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Furbaby_Mom

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Insgesamt 506 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2019
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


weniger gut

Leider kein Lesevergnügen – verworren und ohne jeglichen Tiefgang.
Als Fan historischer Frauenromane hatte ich mir so viel mehr erwartet von diesem leider enttäuschend ausfallenden Werk. Ich habe mich tapfer bis zum Ende des Romans durchgequält in dem Versuch, die mehreren Erzählebenen (3 verschiedene davon in Form von Tagebucheinträgen) sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um Sinn aus dem Ganzen zu machen. Mit der Renovierung der alten Rosenvilla erfüllt die junge Anna sich einen Traum: das einstige Familienanwesen soll wieder so prunkvoll werden, wie es einmal war. Zwar steht der dazugehörige Garten noch längst nicht wieder in voller Blüte, aber bald schon werden hier wunderschöne Rosen blühen. Wirklich viel weiß Anna nicht über ihre Familiengeschichte; ihr geliebter Opa ist längst verstorben & ihre Eltern sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Aus dem Grund für ihr ablehnendes Verhalten machen sie allerdings ein Geheimnis; es werden ominöse Andeutungen gemacht, doch viel öfter stößt Anna auf eine Mauer des Schweigens. Gerade als sie sich mit der Situation abfinden möchte & sich mit Feuereifer in die Eröffnung ihrer 2. Chocolaterie in der Dresdner Altstadt stürzt, macht Anna auf dem Grundstück der Villa eine Entdeckung, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird. In einer eisernen Schatulle findet sie ein Sammelsurium einzelner Schriftstücke: Briefe, Tagebucheinträge sowie diverse andere Habseligkeiten von 3 Frauen, die einst in der Rosenvilla gelebt haben. Noch ahnt Anna nicht, welch dramatische Ereignisse ihre Familie geprägt haben & wie eng das Schicksal von Helene, Emma & Lotte mit ihrem eigenen Leben verknüpft ist.
Leider bin ich mit der weiblichen Hauptfigur der Gegenwart überhaupt nicht warmgeworden. Es kam mir irgendwie so vor, als wäre Anna in dem Wirrwarr der Geschichte komplett untergegangen - als wäre ihre Figur nur geschaffen worden, um eben mal 'irgendjemanden' aus dem Hier & Jetzt zu haben, der die alten Notizen liest; noch schnell eine alte Liebelei hier & ein neuer Flirt da angedichtet, fertig. Der Schreibstil ist klar & flüssig; mit etwas mehr Tiefgang hätte Anna gewiss zu einer sympathischeren Protagonistin ausgearbeitet werden können, mit der man mitfiebert. So bleibt sie für mich nur eine Randfigur, deren Schicksal einem relativ egal ist.
Durch den permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen & Verfasserinnen der Briefe, musste ich höllisch aufpassen, in welcher Epoche ich mich gerade befinde & bei wem. Zwar gab es stets eine Überschrift mit dem jeweiligen Datum, aber es ging so beherzt durcheinander, d. ich bis kurz vor knapp nicht sicher war, wer nun mit wem in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht & welche Auswirkung das auf die Gegenwartsperspektive haben könnte. Alles in allem recht müßig & langatmig, unübersichtlich & emotionslos; selbst die eigentlich anrührenden alten Tagebucheinträge wirkten eher aufgesetzt & im wahrsten Sinne herausgerissen.
Insgesamt wäre in diesem Werk weniger mehr gewesen. Die Themen Schokoladen- bzw. Pralinenherstellung, Krieg, Judenverfolgung, Rosenzucht, Betrug, Mord, Herzschmerz, Familiengeheimisse etc. hätten auch in geringerem Ausmaß verpackt werden können, z.B. um den Figuren mehr Raum zur Entfaltung zu ermöglichen.
Als häufige Besucherin der Elbmetropole hatte ich mir etwas Dresden-Flair erhofft, was jedoch komplett fehlte; abgesehen von ein paar Namensnennungen (& noch seltenerer Einbindung von Dialekt) hätte der Roman auch in jeder anderen Stadt spielen können. Lokalkolorit gleich null, schade! Das Ende, die langerwartete Auflösung des Familiendramas, kam ziemlich unspektakulär & halbherzig daher.
Das in zarten Farben gehaltene Cover finde ich traumhaft schön & passend gestaltet für einen historischen Roman. Lobenswert sind auch das informative Nachwort zum historischen Hintergrund des Romans sowie die inkludierten Pralinenrezepte. Ein Personenregister wäre sehr hilfreich gewesen. Fazit: Eine interessante Idee, leider mangelhaft umgesetzt.

Bewertung vom 08.08.2019
Covi, Miriam

Sommer in Atlantikblau


ausgezeichnet

Dieses ist bereits das 2. Werk von M. Covi, das mich restlos begeistert hat! Wie auch mit ihrem ebenso wundervollen Wohlfühlroman "Sommer unter Sternen" versetzt uns die Autorin wieder in Urlaubslaune, diesmal geht es nach Nova Scotia, Kanada. Das malerische kleine Örtchen Chester gibt es übrigens tatsächlich und es würde mich nicht wundern, wenn es nach dem Erfolg dieses Buches einen Touristen-Boom erlebt.
Kurz vor ihrem Tod macht Tante Charlie ihrer geliebten Patentochter Lotte, zu der sie seit jeher ein besonders inniges Verhältnis hat, noch ein ganz außergewöhnliches Geschenk: Flugtickets nach New York! Es soll Lottes Junggesellinnen-Abschieds-Reise werden, die sie zusammen mit ihrer Mutter Erika und ihren 2 Schwestern (der Karrierefrau Luise & dem hochschwangeren Nesthäkchen Sophie) antritt. Zwar ist Lottes Verlobter nicht gerade begeistert vom Spontantrip seiner Zukünftigen, immerhin sind es keine 3 Wochen mehr bis zur Hochzeit und die Vorbereitungen dazu längst noch nicht abgeschlossen, aber dieses eine Mal im Leben lässt Lotte sich nicht von ihrer Meinung abbringen: sie wird den letzten Wunsch ihrer Großtante erfüllen und die Reise antreten. Was soll schon passieren? Womöglich bringt dieser Ausflug die Frauen der Familie einander wieder etwas näher…denn irgendwie gibt es keine richtige Gemeinsamkeit & Vertrautheit mehr zwischen ihnen. Dann funkt Lotte das Schicksal jedoch gehörig dazwischen…bzw. ein Vulkanausbruch. Oder ist es gar eine höhere Macht, womöglich Tante Charlie, die ihr ein Zeichen sendet? Der Rückflug endet jedenfalls verfrüht: mit einer Notlandung in Kanada. Weiterreise ungewiss. Während ihre Mutter etwas verloren in all dem Trubel wirkt, Luise fuchsteufelswild & Sophie zwar genervt, aber ansonsten entspannt ist, ist Lotte vor allem eines: verzaubert von Halifax und seiner Umgebung. Noch am Flughafen begegnet das Familiengrüppchen zufällig einem jungen Mann, der ihnen zu einer Unterkunft im zauberhaft idyllischen "Mapletree Bed & Breakfast" verhilft. Connor und Lotte haben nicht gerade den besten Start miteinander, aber trotz seiner irritierenden, ruppigen Art kann Lotte eine gewisse Faszination nicht abstreiten…und muss sich bald ernsthaft fragen, ob ihre Zukunft womöglich ganz anders ausschauen könnte, als ursprünglich geplant…
M. Covi hat ein wunderbares Talent, solch liebenswerte Charaktere zu erschaffen, die einem noch lange nach Beendigung der Lektüre im Gedächtnis bleiben. Ich habe mich direkt in die stets um Harmonie bemühte Lotte hineinversetzen können – ebenso in ihre Familienmitglieder. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die gutmütige Hazel, die man einfach nur knuddeln möchte. (Als Extra-Schmankerl gibt es im Anhang übrigens das Rezept zu ihrem legendären Lemon Meringue Pie – lecker!) Und dann ist da noch der charismatische Connor mit seinen strahlend blauen Husky-Augen…
Ein Highlight neben den traumhaften, atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen (- Chester ist ein Ort, der wie gemacht für einen Wohlfühlroman scheint -) sind die durch und durch realistischen Dialoge. Auch die Dynamik zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wird unheimlich glaubwürdig beleuchtet; man hat das Gefühl, mitten in einem Film zu sein. Ich hätte noch ewig weiterlesen können! Der Schreibstil ist sommerlich leicht und oft mit einer Prise Humor gespickt, wartet jedoch auch mit leisen Zwischentönen und ganz viel Emotionen auf. Auch interessante historische Informationen (wie z.B. der Hintergrund der lokalen Butterboxen) werden gekonnt miteingebunden in die Story.
Bereits das Cover verströmt für mich Urlaubsfeeling pur und lässt mit den abgebildeten Muscheln auf Meeresnähe schließen. Tatsächlich kam mir das Lesen wie ein Kurzurlaub vor und noch Wochen später huscht mir beim Gedanken an dieses Werk ein seliges Lächeln übers Gesicht.
Fazit: Ein zauberhafter, romantischer Wohlfühlroman mit sympathischen Figuren, Familiengeheimnissen, überraschenden Wendungen & großen Gefühlen vor der atemberaubenden Kulisse Kan

Bewertung vom 08.08.2019
Fuchs, Katharina

Zwei Handvoll Leben


ausgezeichnet

Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe – unbedingte Lese-Empfehlung!!

Katharina Fuchs hat mit dem berührenden Portrait ihrer beiden Großmütter ein mitreißendes, in jeglicher Hinsicht herausragendes Werk geschaffen, das mich nicht nur restlos begeistert und emotional überwältigt hat, sondern ganz klar schon allein aufgrund des sensationellen Schreibstils die Auszeichnung 'bester historischer Roman' verdient! Ich lese wirklich gerne und viel, speziell Romane, die vor einem geschichtlichen Hintergrund angesiedelt sind – aber dieses Werk hat mich einfach umgehauen! Um es kurz zu machen: man möchte am liebsten allen Freunden und Bekannten die Lektüre dieser schicksalhaften Erzählung nahelegen; ich habe dies in jedem Fall getan, denn selten hat ein Roman so lange und intensiv bei mir nachgewirkt.

Die beiden jungen Frauen Anna Tannenberg und Charlotte Feltin führen ein Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Der wohlbehüteten Charlotte mangelt es – zumindest in materieller Hinsicht – an nichts; sie liebt das Leben auf dem Hofgut ihrer Familie in Sachsen. Anna hingegen wächst in bitterer Armut auf, dafür mit umso mehr Liebe. In einem kleinen Örtchen im Spreewald kämpft ihre Familie ums Überleben und so zögert Anna letztlich nicht, in Berlin auf Arbeitssuche zu gehen. Die Großstadt erscheint ihr zunächst wie ein gefräßiges Monster – wohin Anna auch blickt, ist sie mit Lärm, Schmutz und menschlichem Elend konfrontiert.

Beide Frauen ahnen nicht, dass sich ihre Wege eines Tages kreuzen werden – viele Jahre später, nach zwei Weltkriegen, unendlich vielen Entbehrungen und mutigen Entscheidungen, stets geprägt von der Zuversicht auf eine bessere Zukunft.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Anna wie auch Charlotte; mühelos lässt die Autorin die Vergangenheit lebendig werden und uns Leser teilhaben an ihrer persönlichen Familiengeschichte. Der Mut und die Entschlossenheit der weiblichen Hauptfiguren – zu Zeiten, in denen Frauen eine eher untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielten und unfassbar viel Ungerechtigkeit und Leid erdulden mussten – haben mich wahnsinnig beeindruckt und inspiriert. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie man wohl selbst in gewissen Situationen gehandelt hätte. Beide Handlungsstränge werden so einnehmend und fesselnd, so intensiv, atmosphärisch und bildgewaltig aufgebaut, dass man sich partout nicht losreißen kann vor lauter Spannung und Mitfiebern. Trotz vieler Schicksalsschläge und dramatischer Ereignisse verliert sich dieses Werk niemals in Negativität, im Gegenteil; es bleibt damit der Lebenseinstellung der zwei starken Frauen (sowie überhaupt der damaligen Bevölkerung Deutschlands) treu.

Fazit: Ein literarisches Meisterwerk! Für mich mit Abstand nicht nur das Lese-Highlight des Jahres, sondern eines der bedeutenden Bücher, wie sie einem nur ganz selten im Leben begegnen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2019
Bindrum, Victoria

Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist


ausgezeichnet

"Anleitung für ein echt gutes Leben"!
In ihrem humorvoll geschriebenen Ratgeber erklärt Autorin Victoria Bindrum, warum wir uns von der klassischen Vorstellung vom Glück verabschieden sollten, um das wahre Glück zu finden – allerdings ohne danach zu suchen. Alles klar?!

Bereits der freche, leicht provokante und definitiv Wiedererkennungswert aufweisende Titel, der auf dem knallig-farbigen Cover prangt, lässt einen eher unkonventionellen Inhalt vermuten – nämlich nicht das übliche Sachbuch nach dem Schema F. Das tiefenentspannte Lama macht’s vor: 'Einfach mal abschalten!', 'Mut zum Nichtstun!' heißt die Devise.

Alles andere als ein trockener Ratgeber bietet dieses Werk einen Einblick in die Art und Weise, wie – zumindest in der westlichen Gesellschaft – kollektiv nach dem Glück gestrebt wird und erklärt, warum die Suche nach dem großen Glück zwangsläufig in einer Enttäuschung enden wird. "Je mehr wir uns anstrengen, desto mehr Energie und Zeit verschwenden wir auf ein Ziel, das wir niemals erreichen werden, weil es nicht existiert." Klingt deprimierend – ist es aber eigentlich gar nicht. Zum Glück gibt es jede Menge praktische Tipps und Tricks, um dem Hamsterrad zu entkommen. Die Autorin beleuchtet die verschiedensten Bereiche unseres Lebens, vom Berufsleben, dem Wunsch nach finanzieller Sorglosigkeit bis hin zu Partnerschaften, Eltern-Kind-Beziehungen…und die Erwartungen, welche wir an die jeweilige Situation knüpfen.

Der locker-leichte, aber niemals oberflächliche Schreibstil ließ mich an manchen Stellen vergessen, dass ich gerade ein Sachbuch lese – es war vielmehr wie ein Roman, in dem man selbst die Hauptfigur ist und sich von der Autorin persönlich angesprochen fühlt.

Ich habe mich in vielen Beispielen wiedererkennen und aufgrund der angeführten Übungen einige hilfreiche Ansätze für meinen Alltag mitnehmen können. Speziell das Werte-Mantra kann ich empfehlen, da ich es mittlerweile erfolgreich in mein Leben integriert habe. Ebenso die Übung 'Gedanken begrüßen' hat sich für mich als enorm positiv erwiesen.

Ein Anhang mit weiterführender Literatur rundet diese angenehme Lektüre ab, die nicht nur inspiriert und zum Nachdenken anregt, sondern auch richtig gute Laune macht! Definitiv empfehlenswert!!

Bewertung vom 02.08.2019
Pindeus, Simona

Schokolade aufs Brot


ausgezeichnet

Romantisch-humorvoller Frauen-/ Familien-/ Wohlfühlroman – genial geschrieben!

Ich kann Autorin Simona Pindeus nur beglückwünschen zu diesem wundervoll gelungenen Roman, bei dem ich häufig schmunzeln und noch öfter laut auflachen musste…und sie inständig bitten, noch viele, viele weitere Bücher zu schreiben! Dieses Werk hat alles, was das Leserherz begehrt: eine Bandbreite an Emotionen, reizende Figuren, jede Menge Humor und einen interessanten Plot voller unerwarteter Wendungen.

Die junge Kinderärztin Flora Sandig hat noch immer an der Trennung von ihrem Ehemann Eric zu knabbern, als sie mit ihren zwei kleinen Kindern Unterschlupf bei ihren Eltern findet. Eigentlich hatte sie sich ihr Leben so ganz und gar anders vorgestellt. Zum Glück ist Flora von Natur aus Optimistin und fackelt nicht lange: ein Neuanfang muss her! – Leichter gesagt als getan, wenn man Kindergartenprojekte zu betreuen hat, sich an einem neuen Arbeitsplatz behaupten muss und die ungewohnte Wohnsituation am Nervenkostüm zerrt. Und dann taucht auch noch ein unverschämt irritierender Kollege auf – Julian Klee sieht zwar gut aus, gehört aber leider zur Kategorie "eingebildeter Schnösel". Seine direkte Art bringt Flora schnell auf die Palme…und ihr Herz zum Klopfen. Wer nun glaubt, die weitere Entwicklung vorhersagen zu können, darf sich auf ein paar Überraschungen freuen – ich selbst habe den Roman in einem Rutsch durchlesen müssen, weil ich mich vor Neugier nicht losreißen konnte!

Am meisten begeistert hat mich der herrlich originelle, witzig-freche Schreibstil, der nie ins Übertriebene abgleitet, auf Kitsch verzichtet und auch hier und da leise Töne anklingen lässt, die zum Nachdenken anregen. In vielen Situationen zeichnen sich die Charaktere durch ihre emotionale Reife und Authentizität aus. Auch die Dialoge sind so überzeugend, dass sie direkt aus dem echten Leben stammen könnten. Die Glaubwürdigkeit dieses Romans insgesamt hat mich ungemein beeindruckt!

Der weibliche Hauptcharakter Flora ist eine sympathische junge Mutter, die sich - wie überhaupt alle Figuren - durch Ecken und Kanten auszeichnet. Ich habe mich wunderbar in sie hineinversetzen können und bis zum Schluss mit ihr mitgefiebert. Auch die Nebenfiguren sind durch und durch liebenswert; man muss die Charaktere einfach ins Herz schließen! Vor allem Floras Eltern sind zum Knuddeln!

Fazit: So witzig und lebensbejahend wie Susanne Fröhlich, so warmherzig und emotional wie Anne Hertz. Ich bin wirklich begeistert! Unbedingte Leseempfehlung!!

Bewertung vom 23.07.2019
Winterberg, Linda

Aufbruch in ein neues Leben / Hebammen-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Wer historische Frauenromane mag, wird dieses Werk LIEBEN!
Linda Winterbergs Auftakt zur großen Hebammen-Saga um drei junge Frauen, die gegen Ende des Ersten Weltkriegs in der Neuköllner Hebammenschule ihre Ausbildung zur Geburtshelferin durchlaufen, hat mich von der ersten Seite an gefesselt – noch während der Lektüre habe ich in der Verlagsvorschau nach den Folgebänden gestöbert und sie sogleich auf meine Wunschliste gesetzt. Selten hat mich ein historischer Roman so selbstverständlich in vergangene Zeiten eintauchen lassen; nicht nur, dass hier fundierte Recherche auf einen mitreißenden Erzählstil trifft – trotz völligem Verzicht auf Kitsch werden solch tiefe Emotionen beim Lesen erweckt, wie nur das wahre Leben es vermag…wenn man es denn so grandios und realitätsnah abzubilden vermag wie die Autorin. Es sind harte Zeiten, in denen Edith, Margot und Luise sich begegnen: der Erste Weltkrieg wütet und reißt erbarmungslos Familien auseinander. "Bald drei Jahre tobte nun dieser unsägliche Krieg, in dem es nur Verlierer geben würde." (S. 7) Während die Männer an der Front einen sinnlosen Tod sterben, versinkt der Großteil der daheimgebliebenen Bevölkerung in bitterer Armut. Trotz stundenlangem Warten in Lebensmittelschlangen ist das Essen Mangelware; Hunger, Krankheit und desillusionierte, verbitterte Invaliden bestimmen das Stadtbild, als die junge Luise Mertens ihr kleines Heimatdorf in Ostpreußen verlässt, um im großen Berlin eine Ausbildung zur Hebamme zu beginnen. Sie möchte eines Tages in die Fußstapfen ihrer geliebten Großmutter Else treten, der Eckersberger Dorfhebamme – eine weise Frau, der es wichtig ist, dass ihre Enkelin eine gescheite Ausbildung mit einem offiziellen Abschlusszertifikat erhält. Nur widerwillig lässt Luise sich dazu überreden, ihre Heimat zu verlassen. Die hübsche und aus vornehmem Hause stammende Jüdin Edith Stern hingegen kann es gar nicht erwarten, die kalten Gemäuer ihrer noblen Familienvilla hinter sich zu lassen und ihre Lehre in Neukölln anzutreten. Sie versucht alles, um ihre an alten Konventionen festhaltenden Eltern, die sie am liebsten vorteilhaft verheiratet sehen möchten, für ihren Traum (- Hebamme zu werden -) zu begeistern. Und dann ist da noch die aus gänzlich ärmlichen Verhältnissen stammende Margot Bach, die ihren Ausbildungsplatz lediglich aufgrund eines Empfehlungsschreibens des Vaterländischen Frauenvereins erhalten soll – es ist eine einzigartige Chance für sie, ihrer kriegsgebeutelten Familie finanziell unter die Arme zu greifen. Alle drei jungen Frauen werden in den kommenden achtzehn Monaten sowohl unsagbar berauschende Momente des Glücks sowie herzzerreißende, tragische Erlebnisse erfahren – immer wieder überstrahlt vom Wunder des Lebens, wenn sie einem weiteren kleinen Erdenbürger auf die Welt helfen, von der sie verbindenden Freundschaft und der Hoffnung, dass am Ende alles gut werden wird…weil es einfach muss.
So authentisch und unheimlich atmosphärisch die Autorin den Alltag in der Lehranstalt sowie die Lebenssituation der Bevölkerung im Kriegsdeutschland geschildert hat, so intensiv hat sie sich auch mit der Ausarbeitung der überaus sympathischen Charaktere - einschließlich herzensguter Nebenfiguren – beschäftigt. Jede der Hauptfiguren kann ich als absolut liebenswert und klug bezeichnen, alle von ihnen haben Ecken und Kanten und glänzen mit Facettenreichtum. Obwohl ernste Themen wie eine hohe Kindersterblichkeitsrate und katastrophale Missstände während des Krieges angesprochen werden, nimmt zu keinem Zeitpunkt die Negativität Überhand, im Gegenteil – es ist ein wundervoll lebensbejahender, hoffnungsvoller Roman. Die Faszination und Begeisterung, die mit dem Beruf der Hebamme einhergehen, sind hier so ansteckend und emotional eingefangen worden, dass man nur ehrfürchtig staunen und diesem Beruf Respekt zollen kann.
Auch der Schreibstil ist dermaßen bildreich und einladend, dass ich das Werk in einem Rutsch durchgelesen habe und mich tatsächlich nicht losreißen konnt

Bewertung vom 21.07.2019
Kramlovsky, Beatrix

Die Lichtsammlerin


weniger gut

Familiendrama vor historischem Hintergrund.
B. Kramlovsky hat für ihren Roman "Die Lichtsammlerin" den Handlungsbogen über 3 Familiengenerationen und verschiedene Kontinente gespannt.
Mary hat zu ihrer Mutter Erika schon immer eine eher spezielle Beziehung gehabt, wirklich nahe waren sich die beiden nie. Erika, die einst mit ihrem Mann von Europa nach Australien ausgewandert war, hatte in ihrer neuen Heimat nie Wurzeln schlagen können und vermisste Österreich schmerzlich. Ihre in Australien geborene Tochter Mary hingegen beherrscht zwar die deutsche Sprache, verspürt ansonsten allerdings keinerlei Bindung zu ihren europäischen Wurzeln. Marys Vater ist mittlerweile schon lange tot, ihre Mutter Erika lebt längst wieder in Österreich, wo sie mit Alzheimer diagnostiziert wird. Widerwillig reist Mary zu ihr, um sich um sie zu kümmern. Je mehr Zeit die 2 ungleichen Frauen miteinander verbringen, desto mehr erfährt Mary über die Vergangenheit ihrer Mutter und die schmerzvollen Erfahrungen, die sie zu solch einer kalten Person gemacht haben.
Ein Familienroman voller Höhen und Tiefen, tragischer Verluste und einschneidender Kriegsfolgen. Über Kriegsflüchtlinge, die sich in Australien niedergelassen haben, hatte ich bisher nicht viel gelesen und dieses Buch hat mein Interesse geweckt, mehr darüber in Erfahrung zu bringen.
Ich verstehe durchaus, dass nicht jeder Roman blumig ausgeschmückt sein und vor bildhaften Beschreibungen nur so strotzen muss – sofern die Kernaussage, die Emotion trotzdem den Leser erreicht. In meinem Fall hat der nüchterne, beinahe unterkühlte und distanzierte, bestenfalls neutrale Schreibstil dafür gesorgt, dass jeglicher Eindruck von Gefühl gar nicht erst zustande kam. Am meisten konnte ich mich noch für die Figur Rosa erwärmen, die, wie mir schien, mit dem meisten Wohlwollen beschrieben worden war. Sie beeindruckte mich mit ihrer bewundernswerten Charakterstärke und ihrem Mut, das Richtige, das Menschliche zu tun - zu Zeiten, in denen andere Menschen sich lieber anpassten, um nicht aufzufallen und in der Meinung der Masse abtauchten. Dem Erzählstrang der Gegenwart konnte ich dagegen wenig abgewinnen. Mary blieb mir von Beginn bis Ende völlig fremd und ich konnte weder mit ihr mitleiden noch mitfiebern. Erika fand ich – trotz aller Tragik um vergangene Erlebnisse und daraus resultierender Verbitterung – schlichtweg völlig unausstehlich. Der Buchtitel bezieht sich auf Rosa und ich hätte mir gewünscht, dass sie im Fokus des Romans gestanden und nicht nur eine Art Nebenrolle in der Vergangenheit eingenommen hätte.
Ich lese oft geschichtliche Romane, die vom Krieg bzw. den Folgen des Krieges handeln, von Berichten aus Lazaretten bis hin zu den Tragödien auseinandergerissener Familien. Diese Werke zeichnen sich für mich dann aus, wenn sie trotz aller tragischen Elemente ein positives Gefühl nach dem Beenden der Lektüre beim Leser zurücklassen o. zumindest zum Nachdenken anregen. Unheimlich schade hingegen finde ich es, wenn ein Roman, der vom Thema her das Potential zum wahnsinnig spannenden, emotional mitreißenden Werk hätte, als Gesamteindruck einen eher bitteren, negativen Geschmack hinterlässt. "Die Lichtsammlerin" fällt für mich leider in letztere Kategorie, da ich das ganze Buch über das Gefühl hatte, dass eine dunkle Wolke über mir schweben würde. Dabei geht es gar nicht mal um sonderlich erschütternde Ereignisse, sondern um den unterschwelligen Pessimismus, den Eindruck der Dauer-Negativität, der bei mir durch den Schreibstil entstanden ist.
Auch die vielen Sprünge zwischen verschiedenen Erinnerungen, Erzählperspektiven & Zeiten (teilweise innerhalb eines Kapitels) waren für mich ein wenig zu viel des Guten; es erschien mir wie ein wirres Hin und Her. Hier wäre weniger mehr gewesen (vielleicht eine Beschränkung auf nur 2 Zeitebenen bzw. Perspektiven & diese dafür intensiver gestaltet, z. B. mit mehr Informationen zum Leben in Australien o. ein Roman gänzlich aus Rosas Perspektive).

Bewertung vom 18.07.2019
Haasis, Persephone

Ein Sommer voller Himbeereis


ausgezeichnet

Ein in jeglicher Hinsicht "köstlicher" Roman!
Mit ihrem Debütroman hat die Autorin Persephone Haasis ein wundervolles Werk geschaffen, das Sommerfeeling pur und jede Menge Herzklopfen verspricht!

Mit der Eröffnung eines eigenen Eiscafés hat sich die sympathische Pauline einen Lebenstraum erfüllt – nicht nur, dass sie nach einer gescheiterten Liebe einen Neuanfang in der Heimat gewagt hat, durch ihr Eisgeschäft "Paulines Eishimmel" fühlt sie sich auch auf ganz besondere Weise mit ihrer geliebten Oma Toni verbunden, die stets an sie geglaubt und sie darin unterstützt hatte, ihr einzigartiges Talent für köstliche Eiskreationen zum Beruf zu machen. Auch wenn Pauline mittlerweile schweren Herzens Abschied nehmen musste von Toni, bemüht sich deren gute Freundin Anna (- die Betreiberin eines nahegelegenen urig-gemütlichen Antiquitätengeschäfts und eine Seele von Mensch -), die Rolle der Ersatzoma mit aller Liebenswürdigkeit auszufüllen.

So kreativ und originell Pauline bei der Erschaffung neuer Eissorten vorgeht, so hart ist der Kampf im Geschäftsleben, neben den großen Franchiseketten zu bestehen. Leider rennen die Kunden der Konkurrenz (- der kürzlich im selben Ort eröffneten Frozen-&-Friends Filiale -) die Bude ein, während es im "Eishimmel" trotz aller Bemühungen eher mau aussieht. Normalerweise würde die lebensfrohe Pauline einfach optimistisch bleiben und darauf vertrauen, dass Qualität und individueller Kundenservice sich auf Dauer durchsetzen werden…doch leider sitzt sie auf einem Schuldenberg und die Bank drängt auf Tilgung, denn ein Investor hat es auf das Grundstück des kleinen Lokals abgesehen. Zu allem Überfluss taucht plötzlich noch Annas Enkel Christian auf – ein arroganter Schnösel par excellence! Zur Ablenkung von ihren Alltagssorgen und Existenzängsten verfasst Pauline gelegentlich kleine Botschaften und versteckt diese in Anna Geschäft – der Gedanke, den Käufern der Antiquitäten durch die Entdeckung der Nachrichten eine Überraschung zu bereiten, erfüllt sie mit Freude. Nie hätte Pauline erwartet, dass sie eines Tages eine Antwort darauf erhalten würde…

Bereits das farbenfrohe Cover suggeriert: Wohlfühlroman - zurücklehnen, entspannen und einfach genießen! Der wunderbar sommerlich-leichte Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen; mühelos bindet die Autorin detaillierte Beschreibungen zur Zubereitung von Eisspeisen mit in die Handlung ein, ohne dass es erzwungen, aufgesetzt oder lediglich wie eine Auflistung der entsprechenden Arbeitsschritte wirkt. Überhaupt besticht dieser Roman mit seiner Natürlichkeit – in den realitätsnahen Dialogen und Gedankengängen der Figuren, der einladenden Beschreibung der Stadt Bamberg (- der lokale Tourismusverband wird es der Autorin danken -), einer allgemein emotionsgeladenen Wortwahl und vor allem aufgrund der Tatsache, dass auf gängige Klischees verzichtet wurde, was ich als ausgesprochen erfrischend empfunden habe; die Annäherung der Charaktere, ihr Alltag und die einzelnen Handlungselemente könnten kaum authentischer sein. Nicht nur, dass ich mich im wahren Leben sofort mit Pauline anfreunden würde, auch Anna würde ich direkt als 'Zweitoma' adoptieren – die ältere Dame war mir mit ihrem herzlichen Wesen so vertraut und hat mich häufig an meine eigene Oma erinnert. All die liebevoll gestalteten Figuren würden sich gewiss auch gut in einem Fortsetzungsroman machen – man möchte sich als Leser einfach nicht von ihnen verabschieden.

Hier und da gibt es ein paar unerwartete Wendungen, es kommt also nie Langeweile auf – und auch für Fans von Familiengeheimnissen ist etwas dabei. Für alle Leser, die während der Lektüre nun Heißhunger auf ein leckeres Eis bekommen haben, hat die Autorin im Innencover ein besonderes Schmankerl parat: das Rezept für Paulines Himbeereis!

Fazit: Eine traumhafte Geschichte über Freundschaft und Familie, die Liebe und das Leben (- mit all seinen Höhen und Tiefen -), die Lust auf Sommer macht und einen himbeersüßen Nachgeschmack hinterläs

Bewertung vom 25.06.2019
Covi, Miriam

Sommer unter Sternen


ausgezeichnet

Auf nach Fire Island!
Dieses war mein erstes Werk der Autorin Miriam Covi und es werden definitiv noch viele weitere folgen (– "Sommer in Atlantikblau" steht als nächstes auf der Liste -), da ich restlos begeistert bin! Was für ein Glücksgriff ist dieses Buch!

Auch wenn das wunderschöne Cover förmlich 'Sommerurlaub' und 'Zeit zum Entspannen' schreit, steckt in dieser bezaubernden Geschichte so viel mehr als nur eine leichte Feel-Good-Romanze. Im Gegenteil, die beiden Hauptfiguren, Ella und Nathan, sind unheimlich tiefgründige Charaktere voller Facetten. Gekonnt lässt die Autorin auch ernste Töne (- klassische Probleme in unserer Gesellschaft, die oft ein Tabuthema darstellen -), anklingen, ohne dass diese jedoch die Story in irgendeiner Form überschatten. Vielmehr lassen sie die Figuren ausgereift und authentisch erscheinen. Diese Gestaltung hat mir besonders gut gefallen, da ich es nicht nur als herrlich erfrischend in einem ansonsten vor teilweise weltfremden Plots triefenden Genre empfunden habe, sondern auch, weil es zum Nachdenken über den eigenen Alltag anregt. Ich persönlich habe beispielsweise sehr viele Denkanstöße zum Thema Beziehungsdynamik erhalten.

Ella ist eine liebenswerte Protagonistin, mit der ich zu gerne mal einen Kaffee trinken gehen würde. Sie opfert sich auf für ihre Kinder, hat ihr Herz am rechten Fleck und einen Humor, der seinesgleichen sucht. Die Dialoge zwischen ihr und Nathan sind ein Knüller – ich habe des Öfteren schmunzeln oder auflachen müssen. Dabei ist Ella selbst zu Beginn der Handlung rein gar nicht zum Lachen zumute: frisch verlassen steht sie vor den Scherben ihrer Ehe und fragt sich, wie ihre Zukunft nun – als alleinerziehende Mutter von Zwillingen im Kleinkindalter – aussehen soll. Die Einladung ihrer besten Freundin Maggie in deren Sommerhaus gibt Ella die Möglichkeit, der katastrophalen Situation zunächst einmal zu entfliehen, um einen klaren Kopf zu gewinnen. Mit Fire Island, dem idyllischen kleinen Inselchen vor der Küste New Yorks, verbindet sie angenehm tröstende Erinnerungen an unbeschwerte Sommer ihrer Teenagerzeit…und an Nathan, Maggies charismatischen älteren Bruder und Ellas Jugendschwarm…der ihr plötzlich unerwartet im Ferienhaus gegenübersteht und alles andere als begeistert ist, sie wiederzusehen…

Der unterhaltsame, luftig-leichte Schreibstil ließ mich komplett in die Handlung eintauchen und den Alltag vergessen. Man spürt, dass die Autorin mit der für den Roman ausgewählten Region vertraut ist. Fire Island ist so bildhaft, atmosphärisch und einladend beschrieben, dass man förmlich das Rauschen des Meeres hört, den Wind in den Haaren spürt und am liebsten direkt einen Urlaub dorthin buchen möchte! Auch der Alltag mit zwei kleinen Kindern wird glaubhaft widergegeben - samt allen nervenaufreibenden und glückseligen Momenten. Ein weiteres Highlight sind die in die Handlung eingebundenen Musikhits, die sind sehr treffend gewählt worden sind – Achtung, Ohrwurmgefahr! Speziell Elvis Costello’s Song "She" werde ich in Zukunft immer mit diesem herzerwärmenden Roman verbinden.

Fazit: Einfühlsam und witzig, entspannend und mitreißend zugleich! Ein wunderbarer Wohlfühlroman mit sympathischen Figuren, die man am liebsten nicht verlassen möchte.

Bewertung vom 20.06.2019
Sahler, Martina

Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2


sehr gut

Spannender historischer Roman!
Wer in diesem knapp 500-seitigen Werk eine trockene Auflistung historischer Fakten befürchtet, irrt sich gewaltig. Martina Sahler entführt den Leser in ihrem gründlich recherchierten und zum Lesegenuss mit fiktiven Elementen ausgeschmückten Werk in die wohl schillerndste, farbenprächtigste und für mich faszinierendste Stadt Russlands und beleuchtet das Leben jener starken Frau, um die sich bereits zu Zeit ihres Lebens Legenden rankten. Katharina die Große steht für Aufklärung und Fortschritt, sie fördert die Bildung, die Wissenschaft, die Künste; doch – wie so viele Herrscher/innen – polarisiert sie. Warum hält die ansonsten so gütige und gerechte Frau am grausamen Gesetz der Leibeigenschaft fest?

Auf dem wunderschönen Cover ist ein Gemälde abgebildet, welches bereits das Genre erahnen lässt. Auch die große goldene Krone oberhalb des Buchtitels wird elegant in Szene gesetzt.

Dieser Roman hat mich vor allem durch seine bildgewaltigen Beschreibungen der Stadt an der Newa beeindruckt, die schon seit langer Zeit auf meiner Reisewunsch-Liste steht. Mehr denn je möchte ich nun den Newski-Prospekt entlangschlendern, die Pracht des Winterpalasts - samt der Kunstschätze der Eremitage - bestaunen! Gekonnt lässt die Autorin mit ihrem unterhaltsamen Erzählstil die Vergangenheit wieder lebendig werden. Auch wenn ich mir für die Darstellung von Katharinas Figur noch etwas mehr Nähe gewünscht hätte bzw. sie für mich gerne noch mehr im Vordergrund hätte stehen können, gewinnt man als Leser doch einen anschaulichen, authentischen Einblick in ihr Wesen. Jedoch wird sie in keiner Weise glorifiziert, auch die unter ihrer Herrschaft bestehenden Missstände werden angeprangert. Hierzu ist es natürlich unabdinglich, auch über die politischen Hintergründe zu schreiben, was allerdings ein klein wenig abgekürzt hätte werden können (aber das ist reine Geschmackssache). Der unüberbrückbare Graben zwischen Arm und Reich ist tiefer denn je, im Volk werden Stimmen nach einer Rebellion immer lauter…sogar im unmittelbaren Umfeld der Zarin. Vor allem Katharinas intelligente Ziehtochter kann nicht die Augen verschließen vor den großen Problemen des Landes, dem Elend der Bevölkerung, den Unruhen. Der von dem preußischen König an Katharinas Hof geschickte Philosoph Stephan Mervier soll die Zarin ausspionieren - eine gefährliche Mission, die auch einen Einfluss auf seine Ehe mit der Künstlerin Johanna haben wird, welche sich unter den neuen Lebensumständen immer mehr alleingelassen fühlt.

Als Leser lernt man viel über die russische Geschichte, die Blütezeit Sankt Petersburgs um 1762-1775. Man spürt die Bewunderung, die die Autorin für diese Stadt hegt und ihre solide Kenntnis der Region. Im Werk enthalten sind auch zwei Karten und eine Zeittafel sowie ein ausführliches Personenregister, welches sowohl historische wie auch fiktive Figuren auflistet. Aufgrund der Vielzahl an Charakteren ist insbesondere letzteres eine willkommene Ergänzung.

Ich habe erst im Nachhinein erfahren, dass dies der zweite Band einer Buchreihe ist; der Roman ist in sich geschlossen und kann auch als Einzelwerk gelesen werden.

Fazit: Lehrreiche Unterhaltung! Eine definitive Empfehlung für alle Fans von historischen Frauenromanen.