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jam

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2018
Hardinghaus, Christian

Die Hexe von Norderney


sehr gut

Merle Onken wird in der Schule gemobbt, seit das Thema Hexenverfolgung durchgenommen wurde, ist es nur noch schlimmer. Mit ihren roten Haaren und ihrer Verschlossenheit ist sie das perfekte Opfer!
Als sie tot in den Dünen aufgefunden wird, geht die Polizei schnell von Selbstmord aus. Nur ihre Mutter Gesa will das nicht glauben. Sie bittet den Kripobeamten Carsten Kummer, den Vater von Merle um Hilfe. Er erfährt erst auf diesem Weg von seiner Tochter.
Auch Carsten gelangt schnell zu der Ansicht, dass Merle sich selbst das Leben genommen hat und will schon abreisen – als eine weitere Leiche auftaucht. Es sieht aus, als wäre eine kranke Hexenverfolgung im Gange!

Schon der Prolog führt uns in die Vergangenheit, einer als Hexe denunzierten Frau und ihrer Tochter gelingt es, ihre Wärter zu übertölpeln und ins Meer zu springen. Die verängstigten Männer stricken daraus eine Geschichte über geschmolzene Gitterstäbe und Hexen, die übers Wasser fliegen. Was hat die damals überlebende „Hexe“ Dortje mit den heutigen Inselbewohnern zu tun?
Als dann die aktuelle Geschichte beginnt, sind von Beginn an die Protagonisten klar und deutlich unterscheidbar, das mag ich gerne. Weniger klar sind die Motive für deren Handlungen, was es umso spannender macht. Der Stil ist so flüssig, die Handlung so packend, dass die Seiten nur so dahinschmelzen.
Die Geschehnisse sind weiterhin durchzogen von Schatten aus der dunklen Zeit der Hexenverfolgung, ja sie scheinen sich teilweise bis ins heute zu ziehen und manchmal fragt man sich, was ist wahr, was Einbildung?
Als endlich eine SoKo gebildet wird, stoßen teils skurrile Experten aus allen Gebieten aufeinander, arbeiten im Großen und Ganzen aber gut zusammen. Gerade dass sie so unterschiedlich sind, macht auch die Treffen der SoKo sehr unterhaltsam und interessant.
Christian Hardinghaus versteht es, Spannung aufzubauen und über eine lange Zeit zu halten! Er führt seine Ermittler und uns LeserInnen geschickt in die Irre. Obwohl die Hinweise da wären, sind sie so geschickt getarnt, dass ich bis zum Schluss nicht alles durchschaut habe!

Kleiner Kritikpunkt: Die Charaktere sind gewollt sprunghaft gezeichnet, für mich sind sie dadurch manchmal nicht ganz greifbar und glaubwürdig. Auch agieren die ermittelnden Beamten teilweise unprofessionell bis gesetzwidrig, was mir persönlich nicht gefällt, auf jeden Fall Geschmackssache ist!

Fazit: Spannende Unterhaltung, gespickt mit alten Mysterien! Lesenswert!

Bewertung vom 03.04.2018
Kneifl, Edith

Der Tod ist ein Wiener


ausgezeichnet

„Papperlapapp. Fangen Sie bitte nicht auch noch an, mich zu bevormunden, Frau Musil. (…) Erzählen Sie mir lieber, was die beiden Weiber gewollt haben.“

Magdalene Musils Freundinnen Elvira und Sofia wohnen zurzeit bei Adele Artner in ihrer Villa. Frau Artner nimmt auch Magdalena unter Vertrag, sie soll ihre beachtliche Gemäldesammlung fotografieren – und die Tochter ihrer in der Psychiatrie am Steinhof geschwängerten und verstorbenen Freundin und Künstlerin Larissa finden…
Unter den strengen Blicken der Haushälterin Pauline, des Chauffeurs und Gärtners Johann und der auf ein Erbe hoffenden Verwandtschaft macht sie sich an die Arbeit.

Ein Wien-Krimi, der es in sich hat. Magdalena Musil ist eine Frau mit Ecken und Kanten, ihre Sprache wienerisch geprägt. So wie der ganze Roman eine eigene Sprache spricht (deshalb bewusst das Eingangszitat), die sicher nicht jedermanns Sache ist!
Für mich war es ein Krimivergnügen der Sonderklasse. Kein klassisches Mord – Ermittlung – Lösung. Nein, die Autorin führt uns weit zurück in die Vergangenheit der österreichischen Geschichte, den zweiten Weltkrieg und die skandalösen Behandlungsmethoden, die damals bei psychisch Erkrankten üblich waren und am Steinhof noch lange praktiziert wurden. Manches davon war mir bekannt, vieles noch nicht.
Die Geschichte ist durchgehend in der Ich-Perspektive erzählt, wir erleben das, was Magdalena sieht und hört, über die weiteren Motive und Gedanken der Protagonisten erfahren wir Leser nichts. Das ist ungewöhnlich, macht das Buch sehr interessant.
Zwischen den Kapiteln finden sich auch immer wieder Rückblenden, die uns in der Zeit zurückreisen lassen und sehr eindrücklich und aus wechselnden Ich-Perspektiven (mal ist es Larissa, mal Adele selbst) Einblicke in die Geschehnisse von früher liefern – die auch für die aktuelle Geschichte von großer Bedeutung sind. Für mich Highlights zwischen den ohnehin schon tollen Kapitel!

Fazit: Wer einen klassischen Krimi erwartet, ist hier wohl an der falschen Stelle. Wer sich auf ein außergewöhnliches Leseabenteuer der Wiener Art, mit zeitgeschichtlichem Hintergrund ohne viel Blut und Gemetzel, einlassen will, wird an dieser spannenden Geschichte seine Freude haben!

Bewertung vom 24.03.2018
Wekwerth, Tanja

Das Leben ist ein Seidenkleid


sehr gut

„Ein Kuss ist immer eine Frage, (…)eine Frage, die beantwortet werden muss. Und wenn es ein richtiger Kuss ist, dann hört er nie wieder auf, dann gibt es nur Pausen vor dem nächsten.“

Maja führt ein tristes Leben als Verkäuferin und Änderungsschneiderin in einem Bekleidungsgeschäft. Eingeschränkt durch ihre Vorgesetzte kann sie dort ihr Talent nicht ausleben. Sie weiß, welches Kleid der Trägerin Glück bringt, denn Kleider ziehen an, in ihren Augen auch Pech oder schöne Erlebnisse.

Nachts näht sie die Kleider, die ihr vor ihrem geistigen Auge erscheinen, schöne, zeitlose, Röcke, Mäntel…
Wir dürfen Maja bei ihren eintönigen Tagen im Bekleidungsgeschäft erleben, aber auch ihre andere, wunderbare Seite. Am Wochenende fährt sie Essen aus, aber sie bringt den Senioren nicht nur (meist schon kaltes) Essen, sondern auch Wärme ins Haus. Sie plaudert mit ihnen, schätzt die ruhige Art älterer Menschen. Und so lernt sie den wundervollen Leo kennen.
Er erkennt ihre Besonderheiten und lässt sie in das Ankleidezimmer von Luise, seiner verstorbenen Frau, die ebenfalls eine begnadete Schneiderin war. Er führt ihr immer wieder vor Augen, wie vergänglich das Leben ist und dass die beste Zeit, seinen Traum zu leben, nur JETZT sein kann!

Der Beginn der Geschichte ist geprägt von Majas Träumen, den Kleidern, die ihr vorschweben und den zauberhaften Begegnungen mit Leo und seiner Familie. Es fühlt sich an wie ein Traum, durch den der Leser geführt wird.

Die prägende Person der Geschichte ist Maja, sie ist auch die Einzige, deren Gedanken und Träume uns der personale Erzähler wissen lässt.

Leider ging für mich der Zauber ab der Hälfte ein bisschen verloren… Und da damit das Märchenhafte für mich endete, störte es mich auch ein wenig, dass die Geschichte vorhersehbar und unrealistisch wurde
Wie es sich (auch für ein modernes) Märchen gehört, sind die Personen eindeutig in Gut und Böse unterteilt und der Traumprinz wartet schon um die Ecke…

Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte für ein paar Stunden in eine zauberhafte Welt geführt, in der Kleider ganze Geschichten erzählen, Pan Psyche tröstet und Feen über Gewässer fliegen… Und ja, ein Stück weit bin ich mit ihnen mitgeflogen!

Der Stil ist so leicht und flüssig, die träumerischen Sequenzen zauberhaft, so dass mir dieses Buch einen traumhaften Lesetag beschert hat!

Fazit: Ein träumerisches Märchen, verzaubert mit erwartetem Ende!

Bewertung vom 24.03.2018
Berger, Till

Offshore


ausgezeichnet

Paul Margis arbeitet für die Bundesregierung, nach zähen Verhandlungen kann er in Chile seinen Erfolg feiern – eine internationale Partnerschaft zur Gewinnung von Manganknollen.

Doch noch in derselben Nacht bricht die Hölle über ihn herein, er wird verdächtigt, einen Mord begangen zu haben! Paul macht sich auf eigene Faust daran, seine Unschuld zu beweisen. Dabei gerät er immer tiefer in dunkle Machenschaften, die sich bis in die höchsten Chefetagen und Regierungskreise ziehen.



Till Berger hat eine unglaublich spannende Art zu schreiben, die Geschichte hat mich von der ersten Seite weg gepackt und bis zur letzten nicht mehr losgelassen. Pauls Ermittlungen führen ihn von Chile nach Deutschland und in die Schweiz, zeigen uns halblegale Möglichkeiten, an der Börse zu verdienen, drehen Freunde zu Feinden und Feinde zu Freunden.

Die Verwicklungen ziehen sich auf so vielen Ebenen, dass es bis zum letzten Moment immer noch Überraschungen gibt, ohne unglaubwürdig zu werden. Dabei sind die Szenen so plastisch und packend geschildert, dass ich das Gefühl hatte, einen guten Politthriller anzusehen, die meisten könnte man eins zu eins in ein Drehbuch kopieren!

Fazit: Ein gut geschriebener Thriller an interessanten Schauplätzen mit unvorhersehbaren Verstrickungen, Spannung von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 19.03.2018
Hammelmann, Winfried

Zeit für Wolke 7


ausgezeichnet

„Naja, es gibt (…) ja gerne mal große Unterschiede, er klein, sie groß, oder sie jung, er alt, oder sie Türkin, er Neuseeländer, oder er verheiratet, sie geschieden, oder sie Kanzlerin, er nicht. Bei uns war es eben: Ich lebendig, sie tot.“



Nils Petersen hat sich verliebt, in Lena, die Bedienung seiner Lieblingskneipe. Mehr oder weniger geschickt versucht er, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Da bemerkt Petrus einen Fehler, den er vor über 50 Jahren gemacht hat. Und um das Gleichgewicht zwischen Leben und Tod nicht zu gefährden, holt er schnell mal Lena in den Himmel.

Doch er hat nicht mit dem Bankangestellten Nils gerechnet. Er versucht, Stunden für Lena zu sammeln, um sie zurück ins Leben zu holen! Unterstützt von seinen Freunden beginnt ein langer, aufregender und unterhaltsamer Weg für ihn!



Das Buch ist in viele kleine Kapitel unterteilt, die meist aus zwei Teilen bestehen. Einerseits wird erzählt, was auf der Erde geschieht und andererseits erfahren wir, was im Himmel passiert. Wir erleben Gespräche mit Engeln, Petrus und kürzlich Verstorbenen.

Die Geschichte ist geprägt vom unglaublichen Humor und Wortwitz des Autors. Allein die Wortspiele haben mich so königlich unterhalten, da hätts nicht viel Handlung extra gebraucht. Tja, aber auch die hat mir rundum gut gefallen! Die Entwicklung von Nils, seine Interaktionen mit seinen Freunden und immer wieder Sylt (da sollte ich echt mal hin…) haben mich nur so durch die Seiten fliegen lassen.

Es gab etliche Gratwanderungen in dem Buch und Winfried Hammelmann hat sie alle mit Bravour gemeistert! Ich habe selten etwas gelesen, das so romantisch ist, ohne kitschig zu sein, so komisch, ohne lächerlich zu werden, und so himmlich, ohne missionarisch zu werden!

Fazit: Eine lustige, unterhaltsame, romantische, rundum gelungene Geschichte über Freundschaft und Liebe!

Bewertung vom 19.03.2018
Wiemers, Lilli

Bernsteinzauber und Liebesglück


weniger gut

„Sie hatte sich nicht in ihn verlieben wollen, hatte sich mit aller Kraft dagegen gewehrt. Doch am Ende war sie machtlos gewesen gegen ihre Gefühle. Dieses Kribbeln im Bauch, das sie empfand, wenn sie mit ihm zusammen war, ließ keinen anderen Schluss zu.“

Rügen, 1956
Drei Freundinnen finden am Strand einen Bernstein, sie lassen sich daraus einen dreigeteilten Herzanhänger machen und schwören sich, ihn nur ihrer einzig wahren Liebe zu geben.

2016
Susanne, eine der drei Freundinnen, befindet sich im Krankenhaus. Dort denkt sie viel an die Vergänglichkeit des Lebens und an früher, an ihren Teil des Anhängers. Ihre Enkelin Hanna macht sich ohne ihr Wissen auf die Suche nach dem Mann, dem sie es unbedingt geben wollte.
Und auf die Suche nach den anderen Teilen.

Das Buch erzählt in drei einzelnen Teilen die Geschichte der Enkelinnen bzw. der Angestellten der drei Freundinnen, die sich auf die Suche nach den Anhängern machen, beziehungsweise den Männern, denen es zustand. Auf dem Weg dahin müssen sie sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Die Grundidee des Buches hat mich echt fasziniert, ein geheimnisvoller Anhänger, der einen Faden zwischen Vergangenheit und Zukunft spinnt. Leider wurde aus der Idee für meinen Geschmack zu wenig herausgeholt.

Die Geschichten sind ident aufgebaut, lediglich kleine Einzelheiten variieren. Man hat beim Lesen das Gefühl, drei Mal dasselbe zu lesen. Die Geschichte der Freundinnen von damals tritt in den Hintergrund, die vordergründige Lovestory ist mir zu kitschig und vorhersehbar gewesen. Gegen Ende dann noch schnell ein paar Verwechslungen und Irrtümer, und wenns dann so richtig aussichtslos erscheint, der große Knaller am Schluss, der alles in Friede-Freude-Eierkuchen auflöst.

Dem gegenüber steht der Stil der Autorin, so locker und leicht, teils mit so süßen Elementen. Wenn ich nur eine der drei Geschichten gelesen hätte, wärs mittelmäßige, leichte und unterhaltsame Lektüre gewesen. Da es aber drei absolut gleich gestrickte hintereinander sind, wurde das Lesen sehr eintönig.

Der unterhaltsame Stil hats noch ein bisschen gerettet…

Fazit: Ein leichter-seichter Roman, dem etwas Abwechslung gutgetan hätte. Als kitschige Sonne-Urlaub-Strand-Unterhaltung geeignet.

Bewertung vom 16.03.2018
Junk, Catharina

Bis zum Himmel und zurück


ausgezeichnet

„Also, ich wüsste schon, was die Dramaturgie für eine nächste Serienfolge vorsehen würde, aber was macht man im echten Leben? Wo bleibt eigentlich der Abspann, wenn man ihn braucht?“

Katja ist Drehbuchautorin, schreibt für Wache Mitte mittelmäßige Kriminalfälle und arbeitet gerade an einem Konzept für eine neue Serie. In ihren Drehbüchern versteckt sie sich – vor der Welt, ihrer Vergangenheit und vor ihren eigenen Gefühlen. Bis sie einen Anruf erhält, der das alles mit einem Schlag in ihr Leben zurückbringt.

Das Buch ist so locker und leicht geschrieben, dass man unversehens mitten in die Handlung rutscht – die über weite Teile traurig und berührend ist. Katja hatte es nicht leicht in ihrer Kindheit, ein schwerer Schicksalsschlag ließ ihre Familie zerbrechen. Seither quält sie sich mit Schuldgefühlen und erlaubt es sich nicht, auch nur ein bisschen Glück zu empfinden. Sie lässt ihren Freund Ratko außen vor, außer ihrer Freundin Alexa kann niemanden an sie ran. Bis das Schicksal und Halbschwester Jella ihr keine andere Wahl lassen und sie das Leben in ihr Leben lassen muss, um nicht an sich selbst zu zerbrechen…

Auch hier ließ mich der humorvoll geschriebene Klappentext eher an unterhaltsame Chick-Lit denken. Das Buch selbst hat zwar durchaus lustige Passagen, ist aber sehr berührend und traurig, lässt einen mitfühlen und mitleiden…
Katja ist eine so echte Protagonistin, lebensnah in ihrer Zurückgezogenheit, dass man ins Buch hüpfen und sie in den Arm nehmen will! Ich bin alle Höhen und Tiefen mit ihr mitgegangen, habe gelacht, geweint – so soll ein gutes Buch sein!

Bewertung vom 09.03.2018
Paar, Tanja

Die Unversehrten


ausgezeichnet

„Irgendwann wirst du nicht mehr neben mir liegen wollen“, sagte er, „wahrscheinlich schon bald.“

Vio und Martin führen über Jahre eine Fernbeziehung. Manchmal hat er Sex mit anderen Frauen, doch das ist für sie ok, solange keine Gefühle im Spiel sind. Bis Martin Klara kennenlernt, und sie von ihm schwanger wird…

Das Buch beginnt mit einem sehr beklemmenden Präludium, das man im ersten Moment gar nicht versteht. Erst im weiteren Verlauf bekommt man eine Ahnung davon, was dahinter stecken könnte…

In kurzen, prägnant formulierten Kapiteln erleben wir im Zeitraffer die Geschichte von Martin und Vio, das Kennenlernen von Klara, die Jahre, die sie gemeinsam verbringen und Vios Rückkehr.

Das ganze Buch umfasst nur 157 Seiten, aber mehr war auch nicht nötig, um mich aus den Socken zu hauen. Brauchte ich zwar erst etwas, um mich an die sehr reduzierte Erzählweise zu gewöhnen, hat es mich dann umso mehr mitgerissen. Obwohl über die Motive der Handelnden wenig gesprochen wird, sind sie dennoch klar.

Wir erleben die wichtigsten Meilensteine, bis zu einem dramatischen Ereignis, nachdem keiner mehr so weiterleben kann, wie vorher. Und enden in einer Explosion, die Ordnung in das Chaos bringt…

Fazit: Ein Buch, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, dass das große Grauen oft nur einen Schritt weit entfernt ist und der Weg dorthin kürzer als gedacht! Es hat mich überrascht, wie man auch mit wenig Worten so viel erzählen kann!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2018
Turrini, Peter

Rozznjogd


ausgezeichnet

„…des anzige, wos i wirklich ken, is mei wogn, vastesd? Weil i in söba baud hob … ois aussanond, ois widazomm … jeds stig woa in meine hend … und weil i dessöbe ned med de leid mochnkon, werri ni an menschn kennanleanan.“

Ein Mann führt eine Frau aus, zum ersten Rendez-vous fährt er mit ihr auf einen Schrottplatz. Zeigt ihr sein Hobby, die Rozznjogd. Und er will sie kennenlernen, zerlegen wie sein Auto. Stück für Stück zerlegen. Und Teil für Teil zerpflücken sie einander, falsche Haarteile, Zahnersatz, Make-Up, Geldbörsen, Schmuck, Müll zu Müll…
Kein Geheimnis bleibt verborgen, ob körperlich oder seelisch, als wird ans Licht gezerrt.

Eine Geschichte, die uns zeigt, hinter wie vielen Masken wir uns verstecken und deutlich macht, dass wir uns gegenseitig gar nicht mehr sehen können, hinter all dem Konsum. Was würde wirklich passieren, wenn wir so durch die Welt gehen, physisch und psychisch ungeschminkt unser wahres Gesicht zeigen?

Turrinis Bühnenstück als von Haderer gezeichnete Graphic Novel – zum besseren Verständnis zweisprachig, Deutsch-Wienerisch. Genial!