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Maddinliest
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Borken

Bewertungen

Insgesamt 965 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2020
Schlegel, Tina

Still schweigt der See


ausgezeichnet

Terror in Konstanz

Hauptkommissar Sito wird mit einer dramatischen Entführung in der Elite-Universität von Konstanz konfrontiert. Die Täter stellen die außergewöhnliche Forderung, die Aufklärung einer Vergewaltigungsserie, die die Stadt am Bodensee in der jüngsten Vergangenheit in Angst und Schrecken versetzt hat, sofort zum Abschluss zu bringen. Als dann zudem direkt vor dem Polizei-Präsidium ein entführter Bus mit einer Bombe und vielen Insassen auftaucht, droht die ganze Situation aus dem Ruder zu laufen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und Hauptkommissar Sito ahnt noch nicht, dass der Fall für ihn eine ganz persönlicher werden soll...

Tina Schlegel hat mich mit ihren Kriminalromanen und die beiden Ermittler Sito und Enzig bereits mehrfach begeistern können, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in den vierten Fall der Beiden gestartet bin. Schnell hatte mich die Autorin auch wieder mit ihrem fesselnden und tiefgründigen Schreibstil gefangen und an den Bodensee entführt. Sie entwickelt im Verlauf eine immer komplexere und sehr clever konzipierte Geschichte, in der sie den Leser mehrmals mit unvorherseh-baren Wendungen und Einblicken in die Gedanken ihrer Protagonisten überraschen kann. Der Spannungsbogen wird mit der Geiselnahme klassisch aufgebaut und über die Dramatik der Situation und den Ermittlungen von Hauptkommissar Sito auf einem hohen Niveau gehalten. Das Ganze wirkt sehr atmosphärisch und erhält einen wohldosierten Lokalkolorit dieser schönen Region Deutschlands. Sehr gut hat mir auch die Weiterentwicklung der ausschlaggebenden Protagonisten gefallen, die mit ihren interessanten Charakteren zum Gelingen des Kriminalromans beitragen.

Insgesamt ist "Still schweigt der See" für mich eine mehr als gelungene Fortsetzung einer besonderen Krimi-Reihe um zwei charismatische Ermittler, die noch viele Folgebände verdient hat. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 31.10.2020
Sabrowski, Sylvia

Zechenkiller


ausgezeichnet

Auf Kohle gebaut...

Kaum ist die letzte Zeche des Ruhrgebiets in Bottrop geschlossen, gibt es Vermutungen, dass in den Tiefen der Schächte einiges verborgen liegt, was die Umwelt und den Menschen nachträglich schaden wird. In dieser Diskussion stirbt plötzlich ein Umweltaktivist und es stellt sich schon bald heraus, dass der Mann offensichtlich ermordet wurde und kurz vor seinem Tod Drohungen vom sogenannten "Zechenkiller" erhalten hat. Welche Geheimnisse verbergen sich in den dunklen Schächten der Zeche. Die Psychologierstudentin Liesa Kwatkowiak, sowie ihr Freund und Computer-Nerd Tim Goretzka nehmen auf eigene Faust die Ermittlungen auf.

"Zechenkiller" ist der zweite Band um die beiden sympathischen Privatermittler aus dem Ruhrgebiet. Der erste Teil konnte mich beriets überzeugen, so dass ich mit viel Vorfreude in das neue Werk gestartet bin. Die Autorin Sylvia Sabrowski erzählt die Geschichte in einem lockeren und sehr temperamentvollen Schreibstil, der dem Leser schnell die Eigenheiten des Ruhrgebiets und seinen Menschen vor Augen führt. Den Spannungs-bogen baut sie über den spektakulären Todesfall des Umweltaktivisten direkt zu Beginn des Buches gut auf und hält ihn mit den ereignisreichen und streckenweise unkonventionellen Ermittlungsarbeiten von Liesa und Tim auf einem hohen Niveau. Es entwickelt sich ein raffiniert konzipierter Kriminalroman mit einem sehr gut dosierten Lokalkolorit, der authentisch und sympathisch eingebunden wird. Sylvia Sabrowski führt in ihren Büchern den besonderen Gemeinschaftssinn der Kumpels sehr gut vor Augen und hält ihn so ein wenig aufrecht für die nachfolgenden Generationen.

Insgesamt ist "Zechenkiller" eine aus meiner Sicht sehr gut gelungene Fortsetzung einer Krimi-Reihe aus dem Ruhrgebiet mit viel Charme und einem hohen Unterhaltungswert. Ich empfehle daher den Kriminalroman sehr gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 17.10.2020
Leipciger, Sarah

Das Geschenk des Lebens


sehr gut

Die Totenmaske

Vom Leben enttäuscht wirft sich zum Ende des 19. Jahrhunderts ein junges Mädchen aus Verzweiflung in die Seine. Ihren aus Instinkten aufkommenden Lebenswillen zum Trotz kann sie nur tot geborgen und in ein Hospital eingeliefert werden. Ihre befreiten und lächelnden Züge motivieren einen Leichenbeschauer, das Gesicht anhand einer Totenmaske für die Ewigkeit festzuhalten. Eine Eingebung, die viele Jahre später noch dafür sorgen soll, dass Menschen mit dem Atem des Lebens versorgt werden und auf dem schmalen Grad zum Tod eine neue Chance bekommen...

Die Autorin Sarah Leipciger hat mit "Das Geschenk des Lebens" einen aus meiner Sicht besonderen Roman geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einem lebendigen und gut zu lesenden Schreibstil, der mich in den Bann ziehen konnte und bedient sich dreier zeitlich voneinander abgegrenzter Handlungsstränge, die im verlauf des Buches immer mehr zueinander finden. Es handelt sich um drei schicksalshafte Erlebnisse, die unabsehbar miteinander in Verbindung stehen und über das Wasser ein verbindendes Element erhalten. Mit den Sprüngen zwischen den Kapiteln und den einhergehenden Perspektivwechseln wirkt das Ganze noch lebendiger. Was mir ein wenig fehlte, war die emotionale Tiefe, um sich in die jeweiligen Protagonisten besser einfühlen zu können. So entsteht eine rationale und durchaus interessante Geschichte, die mich als Leser aber nicht richtig berühren konnte.

Insgesamt hat die Autorin Sarah Leipciger aus meiner Sicht eine spannende Thematik gut aufbereitet und mit ihrem außergewöhnlichen Erzählstil einen Stempel aufgesetzt. Gerade aufgrund der erfrischenden Herangehensweise und des lebensbejahenden Themas empfehle ich das Buch gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 17.10.2020
Kuhn, Greta R.

Goldene Bremm


ausgezeichnet

Ein ganz persönlicher Fall

Die Stadt Saarbrücken wird von einer Mordserie in Atem gehalten. Ein Serientäter tötet in einem beängstigenden Tempo Prostituierte des stadt-bekannten Straßenstrichs. Die Kommissarin Veronika Hart übernimmt mit ihrem Team den Fall, muss sich allerdings immer mehr mit dem Gedanken anfreunden, dass sie selbst im Fokus eines Täters steht. Nur mit viel Glück entgeht sie zwei Anschlägen auf ihre Person und muss sich eingestehen, auch ihr persönliches Umfeld in Gefahr zu bringen. Sie kann sich nicht erklären, womit sie einen solchen Hass einer Person auf sich gezogen hat. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

"Goldene Bremm" ist bereits der zweite Band um die sympathische Ermittlerin Veronika Hart. Ich bin als Quereinsteiger mit diesem Teil in die Reihe eingestiegen und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Die Autorin Greta R. Kuhn erzählt die Geschichte in einem äußerst lebendigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den Bann ziehen konnte. Sie arbeitet mit vielen kurzen und knackigen Kapiteln, die mit den jeweiligen Perspektivwechseln noch für ein zusätzliches Tempo sorgen. Den Spannungsbogen baut Greta R. Kuhn mit den Anschlägen auf die Hauptprotagonistin direkt zu Beginn des Buches auf und hält ihn mit den packenden Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau. Die Ermittlerin wird interessant gezeichnet und sorgt mit ihrem Auftreten für einen besonderen Charme. Die zwei Handlungsstränge werden im Finale gut miteinander verbunden und mit einer schlüssigen Auflösung beendet.

Insgesamt ist "Goldene Bremm" aus meiner Sicht die sehr gut gelungene Fortsetzung einer interessanten Krimi-Reihe, in der die Ermittler noch hoffentlich einige Fälle zu lösen bekommen. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 17.10.2020
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


sehr gut

Historische Reise nach Anatolien

Am Ende des 19. Jahrhunderts beschließt die noch junge Maria dem werdenden Vater ihres heranwachsenden Kindes nach Anatolien zu folgen. Hochschwanger überrascht sie den Ingenieur Wilhelm, den die Faszination des Baus der Bagdadbahn in den Orient geführt hat. Die zukünftige Lebens-ader zwischen Orient und westlicher Welt soll das weitere Schicksal der Beiden samt ihrer Kinder bestimmen. Die Familie genießt ihre Gesellschaft-liche Stellung und wird von historischen Ereignissen immer wieder vor neue Prüfungen gestellt.

Die Autorin Tanja Paar hat mit "Die zitternde Welt" ein Familiendrama mit einem spannenden historischen Hintergrund veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte in einem bildreichen und gut zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in die damalige Zeit entführt hat. Im Mittelpunkt steht zunächst die selbstbewusste und lebenshungrige Hauptprotagonistin Maria. Sie nimmt für die damalige Zeit die sehr mutige Reise auf sich, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Ihr großes Glück findet sie mit Wilhelm trotz der größer werdenden Familie nicht, sie genießt die gesellschaftliche Anerkennung flüchtet sich aber schnell in eine Affäre um das Leben mit ihrem oberflächlichen Mann erträglicher zu gestalten. Die historischen Ereignisse fordern aber den bedingungslosen Zusammenhalt der Familie um das zerbrechliche Konstrukt aufrecht zu erhalten. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und wird von der Autorin Tanja Paar mit den gut recherchierten Fakten interessant umgesetzt.

Insgesamt ist "Die zitternde Welt" eine aus meiner Sicht spannende Reise in die Vergangenheit des selten im Fokus stehenden Orients. Die Familiengeschichte hat mir einen guten Einblick in die damalige Weltgegeben und für unterhaltsame Lesestunden gesorgt. Ich empfehle den Roman daher gerne weiter und bewerte ihn mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 04.10.2020
Neubauer, Ralph

Neid kennt kein Gebot / Südtirolkrimi Bd.8


gut

Krimi mit viel Lokalkolorit

Das Entsetzen ist groß in der idyllischen Gemeinde Südtirols, als Touristen einen fachmännisch abgetrennten Arm im Weiher finden. Commissario Fabio Fameo nimmt die Ermittlungen auf, die sich aber zunächst als sehr schwierig gestalten, da die Identität des Opfers nicht ermittelt werden kann. Auch das Auffinden weiter Leichenteile bringt das Ermittlerteam nicht weiter, so dass man sich auf die Metzger, Jäger und Ärzte der Umgebung konzentriert. Handelt es sich um die Tat eines Serientäters? Drängt die Zeit ehe es ein weiteres Opfer gibt? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...

Ich habe bereits einige Kriminalromane aus dem Athesia-Verlag gelesen und war bisher immer von dem sehr angenehmen Lokalkolorit des schönen Tirols begeistert. Der Autor Ralph Neubauer legt in seinem mittlerweile achten Fall für Commissario Fabio Fameo auch sehr viel Wert auf die Umgebung und Atmosphäre, vergaloppiert sich dabei aber meiner Ansicht nach ein wenig in Handlungsstränge, die für die eigentliche Geschichte wenig bis keine Bedeutung haben. Der Spannungsbogen leidet unter diesen Nebenkriegsschauplätzen und testete beim Lesen das eine oder andere mal mein Durchhaltevermögen. Der Kriminalfall an sich wird gut und raffiniert konzipiert und mit einer nachvollziehbaren Lösung abgeschlossen, aber meines Erachtens nach, hätten die Ermittlungen, die immer wieder durch neue Hinweise in Sackgassen führen, mehr im Fokus stehen müssen. Der bildreiche Schreibstil vom Autor Ralph Neubauer liest sich sehr flüssig, so dass aus meiner Sicht das Potential der Geschichte nicht ausgeschöpft wurde.

Insgesamt hat mich "Neid kennt kein Gebot" als Kriminalroman nicht ganz überzeugen können, da der Autor es für mich mit den lokalen Gegebenheiten ein wenig zu gut gemeint und so dem Buch die Spannung genommen hat. Aufgrund des angenehm zu lesenden Schreibstils will ich dem Autor aber gerne noch ein weitere Chance geben, zumal seine Bücher viele gute Bewertungen erhalten. Ich gebe dem Kriminalroman drei von fünf Sterne.

Bewertung vom 04.10.2020
Winger, Luc

Mord auf dem Court


ausgezeichnet

Mehr als nur ein Spiel

Im Jahre 1972 soll der Grundstein zur großen Tennis-ATP-Tournee gelegt werden. Es geht um viel Geld, Ruhm und Ansehen, was natürlich auch der Nährboden für Neid und Missgunst ist. In diesem Szenario wird der erfolgreiche französische Tennis-Star Louis Lassalle ermordet. Da er im Organisationsteam war, werden die restlichen Mitglieder gleich verdächtig, oder ist das Motiv eher im lokalen Tennisclub zu suchen, in dem es zur Zeit ebenfalls drunter und drüber geht?

Der Autor Luc Winger konnte mich bereits mit den beiden vorherigen Bänden seiner Reihe um Commissaire Lucie Girard begeistern, so dass ich mit einer großen Vorfreude in den neuen Fall gestartet bin. Ich war auch schnell wieder im Charme der 70er Jahre gefangen und Luc Winger erzählt die Geschichte in seinem temperamentvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der das Buch für mich zu einem echten Page-Turner machte. Der Spannungsbogen wird mit dem Eintauchen in die regionale Tenniswelt von Saint-Tropez langsam aber raffiniert aufgebaut und über die anschließenden Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten. Es mangelt mal wieder nicht an potentiellen Tätern, die das Rätselraten um die Auflösung für den Leser nicht leichter machen. Luc Winger gelingt es dann mit einem gut nachvollziehbaren Finale die Geschichte gelungen abzurunden. Sehr gut gefallen hat mir die Weiterentwicklung seiner interessant und sympathisch charakterisierten Hauptprotagonistin, die der Reihe aus meiner Sicht einen besonderen Charme verleiht.

Insgesamt ist "Mord auf dem Court" für mich die gelungene Fortsetzung einer besonderen Krimi-Reihe, die mit dem zeitlichen Hintergrund der 70er Jahre, einer charmanten Kommissarin und dem Erzähltalent des Autors überzeugt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 27.09.2020
Nagele, Andrea

Du darfst nicht sterben


ausgezeichnet

Ein tiefgründiges Beziehungsdrama

Die lebensfrohe Anne verbringt mit ihrer in sich gekehrten Zwillingsschwester Lili einen Skiurlaub, um sie aus ihrer Lethargie zu befreien. Dies will zunächst gar nicht so recht funktionieren und die Verwunderung ist bei Lili dann auch groß, als sich ihre Schwester mit Paul anfreundet, auf den sie selber ein Auge geworfen hat. Aus Neid und Scham bricht Lili den Urlaub ab und bringt ihre Schwester dazu, ohne noch einmal mit Paul Kontakt aufgenommen zu haben, sie zu begleiten. Paul kämpft aber um Lili und steht plötzlich vor ihrer Tür. Es beginnt eine Romanze, die in der Folge alle Gefühlslagen auslösen soll...

Die Thriller der Autorin Andrea Nagele konnten mich bisher in aller Regelmäßigkeit begeistern, so dass ich auch mit großer Vorfreude und einer entsprechenden Erwartungshaltung in ihr neues Werk gestartet bin. Nach nur wenigen Seiten hat sie mich auch wieder mit ihrem tiefgängigen und hervorragend zu lesenden Schreibstil in den Bann gezogen. In "Du darfst nicht sterben" baut sie eine verhängnisvolle Dreiecksbeziehung auf, in der die Gefühle Achterbahn fahren. Wie ich es aus ihren vorherigen Büchern bereits gewohnt bin, widmet sich die gelernte Psychotherapeutin Andrea Nagele fachkompetent den Gedanken und Gefühlen ihrer drei Haupt-protagonisten und erzeugt dabei eine unglaubliche Tiefe. Sie wechselt die Erzählperspektive zwischen den Dreien und lässt der Entwicklung in dieser Verbindung freien Lauf. So wechseln sich Liebe, Angst, Zuneigung, Neid, Hass, Zorn, Verzweiflung und Panik ab und sorgen für einen aus meiner Sicht äußerst hohen Spannungsbogen, der bis zum Finale anhält.

"Du darfst nicht sterben" von Andrea Nagele ist für mich ein Psychothriller, der diese Bezeichnung auch mehr als verdient hat. Er überzeugt mit einem tiefen Blick in die Psyche der handelnden Protagonisten, einer intensiven Story und dem Erzähltalent der Autorin. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 27.09.2020
Eckhart, Lisa

Omama


gut

Bitterböse

Die äußerst erfolgreiche und oft provozierende Kabarettistin Lisa Eckhart hat mir ihrem Roman Debüt "Omama" ein bitterböses Buch veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte von Oma Helga, die mit ihrem Leben kein leichtes Los getroffen hat. Von der Natur eher mit Scharfsinn als mit gutem Aussehen gesegnet musste sie schon in der Nachkriegszeit das Schutzschild für ihre Schwester sein. Ihre Eltern sahen keinen Bedarf, sie vor den lüsternen Soldaten zu verstecken, und als die vermeintlich barbarischen Besetzer sich eher als Segen für die Familie herausstellen, buhlt Helga mit ihrer Schwester um die Gunst der Soldaten. Auch im Nachgang muss sie den Wünschen ihrer Eltern folgen und stellt sich immer wieder neuen ungewünschten Aufgaben. So zieht sich ihr Leben dahin und sie entwickelt sich zur cleveren und geschäftstüchtigen Frau mit einem gesunden Selbst-bewusstsein, welches ihr einige Wege öffnet.

Ich habe bei Lisa Eckhart natürlich nicht mit einer gefühlvollen Lobeshymne an ihre Großmutter gerechnet, aber mit ihrem sperrigen und nicht leicht zu lesenden Schreibstil strapazierte sie mein Durchhaltevermögen doch des Öfteren. Mit scharfer Zunge balanciert sie immer wieder auf dem schmalen Grad des für den Normalverbraucher Zumutbaren. Wie man es aus ihren Bühnenshows kennt, beherrscht Lisa Eckhart das Spiel mit den Worten hervorragend, nur im geschriebenen Text wirkt dies aus meiner Sicht bei weitem nicht so treffsicher, wie in ihrer gut akzentuierten Sprache. Die Geschichte von Omama Helga zieht sich daher ohne große Momente dahin und konnte mich nie so ganz in den Bann ziehen. Einige Passagen glänzen mit gekonnter Kritik an unserer biederen gesellschaftlichen Einstellung, konnten mich aber nicht vom Buch begeistern.

Insgesamt gibt es in den Romanen von Lisa Eckhart für mich noch deutlich Luft nach oben und ich konzentriere mich wohl zunächst auf ihre Bühnenpräsenz. Gerade ihre Attacken mit voller Provokation auf den allgemeinen guten Geschmack gehen mir dann doch ein wenig zu weit, was wahrscheinlich auch grundsätzlich zur polarisierenden Wirkung des Romans führt. Ich bewerte "Omama" mit drei von fünf Sternen.