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easymarkt3
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Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2023
Guns, Priya

Dein Taxi ist da


sehr gut

Bedrückende Lebensverhältnisse – aufrüttelnd.
Das auffällige, comichafte Cover ist in knalligen Farben gestaltet, und genauso jung, direkt ist die Wortwahl und der Schreibstil in diesem gesellschaftskritischen, politischen Roman voller Sozialkritik gehalten. Nach einer gewissen anfänglichen Monotonie in den wiederholten Beschreibungen von Taxi-Fahrt, Einkaufen, nach Mama sehen schält sich die Taxifahrerin Damani heraus aus ihrem kargen Alltag voller unbezahlter Rechnungen, Schlafmangel, Unterbezahlung. Insgesamt geht es ums Überleben und Trauer, um Homosexualität, Rebellion gegen derzeitige Gesellschaftsstrukturen zwischen Arm und Reich, um Rassismus, um Identität nach Immigration. Damani als rebellische, starke Hauptfigur kommt ehrlich und authentisch daher, aber den Kampf um bessere Arbeitnehmerrechte besonders auch für Immigranten zusammen mit ihren Freunden auf Demonstrationen scheint erfolglos zu enden. Dass Liebe zwischen verschiedenen sozialen Schichten, zwischen Weißen und Schwarzen möglich sein könnte, steht auch im Raum. Insgesamt ein explosives Paket an Sozialkritik, festgemacht an der interessanten Persönlichkeit der Taxifahrerin – lesenswert.

Bewertung vom 19.04.2023
Jennings, Karen

Eine Insel


sehr gut

Die eigene traumatische Vergangenheit aufarbeiten – berührend!
Im Cover kunstvoll versteckt zeichnet sich ein Gesicht aus den ausrollenden Wellen, in der Gischt des Meeres ab. Beim genauen Hinsehen findet sich auch ein einsamer Insulaner am unteren Rand, der diesem Eiland seinen persönlichen Fußabdruck nicht nur im Sand hinterlässt, nicht ganz wie Robinson Crusoe. Im Buch geht es um dekadente, korrupte Machtverhältnisse mit Diktatoren, deren Politik Menschen entwurzelt, die daraufhin in ihrem ganzen schwierigen Leben nach Identität, neuer Verortung scheinbar vergeblich suchen. Schwach, schuldbeladen und voller Reue im Alter – ohne wahre Mitmenschlichkeit und Solidarität – so entpuppt sich das Leben der Hauptfigur, das veranlasst durch das Anspülen eines rätselhaften Schiffsbrüchigen in Erinnerungsfetzen wieder hochkommt. Wie gerne wäre er ein Mensch mit Familie gewesen statt im Alter voller Angst, Engherzigkeit und Feindschaft einsam zu enden. Der auffällige Schreibstil ist teils poetisch, teils die Gesellschaft kritisierend. Insgesamt ein lohnenswertes Lesevergnügen!

Bewertung vom 18.04.2023
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Ein guter Roman zum Aufrütteln!
Unter dem Titel des Romans Die spürst du nicht konnte ich mir zunächst keinen Reim machen. Aber es entwickelt sich ein abwechslungsreicher, tiefgründiger Roman über die besondere Flucht-Geschichte einer Familie aus Somalia, die hier eine breite Plattform findet mit all ihrem teils tödlichen, sehr traurigen Drama auf ihrem Fluchtweg über viele Jahre bis zur Ankunft in Wien. Durch Chats aus Foren, Mails oder. aus Kommentaren in Internet-Foren, auch in Pressemitteilungen wird eine Erzählebene angeboten, die die breite Öffentlichkeit mit teils emotionalen, teils zynischen, provokanten Kommentaren mit einfließen lässt und so dem Roman viel Schwung und Dramaturgie verleiht. Der Schreibstil ist direkt, oft zynisch, aber klar und verschiedene Charaktere der Hauptfiguren kontrastreich authentisch, realistisch umrissen hat in verschiedenen Kulturen – hier christlich und wohl situiert, dort muslimisch und hilfsbedürftig geprägt. Die Probleme durch starke Zuwanderung sind bewegend fest gehalten. Das Cover ist wenig ansprechend kreiert. Ein tiefsinniges Lesevergnügen ist der Roman trotzdem.

Bewertung vom 17.04.2023
Winkler, Franziska

Träume aus Eis (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Traum wird wahr – lesenswert!
Ein wenig Geschichte um die Eisherstellung von JOPA zu Anfang des 20- Jahrhunderts ist hier fiktiv einfühlsam verwoben mit fiktiven Personen neben der Hauptfigur Josef Pankofer in München. Aufgelockert wird der Schreibstil durch den herzhaften, deftigen bayrischen Dialekt. Inhaltlich imponiert schon diese Erfolgsgeschichte des ‚Eis am Stiel‘ trotz der Weltwirtschaftskrise, dem Ruin der Banken, der großen Arbeitslosigkeit und der ständigen Sorge ums Geld. Die porträtierten Figuren wie Fanny oder Ludwig im Besonderen gefallen mir in ihrer mitmenschlichen herzhaften, treuen, helfenden Art. De betonte Zusammenhalt der Familie ist von vielen Schicksalsschlägen getroffen glaubhaft heraus gearbeitet in einem liebenswürdigen Schreibstil. Das passende Cover mit einem strahlenden jungen Paar im Mittelpunkt vermittelt Energie und viel Kraft und Schwung für viele zu verwirklichende Träume.

Bewertung vom 16.04.2023
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


gut

Wien um 1908 in geruhsamer Spannung.
Das Wienerische Ambiente wird nicht nur durch historische städtebauliche Gegebenheiten erzeugt, sondern auch durch den speziellen Dialekt. Mithilfe dieser geschickten Mischung kommt ein menschliches, angenehmes Flair auf mit eigener Wortwahl wie z.B. Zinshaus oder Bedienerin. Etwas inhaltlich unglaubwürdig kommt diese Bedienerin/Putzfrau in der plötzlichen Rolle als Ersatz-Kinderfrau und Zofe am Hofe des Thronfolgers Franz Ferdinand im Schloss Belvedere daher. Ebenso erstaunt mich die Wahrheitsfindung und abschließende Berichtschreibung des Kriminalbeamten Pospischil in Sachen Franz Kührer und dem Tod des kriminellen Ukrainers. Dass ein zugelaufener, streunender Hund als Spürhund eingesetzt werden kann, kommt überraschend. Das Gemälde ‚Der Kuss‘ des Malers Klimt muss um 1908 allein schon aufgrund seiner bunten Ornamentik und japanischen Einflüssen als extrem abstrakt, zu modern empfunden worden sein, passt aber sehr gut in die heutige Kunstwelt. Insgesamt trotz einiger inhaltlicher Fragezeichen ein unterhaltsamer Krimi.

Bewertung vom 14.04.2023
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die letzte Lügnerin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Gute, bunte Mischung von Charakteren
Gute Zusammenarbeit zwischen verschiedenen juristischen Instanzen in Berlin wird geboten mit sehr verschiedenen Charakteren: der emotionslose, Fakten sammelnde Gerichtsmediziner Doktor Justus Jarmer und der Strafverteidiger Rocco Eberhardt. Korruption und zwielichtige Immobilien-Geschäfte in Berlin könnten auch aktuell ähnlichen politischen Gegebenheiten entlehnt sein. Taktisch elegant springt die Aufklärung dieses Polit-Thrillers vier Monate vor und zurück zu mehreren Verhandlungstagen mit jeweils neuer, kreativer Beweislage bis zur überraschenden Wende vor der Urteilsverkündung – spannend mit nachvollziehbaren Fakten gespickt. Sehr interessant fand ich die detaillierte Beschreibung, wie man professionell einen Fingerabdruck tatsächlich fälschen kann. Dass GPS-Tracker manipulierbar sind, war mir ebenso neu – sehr aufschlussreich und überzeugend beschrieben. Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.04.2023
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


sehr gut

Der Fluch der Frauen, die mit Totenbeschwörung zu tun haben – interessante Magie!
Eine magische Geisterwelt, die schattenhafte Totenwelt wird herauf beschwört, nicht nur zu Allerseelen auf Trinidad, einer tropischen Insel. Es geht um das magere Überleben eines Rastaman namens Emmanuel Darwin und um einen alten Friedhof mit ihm als Totengräber. Daneben geht es um das anormale Leben von besonderen Frauen, die seit vielen Generationen auf einer alten Kakaoplantage leben. Yejide als jüngster weiblicher Spross kann ebenso die Toten hören, sehen und spüren seit dem Tot ihrer Mutter. Um diese Figuren spinnt sich eine dramatische Geschichte mit Leichenfledderei, um scheinbare Halluzinationen und um den Wunsch des Normalseins. Der virtuose Schreibstil verhilft diesem Roman zu echtem 3d-Leben rund um Darwins Träume und Prophezeiungen der Mutter. Den Buchtitel finde ich etwas irreführend: Raben als Begleiter der Toten und sehr bunte Papageien als Vertreter des Lebens finden Erwähnung, aber der direkte Bezug fehlt mir leider. Das Cover mit seiner bunten Blättervielfalt passt in die tropische Inselwelt.

Bewertung vom 11.04.2023
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


gut

Die Zeit der italienischen Renaissance lebendig präsentiert.
Florenz im 15. Jahrhundert war wohl eine mächtige, reiche, prächtige Stadt zur Zeit der italienischen Renaissance, voller endloser Intrigen, Verrat, aber auch scheinbar aussichtslose Liebe zwischen Männern und Liebenden aus zu verschiedener Ständen. Eine lebendige Szenerie wird hier geschildert. Sehr breit wird in diesem historischen Roman auch auf die Kunst mit ihren berühmten Malern wie Leonardo da Vinci und Botticelli, ihrem problematischen Werdegang, ihren Interessen eingegangen. Auch die besondere, teils vielfältige Rolle von Frauen kristallisiert sich klar heraus. Das politische Machtgefüge zwischen den Gilden und Stadträten mit ihrem Abstimmungsverfahren wirkt überzeugend demokratisch. Das Cover zeigt ein nur teilweise dargestelltes Liebespaar, locker umrahmt von einem blauen Tuch mit dem Unendlichkeits-Symbol und einzelnen Blumenblüten. Erwartet hätte ich hier eher das Porträt von Lorenzo de’ Medici als der Hauptfigur in großen Teilen des Romans.

Bewertung vom 09.04.2023
Stern, Claire

Sehnsucht in Sirmione aus der Reihe Liebe am Lago di Garda


gut

Eine Frau im reiferen Alter!
Beschrieben werden touristisch interessante Sehenswürdigkeiten rund um Sirmione am Gardasee. Die landschaftliche Schönheit, das angenehme Klima nebst regionalen kulinarischen Köstlichkeiten kommen auch nicht zu kurz in dieser romantischen Urlaubsszenerie, die auch zum Kuren einlädt. Viel Betonung wird auf Freundschaft unter Frauen gelegt sowie auf Ehrlichkeit und Vertrauen innerhalb der Familie und zwischen Partnern. Schwul sein in italienischen katholischen Familien könnte Anlass zu unnötiger Lügerei sein, doch im Roman kann auch diese Hürde durch starke Familienbande überbrückt werden. Mit einer Leichtigkeit im Schreibstil folgt man als Leser sehr gerne diesen angenehmen Kulissen Italiens, lässt sich auch in Urlaubstimmung versetzen und kann die Sehnsucht nach der wahren Liebe gut nachempfinden. Insgesamt eine leicht verdauliche, sommerliche Urlaubslektüre!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.04.2023
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


sehr gut

Vom verborgenen Nachtleben der Tiere, den Menschen eingeschlossen.
Wie Wildtiere sich an veränderte Lebensraumbedingungen anpassen, können wir hautnah mitverfolgen, die wir direkt an einem Waldgrundstück angrenzend wohnen, ohne Zäune und Gartenbeleuchtung, und wir mittels aufgestellter Nachtkameras versuchen Anteil zu nehmen an der Vielzahl bisher angetroffener Tiere: Füchse, Dachse, Rehe, Katzen, Mäuse, Fledermäuse, Vögel. Auch die Spurensuche, warum so viele Tiere hauptsächlich seit den Dinosauriern nachtaktiv sind, finde ich interessant. Die Nennung so vieler mir bisher unbekannter Tierarten hat mich zum eifrigen Googeln animiert. Das Problem der Lichtverschmutzung, dem Verlust der Nacht, habe ich bisher nicht aus solch negativer Sicht nicht nur für die Tierwelt wahrgenommen. Fun Facts bieten oft einen angenehmen, teils lustigen Schlussakzent mancher Kapitel. Insgesamt ein für mich aufschlussreiches Lesevergnügen.