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melange
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Insgesamt 923 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2020
Goldin, Megan

The Escape Game - Wer wird überleben?


ausgezeichnet

Kleine Sünden werden sofort bestraft, große brauchen länger

Zum Inhalt:
Vier Börsenmakler sind zwar verwundert, als sie an einem Freitagabend einbestellt werden, zieren tun sie sich trotzdem nicht: Die Geschäfte liefen nicht gut, eine Stelle wird frei und die Bonuszahlungen stehen an, - wer will da schon private Gründe für ein Nicht-Kommen vorschützen? Doch dann stecken sie gemeinsam in dem dunklen Aufzug fest und bekommen Hinweise, die auf ein Spiel schließen lassen. Erst gibt man sich amüsiert, dann verärgert und schließlich wird aus dem Spiel blutiger Ernst, als der unsichtbare Spielleiter sie aneinander zweifeln lässt.

Mein Eindruck:
Bis kurz vor Schluss liefert Megan Goldin einen perfekten Thriller ab. Dazu nutzt sie einen zweigeteilten Aufbau: Die eine Seite befasst sich mit dem Geschehen im Aufzug, welches immer weiter aus dem Ruder läuft und dadurch so spannend wird, dass man sich anfangs den Teil um die Ich-Erzählerin Sara am liebsten sparen würde. Hier begibt sich die Autorin einige Zeit in die Vergangenheit und beschreibt die Arbeitsumstände in der renommierten Firma, die Sara als Anfängerin wie der Inbegriff des Paradieses vorkommt. Doch dann zieht Goldin auch dort das Tempo an und lässt ihre Leser Theorien zum Urheber des Geschehens im Aufzug entwickeln, die sie ihnen nach kurzer Zeit wieder um die Ohren haut. Dazu erhält man einen Einblick in die Szene, die ebenso brutal wie oberflächlich agiert, - dass es in diesem Milliardengeschäft nicht nur um bildliche, sondern um buchstäbliche Leichen geht und Gefühle nur stören, macht die Autorin sehr schnell und fundiert klar. Und so hechelt der geneigte Leser auf beiden Spuren dahin um am Schluss vollständig aufgeklärt Genugtuung zu erfahren. Leider begleitet von einem dicken Logikloch, - doch wen kümmert schon die Logik, wenn das Ende gefällt?

Mein Fazit:
Man bangt, hofft und lässt strafen, - das Leserleben kann schön sein

Bewertung vom 22.03.2020
Eckert, Guido

Charming Boy


sehr gut

Trau, schau, wem

Zum Inhalt:
Sebastian Heiter ist ein Meister der Manipulation. Der neue Mitarbeiter einer Berliner Zeitung nutzt nicht nur seine Fähigkeiten in Bezug auf moderne Technologien, um seine Kollegen auszuspähen. Mit dem gewonnenen Wissen wendet er die Technik des „Spiegelns“ an und gaukelt vollstes Verständnis und einen Gleichklang der Seelen vor, - vorzugsweise bei der weiblichen Belegschaft. Doch auch er ist nur eine Marionette, an deren Fäden gezupft wird.

Mein Eindruck:
Leider gibt der Klappentext ein verfälschtes Bild des vielschichtigen Inhalts wieder. Heiter verhält sich eher großkotzig und anmaßend als charmant, seine Hackerqualitäten lässt er im Hintergrund spielen und seine Affäre kommt ihm nicht wirklich auf die Schliche. Dieses Manko lässt sich jedoch gut verschmerzen, denn: Was nützt ein guter Klappentext, wenn er ein schlechtes Buch bewirbt? Dann doch lieber umgekehrt!
Charming Boy ist ein perfektes Buch für Verschwörungstheoretiker, die in den neuen Techniken vor allen Dingen Möglichkeiten des Ausspionierens auf allen Ebenen sehen. Dass sich der Protagonist zusätzlich als Psychopath entpuppt, der seine Fähigkeiten nicht nur für den Auftrag, sondern auch für sein Privatvergnügen nutzt, sorgt für eine noch mulmigere Stimmung, in die Eckert seine Leserschaft versetzt. Die eingesetzten technischen Spielereien und die perfiden Machenschaften überraschen nicht nur die Gegenspieler Heiters, - etwas, das einen guten Krimi belebt und von der Masse abhebt.
Der Stil Eckerts ist zumeist fesselnd und seine Story lässt fiebern. Zwar gibt es kleine Löcher in der Abfolge (die einfach nicht thematisiert werden), doch Eckert erzählt so charmant über diese Löcher hinweg, dass sie einem erst drei Seiten später auffallen, um dann achselzuckend vergessen zu werden.
Besonders kunstvoll das Ende: Passgenau zur Figur des Hauptcharakters. Und mit der offenen Frage nach einem Nachfolge-Roman.

Mein Fazit:
Böse. Sehr, sehr böse

Bewertung vom 13.03.2020
Henn, Carsten Sebastian

Der Gin des Lebens / Kulinarische Kriminalromane Bd.1


ausgezeichnet

Leckerer Familien-Cocktail mit einem Schuss Krimi

Zum Inhalt:
Nach einem verpatzten Heiratsantrag suhlt sich Bene im Selbstmitleid über sein verkorkstes, nicht mehr ganz so junges Leben. Doch dann holt ihn ein Andenken an seinen verstorbenen Vater aus der Lethargie: Eine Flasche selbst gebrannter Gin; fantastisch im Geschmack nur leider ohne Rezept. Bene entdeckt eine Spur nach Plymouth und fährt kurz entschlossen nach England. Und dort schlägt sein Herz bald nicht nur wegen der spannenden Suche nach dem Vermächtnis seines Vaters höher.

Mein Eindruck:
Das Genre „Roman“ hätte zwar besser als „Kriminalroman“ gepasst; - gelungen ist Carsten Sebastian Henns Geschichte rund um eine möglicherweise zu Unrecht verkannte Spirituose auf jeden Fall.
Mit viel Witz und wunderbar pointiert erschafft er ein liebenswertes Ensemble von Haupt- und Nebencharakteren, welches er in einer bildhaft gestalteten Umgebung agieren lässt. Die in das Buch eingestreuten Erklärungen zu Gin, seiner Herstellung und ein paar Anekdoten dazu stören den Lesefluss überhaupt nicht, sondern beleben das Buch auf eine spritzige Weise. Kapitel fließen genüsslich wie der Alkohol und die einzelnen Überschriften (Zitate, die sich irgendwie mit Genuss von hochprozentigen Getränken beschäftigen) zaubern allesamt ein Lächeln ins Gesicht der Lesenden.
Ein Wermutstropfen fällt jedoch in den Cocktail: Die Toten, mit denen Henn seine Story ausschmückt, sind einem herzlich gleichgültig (ja, selbst die mit den tragischen Auswirkungen auf Bene und die neue Dame seines Herzens), dieses Buch hätte ganz fantastisch nur mit den Lebenden funktioniert. Und da die Geschichte als Kriminalroman beworben wird, werden diese in zum Teil absurde und holprige Handlungen verstrickt, bei denen die Glaubwürdigkeit extrem auf der Strecke bleibt.
Doch auch wenn das Ende dadurch zu hoch destilliert erscheint, gefällt der versöhnliche Abschluss und die Kochrezepte nach dem Epilog laden zum Ausprobieren ein.

Mein Fazit:
Eine sehr witzige Familiengeschichte mit Krimitouch

Bewertung vom 10.03.2020
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


ausgezeichnet

Der schmale Grat

Zum Inhalt:
Lyle und Peg leben im ländlichen Wisconsin gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter Shiloh und deren Sohn Isaac, einem fünfjährigen, aufgeweckten Sonnenschein. Obwohl Lyle nach dem Tod seines Babys vor vielen Jahrzehnten den Glauben an Gott verloren hat, geht er jeden Sonntag in die Kirche, weil man das auf dem Land eben so macht und weil Peg nach wie vor darauf besteht. Im Gegensatz dazu ist Shiloh tief gläubig und zieht den Kreis einer fundamentalistischen Kirche vor, - auch deshalb, weil sie sich in den Prediger Steven verliebt hat. Shiloh wendet sich von ihren Eltern ab und geht völlig in der Vereinigung auf, gemeinsam mit Isaac, der dadurch in große Gefahr gerät.

Mein Eindruck:
Durch die wahre Geschichte eines Mädchens inspiriert, welches durch unterlassene Hilfeleistung zu Tode kam, widmet sich Nickolas Butler in seinem Buch einer Familie, die durch Uneinigkeit in Glaubensfragen tief erschüttert wird. Dabei gefällt insbesondere, dass Butler, der sich trotz der Erzählung in der dritten Person an der Sicht seines Protagonisten Lyle orientiert, dem Antagonisten Steven einige positive und liebenswerte Aspekte gönnt.
Butler beschreibt hauptsächlich den zumeist beschwerlichen Alltag von Menschen, die im ländlichen Wisconsin leben, aber genauso intensiv lernt man die kleinen Freuden kennen, die sich durch die Natur und die Freundschaft immer wieder zeigen. Trotz einiger Dramatik wie die Krankheit eines engen Freundes und natürlich die Abwendung Shilohs, welche mit dem Entzug des geliebten Enkelsohnes einhergeht, ist das Leben ein beschaulicher Fluss.
Doch so sehr einen Butler einlullt, verliert er nie das Ziel aus den Augen, seine Leser aufzurütteln und vor den Gefahren zu warnen, die ein Glaube anrichten kann, der die Grenze zum Fanatismus überschreitet.

Mein Fazit:
Bringt zum Nachdenken, zum Lachen und manchmal auch zum Weinen

Bewertung vom 06.03.2020
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


sehr gut

Ein Sizilianer in Venedig

Zum Inhalt:
Nachdem Antonio Morello der Mafia in seiner Heimat Sizilien einen schweren Schlag versetzt hat, wurde er dort zum „freien Hund“ erklärt und ist damit jemand, auf dessen Tod ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Das kostete seiner Frau und seinem ungeborenen Kind das Leben.
Sein Vorgesetzter versetzt ihn deshalb nach Venedig, in die Stadt, in der es keine größeren Verbrechen gibt; schon gar nicht durch die Mafia. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und Morello fängt in den trüben Lagunen zu stochern an, nachdem ein junger, reicher Umweltaktivist ermordet wird. Bald zeigt sich, dass auch hinter edlen Fassaden der Moder lauert.

Mein Eindruck:
Ja, Venedig und Polizei geht auch ohne Brunetti, wie Schorlau und Caiolo eindrucksvoll beweisen. Der von ihnen kreierte Polizist hat zwar ebenfalls Humor und bemüht sich um ein gutes Auskommen mit seiner Umwelt, aber er hat auch Flecken auf der Seele. Die Autoren sind am stärksten, wenn sie diese Flecken thematisieren: Heimweh, Verlust und der unerschütterliche Glaube an das Recht, - koste es, was es wolle.
Das Zeigen der Durchdringung der Gesellschaft durch das Krebsgeschwür Mafia im feinen Venedig und die Erwähnung vieler Politiker Italiens in diesem Zusammenhang dürfte den Autoren nicht viele Freunde eingebracht haben, - jedoch möglicherweise einige Verleumdungsklagen. Oder erscheint der Krimi nur in Deutschland?
Ein weiterer positiver Aspekt der Geschichte zeigt sich im Zusammenspiel des Teams, das insbesondere zu Beginn nicht reibungslos funktioniert (was den Roman umso glaubwürdiger macht).
Der Fall selbst und insbesondere die Auflösung mit der Verwicklung eines Charakters fallen dagegen ab. Hier hätten sich die Autoren gegen das Überraschungsmoment entscheiden sollen, da einige frühere Verhaltensweisen der Figur in diesem Zusammenhang nicht stimmig erscheinen.
Nichtsdestotrotz gefallen Stil, Humor und die temperamentvollen Einschübe in italienischer Sprache und ein nächster Fall will – mit eingeführtem Team – gerne gelöst werden.

Mein Fazit:
Italienische Lebensart und Verbrechen – darauf einen Espresso

Bewertung vom 04.03.2020
Zantingh, Peter

Nach Mattias


ausgezeichnet

Geht an die Nieren

Zum Inhalt:
Mattias ist tot. Er ging aus dem Haus, nachdem er sich mit seiner Freundin Amber gestritten hatte und kehrte nicht mehr zurück. Dieses Buch schildert die Zeit danach und wie es Amber, seinem Freund Quentin, seinen Eltern und Großeltern ergeht. Doch auch eigentlich fremde Menschen werden durch Mattias Ableben oder die Gründe dafür aus der Spur geworfen, - die einen mehr, die anderen weniger. Und alle müssen damit klarkommen, dass das Unerwartete selbst die positivsten Gemüter treffen kann.

Mein Eindruck:
Trauerbewältigung? Ja, auch das ist Teil des Buches, aber nicht nur. Zwar lernen seine Leser vor allen Dingen die Sicht von Partnerin, Familie und Freund auf das tragische Ableben von Mattias kennen, - aber auch andere Personen sind mittelbar davon betroffen. Die Idee des Autors, seine Leser erst nach der Mitte des Buches und selbst dann noch langsam in die Umstände des Todes einzuweihen, erhöht dabei Spannung und Neugierde und führt zusätzlich zu einem Zurückblättern, da man erst zu diesem Zeitpunkt gewisse Reaktionen richtig einschätzen kann. Doch selbst ohne diesen Kunstgriff geht das Buch an die Nieren, wenn Zantingh Kleinigkeiten schildert wie zum Beispiel den Umgang der Freundin mit dem erst nach Matthias’ Tod gelieferten Fahrrad. Tragisch fast, wie der Verlust des immer von allem begeisterten Matthias bei Teilen seiner Angehörigen eine solche Lücke reißt, dass sie sich nicht nur in ihrer Trauer verlieren, sondern sich voneinander abkapseln statt sich zur Seite zu stehen. Jeder trauert für sich allein, keiner ist dem anderen eine Stütze, die Sprachlosigkeit zieht sich durch viele Seiten.
Versöhnlich dann jedoch der Schluss; es bleibt zu hoffen, dass aus dem Silberstreif am Horizont etwas Gutes erwächst.

Mein Fazit:
Sehr traurig, sehr berührend, einfach gute Literatur

Bewertung vom 28.02.2020
Klay, Rose

Die Tochter - Deiner Vergangenheit entkommst du nicht! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Perfekt

Zum Inhalt:
Kathi lebt mit ihrer Tochter Lucy mehr schlecht als gut im Dorf ihrer Kindheit. Ihre Familie hat eine dunkle Vergangenheit und Lucys Vater verschwand kurz vor der Hochzeit. Leider wird das Misstrauen gegenüber Kathi auch auf ihre Tochter übertragen und Lucy wird immer stiller. Kathi versucht, die Situation zu verbessern und bekommt dabei Schützenhilfe von Jennifer, die gerade erst in das Dorf gezogen ist und reich geheiratet hat.
Als plötzlich ein Kind verschwindet, zeigen sich die Abgründe in der ehrenwerten Dorfgemeinschaft, - und Kathi ist mittendrin.

Mein Eindruck:
Es ist beeindruckend, was Rose Klay aus ihrer Idee gemacht hat; dass es sich um ein Debüt handelt, ist kaum zu glauben. Sehr geschickt baut sie auf ihren Prolog auf, der trotz genauer Beschreibung sein Geheimnis erst kurz vor dem Ende des Buches enthüllt. Die Gefühle ihrer Personen – insbesondere die der Protagonistin – sind wunderbar beschrieben, ohne zu blumig ins Absurde abzudriften. Doch nicht nur die Menschen besitzen Tiefe, auch die Umgebung hat ihren Reiz, - egal ob die Düsternis verfallener Gebäude, schicke Villen oder die schäbige Wohnung Judiths. Gut gefällt insbesondere die Figur eines Nebencharakters mit Einschränkungen, die so differenziert ausgearbeitet ist, dass Judith selber an deren Gutmütigkeit zweifelt.
Klay schreibt mitreißend und hält ihren Spannungsbogen konstant straff; kleinere Mängel im Stil sind dadurch Nebensache und werden gerne überlesen. Ihre glaubwürdigen Charaktere agieren stringent, es macht Spaß, wenn offene Fragen (selbst die, die man gar nicht so schnell gestellt hat) ihre Antworten im Verlauf der Geschichte finden. Die Aufklärung ist für geübte Thriller-Leser ein klein wenig vorhersehbar, das Buch punktet trotzdem mit einer sehr guten Nebenhandlung und einem sympathischen Epilog.

Mein Fazit:
Ich wünsche mir mehr von dieser Autorin, gerne auch bald

Bewertung vom 25.02.2020
Burns, Anna

Milchmann


weniger gut

Aber er hat doch gar nichts an!

Zum Inhalt:
18 Jahre, weiblich, im Nordirland zur Zeit der größten Unruhen, der Troubles. Das Leben der Ich-Erzählerin ist schon schwer genug, als auch noch Er sich darin breit macht: Er, der ältere Mann, Milchmann, wichtig, allgegenwärtig und leider überhaupt nicht das, was Sie sich vorgestellt hat.
Milchmann lässt nicht locker und webt sein Netz um seine Beute immer enger, bis Sie zappelt, hilflos, denn keiner glaubt ihr.

Mein Eindruck:
Anna Burns hat für diesen Roman jede Menge Preise eingeheimst und das Feuilleton überschlägt sich schier vor lauter Lobeshymnen. Doch tief in einem drin sagt das kleine Kind aus dem Märchen zu des Kaisers neuen Kleidern „aber er hat ja gar keine an!“.
Dieses Buch ist ein einziger Bandwurmsatz zwischen zwei Buchdeckeln, sehr oft bekommt man den Eindruck, dass eine Quasselstrippe erster Güte einen unter Metaphern, Rückblicken, Erklärungen, Reflektionen und tiefsinnigen Gedanken zu erdrücken versucht. Milchmann hat nur wenige Kapitel, fast keine Absätze aber eine Unmenge an Wörtern, die schlimmer stalken als der titelgebende Antagonist des Buches.
Man kann es als künstlerisch wertvoll erachten, dass die Personen keine Namen haben, sondern nur als Beziehung oder Beruf genannt werden, Man kann es aber auch ermüdend finden. Möglicherweise hat sich die Autorin etwas dabei gedacht, dass die drei kleinen Schwestern im Grundschulalter eloquenter über wissenschaftliche Probleme parlieren als so mancher altgedienter Forscher, - die Geschichte voranbringen tut es nicht.

Burns ist die erste nordirische Autorin, die den Man Booker Prize bekommen hat, zu einer Zeit, als der Brexit im Raum stand und die Einigkeit Großbritanniens beschworen werden musste. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Zwei Sterne, einen für die wenigen humorvollen Momente, einen für das Cover

Mein Fazit:
Langeweile im Gewand von hoher Kunst, ein echtes Schaf im Wolfspelz und damit ein bisschen so wie Milchmann, - nur umgekehrt

Bewertung vom 24.02.2020
Modick, Klaus

Klaus Modick über Leonard Cohen / KiWi Musikbibliothek Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gefühlvoll

Zum Inhalt:
Lukas, ein junger Gitarrist, wird von einem Lied geflasht und erfährt nach einer Weile, dass es sich dabei um „Suzanne“ von Leonard Cohen handelt. Dieses Stück öffnet ihm die Herzen dreier junger Damen, doch alles drei sind nur Staubkörner in der Zeit. Zeitlos ist allerdings das Lied und „Suzanne“ ist die Frau, die Lukas nicht mehr aus dem Sinn bekommt.

Mein Eindruck:

Klaus Modick hat mit „Leonard Cohen“ eine Hommage an den Künstler abgeliefert, der mit seiner rauchigen Stimme und den lyrischen Texten seiner Lieder fasziniert hat. Diese Faszination ist in allen „Tracks“, wie hier die Kapitel heißen, spürbar und lässt ohne Weiteres an autobiographische Züge des Geschriebenen glauben. Alter und Lebenslauf des Protagonisten passen, dessen humorvolle Beschreibung lässt einen sympathischen Umgang mit den eigenen kleinen Fehlern vermuten.
Auch im inzwischen gesetzten Alter hat Modick nicht nur die Zeit seiner Jugend nicht vergessen, er beherrscht es wunderbar, seinen Lesern diese Zeit nahezubringen, mit allem, was dazugehört, dem alten Auto, den Grenzkontrollen, die unbändige Sehnsucht nach Freiheit. Charmant die Querverweise auf Möglichkeiten, Schallplatten in Kabinen anzuhören oder die Beschreibung von alten Radiosendungen.

Der Roman ist mit etwa 100 Seiten kein Großereignis, doch diese 100 Seiten wissen eine komplette Geschichte zu erzählen, komprimiert, fast so schön und eingängig wie ein Liedtext.
Fast so schön wie Leonard Cohens „Suzanne“.


Mein Fazit:
Ein leckeres Häppchen Literatur