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jam

Bewertungen

Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2018
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

„Denk daran, die Leute hören auf zu klopfen, wenn du nie an die Tür gehst.“

Madeleine ist vom Dach der Bibliothek gestürzt und für ihre Familie bricht eine Welt zusammen. Ihre 17 jährige Tochter Eve und ihr Mann Brady quälen sich mit Schuldgefühlen und der Frage, was Maddy aufs Dach getrieben hat... Sie suchen einen Weg, um mit ihrer Trauer und miteinander umzugehen und Maddy hilft von oben mit.

Ich und Klappentexte, wir werden wohl keine Freunde mehr werden....
Nach dem Lesen der Kurz- Inhaltsangabe habe ich mir etwas Humorvolles wie die Verfilmung von „Solange du da bist “ vorgestellt. Tatsächlich entspricht „Für immer ist die längste Zeit“ wohl eher der Buchvorlage, es ist über weite Teile sehr traurig.
Es ist schwierig, wenn man mit anderen Erwartungen an so ein Buch herangeht. Vor allem, weil es für ein Buch, wie es dieses ist, den passenden Zeitpunkt braucht, an dem man sich bereit fühlt, sich auf das Thema einzulassen.
Aber jetzt zum Buch ;)
Die Erzählweise ist sehr interessant, jedes Kapitel ist in drei Teile unterteilt, die die Handlung aus Maddies, Eves und Bradies Sicht erzählen.
Vater und Tochter zerbrechen beinahe an ihren Schuldgefühlen und Maddy versucht mit eingeflüsterten Botschaften, die beiden zueinander zu bringen. Während Eve und Brady immer wieder über das „Warum“ nachgrübeln, verrät uns Maddy nichts darüber.
Wir begleiten die drei auf ihrer langen und oft schmerzhaften Reise zurück zu dem, was sie waren und zu dem, was aus der Trauer aus ihnen erwächst, und das ist für mich als Leserin auch oft ein schmerzhafter Weg gewesen. Eines der großen Themen ist Selbstmord, und das hat mich ganz schön mitgenommen.
Das Ende hat mich dann noch mal eiskalt erwischt und mit einem großen Frage- und dann Ausrufzeichen im Gesicht zurückgelassen! Und mit Hoffnung und Liebe im Herzen…
Die Geschichte liest sich trotz des schweren Themas locker und flüssig, die Personen waren einfach so sympathisch, ich konnte mich in die Handlung und ihre Gefühle sofort einfinden. Maddy flüstert ihren Lieben immer wieder Lieder ein, und ich habe sogar das Buch mal weggelegt, um mir einen der Songs, die ich nicht kannte, anzuhören.

Fazit: Ein Buch über Trauer und Trauerarbeit, Versäumnisse, die man nicht nachholen kann, Schuldgefühle und Verlust – und einen Weg zurück in ein anders Leben.

Bewertung vom 28.02.2018
Hutzenlaub, Lucinde

Ruhe auf den billigen Plätzen


ausgezeichnet

Wenn die Hutzenlaubs auf Urlaub gehen, ist Chaos vorprogrammiert...

Das fängt mit den unterschiedlichen Urlaubswünschen an - Angeln, chillen, Kirchen besichtigen, geht über die gewünschte Abfahrtszeit - Ausschlafen versus Sonnenaufgang genießen - und endet anscheinend meist im Regen!

Lucinde Hutzenlaub beschreibt den ganz normalen Urlaubswahnsinn, den wohl jeder von uns, der schon mal verreist ist, kennt. Unterschiedliche Vorstellungen von rechts und links, ein Quartier, das im Prospekt wohl ein bisschen anders aussah, verlorene Reiseführer und dann doch die schönen Momente der Gemeinsamkeit und Erholung!

Das Buch beinhaltet Kurzgeschichten zu den sehr vielfältigen Familienurlauben, von Campen bis All-Inklusvie, führt den Leser nach Bayern, Japan, Irland oder Australien.
Als kleine Draufgabe befinden sich am Ende der Kapitel immer Infokästchen mit Links zu den besuchten Sehenswürdigkeiten oder aber auch wertvolle Tipps, wenn es etwas zu reklamieren gibt oder ein Pass verloren geht.

Ich habe mich dabei gut unterhalten, manchmal sehr ertappt gefühlt und laut losgelacht!

Fazit: Ein locker-leichtes Buch über Urlaubspannen und Urlaubsglück, für einen verregneten Urlaubstag (oder aber auch einen am Strand) bestens geeignet!

Bewertung vom 26.02.2018
Wolk, Lauren

Eine Insel zwischen Himmel und Meer


ausgezeichnet

"Wenn du jetzt anfängst zurückzuschauen, kann es sein, dass du nicht siehst wo du hin läufst."

Crow ist ein junges Mädchen, das aus dem Meer kam und das Meer ist. Gefunden wurde sie von Osh als kleines Baby, festgebunden auf einem Boot. Mit der Hilfe von Miss Maggie, die auf einer Nachbarinsel lebt, hat er sie großgezogen und ihr alles gelernt. Vor allem ihren eigenen Weg zu gehen!
Und so unterstützt er sie auch, als sie auf der verrufenen Insel Penikese ein geheimnisvolles Feuer entdeckt und dieses erforschen will. Es wird auch eine Suche nach Crows eigenen Wurzeln, und für alle Beteiligten eine ganz besondere Schatzsuche...

Ich habe selten ein Buch gelesen, das so vieles in sich vereint. Eine Geschichte vom Meer, der Liebe zu ihm, vom Festhalten und Loslassen, von alten Schätzen und neuen, die wichtiger und wertvoller sind als Geld und Gold es jemals sein könnten.
Die Autorin schreibt so sanft, einfühlend, fantasievoll und spannend, dass jede Seite, ja, jede Zeile, ein wahres Vergnügen war!

Die Geschichte spielt in der Nähe der Elisabethinseln vor fast einem Jahrhundert, und so wird der Leser nicht nur in eine phantastische Geschichte gewickelt, sondern lernt auch eine völlig neue Welt, eine ursprüngliche, schöne, einfach Art zu Leben kennen und lieben.
Man spürt in jedem Wort die Liebe der Autorin zum Meer!
Man merkt ihre Wurzeln, ich war fasziniert, wie gut sie mit Worten umgehen kann.
Allein Oshs Name erzeugt in mir ein warmes Gefühl, jedes Mal wenn ich ihn nur denke...

Selten wurde ich so verzaubert, und so sehr ich mich freue, dass das Buch das Ende fand, dass es fand, umso trauriger bin ich, dass ich es bereits fertig gelesen habe. Denn ich könnte ewig weiter lesen!

Ich werde mich auf jeden Fall nach anderen Büchern dieser Autorin umsehen! Schade, dass es nur 5 Sterne zu vergeben gibt, dieses Buch wäre mehr wert!!!

Bewertung vom 16.02.2018
Geschke, Linus

Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3


ausgezeichnet

„Die Vergangenheit ist nicht tot. Manchmal ist sie noch nicht einmal vergangen.“

Die Reporter Jan Römer und „Mütze“ Stefanie Schneider beschäftigen sich mit ungelösten Kriminalfällen. Sie stoßen auf einen Mord, der vor 20 Jahren an einem kleinen Teich in einem Wald verübt wurde. Eine junge Frau in einem roten Kleid, getötet durch einen einzigen Stich ins Herz. Neben ihr eine Spieluhr, die „Hush little baby“ spielt.
Sie wollen wissen, wer der Mensch Sonja Risse hinter dem Opfer war und beginnen zu recherchieren. Hat ihr mysteriöser Job in dem Haus am Wilzenberg etwas mit ihrer Ermordung zu tun?
Als erneut eine Frau tot aufgefunden wird, ist schnell klar, dass Jan und Mütze auf eine heiße Spur gestoßen sind... und dass sie sich in Gefahr begeben, wenn sie weitermachen...

Es ist der dritte Band dieser Reihe. Ich kenne die Vorgänger nicht, kam aber gut hinein. Die Protagonisten sind schnell klar und sehr sympathisch gezeichnet. Vor allem Jans Boxerfreund Arslan hat es mir angetan.
Der Autor versteht es, einen Spannungsbogen aufzubauen und dem Leser das Gefühl zu geben die Auflösung direkt vor Augen zu haben und doch gerade nicht erkennen zu können.
Bis zum Schluss hat er mich immer wieder in die Irre geführt und trotzdem sind das Motiv und der Täter realistisch und glaubwürdig.

Fazit: Ein spannender Krimi mit tollen Protagonisten und Überraschungsmomenten.
Werd mir gleich Band 1 und 2 holen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2018
Wood, Michael

Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1


sehr gut

„Ich wurde im Alter von elf Jahren zu dem, der ich bin. Meine Welt brach zusammen. Wieso sollte ich sie zusammenflicken, nur damit sie wieder zu Bruch geht?“


Nach einem schweren Schicksalsschlag und einer falschgelaufenen Ermittlung hat DCI Matilda Darke eine neunmonatige Auszeit hinter sich.
An ihrem ersten Tag zurück im Job wird sie in eine bessere Besenkammer gesteckt und ihr ein 20 Jahre zurückliegender Mord übertragen, ihr Stellvertreter Ben Hales bleibt weiterhin auf ihrem Posten.
Der ihr übertragene Fall weist vor allem eines auf: viele Lücken. Ein gutsituiertes Ehepaar wurde in ihrem eigenen Haus ermordet, einziger Zeuge war ihr 11jähriger Sohn Jonathan, der blutüberströmt am Tatort saß und danach für 18 Monate verstummte.
Matilda befragt den mittlerweile Erwachsenen Jonathan, durchforstet die Akten – und plötzlich wird eine Leiche gefunden, die mit dem alten Fall zu tun hat…


Ich fand den Krimi sehr durchwachsen. Die handelnden Personen sind alle etwas zu übertrieben und instabil gezeichnet, bei manchen passte die Instabilität zur Vergangenheit, bei anderen war es einfach überzogen. Matilda, die ihre Probleme in Alkohol ertränkt, eine Psychotherapeutin, die direkt an den Oberboss abliefert, ein stellvertretender Vorgesetzter, der das Maß verliert… Irgendwie fehlte mir der Draht zu den Protagonisten.


So spannend das Buch auch geschrieben ist, war mir doch alles zu wechselhaft. Die Charaktere der Protagonisten (teils sogar ihre Art zu Sprechen) änderte sich oft zu rasch, um nachvollziehbar zu sein - psychische Schwierigkeiten hin oder her.
Auch der Stil, mittendrin wurden die Formulieren fast melodramatisch. Der Fall könnte in so viele Richtungen verlaufen, irgendwie hatte ich das Gefühl, der Autor wusste dann selbst nicht mehr, welchem Faden er noch nachgehen kann.
Letzten Endes dann eine Auflösung, die ich eigentlich kommen sah, die mich aber dennoch nicht überzeugte und viele Fragen offen ließ…


Fazit: Ein spannend geschriebener Krimi mit einem unglaubwürdigen Plot und schwer greifbaren Charakteren.

Bewertung vom 06.02.2018
Albrecht, Magda

Fa(t)shionista


ausgezeichnet

The only thing anyone can accurately diagnose when looking at a fat person is their own level of weight prejudice.
Marilyn Wann

Kennt ihr das? Ihr stolpert über einen Gedanken, der euch irgendwie nicht mehr loslässt. Und egal wo ihr hinblickt, da sind Impulse die euch helfen, den Gedanken weiterzuspinnen...

Momentan geht es mir so mit dem Thema "Was wäre, wenn wir nur eine Sekunde den Gedanken zulassen, dass es ok ist, so wie wir sind?Was würden wir verlieren, außer Selbsthass und Zweifel?"

Gerade in dieser Phase hat mich dieses Buch gefunden (anders kann ich es nicht sagen).

Ich liebe die Autorin, ihre Art zu schreiben, ihre Sicht auf die Welt! Obwohl - wie wohl bei den meisten von uns - Dickendiskriminierung ein dominanter Teil in meinem Leben und meiner Gedankenwelt ist (und das obwohl meine Kleidergröße eine gängige in jedem Bekleidungsgeschäft ist), war mir nicht bewusst, was alles dazugehört und dahintersteckt. BMI - der Gott, Kalorientabellen - die Bibel, Weight Watchers - die Propheten!

Magda Albrecht steckt den Finger in die speckige Wunde und rührt kräftig darin herum - und düngt den Samen, der in mir keimt!

In einer Welt, in der wir uns alle immer als zu dick empfinden, egal wie wir aussehen, was ist, wenn nicht das Gewicht das Problem ist, sondern unsere Gedanken und die Bilder, mit denen sie gefüttert werden?
Sie schreibt locker und leicht über ein gewichtiges Thema, mischt Fakten mit eigenen Erlebnissen und Erfahrungen in einem unterhaltsamen, lebenslustigen Rythmus!

Magda hat mir große Lust gemacht auf eine Spurensuche nach Fakten und Fake-News - im Internet, in Zeitschriften aber auch in deinem und meinem Kopf!

Und auf ein großes Stück Schokotorte, mit Schlagsahne aber ohne schlechtem Gewissen!

Bewertung vom 07.01.2018
Lüdders, Kai

Mutwille


gut

Seit seine Eltern gestorben sind, hat Paul Schneider eine Vision: Eine Gesellschaft, in der Gesundheit endlich das wichtigste Gut ist und Politiker und ein Gesundheitssystem, die das mit aller Macht unterstützen. Auf dem Weg dorthin schrecken er und sein Vorgesetzter Norman Bruckheimer vor nichts zurück, Lobbyisten, korrupte Politiker, Medien, der normale Bürger, alle werden gnadenlos manipuliert.

Als dann das Land von einer Lassa-Epidemie heimgesucht wird, scheinen sie ihr Ziel erreicht zu haben...

Ein für mich zweischneidiges Lesevergnügen:
Auf der einen Seite steht ein gut ausgeklügelter Plot, Szenarien, die zwar auf den ersten Blick etwas überzeichnet erscheinen, aber wenn man Richtung USA sieht nur allzu glaubwürdig werden, eine Erkrankung, die jeden betrifft und somit jeden berührt. Und manche Manipulationen kennen wir schon so gut, dass ich heftig schlucken musste. Denn dass viele Meinungen gemacht werden, haben wir ja gerade in der letzten Zeit oft genug erlebt.

Auf der anderen Seite haben wir da Protagonisten, die ich nicht greifen kann, das Erzähltempo ist manchmal so rasant und die Geschehnisse so eng gesetzt, dass die Glaubwürdigkeit leidet. Generell ist der Zeitstrang manchmal nicht ganz klar und mehr als einmal habe ich hin- und hergeblättert um mich zurecht zu finden.
Die Dialoge sind gestelzt, die Protagonisten agieren miteinander nicht glaubwürdig.

Fazit: Ein spannender Politthriller über eine gar nicht so unrealistische nahe Zukunft mit Schwächen im zwischenmenschlichen Bereich. Rückblickend blieben für mich doch einige Fragen offen, aber der spannende Showdown ließen mich diese während des Lesens vergessen.

Bewertung vom 27.12.2017
Barlach, Peter

Caroline hat einen Plan


gut

Die 25jährige Caroline hat keine Lust mehr auf ihren freudlosen Job in einer anonymen Supermarktkette. Als ein Kollege mit ihr gemeinsam einen Fleischtransporter stehlen will, überlegt sie nicht lange...
Der Coup könnte ihr das Startkapital für ihren wahren Traum, eine eigene Tapas-Bar liefern!

Für mich war es ein sehr durchwachsenes Lesevergnügen. Anfangs mochte ich Caroline richtig gerne, ihre unbeschwerte Art, ihr Leben zu genießen. Aber auch die Einblicke in ihr Seelenleben, in die Schuld, die sie mit sich herumträgt, haben mir gut gefallen. Der lockere Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen.
Bei ihrem geliebten Schwimmtraining lernt sie eine sympathische Mutter mit ihrem artistischen Sohn kennen, der sie ins Herz schließt. Diese und die Passagen mit Super-Bo waren herrlich, voller Wärme und angenehm zu lesen.

Doch im Verlauf der Geschichte dominieren dann eher fragwürdige Charakterzüge und falsche Entscheidungen.
Letzten Endes müssen viele andere Carolines Fehler ausbaden und das hat die Geschichte unsagbar traurig gemacht.
Mit der Endsituation könnte ich an ihrer Stelle keinen Tag leben und dieser bittere Nachgeschmack bleibt als Leseeindruck bei mir haften.

Der Klappentext verspricht einen turbulenten, witzigen Roman, für mich war er leise und traurige, erzählte von hoffnungsvollen Träumen und zerstörten Leben...