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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2020
Oppermann, Jochen

Der Deutsch-Französische Krieg: 1870/71


ausgezeichnet

Die Deutsch-Französische Freundschaft --> kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden!!

„Kohl, Mitterrand und ein Foto, das Geschichte machen wird“, titelte am 24.09.1984 die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. So ist es auf der Internetseite der Konrad-Adenauer-Stiftung zu lesen.
Wie wahr!

Die zwei Staatsmänner Hand in Hand an den Gräbern von Verdun. Verdun, der Ort, an dem sich die Armeen beider Länder vom 21. Februar 1916 bis zum 19. Dezember 1916 einen Stellungskrieg ohne jeden 'Erfolg' für eine der beiden Seiten lieferten. Das einzige Ergebnis war eine geschätzte Zahl von täglich etwa 6.000 Menschen, die sich völlig sinnlos gegenseitig umgebracht haben.

Vorläufer, mit ein Grund für die Schrecken und Grausamkeiten sowohl des Ersten als auch dessen Fortsetzung im Zweiten Weltkrieg war der 1870/71 geführte Deutsch-Französische Krieg. Den der Autor in diesem Buch ausführlich genug beschreibt.

Mitsamt den Aktionen/Reaktionen von Charles Louis Napoléon Bonaparte, zeitweise als Napoleon III Kaiser der Franzosen, Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (der "Eiserne Kanzler"), Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, besser bekannt als Kaiser Wilhelm II.

Die Schlachten von Sedan, Orléans, die Aufnahme französischer Truppen als erste breit angelegte humanitäre Aktion der Schweiz, die weltweit erste Umschliessung und Belagerung einer Millionenstadt, nämlich Paris, der Einsatz der immer weiter entwickelten Waffentechnik (Chassepotgewehr, Mitrailleuse, Krupp-Kanonen zum Beispiel) und der daraus folgende technisierte gegenseitige Massenmord - all diese Ereignisse werden von Jochen Oppermann geschildert. Bis hin zu einem der Auslöser des Deutsch-Französischen Krieges, nämlich dem Streit zwischen Frankreich und Preußen wegen der Thronfolge in Spanien, die die Abtretung eines Großteils des Elsasses und Teilen Lothringens durch Frankreich, die zum deutschen Reichsland Elsass-Lothringen wurden. Am Rande spielt auch der Deutsch-Dänische Krieg, geführt von Februar bis Oktober 1864 eine Rolle.

Nach der Lektüre der 215 Seiten wird nicht nur die historisch und für die Existenz der Europäischen Union, deren absolute Notwendigkeit, auch durch das Hand-in-Hand Nebeneinanderstehen von Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand in Verdun unmissverständlich klar. Ganz nebenbei wird auch klar, weswegen Straßburg als Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen, unter anderem Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter und Eurokorps so bedeutsam ist. Straßburg ist zwar keine Hauptstadt eines Staates.

Aber Straßburg versteht sich völlig zu Recht als Hauptstadt Europas.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2020
Wright, Ian

Der Atlas für Neugierige


ausgezeichnet

Der Atlas verändert tatsächlich die Sicht auf die Welt!

Nehmen wir einfach mal das anödende Thema "Brexit": auf den Seiten 116/117 ist eine Weltkarte abgedruckt, auf der eine sehr kleine blaue Fläche eingedruckt ist: das heutige Großbritannien. Dazu einige nicht sehr große Flächen, die die Länder darstellen, die im Laufe der Jahrhunderte von Großbritannien NICHT angegriffen wurden: Schweden, die Mongolei, Andorra, Vatikan Stadt, 5 Länder in Afrika und deren 3 in Süd- und Mittelamerika. Der Rest der Länder der Welt sind in grau gehalten. Was in Worten ausgedrückt bedeutet: ALLE anderen Länder dieser Welt hat Großbritannien irgendwann mal angegriffen. Man rufe sich nur mal die Geschichtsstunden mit dem Thema Kolonialismus und Imperialismus während der Schulzeit ins Gedächtnis...

Noch einige Jahrhunderte weiter zurück führt die Doppelseite 176/177, Überschrift: Wenn das Römische Reich wiedervereint wäre". Die heutigen Franzosen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Türken, Griechen, Rumänen, Österreicher, Schweizer, Ägypter Rumänen, Bulgaren, Bewohner der Maghreb-Staaten und auch die Engländer wären Bewohner des Römischen Reiches. Sie müssten sich also auch mit dem kleinen gallischen Dorf, Heimat von Asterix und Obelix rumschlagen beziehungsweise von ihnen verprügelt werden...

Schade, dass eine entsprechende Karte des untergegangenen Osmanischen Reiches fehlt… Dann wären die geschichtlichen Hintergründe für die Phantasien eines neuen Gross-Osmanischen Reiches, die sich Erdogan wohl insgeheim vorstellt, zu einem kleinen Teil nachvollziehbar. Ebenso wie die rückwärts gerichteten Phantasien der Brexiteers…

Oder eine entsprechende Weltkarte, die erkennen lässt, in welchen Ländern die USA Krieg geführt, Krieg initiiert, Stellvertreterkriege durch Waffenlieferungen unterstützt haben. Da fiele einem doch schnell der Begriff Imperialismus ein. Wobei der gleiche Begriff auch bei einer entsprechenden Karte mit den ‚Erweiterungen‘ des Russischen Reiches angebracht wäre.

Die Sprachenvielfalt Indiens, die Anzahl der Hinrichtungen seit 1976 in den verschiedenen Staaten der USA, die Länder, die innerhalb der letzten 50 Jahre von einer Frau regiert wurden. Wo wird der Dezimalpunkt, wo das Dezimalkomma verwendet. Auf den Seiten 150/151 ist zu erkennen, dass die Fläche des Pazifik grösser ist als des gesamte Landfläche der Erde. Eine Seite weiter wurden die Flächen der USA, der VR China, Indiens, Italiens, Spaniens Frankreichs, Italiens und auch Deutschlands auf die Fläche Afrikas gelegt - hier wird auf einen Blick verständlich klar, welch gigantisch grosser Kontinent Afrika ist.

Viel Interessantes, einiges Amüsantes, wenig Unnützes. Die Sicht auf die Welt ändert sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 01.07.2020
Mentzel, Britta;Rusch, Barbara;Pinck, Axel

Lust auf Deutschland


ausgezeichnet

Das Reiseziel im Jahr 2020? Deutschland!

Nun gut, die Nord- und Ostseestrände sind zum einen nicht allzu lang, zum Zweiten ist es nur selten so brüllend heiß wie an den Stränden Spaniens, Italiens, Griechenlands oder auch der Türkei. Und zum Dritten werden die deutschen Meeresstrände in diesem 'Corona-Jahr' sicher gestürmt werden.

Eine gute Gelegenheit, die anderen lohnenswerten Reiseziele, die Deutschland zu bieten hat, zu entdecken. Wer noch keine Antwort auf die Frage 'Wo sollen wir bloss hin?' gefunden hat, findet in diesem schönen Bild-/Textband reichlich Auswahl und Anregungen.

Insgesamt 50 Ziele, unterteilt Reiseziele des Nordens, Nordostens, der Mitte und im Süden werden zumeist auf jeweils zwei Seiten vorgestellt. Illustriert mit schönen Farbaufnahmen, die einen ersten Eindruck davon, was es zu erwarten gilt, ermöglichen. Die Texte sind zwar nett geschrieben, allerdings des knappen Platzes hierfür auch knapp gehalten. Zwei bis drei Hinweise auf so genannten 'Top * Erlebnisse' gilt es auch zu lesen. Und wer das eine oder andere Ziel in Betracht zieht: ausführlichere Informationen lassen sich über die bei allen Zielen angegebenen Internet-Adressen einholen.
Mit Hilfe einer kleinformatigen Übersichtskarte von der Umgebung des jeweiligen Reiseziels gibt einen Überblick, was es während eines etwa eintägigen Ausflugs per Auto in der Umgebung noch so alles an Urlaubsmöglichkeiten gibt.

Es handelt sich nicht um einen ausführlichen, jedes Detail beschreibenden Reiseführer. Aber es kann eine gute Hilfe für diejenigen sein, die die bisher unbekannten Gegenden eines vornehmlich im Ausland bekannten Reiseziels entdecken möchten: Deutschland.

Bewertung vom 29.06.2020
Nocun, Katharina;Lamberty, Pia

Fake Facts


ausgezeichnet

Es steht zu befürchten, dass das Buch von 'Filterblasen-Bewohnern' nicht gelesen wird...

Einerseits muss man den oft schwülstigen, die Tatsachen kaschierenden Worte der Politiker nicht blind folgen. Denn unbestreitbar wird manch Unangenehmes zu den Zeiten umgesetzt, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit anderen Dingen gehört. Beispiel Volksdroge Fussball: zu den Zeiten einer Welt- oder Europameisterschaft lässt sich manches Gesetzt ohne viel Aufsehens in Kraft setzen -der öffentliche Aufschrei bleibt aus, die Mehrzahl der Bevölkerung ist ja wunderbar abgelenkt.

Aber gleich alles, was von der Bunde- einer oder Landesregierung in Kraft gesetzt wird pauschal verdammen und in die Schublade 'Alles erlogen' zu stopfen, damit macht man es sich dann doch zu einfach.

Viel schlimmer ist es, sich so umfassend wie möglich zu informieren. Seine Meinung ausschliesslich mit den direkten oder indirekten Bestätigungen dieser eigenen Meinung von anderen Mitgliedern der Facebook-, Twitter- oder was weiss ich welcher Filterblase zu begründen. Was leider immer mehr um sich greift.
Siehe beispielsweise die aktuelle, seit Ausbruch der Corona-Pandemie kursierende Verschwörungserzählung, Bill Gates hätte den Virus in die Welt setzen lassen, um, je nach Variante der Verschwörungserzählung an einem Impfstoff noch mehr Geld zu verdienen. Oder die Weltbevölkerung mit Hilfe dieses Virus einer Art Gehirnwäsche zu unterziehen. Oder die Weltbevölkerung zu dezimieren. Oder, oder...

Das gedankliche Eiland der Reichsbürger, der Flat Earth-Anhänger ('die Erde ist eine Scheibe...'), derjenigen, die die sich immer stärker bemerkbar machende Klima-Katastrophe negieren('... nicht menschengemacht...'), die der Holocaust-Leugner, Impfgegner, ChemTrail-Jünger: die Gründe, Ursachen, Auslöser für all diese FakeFacts-Anhänger nehmen die beiden Autorinnen sehr gründlich auseinander.
Wobei unbedingt festgehalten werden muss: auch den FakeFacts-Jüngern steht das 37 Seiten umfassende, von der Schriftgrösse deutlich kleiner gesetzte Quellenverzeichnis zwecks Überprüfung der Feststellungen zur Verfügung.

Der aktuelle POTUS-Darsteller wird mit seinen Tiraden über die als Fakenews beschimpften seriösen Quellen wie The New York Times, den TV-Sender CNN natürlich ebenso unter die Lupe genommen. Mitsamt der Analyse, was der gelbhaarige Egomane mit derartigen Behauptungen bewirkt hat, bewirkt und bewirken will.

Von der Gefährlichkeitskala am unteren, entgegengesetzten Ende ist die ganze Esoterik-Masche ein Thema. Mit den teuer verkauften Heilwässerchen, Hand-Auflege-Seminaren und ähnlichem nicht verifizierbaren Humbug. Der nur den Anbietern Geld in die Taschen spült.

Erfreulicherweise zeigen die Autorinnen auch auf, welche Möglichkeiten es gibt, einer solchen vorgefertigten Filter-Blase zu entkommen.

Die zwei Punkte von Negativ-Kritik:

Stellenweise ist das Buch recht dröge zu lesen. Weil sehr viele psychologische Versuche angeführt werden. Was einerseits zwar notwendig, aber deswegen dennoch dröge zu lesen ist.
Punkt zwei der Negativ-Kritik: es steht zu befürchten, dass das Buch von viel zu wenig Filterblasen-Bewohnern gelesen wird...

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2020
Bach-Damaskinos, Ruth;Dütsch, Thomas

Nürnberg in Farbe


ausgezeichnet

Beeindruckend. Und erschreckend. Beides zugleich.

Die Stadt der Reichsparteitage der Nazis. Unzerstörtes, altes Stadtbild, Fachwerkhäuser, Giebel, Türme, Türmchen, enge Gassen, Dachgewirr - und immer wieder die propagandistische Überfrachtung mit Hakenkreuzfahnen, Hakenkreuze überall. Soweit Teil 1 des Buches. Aufnahmen der Reichsparteitage fehlen. Schliesslich geht es um Nürnberg als Stadt, nicht um die hinterhältige Propaganda der Nazis.

In Teil 2 dann Bilder von dem, was die Nazis aus Nürnberg gemacht haben beziehungsweise wozu sie die Alliierten im Zweiten Weltkrieg gezwungen haben, um diesen Krieg zu beenden: die Stadt der grössenwahnsinnigen Nazi-Inszenierungen in Schutt und Asche zu legen. Wie so viele andere deutschen Städte ein einziges Trümmerfeld.

Teil 3 zeigt dann einige Fotos von der Zeit der des Haupkriegsverbrecherprozesses zwischen November 1945 und dem Tag der Urteilsverkündung am 1. Oktober 1946. Gemeinhin als 'Nürnberger Prozesse' bekannt.

Teil 4 widmet sich dem Wiederaufbau. Mit den aus heutiger Sicht Bausünden der 1960er, 1970er Jahre, der absoluten Zielsetzung, das Stadtbild dem Autoverkehr zu unterwerfen. Fünfspurige innerstädtische Strassen, Die 'Breite Gasse' beidseits mit Autos zugeparkt, und dann ab 1966 als Fussgängerzone im Probebetrieb. Versandhaus Quelle, Kaufhaus Horten - beides schon lange Vergangenheit.

Das Buch ist nicht nur für die Einwohner Nürnbergs interessant. Es zeigt zwar 40 Jahre Stadtgeschichte. Aber auch einen Ausschnitt der Geschichte Deutschlands.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2020
Treichler, Frank

CEWE Fotobuch


ausgezeichnet

Unwahrscheinlich, was diese Gratis-Software alles beherrscht!

Frank Treichler hat schon mehrere Bücher zu kostenpflichtigen bis sehr kostenintensiven Bildbearbeitungsprogramme geschrieben. Er bietet auch Seminare zu den Themen Allgemeine Fotografie, Bildbearbeitung, Fotoreisen, Landschaftsfotografie, Makrofotografie, Naturfotografie, Tierfotografie, Vogelfotografie an.

Von daher ist ihm ein reicher Erfahrungsschatz rund um das Thema 'Digital-Fotographie und Bildgestaltung' zu unterstellen.

Diese Erfahrungen gibt der Autor auf den 322 Seiten weiter. Auf denen die zahlreichen sehr gut kommentierten Bildschirmabbildungen, Beispielfotos im Sinne von gut/schlecht, guten und weniger gut ansprechend aufgebaute Seitenlayouts dem Namen des Verlages entsprechend alle in Farbe abgebildet sind.

Die erklärenden Texte zu den Abbildungen sind gut und leicht verständlich. Wobei man als Gelegenheitsnutzer der Software, der nur ab und zu mal auf die schnelle ein Fotobuch zusammen stellt, aus dem Staunen nicht mehr raus kommt. Zum einen, was diese Gratis-Software alles an Tricks auf Lager hat. Ein Video in einem FotoBUCH? Scheint auf den ersten Blick genauso unsinnig wie ein Video in einem gedruckten Dokument. Auf den Seiten 145ff beschreibt der Autor genau, was es damit auf sich hat. Das Video wird auf einer Seite des Fotobuchs abgelegt, eine Aufnahme aus dem Video wird als Platzhalter in der Seite montiert. Zusätzlich wird in einer Ecke des Platzhalterbildes ein QR-Code eingebaut. Wird dieser mit dem Smartphone oder Tablet abgescannt, wird das auf dem CEWE-Server hochgeladene Video auf dem Gerät abgespielt. Wobei sich das vorgeschlagene Platzhalterbild durch ein anderes, aussagekräftigeres Standbild aus dem Video tauschen lässt.

Mittels Fotos, bei denen die GPS-Koordinaten des Aufnahmeortes in der Bilddatei abgelegt sind, eine Landkarte mit der eingezeichneten Reiseroute in dem Fotobuch einbauen? Die Erklärungen sind ab Seite 145 zu finden.

Anstatt eines reinen Fotobuches mit Aufnahmen doch lieber ein Kochbuch erstellen? Mitsamt dem Text für die Rezepte? Seite 294ff. aufschlagen.

Umgang mit Text einschliesslich Hinweisen für Schriftarten, Formatierungen, Gestalten mit Farben, Hintergründe, Bildeffekte, Buchdeckel gestalten - das Buch ist eine Fundgrube an Ideen und Anregungen.

Ob es viel Sinn und Spass macht, die Software CEWE-Fotobuch auf dem kleinen Bildschirm eines iPhone oder Androiden zu einzusetzen, das sei mal dahin gestellt. Wer es versuchen will: in Kapitel 13 erläutert es der Autor. Ebenso wie die Cloud-Lösung von CEWE MyPhotos.

Die sehr sinnvoll investierten 19,90 € lassen sich indirekt dann auch noch auf 14,90 € reduzieren: im Anhang ist Gutschein über 5,00 € für die Kosten des nächsten Buches.

Zigtausende von Fotos immer wieder auf dem Monitor anschauen? Das macht wohl kein Mensch. Ein schönes Fotobuch hingegen wird sicher oft und gerne zur Hand genommen.
Wie ein solches Buch von einer zusammengeschusterten 08/15-Lösung zu etwas ganz Besonderem werden kann, das wird hier gut und an Hand vieler schöner Beispiele erklärt.

Bewertung vom 28.06.2020
Schattauer, Julia

Fernweh Deutschland


ausgezeichnet

Fernweh und Deutschland, ein Widerspruch in sich?

Um die Frage gleich zu beantworten: NEIN.

Wie viele schöne, entdeckenswerte Landschaften, Regionen, Naturparks es in Deutschland gibt, erfährt der Leser in diesem Buch. An's Mittelmeer? Auf die Kanaren? In die Türkei? Nach England oder in die USA? Oder sonst wohin im Ausland? Zur Zeit, Juni 2020, wahrscheinlich nicht die allerbeste Idee.
Nordsee? Ostsee? Super schön, aber total überlaufen.

Was in Deutschland noch alles an Zielen für einen Urlaub geboten ist, das findet man in diesem Buch.
Unterteilt in drei Regionen (Norden - Mitte - Süden) werden teils reichlich unbekannte Ziele präsentiert. Bayrische Alpen, Chiemsee, Tegernsee, Bodensee, Allgäu, Schwarzwald - alles zumindest dem Namen nach bekannt. Aber Fläming, Reinhardswald, Osnabrücker Land, Vulkaneifel oder vorpommersche Boddenlandschaft? Das dann eher weniger.

Das Buch von Julia Schattauer, die viele besondere Tipps für Sehenswürdigkeiten, Hotels , Aktivitäten einstreut, ist mit zahlreichen schönen teils doppelseitigen Farbfotos illustriert. In der Übersichtskarte, die zu Beginn eines jeden der drei Teile abgedruckt ist, sind die im folgenden Buchabschnitt näher beschriebenen Ziele markiert.

Das Buch macht sehr deutlich, dass Deutschland und der Begriff 'Fernweh' sich auf keinen Fall gegenseitig ausschliessen.

Bewertung vom 24.06.2020
Raatz, Oliver

Ab durch Deutschland!


weniger gut

Nett, gut gemeint aber...

Viele Farbfotos, knappe Texte, gezeichnete Piktogramme, gezeichnete Wegstrecken mit markierten Punkten, die im den Texten Erwähnung finden. Die zu absolvierende Kilometerzahl und der voraussichtlicher Zeitaufwand sind jeweils angegeben. Eine genauere Beschreibung der Strecke samt Strassenkarte kann oder besser muss dann mittels der ebenfalls jeweils angegebenen Internetadresse im Netz gelesen werden. Über diese Lösung kann man geteilter Meinung sein.

Was ich ebenso bemängle, um nur zwei Beispiele zu nennen:
Bei der Bodenseetour wird auf Seite 187 der 'Wildcamping Parkplatz Sipplingen' angegeben. Dort kann es unter Umständen dann wirklich wild zugehen, es ist ein bekannter und beliebter Swinger-Treff...
Auf der selben Seite wird der 'Parkplatz mit Ausblick Am Töbele' augeführt. Hierzu schreibt der Autor
"Wahrscheinlich einer der besten Parkplätze am Bodensee direkt neben dem Weinbaugebiet mit Blick über den See."
Aha, toll, den Platz steuern wir an....
Spätestens bei der Ankunft stellt man fest, dass es sich um einen kostenpflichtiger Parkplatz mit 600 (!) Stellplätzen für Touri-Autos samt Pendelbus in die Meersburger an den Rand der Altstadt handelt.
Sollte man das Glück haben, ziemlich weit vorne Richtung See einen Parkplatz zu ergattern, ist der Blick auf den See durch Büsche eingeschränkt. Muss man weiter hinten parken, bekommt man sehr regelmässig alle 15 Minuten, ab etwa 0:00 Uhr nur noch stündlich, zumindest den Strassenverkehr von der B31/B33 mit. Sobald nämlich eine Fähre Konstanz/Staad nach Meersburg ihre Mopeds, Autos, Reise- oder Linienbusse und Sattelschlepper frei lässt.

Der letzte Bus von der Altstadt zum Parkplatz fährt um kurz vor 20:00 Uhr. Zu Fuss von der Uferpromenade Meersburgs zum Parkplatz am Töbele sind es gute zwanzig Minuten. Mit guter Steigung. Na, denn mal viel Spass, sich in einer schwülen Sommernacht nach einem leckeren Essen (Pardon, in Meersburg als Touri-Magnet gibt es fast überall auch nur das dazu passende Essen... Mit wenigen Ausnahmen.) und dem einen oder anderen Viertele oder Bier den Weg hoch zu schleppen.

Fazit: nicht schlecht. Jedenfalls nicht ganz schlecht. Zumindest die Tourenvorschläge als Strecke durch die Landschaften betrachtet. Wer sich im Internet wirklich kundig macht, wird von der einen oder anderen unangenehmen Überraschung verschont.
Die Streckenvorschläge sind also nett. Allerdings völlig ohne System im Buch verstreut. Bei Tour 1 bewegt man sich an der Ostsee-Küste, für Tour 2 geht's ab in den Harz. Um dann für Tour 3 wieder nach MeckPom zu fahren. Bei Tour 4 steht das Elbsandsteigebirge im Buch, Wobei es dann für Tour 5 heisst ab an die friesische Norseeküste. Nach einem Abstecher Richtung Süden für Tour 6 ins Rheintal gehts für Tour 7 wieder hoch nach Friesland. Auf Tour 8 durch den Schwarzwald geht's ab Richtung Osten in's Allgäu (Tour9) ohne dabei tourenmässig den Bodensee zu tangieren, Der kommt erst bei Tour 12 dran. Für Nummer 10 befindet man sich wieder an der Ostsee, Nummer 11 ist erneut im Süden zu finden (Pfälzer Wald). Irgendwann ist man dann wieder in der Heide südlich von Hamburg. Sorry, aber entsetzlich.

Das Buch mag ja nett nett gemeint sein und nebenher auch dem Konto des Hamburger Freelancers Oliver Raatz ein paar Haben-Buchungen einbringen. Nach meiner Ansicht scheint der Autor sein Werk in Anlehnung an seine drei Zeilen auf dem Deckblatt erstellt zu haben: "Kopf aus. Zündung an. Ich schreibe jetzt ein Buch."

Bewertung vom 24.06.2020
Dusy, Tanja

Jamas! Griechisch kochen und gemeinsam genießen


ausgezeichnet

Schon wieder ein Kochbuch? JA, ein sehr gutes!

Wer mal in Griechenland Urlaub gemacht hat, nicht gerade in einem 800-Betten-All-inclusive-Betonbunker, sondern in einem kleinen Hotel umgeben von verschiedenen Tavernen, der wird die griechische Küche von γιαγιά, also Oma und auch Mama, Papa und den Kids sehr zu schätzen wissen.

Wer diese leckeren Gerichte zu Hause nachkochen will, findet hier ausreichend Anregungen. Zum Teil zwar gut eingedeutscht beziehungsweise ein-amerikanisiert. Aber gut.

Ein-amerikanisiert ist beispielsweise der 'Halloumi-Fritter-Sandwich', laut Duden kann das auch das Sandwich heissen. Oder der 'Saganki-Burger'... Oder die 'Greek Bowl mit Puten-Gyros'... 'Baklava-Frenchtoast' habe ich zumindest in Tavernen eher selten gehört. Ebenso wenig wie 'Greek-Yogurt-Cheesecake'.
Der Begriff 'Salsa', der bei manchen Zutatenlisten verwendet wird, ist denn wohl eher im westlichen Mittelmeer zu Hause denn in der Ägäis.

Aber was soll's. Die Rezepte lesen sich gut, wecken Appetit, sind, soweit bereits nachgekocht, nach-zubereitet lecker. Schöne Farbfotos vieler, nicht aller, aber vieler Gerichte. Gute, mengenmässig auf 4 Esser abgestimmte Zutatenlisten, Im Register, löblich, löblich, nicht nur eine Aufstellung der Rezepte als solche, sondern auch der Zutaten und in welchen Rezepten diese Verwendung finden. Bei 'Feta' finden sich dann beispielsweise 26 Rezepte, bei denen dieser leckere Käse Verwendung findet. Minze? 16 Rezepte. Zitrone? 17 Rezepte von Hauptgericht bis Dessert.

Da aktuell (Juni 2020) eine Urlaubsreise nach Griechenland doch noch mit einem Fragezeichen versehen ist, lässt sich mit diesem Kochbuch zumindest die griechische Küche ins Haus holen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.