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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2019
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Bestie sinnt auf Rache – ein gewohnt harter und fesselnder Thriller

„Jack the Ripper ist ein wohlerzogenes Kindergartenkind im Vergleich zu Lucien Folter.“ (ebook, S. 33)

Meine Meinung:
„Jagd auf die Bestie“ ist der zehnte Fall für Robert Hunter, seines Zeichens Ausnahme-Profiler und Leiter der UV(Ultra Violent)-Einheit beim LAPD. Inhaltlich schließt das Buch an den sechsten Fall an („Die stille Bestie“), in dem Hunter seinen alten College-Freund und Serienkiller Lucien Folter zur Strecke und ins Gefängnis gebracht hat. Nun, rund 3,5 Jahre später, ist dieser aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommen – und sinnt auf Rache!

Autor Chris Carter selbst empfiehlt seinen Lesern, auch „Die stille Bestie“ gelesen zu haben, um in den vollen „Genuss“ der Lektüre dieses Buches zu kommen. Auch wenn man „Jagd auf die Bestie“ „stand alone“ lesen und verstehen kann, würde ich mich der Empfehlung Carters hier anschließen und jedem raten, mit Band 6 zu beginnen. So oder so ist man sofort von dieser Geschichte gefesselt, denn allein die grausamen Umstände von Folters Ausbruch verdeutlichen, mit was für einem skrupellosen und brandgefährlichen Gegenspieler Hunter es hier erneut zu tun bekommt. Und diesmal jagt nicht Hunter Lucien Folter – sondern umgekehrt! Es ist ein perfides und blutiges Katz-und-Maus-Spiel, das Folter seinem ehemaligen Freund („Grashüpfer“) aufzwingt, und erneut ein psychologisches Kräftemessen par excellence. Chris Carter erweist sich hiermit einmal mehr als Garant für sehr blutige, brutale, aber eben auch spannende und fundierte Thriller-Kost. Lediglich einige Passagen zwischendurch habe ich als etwas langatmig empfunden, wenn die Beschreibungen zu detailliert wurden, ohne die Handlung wirklich voranzutreiben. Dazu gab es mit dem Kapitel um die Schülerin Tracy noch einen Part mitten in der Geschichte, bei dem ich bis zum Schluss gewartet habe, dass er sich in die Haupthandlung einfügt – leider Fehlanzeige und damit leichter Abzug in der B-Note.

FAZIT:
Hart, härter, Carter. Blutige Thriller-Kost und ein fesselndes Kräftemessen zweier Ausnahme-Erscheinungen.

Bewertung vom 05.08.2019
Storl, Christine

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl


sehr gut

Traditionelles Familienwissen zu Heilmitteln aus der Natur mit sehr persönlichem Charme

„Dieses Buch sollte nur Mut machen, Selbstverantwortung für sein Leben und seine Gesundheit zu übernehmen.“ (Wolf-Dieter Storl, S. 17)

„Weil unsere Familie seit über drei Jahrzehnten abgelegen mitten in der Natur lebt, habe ich bei vielen gesundheitlichen Problemen Heilung aus der Natur gesucht und wurde nie enttäuscht.“ (Christine Storl, S. 19)

Meine Meinung:
Allein schon die Biografie von Christine und Dr. Wolf-Dieter Storl beeindruckt, insbesondere in der heutigen Zeit. Sie leben schon seit Jahrzehnten in und mit der Natur, aktuell in einem abgeschiedenen Bauernhof im Allgäu. Zahlreiche Blessuren, Krankheiten und Wunden haben sie sich schon zugezogen, und nach eigenem Bekunden mit der Heilkraft der Natur überstanden. Wenn das kein überzeugendes Argument ist!

Schon das längere Vorwort von Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl zu lesen, ist sehr interessant (Ich wusste z.B. bislang gar nicht, dass es auch Heilbiere gibt). Man merkt dabei sehr schnell, wie viel Lebens- und Naturerfahrung Familie Storl hat. An genau dieser möchte Christine Storl die Leser*innen dieses Buches teilhaben lassen. So stellt dieses Buch 16 Heilpflanzen ausführlich vor, inklusive Informationen über die Anwendungsmöglichkeiten sowie meist einer Geschichte, wie diese Pflanze Familie Storl ganz konkret geholfen hat (z.B. hat Wolf-Dieter Storl seine Borreliose mit Hilfe der Karde geheilt!). Es sind diese Geschichten und vielen Bilder aus dem Familienalbum der Storls, die diesem Buch eine ganz persönliche Note verleihen. Auch lassen uns die Storls zwei ganz eigene Familienrezepte zukommen, zum einen die „Grüne Neune Suppe“ und zum anderen ihren „Haustee“, den ich mit Sicherheit auch ausprobieren werde. Neben den Heilpflanzen stellt Christine Storl noch weitere traditionelle Heilmittel aus der Natur vor: Apfelessig (gut für Abreibungen), Heilerde (auch innerlich), Kartoffeln (z.B. als Packung), Wasser (! – als Tinktur oder Wickel), Wirsing (als Umschlag) und Zwiebeln & Knoblauch (z.B. als Tee).

Im darauffolgenden Kapitel geht es um „Magische Heilmittel“. Hiervon bin ich persönlich nicht ganz so überzeugt, aber letztendlich kann ausprobieren ja auch nicht schaden. Breiten Raum nimmt hierbei das Räuchern ein. Am Ende findet sich übrigens noch das sehr hilfreiche Kapitel „so wird's gemacht“, in dem die „Basics“ erklärt werden: wie man Kräuter sammelt, trocknet und verarbeitet.

Insgesamt hat mich dieses Buch überzeugt, auch die Heilkraft der Natur auszuprobieren, grade bei kleineren „Wehwehchen“, bevor man zu schulmedizinischen Mitteln greift. Insbesondere durch die vielen persönlichen Geschichten vermittelt dieses Buch einen ganz besonderen Charme und eine glaubhafte Echtheit.

Was dieses Buch allerdings nicht beinhaltet, ist ein Bestimmungsteil, der die vorgestellten Pflanzen auch für Laien in der Natur eindeutig bestimmbar macht. Hier muss der / die interessierte Leser*in also bei Bedarf zu einem separaten Bestimmungsbuch greifen.

FAZIT:
Dieses Buch verdeutlicht, wie viel Heilkraft in der Natur steckt - und dass wir Menschen uns dessen ruhig wieder öfter erinnern sollten!

Bewertung vom 02.08.2019
Bagusche, Frauke

Das blaue Wunder


ausgezeichnet

Das blaue Wunder in Gefahr – eine faszinierende „Reise“ in unsere Weltmeere

„Das Meer erscheint uns wild, wunderschön, unbezähmbar und unendlich. Leider täuscht der erste Blick, denn die Ozeane sind in größter Gefahr.“ (S. 247)

Meine Meinung:
Da mich die Unterwasserwelt der Meere schon immer fasziniert hat, war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Die Autorin, Dr. Frauke Bagusche, ist Meeresbiologin, leitete verschiedene meeresbiologische Stationen (z.B. auf den Malediven), arbeitete als professionelle Tauchsportlerin und Tauchguide und hält deutschlandweit Vorträge und gibt Schulungen zu meeresbiologischen Themen. Kurzum: sie weiß, wovon sie spricht (bzw. schreibt)!

Genau diese Expertise merkt man dem Buch von der ersten Seite an. Es informiert über das unglaublich komplexe Ökosystem der Weltmeere, teilweise mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, und ist dabei auch für Laien leicht verständlich und durchaus unterhaltsam. Hier erfahren Sie z.B., dass das Phytoplankton zu einem gewissen Teil das Klima beeinflussen kann (S. 27), während das Zooplankton quasi als maritimer Mixer fungiert (S. 33). Überhaupt gibt es in diesem Buch unglaublich viel Wissenswertes zu lesen. Es wird beispielsweise erläutert, warum eine kleine Qualle der Schlüssel zur Unsterblichkeit sein könnte (S. 39), warum die Ostsee weniger salzig schmeckt als das Mittelmeer (S. 131) oder warum jeder Haushund potenziell gefährlicher ist als ein Hai (S. 161). Dazu gibt es noch viele unterhaltsame und überraschende Fakten über die unglaublich vielfältigen Meeresbewohner. Wussten Sie etwa, dass Bullenhaie sogar im Süßwasser von Flüssen überleben können (S. 167), dass die kleinen Seeotter ein dunkles Geheimnis haben, das so gar nicht zu ihrem possierlichen Aussehen passt (S. 211), oder dass es ganze Korallenriffe aus Glasschwämmen gibt?

Dieses absolut empfehlenswerte Buch ist aber nicht „nur“ eine unterhaltsame und informative Lektüre, sondern zugleich ein flammendes Plädoyer für den Schutz der Meere und ihrer Bewohner, deren Fortbestand oftmals akut gefährdet ist. So gelten heute bereits 33% der weltweit kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt (S. 291). Überhaupt machen die wirtschaftlichen Interessen der Menschen den Meeren zu schaffen: Ölförderungen auf hoher See und Abbau von wertvollen Rohstoffen am Meeresboden. Dazu kommen noch der Klimawandel und die Vermüllung der Meere, insbesondere durch Plastikmüll (eine Plastikflasche braucht zwischen 350 und 400 Jahre, um sich vollständig aufzulösen! S. 257).

Dabei bieten die Weltmeere nicht nur einen faszinierenden und absolut schützenswerten Lebensraum, sondern gleichzeitig viele noch unabschätzbare Chancen für uns Menschen. So lagert in der Tiefsee vielleicht eine mögliche Energiequelle der Zukunft in Form des Methanhydrat (S. 194) und Korallenriffe sind „eine unerschöpfliche Quelle für Arzneien. (…) Man findet dort pharmazeutisch aktive Substanzen gegen Krankheiten wie Krebs, HIV und Arthritis“ (S. 87).

Komplettiert wird dieses wunderbare Buch von einer 24seitigen Strecke mit Farbfotos dieser faszinierenden Welt sowie diversen Quellenangaben, insbesondere auch für weiterführende Informationen ab S. 313.

FAZIT:
Dieses Buch ist anspruchsvoll, interessant, wissenswert und unterhaltsam und ich möchte es jedem Meeres-Freund dringend ans Herz legen. Rettet die Meere!

Bewertung vom 02.08.2019
Rechenburg, Liesa

Dort oben sehe ich euch wachsen


ausgezeichnet

Kräuterkunde für jedermann - dieses Buch macht Lust auf die Heilkraft der Natur

"Pflanzenstoffe können uns helfen, unseren Körper fit und widerstandsfähig zu halten Darüber hinaus bringt uns die Natur völlig neue Geschmackserlebnisse. Ich lade alle ein, mit mir die grünen Wunder zu erkunden, und wünsche viel Spaß und Mut, alles selbst auszuprobieren." (S. 4)

Meine Meinung:
Liesa Rechenburg ist Kräuterpädagogin in der Wildkräuterschule im österreichischen Prägraten. In diesem Buch hat sie nicht "nur" ihr persönliches Wissen rund um die Heilkraft der Pflanzen dokumentiert, sondern insbesondere auch das umfangreiche, traditionelle Wissen des lokalen Kräuterkundigen Kamillus Kratzer (81 / Motto: "Schöpft Kraft aus der Natur und macht euch zunutze, was für euch gut ist."), dessen Familie schon seit Jahrhunderten in den einsamen Höhen der Tiroler Bergwelt auf die Heilkraft der Natur vertraut. Zu Beginn portraitiert die Autorin diesen ganz besonderen Lebensraum mit seinen Bewohnern, was sehr persönlich und interessant zu lesen ist.

Ab S. 16 geht es dann konkret um die Heilkräuter der Alpenwelt. Zunächst erläutert Liesa Rechenburg einiges Wissenswertes über Kräuter und deren Inhaltsstoffe (Tipp: Tabelle mit den "wichtigen Pflanzenwirkstoffen auf S. 18-21), gibt allgemeine Tipps zum Sammeln, zur Verarbeitung (z.B. kein Metall verwenden!) und zur Lagerung. Insgesamt werden in diesem Buch 27 verschiedene Kräuter (von Arnika bis Wildrose), vier besondere Bäume (Fichte, Lärche, Kiefer und Wacholder) und sechs Wildbeerensorten vorgestellt. Das Buch möchte dabei gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben (allein aus Platzgründen), sondern eine besondere Auswahl präsentieren, was ich sehr gelungen finde. Insgesamt findet man hier nicht nur typische Alpenpflanzen, sondern auch viele Arten, die es eigentlich fast überall gibt, wie z.B. Brennnessel, Kamille, Löwenzahn und Walderdbeeren.

Zu jeder vorgestellten Pflanze gibt es in diesem Buch Folgendes zu lesen:
- eine interessante und unterhaltsame kurze Vorstellung,
- ggf. eine Übersicht verschiedener "Vertreter",
- Bilder und Zeichnungen,
- einen Abschnitt "Erkennen mit allen Sinnen"
- eine Beschreibung von möglichen "Verwechslern" (inkl. gesondertem Hinweis, wenn es giftige Verwechsler geben sollte),
- Hinweise zu den Wirkungen
- konkrete Hinweise zur Ernte
- Hinweise zu Zulassungen
- Verweise auf später im Buch folgende, passende Rezepte und
- ggf. besondere Ratschläge von Kamillus oder Liesa (wirklich sehr interessant und nützlich!)

So fühle ich mich auch als Neuling auf diesem Gebiet wirklich gut informiert und vorbereitet, so dass ein eigenständiges Ernten in der Natur keine Probleme mehr darstellt. Um nicht das ganze Hardcover-Buch mitnehmen zu müssen, liegt diesem Buch noch ein kleines, praktisches Heftchen bei, dass die wesentlichen Bestimmungsmerkmale und Verwechsler zu jeder vorgestellten Pflanze beinhaltet - im praktischen Hosentaschen-Format. Eine wirklich tolle Idee!

Natürlich dürfen in einem solchen Buch die passenden Rezepte nicht fehlen - und hier "liefern" Liesa und Kamillus gleich einen bunten Strauß von "Allem, was guttut und heilt", wie z.B. diverse Tees (inkl. Kamillus´ Spezialmischung "für Deine Gesundheit"), Aufgüsse und Inhalationen, Honig-Auszüge und Sirupe (durchaus auch sehr lecker, wie z.B. von Holunderblüten!), Tinkturen, Öle, Salben und Cremes. Ein wirklich toller Rundumschlag für die eigene Hausapotheke! Perfekt abgerundet wird dieses tolle Buch von einem umfangreichen Verzeichnis mit weiterführenden Literaturtipps und nützlichen Webadressen.

FAZIT:
Gutes für die Gesundheit von Mutter Natur - einfach und verständlich geschrieben und ideal für alle, die sich das erste Mal mit diesem Thema beschäftigen möchten! Toll!

Bewertung vom 31.07.2019
Steadman, Catherine

Something in the Water - Im Sog des Verbrechens


sehr gut

Pathologie einer Ehe - mit etwas enttäuschendem Ende

„Gott, das Leben als Kriminelle ist anstrengend“

Meine Meinung:

Autorin Catherine Steadman hat sich einen wahrlich packenden Start für ihren Thriller erdacht: Erin verscharrt in einem einsamen Waldstück ihren noch frisch angetrauten Ehemann Mark. Was um alles in der Welt kann hier passiert sein, fragt man sich als Leser sofort - und schon springt die Handlung ein paar Monate zurück, als Erin, eine aufstrebende Dokumentarfilmerin, und Mark, ein erfolgreicher Banker, ihre Hochzeit planen. Sie scheinen das absolute Traum- und Vorzeige-Paar zu sein. Umso mehr gespannt war ich auf den unheilvollen Weg, den diese Beziehung nehmen wird. Zunächst lernen wir die beiden erstmal eine ganze Weile kennen, was durchaus interessant zu lesen war, aber die Grundspannung noch nicht wirklich erhöht hat. Erst in den Flitterwochen kommt es zu einem verhängnisvollen Fund, der die Tragödie ins Rollen bringt. Ab hier wurde es wieder deutlich spannender zu lesen, wie sich die große, aber unabwendbare Katastrophe über Erin und Mark zusammenbraut. Der Spannung ein wenig abträglich war Erins Dokumentarfilm-Projekt, die drei Häftlinge Alexa, Eddie und Holly auf ihrem Weg in die bevorstehende Freiheit zu begleiten, was nur in einem Fall zwingend zum Plot dazu gehörte.

Etwas enttäuscht war ich, als die Geschichte den Prolog eingeholt hatte. Im Folgenden hatte ich mir eigentlich noch eine unvorhergesehene Wendung, eine dicke Überraschung erhofft, die aber ausgeblieben ist. Den kleinen „Paukenschlag“ ganz zum Schluss fand ich hingegen viel zu konstruiert und gewollt. Da hätte sich die Autorin wirklich etwas Überzeugenderes ausdenken können.

Insgesamt hat mich dieses Hörbuch aber über die volle Länge wirklich gut unterhalten, wenn auch der Spannungsbogen nicht immer intakt geblieben ist.

Sehr gut gefallen hat mir hingegen die Produktion dieses Hörbuchs, insbesondere die Art von Tanja Fornaro, wie sie diese Geschichte aus Erins Sicht gelesen hat. Ihre Stimme passte für mich perfekt zu dem Bild, das ich mir von Erin gemacht habe, und ihre Betonung, ihr Lesetempo und das „Stimmspiel“ habe ich durchgängig als sehr angenehm empfunden.


FAZIT:
Solide, teils wirklich spannende Unterhaltung mit kleinen Abstrichen in der B-Note.

Bewertung vom 31.07.2019
Geschke, Linus

Im Wald der Wölfe / Jan Römer Bd.4


sehr gut

Das Rätsel des Wolfsmals – ein spannender Krimi in tollem Setting

„Es lohnt sich nicht, sich mit Fragen zu beschäftigen, auf die man nie eine Antwort finden wird.“ (S. 309)

Meine Meinung:
„Im Wald der Wölfe“ ist der vierte Krimi mit Jan Römer und Stefanie „Mütze“ Schneider, die ziemlich beste Freunde sind und sich als Reporter mit Cold Cases befassen. Eigentlich wollte Jan in der Einsamkeit einer Hütte mitten in den wilden Weiten des Thüringer Waldes nur ausspannen, doch dann stolpert eine mysteriöse, verletzte Frau in seine Hütte und erzählt ihm eine Geschichte von mehreren Morden, die ganz in der Nähe begangen wurden…

Nach „Die Lichtung“ war es für mich der zweite Band dieser Reihe und obgleich ich die Bände 2 & 3 noch nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Mit dem Auftauchen der geheimnisvollen Hannah Wozniak, die genauso schnell wieder abtaucht, hat Linus Geschke gleich auf den ersten Seiten erfolgreich den Keim der Neugier bei mir gesät. Dieser wuchs und gedieh im Folgenden kontinuierlich an, was mich zusammen mit dem tollen Setting im Thüringer Wald schon früh an die Geschichte gefesselt hat. Die Spannung ist zunächst nur unterschwellig vorhanden, was am „Cold Case Charakter“ des Falls liegt. Doch als dieser dann im weiteren Verlauf zu einem „warm case“ wird, wechselt die Bedrohung von latent zu konkret und es wird für Jan & Co selbst gefährlich. Durch eingeschobene Kapitel aus Sicht des bis zum Schluss unbekannten Täters („Der Wolf“) baute sich beim Lesen immer mehr die Erkenntnis auf, dass es sich um einen brandgefährlichen Mann handelt. Dies wird Jan leider erst spät selbst bewusst – sodass die Geschichte unaufhaltsam auf ein dramatisches und schockierendes Finale zuläuft. Am Ende klären sich die Morde alle nachvollziehbar auf, auch wenn ein Motiv mich persönlich nicht ganz zu 100% überzeugen konnte.

Auch das Zwischenmenschliche bleibt bei diesem überzeugenden Krimi nicht hinter der eigentlichen Story zurück. So ist das Zusammenspiel von Mütze und Jan mal wieder sehr erfrischend zu lesen und dazu erfahren wir noch, was die beiden wirklich übereinander denken. Ganz nebenbei deckt der Autor auch noch ein sehr dunkles Geheimnis aus Mützes Vergangenheit auf. Abgerundet wird das Team von Jans Kumpel Arslan und seiner neuen Freundin Lena, die als Psychologiestudentin einen wertvollen Beitrag für die kleine, bunte Ermittlertruppe leistet. Ein wirklich schönes Team, das Linus Geschke hier zusammengestellt hat!

Sehr gut gefallen hat mir neben der Story an sich und den überzeugenden Charakteren vor allem auch das Setting im Thüringer Wald und die tatsächlichen Orte und Gegebenheiten, auf denen diese Geschichte fußt, wie etwa das ehemalige NVA-Erholungsheim („Sprungschanzenhaus“) oder auch das Bunker-Museum bei Frauenwald.

FAZIT:
Tolles Setting, tolle Charaktere und eine solide Krimi-Story – eine klare Leseempfehlung für alle Krimifans.

Bewertung vom 30.07.2019
Edvardsson, Mattias

Die Lüge


sehr gut

Ein Familienportrait, Seelenstriptease und Kriminalfall in einem – extrem geschickt erzählt!

„Jeder Mensch ist zu einem Mord fähig. Wenn ein Mensch ausreichend tief verletzt wird, gibt es keine Grenzen, die er nicht übertreten könnte. Das ist nichts, was ist glaube. Ich weiß es.“ (S. 340)

Meine Meinung:
Was passiert mit einer Familie, wenn die eigene Tochter unter dringendem Mordverdacht verhaftet wird? Das ist die Ausgangsfrage, die sich der schwedische Autor Mattias Edvardsson in seinem Roman „Die Lüge“ stellt. Als die 19jährige Tochter Stella eines Mordes bezichtigt wird, droht das schon bis dahin sehr fragile Familien-Konstrukt um den spät berufenen Pfarrer Adam und die erfolgreiche Anwältin Stella endgültig auseinander zu brechen.

Dieses Buch zeichnet sich meines Erachtens insbesondere durch seinen geschickten und interessanten Erzählstil aus. Zunächst erzählt Mattias Edvardsson einen weiten Teil seiner Geschichte aus der Sicht des Vaters Adam. Stella sei schon von klein auf schwierig gewesen, teils unberechenbar und gerade in Teenager-Jahren extrem rebellisch. Er tut alles, um nah an seiner Tochter dran zu bleiben und sie vor allem erdenklichen Unheil zu bewahren. Schließlich erwartet man grade von ihm als Pfarrer, eine heile Familie zu haben. So ergibt sich beim Lesen ein bestimmtes, nicht besonders positives Bild von Stella. Doch dann kommt der zweite Abschnitt, diesmal aus Stellas Sicht geschrieben – und die Dinge verkehren sich komplett! Ihre Sicht, ihre Art – selbstverständlich von den typischen Problemen Heranwachsender geprägt - aber doch nachvollziehbar und nicht unsympathisch. Und Vater Adam? Viel eher der überbesorgte Helikopter-Vater als der liebevoll-fürsorgliche Typ. So hat man nach rund drei Vierteln des Buches ein sehr ambivalentes Bild von dieser Familie – und dann kommt auch noch Mutter Ulrika „zur Sprache“, die ein ganz eigenes Bild ihrer Familie hat, einen folgenschweren Fehler in der Vergangenheit bereut und einen perfiden Plan verfolgt.

So gerät der zugrundeliegende Fall des getöteten Geschäftsmanns Chris Olsson schon fast in den Hintergrund, denn die besonderen Beziehungen in dieser Familie nehmen breiten Raum ein. Dabei springt die Handlung immer wieder zurück in die Vergangenheit, teilweise werden längst geschehene Ereignisse mehrfach erzählt – und so zeigt sich, wie ein und dasselbe Ereignis sehr unterschiedlich erlebt und interpretiert werden kann. Das ist für mich die große Stärke dieses Romans, auch wenn es für meinen Geschmack zwischendurch immer wieder mal ein paar Längen gegeben hat. Am Ende habe ich einen (schon fast abgrund-)tiefen Einblick in eine Familie erhalten – und eine überraschende Auflösung des Mordfalls noch obendrein!

FAZIT:
Ein sehr geschickt erzählter Roman, der trotz einiger Längen eine insgesamt gute Leseunterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.07.2019
Bauer, Christina

Brot backen mit Christina


ausgezeichnet

Brot selbst backen – wirklich ganz einfach erklärt und mit tollen Rezepten

„Ein riesiger Vorteil beim Selberbacken ist, dass man ganz genau weiß, was drinsteckt: nämlich regionale, einfache Zutaten, die man meistens daheim hat.“ (S. 47)

Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem “Back-ABC für Brot”, in dem die wichtigsten Zutaten (Getreide, Mehl, Brotgewürze und Salz) vorgestellt und Besonderheiten erklärt und Tipps gegeben werden (z.B. je höher die Nummer der Typenbezeichnung beim Mehl, desto hochwertiger das Mehl – meine Erkenntnis: lieber kein „Typ 405“ mehr kaufen!). Außerdem gibt es eine kurze Übersicht zu den Brotback-Utensilien (z.B. Spaten und Gärkörbchen), bevor drei Grundteige (Sauerteig, Hefeteig und Über-Nacht-Gar-Teig) in einer jeweils gut verständlichen und leicht nachzumachenden, bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitung vorgestellt werden. Abgerundet wird der „Theorie-Teil“ von „Tipps fürs gute Gelingen“ (z.B. mit Dampf backen!) und „kleine Probleme und ihre Lösungen“ (z.B. wenn der Teig nicht richtig aufgeht w/ z.B. zu warmer Flüssigkeit). Nach diesem Teil, der schnell und einfach zu lesen ist, dürfte wohl jeder bestens vorbereitet sein, um das erste eigene Brot zu backen. Ein für meinen Geschmack sehr gelungener Start in das Thema!

Der Rezept-Teil gliedert sich in die folgenden sieben Kategorien: „Brote ganz klassisch“ (z.B. Kürbiskernbrot und einfaches Weißbrot), „Alles Vollkorn“ (z.B. Sportlerbrot und 100% Vollkorn), „Brote mit Sauerteig“ (z.B. Roggenbrot und Hüttenlaib), „Brote mit wenig Hefe und viel Zeit“ (z.B. Dinkelkornbrot und Roggenbaguette), „Brote ohne Kneten“ (z.B. Knäckebrot und Maisbrot), „Brot einmal anders“ (z.B. vegetarisches Fladenbrot und Focaccia mit Rosmarin) und „Süße Brote“ (z.B. Brioche und Schokokranz). Die Auswahl der Rezepte finde ich gelungen und ist insgesamt sehr abwechslungsreich, von leicht & schnell zu backenden Broten bis hin zu ausgefallenen Brotideen (z.B. die gesunde „Brottorte“ auf S. 133 oder das „Brot als Suppentopf“ auf S. 137). Hier ist mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei. Die Rezepte selbst sind stets leicht verständlich erklärt. Wenn besondere „Techniken“ angewandt werden, finden sich entsprechende Bilderanleitungen hierzu.

Dieses Buch macht richtig Lust darauf, sein eigenes Brot selbst zu backen. Danke, Christina!

FAZIT:
Übersichtlich, leicht verständlich und vielfältig – der perfekte Einstieg in das Thema!

Bewertung vom 04.07.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


ausgezeichnet

Erneut ein ganz starker Thriller – zu einem schockierenden und bewegenden Thema

„Vorsicht ist geboten, wenn es um die Seele geht.“ (S. 60)

Meine Meinung:
„R.I.P“ ist der dritte Fall für den isländischen Ermittler Huldar Traustason. Man kann ihn problemlos lesen, ohne die Vorgänger zu kennen, da der Fall in sich abgeschlossen ist. Allerdings wird viel Bezug genommen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Protagonisten, allen voran zwischen „Mängelexemplar“ Huldar und der (nicht immer ganz so) toughen Freyja sowie zu Huldars Chefin Erla, was das ganze zusätzlich interessant und die Charaktere sehr plastisch und menschlich macht.

Der Fall an sich hat einen klassischen „Thrillerauftakt“. Man ist als Leser hautnah dabei, wie die 16jährige Stella Hardardottir Opfer eines Verbrechens wird. Entsprechend schnellt der Spannungsbogen gleich zu Beginn in die Höhe. Wie schon in den Vorgängerbänden entwicklet Yrsa Sigurdardóttir hieraus gekonnt eine komplexe und verwirrende Story, in deren Verlauf sowohl die Ermittler als auch die Leser*innen mehr als einmal ein dickes Fragezeichen vor Augen haben – und keine Idee, wie das alles zusammenpassen könnte. Geschickt werden nach und nach Charaktere eingeführt, die sich merkwürdig verhalten oder durch andere Hinweise verdächtig erscheinen. Hinzu kommt das vertrackte Rätsel um „Opfer Nr. 1“. Hier kann man also mal wieder perfekt mitraten und miträtseln. Zwischendurch habe ich tatsächlich ein paar richtige Vermutungen gehabt, ohne jedoch auch nur im Ansatz zu erahnen, wie groß und komplex die letztendliche Auflösung sein wird. Am Ende bekommen wir ein regelrechtes Gänsehaut-Finale serviert. Das ist für mich wirklich „Thriller“ at it´s best!

Zu diesem extrem spannenden und vollkommen überzeugenden Thrillerplot hat sich die Autorin einem sehr ernsten und in der breiten Öffentlichkeit leider noch oft unterschätzten Problem gewidmet: Mobbing. Das, was ihre Charaktere hier erleiden und erlitten haben, ist wirklich oft schwer zu lesen und bedrückt extrem. Es geht hier um menschliche Dramen, die keiner erleben sollte, und um die Abgründe der Seele. Denn auch wenn dies hier natürlich alles fiktiv ist, ist einem als Leser*in doch bewusst, dass sich solche Fälle tagtäglich in unseren Schulen ereignen – und das noch immer viel zu wenig dagegen unternommen wird („Das Schulsystem hatte immer wieder versagt“ - S. 69). Wenn ich nicht sowieso schon 5 Sterne vergeben würde, bekäme Yrsa Sigurdardóttir von mir noch einen Extra-Stern dafür, dass sie mit ihrem neusten Bestseller das Thema ein weiteres klitzekleines Stück in die öffentliche Wahrnehmung rückt. Danke!

FAZIT:
Ein fesselnder und brillant ausgearbeiteter Thriller mit einem sehr ernsten, ja erschreckenden Grundthema.

Bewertung vom 04.07.2019
Gill, Anjana

Danke, liebes Universum


gut

„Fließen lassen und Dahingleiten im Fluss des Lebens – das ist das Geheimnis.“ (S. 107)

Meine Meinung:
Ok, das Universum als Erfüller unserer Wünsche… klingt wirklich zu schön um wahr zu sein, oder? Doch genau das verspricht dieses Buch. Man „bestellt“ – und das Universum liefert. Da bin ich grundsätzlich erstmal skeptisch, aber dem Ganzen durchaus offen gegenüber eingestellt.

Es geht los mit kleinen „Übungswünschen bzw. -bestellungen“, z.B. einen roten Luftballon zu sehen oder auch eine (positive) Überraschung zu erhalten. Tatsächlich habe ich innerhalb des geplanten Zeitraums von 24 Stunden eine positive Überraschung bekommen (eine spontane Einladung von Freunden), aber der rote Luftballon lässt nun schon seit Tagen auf sich warten. Auch die anderen Wünsche / Bestellungen, an denen man sich nach diesem Buch versuchen soll (z.B. Geld, ein Kamel zu sehen,…), lassen noch auf ihre Erfüllung warten. Hier scheint das Universum nicht ganz so schnell zu sein… ;-)

Man mag also von dem Thema „Wunscherfüllung durch das Universum“ halten, was man will. Der größte „Erfolgsfaktor“ scheint mir hier zu sein, möglichst unkonkrete (am besten: gar keine) Erwartungen zu haben. Dann wird auch irgendwann etwas um die Ecke kommen, das zum Wunsch passt. Ist halt ein bisschen so wie mit den allgemein formulierten Horoskopen, in die man – wenn man will – alles hineindeuten kann.

Das durch und durch positive an diesem Buch ist, neben dem wirklich unterhaltsamen Schreibstil und der liebevollen Aufmachung, die immer wiederkehrende Botschaft, sein Leben positiv gestimmt zu leben. Es ist ein Buch für mehr Mut, für mehr positives Denken, für mehr Offenheit neuen Situationen gegenüber und ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, aufgeschlossen und mit offenen Augen durchs Leben zu gehen. Denn wer sich Geld wünscht, wird sicherlich zumindest mal einen Glückscent finden, wenn er/sie auch darauf achtet.

Gleichzeitig wirbt Anjana Gill dafür, das (negative) „alte Denken“ zu besiegen („schaffe ich eh´ nicht“, „bekomme ich sowieso nicht“,…) und mit neuer Gelassenheit und achtsam durchs Leben zu gehen („Egal was passiert, es ist zu meinem Besten.“ - S. 75). Das sind alles keine neuen Tipps, aber dennoch sind sie richtig und wichtig. Insgesamt eine schöne Botschaft, die dieses Büchlein transportiert.

An einigen Stellen ist mir persönlich der Text dann aber doch zu „paranormal“ geworden, beispielsweise wenn es darum geht, Kontakt durch Telepathie aufzunehmen oder Zeichen von verstorbenen Angehörigen zu sehen und zu deuten. Für so etwas bin ich wahrscheinlich einfach zu rational.

Insgesamt vergebe ich wirklich gut gemeinte, solide 3 Sterne. Sollten mir in den kommenden Tagen doch noch ein roter Luftballon, ein Kamel und weitere meiner „Bestellungen“ über den Weg laufen, werde ich auf 4 Sterne upgraden!

FAZIT:
Wunscherfüllung 95,7%? Bei mir nicht! Dennoch ein lesenswertes, unterhaltsam geschriebenes Buch für mehr Achtsamkeit und Gelassenheit im Leben.