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liesmal
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Wilhelmshaven

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Insgesamt 504 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2019
Cambron, Kristy

Wo die Hoffnung blüht


ausgezeichnet

Hoffnung und Gottvertrauen
Schauplatz der Geschichte ist das kleine Dorf es Trois-Moutiers im Loiretal. Ein Schloss in den Weinbergen ist der magische Ort für drei bemerkenswerte Frauen, deren Geschichte in drei verschiedenen Jahrhunderten spielt. Dennoch haben die drei Frauen außer ihrer Liebe zum Schloss noch Vieles gemeinsam. Alle drei beweisen auf ihre eigene Art eine außergewöhnliche Stärke und haben einen eisernen Willen, mit dem sie ihre gesteckten Ziele erreichen.

Aveline lebt zur Zeit der Französischen Revolution, Viola im Zweiten Weltkrieg und deren Enkelin Ellie in der Gegenwart. Erst als Viola an Alzheimer erkrankt, erzählt sie Ellie etwas aus ihrem Leben, das sie lange in ihrem Herzen bewahrt hatte. Dadurch wird Ellies Neugier geweckt und sie macht sich auf den Weg ins Loiretal, um die Schlossruine, die kleine Kapelle, die eine wesentliche Rolle im Leben Violas gespielt hat, und vor allem den Platz, auf dem ihre Großmutter mit einem Mann zu sehen ist, zu finden. Sie hofft, der Lebensgeschichte auf die Spur zu kommen.

Ich liebe Geschichten, die in verschiedenen Zeitebenen spielen. Hier geschieht der Wechsel mit jedem Kapitel. Es der Autorin sehr gut gelungen, alle drei Erzählstränge gleich spannend zu beschreiben. Man könnte glauben, es sind drei Geschichten, die man parallel liest. Doch immer wieder gibt es Schnittpunkte, die alles ganz langsam miteinander verknüpfen, um es schließlich zu einem großen Ganzen werden zu lassen. Ein anschaulicher Schreibstil erzeugt Kopfbilder, die mir das Gefühl geben, das Schloss und seine Umgebung mit den Weinbergen und dem Fuchswald persönlich zu kennen. Dazu trägt natürlich auch das wunderschöne Cover bei, das mich mitnimmt ganz in die blühende Nähe des Schlosses.

Sehr beeindruckt hat mich die Anmerkung der Autorin. Es ist sehr berührend, dass Kristy Cambron schreibt, dass „einige kostbare Erinnerungen“ diesem Buch zugrunde liegen. Vielleicht ist es gerade das, was diese Geschichte zu einer ganz besonderen macht.

Ich möchte noch anmerken, dass die Geschichte von großem Gottvertrauen getragen ist. Einen passenderen Bibelvers zum Buch als den aus Jesaja 58,12, mit dem der Prolog beginnt, hätte man kaum finden können: „Euer Volk wird wieder aufbauen, was seit Langem in Trümmern liegt, und wird die alten Mauern neu errichten. Man nennt euch dann ,das Volk, das die Lücken in den Mauern schließt‘ und ,Volk, das die Straßen wieder bewohnbar macht‘.“

Bewertung vom 05.09.2019
Höllerer, Lars

Roll.on


ausgezeichnet

Ganz nah dran
Es ist unvorstellbar! Gerade bist du noch der Held auf deiner Maschine, liebst die Freiheit und kennst keine Grenzen, und plötzlich – ohne Vorwarnung – scheint Gott dich mit einem anderen zu verwechseln und von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr wie vorher. Erst im Krankenhaus schlägst du die Augen wieder auf, hast keine Ahnung, was los ist, und erhältst dann die Diagnose: vom Hals ab querschnittsgelähmt.
So ist es Lars Höllerer ergangen, der mit dem Buch „ROLL.ON“ seine Geschichte erzählt, die an dem verhängnisvollen Tag im Mai des Jahres 1991 beginnt, als er mit 21 Jahren auf die Pfannkuchen seiner Mutter verzichtet, um lieber noch eine kleine Spritztour auf dem Motorrad zu machen…
Mit einem großen Herzen, viel Humor, der manchmal auch etwas schwarz ist, und großem Gottvertrauen nimmt Lars Höllerer die Leser und Leserinnen mit auf seinen ganz persönlichen Lebensweg.
Wenn man die Worte liest „Vom Hals ab querschnittsgelähmt“, dann klingt das erst einmal schlimm. Doch welche Ängste, Probleme und auch Gefahren damit verbunden sind, das ist mir erst so richtig bewusst geworden durch die vielen kurzen Geschichten, die zwar immer mit einer gehörigen Portion Witz gewürzt sind, doch – oft auch nur zwischen den Zeilen – die ganzen Schwierigkeiten und oft auch die eigene Ohnmacht in verschiedenen Situationen deutlich werden lassen. Dabei muss man bedenken, dass selbst für die einfachsten alltäglichen Handgriffe Hilfe erforderlich ist. Viele von Lars‘ Helfern, von denen er Lustiges und auch manchmal schier Unglaubliches zu berichten weiß, waren Zivis. Wie sehr sie Teil seines Lebens geworden sind, wird erkennbar daran, dass er zu vielen den Kontakt bis heute nicht verloren hat.
Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften und zum Thema passende, aber immer Fröhlichkeit ausstrahlende Illustrationen, an denen dennoch oftmals erkennbar ist, ob es sich eher um eine lustige, traurige oder schmerzhafte Geschichte handelt. Ein kleines Sahnehäubchen ist der virtuelle Tagebucheintrag am Ende eines jeden Kapitels.
Die erwähnten Illustrationen im Buch und auch die Covergestaltung hat Lars Höllerer selbst gestaltet. Zum Glück hat er noch alle fünf Sinne beisammen, von denen die Nase ihm schon brenzlige Situationen gemeldet hat. Doch der Mund hat neben dem Sprechen eine großartige Bedeutung dazugewonnen: Das Malen mit dem Mund ist ihm zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden.
Ich würde gern immer mehr über das Buch erzählen, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, aber stattdessen empfehle ich allen, die neugierig geworden sind: Kauft euch das Buch. Lasst euch anstecken von der Fröhlichkeit, dem Optimismus, der Herzlichkeit und der Liebe des Autors zu den Menschen. Denn das alles bewirkt dieses Buch – und verbreitet Hoffnung, sein Leben „in die Hand zu nehmen“ und neu anzufangen, egal wie aussichtslos es erscheinen mag!

Bewertung vom 25.08.2019
Brüseke, Franz Josef

Hans Noll in Amazonien


ausgezeichnet

Brasilien ist nichts für Anfänger
Bereits als Neunjähriger konnte sich Hans Noll begeistern für Reiseberichte und abenteuerliche Geschichten aus fernen Ländern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass der Geologe dreißig Jahre in Brasilien lebt – in Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald, wie es in der Buchbeschreibung heißt. Zurück in Deutschland, trifft sich Noll zwei Jahre lang regelmäßig mit einem Mann, dem er viele seiner Erlebnisse, berufliche, private und auch ganz persönliche, erzählt. Ohne sich irgendwelche Notizen zu machen, bringt der Chronist das Gehörte zu Papier.
Der Schreibstil des Autors Franz Josef Brüseke ist nicht alltäglich, sondern sehr ungewöhnlich, abenteuerlich, originell und unglaublich unterhaltsam.
Neben Nolls Forschungsprojekt zum Goldbergbau in Amazonien und zur Verwendung von Quecksilber (und Zyankali) zur Goldgewinnung führt ihn seine Arbeit durch das ganze Land. Diese Reisen sind recht abenteuerlich. Es macht Spaß, die Orte, von denen ich zum Teil noch nie gehört habe, auf der Landkarte zu suchen. Doch es geht nicht nur um Goldsucher, sondern auch um Waffenschmuggel und illegalen Holzhandel. Brandrodungen, die den Regenwald, die grüne Lunge der Erde, bedrohen, sind zurzeit ein brisantes Weltthema, was dieses Buch zum jetzigen Zeitpunkt für mich besonders interessant macht.
Es sind manchmal nur ein paar kurze Sätze, die sehr viel beinhalten. So liebt Noll eher den Schatten als die Sonne, besonders genießt er den Schatten der Mangobäume – eine herrliche Vorstellung! Umso mehr erschrecke ich, wenn ich lese, dass ein 100 Jahre alter Mangobaum gefällt wird für umgerechnet 30 Euro!
Doch dieses Buch hat mehr zu bieten! So lernt Noll in einer Kneipe zum Beispiel den „Doktor“ kennen. Der erzählt gern und viel, liebt Wortspielereien und kann über seinen eigenen „Blödsinn“ herzhaft lachen. Der Chronist drückt es so aus: „Der Doktor brütet seine eigenwilligen Theorien aus.“ Jedenfalls fachsimpeln die beiden Männer gern und häufig miteinander.
Wer gern mal einen Krimi oder auch einen Liebesroman liest, aber noch interessierter daran ist, neben guter, humorvoller und kurzweiliger Unterhaltung so ganz nebenbei auch noch etwas zu lernen, dem empfehle ich gern „Hans Noll in Amazonien“. Ich zähle mich zu dieser Gruppe und habe mich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 18.08.2019
Taschinski, Stefanie

Wir ziehen ein / Familie Flickenteppich Bd.1


ausgezeichnet

Wir wollen eine große Familie sein
Auch ohne Mama sind Emma, Ben, Jojo und Papa eine tolle Familie, deren Geschichte mit dem Umzug in eine kleinere Wohnung in der Nummer 11 beginnt. Ben ist das älteste der Geschwisterkinder, die zwei Jahre jüngere Emma ist Erzählerin der Geschichte und Nesthäkchen Jojo kümmert sich liebevoll um die Stoffschildkröte Gerti. Durch ein kleines Missgeschick von Emma lernen sie schnell einige Nachbarn der Nr. 11 kennen und finden sogar die ersten Freunde, Aylin und Tarek, die mit ihrer Mutter zusammen leben. Die alte Frau Becker ist lieb wie eine richtige Oma. So steht für die Kinder bald fest, dass es doch schön wäre, wenn die ganze Hausgemeinschaft eine große Flickenteppich-Familie wäre. Allerdings gibt es da auch das ältere Ehepaar mit dem piekfeinen, akkurat gepflegten Garten – Oma und Opa von Freddy, der viel Zeit bei seinen Großeltern verbringt. Jedenfalls sind Freddys Großeltern richtige Erbsenzähler! Ja, und dann ist da noch der geheimnisvolle Graf, der den Kindern Rätsel aufgibt, weil es scheint, als wäre die Wohnung unbewohnt. Da ist detektivischer Spürsinn gefragt!
Das Buch „Familie Flickenteppich – Wir ziehen ein“ ist erschienen im Oetinger Verlag. Der Autorin Stefanie Taschinski ist mit dem Band 1 der der Auftakt zu einer spannenden Kinderbuchreihe für Kinder ab 8 Jahren gelungen. Mit Emma als Ich-Erzählerin und einem abwechslungsreichen Schreibstil, bei dem keine Wünsche offen bleiben, sind kleine und große Leser von Beginn an begeistert und gleich mittendrin in der Geschichte. Die bunten Illustrationen von Anne-Kathrin Behl lassen die Kopfbilder noch deutlicher werden. Auch die Schilder mit der Anzeige der Kapitelnummer und den kleinen Untertiteln sind sehr liebevoll gestaltet.
Die Geschichte ist nicht nur zum Selberlesen, sondern auch zum Vorlesen in einer kleinen Gruppe sehr gut geeignet. Gerade die Stellen mit „Tiefgang“ können in einer Gruppe intensiv besprochen werden – und auch das Lachen und Mitfiebern macht in Gemeinschaft doppelt so viel Spaß.

Bewertung vom 08.08.2019
Brown, James William

Ein Lied von Liebe und Verrat


sehr gut

Erschreckend und berührend
Aliki ist mittlerweile eine alte Frau. Sie bezeichnet sich selbst als das letzte berufsmäßige Klageweib in ihrem kleinen Dorf im Nordosten Griechenlands. Genau das ist der Grund des Besuches einer jungen amerikanischen Frau, deren Forschungsgebiet mediterrane Ethnografie ist. Aliki bekommt einen Kassettenrecorder mit der Bitte, alles aufzuzeichnen. Die Ethnografin ist wieder fort und Aliki erzählt. Sie spricht darüber, dass sie Klagelieder, Lieder für Totenwachen verfasst, bevor ihr einfällt, dass sie die Lieder eigentlich gar nicht verfasst, sondern dass sie allein aus ihr herausströmen. So redet sie und redet, bis ihr einfällt, dass sie aus ihrer Vergangenheit berichten möchte. Schnell sind ihre Gedanken zurück in ihrer Kindheit. Aliki erinnert sich an ihren liebevollen Vater, der als Köhler gearbeitet hat, bis die Köhlerei im Krieg zum Erliegen gekommen ist. Sehr eindrücklich berichtet Aliki vom Kriegsgeschehen in Griechenland, so auch davon, dass sie mitansehen musste, wie ihr Vater von den Deutschen exekutiert wurde. Aufgenommen wurde sie von der Nachbarin Chrysoula, deren Sohn Takis wie ein Bruder für sie war. Chrysoula war eine hilfsbereite und fürsorgliche Frau, die nicht nur wie eine Mutter für Aliki war, sondern auch sofort bereit war, die Flüchtlinge Stelios und seine Mutter bei sich aufzunehmen und zu verstecken, als bekannt wurde, dass sie Juden waren. Eine erste zarte Liebe begann zwischen Stelios und Aliki. Doch die Schrecken des Krieges waren noch nicht vorbei. Zum Schluss hatten sie Familien und Heimat verloren. Takis, Aliki und Stelios waren noch zusammen. Geblieben war ihnen nur ein Schattentheater, mit dem sie Kinder und Erwachsene gleichermaßen erfreuen konnten. Doch zu Vieles war geschehen in der Vergangenheit, Verrat, Krankheit, Heimatlosigkeit und Eifersucht ließen die drei jungen Menschen nicht glücklich werden.
Die Idee des Autors James William Brown, die Geschichte aus Sicht der inzwischen alt gewordenen Aliki als Kassettenaufzeichnung zu erzählen, gefällt mir außerordentlich gut. Den von Zeit zu Zeit notwendigen Kassettenwechsel nutzt Aliki für Erzählungen aus der Gegenwart. So entsteht reibungslos und ohne Schnitt – wie automatisch – eine Einheit zwischen Früher und Heute.
Besonders interessant und lehrreich sind für mich die ausführlichen Beschreibungen über die Zeit des Krieges in Griechenland und auch der Nachkriegszeit, in der es ebenfalls noch grausame Verbrechen gab.
Abwechslungsreich und leicht verständlich geschrieben hat mich dieses Buch gut unterhalten.

Bewertung vom 08.08.2019
Hannah, Kristin

Die Dinge, die wir aus Liebe tun


ausgezeichnet

"Und hätten die Liebe nicht..."
„Sie wünschte, sie könnte weinen wie zu der Zeit, als sie noch ein Kind war. Tränen reinigten die Seele, hieß es, und wenn man Glück hatte, spülten sie den Kummer fort.“

Seit vielen Jahren haben sich Angie und Conlan nach einem Kind gesehnt, doch dieser Wunsch wurde ihnen nicht erfüllt. Gelitten hatten sie beide, doch Angie war so erfüllt von ihrem eigenen Schmerz, dass sie nicht erkennen konnte, dass Conlan ebenso traurig war wie sie. Daran ist schließlich sogar ihre Ehe gescheitert.

Angie verlässt die Großstadt und kehrt zu ihrer Familie zurück in einen kleinen Ort am Pazifik. Nach dem Tod des Vaters haben Angies Mutter und ihre Schwestern das Restaurant allein weitergeführt. Jetzt hat Angie sich vorgenommen, das Restaurant aus den schwarzen Zahlen herauszuholen.

Zufällig begegnet Angie einem jungen Mädchen. Lauren lebt allein mit ihrer Mutter, bekommt von ihr allerdings keine Unterstützung. Doch sie ist fleißig und versucht alles, um studieren zu können. Angie bewundert Laurens Stolz, ihren Ehrgeiz und ihre Stärke, und sie möchte ihr gern helfen.

Kristin Hannah erzählt eine aufrüttelnde Geschichte mit einem gewohnt fesselnden Schreibstil. Sie zeigt dabei Unterschiede auf zwischen Arm und Reich und den „verschiedenen Welten“, in denen die Menschen leben. Gibt der eine für ein Essen in einem Restaurant bedenkenlos so viel Geld aus, wie die andere braucht, um mehrere Wochen davon zu leben, dann macht das natürlich nachdenklich. Doch die Autorin zeigt auch, dass Liebe, Fürsorge und Freundschaft keiner materiellen Werte bedürfen.

Mir gefällt dieser „bittersüße Roman über das, was man manchmal loslassen muss, um lieben zu können“.

Gut – besser – Kristin Hannah! Sehr gern empfehle ich diesen Roman über Hoffnung, Liebe, Vertrauen, Angst und Sehnsucht und über das Suchen und Finden.

Bewertung vom 05.08.2019
Maria W. Peter;Peter, Maria W.

Die Melodie der Schatten


ausgezeichnet

Dunkle Geheimnisse
Schottland im Jahr 1837. Fiona ist unterwegs nach Inverness, als ihre Kutsche in einen Hinterhalt gerät. Sie kann ihr Leben retten, weil es ihr noch rechtzeitig gelingt, die Kutsche unbemerkt zu verlassen. Zitternd vor Angst und Kälte flüchtet sie und gelangt schließlich in der unbekannten verlassenen Gegend an ein altes Herrenhaus. Nicht gerade freundlich wird sie empfangen, aber dennoch bietet man ihr ein Zimmer zum Übernachten an. Kalt, düster und unheimlich ist es in dem alten Gemäuer. Es gibt nur wenig Bedienstete und der Hausherr macht einen ebenso düsteren Eindruck wie das Haus. In der Nacht wird Fiona wachgehalten von schrecklichen Geräuschen, einer seltsamen Melodie und einer unheimlichen schwarzen Gestalt, die herumschleicht. Dann hört sie Schritte und obwohl ihre Tür abgeschlossen ist, glaubt sie, dass jemand in ihrem Zimmer war. Sind das alles nur Alpträume? Sieht sie Gespenster? Oder lastet ein Fluch auf dem Haus?

Zunächst der Überfall auf die Kutsche, dann der Empfang in dem düsteren Herrenhaus – das Buch nimmt mich sofort gefangen und verbreitet Gruselgefühle und knisternde Spannung von Anfang an. Aidan, der Besitzer des Herrenhauses, ist sehr undurchsichtig, wirkt unnahbar und wenig gastfreundlich.

Die Menschen aus dem Dorf sind überzeugt davon, dass das Anwesen, Thirstane Manor, verflucht ist, seit die gälischen Pächter vor Jahren von ihrem Land vertrieben worden sind. Geister, Gespenster und Dämonen scheinen hier nachts ihr Unwesen zu treiben. Fiona reißt all ihren Mut zusammen und versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Sie begibt sich dabei in große Gefahr und macht grausame Entdeckungen.

Der Autorin Maria W. Peter ist mit dem Roman ein historisches Meisterwerk gelungen, mit Herz und Verstand geschrieben . Der Spannungsbogen ist ununterbrochen straff gespannt. An keiner Stelle kommt Langeweile auf – nur Gänsehaut pur. Der Schreibstil ist so anregend, bildhaft und immer wieder mit Überraschungen gespickt, dass man das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchte. Zudem tauchen Fragezeichen über Fragezeichen auf, die natürlich mit Antworten gestillt werden wollen.

Schon während des Lesens konnte ich spüren, da schreibt eine Autorin, die nicht nur die Highlands gut kennt, sondern die auch intensive Recherchen angestellt hat. Dies wird besonders deutlich im Nachwort, das viele spezielle Antworten auf historische Fragen bereithält.

Ein Glossar mit einfachen Erklärungen vieler unbekannter Begriffe, ein Abschnitt über schottisch-gälische Ausdrücke, Redewendungen und Sätze sowie eine Übersicht über historische Persönlichkeiten machen das Buch zu einem kompletten Ganzen.

Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 01.08.2019
Sahm, Nina

Die Tage mit Bumerang


ausgezeichnet

Die Kunst, sich selbst zu vergeben
Seit ihre Eltern vor einigen Jahren gestorben sind, lebt Annu allein in dem kleinen windschiefen Haus in einem 87-Seelen-Dorf in Bayern. Sie erinnert sich gern an ihre liebevollen Eltern, den finnischen Vater und die deutsche Mutter. Vor allem benutzt sie gern die lustigen finnischen Sprichwörter, die sie von ihrem Vater kennt. Annu arbeitet zu Hause als Übersetzerin und ihre freie Zeit verbringt sie gern mit Lars und seiner kleinen Familie. Lars und Annu sind allerbeste Freunde. Sie kennen sich bereits seit ihrer Kindheiit und es gibt nichts, was diese Freundschaft gefährden könnte…
Doch dann begeht Annu einen folgenschweren Fehler. Nur durch einen Moment der Unachtsamkeit verursacht sie einen tragischen Unfall. Von den Leuten im Dorf wird sie gemieden und selbst Lars wendet sich von ihr ab. Einsam und allein bleibt sie mit ihren Schuldgefühlen und verlässt kaum noch ihr kleines geliebtes windschiefes Haus. Dann steht plötzlich dieses Schaf vor ihrer Tür. Annu versucht es wieder loszuwerden, doch das Schaf lässt sich nicht wegschicken, es kommt immer wieder zurück. So ist es zu seinem Namen gekommen – Bumerang.
Mit viel Herz und Gefühl schreibt Nina Sahm die Geschichte von Annu, erzählt von ihren großen Schuldgefühlen und von ihrer Hoffnungslosigkeit. Es scheint für Annu keine lebenswerte Zukunft mehr zu geben. Immer wieder denkt sie an ihre Freundschaft mit Lars, erinnert sich an die vielen schönen Zeiten und Momente, die sie miteinander verbracht haben.
Aber jetzt muss sie sich erstmal um Bumerang kümmern! Ganz langsam findet Annu durch dieses verrückte Schaf, das unbedingt in ihrem inzwischen verwilderten Garten und bei ihr bleiben möchte, zurück ins Leben. Sie lernt wieder, wie schön das Leben sein kann und hofft darauf, sich eines Tages selbst vergeben zu können.
Eine warmherzige und gefühlvolle Geschichte, die ich gern weiterempfehle. „Die Tage mit Bumerang“ bekommt einen Platz in meinem Regal „Lieblingsbücher“.