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holdesschaf

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Insgesamt 593 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2022
Monaghan, Damhnait

Neuanfang in Little Cove


sehr gut

Ruhiger Wohlfühlroman mit tollem Setting
Die frischgebackene Lehrerin Rachel verschlägt es 1985 nach einigen privaten Schicksalsschlägen in das kleine Örtchen Little Cove, wo sie an der katholischen Schule den Französischunterricht übernehmen soll. Im Dorf scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und es gibt nichts, außer ein paar Häusern, Fischern und einem Take-away-Imbiss. Die Dorfbewohner stehen der Frau vom Festland zunächst teilweise skeptisch gegenüber. Sie ist das Tagesgespräch. Auch die Arbeit mit den Schülern gestaltet sich nicht so einfach. Zum Glück sind da Vermieterin Lucille und Kollege Doug, wobei letzterer leider vergeben ist.

Ich war zunächst etwas verwundert, dass der Roman im Jahr 1985 spielt, weil dies im Klappentext gar nicht erwähnt wird, fand aber dann schnell in diese Zeit ohne Handy und Internet hinein. Little Cove ist eigentlich ein charmantes, verschlafenes Nest, in dem jeder jeden kennt und viel getratscht wird. Privatsphäre gibt es unter den 389 Einwohnern kaum. Trotzdem ist das Setting landschaftlich sehr schön beschrieben, man kann es sich richtig gut vorstellen.

Die Protagonistin Rachel ist zunächst zurückhaltend, macht aber sowohl beruflich als auch als Zugezogene im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch, die mir gut gefallen hat. Je mehr man aus ihrer Vergangenheit erfährt, umso besser versteht man sie . Manchmal verspürte ich trotzdem eine gewisse Distanz zu ihr, obwohl sie mir vor allem als Lehrerin sehr sympathisch war und ich, weil ich denselben Beruf ausübe, öfter mal über die Situationen im Klassenzimmer schmunzeln konnte. Der Kollege Doug ist manchmal ein bisschen empfindlich, was nicht ganz so gut gepasst hat, denn sonst ist er recht tough. Während viele Einwohner mit der Zeit auf Rachel zugehen und sie in ihrer Mitte aufnehmen, gab es doch einige Unsympathen, allen voran die Vertreter der katholischen Kirche. Aber deren Verhalten scheint mir auch nur authentisch.

Die Schreibweise der Autorin ist manchmal etwas behäbig und hätte etwas fesselnder sein können. Teilweise hing das Erzählte nicht gut genug zusammen, sondern wirkte wie einzelne Szenen. Der Roman ist also eher für entspannte Lesestunden, in denen man ein bisschen zur Ruhe kommen möchte. Ein kleinen bisschen Gefühl und Gefahr fehlt natürlich auch hier nicht. Und natürlich möchte man wissen, wie der Neuanfang am Ende ausgeht. Den Schluss fand ich sehr harmonisch, was mir gut gefallen hat.

Daher 4 Sterne

Bewertung vom 14.04.2022
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Neue Lieblingsermittler
Lykke Teit ist eine gute Ermittlerin, aber leider nicht sehr zuverlässig und auch privat hat sie ihr Päckchen zu tragen. Trotzdem erhält sie die Gelegenheit ihre erste eigene Mordermittlung zu führen. Was der Chef nicht weiß ist, dass das männliche Opfer, welches an der Grenze zu Deutschland im Sand vergraben aufgefunden wurde, Lykke gut kannte und ihr am selben Tag eine merkwürdige SMS schrieb, in der es sich bedroht fühlte. Aufgrund der Auffindesituation muss Lykke mit dem deutschen Kommissar Rudi Lehmann zusammenarbeiten. Die Zeit drängt, denn der Junge, der das Opfer fand, wird vermisst. Schon vor mehr als einem Jahr verschwand ein kleines Mädchen. Hängen die Fälle zusammen?

Selten werde ich so schnell mit Ermittlern warm, wie mit Lykke und Rudi in diesem wirklich interessanten Start der neuen Reihe. Lykke ist etwas verpeilt, wie man später erfährt nicht ohne Grund, aber eine brillante Ermittlerin. Rudi, der ältere deutsche Kollege aus Flensburg ist einfach nur ein Original. Zu schön, wie er in Dänemark seine Sprüche über die Deutschen klopft, Futter für drei in sich hineinschaufelt und zeitweise ein Kompetenzgerangel mit dem dänischen Landpolizisten austrägt. So kommt zu der Spannung auch noch etwas Witz ins Spiel.

Auch sonst hat die Geschichte alles, was ich an guten Krimis mag. Eine spannende Kombination aus altem und neuem Fall, die bis zum Schluss undurchsichtig bleibt, viele mögliche Verdächtige, Gelegenheit zum Miträtseln, viel landschaftlich Schönes und Neues. Auch wenn es möglich ist, den Täter zu erraten, wird man nicht mit der Nase auf ihn gestoßen. Auch die Entwicklung der einzelnen Ermittler zu einem Team, war überzeugend.

Der Schreibstil ist flott, beschreibt auch gut die dänische Landschaft, aber nicht zu detailliert, sondern nur soviel wie nötig. Durch die kurzen Kapitel kommt man schnell vorwärts und das Tempo ist wirklich hoch. Am Ende gibt es einen tollen Showdown. Mich hat die Reihe um Teit und Lehmann mit Sicherheit als Fan gewonnen und ich bin schon sehr gespannt, in welchem Fall die beiden das nächste Mal zusammen ermitteln dürfen.

5 Sterne

Bewertung vom 14.04.2022
Clover, Peter

Wie Sheltie zu uns kam / Sheltie Bd.1


sehr gut

Schöne Ponygeschichte für geübte Erstleser
Emmas Familie zieht aufs Land, in ein Haus mit viel Grund. Emma ist deswegen gar nicht glücklich, bis sie feststellt, dass zum Haus auch das Pony Sheltie gehört, in das sie sofort ganz vernarrt ist. Mit der ehemaligen Besitzerin übt sie reiten. Nur ein alter Mann aus der Nachbarschaft kann Sheltie gar nicht leiden, weil er Angst hat, dass es seinen Kohl frisst. Und tatsächlich fehlt eines Tages Kohl. Die Hufspuren im Garten deuten auf Sheltie hin, doch Emma ist sich ganz sicher, dass das Pony unschuldig ist. Werden die beiden den wahren Schuldigen schnappen?

Das Buch scheint eine Neuausgabe der alten Sheltie-Geschichten zu sein, die speziell für Erstleser aufbereitet wurden. Die Schrift ist angenehm groß, trotzdem gibt es schon richtig viel Text, der durch die Einteilung in kurze Kapitel gut lesbar und verständlich ist. Zudem zeigt schon das Titelbild, dass das Buch optisch ganz neu aufbereitet wurde mit vielen tollen Farbillustrationen, die richtig toll das Verständnis des Gelesenen unterstützen.

Sheltie ist ein entzückendes Pony, das sich auch durch seine Klugheit auszeichnet und sich vor allem mit Emma bestens versteht. Die Charaktere sind mir persönlich etwas zu oberflächlich geblieben, dennoch glaube ich, dass Kinder Emma lieben werden. Dagegen ist der Nachbar sehr unsympathisch dargestellt, so wie er Sheltie dauernd verdächtigt. Das wiederholt sich leider ein paar Mal, bevor der Diebstahl der Kohlköpfe aufgeklärt wird. Hier fehlt mir ein bisschen Pep in der Erzählung. Am Ende wird es jedoch wieder spannender.

Insgesamt ist das Buch sehr gutes, hübsch illustriertes Lesefutter für geübte Leseanfänger und Pony-/Pferdefans. 4 Sterne

Bewertung vom 14.04.2022
Lienesch, Andrea;Sauter, Sabine

Henriette Huckepack - Gut geschraubt ist besser als schief gehext


ausgezeichnet

Witzig und ideenreich
Henriette Huckepack ist eine ganz begabte kleine Hexe, nur nicht, was das Hexen betrifft. Sie hantiert lieber mit ihrem Werkzeugkasten herum, repariert und erfindet tolle Dinge. Immer mit dabei ist ihr Eichhörnchen Fussel. Doch leider müssen Junghexen alle sieben Jahre eine Prüfung bestehen, um ihre Hexkraft behalten zu dürfen. Als es nun Zeit für das große Hexentreffen mit Hexprüfung ist, versucht Henriettes Tante Martha ohne deren Wissen alles, um ihren Schützling durchzumogeln, nur um gut dazustehen. Doch natürlich hat Henriette zur Sicherheit auch ihr Werkzeug im Gepäck.

Schon das fröhlich-bunte Cover lässt vermuten, dass Henriette alles andere als eine normale kleine Hexe ist. Statt auf einem Besen, fliegt sie auf einem Staubsauger durch die Gegend, statt Rabe oder Katze ist Eichhörnchen Fussel ihr Hexentier und auch ihr Outfit ist alles andere als hexenlike. Henriette ist ein Mädchen, das statt Hexsprüche auswendig zu lernen lieber kaputte Dinge repariert. Und das kann sie im Gegensatz zum Hexen richtig gut.

Meine Tochter hatte total viel Freude an der Geschichte, weil es ihr gefallen hat, dass Henriette versucht ihren eigenen Weg zu gehen und das zu tun, was ihr Spaß macht. Ich denke da können sich vor allem Mädchen sehr gut hineinversetzen. Es ist doch unfair, dass viele immer noch denken, dass Herumwerkeln Jungssache ist. Sehr gut gefallen hat uns auch Fussel, der Henriette immer mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Schriftgröße und Textmenge im Buch eignet sich sowohl zum Vorlesen, als auch zum Selberlesen für gut geübte Erstleser, da die einzelnen Kapitel nicht zu lang sind. Zudem ist die Geschichte durchgehend sehr schön farbig illustriert, so dass das Textverständnis unterstützt wird. Der Schreibstil ist kindgerecht und witzig. Die Autorin hat ganz tolle Ideen im Buch umgesetzt und das ein oder andere Wortspiel eingesetzt.

Wir hatten sehr viel Spaß beim Lesen und würden uns über ein weiteres Abenteuer sehr freuen. Dicke Leseempfehlung vor allem für Kinder, die ihren eigenen Weg gehen möchten. 5 Sterne

Bewertung vom 14.04.2022
Schreiber, Chantal

Zwei wie Sonne und Wind / Doppelgaloppel Bd.1


ausgezeichnet

Geschwisterstreit und wilde Pferde
Die Geschwister Fanndis und Jon sind bei ihren Großeltern in Island zu Besuch. Auf Opa Valdis Hof gibt es sogar Pferde. Trotzdem finden die beiden Kinder dauernd Anlass sich zu streiten. Da beginnt der Großvater, ihnen von den beiden Fohlen Kappi und Skoppa zu erzählen, die wild und frei in der Natur Islands zusammen die ersten Abenteuer erleben, obwohl sie sehr verschieden sind. Werden auch Jon und Fanndis durch die Erzählungen des Großvaters aufeinander zu gehen können?

Schon das Cover zeigt, dass im Buch eine wunderschöne Geschichte steckt, die durch die vielen Bilder zum Vorlesen und Zuhören einlädt. Wer Geschwister hat, der kann sich sehr gut in die beiden Streithähne einfühlen, aber auch in den Großvater Valdi, der von den dauernden Diskussionen ziemlich enttäuscht und genervt ist. Zum Glück fällt ihm die tolle Geschichte der Fohlen Kappi und Skoppa ein.

Obwohl die Kinder sich auch da nicht gleich einig sind, lauschen sie aufmerksam den Abenteuern. Nicht nur kleine Pferdefans werden bei der Geschichte dahinschmelzen. Schon allein die Geburt des Fohlens und die Bilder von dem kleinen Wesen, haben hier für großes Entzücken gesorgt und es kommt zu Szenen, in denen man das kleine Fohlen sofort beschützen möchte, das von den anderen gehänselt und belächelt wird. Trotzdem findet es in Skoppa einen Freund, der es mitreißt und dafür sorgt, dass Kappi, der kleine Kämpfer, an ihren Abenteuern in der wilden Natur Islands wachsen kann.

Die Geschichte wir ganz einfühlsam und ruhig statt mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt. Sie ist auch für Kleine ab 4 Jahren gut verständlich und genau richtig, um sie aufzubauen und das Selbstvertrauen zu stärken. Zudem gibt es jede Menge Anlässe, um mit dem eigenen Kind über Hänseleien und Streitigkeiten, aber auch Mut und Freundschaften in Kindergarten und Schule ins Gespräch zu kommen. Die Illustrationen der Pferde in der isländischen Landschaft sind einfach zauberhaft. Ein Buch, das in jedes Vorlesebücher-Regal einziehen sollte.

5 Sterne

Bewertung vom 03.04.2022

SCHLEICH® Horse Club(TM) - Ferien auf Lakeside


ausgezeichnet

Perfektes Lesefutter für Mädchen
Die Ferien beginnen und die vier Mädchen vom Horse Club schmieden im Reiter-Café Pläne, was sie alles unternehmen könnten. Als sie ihren Freund Max und dessen Austauschschüler Julio treffen, ist klar, dass sie zusammen am See campen und reiten gehen wollen. Doch Westernreiterin Hannah ist plötzlich gar nicht mehr so gut gelaunt. Zum einen, weil ihr Vater, der Besitzer des Reiterhofes Geldsorgen hat, zum anderen weil sich die zickige Tori in die Clique drängt. Ob das wirklich traumhafte Ferien werden können?

Im neuen Band des Horse Clubs ist Ferienstimmung angesagt, die sich sofort auf den Leser überträgt und Lust macht, Abenteuer zu erleben. Die vier quirligen Mädchen sind so, wie man sich eine Bande von Freundinnen vorstellt und jede bringt ihre eigene Persönlichkeit ein. Zusätzlich wird das ganze noch durch den Austauschschüler aus Spanien interessant, den nicht nur Sofia gut findet, sondern auch Tori, die den Mädchen schon öfter das Leben schwer gemacht hat. Trotzdem gelingt es der Geschichte richtig gut, zu zeigen, dass es wichtig ist, jemandem, den man nicht mag, eine Chance zu geben und sich in ihn hineinzuversetzen.

Neben dem Thema Pferde und Reiten allgemein, wird in diesem Band das Westernreiten ein bisschen in den Vordergrund gestellt. Das hat uns sehr gefallen. Auch, dass nicht nur immer Friede, Freude, Eierkuchen auf dem Reiterhof und zwischen den Charakteren herrscht, macht die Geschichte sehr realistisch. Zudem fiebert man mit, ob die Mädchen es am Ende schaffen, Hannahs Vater zu helfen und doch noch schöne Ferien zu verbringen. Die lebendige Schreibweise und vor allem die natürlichen Dialoge machen das Buch zum perfekten und kurzweiligen Lesefutter für Mädchen.

5 Sterne

Bewertung vom 03.04.2022
Huber, Christian

Man vergisst nicht, wie man schwimmt


sehr gut

Summer of '99
Der fünfzehnjährige Pascal, der von allen nur Krüger genannt wird, mag den Sommer nicht, denn er kann nicht mehr schwimmen. Auch verlieben darf er sich niemals. Er verbringt die meiste Zeit mit Freund Victor: Abhängen, Playsi bei Müller Zocken und Pommes im Schwimmbad snacken. Doch eines Tages kollidiert seine Welt mit der von Zirkusmädchen Jacky, die ihn nach einem Ladendiebstahl anrempelt und den Rucksack mit seinen heimlich verfassten Geschichten auch gleich mitgehen lässt. Nachdem Victor und er Jacky vor der Polizei warnen, beschließen die drei, den letzten Tag des Sommers 1999 gemeinsam zu verbringen. Doch das bringt nicht nur Spaß, sondern große Gefühle und Gefahr mit sich.

Das Buch hörte sich recht geheimnisvoll und spannend an. Und schon nach den ersten Kapiteln fand ich die Schreibweise des Autors sehr eingängig, wenn auch manchmal etwas sehr detailliert, was dafür sorgte dass es Längen gab. Aber es kam auch ein bisschen Sommergefühl auf und Erinnerungen an den Sommer 1999, was vor allem an äußeren Umständen lag, wie z. B. genannte Musiktitel, Playstationspiele und Markennamen. Auch das nahende Millenium wird erwähnt.

Während man also sowas wie Nostalgie verspürt, taucht man mit der Hauptfigur Krüger (eigentlich Pascal) in die Geschichte ein. Als Protagonist ist Krüger sehr zurückhaltend, verletztlich, schüchtern und kommt selten aus sich heraus. So richtig kann man ihn und seine widerstreitenden Gefühle eigentlich nicht verstehen, denn er hat Geheimnisse, die dem Leser zwar immer wieder in Erinnerung gerufen, aber nicht erzählt werden. Nur bei seinem einzigen Freund Victor ist Krüger offener. Die Begegnung mit Jacky sorgt bei ihm gleichzeitig für Hoffnung, aber auch Angst gegenüber seinen aufkommenden Gefühlen für sie. Dies stellt für mich den Hauptstrang der Geschichte dar.

Aber im Roman werden auch Elemente genutzt, die ich nicht so wirklich mit einer süddeutschen Kleinstadt in den Neunzigern verbinden konnte und die etwas zu übertrieben ausgefallen sind. Darunter die Hunnen, eine Marihuana vertickende, nicht ungefährliche Gruppierung und eine Party, die beide wie aus Hollywoodfilmen entsprungen wirkten. Das passte für mich dann nicht ganz zusammen. Stellenweise war es eben zu unrealistisch.

Für den Spannungsbogen war die zeitweise Übertreibung aber sehr gewinnbringend, denn etwa ab der Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr weglegen, weil eine bedrohliche Stimmung über allem lag und ich dauernd damit rechnete, dass noch etwas Schreckliches passieren wird. Zudem sind die zarten Gefühle, die sich zwischen Krüger und Jacky entwickeln einfach authentisch und wunderschön in die Geschichte eingewoben. Das Ende konnte mich vor allem in einem Punkt überraschen: wie gut der Autor mich an der Nase herumgeführt hatte ;-)

Insgesamt 4 von 5 Sternen

Bewertung vom 03.04.2022
Lüftner, Kai

Marie Käferchen


sehr gut

Mega-heavy Illustrationen
Normalerweise sind Käferchen niedliche Tiere mit zarten Flügelchen, die über die Wiese brummeln. Doch was ist das? Marie Käferchen entspricht so gar nicht diesem Bild. Sie tanzt, bängt und zappelt lieber über die Wiese und zieht dabei Grimassen. So ganz anders, als man das erwartet. Und dann hört sich auch noch so laut Rock, dass sie damit alle anderen Tiere von der Wiese vertreibt und allein zurückbleibt. Bis eine bekannte Käferband vorbeikommt und mit ihr zusammen rockt.

Als Fan von Alternative Rock und Heavy Metal weiß man, dass man mit seiner lauten Musik nicht überall auf Gegenliebe stößt. Auch meine Kinder sind mit diesem Rock-Gen infiziert. Wer braucht schon Kinderlieder? Daher habe ich mich gefreut, dass es nun mit Marie Käferchen auch einen musikalisch unangepassten Insektenfreund gibt. Nein, schon klar, Hard Rock ist beliebter als man glaubt, daher war es wirklich an der Zeit, dass er auch mal in einem Bilderbuch die Hauptrolle spielt.

Von den Illustrationen sind wir einfach begeistert. Die Mischung aus den eher pastelligen Hintergründen und den dunklen Rock-Käfern ist einfach gelungen. Der Sound wird als pinke und gelbe Streifen, Sterne oder Schwaden dargestellt und macht das Buch unheimlich lebendig. Der Hirschkäfer kommt einfach unheimlich nah, an die menschlichen Vorbilder heran. Eine richtige Perle unter den vielen bunten Bilderbüchern.

Die Reime sind auch schön, wobei sie manchmal bei Vorlesen - vor allem beim ersten Mal - stellenweise etwas holprig erschienen, so dass ich den Vers nochmal lesen musste. Warum die anderen Tiere erst vor der Musik flüchten und dann, als Marie mit der Band spielt, wieder zurückkommen und abrocken, war meinen Kindern nicht ganz klar. Vermutlich haben sie sich mitreißen lassen.

Insgesamt schon allein wegen der Illustrationen ein super Bilderbuch, das wir immer wieder gern anschauen.

Bewertung vom 03.04.2022
Wiebusch, Michaela;Erz, Rita

Im Dorf der Schmetterlinge


ausgezeichnet

Sanfte Therapie zum Lesen
Jule ist Ende 40, verheiratet mit Stefan, berufstätig, die einzige Tochter ist bereits ausgezogen und studiert im Ausland. Nun wird Jule oft von Panik und Ängsten geplagt, sie leidet unter Schlaflosigkeit, ihr Selbstvertrauen hat stark gelitten. Dauernd macht sie sich Gedanken, ob sie bei der Arbeit neben der jüngeren Kollegin noch bestehen kann, ob ihr Mann sie noch liebt und befürchtet, alles zu verlieren.

In einem Traum trifft sie auf den Specht Cupido, der sie vor die Wahl stellt, den einfach Weg zurück in ihr gewohntes Leben zu nehmen oder sich über einen dornigen Weg vorwärts zu arbeiten in ihr bestes Leben. So gelangt sie in ein Dorf, das ihr die Möglichkeit gibt, sich ihren Ängsten zu stellen und ihre Gedanken zu ordnen, so dass sie gestärkt in den Alltag zurückkehren und ihr Leben wieder selbst steuern kann.

Die Geschichte hört sich ziemlich fantastisch an und tatsächlich enthält sie Elemente, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen, sondern aus einer Traumwelt. Die Protagonistin hat die Mitte des Lebens überschritten. Durch den Auszug der Tochter zweifelt sie an der Verbindung mit ihrem Mann und steigert sich daher in die Arbeit hinein. Doch auch dort hat sie das Gefühl nicht zu genügen, austauschbar zu sein. Sie hat viele Gedanken, die sicher die meisten von uns schon einmal hatten. Je älter umso mehr vermutlich.

Die beiden Autorinnen setzen dort mit ihrem psychologischen Wissen an. Jule muss sich überwinden, den Weg in ihr bestes Leben zu gehen. Einmal im Dorf angekommen muss sie sich Herausforderungen stellen, Ängste abbauen, negative Glaubenssätze in positive verwandeln. Teilweise klingt die Geschichte wie ein Märchen und wirkt auf mich als Leser irgenwie beruhigend. Sie bringt mich auch dazu, nachzudenken. Die ein oder andere Angst von Jule kennt man eben auch selbst und fragt sich, ob man sie vielleicht auch loswerden könnte. Vor allem der Specht, aber auch andere Personen leisten Jule dabei Gesellschaft oder geben Hilfestellung. So wie Jule ihre Ängste abbaut, fühlt man sich beim Lesen auch selbst befreiter. Es ist wie eine sanfte Selbsttherapie, ganz anders, als alles, was ich bisher gelesen habe und perfekt um gedanklichen Ballast abzubauen, sich weniger über die Vergangenheit zu ärgern, sondern die Zukunft zu gestalten, um in das eigene beste Leben zu starten. Hat mir sehr gut gefallen und wird mich noch weiter beschäftigen. Auch die Illustrationen sind wunderschön und tragen zum Wohlfühlen bei. 5 Sterne

Bewertung vom 03.04.2022
Snow, Rose

2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit / Bücher der Unsterblichkeit Bd.1


sehr gut

Spannend vor allem am Ende
Kela und Brandon haben es nicht leicht im Leben. Erst verlieren sie ihre Mutter, dann stirbt ihr dementer Großvater. Um das Haus halten zu können, müssen sie Zimmer vermieten. Doch statt der beiden erwarteten jungen Frauen, tauchen drei mysteriöse, dunkle Typen auf. Kela ist so gar nicht begeistert, sie als Mitbewohner aufzunehmen. Vor allem der attraktive Nero, bringt etwas in ihr zum Schwingen. Als hätte sie nicht schon genug mit dem Großvater zu tun, der ihr als Geist erscheint und sie um Hilfe bittet und mit den Briefen, deren rätselhaften Inhalt nur sie lesen kann, hat sie das Gefühl, dass etwas viel Größeres auf sie zukommt. Nachdem Brandon auch noch von einem dunklen Wesen angegriffen und von Nero gerettet wird, erwartet Kela von ihm Antworten.

2 Seelen - das erste Buch der Unsterblichkeit ist der Auftakt zu einer neuen Romantasy-Reihe des Autorinnen-Duos Rose Snow. Wie oft typisch in ersten Bänden geht eh vor allem um die Vorstellung der Charaktere und den Aufbau von Beziehungen, um das Fundament, auf dem die Geschichte aufgebaut ist und das Erklären der Zusammenhänge. Auch hier nehmen diese Faktoren viel Raum ein und es ist ganz interessant zu lesen, wie sich die beiden Geschwister Kela und Brandon durchs Leben schlagen müssen. Sie haben viele Verluste erlitten und es ist toll, wie sie als Rest der Familie zusammenhalten.

Kela ist als Hauptfigur sehr sympathisch und entwickelt sich in der Geschichte von einer eher zurückhaltenden und wenig selbstbewussten Frau zu einer mutigen Schlüsselfigur. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Schon, dass sie ihren toten Großvater sehen und mit ihm sprechen kann, deutet darauf hin, dass sie etwas Besonderes ist. Man erfährt auch schon im zweiten Drittel, was ihre Rolle in dieser Fantasygeschichte ist. Es folgen sehr sehr viele Erklärungen, die teilweise nochmal wiederholt werden, wodurch die Story leider unnötigerweise etwas ausgebremst wird, die sich eigentlich flott und flüssig lesen lässt.

Dass der mysteriöse Nero Kela nicht kalt lässt, merkt man auch ziemlich schnell. Er ist aber oft so unnahbar und auch launisch, dass ich hier noch nicht von Liebe sprechen kann. Allenfalls habe ich ein sexuelles Knistern wahrgenommen, das sich später noch verstärkt, je tiefer wir in die von den Autorinnen erdachte Fantasywelt eintauchen. In dieser wimmelt es von drohenden Gefahren, Verrat, Intrigen und undurchsichtigen Charakteren. Das macht vor allem das Ende dieses ersten Bandes sehr spannend. Trotzdem bleiben noch genug Fragen übrig, so dass ich bei diesem Cliffhanger nicht umhin komme und mich trotz aller Längen auf den zweiten Band freue, um endlich zu wissen, wie es weiter geht. 4 Sterne