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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1464 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2022
Wittkamp, Rainer

Frettchenland / Martin Nettelbeck Bd.3


sehr gut

Deutschland, einig... Frettchenland!
Oder auch gerade nicht, denn Frettchen sind ganz schön heftige Gesellen und als solche entlarvt Autor Rainer Wittkamp auch einige seiner Landsleute - bei weitem nicht alle, wohlgemerkt. Sein Augenmerk gilt vor allem denjenigen, die sich auf der Politbühne der Bundeshauptstadt tummeln - und das bei weitem nicht in der ersten Reihe. Lügner und Betrüger, vor allem Profitgierige gibt es auf allen Ebenen - vom Staatssekretär über diverse Lobbyisten, den Staatsschutz auf allen Ebenen... und, und, und.

Eingebettet ist das alles in eine ebenso spannende wie unterhaltsame Handlung um die Ermordung einer Personenschützerin, die im Politmilieu eingesetzt wurde und - wie sich nach und nach herausstellt - auch anderweitig durchaus auf dünnem Eis bewegte. Ihr Umfeld - die Großmutter mitsamt überaus originellem Faktotum - ist eine Klasse für sich. Allein die Bekanntschaft mit ihnen lohnt die Lektüre dieses Krimis. Aber er birgt ja so viel mehr, nicht zuletzt tiefe und allertiefste Einblicke in die Auswüchse menschlicher Gier.

Als ich das Buch beiseite legte - selbstverständlich ausgelesen - liefen mir kalte Schauer über den Rücken, denn genauso ist es bzw. könnte es sein. Ganz schön erschreckend, finde ich. Gut, dass die redlichen und unbestechlichen Kommissare Nettelbeck und Täubner weiterhin auf alles ein Auge haben - hoffentlich auch bald in der nächsten Folge dieser spannenden Krimireihe.

Ein wenig abträglich für das Lesevergnüge war aus meiner Sicht der Stil der für ein so kurzes Buch überaus zahlreichen Dialoge :in der wörtlichen Anrede wurden ständig Vornamen eingebaut,.
Hier ein Beispiel von S. 75 f. :
Unbedingt, Andreas.
Ich habe gute Nachrichten, Andreas.
Dreimal daneben, Nils,
Kleiner Versprecher, Andreas.
Und das waren längst nicht alle in einem relativ kurzen Gespräch - für mich ganz klar des Guten zu viel.

Abgesehen davon ein wirklich gelungener Hauptstadtkrimi mit jeder Menge spannender Details zur Stadt, ihrer Geschichte - und zum Jazz, der perfekt in das Handgepäck für eine Wochendendreise nach Berlin passt!

Bewertung vom 03.06.2022
Wolff, Iris

So tun, als ob es regnet


sehr gut

Henriette tut öfter so, als ob es regnet

Findet ihre Mutter Alma. Henriette ist die Jüngste von vier Schwestern, von denen jede ihren eigenen Kopf hat. Aber so eigen wie sie ist keine und warum das so ist, das erfahren die Leser dieses aus vier Lebensgeschichten bestehenden Romans recht früh. Denn Henriettes Geschichte ist die zweite von den vieren, die allesamt ineinander verflochten sind.

Zunächst fällt es schwer, die Entwicklungen nachzuvollziehen, doch spätestens während der Geschichte um Henriette wird alles klar.

Stark muss der Leser sein, der eintaucht in diese Geschichte, die im heutigen Rumänien spielt, in einem Landstrich, der von verschiedenen Nationen bevölkert bzw. durchwandert wird. Denn diese Geschichte erzählt von Verlusten, kaum jemand kann so, wie er will. Irgendwann hat man keine Wahl - das ist sozusagen ein Credo, das in jedem dieser vier Leben vorkommt, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Dennoch ist das nicht ein rein trauriges Buch, denn jeder der Charaktere ist so warmherzig beschrieben, dass er mich früher oder später zum Lächeln bringt. Ein Roman, der jeden berühren wird, dem die Geschichte Europas gerade in der heutigen Zeit des Krieges besonders präsent ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2022
Völler, Eva

Was das Schicksal will / Die Dorfschullehrerin Bd.2


ausgezeichnet

1964: Nach rund drei Jahren in der Bundesrepublik Deutschland ist aus Helene zwar noch längst keine Westdeutsche geworden, doch im Alltagsleben in dieser für sie doch noch recht neuen Welt kann ihr keiner mehr was vormachen. Sie hat sich fortgebildet, um die volle Qualifikation für eine Lehrkraft im demokratischen Teil Deutschlands zu erlangen und als in Kirchdorf, wo sie nach ihrer Flucht zunächst tätig gewesen war, die Stelle der Schulleitung vakant wurde, hat man sie ihr angetragen.

Ihr fällt die Entscheidung zur Rückkehr in das Dorf trotz der zwischenzeitlich erfolgten Trennung von Arzt Tobias nicht schwer, hat doch auch ihre Tochter Marie das Dorfleben immer sehr genossen. Und inzwischen lebt auch ihr Vater als niedergelassener Tierarzt mit Frau und Schwiegermutter dort.

Helene gehört nun sozusagen zu den Honoratioren im Dorf - trotzdem ist vieles nicht einfach, gerade auch, was die zwischenmenschlichen Beziehungen angeht.

Wieder habe ich dieses Buch sehr genossen, denn wie stets in ihren historischen Romanen vermag Eva Völler auf großartige Art und Weise die damalige Zeit durch Worte aufleben zu lassen. Es geht so dermaßen atmosphärisch zu, dass ich stets Bilder vor Augen, manchmal sogar Gerüche in der Nase oder Stimmen im Ohr hatte. Für Fans historischer Romane, die im 20. Jahrhundert spielen, ist dieser Zweiteiler quasi Pflicht!

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2022
Fritsch, Irene

Russischer Sommer


gut

Eine Menge Russen hatte es nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin verschlagen und zwar aus verschiedenen Schichten. Entsprechend verteilten sie sich auch in der damals schon großen Stadt. In diesem Krimi wird vor allem die gehobene Mittelschicht, bzw. Menschen, die vorgeben, zu dieser oder gar zum Adel zu gehören, thematisiert.

Doch mischt sich alles deutlich mehr, das frühere Klassenbewusstsein lässt deutlich nach. Der "Russische Sommer", den Autorin Irene Fritsch hier behandelt, ist vor allem in Charlottenburg angesiedelt, irgendwann in den frühen 1920ern.

Fürst Popow, der quasi alles verloren hat und zudem noch verraten wurde, versucht, sich ein neues Leben aufzubauen und geht dazu nicht nur legale Wege. Dabei trifft er den einen oder anderen früheren Weggefährten und stößt sogar auf eine Tochter, vor der er nichts ahnte!

Doch verzettelt er sich auch in diverse Machenschaften und wird gar als Mordopfer verhaftet.

Ich habe sehr lange für diese Lektüre gebraucht, da die Handlung aus meiner Sicht in einem sehr umständlichen Stil dargestellt wurde. Ich habe auch immer Figuren verwechselt bzw. nicht mehr einordnen können - da wäre ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen. Zudem war diese Form der Darstellung nicht selten der Spannung abträglich.

Ein Krimi, den ich nur Lesern empfehle, die sich konkret für diese Epoche interessieren.

Bewertung vom 30.05.2022
Rademacher, Cay

Geheimnisvolle Garrigue / Capitaine Roger Blanc Bd.9


ausgezeichnet

Die südfranzösische Küste birgt ebenso wie das Mittelmeer, an das sie grenzt nicht nur Erfreuliches wie köstliche Fische, Urlaubsvergnügen per Boot oder durch Plantschen am Strand, nein, man kann dort auch zu Tode kommen: Capitaine Roger Blanc, der zunächst eigentlich gegen seinen Willen aus Paris dorthin versetzt wurde, hat einen neuen, mittlerweile bereits den achten Fall in seinem somit nicht mehr neuen Wirkungskreis.

Und zwar ist es ein Fall mit Altlasten: Eine junge Frau verschwindet an einem Kanal, der durch einen Berg führt, gleich an der Küste. Und es gibt deutliche Parallelen zu einem Aufsehen erregenden Fall, der bereits 23 Jahre zurück liegt und nie gelöst werden könnte.

Wobei es eigentlich vier Fälle waren: es verschwanden nacheinander vier junge Frauen und jedesmal wurde deren linker Schuh direkt vor dem Eingang in den Berg gefunden. Aber nicht mehr.

Blanc ermittelt einmal mehr im Team mit seinen bewährten Kollegen Fabienne und Marius, dazu stößt ein junger Kollege, Brigardier Sylvain, tragischerweise so etwas wie der Verlobte des Opfers.

Cay Rademacher versteht es wie immer, seine Leser komplett in die Provence zu versetzen. Beim Lesen wähnte ich mich wieder einmal zwischen malerischen Landschaften, sowie netten - und einigen wenigen nicht so netten - Einwohnern, Wein und idyllischen Dörfern mit lauschigen Ecken. Lokalkolorit pur also, nur die ausufernden langen Mahlzeiten und gemütlichen Miteinander fallen diesmal weg bzw. wesentlich kürzer aus, denn dieser Krimi spielt im März 2020 und wir erinnern uns alle daran, was damals sowohl uns als auch unserer französischen Nachbarn belastete: Corona war sowohl hier als auch dort ausgebrochen, der erste Lockdown wurde angesetzt mit entsprechend panischen Reaktionen. Wie man sich vorstellen kann, belastet dies auch die Ermittlungen, wobei sich im Team bereits ein Genesener befindet: Marius scheint eines der ersten französischen Corona-Opfer gewesen zu sein, hat die Krankheit jedoch gut überstanden.

Der Autor beweist, dass er sich nicht nur in Hamburg, wo seine großartigen Nachkriegskrimis um Oberinspektor Frank Stave angesiedelt sind, sondern auch in der Provence bestens auskennt. In diesem Band gibt er uns - so mein Eindruck - einen Einblick in die verschiedensten Charaktere, die einem dort so begegnen können - zu gerne würde ich erfahren, von wem oder von welchen Situationen er sich hat inspirieren lassen.

Insgesamt habe ich mich von diesem ebenso atmosphärischen wie spannenden Krimi mit wunderbar beschriebenen Charakteren bestens und auf höchstem Niveau unterhalten gefühlt und freue mich nun schon auf den nächsten Teil dieser Serie mit dem erwähnten recht ungewöhnlichen Ermittlerteam, das sich durch eine ganz spezielle Art von Teamgeist auszeichnet!

Bewertung vom 27.05.2022
Weiß, Sabine

Düsteres Watt / Liv Lammers Bd.6


ausgezeichnet

In Adelskreisen darf sich das Team um Liv Landers diesmal auf Sylt bewegen, denn eine zentrale Figur, nämlich Karl von Raboisen, wurde tot aufgefunden - in einem ziemlich dramatischen Zustand. Und bald schon wird den Ermittlern klar, dass die Begegnung mit seinem Umfeld, also den adligen Kreisen, gar kein "dürfen" sondern vielmehr ein "müssen" ist - die Charaktere, die ihnen in diesem Fall begegnen, sind durchgehend alles andere als Sympathieträger.

Zumindest die Erwachsenen. Sowohl der Adel als auch die Bediensteten. Es herrscht eine eiskalte Atmosphäre, die man am besten mit "jeder gegen jeden" beschreiben kann. Vor allem Liv fühlt sich also bald unter Druck gesetzt, als sich Jennifer, die ältere Tochter des Opfers - ein Mädchen im Teenager-Alter - zum Mord bekennt. Das kann ja wohl kaum stimmen!

In diesem Krimi zeigen sich klar die negativen Seiten der Reichen und Schönen, die Liv Landers als Sylterin, die allerdings die Insel schon längst verlassen hat, quasi herunterbeten kann. Um ihre noch auf der Insel lebende Verwandtschaft kommt sie nicht herum, ist diese doch sehr erfolgreich dabei, ihre Seele zu verkaufen und sich zu einem Teil des Jet Sets, zu dem die Raboisens gehören, zu machen.

Deswegen lebt sie auch nicht mehr auf der Insel und hält sich und ihre Tochter Sanna so gut wie möglich davon fern. Aber diesmal wollte sie dort eigentlich nur Urlaub im Kreise ihrer "wahren" Lieben machen und geriet gleich wieder in einen Fall.


Wie immer steht auch das Privatleben der Ermittlerin Liv Landers im Fokus der Handlung, das Autorin Sabine Weiss so geschickt mit der Krimihandlung verwoben hat, dass wei bei einem Puzzle alles genau zusammenpasst.

Ein mehr als runder Fall, ich wäre niemals auf die Auflösung gekommen. Ob Sie jetzt hier oder mit einem anderen Band starten, ich könnte mir vorstellen, dass sie wie ich diese Reihe, bei der sich die Protagonistin dank zahlreicher Alleinstellungsmerkmale von der Masse abhebt, lieben werden. . Auf den nächsten Fall freue ich mich jedenfalls schon jetzt!

Bewertung vom 26.05.2022
Stopp, Emily

Du bist das Licht in meiner Welt


gut

Ich hatte mich so darauf gefreut, nach langer Zeit mal wieder einen Campus-Roman zu lesen, in der das Uni-Leben, das bei mir schon vor 32 Jahren zu Ende ging, eine große Rolle spielt.

Enna begibt sich für ihr Studium in die idyllische Kleinstadt Starfall und freut sich sehr auf ihr neues Leben. Gleichzeitig jedoch hat sie davor Angst, weil sie ihr Trauma, den Unfalltod ihrer Mutter vor fünf Jahren, längst noch nicht überwunden hat.

Und es wird noch schlimmer - schon bald trifft sie Finn, ihren ehemals besten Freund wieder, der sich seit diesem Ereignis nicht mehr bei ihr gemeldet hat, obwohl sie ihr gerade da dringend gebraucht hätte.

Leider läuft alles sehr glatt, EMMA findet SOFORT neue Freunde, durch die auch die Wiederbegegnung mit Finn erfolgt. Vieles, leider vor allem die Sprache der Autorin, aber auch die Handlung, wirkt auf mich sehr klischeehaft - es gibt kaum Brüche, wenig Unerwartetes.

Auch wenn die Freundschaften der Studenten untereinander sehr warmherzig und beschrieben werden und der Wert solcher Verbindungen gekonnt vermittelt wird, ist mir das zu wenig, um das Buch insgesamt genießen zu können. Ich hoffe sehr, dass dieser schöne und starke Aspekt im zweiten Teil mehr zum Tragen kommt!

Bewertung vom 25.05.2022
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


sehr gut

Hier hat die Autorin ihren Zauberstab vergessen!

Denn es gibt hier ein paar ganz nette, teilweise sehr deftige Salate, an denen man sich ordentlich laben kann. Aber so richtig neu kommt mir das alles nicht vor.

Eher aus Omas Schatzkästchen oder auch dem der Nachbarin oder Kollegin und dann nach eigenem Geschmack ausgebaut. Woran aus meiner Sicht überhaupt nichts Ehrenrühriges ist, denn so entwickeln sich die besten Rezepte: man probiert was Leckeres, das einem nicht mehr aus dem Kopf geht - nachdem man jemandem erfolgreich das Rezept abgeschmeichelt hat, wachsen auf dem eigenen Mist noch die eine oder andere zusätzliche Idee. Und schon hat man einen Salat, der wie gemacht ist für die eigene Familie. Wobei dieser eher nicht sonderlich Gesund ist, sondern einfach eher schmackhaft.

Aber auch solche Rezepte braucht man immer mal wieder: die irgendwann jedes Familienmitglied im Schlaf nachmachen kann und dem Rest der Bagage es nicht schwerfällt, zu erraten, wer diesmal der "Autor" ist.

Hier erhält man kein Werk der Magie, sondern ein wahrlich inspierierendes kleine Buch, in dem ich noch desöfteren blättern und nach der passenden Salatidee für den Abend suchen werde!

Bewertung vom 21.05.2022
Taschler, Judith W.

Über Carl reden wir morgen


sehr gut

Nachdem ich diesen Roman gelesen aus der Hand gelegt habe, musste ich mir erstmal lange Gedanken darüber machen, wie ich ihn denn eigentlich so finde.

Keine Frage: Autorin Judith W. Taschler kann schreiben wie kaum eine andere: bereits nach wenigen Seiten hatte ich ihr Szenario klar vor Augen, die Familie Brugger, sowohl die erste, als auch die nachfolgenden Generationen standen mir ebenso wie weitere Akteure klar vor Augen. Ebenso wie die historischen Gegebenheiten, in die sie das Geschehen auf ihre höchst eigene Art sehr gekonnt einbettet.

Eine ganz besondere Stärke der Autorin liegt - so finde ich - in der Gestaltung ihrer Charaktere, wobei ich in diesem Roman besonders die weiblichen Figuren als sehr gelungen sehe. Ihnen wohnt eine ganz besondere Kraft inne!

So flutschte die Lektüre nur so dahin, ich war schneller im letzten Viertel des Buches angelangt, als es mir lieb war - eigentlich hätte ich immer so weiter lesen können. Aber dann eben nicht mehr. Für diese letzten Seiten brauchte ich deutlich länger als für alles Vorherige zusammen und zwar einfach deswegen, weil sich etwas in mir zu sträuben begann: Die Handlung erschien mir so gar nicht mehr rund, es passte alles nicht mehr so richtig ineinander, ich konnte den Entwicklungen einfach nicht mehr folgen. Und legte somit - leider, leider - das Buch mit einem ausgesprochen mulmigen Gefühl beiseite, was mir außerordentlich leid tut!

Bewertung vom 19.05.2022
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank


gut

Schweigen in schweren Zeiten
Damit man nämlich nicht erwischt wird. Schweigen kann man meist nur, wenn man sich allem entzieht und so versteckte sich Annes Franks Familie über zwei Jahre lang in einem winzigen und engen Hinterhaus in Amsterdam.

Bis sie leider doch gefunden wurden von den Nazis und/oder ihren Handlangern und in ein KZ gebracht wurden. Die wenigsten überlebten - auch Anne leider nicht.

Aber es blieb etwas von ihr, das unglaublich viele Menschen kennen, nämlich ihr Tagebuch, das gerade durch seine Beschreibung des Alltäglichen so erschüttert. Fast alle kennen es, die meisten haben es sogar gelesen. Oft auch die, die sonst eher keine Bücherwürmer sind.

Deswegen ist es eine tolle Idee, dieses so wichtige Thema auch für jüngere Kinder zugänglich zu machen. Hier ist es in Form einer Graphic Novel vom Aufbau und vom Design her wirklich sehr gelungen.

Doch mangelt es aus meiner Sicht inhaltlich an dem, was Kinder brauchen. Kinder tun sich schwer mit Andeutungen, mit vagen Phrasen. Sie brauchen Konkretes: wenn Schlimmes geschehen ist, sollte man einen Weg finden, es so auszusprechen, dass das Kind es versteht, aber trotzdem ertragen kann. Hier gibt es am Ende Floskeln, die sehr unkonkret formuliert sind. Ich bin schon lange kein Kind mehr, aber wenn ich die Geschichte der Familie Frank nicht aus dem FF kennen würde, hätte ich auch meine Schwierigkeiten damit.

Also damit, die konkreten Ereignisse nachzuvollziehen. Und das empfinde ich leider als wenig hilfreich. Denn es ist wichtig, in schweren Zeiten zu manchen Gelegenheiten - eher zu ziemlich vielen - zu schweigen. Danach jedoch sollte darüber geredet werden, um sie nicht zu vergessen. Und man sollte es den (kleinen) Menschen nicht zu schmerzhaft präsentieren - aber doch so, dass sie es genau verstehen!