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Pip
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Belm

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Insgesamt 1110 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2022
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


sehr gut

Die 90jährige Klara spricht ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten, für ihre Kinder, Enkelkinder und bald auch ein Urenkel. Sie macht auch im hohen Alter einen selbstbewussten, fast strengen Eindruck. Alles muss ordentlich und geregelt sein. Sie war in ihren jungen Jahren Lehrerin für Hauswirtschaft in einem Kinderheim. Dort wurden kranke Kinder betreut und gleichzeitig Mädchen als Hauswirtschafterinnen und Kinderpflegerinnen ausgebildet.
Ein kleines Waisenmädchen nimmt sie als ihre Tochter an. Mit den Jahren übernimmt sie die Verantwortung für das Haus. Es wird wirtschaftlich immer schwieriger und sie beginnt mit den neuen Machthabern zu lebäugeln. Zu spät merkt sie das diese eine Gefahr für ihre Tochter darstellen, denn Tolla ist Jüdin von Geburt.
Dieses Buch basiert zum Teil auf den Kassetten die die Großmutter der Autorin besprochen hat. Es ist ein Versuch ,das Verhalten der Menschen die keine Widerständler und keine begeisterten Mitläufer waren, zu erklären. Denn diese Frage treibt viele Menschen heute um. Habt ihr es nicht kommen sehen, warum habt ihr euch nicht gewehrt, warum habt diese Partei gewählt, warum habt ihr nicht die Notbremse gezogen, warum habt ihr mitgemacht? Alle diese Fragen möchte man der Großelterngeneration stellen. Antworten können sie in den meisten Fällen nicht mehr geben. Denn am Beispiel von Klara wird klar, Viele waren politisch unbedarft. Viele hatten nicht genug Vorstellungskraft, andere dachten vielleicht so schlimm kann es nicht werden.
Klara ist eine Figur ihrer Zeit. Strebsam, ordentlich, verantwortungsbewusst gegenüber ihrer Familie. Ihre Entscheidung ihr Schweigen zu brechen und ihre Geschichte erst der Nachwelt zu erzählen passt gut dazu.
Denn wir wissen Menschen die diese Zeit erlebt haben, sprechen in den meisten Fällen nicht darüber.
Daher empfinde ich dieses Buch als spannend denn Klara könnte auch meine Großmutter sein. Das kleine jüdische Mädchen ist eine erfundene Figur, sie stellt sehr gut den Zwiespalt dar in dem sich Klara befindet, zwischen dem wirtschaftlichen Wohlergehen und ihrem Gewissen.
Der Schreibstil passt zu der Protagonistin, er wirkt etwas zurückhaltend, ernsthaft. fast streng.
Die Geschichte von Klara endet nicht mit diesem Buch, wir können erfahren wie ihr Leben bis heute sich entwickelt hat.

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Bewertung vom 03.07.2022
Allende, Isabel

Violeta


sehr gut

Violeta schreibt ihre Lebensgeschichte ihrem Enkel Camilo. Sie ist mittlerweile fast 100 Jahre alt und hat alles persönlich erlebt in diesen Jahren. Von Pandemie zu Pandemie. Dazwischen ein Weltkrieg, gelebte Demokratie und Diktatur. Immer wollte sie frei sein, als Frau über die meisten Jahre ihres Lebens ein unmöglicher Wunsch. Immer wieder musste sie kämpfen, gegen Konventionen, gegen die Familie, gegen Männer. Sie hat es geschafft als Kind mit Geschrei, als junge Frau mit Widerstand, dann mit Überzeugungsarbeit.
Es ist die Geschichte der Frauen in einem südamerikanischen Land, die Autorin nennt keinen Namen aber die Gegebenheiten, Namen und Beschreibungen der Menschen und ihrer Lebensumstände lassen den Schluss zu.
Gleichzeitig erzählt sie aber auch die Erfahrungen aus dem Umfeld von Violeta, ihre Kinderfrau stammt ursprünglich aus Irland und machte dort die schlimmen Erfahrungen einer Waise. Bekannte, Angestellte, Freunde und Liebhaber jeder trägt einen Teil zur Geschichte bei. Violeta erzählt ihrem Enkel nicht nur die eigenen Erfahrungen, sondern auch die Erfahrungen und Meinungen der Anderen die sie nur vom Hörensagen kennt. Ihre persönlichen Schlüsse daraus gibt sie als hilfreiche Empfehlungen für sein Leben weiter. Beispiel: Zuneigung ist wie eine Blume, sie muss gepflegt werden, sonst verdorrt sie.
Von der Spanischen Grippe bis Corona. Ein eigenartiger Kreis. Aus heutiger Sicht nachvollziehbar. Die Schutzmaßnahmen von damals die nur den Gutsituierten möglich war ( Abstand, Hygiene, Isolation ) sind auch heute das erste Mittel der Wahl. Immer wieder sind da Parallelen zwischen Damals und Heute.
Während in den anderen Büchern der Autorin immer ein bestimmtes Thema, eine Familie die Hauptrolle neben der eigentlichen Figur spielt. Ist hier alles gleichermaßen wichtig, immer Kontext zu Violeta. Welchen Einfluss es auf ihr Leben hatte.
Eigentlich müsste man dieses Buch der Autorin als Erstes lesen. Es umfasst ihr Gesamtwerk. Fast könnte man es als Autobiografie betrachten aber sie lebt erst 80 Jahre.

Bewertung vom 02.07.2022
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


sehr gut

Ein Zeit des Umbruchs, eine gefährliche Zeit, das Leben kann von jetzt auf gleich zu Ende sein. 1919 in Kiew, vorher russisches Zarenreich jetzt auf dem Weg zur Sowjetunion. Keiner weiß so genau was richtig und was falsch ist, jeder handelt nach Gefühl oder hängt sein Fähnchen in den Wind.
Samson ist ein intelligenter junger Mann, friedlich und seit kurzen ganz allein. Mutter und Schwester starben in den Kriegsjahren an Krankheiten und der Vater wurde auf offener Straße erschlagen. Er verliert dabei ein Ohr. Seitdem hört er anders und denkt anders.
Nadjeschda ist eine junge Frau die er durch Zufall kennen lernt. Sie ist zielstrebig und von der neuen Ordnung restlos überzeugt, Wo Samson zweifelt, zeigt sie die Richtung gemeinsam machen sie das Beste aus der Situation. Samson landet bei der Miliz weil er schreiben und lesen kann. Dann hat er seinen ersten Fall. Ein silberner Knochen und ein qualitativ sehr guter Anzug.
Die Atmosphäre ist düster, passt zu den Vorstellungen die man von dieser Zeit hat. Schwermütig wie russische Geschichten, Romane oder Musik. Ein Hauch von Traurigkeit gepaart mit einem Jetzt erst recht.
Der Kriminalfall ist ungewöhnlich, was Samson alles bedenken muss und wo er sich Informationen beschafft. Wie Nadjeschda hinter ihm steht, immer geradeaus blickend, während Samson auch hinten Augen und vor allem Ohren hat.
Die Zeit an sich ist schwer vorstellbar, der Autor vermittelt aber mir als Leserin ein leises Gefühl das ich die beiden ein Stück weit begleite. Ich bekam eine Ahnung davon was ich als Nächstes erwarten durfte und war dann trotz der so verschiedenen Umstände ( meine Behaglichkeit gegen die Ungewissheit und Angst ) mitten im Geschehen.
Weitere Fälle von diesem Paar würde ich mir wünschen.

Bewertung vom 30.06.2022
Jean, Emiko

Prinzessin auf Probe / Tokyo ever after Bd.1


weniger gut

Izumi ist ein normaler amerikanischer Teenager mit japanischen Wurzeln. Nicht immer einfach in einer Stadt die überwiegend aus einer weißen Bevölkerung besteht und sich dadurch für etwas Besseres hält. Mobbing gehört zum Tagesgeschehen, daher ist Izumi sehr an ihren Wurzeln interessiert. Wer ist mein Vater und warum kenne ich ihn nicht. Durch Zufall erfährt sie einen Namen und beim Nachforschen, wozu gibt es Google, kommt heraus das er ein japanischer Prinz ist. Das alles lässt sich natürlich nicht geheim halten. Also steht als Nächstes eine Reise zur illustren Verwandtschaft an.
In Amerika ist sie Japanerin und in Japan ist sie Amerikanerin. Die kulturellen Unterschiede sind riesig und dazu kommt das steife und in unseren Augen überholte japanische Hofzeremoniell.
Diese Details fand ich interessant, Informationen über die kulturellen Regeln in Japan im Umgang miteinander und mit den Mitgliedern der kaiserlichen Familie.
Ansonsten war es eine typische junge Liebesgeschichte, eine Art Aschenbrödel mit umgekehrten Vorzeichen. Es erinnerte viel an Spielfilme wie Plötzlich Prinzessin, Was Mädchen wollen oder Ein Herz und eine Krone. Es gibt eine Menge Filme und Bücher die ähnlich aufgebaut sind.
Der Schreibstil war sehr leicht, mehrere Kapitel liest man das aktuelle Geschehen aus Sicht der Protagonisten und dann folgt eine Art Zusammenfassung als ein Bericht aus einem Klatschmagazin. Einer Zeitschrift die man gern beim Friseur liest um sich über die Schönen und Reichen zu informieren.

Bewertung vom 29.06.2022
Tyrie, Gordon

Schottenkomplott / Hebriden Krimi Bd.3


ausgezeichnet

Ein Auftragskiller im Ruhestand, das geht am besten auf einer der Hebrideninseln. Abgelegen, wenig Menschen, Vögel beobachten und sich von einer Kuh therapieren lassen. Nur leider kommt es anders. Es hat noch jemand eine Rechnung offen. Es wird die beste Killerin westlich des Hadrianswalls auf ihn angesetzt. Da Hynch sich etwas einsam fühlt unter den wenigen Eigenbrötlern hat er eine Annonce für ein Date aufgegeben, eine Frau ist die Killerin.
Von der ersten Seite an bin ich aus dem Lachen nicht mehr heraus gekommen. Dieser schwarze Humor, gepaart mit der eigenwilligen Beschreibung von schottischen Regen und Lebensstil hat mich für dieses Buch eingenommen.
Es gibt nicht nur eine Hauptperson, alle miteinander sind derart skurril das man sich nicht entscheiden kann, wer der oder die Beste Figur ist. Die Dorflehrerin mit sieben Schülern und ein Shakespeare Fabel, Der Austernfischer der gleichzeitig alles auf die Insel transportiert oder mein besonderer Liebling die Kuh Thin Lizzy deren Wissen und Begabung einzigartig für ein Hochlandrind ist.
Die Mischung machts, Zitate aus Macbeth, ausgefallene Flüche, Missverständnisse und eigenartige Liebeserklärungen, so etwas habe ich noch nie gesammelt in einem Krimi gelesen. Die anderen Bücher von diesem Autor werde ich auf alle Fälle auch noch lesen.
Denn das Rätseln wer die Killerin ist und gleichzeitig zu Lachen über das Gelesene war eine spannende Aufgabe.

Bewertung vom 28.06.2022
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Lakshmi ist aus ihrer arrangierten Ehe geflohen, in der Großstadt Jaipur wird sie zu einer angesehenen Künstlerin die die Frauen mit Henna Tattoos schmückt. Eine aufwendige und diffizile Arbeit auf der Haut. Sie geht in allen reichen Häusern ein und aus. Sie erfährt viel aus den jeweiligen Familien und auch viel Klatsch. Dieses Wissen nutzt sie um neue Kundinnen zu bekommen. Vor allem hat sie auch ein ungeheures Kräuterwissen, sie hilft bei kleineren Beschwerden und kann auch für ein schöneres Aussehen sorgen. Über ihre Vergangenheit schweigt sie, bis sie sie einholt.
Als Europäer wissen wir meistens wenig über die indische Kultur, besonders über die Zeit nach der Unabhängigkeit.
Hier wird ein kleiner Ausschnitt erzählt. Das Frauen in dieser Kultur weniger zählen als in anderen ist auch oft heute noch so. Deshalb ist der Kampf und die Arbeit von Lakshmi um so höher zu bewerten. Sie muss jeden Tag kämpfen bis zur Erschöpfung und ist trotzdem nicht gleichgestellt mit ihren Kundinnen.
Als Leserin habe ich viel über diese für mich abstrakte Gedankenwelt erfahren, eine Mischung aus Traditionen und Aberglauben. Geld und Einfluss aber vor allem die richtige Kaste sind über Lebens wichtig.
Immer wieder habe ich die Kraft und den Mut bewundert. Die Zurückhaltung, Demut und die Fähigkeit sich zu beherrschen, um ihren Träumen zu folgen fand ich großartig.
Der Erzählstil war eher pragmatisch, trotzdem hat er mich mitgenommen in eine fremde Welt. Denn ohne diesen Pragmatismus hätte Lakshmi nicht überlebt. Das Buch hat ein versöhnliches Ende, darüber habe ich mich sehr gefreut, denn die Figur hat diesen Schluss mehr als verdient.

Bewertung vom 28.06.2022
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


gut

Poppy und Alexander sind seit dem College allerbeste Freunde, jeden Sommer sind sie zusammen in Urlaub gefahren, möglichst günstig, trotzdem aufregend, erlebnisreich, mit Sonne, Wasser und Strand. Aber auf einmal ist Schluss mit den gemeinsamen Unternehmungen, warum? Seit zwei Jahren ist Poppy allein in New York, eigentlich hat sie alles was sie sich je erträumt hat, einen tollen Job, eine Wohnung in New York, eine Freundin mit der sie über alles reden kann, Urlaub der von der Redaktion bezahlt wird, aber was fehlt dann?
Um das heraus zu finden muss man das Buch lesen. Die Autorin erzählt die Geschichte etwas durcheinander. Mal in der Gegenwart, dann das Kennenlernen von vor zehn Jahren, dann die verschiedenen Sommerurlaube. Jede Anekdote ist witzig und humorvoll erzählt. Nur das Entscheidende fehlt bis zum Ende des Buchs. Leichte Spannung garantiert.
Es ist eine wirklich leichte Urlaubslektüre. Nach jedem Kapitel kann man das Buch weglegen, eine Runde Schwimmen, ein Eis essen oder mit den Kindern spielen. Denn durch die verschiedenen Zeitabschnitte entsteht der Eindruck man lese Kurzgeschichten die immer von denselben Personen handeln.
Es geht einfach nur um diese zwei Menschen alle anderen sind Staffage. Für zwischendurch gut gemacht.

Bewertung vom 21.06.2022
Mahr, Daphne

Das Antiquariat der verlorenen Dinge


ausgezeichnet

Clara macht ein Praktikum in einem Antiquariat, es ist eine alte Bekannte ihrer Eltern daher darf sie allein nach Lyon Frankreich. Es ist ein sehr altes Gebäude an allen Ecken und Kanten knarzt es, hier ist eine Tür die ins Nirgendwo führt, dort eine Klappe an den unmöglichsten Orten hinter der sich Bücher verstecken. Aber es gibt auch noch mehr Unvorstellbares. Bücher die an Orten auftauchen wo sie ganz sicher nicht abgelegt wurden. Männer die Clara verfolgen und das anscheinend in nicht guter Absicht. Gleichzeitig ist da Theo der Neffe der Besitzerin. Ein undurchschaubarer Junge aber mit ihm erlebt Clara das größte Abenteuer ihres bisherigen Lebens.
Ein gutes Buch zu lesen ist immer auch ein gutes Abenteuer zu erleben. Egal ob es sich um eine aufregende Reise handelt oder ob man in eine Familiengeschichte eintaucht. Hier sind die Bücher die Geschichte, sie sind sehr alt und sehen teilweise sehr mitgenommen aus. Ergo hat jedes Buch in dieser Geschichte schon einiges erlebt.
Die Art und Weise wie die Autorin den Büchern ein Eigenleben verschafft ist genial. Ich liebe Bücher aber so habe ich sie noch nie gesehen.
Es ist der Eindruck entstanden als ob meine Freunde die Bücher mehr sind als "nur" Bücher. In Zukunft werde ich sie mit anderen Augen betrachten.
Der Schreibstil vermittelt den Lesern das man sich gern anders verhalten darf wie andere und deshalb noch lange nicht senil, schräg oder durcheinander ist. Jeder hat seine Eigenarten die einen offensichtlicher die anderen versteckter, das gehört zum Menschsein dazu. Diese wichtige Aussage taucht immer wieder zwischen den Zeilen auf und macht Mut zum Anderssein.

Bewertung vom 20.06.2022
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tom Monderath hat jetzt eine eigene Familie. Jenny in die er sehr verliebt ist und Carl ihr kleiner Sohn. Dazu kommt Henk ein Halbbruder von der Seite seines Vaters. Anscheinend ist da auch eine ungewöhnliche Geschichte, nicht nur bei seiner Mutter Greta. Henk ist sehr sympathisch und gemeinsam wollen sie mehr über ihren Vater Konrad heraus finden. Warum hat er einen Sohn in Köln und einen in Amsterdam. Gibt es vielleicht noch mehr Geschwister es war schließlich Krieg und da gab es oft eine verzweifelte Liebe bevor man wieder in den Tod ziehen musste. Denn Toms Vater war zu der Zeit noch sehr jung und ledig.
Tom und Henk öffnen die Büchse der Pandorra. Wissen wer die Eltern sind und woher wir stammen ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit, über die wir nicht nachdenken. Vor einiger Zeit war es ein Aufreger weil das Bundesverfassungsgericht Kindern von Samenspendern zugestanden hat, das sie ein Anrecht auf den Namen des Vaters haben. Ein Recht auf Wissen wer ihr Erzeuger ist. Im Zuge dieses Urteils gab es erschreckende Erkenntnisse. Reproduktionsmediziner die ihr Wissen und Können missbraucht haben. Dieses Thema greift die Autorin in ihrem Roman auf.
Mit vielen Informationen die sie im Nachgang belegt, informiert sie uns in ihrem Buch über dieses perfide Spiel. Gleichzeitig erzählt sie was es mit den Betroffenen macht, mit Menschen die genau wie ihre Mütter Opfer sind. Nachvollziehbar wie sich Tom, sein Bruder oder auch die realen Frauen und Männer die im Anhang erwähnt werden, sich fühlen. Klar sind wir mehr als die Summe unserer Gene aber sie waren der Anfang, der Grundstock aus dem wir uns entwickelt haben und wenn der biologische Vater nicht nur ein lupenreiner Egoist sondern auch noch ein Verbrecher war. Wie gehe ich dann mit meinem Erbe um. Fragen die mir Angst machen würden.
Genauso ist das Buch aufgestellt. Es erreicht uns Leser auf einer Ebene die wir bisher nicht beachtet haben. Es betraf uns nicht, also nur eine Erscheinung am Rand.
Nachdem mich das erste Buch der Autorin richtig mitgenommen hatte und es sehr lange nachgehallt hat. War dieses eine Selbstverständlichkeit. Wieder wird es mich lange beschäftigen.
Frau Abel nahm mich mit auf eine emotionale Reise, sie holte mich aus meiner Komfortzone. Dabei war jede Figur eine Freundin, ein Freund mit dem ich reden konnte, selbst die an Alzheimer erkrankte Greta sorgte hin und wieder für einen Lacher. Sie war nicht bemitleidenswert, denn wenn sie selber sagt: das ist eine Scheißkrankheit die möchte man nicht haben, kann man ihr nur recht geben.

Bewertung vom 12.06.2022
Martin, Stefanie H.

Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1


gut

Ein Buch über die großartige Virginia Woolf, verspricht jedenfalls Titel und Klappentext. Das stimmt nicht so ganz, wir erfahren von den Anfängen der Frau die die Lebensumstände im viktorianischen England revolutioniert hat. Wie sie mit ihren Geschwistern eine Wohngemeinschaft gründet, wie in diesem kleinen Kreis immer mehr Intellektuelle finden und ein reger Gedankenaustausch statt findet. Kleinteilig erzählt die Autorin warum Virginia ist wie sie ist. Hochgradig nervös, immer von Himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Sie erzählt vom Leben der Geschwister und ihrer Freunde. Die Liebenden sind alle. nicht nur Virginia und ihr Mann Leonard Woolf.
Ich hatte einen biographischen Roman über Virginia erwartet und gedacht das die folgenden Bände sich mit anderen Personen des Bloomberries Kreises beschäftigen. Das war ein Irrtum, es ist das Leben von Virginia Woolf in drei Bänden. Gut vorstellbar, denn sie war eine vielschichtige Persönlichkeit. Mit scharfen Intellekt und lebte in der für sie verkehrten Zeit.
Dadurch entsteht die Frage wäre sie genauso bekannt und interessant wenn sie fünfzig Jahre später geboren wäre.
Ich fand das Buch anspruchsvoll, als ob die Autorin der Meinung ist, das alle Leser*innen eine Menge Grundwissen über Virginia und ihren Kreis haben sollte. Denn in diesem Buch geht es weitgehend um das Privatleben und weniger um das Werk. Immer wieder werden die Äußerungen oder Handlungen beschrieben die im viktorianischen England für Aufsehen gesorgt haben. Mich hätte mehr interessiert warum sie ihre Essays und Romane so und nicht anders geschrieben hat. Gesellschaftskritik haben auch andere geschrieben warum wurde sie so berühmt und auch in der heutigen Zeit eine Ikone der Frauenbewegung.

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