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Tintenwelten

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Insgesamt 542 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2019
Ahern, Cecelia

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2


sehr gut

Es handelt sich bei „Postscript“ um den zweiten Teil des beliebten Bestsellers „P.S. Ich liebe dich“. Man muss diesen aber nicht zwangsläufig gelesen haben, um die Geschichte zu verstehen.

Vor sieben Jahren hat Holly ihren Ehemann Gerry verloren. Nach seinem Tod haben sie zehn Briefe von ihm erreicht, die ihr geholfen haben, sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen. Gerry hat sie aus ihrem schwarzen Loch, ihrer Komfortzone herausgelockt und dadurch konnte sie wieder zu sich selber finden. Nach all der Zeit spricht Holly im Podcast ihrer Schwester über diese schwere Phase, die Briefe, deren Inhalt und wie viel sie ihr bedeuten. Von der Idee begeistert, kommt eine Gruppe schwer kranker Menschen auf sie zu und bittet Holly um Hilfe. Auch sie wollen ihren Lieben etwas hinterlassen, benötigen jedoch Unterstützung und Beratung bei der Umsetzung. Zunächst will die junge Frau davon nichts wissen, schließlich hat sie hart für ihr neues Leben gekämpft und viel erreicht. Es gibt sogar einen neuen Mann an ihrer Seite. Nie mehr will sie mit Fremden über Gerry und seine Briefe reden, denn nur das eine Mal während des Podcasts hat bereits alte Gefühle wieder aufgewühlt. Doch letztendlich kommt sie dem so genannten „P.S. Ich liebe dich“ Club näher als erhofft...

Mir gefällt die Vorstellung, Familie und/ oder Freunden nach dem Tod etwas persönliches zu hinterlassen. Für mich ist aber auch irgendwie klar, dass es nicht nur um die Hinterbliebenen, sondern auch um den Sterbenden selber geht. Auch für ihn kann das Planen, Schreiben oder Erschaffen von Botschaften eine vorbereitende und therapeutische Wirkung haben. Die Gewissheit gehen zu müssen, jemanden zurückzulassen, nicht mehr dabei sein und etwas verpassen zu können, vielleicht sogar in Vergessenheit zu geraten, muss furchtbar und beängstigend sein.

Dieses Buch ist definitiv keine leichte Kost, denn es geht um Themen, über die man nicht gerne spricht: Krankheit, Angst, Verzweiflung, Leiden, die Vorbereitung auf das Sterben, den Tod selber, Trauer und Verlust. Wer meint, dass hier die rosa-rote Brille aufgesetzt wurde, irrt sich. Auf ein Happy End sollte man dementsprechend nicht für alle Personen hoffen. Die Geschichte ist sehr emotional, tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Auf der anderen Seite ist sie aber auch sehr schön, macht Mut und Hoffnung und erzählt von liebenswürdigen Charakteren. Besonders ins Herz geschlossen habe ich Ginika (und Jewel)! Die junge Frau ist wirklich stark, bewundernswert und inspirierend.

„Postscript“ wird aus Hollys Perspektive geschrieben und man bemerkt deutlich ihren inneren Zwiespalt bezüglich des Clubs. Die wiederholte Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit und Gerrys Briefen, löst altbekannte Gefühle in ihr aus. Plötzlich ist es so, als wäre ihr verstorbener Ehemann wieder da und sie fühlt sich hin und her gerissen zwischen seinem Vermächtnis und dem Wunsch dem Club zu helfen einerseits und ihrem Bedürfnis nach Selbstschutz auf der anderen Seite. Insgesamt macht Holly eine sehr große Entwicklung durch und ich finde ihr Engagement beeindruckend. Doch obwohl sie auf ihre Umwelt oft tough, erfolgreich und unerschütterlich wirkt (ausgenommen ihre Familie und Freunde, diese machen sich große Sorgen!), weiß der Leser wie es wirklich in ihrem Inneren brodelt und wie schnell sich ihr Gedankenkarussell dreht. Spannend!

Mich hat das Buch tief berührt, bewegt und einige Male zum Weinen gebracht. Meiner Meinung nach ist es eine würdige Fortsetzung zu „P.S. Ich liebe dich“. Besonders gut gefallen haben mir in dem Zusammenhang auch die Rückblicke, welche bestimmte Erinnerungen an Hollys und Gerrys Vergangenheit beleuchtet haben. Für mich stellt das eine gelungene Verknüpfung der beiden Teile dar, so dass Gerry tatsächlich auch für den Leser nochmal neu auflebt und wieder ins Gedächtnis gerufen wird.

Ein Muss für Fans der Autorin und ganz besonders natürlich für alle, die den Vorgängerband geliebt haben!

Bewertung vom 29.09.2019
Koch, Jessica

Dem Horizont so nah


sehr gut

Auf einem Jahrmarkt lernt Jessica den drei Jahre älteren Danny kennen. Er ist ganz klar ein Aufreißer, schließlich spielt er mit seinen Freunden dieses Spiel, bei dem es darum geht, wer an einem Abend die meisten Handynummern sammelt. Doch wie sehr sie sich doch irren soll!

Obwohl sie ihn nicht attraktiv finden will, passiert natürlich genau das: Durch seine scheinbar selbstsichere und schon fast arrogante Art zieht er sie in seinen Bann. Dabei verhält er sich sowas von widersprüchlich: in der einen Minute charmant und witzig, im nächsten Moment abweisend und verschlossen. Welches Geheimnis hütet Danny? Was ist ihm in seiner Vergangenheit widerfahren?

Vorab: Dieses Buch beinhaltet eine autobiographische Geschichte der Autorin. Das heißt, es hat sämtliche Charaktere wirklich gegeben! Die Ereignisse werden aus der Sicht der Protagonistin (und Autorin) geschildert, wie sie diese erlebt hat. An dieser Stelle: Vielen Dank, dass du uns an dieser unglaublich tragischen und emotionalen Lebens- und Liebesgeschichte hast teilhaben lassen!

Für den einen mag die Geschichte teilweise sprunghaft, lückenhaft oder oberflächlich erscheinen. Doch wenn man bedenkt, dass all das tatsächlich geschehen ist und Jessica Koch ihre Erlebnisse mit Danny und Nina noch mal aufleben lässt, dann wird klar, dass ihre Prioritäten zu dieser Zeit nicht unbedingt auf ihrer Familie, ihren Freunden oder ihrer Arbeitsstelle gelegen haben. Es geht hier einzig und allein um Danny und sein Schicksal, seine Vergangenheit und seine Gegenwart. Ein Teil davon ist auch Tina, die für ihn wie eine Schwester ist, die er unter seine Fittiche genommen hat und für deren Wohlergehen er sich verantwortlich fühlt. Danny ist ein absolut liebenswürdiger, einfühlsamer und starker Charakter. Leider wird er im Buch sozusagen zum tragischen Helden.

Die Beziehung der drei untereinander ist wirklich etwas besonderes. Auch wenn man sich teilweise fragt, ob das alles noch "gesund" ist, denke ich, dass es in ihrer Situation genau richtig war. Sie sind füreinander da, stehen zueinander und würden alles tun, um die anderen zu schützen.

Dieses Buch ist übrigens der Auftakt einer Trilogie. Im zweiten Teil geht es im Dannys dunkle Vergangenheit und der finale Band beschreibt Tinas Leidensgeschichte. Denn beide Charaktere wurden in ihrer Kindheit derart zerbrochen, dass sie nur noch zusammen "ganz" sein können.

Dieses Buch ist emotional, mitreißend und traurig. Es zerstört den Leser regelrecht und stürzt ihn in einen Wirbelsturm der Gefühle: Wut, Hass, Angst, Verzweiflung, Trauer, Freundschaft, Liebe, Mut und Hoffnung - all dies erlebt man während dieser Lektüre. Ich glaube, dass ich mich nicht unbedingt weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte: Da bleibt kein Auge trocken.

Am 10. Oktober kommt die Verfilmung von "Dem Horizont so nah" in die deutschen Kinos. Wer nicht wissen möchte, welch "dunkles" Geheimnis Danny mit sich trägt, sollte ich den Trailer NICHT anschauen!

Bewertung vom 29.09.2019
Brallier, Max

Jack, der Monsterschreck, und die Zombie-Apokalypse / Jack, der Monsterschreck Bd.1


ausgezeichnet

Wie wird man zum postapokalyptischen Actionhelden?

Jack ist 13 Jahre alt, Waisenkind, Außenseiter und begeisterter Gamer. Deshalb ist er auch theoretisch ziemlich gut auf die Zombie- und Monsterwellen vorbereitet, die seinen Wohnort plötzlich überrennen. Er verbarrikadiert sich im Baumhaus seines Stiefbruders, denn seine Pflegefamilie hat ihn bei ihrer Flucht einfach zurück gelassen. Weil die ganze Situation an sich schon gruselig und furchterregend genug ist, beschließt er diese Apokalypse als Actionspiel zu sehen, in dem er selber der Held ist. Doch welches Endzeit-Spiel macht im Multiplayer-Modus nicht noch mehr Spaß? Zur Seite stehen im daher Quint und Dirk. Ersterer ist angehender Wissenschaftler und entwickelt allerlei krasse Items zur Bekämpfung und Abwehr der Monster. Dirk hingegen beeindruckt durch überragende Muskelkraft.

Natürlich dürfen in einem Action-Abenteuer auch die Herausforderungen nicht fehlen. Jacks "ultimative apokalyptische Glanztat" besteht also darin, die "holde Maid" aka June Del Toro zu retten, in die er "heimlich" verliebt ist. Blöd, dass diese eigentlich gar keine Hilfe benötigt. Alle Charaktere sind durch die Bank total sympatisch und sehr unterschiedlich. Mit dieser Gruppe wird es niemals langweilig. Ganz im Gegenteil: Das Abenteuer ist monstermäßig witzig, abwechslungsreich und actiongeladen.

Überzeugt haben mich auch die Themen, die im Buch Beachtung finden: Freundschaft, Mut und Zusammenhalt. Denn nur wenn die Freunde füreinander einstehen, können sie gegen sie Übermacht an Zombies und Monstern bestehen!

Das Besondere an "Jack, der Monsterschreck und die Zombie-Apokalypse" ist außerdem, dass es sich dabei um einen Comic-Roman handelt. Zahlreiche Illustrationen lockern dementsprechend Text und Geschichte auf. Allein diese Comic-Bilder sind schon der absolute Wahnsinn und machen definitiv Lust auf mehr.

Der Schreibstil ist sehr humorvoll und in einer einfachen und verständlichen Sprache geschrieben. Das Abenteuer ist ausgelegt für Kinder ab 10 Jahren. Doch auch jeder Erwachsene, der Spaß an Zombie- und Monstergeschichten hat, wird auf seine Kosten kommen.

Es handelt sich hierbei übrigens um die Buchreihe zur gleichnamigen Netflix-Serie, welche ich auch schon geschaut und geliebt habe! Dort kommt June noch tougher rüber und das Ganze ist MINDESTENS genauso lustig wie der Comic-Roman! Absolute Empfehlung!

Bewertung vom 19.09.2019
Sverdrup-Thygeson, Anne

Libelle, Marienkäfer & Co.


sehr gut

Der Untertitel ist Programm: In "Libelle, Marienkäfer & Co" dreht sich alles um die faszinierende Welt der Insekten und was sie für unser Überleben bedeuten. Denn auch wenn uns Menschen der Grund nicht immer klar ist, so hat doch jedes Insekt seinen Nutzen und seine Daseinsberechtigung und trägt damit zu einem intakten Ökosystem bei.

In diesem Fachbuch über Insekten beschreibt die Autorin deren Körperbau, Fortpflanzung und welchen Platz verschiedene Exemplare in der in der Nahrungskette einnehmen. Sie geht insbesondere auf ihren Einfluss auf Pflanzen, Tiere und den Menschen ein. Ohne die kleinen Helfer würde ein Großteil der (Nutz-)Pflanzen nicht bestäubt werden, dementsprechend würden sie nicht blühen und auch keine Früchte tragen. Der Mensch lebt schon lange als Nutznießer der Insekten, die uns beispielsweise Honig und Seide überlassen. Doch das sind nur die offensichtlichsten Erzeugnisse. Es gibt noch viele andere Produkte, bei denen man sich gar keine Gedanken darüber macht, dass Insekten an ihrer Herstellung beteiligt sein könnten. Insekten sind außerdem die Hausmeister der Natur, denn sie bauen anorganisches Material ab und wandeln es in fruchtbare Erde um.

Insekten sind Überlebenskünstler, sie waren schon vor den Dinosauriern da und werden auch noch hier sein, wenn die Menschheit ausstirbt. Man kann also einiges von ihnen lernen! In der Zukunft könnten Insekten noch viel mehr an Bedeutung gewinnen als es bereits jetzt der Fall ist. Themen wie Plastikabbau oder Nahrungsmittelproduktion spielen hier eine Rolle.

Der Einsatz von Insektiziden sollte gut überlegt sein, denn deren Auswirkungen sind nicht abzusehen. Der Mensch hat schon einige Tier- und/ oder Insektenarten ausgerottet, doch welche Folgen das letztendlich für die Natur haben wird, ist nicht immer umfassend erforscht. Fakt ist, dass Insekten äußerst wichtig für das Überleben von Mensch, Tier und Pflanze sind.

Anne Sverdrup-Thygeson spricht auf unterhaltsame, humorvolle und liebevolle Art und Weise von Insekten. Dabei bleibt die Lektüre des Buches stets spannend, interessant, informativ, aber auch einfach und verständlich erklärt. Sie lässt Insekten zu Sympathie-Trägern werden und hat meine Meinung über sie definitiv geändert. Nach dem Lesen sieht man sie einfach mit anderen Augen. Es sind faszinierende kleine Wesen, die zu beeindruckenden Dingen fähig sind!

Bewertung vom 17.09.2019
Martin, Nick;Vetter, Anita

Die geilste Lücke im Lebenslauf


ausgezeichnet

Nick Martin ist seinem Traum gefolgt: Während seiner Weltreisen erkundet er 70 Länder und lernt dabei mehr für das Leben als man es in einem Nine-to-five-Job je könnte. In "Die geilste Lücke im Lebenslauf" nimmt er den Leser mit zu zahlreichen wunderschönen und faszinierenden Destinationen und berichtet von seinen Erlebnissen.

Der Schreibstil ist mitreißend, spannend, emotional und macht Lust auf mehr. Die kurzen und auch manchmal längeren Episoden sind humorvoll und spannend geschrieben. Es gibt witzige, schöne, erschreckende und eben auch berührende Anekdoten, die ich alle gerne gelesen habe. Es war wirklich so als würde ein Freund einem das Ganze erzählen, nicht aufgesetzt oder effekthaschend, sondern einfach ehrlich und echt. Das Buch zeigt Höhen und Tiefen einer Weltreise, gute wie auch unschöne Begegnungen und Erfahrungen. Doch Nick berichtet nicht nur von seinen Reisen, sondern auch von der Rückkehr nach Deutschland und wie man sich dabei fühlt, als anderer Mensch heimzukehren und sich als Nummer im System wiederzufinden.

Besonders spannend fand ich auch die zahlreichen Bilder von Land und Leuten. Am besten gefallen hat mir an ihnen, dass Nick auf jedem Bild ein breites Grinsen im Gesicht hat und man ihm ansieht, dass er zufrieden ist und seinen Traum lebt. Vor allem mag ich diese positive und lebensbejahende Art, die man im ganzen Buch spürt. Die Botschaft, dass man versuchen sollte seine Träume zu verwirklichen und das man das Glück selbst in der Hand hat, finde ich äußerst inspirierend. Wenn man etwas unbedingt möchte und positiv denkt, wird auch gutes geschehen.

Für Weltenbummler oder solche, die es werden wollen eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.09.2019
Graser, Claudia

Der 5-Minuten-Urlaub


sehr gut

Das Buch beschäftigt sich damit, dass man sich täglich 5 Minuten Auszeit gönnen sollte, um stressige Situationen zu verarbeiten, diesen vorzubeugen oder ihnen besser begegnen zu können und auf lange Sicht ein Burnout zu vermeiden.

Man erfährt unter anderem, was bei Stress überhaupt im Körper passiert, was das für Auswirkungen auf ihn oder unsere Psyche hat und was man dagegen tun kann. Die Autorin gibt Tipps, wie man sich einen 5-Minuten Urlaub gönnen und die täglich notwendige Entspannung finden kann. Man lernt außerdem "Nein" zu sagen und negative Glaubenssätze aufzulösen. Dabei bedient Claudia Graser sich der (Selbst-)Hypnose. Wer dem Thema gegenüber skeptisch ist, wird im Buch vom Gegenteil überzeugt.

Das Buch beinhaltet einige Listen und Fragebögen. Dementsprechend muss man sich ein wenig mit dem Buch beschäftigen. Dies ist besonders interessant, weil man sich mehr Gedanken über sich selber, sein Leben und seinen Tagesablauf macht. Darüber, was einen stört, was einen krank macht und wie es einem überhaupt geht. So wird einem vielleicht auch überhaupt erst klar, dass etwas nicht stimmt.

Das besondere am Buch ist, dass der Leser zu bestimmten Themen QR-Codes findet. Diese führen zu kurzen Videos, Audio-Dateien oder auch Anti-Stress-Bildern. Diese Videos ergänzen den Text sehr gut. Man findet auf diese Weise außerdem 35 Minuten Selbsthypnose und 60 Minuten Entspannungsmusik.

Claudia Graser hat dem Buch durch eigene Photographien das gewisse Etwas gegeben. Man findet fast auf jeder Seite auf Thema und Text abgestimmte Bilder, die kleine Modell-Figuren in verschiedenen Situationen zeigen. Großartig!

"Der 5-Minuten Urlaub" ist sehr informativ und interessant, wenn man sich auf das Thema Selbsthypnose einlässt. Der Mix aus Text, Photographien, Fragebögen/ Listen sowie Video- und Audio-Dateien macht die Lektüre sehr unterhaltsam. Schön ist auch, dass das Ganze recht humorvoll geschrieben ist. In Kombination mit den Photographien ist das der Knaller!

Bewertung vom 08.09.2019
Ambjørnsen, Ingvar

Echo eines Freundes


weniger gut

Dies ist der fünfte Teil der Elling-Reihe. Er spielt einige Zeit nach den Ereignissen des letzten Bandes. Elling ist mittlerweile 58 Jahre alt und wird aus der vorherigen betreuten Wohnsituation entlassen. Er ist fest entschlossen es alleine zu schaffen und kehrt nach Oslo zurück, wo er die Einliegerwohnung einer älteren Dame bezieht.

Ich habe die Vorgänger nicht gelesen, was vielleicht besser gewesen wäre. So war ich doch relativ verwirrt, wenn Elling über die Vergangenheit oder seine beiden besten Freunde gesprochen hat, die beide bereits verstorben sind. Da half mir auch das Nachwort der Übersetzerin nicht wirklich weiter.

Elling ist ein sehr spezieller Charakter. Er spekuliert aus der Ferne über die Persönlichkeit und das Leben der Menschen in seinem Umfeld. Besonders betroffen von diesen Phantasien sind die Frauen, bei denen er sich fragt, ob sie an ihm interessiert sein könnten und wie es wäre eine Beziehung mit ihnen zu führen. Er ist eine Gestalt der Gegensätze: obwohl er eher introvertiert ist, wünscht er sich Kontakt, Freunde, Anerkennung und eine feste Beziehung. Er schwankt immer zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, wirkt schon fast manisch-depressiv. Außerdem ist er ziemlich launenhaft. Im einen Moment ist er freundlich, zuvorkommend und charmant, nur um sich plötzlich aufbrausend, zornig und unberechenbar zu verhalten. Klar ist, dass er hauptsächlich in seiner Gedankenwelt lebt, analysiert, spekuliert und phantasiert und dabei manchmal vielleicht selber gar nicht mehr weiß, was jetzt Realität oder Phantasie ist.

Der Schreibstil ist interessant und bringt seine verworrene Psyche sehr gut rüber. Teilweise ist er auch humorvoll, obwohl Elling als Person gar nicht witzig sein will. Seine Vorstellungen, Spekulationen und seine Gedankenwelt kommen einfach so absurd und skurril rüber. Generell muss man aber sagen, dass nicht übermäßig viel passiert und das Buch auch eher langatmig ist. Der Leser begleitet Elling während seines Alltags und wird Zeuge der Irrungen und Wirrungen seines Geistes.

Bewertung vom 08.09.2019
Breen, Sarah;McLysaght, Emer

OMG, diese Aisling!


gut

Aisling wohnt mit 28 Jahren noch bei ihren Eltern und träumt von der großen Liebe und einem Ring am Finger. Doch ihr langjähriger Freund John hat da offenbar andere Pläne. Als ihr das klar wird, trennt sie sich kurzerhand von ihm und zieht in eine WG in Dublin.

So weit, so gut. Für mich klang das nach einer starken Protagonistin, einem großen Abenteuer und einem Befreiungsschlag, um Träume zu verwirklichen. Nun ja, in dieser Hinsicht wurde ich leider enttäuscht. Aisling verhält sich so, dass sie dem Titel "OMG, diese Aisling!" mehr als gerecht wird. Denn wie oft habe ich über sie den Kopf geschüttelt, mir an den Kopf gefasst und gegen die Stirn geschlagen?

All ihre Freundinnen sind verlobt oder schon verheiratet. Und auch Aisling sieht ihre Zukunft schon rosarot vor sich: Traumhochzeit, Traumhaus auf dem Land und dann ließe auch der Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten. Als John ihre Träume dann durchkreuzt, macht sie aus heiterem Himmel, scheinbar völlig unüberlegt und ohne große Erklärung Schluss. In den nächsten Wochen lebt sie zwar zusammen mit neuen Freundinnen in einer Traumwohnung, aber das ist schließlich nicht das, was sie immer wollte. Und so reagiert sie dementsprechend verschnupft, wenn es Neuigkeiten von John gibt oder der sich eben nicht meldet. Beides passt ihr nicht. Obwohl Aisling bereits 28 Jahre alt ist und in vielen Dingen eine total spießige und altbackene Denkweise hat, führt sie sich auf der anderen Seite auf wie eine Pubertierende. Ständig beschäftigt sie sich mit Markenprodukten, Gratis-Essen oder Gratis-Proben und preist das tolle Aussehen von diesem oder jenem Typen an. Dabei ist sie stets für eine ordentliche Portion Klatsch und Tratsch zu haben und hat natürlich zu allem eine (meist herablassende und besserwisserische) Meinung. Tatsächlich wird sie in allem völlig überzogen dargestellt. Einige meiner Mitleser/innen bei der Leserunde haben hier Absicht vermutet und das dies eben der spezielle Humor des Buches sei. Teilweise fand ich es auch unterhaltsam und absurd, aber eben leider auch oft ein wenig nervig. Zum Glück macht sie im Verlauf der Geschichte eine Veränderung ins Positive durch, denn das durch sie dargestellte Frauenbild ist doch mehr als rückständig und hat mir überhaupt nicht gefallen. Letztendlich muss man sagen, dass hin und wieder wahrscheinlich eine kleine Aisling in jedem von uns durchschimmert. In dem ein oder anderen Punkt kann sich bestimmt jede Leserin zumindest ein wenig mit ihr identifizieren.

Große Abenteuer bestreitet Aisling im Buch zwar nicht, dennoch halten ihre neuen Mitbewohnerinnen sie ganz schön auf Trab. Sie durchlebt die Tiefen des Liebeskummers, mutiert zur Partylöwin, auf der Arbeit geht es drunter und drüber und bei den Eltern ist auch nicht alles wie man es sich wünschen würde. Außerdem scheint jemand ein Auge auf sie geworfen zu haben. Es sind eben die kleinen oder größeren Aufregungen des Alltags an denen die Autorinnen uns teilhaben lassen. Das macht Aisling zu einer von uns, denn ihre Probleme oder zumindest so ähnlich, haben wir alle bestimmt schon gehabt. Ob es am Ende zum Befreiungsschlag kommt, müsst ihr selber lesen ;)

"OMG, diese Aisling!" ist unterhaltsam, überzogen und aus dem Leben gegriffen. Die Protagonistin ist definitiv speziell und ab und zu ein wenig nervig. Dennoch hat das Buch seinen eigenen Charme.

Bewertung vom 08.09.2019
Hagerup, Linde

Ein Bruder zu viel


sehr gut

Sara ist neun Jahre alt als die beste Freundin ihrer Mutter plötzlich verstirbt und dabei einen Sohn hinterlässt. Dieser soll von nun an bei ihnen leben. Doch damit nicht genug: Sara muss ich auch noch ihr Zimmer mit ihm teilen. Das passt ihr überhaupt nicht, schließlich ist Steinar klein, nervig und heult ständig. Dementsprechend kann sie einfach nicht nett zu ihm sein, auch wenn ihr eigentlich klar ist, dass er ihr Mitgefühl und ihre Rücksicht verdient hätte. Doch dann belauscht sie ein Gespräch zwischen ihren Eltern und plötzlich ist ihr klar, was sie tun muss.

Dies ist ein berührendes und emotionales Kinderbuch über Verlust und Trauer. Geschrieben aus Saras Sicht wird diese Geschichte besonders kindlich erzählt und ist damit auch sehr leicht zu lesen. Man kann Saras Gefühle und ihre Zerrissenheit gut nachempfinden und fühlt auch ihre Wut, Verzweiflung, Ängste und Eifersucht, aber auch die tiefe Zuneigung und Liebe gegenüber ihrer Familie. Man kann verstehen, dass sie sich teilweise ungerecht behandelt und verraten fühlt.

Auf der anderen Seite tut einem natürlich auch Steinar unheimlich Leid, der ziemlich traurig und traumatisiert ist und nicht versteht wo seine Mutter ist und warum sie nicht wieder kommt. Aber auch Saras Leben und das ihrer Familie wurde auf den Kopf gestellt. Daraus entstehen viele herzzerreißende, aber auch einige schöne Szenen.
Das Buch ist außerdem bebildert. Fast auf jeder Seite befinden sich auf den Text abgestimmte Illustrationen, die alle so wie das Cover in blau und gelb gehalten sind.

"Ein Bruder zu viel" ist auch geeignet für Kinder, die noch ein Geschwisterchen bekommen haben, egal ob blutsverwandt oder vielleicht durch das Entstehen einer Patchwork-Familie. Es ist eine schöne Geschwister- und Familiengeschichte, die bewegt und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 08.09.2019
Nelles, David;Serrer, Christian

Kleine Gase - Große Wirkung


sehr gut

Die Autoren studieren Wirtschaftswissenschaften am Bodensee. Aufgrund der aktuellen Debatte um den Klimawandel wollten sie sich selber ein Bild zum Thema machen. Dabei waren sie auf der Suche nach einem Buch, das anschaulich, wissenschaftlich fundiert und in kurzen Texten das Wichtigste über den Klimawandel zusammenfasst. Weil es ein solches Buch nicht gab, beschlossen sie es selber zu schreiben. Ziel ist es mit Hilfe des Buches möglichst viele Menschen über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels zu informieren und sie zu motivieren sich für Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen. Denn es ist klar, dass man zwar alleine nicht viel erreichen kann, doch je mehr Menschen sich für das Thema interessieren und etwas bewegen wollen, desto mehr kann letztendlich auch erreicht werden.

Und das Buch macht klar: es muss etwas geschehen! Wir müssen endlich anfangen unsere Umwelt zu schützen, in dem wir beispielsweise unseren CO2-Verbrauch deutlich reduzieren. Das ist wichtig für unsere Zukunft und die der Erde.

Meiner Meinung nach ist die Umsetzung des Buches sehr gut gelungen. Es beschreibt kurz, anschaulich und verständlich wie es zum Klimawandel kommt, wer oder was daran Schuld ist, welche Auswirkungen das auf unsere Umwelt, Flora und Fauna, das Wetter und eben auch auf den Menschen hat. Es wird auch angerissen, was jeder für sich tun kann, um einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Verstehen wird durch zahlreiche Illustrationen, Graphiken und Diagramme unterstützt.

"Kleine Gase - große Wirkung" kostet nur 5 Euro. Diese kann man gut und gerne investieren, um sich über ein sehr wichtiges und aktuelles Thema zu informieren. Meiner Meinung ist dieses Buch sehr lesenswert. Nach der Lektüre hat man das Gefühl etwas gelernt zu haben und etwas verändern zu wollen!

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