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Lilli33
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2016
Schlaf, Engelchen, schlaf / Kripochef Alexander Gerlach Bd.13
Burger, Wolfgang

Schlaf, Engelchen, schlaf / Kripochef Alexander Gerlach Bd.13


ausgezeichnet

Alexander Gerlach im Alleingang

Inhalt:
Nachdem er vor zwei Wochen, Anfang Mai, nur knapp dem Tod entronnen ist, ist der Heidelberger Kripo-Chef Alexander Gerlach erst mal krankgeschrieben. Als ein Fremder an ihn herantritt mit einer seltsamen Bitte, will Gerlach mit der Geschichte eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber natürlich erwacht schon bald sein Jagdinstinkt, und er beginnt außerdienstlich und mehr oder weniger im Alleingang zu ermitteln.

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 13. Band dieser Krimi-Reihe. Die einzelnen Fälle sind abgeschlossen, sodass man die Bücher auch einzeln lesen kann. In diesem Teil wird allerdings immer mal wieder auf den letzten Fall Bezug genommen, was ein späteres Lesen des 12. Bandes nicht empfehlenswert erscheinen lässt.

In der Regel spielen auch das Privatleben bzw. die Interaktionen der Mitarbeiter eine große Rolle. Es bietet sich natürlich an, dieses vom ersten Band an mit zu verfolgen – unbedingt notwendig ist es aber nicht. In „Schlaf, Engelchen, schlaf“ ist Gerlach nun hauptsächlich allein unterwegs, Mitarbeiter, Geliebte und Familie kommen nur am Rand vor. Insofern lässt sich gerade dieser Band besser als Neueinsteiger lesen als mancher Vorgänger. Allerdings ist er deswegen eben auch sehr untypisch.

Gerlach war mir auch in diesem Roman sehr sympathisch. Man merkt ihm an, dass der letzte Fall ihn sehr mitgenommen hat. Er leidet unter Ängsten und muss erst allmählich wieder zu seiner alten Form finden. Aber wie er sich reinkniet, um jemandem zu helfen, finde ich einfach toll. Dass er dabei „inkognito“ in allerlei peinliche Situationen gerät, sorgt hin und wieder für ein Schmunzeln.

Ansonsten ist aber Spannung angesagt, geht es doch darum, das Leben eines Menschen zu schützen bzw. einen alten Fall aufzuklären. Dass Gerlach von vielen Beteiligten nach Strich und Faden belogen wird, macht die Sache nicht gerade einfach. Doch ohne eine gewisse Menschenkenntnis hätte er es wohl nie so weit gebracht.

Mich hat „Schlaf, Engelchen, schlaf“ so sehr gefesselt, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte und das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen hatte. So muss ein guter Krimi sein!

Die Reihe:
1. Heidelberger Requiem
2. Heidelberger Lügen
3. Heidelberger Wut
4. Schwarzes Fieber
5. Echo einer Nacht
6. Eiskaltes Schweigen
7. Der fünfte Mörder
8. Die falsche Frau
9. Das vergessene Mädchen
10. Die dunkle Villa
11. Tödliche Geliebte
12. Drei Tage im Mai
13. Schlaf, Engelchen, schlaf

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2016
Traumprinz
Safier, David

Traumprinz


gut

Nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht

Inhalt:
Nellie Oswald, 29, wurde schon von einigen Männern enttäuscht. Als ein mysteriöses Buch auf nicht ganz legale Weise in ihren Besitz gelangt, zeichnet sie frustriert ihren Traummann hinein. Sie staunt nicht schlecht, als am nächsten Morgen ihr Prinz zum Leben erwacht ist und in voller Lebensgröße neben ihrem Bett steht. Nun hat Nellie einige Abenteuer in Berlin und in der Phantasiewelt Amanpour zu bestehen. Es bleibt natürlich auch nicht aus, dass sie sich in ihren Traumprinzen verliebt. Doch kann eine Beziehung mit einem phantastischen Wesen überhaupt eine Zukunft haben?

Meine Meinung:
Ich mochte die humorvollen Romane von David Safier eigentlich immer sehr gerne. Ich konnte stets darüber lachen und nebenbei hatten sie auch noch eine Aussage. Beides bleibt beim aktuellen Roman „Traumprinz“ ein wenig auf der Strecke. Ich konnte an vielen Stellen, die witzig sein sollten, nur müde lächeln anstatt wie gewohnt laut zu lachen. Habe ich mich an dieser Art von Humor schon satt gelesen? Oder fehlen hier einfach wirklich die zündenden Knaller?

Auch die Handlung erschien mir eher banal, um nicht zu sagen albern. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, ein Kinderbuch zu lesen. Da hüpfen „Hasis“ durch die Gegend, die böse Hexe Simsalabimsa stellt sich Nellie in den Weg und Ähnliches. Auch die vielen Zeichnungen muten mehr wie in einem Kinderbuch an, obwohl ich zugeben muss, dass sie mir ganz gut gefallen haben.

Klar gibt es hin und wieder einen Hinweis auf gesellschaftsrelevante und -kritische Themen. Doch das wirkt alles sehr oberflächlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Nellie und Retro, ihr Traumprinz, erleben allerhand kuriose Dinge in Berlin. Hier reiht sich ein Ereignis an das andere, ohne die Handlung unbedingt voranzutreiben. Am besten hat mir die Liebesgeschichte zwischen Nellie und Retro gefallen. Sie entwickelt sich ganz sachte und nachvollziehbar.

Dass Nellie Oswald einige Parallelen zu Lolle aus der Fernsehserie „Berlin, Berlin“ aufweist, finde ich eher witzig als störend.

Fazit:
„Traumprinz“ entpuppte sich für mich leider nicht als mein „Traumbuch“ von David Safier. Ich fand es eher schwächer als die vorherigen Bücher des Autors, aber trotzdem einigermaßen unterhaltsam.

Bewertung vom 23.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


sehr gut

Schwer zu durchschauen, aber absolut fesselnd

Inhalt:
Oliver von Bodenstein will ein Sabbatjahr einlegen, um sich um seine kleine Tochter Sophia zu kümmern und mal von der Ermittlungsarbeit abschalten zu können. Ausgerechnet sein letzter Fall betrifft ihn ganz persönlich. So hängt die offizielle Ermittlungsarbeit zu großen Teilen an Pia Sander, ehemals Kirchhoff.

Meine Meinung:
Sehr schön fand ich gleich die Karten vorne im Buch, womit man ein gutes Bild davon bekommt, in welchem Umfeld sich die Geschichte abspielt. Es folgt ein zweiseitiges Personenverzeichnis. Das hat mich schon mal stutzig gemacht. Das sind extrem viele involvierte Personen für einen Kriminalroman, und so kam es dann auch, dass ich öfter mal kleine Probleme hatte, den ein oder anderen richtig einzuordnen. Viele sind ehemalige Schulkameraden von Oliver von Bodenstein bzw. deren Familienangehörige, davon wieder einige miteinander verheiratet oder verschwägert, zum Teil auch schon wieder geschieden. So sind die Beziehungen der Personen untereinander nur mit viel Konzentration nachzuvollziehen, denn man will ja den Lesefluss nicht ständig durch Nachschlagen unterbrechen. Dies erschwert die Suche nach dem Täter für den Leser allerdings ziemlich. Aber auch die Polizei hat offensichtlich ihre Probleme damit und tappt lange Zeit im Dunkeln.

Nele Neuhaus gelingt es auf jeden Fall mit Leichtigkeit, einen auf die falsche Fährte zu locken. Manchmal geschieht das allerdings, indem sie einfach eine Tatsache aus dem Hut zaubert, mit der niemand rechnen konnte. Wer nun hinter den ganzen Taten steckt, bleibt bis zum Schluss ein Rätsel. Trotzdem kann man im Nachhinein sagen, wenn man die Indizien als solche erkannt hätte, hätte man früher draufkommen können. Aber die Fakten waren einfach zu gut getarnt.

Der Schreibstil ist, wie von Nele Neuhaus gewohnt, sehr flüssig und lebendig. Viele Dialoge sorgen für ein Schmunzeln, vor allem wenn Pias Exmann, der Gerichtspathologe Henning Kirchhoff, mitmischt. Auch der neue Kollege Tariq Omari sorgt für frischen Wind im K11.

„Im Wald“ ist zwar schon der 8. Teil dieser Reihe. Man kann ihn aber unabhängig von den anderen Bänden lesen. Der Fall ist abgeschlossen. Interaktionen zwischen den regelmäßig beteiligten Personen werden nebenbei eingeflochten, sodass man alle nötigen Infos hat.

Fazit:
Dieser Kriminalroman grenzt mit seinen vielen Toten schon fast an einen Thriller, Spannung ist auch genügend vorhanden. Wer sich nicht von einer Unmenge an beteiligten Personen abschrecken lässt, sollte dieses Buch nicht verpassen.

Die Reihe:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Wind sät
6. Böser Wolf
7. Die Lebenden und die Toten
8. Im Wald

Bewertung vom 22.10.2016
Feste feiern wie sie fallen & Im Schrank
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Feste feiern wie sie fallen & Im Schrank


gut

Sebastian Bergman, wie er leibt und lebt

Der nächste große Sebastian-Bergman-Kriminalroman ist noch nicht in Sicht. Für Fans des extravaganten Polizeipsychologen gibt es hier nun 2 Kurzgeschichten über ihn. Leser der Reihe wissen, wie Sebastian Bergman tickt. Und so verwundert es auch nicht, dass es in der ersten Geschichte „Feste feiern, wie sie fallen“ quasi nur um Sebastians Triebe geht, denen er auch an Weihnachten nicht entkommt.

Zwar beginnt auch die zweite Erzählung „Im Schrank“ mit einem Techtelmechtel, wobei Sebastian vorübergehend Quartier im Kleiderschrank beziehen muss, da der Ehemann überraschend früher zurückkommt. Doch schafft Sebastian es hier, aus seiner prekären Lage heraus zur Lösung eines Kriminalfalles beizutragen, was sogar noch mit leidlicher Spannung einhergeht.

Während ich die erste Kurzgeschichte als absolut belanglos empfand, hat mir die zweite sehr gut gefallen. Aber man muss sich natürlich darüber im Klaren sein, dass dieses Büchlein, das im Format noch kleiner als ein normales Taschenbuch ist, nicht mit den normalen Sebastian-Bergman-Romanen zu vergleichen ist. Für Fans der Person Sebastian Bergman ist es ein kleines Schmankerl für zwischendurch. Man kann es lesen, verpasst aber nichts, wenn man es nicht tut. Man erfährt hier nichts Neues über die Figur.

Insofern ist es vielleicht ein ganz nettes Geschenk für absolute Sebastian-Bergman-Fans.

Aber Achtung: Diese beiden Erzählungen sind keine Erstveröffentlichungen. „Feste feiern, wie sie fallen“ ist dem Band „Tatort Tannenbaum. Kommissare feiern Weihnachten“, herausgegeben von Friederike Ney, entnommen. „Im Schrank“ ist bereits erschienen in „Jul-Morde. Skandinavische Weihnachtskrimis“, herausgegeben von Sibylle Klöcker.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2016
Der Schlüssel aus Bronze / Magisterium Bd.3
Clare, Cassandra;Black, Holly

Der Schlüssel aus Bronze / Magisterium Bd.3


ausgezeichnet

Spannender und überraschender 3. Teil der magischen Reihe

Inhalt:
Noch vor Beginn des 3. Schuljahrs im Magisterium wird ein Mordanschlag auf Call verübt. Und es wird noch weitere geben. Weiß jemand außer Aaron, Tamara und Jasper, dass er der Feind des Todes ist? Die Freunde lassen es sich nicht nehmen, auf eigene Faust Nachforschungen zu betreiben und begeben sich damit in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:
Es fällt nicht schwer, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Die wichtigsten Ereignisse aus den ersten beiden Bänden werden nebenbei wiederholt, sodass man sich leicht daran erinnert und darauf aufbauen kann.

Mir hat der 3. Band dieser Reihe wieder sehr gut gefallen. Es gibt sehr viele spannende Szenen, aber auch witzige und überraschende. Die Freunde Call, Aaron und Tamara entwickeln sich und ihre magischen Fähigkeiten weiter und halten zusammen, auch wenn immer mal wieder Zweifel an einem der Charaktere aufkommen. Mir hat es gut gefallen, wie sie sich umeinander sorgen und sich gegenseitig beschützen. Vor allem Jaspers Bemerkungen und Calls bissige Reaktionen darauf sorgen immer wieder dafür, dass sich ein Grinsen im Gesicht breit macht.

Es gelingt den beiden Autorinnen gut, etliche Personen verdächtig erscheinen zu lassen, sodass man sich nie sicher sein kann, wer denn nun wirklich der Spion ist, der Call (oder sogar beide Makaris?) tot sehen will. Wenn man sehr aufmerksam liest, kann man sich aber vieles schon zusammenreimen bzw. vermuten, bevor es offengelegt wird. Es gibt aber auch echte Überraschungen, mit denen ich im Leben nicht gerechnet hätte und die ich nicht kommen sah.

Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger. Band 4 ist auf Englisch für September 2017 geplant und wird hoffentlich bald danach auch auf Deutsch erscheinen.

Die Reihe:
1. Magisterium. Der Weg ins Labyrinth
2. Magisterium. Der kupferne Handschuh
3. Magisterium. Der Schlüssel aus Bronze
4. The Golden Boy (nur englischer Titel bekannt, erscheint September 2017 auf Englisch)
5. Enemy of Death (nur englischer Titel bekannt, Erscheinungstermin noch offen)

Bewertung vom 12.10.2016
Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1
Ahern, Cecelia

Flawed - Wie perfekt willst du sein? / Perfekt Bd.1


ausgezeichnet

Cecelia Aherns Ausflug in ein neues Genre ist gelungen

Inhalt:
Die siebzehnjährige Celestine North wollte immer perfekt sein, auf keinen Fall auffallen. Sie hält sich an alle Regeln und blickt mit Verachtung auf die Menschen, die von der Gilde als fehlerhaft verurteilt wurden, weil sie sich etwas zuschulden kommen ließen. Ihre heile Welt stürzt in sich zusammen, als sie plötzlich selbst vor Gericht steht, denn sie muss erkennen, wie unmenschlich das System in ihrem Land ist.

Meine Meinung:
„Flawed“ ist Englisch und bedeutet in etwa „fehlerhaft“, „mit Makeln behaftet“, also genau das Gegenteil von perfekt. Hier bezieht es sich auf das moralische Verhalten von Menschen. Es gibt strenge Regeln, denen die sogenannten Fehlerhaften sich unterwerfen müssen. Sie dürfen zum Beispiel keinen Luxus haben, haben nachts Ausgangssperre, sie werden gebrandmarkt und müssen eine auffällige Armbinde tragen. Wenn man sich mal in der Weltgeschichte umsieht, wird man sehen, dass dieses Szenario gar nicht rein phantastisch ist, sondern durchaus realistisch sein kann. Ein wenig erinnerte es mich auch an „Infernale“ von Sophie Jordan, aber die Parallelen endeten bald.

Mir war die Protagonistin Celestine anfangs nicht besonders sympathisch. Sie war mir einfach zu angepasst, hat das nachgeplappert, was man ihr eingetrichtert hat, ohne selbst wirklich zu denken. Ihre Schwester Juniper dagegen nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt, was sie denkt, wenn sie etwas als unsinnig ansieht. Juniper war viel eher mein Fall. Doch zum Glück bleiben die Charaktere nicht auf ihrem anfänglichen Stand, sondern entwickeln sich weiter – ein dicker Pluspunkt für Celestine, die sich zu einer richtigen Heldin mausert, bei der aber auch immer wieder der unsichere Teenager durchschimmert. Ich konnte richtig schön mit ihr mit leiden, wollte sie manchmal in den Hintern treten, wenn sie etwas nicht schnell genug durchschaute und sich einfach von ihren Gefühlen überrollen ließ.

Celestine muss etliche Ungerechtigkeiten und auch Schmerzen ertragen. Die Beschreibungen davon gingen bei mir schon an die Grenze des Erträglichen, obwohl ich gar nicht so empfindlich bin. Aber ich habe mich dermaßen mit Celestine identifiziert, dass ich zwar nicht die Schmerzen, aber Celestines Anspannung förmlich selbst gespürt habe.

Früher mochte ich die Autorin Cecelia Ahern sehr gerne, aber mit ihren letzten Werken konnte sie mich nicht wirklich begeistern. Eigentlich wollte ich deshalb nichts mehr von ihr lesen. Da sie nun aber einen Exkurs in ein neues Genre machte, wollte ich ihr noch mal eine Chance geben. Und ich muss sagen, es ist ihr wirklich gelungen, mich zu fesseln und für ihren Weltentwurf und ihre Charaktere einzunehmen. Ich hätte definitiv ein paar spannende Lesestunden verpasst.

Zwar hatte ich hier und da Kleinigkeiten zu meckern, weil die Geschichte hin und wieder ein paar Ecken und Kanten aufweist, aber das war nichts wirklich Schlimmes. Der Schreibstil war einfach so mitreißend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Und mit seiner großen Schrift und den kurzen Kapiteln ist es auch sehr leicht, einfach so durchzufliegen. Mein Hauptkritikpunkt ist der Schluss. Hier erwartet den Leser ein fieser Cliffhanger. Aber glücklicherweise erscheint die Fortsetzung schon in wenigen Wochen, im November 2016.

Fazit:
Ein absolut fesselndes und spannendes Jugendbuch, das viel Raum zum Nachdenken gibt und immer wieder mit überraschenden Wendungen punkten kann.

Bewertung vom 13.07.2016
Hass / Opcop-Team Bd.4
Dahl, Arne

Hass / Opcop-Team Bd.4


sehr gut

Ein herrlich komplexer Thriller

Nach „Gier“, „Zorn“ und „Neid“ ist „Hass“ nun der 4. und letzte Fall der Opcop-Gruppe, dieser Europol-Einheit, die nach wie vor inoffiziell agieren muss. Sie besteht aus ehemaligen Mitgliedern der A-Gruppe (siehe vorherige Thriller-Reihe von Arne Dahl), aber auch neu rekrutierten europäischen Polizisten. Ich empfehle, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da die Hauptfälle zwar mehr oder weniger abgeschlossen sind, aber immer wieder Personen oder Vorkommnisse aus den vorherigen Bänden mit hinein spielen.

Inhalt:
Paul Hjelm muss als Leiter der Opcop-Gruppe seine Mitarbeiter in die ganze Welt schicken, um verschiedenen Spuren nachzugehen. Im Mittelpunkt stehen die Übergriffe auf die Opcop-Gruppe. Zwei Mitarbeiter wurden vor zwei Jahren entführt und müssen befreit werden. Außerdem will Hjelm den Mord an Donatella Bruno aufklären. Daneben hat es die europäische Elite-Einheit mit der Mafia, Drogenhändlern und skrupellosen Wissenschaftlern zu tun, die an den menschlichen Genen herumpfuschen.

Meine Meinung:
„Hass“ ist einerseits ein herrlich komplexer Thriller, der in vielen verschiedenen Handlungssträngen erzählt wird. Andererseits macht gerade dies das Lesen etwas anstrengend und nimmt auch ein wenig Spannung. Denn kaum hat man sich in den ersten Handlungsfaden eingelesen und die entsprechenden Personen kennengelernt, wird man schon wieder rausgerissen und zum nächsten Ermittlerpaar katapultiert. Um die vielen Charaktere einordnen zu können, gibt es im Anhang ein Personenverzeichnis. Allerdings hemmt es natürlich den Lesefluss, wenn man immer wieder nach hinten blättern muss. Da tendiere ich doch eher zum Mut zur Lücke.

Der Schreibstil von Arne Dahl gefällt mir immer wieder, auch wenn es manchmal etwas ausschweifend wirkt. Spannung ist durchgehend vorhanden, wenn auch nicht wirklich auf höchstem Niveau, aber mit einigen starken Spitzen. Es gibt ein paar hochspannende Actionszenen. Die Dialoge sind zum Teil mit Humor gewürzt und lockern den Thriller schön auf. Ansonsten hat mich die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Gruppe sehr beeindruckt. Als eingeschweißtes Team brauchen sie nur wenige Worte um sich zu verstehen.

Scheint es anfangs noch so, als gäbe es hier fünf verschiedene Fälle zu bearbeiten, wundert man sich gegen Ende nur noch, wie alles miteinander verzahnt ist. Hier greift ein Detail ins andere und ergibt schließlich ein rundes Finale. Doch vorher wartet noch die ein oder andere Überraschung auf den Leser. Langweilig wird es also nie. Auch die philosophischen Überlegungen und die aktuellen und zukunftsweisenden Bezüge fand ich gut. Insgesamt ein wirklich lesenswerter Roman von Arne Dahl – wie auch schon die VVorgängerbände.

Die Opcop-Reihe:
1. Gier
2. Zorn
3. Neid
4. Hass

Bewertung vom 29.06.2016
Ab heute seh ich bunt
Szillat, Antje

Ab heute seh ich bunt


sehr gut

Inhalt:
Charlotte ist 44 Jahre alt und hat ihre Karriere der Familie geopfert. Doch irgendetwas läuft hier zunehmend schief. Für das, was Charlotte tut, bekommt sie wenig Anerkennung, lässt es sich doch nicht in Euro angeben so wie das dicke Einkommen ihres Mannes Peter. Da ist es kein Wunder, dass Charlotte sich eine Auszeit nehmen will, um ihrer Freundin Britta in der Toskana beim Aufbau eines Hotels zu helfen. Dass sie dort auf ihre Jugendliebe trifft, macht die Sache kompliziert …

Meine Meinung:
Ich habe von Antje Szillat bereits das Jugendbuch „Solange du schläfst“ gelesen. Dieses hat mich sehr beeindruckt. Nun habe ich zu diesem Frauenroman gegriffen in der Hoffnung, ein ähnlich tiefgründiges und bewegendes Buch lesen zu dürfen. Leider hat sich „Ab heute seh ich bunt“ für mich aber doch eher als ein solider 08/15-Frauenroman entpuppt.

Dabei fing es wirklich klasse an. Charlottes Probleme mit ihrer Familie kamen mir teilweise nur allzu bekannt vor. Sicherlich werden fast alle Frauen sich zum Teil in der Protagonistin wiederfinden. Charlotte und Peter sind seit 18 Jahren verheiratet, er erfolgreich im Beruf, sie kümmert sich hauptsächlich um den pubertierenden 17-jährigen Sohn Jonas und den griesgrämigen Schwiegervater und muss sich von ihrem Mann herumkommandieren bzw. ihre Unternehmungen belächeln lassen. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass ihr irgendwann einfach die Hutschnur platzt und sie sich in der Stille der Toskana erholen und wieder zu sich selbst finden will.

Mit ihrem erfrischenden Schreibstil macht Antje Szillat einem das Lesen leicht. Man fliegt nur so durch die Seiten, bekommt auch ab und zu mal etwas zum Schmunzeln oder zum Lachen. Auch dass die Protagonistin Charlotte sehr sympathisch wirkt, ist ein Pluspunkt. Charlottes Entwicklung war gut nachvollziehbar. Sie hat mir größtenteils gut gefallen, weil sie Frauen Mut machen kann, sich aus festgefahrenen Beziehungen zu lösen bzw. unangenehme Situationen zu ändern und eine Wendung zum Besseren zu erreichen.

Zwar konnte mich die Autorin das ein oder andere Mal überraschen, vieles ist aber auch vorhersehbar. Das fand ich aber nicht schlimm, denn es passt einfach in das Gesamtbild.

Fazit:
Ein wenig Ernst, ein wenig Humor, ein wenig Liebe, ein wenig Familie – eine gelungene Mischung, die zu lesen mir Spaß gemacht hat.