Auch sonst erinnert das Verhalten der Schimpansen verdächtig an den Homo oeconomicus, jenen perfekten Egoisten, den die Wirtschaftswissenschaftler als Idealbild des Menschen ansehen“ (149). Abweichend äußert sich Klein in „Die Glücksformel“: „Altruismus ist nicht so sehr eine Errungenschaft der menschlichen Kultur, sondern eine Leistung des jüngeren Säugetiergehirns, zu der auch andere Geschöpfe imstande sind. Vor allem bei Affen haben Verhaltensforscher wie der holländische Primatologe Frans de Waal umfangreiche Belege für diese These gesammelt: Schimpansenfrauen stehen einander bei der Geburt bei, junge Schimpansen beiderlei Geschlechts halten gegen ein tyrannisches Alphamännchen zusammen, und kranke Tiere in der Gruppe werden gepflegt“ (169/170). Hier wäre eine Synthese hilfreich, wie diese Aussagen denn vereinbar sind.

Vertrauen lohnt sich, wie auch schon Unternehmensberater Reinhard Sprenger in „Vertrauen führt“ plausibel erläutert hat. „Unsere Beziehungen wirken wie ein Resonanzkörper – alles, was wir tun, wird in ihnen verstärkt. Wohlwollen bringt neue Akte des Wohlwollens hervor; das Vertrauen zwischen den Menschen nimmt zu“ (282). Das gilt analog auch für die andere Richtung.

Das Buch ist, wie Stefan Klein in der Einleitung erläutert, eine Einladung, die freundliche Seite unseres Wesens zu erkunden. Es beschreibt mehr den Dr. Jekyll und weniger den Mr. Hyde. Vielleicht folgt ja ein weiteres Buch über die dunkle Seite des Menschen. Stefan Klein ist ein großartiger Wissensvermittler, wie er auch schon in „Alles Zufall“ und „Die Glücksformel“ bewiesen hat. Er schreibt verständlich und versteht es, die Leser neugierig zu machen und in seinen Bann zu ziehen.

Bewertung vom 18.08.2016
Rink, Steffen; Lösch, Holger

Stichwort Okkultismus


gut

Sympathy for the Devil

Das Buch entstammt einer Reihe, die mit dem Oberbegriff „Stichwort“ betitelt ist und das passt auch zum Inhalt. Die beiden Autoren Steffen Rink und Holger Lösch bringen das Thema Okkultismus sachlich und prägnant auf den Punkt. Es handelt sich um ein übersichtliches Aufklärungsbuch.

Die Autoren grenzen Wissenschaft, Religion und Okkultismus voneinander ab und betonen, dass es keine präzise Definition für Okkultismus gibt. Sie beschreiben unterschiedliche Richtungen im Okkultismus (Astrologie, Tarot, Hellsehen etc.) und klären die Leser über den Carpenter-Effekt beim Pendeln auf. Es folgt ein ausführliches Kapitel über Satanismus.

Die bedeutendste Figur der Okkultismusszene ist Aleister Crowley, ausführlich beschrieben auch in dem „Schwarzbuch Satanismus“ von Guido und Michael Grandt. Es gab und gibt einige Geheimbünde und Bruderschaften, die dieser Szene zugeordnet werden können. Hierzu gehören z.B. die Illuminaten, mit denen sich Dan Brown literarisch beschäftigt hat.

In einem eigenen Kapitel widmen sich die Autoren okkulten Praktiken Jugendlicher. Statistiken geben Auskunft über Art der Anwendung und den Verbreitungsgrad. Erstaunlich, wie viele Jugendliche Erfahrungen mit Okkultismus haben sollen. Die Grundlagen dieser Statistiken müssten m.E. genauer untersucht werden.

Die Rockmusik ist durchsetzt mit satanischen Texten, dennoch gilt, dass nicht jeder Vertreter des Heavy Metal oder Black Metal ein Satanist ist. Musik ist ein Geschäft, in dem es um viel Geld geht. Die Autoren weisen auf Gefahren des Satanismus hin, wenn Menschen Probleme haben und blind für Alternativen werden.

Bewertung vom 18.08.2016
McCann, Colum

Gesang der Kojoten


sehr gut

„Ich glaube, dass ein Grashalm nicht geringer ist als ein Tageslauf der Sterne“ (111) [1]

„Gesang der Kojoten“ handelt von Conor Lyons und seiner Familie. Conor besucht seinen alten Vater in Irland, nachdem er um die halbe Welt gereist ist, um seine eigenen Wurzeln zu ergründen. Dabei steht die schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn, erkennbar bei der Bewältigung der kleinen Dinge des Alltags, im Fokus.

In die laufende Erzählung sind Retrospektiven eingewoben. Diese handeln von den Eltern, als sie noch jünger waren. Die Übergänge zwischen gegenwärtiger Erzählung und Retrospektive erfolgen jeweils abrupt innerhalb der Kapitel. Conor ist ein Suchender, der sein eigenes Leben besser verstehen möchte.

McCanns Geschichten wirken gleichzeitig unsentimental und bewegend. Er versteht es, eine eindringliche Atmosphäre aufzubauen. Statt kitschiger Liebesgeschichten beschreibt er raue Wirklichkeiten. Auf seine Bücher muss man sich einlassen, in seine Geschichten eintauchen.

Mit diesem sprachgewaltigen Erstlingswerk wurde der irische Autor Colum McCann Mitte der 1990er Jahre bekannt. Wer ihn durch Bücher wie „Der Himmel unter der Stadt“, „Die große Welt“ oder „Zoli“ schätzen gelernt hat, wird auch an diesem Buch Gefallen finden. Wer den Autor nicht kennt, sollte meines Erachtens anhand von „Der Himmel unter der Stadt“ für sich entscheiden, ob der Autor infrage kommt.

[1] Zitat aus „Grashalme“ von Walt Whitman

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2016
Grimm, Hans-Ulrich

Garantiert gesundheitsgefährdend


ausgezeichnet

„Aber bitte mit Sahne“

Hans-Ulrich Grimm bezieht sich auf Professor Robert Lustig und seine Forschungen zum Zusammenhang von Übergewicht und Zucker. Dieser bezeichnet Zucker als Gift. Natürlich ist es immer eine Frage der Dosis, ob ein Stoff toxisch wirkt, aber die Unbedenklichkeitsgrenze ist weltweit massiv überschritten. Die Folgen sind eine Vielzahl lebensbedrohender Krankheiten.

Zucker hat Suchtpotenzial, nicht jeder, aber viele Menschen werden süchtig. Es wirkt im Gehirn wie eine Droge, vergleichbar dem Kokain. Das Gehirn vertraut – seit Urzeiten – auf die Ungefährlichkeit des Süßen. Es handelt sich um ein Überlebensprogramm aus grauer Vorzeit, weil Süßes in der Natur im Gegensatz zu Bitterem meist genießbar ist (s.a. „Die Anziehungskraft des Bekömmlichen“ ab S. 40 in „Der Geist fiel nicht vom Himmel“ von Hoimar von Ditfurth). Bei Zucker wird die Essbremse ausgeschaltet.

Warum werden die Gefahren heruntergespielt? Vom Zucker und seinen Folgen profitieren ganze Industriezweige, dazu gehören neben der Nahrungsmittelindustrie Ärzte, Krankenhäuser und Pharmafirmen. Es geht um Milliardensummen und entsprechend hoch sind die Widerstände, an diesem System etwas zu verändern. Der Einzelne soll selbst entscheiden, welche Mengen Zucker er zu sich nimmt. Das klingt seltsam in einer Welt, in der sogar der Biegeradius von Gurken europaweit vorgeschrieben wird.

Die Gewöhnung an Zucker erfolgt bereits im Mutterlaib über die Nabelschnur. „In der modernen Welt der Kinder von heute herrscht der Zucker-Overkill“. (98) Das gilt nicht nur für Lollis, Bonbons, Eis und Schokolade, sondern auch für Baby-Brei, Joghurt und Fruchtgetränke. Die Folgen sind ein frühzeitiger Leistungsabbau, der Denkapparat kommt nicht mehr auf Touren. Die Kosten trägt, trotz Verursacherprinzip, die Allgemeinheit.

Autor Grimm beleuchtet die Geschichte der Zuckerindustrie, die verknüpft ist mit Sklaverei und Kinderarbeit auf Zuckerrohrplantagen. Das ist zwar bitter, aber kein besonderes Merkmal der Zuckerindustrie, sondern gilt gleichermaßen für Bergbau, Textilindustrie, chemische Industrie und andere Wirtschaftsbereiche. (Nicht nur) in der Welt des Zuckers gibt es eindeutige Gewinner und Verlierer.

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Zucker und Gesundheit schon in 1970er Jahren von Udo Jürgens in „Aber bitte mit Sahne“ besungen wurde und letztlich von niemandem ernsthaft bestritten wird, stehen Staat und Gesundheitsorganisationen auf Seiten der Industrie, statt die Interessen der Verbraucher zu vertreten. Autor Grimm beschreibt u.a. die Einflussnahme der Zuckerlobby auf die Politik der Weltgesundheitsbehörde.

Die Lösung besteht nicht in Fruktose (Fruchtzucker) als Alternative zu Glukose, wie Autor Grimm in „Im falschen Film“ deutlich macht. Es gibt keinen „besseren“ Zucker. Während kleine (verträgliche) Mengen Fruktose z.B. im Apfel enthalten sind, wird heute ein Vielfaches dieser Mengen in industriell hergestellten Lebensmittel verarbeitet. Die Folgen sind u.a. Diabetes und Übergewicht. Auch durch Stevia, einer paraguayischen süßen Pflanze, zeichnet sich keine Lösung ab, zumal die Süßstoffe chemisch-industriell nachbehandelt werden.

„Der Mensch braucht Zucker, aber kein Mensch braucht jenes weiße Pulver, das in der Natur nicht vorkommt, aber im Laufe der Geschichte mit großem Aufwand in die menschliche Ernährung eingespeist wurde“. (262) Es geht letztlich nicht darum, den Erdbeerkuchen zu verbieten, sondern darum, zu einem gesunden Maß zurück zu finden. Der Autor zeigt Überlegungen auf, die weltweit diskutiert werden, um das Thema „Zucker“ in den Griff zu bekommen.

Es geht um unsere Gesundheit. In diesem Sinne hat Hans-Ulrich Grimm hat wichtiges Buch geschrieben. Er klärt auf über die Gefahren des Zuckers und über die mafiösen Strukturen zur Verharmlosung des Zuckers und zu seiner Verbreitung in industrialisierte Nahrungsmittel. Es handelt sich um ein wichtiges Aufklärungsbuch, das sehr zu empfehlen ist.

Bewertung vom 17.08.2016
Sprenger, Reinhard K.

Die Entscheidung liegt bei dir!


ausgezeichnet

Glück folgt der Entschiedenheit

Nach den Werken „Mythos Motivation“ und „Das Prinzip Selbstverantwortung“ stellte sich Reinhard Sprenger die Frage, wie die für Führungskräfte in Unternehmen formulierten Thesen auf das Privatleben übertragen werden können. Das Ergebnis befindet sich in dem vorliegenden Werk. Die Kernaussage des Buches ist identisch mit dem Titel „Die Entscheidung liegt bei dir!“. Das Buch halte ich für empfehlenswert.

Im Wesentlichen geht es darum, das Heft des Handelns zu übernehmen, Gestalter des eigenen Lebens zu werden, Wahlfreiheit zu erkennen und zu nutzen. Wenn man die beiden Vorgängerbücher kennt, ist man über diese Thesen nicht überrascht. Sprenger beschreibt eine Philosophie der Selbstverantwortung, die auch außerhalb der Werkstore der Unternehmen gilt. In dem Buch verallgemeinert er seine bekannten Thesen.

Das Buch gliedert sich in die drei Teile „Entscheiden können“, „Entscheiden lassen“ und „Entschieden leben“. Im ersten Teil räumt der Autor mit sogenannten Sachzwängen auf. Wir haben die Freiheit zu entscheiden, welchen Weg wir einschlagen, müssen aber die Konsequenzen tragen. Im zweiten Teil macht Sprenger deutlich, was passiert, wenn die Energie nicht von innen, sondern von außen kommt. Die Metapher „Zuckerbrot und Peitsche“ beschreibt diese Situation treffend. Bereits aus „Mythos Motivation“ ist bekannt, dass Belohnung die Motivation zerstört. Im dritten Teil stehen selbstbestimmtes Leben und seine Folgen für das eigene Befinden im Fokus.

Das Buch steckt voller knackiger Kernsätze („Was Sie wirklich wollen, das tun Sie“, „Handeln statt Jammern!“, „Nur Freiheit macht verantwortlich“ u.v.a.m.), die Sprenger anhand von Beispielen untermauert. Die Leitgedanken vermittelt er den Lesern fast schon penetrant. So gesehen hätte das Buch auch bei gleichem Inhalt wesentlich dünner sein können. Sprengers Argumentationsketten überzeugen. Er moralisiert nicht, stattdessen benennt er den Preis des Handelns. Positives Denken ist kein Ersatz für eine aktive Rolle im Leben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2016
Droste-Laux, Michael

Das Säure-Basen-Erfolgskonzept


sehr gut

Ganzheitliche Betrachtungen zur Gesundheit

Autor Michael Droste-Laux beschäftigt sich in diesem Buch mit dem menschlichen Säure-Basen-Haushalt und seinem Einfluss auf den Stoffwechsel. Dabei favorisiert er einen ausgewogenen ganzheitlichen Ansatz. „Erfahrungsheilkunde und wissenschaftliche Erkenntnisse schließen sich nicht aus, sondern berücksichtigen einander und ergänzen sich.“ (216) Im Fokus stehen nicht nur Fragen zur Ernährung, sondern auch zur Körperpflege und zur Lebensweise.

In den ersten drei Kapiteln geht es um Grundfunktionen der Organe, die mit dem Stoffwechsel zu tun haben und den Einfluss der Säuren und Basen auf die Verarbeitung. Die Leser erfahren u.a., was unter Verschlackung zu verstehen ist und in späteren Kapiteln, wie diese beseitigt werden kann. Für Übersäuerung gibt es innere und äußere Ursachen. Großen Einfluss hat dabei die Ernährung und so wundert es nicht, dass Limonaden, Fruchtsäfte und Cola die Balance stören.

Michael Droste-Laux steht mit seinen Ausführungen in Einklang mit anderen Autoren (z.B. mit Hans-Ulrich Grimm in „Garantiert gesundheitsgefährdend“), wenn er vor Süßstoffen und zu viel Zucker warnt. Auch seine Bedenken gegen Trans-Fettsäuren werden von anderen Autoren geteilt (z.B. von Bruce Fife in „“Gelenkschmerzen“). Aber auch einseitige Rohkost wird aus dem Blickwinkel der Übersäuerung kritisch gesehen.

Der Autor beschreibt zahlreiche Befindlichkeitsstörungen durch Übersäuerung und benennt Gegenmaßnahmen. Diese bestehen nicht nur in Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten, sondern umfassen auch Pflegemaßnahmen wie z.B. basische Bäder. Es handelt sich tlw. um Wohlfühlkonzepte, die unabhängig vom Säurehaushalt einfach der Entspannung dienen. In diesem Sinne ist das Buch breit angelegt.

Droste-Laux bemängelt, dass wirtschaftliche Interessen in unserem Gesundheitssystem Priorität haben. „Die ständig neuen Gesundheitsreformen erfüllen nur den Zweck, am Symptom Finanzierung mit regelmäßigen Beitragserhöhungen herumzudoktern, ohne ursächlich und mit Ernsthaftigkeit eine „gesunde Gesellschaft“ anzustreben.“ (189) Er ist der Meinung, dass viele Menschen das mittlerweile verstanden haben und eigeninitiativ tätig werden, wenn es um ihre Gesundheit geht. Das Buch halte ich für ausgewogen und empfehlenswert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2016
Kipp, Janne J.

BIZ - Der Turmbau zu Basel


sehr gut

Die Entwicklung der BIZ und ihr Einfluss auf das globale Finanzsystem

Die „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ) mit Sitz in Basel ist trotz ihrer Bedeutung für weitreichende währungspolitische Entscheidungen, z.B. der Gestaltung der Europäischen Währungsunion, kaum in der Öffentlichkeit bekannt. Janne Jörg Kipp berichtet in diesem Buch über die Geschichte, Bedeutung und Machenschaften der BIZ.

Zu den Mitgliedern zählen 60 Zentralbanken. Die BIZ ist überstaatlich und faktisch nicht kontrollierbar. Regierungsorganisationen haben in dieser Bank nichts zu sagen. Sie wird von internationalen Zentralbankiers geleitet. Da sich die Präsidenten der Zentralbanken regelmäßig in Basel treffen, ist Ihr Einfluss auf die Zins- und Geldpolitik sehr hoch.

Autor Kipp erläutert ausführlich die Gründungsgeschichte der BIZ und widmet den nicht ruhmreichen Verstrickungen mit dem Dritten Reich ein eigenes Kapitel. Aber die BIZ wurde nach dem Krieg nicht aufgelöst. „Die Einlagen bei der BIZ waren gegen Zugriffe geschützt, und so bot sich die Bank … vor allem für die Goldbestände der Zentralbanken weiter an.“ (139)

In späteren Jahren förderte die BIZ den Aufbau der Euro-Zone. Aktuell während der Euro-Krise könnte sie eine wichtige Rolle spielen bei der Abwicklung einer zu erwartenden Währungsreform. Kipp beschreibt das Szenario und gibt Tipps, wie Vermögenswerte geschützt werden können.

Der Autor hat sich intensiv mit der Materie beschäftigt. Seine Recherchen sind tiefgehend. Er unterscheidet deutlich Sachverhalte von eigenen Spekulationen. Das für Verbraucher besonders interessante Kapitel über Anlagemöglichkeiten „Was Sie unternehmen können“ hätte umfassender sein können. Der Fokus liegt auf dem Thema „Geschichte der BIZ“.

Bewertung vom 16.08.2016
Sprenger, Reinhard K.

Radikal führen, m. 1 Buch, m. 1 E-Book


sehr gut

Das (zeitlose) Kerngeschäft der Führung

In „Radikal führen“ analysiert Reinhard Sprenger das Führungsverhalten der Manager. Es sind Parallelen erkennbar zu Aussagen in seinen früheren Werken. Dennoch handelt es sich nicht um Wiederholungen. Die Zielsetzung ist eine andere. Sprenger bringt in diesem Buch auf den Punkt, was an Führung essenziell ist. Er destilliert aus dem Führungsverhalten der Manager zeitlose Kernaufgaben der Führung heraus.

Der Zweck der Führung besteht darin, das Überleben des Unternehmens zu sichern. Sprenger unterscheidet nicht zwischen guter und schlechter, sondern zwischen erfolgreicher und nicht erfolgreicher Führung. Führung wird für Erfolg bezahlt. Zu den Kernaufgaben zählt Sprenger „Zusammenarbeit organisieren“, „Transaktionskosten senken“, „Konflikte entscheiden“, „Zukunftsfähigkeit sichern“ und „Mitarbeiter führen“.

Die Besinnung auf gemeinsam zu lösende Probleme führt auf natürliche Weise zu Zusammenarbeit. Ein Unternehmen überlebt wirtschaftlich, wenn es Probleme der Kunden löst. Ein „Das ist nicht mein Problem!“ darf es im Unternehmen nicht geben und sollte zur Abmahnung führen. Die Organisation des Unternehmens muss sich am Auftrag des Kunden orientieren. Pragmatiker sind gegenüber Perfektionisten und Idealisten vorzuziehen.

Auffallend sind in Sprengers Büchern die Betonung der Individualität („Fair ist es, Menschen nach ihrer Art zu behandeln. Nicht nach Ihrer.“ [Aufstand des Individuums]), die Favorisierung einer Vertrauenskultur („Indem Sie Vertrauen, gehen Sie als Chef davon aus, dass der Mitarbeiter ihr kooperatives Verhalten nicht ausbeutet.“ [Vertrauen führt]) und der Wunsch nach Abbau von staatlicher Bürokratie („Der Staat beschäftigt sich zu 90 Prozent mit Problemen, die er selbst erzeugt hat.“ [Der dressierte Bürger]). Diese Leitgedanken finden sich in „Radikal führen“ wieder.

Eine Führungskraft muss die Entscheidbarkeit von Ziel- und Wertkonflikten sichern. Sie muss stören, hinterfragen, infrage stellen. Selbstführung ist zu ermöglichen. Dennoch gibt es nach Sprenger keine Erfolgsrezepte, sondern nur Zutaten. Seine Bücher zählen seit Jahrzehnten zu den wichtigen Zutaten einer erfolgreichen Führung, wenngleich ich die Originalität von „Mythos Motivation“ in diesem Buch ein wenig vermisse.