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holdesschaf

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Insgesamt 593 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2022
Wultschner, Ramona;Hänsch, Lisa

Im Wald der wundersamen Wege


ausgezeichnet

Jeder Weg ein fantastisches Abenteuer
Grete und Hannes sind übers Wochenende mit Papa zu Besuch bei Oma Elfie. Ihr Häuschen liegt direkt am Waldrand und so wandern die Vier eine Runde durch den Wald. Bei einer Picknick-Pause erzählt Oma den Kindern von unglaublichen Geheimnissen, die der Wald verbergen soll: magische Wesen, unerklärliche Vorkommnisse, besondere Tiere und sogar ein echter Räuberschatz. Neugierig geworden, machen sich die Kinder am nächsten Tag zu einer weiteren Wanderung auf, um die Geheimnisse zu entdecken. Dabei stehen sie immer wieder vor der Entscheidung, welchen Weg sie nehmen, welches Abenteuer sie als nächstes erleben wollen.

Schon das Format des Buches und das Cover erinnern mich sofort an ein großes Märchenbuch. Wer genau hinsieht kann schon erahnen, welche zahlreichen Abenteuer auf Grete und Hannes warten. Die Einführung in die Geschichte hat uns sehr gut gefallen, auch wenn der Papa die Erzählungen der Oma nicht sehr ernst nimmt. Meine Tochter war wie die Kinder im Buch sofort Feuer und Flamme, hier auf Erkundungstour zu gehen. Die einzelnen Orte/Entscheidungsmöglichkeiten tragen so tolle Namen und werden so geheimnisvoll beschrieben, dass es gar nicht so leicht ist, sich zu entscheiden. Sie klingen einfach alle aufregend und die Verläufe der Geschichte sind sehr vielfältig.

Zwar findet sich am Beginn des Buches ein Inhaltsverzeichnis, auf welcher Seite Orte zu finden sind, eine Karte, welche Wege man nehmen kann gibt aber nicht. Das finde ich sehr positiv, da es dafür sorgt, dass man immer wieder neue Wege und Orte finden möchte, um wirklich nichts zu verpassen. Dazu werden Kinder auch durch eine Übersicht aller Wesen, denen man begegnen kann, am Ende des Buches motiviert. Meine Tochter ist immer noch begeistert von den vielen magischen, fantastischen und lustigen Abenteuern, die man hier erleben kann. Das Entscheiden hat ihr wirklich Spaß gemacht. Ganz besonders märchenhaft sind die Illustrationen, die einfach farblich toll, mal witzig, mal niedlich und mal geheimnisvoll sind. Je nachdem welchen Weg man wählt, erreicht man natürlich auch verschiedene Abschlüsse der Geschichte.

Ein wunderbares Buch zum Vor- und Selberlesen mit einer tollen Mischung aus Abenteuer, Witz, Fantasie und Spannung, das wir gern weiterempfehlen. 5 Sterne

Bewertung vom 30.05.2022
Ollikainen, A.M.

Die Tote im Container / Team Helsinki Bd.1


gut

Mittelmäßiger Auftakt für das Team Helsinki
Vor dem Anwesen einer Stiftung die zur Unternehmensgruppe der Familie Lehmusoja gehört, wird ein Container abgestellt. Im Inneren befindet sich eine Tote. Sie wurde ertränkt. Kommissarin Paula Pihjala und ihr Team übernehmen den Fall. Leider ist die Identität der Toten unbekannt und die anwesenden Zeugen der Firma können mit ihrer Aussage nicht weiterhelfen. Da das Opfer eine Afrikanerin ist und die Firma der Lehmusojas Verbindungen nach Namibia pflegt, vermutet Paula dennoch einen Zusammenhang. Als sie den Sohn der Familie kennenlernt, ist sie sich ganz sicher, dass die Tote nicht zufällig vor dem Anwesen platziert wurde.

Der Klappentext hat sich spannend angehört. Zudem mag ich Krimi-Reihen, so dass ich neugierig auf den ersten Fall dieses neuen Teams aus Helsinki war. Hinter dem Namen A. M. Ollikainen steht ein Schriftstellerehepaar, das nun zum ersten Mal zusammen einen Krimi geschrieben hat. Der Schreibstil ist von Anfang an etwas holprig und meiner Meinung nach fehlt die Konstanz, als hätten sich die beiden tatsächlich nicht gemeinsam an den Text gemacht, sondern abwechselnd. Schon den Prolog konnte ich schlecht einordnen und hatte Probleme ihn in Beziehung zur Geschichte zu setzen. Dennoch habe ich nicht aufgegeben. Mit Auffinden der Leiche wird es dann etwas besser.

Das Team Helsinki unter der Führung von Paula Pihjala besteht aus 4 Ermittlern, die ausführlich vorgestellt werden, allerdings nicht so wirklich teamfähig sind und wenig gemeinsam haben. Vor allem Hartikainen passte für mich nicht so ganz. Die Protagonistin Paula ist sehr verschlossen, man merkt auch sofort, dass es in ihrer Vergangenheit etwas gibt, das sie belastet. Manchmal war mir die Beschreibung ihrers Charakters aber auch nicht konstant genug, passte nicht immer zusammen.

Vom Fall her handelt es sich um eine typisch angelegte Ermittlung aus Spurensuche, Zeugenbefragungen und Recherche, ein klassischer Krimi, bei dem für meinen Geschmack aber etwas zu offensichtlich versucht wird, falsche Fährten für den Leser auszulegen. Vor allem die ab dem zweiten Drittel eingeflochtenen Erinnerungen/Ausschnitte aus Namibia sollen wohl dazu dienen, waren mir aber etwas zu langatmig. Erst im letzten Drittel spitzt sich die Lage etwas zu und es kommt richtige Spannung auf, weil das Team unter Zeitdruck steht. Die Auflösung ist überraschend, so ganz überzeugt hat sie mich allerdings auch nicht. Im Privaten bleibt einiges offen.

Ich hatte mir etwas mehr erhofft. Nur die Spannung am Ende, die mich dann doch fesseln konnte, rettet diesem ersten Band der Reihe Team Helsinki den dritten Stern.

Bewertung vom 30.05.2022
ZS-Team

Der kleine Maulwurf: Über und unter der Erde


ausgezeichnet

Mit dem Maulwurf die Welt über und unter der Erde entdecken
In diesem Buch vom kleinen Maulwurf können Kinder die Welt über, auf und unter der Erde mit allen Sinnen entdecken. Nach einem kurzen Vorwort geht es auch schon los. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt: Unter der Erde, auf der Erde und über der Erde. Jeder Abschnitt wird von einem ganzseitigen Szene des kleinen Maulwurfs eingeleitet und beinhaltet nicht nur Wissenswertes zum Thema mit tollen Naturfotografien sondern auch Möglichkeiten zum Forschen und Basteln, Anleitungen zum Gärtnern und Rezepte zum Kochen. Bei den Anleitungen werden alle benötigten Materialien aufgeführt und das Vorgehen erklärt, bei den Rezepten werden die Zutaten aufgelistet, die Anzahl der Portionen und die Zubereitung kindgerecht erklärt. Am Ende des Buches gibt es noch allgemeines Küchen- und Gärtnerwissen für Kinder, sowie ein Sach-, DIY- und Rezeptregister.

Wir haben sehr viel Spaß mit diesem Buch, weil es nicht nur einfach Wissen vermittelt, sondern auch verschiedene Sinne anspricht. Man kann viel selbst ausprobieren, experimentieren und als Gärtner die Ergebnisse seiner Arbeit zu leckeren Gerichten verarbeiten, die Kinder auch gern mögen. Zudem lernen sie dabei, wie Gemüse wächst, wie schön es ist, selbst etwas anzubauen und mit der Natur zu im Einklang zu leben. Dabei begleitet sie der allseits beliebte kleine Mauswurf. Die Illustrationen sind wunderbar und als Bewohner der Erde passt der Kleine einfach hervorragend zum Buch. Bei einigen Wissenseiten hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht, z. B. bei der Spurensuche eine kleine Auswahl an Spuren verschiedener Tiere.

Alles in allem ein tolles und informatives Gesamtpaket zum Thema Erde.

4,5 Sterne

Bewertung vom 30.05.2022

Spiele-Comic Krimi: Sherlock Holmes Übernatürliche Ermittlungen


ausgezeichnet

Kurzweiliges Spiel- und Lesevergnügen
In London und Umgebung ereignen sich rätselhafte Kriminalfälle für deren Lösung aufmerksame Ermittler unabdingbar sind. Was hat es mit dem Werwolf von Norfolk auf sich? Spukt es wirklich in Glendall House? Treibt eine Mumie ihr Unwesen im Londoner East End?

Du schlüpfst in die Rolle des Ermittlers und untersuchst Tatorte, befragst Zeugen und gehst Hinweisen nach, um die Rätsel zu lösen.

Dies ist mein erster Spiele-Comic dieser Art. Als Rätselfreund wollte ich unbedingt mal etwas Neues ausprobieren und bin auf dieses Buch gestoßen. Sherlock Holmes ist natürlich der Inbegriff des Meisterdetektivs und auch die Settings rund um das London des 19. Jahrhunderts reizen mich sehr. Auch wenn das Cover fast etwas unspektakulär daherkommt, steckt im Inneren jede Menge Rätsel- und Ermittlungsspaß, das ganze verpackt in leicht gruselige, übernatürlich anmutende Kriminalfälle.

Der Spielablauf wird am Anfang kurz erklärt und nach kurzem Ausprobieren, war ich schon so gefesselt und motiviert, dass nicht mehr von der Geschichte losgekommen bin. Zunächst sollte man entscheiden, ob man als Sherlock, Watson oder Carnacki ermitteln möchte. Jeder Ermittler hat etwas andere Spezialfähigkeiten. Zum Ziel sollte man jedoch mit jedem kommen. Ein Ermittlungsbogen am Anfang des Buches dient für Notizen. Diesen kann man im Übrigen auch auf der Seite des Verlages herunterladen und ausdrucken, was leider nicht dabeisteht.

Während man nun die Geschichte liest, hat man immer wieder Entscheidungen zu treffen, Hinweise in den Bildern zu suchen oder Zeugen zu befragen. Mit etwas Glück antworten diese oder, wenn man Pech hat eben nicht. Auch gilt es versteckte Pentagramme zu finden, die ebenfalls wieder ein Rätsel bergen. Einige Hinweise sind supergut versteckt, man muss also wirklich die Augen offen halten, um Ergebnisse zu bekommen. Mit den gefundenen Hinweisen soll man unter zahlreichen verdächtigen die Täter oder Verantwortlichen finden, was sehr sehr knifflig ist, vor allem, wenn man bei den Befragungen Pech hat. Wer schlechte Augen hat, sollte eine Lupe bereithalten. Zudem muss man ziemlich viel blättern, was manchmal nervt, aber nur, weil man möglichst schnell weiterkommen will. Die Bindung macht das viele Blättern aber gut mit.

Erst, wenn man sicher ist, alle Rätsel gelöst zu haben, sollte man sich an die Auswertung machen, in der man auch erfährt, ob man richtig ermittelt hat. Zudem gibt es ein Punktebarometer, das anzeigt, ob man als Ermittler Talent hat oder noch üben muss. Bei uns hat sich das Buch sehr schnell zu einer Familienaktion entwickelt, bei der wir zu dritt gerätselt und gesucht haben. Finde das Konzept, die Illustrationen und die Geschichten einfach klasse, so dass dieser sicher nicht unser letzter Spiele-Comic war. Auch super ist, dass man - anders als bei vielen Escape-Büchern und -Spielen nichts zerschneiden, falten oder beschreiben muss, so dass jederezeit nochmal gespielt werden kann.

5 Sterne

Bewertung vom 16.05.2022
Norek, Olivier

Das versunkene Dorf


ausgezeichnet

Wenn die Schatten der Vergangenheit auftauchen
Der Kommissarin Noemie Chastain wird bei einem Einsatz mitten ins Gesicht geschossen. Sie überlebt, doch die Verletzungen sorgen für ein Trauma und entstellen ihr Gesicht. Die Führungsetage der Polizei Paris schiebt sie kurzerhand in die Provinz ab. Dort soll sie einen Bericht über die Rentabilität des dortigen Kommissariats verfassen. Ein Routineauftrag. Doch dann taucht im Stausee ein Fass mit einer Leiche auf und Noemie wittert ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit reicht.

Ich liebe Krimis, die sich mit Cold Cases beschäftigen, da kam mir dieser gerade recht. Das Cover ist zwar düster und zeigt eine Wasseroberfläche, sagt aber ansonsten nicht viel über die Handlung aus. Die Protagonistin Noemie ist eine tolle Frau, die auf Grund ihrer Verletzung jedoch einiges zu verarbeiten hat. Dennoch ist sie sehr zielstrebig, unnachgiebig und mit Leib und Seele Polizistin. Von den Chefs auf die Reservebank in der Provinz abgeschoben, möchte sie unbedingt beweisen, dass sie zu ihrer alten Truppe nach Paris gehört.

Doch ein im See schwimmendes Fass ändert alles, denn Noemie möchte auch diesen Fall unbedingt lösen. Obwohl sie schon einen ganzen Monat im Ort wohnt, kennt sie dessen Vergangenheit noch nicht und die Aufdeckung der Ereignisse entwickelt sich zu einer spannenden Spurensuche. Auch toll ist es, wie sie nach und nach mit ihren neuen Kollegen ein Team bildet und ihre Führungsqualitäten so richtig zur Geltung bringen kann. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen, was zu unvorhergesehenen Situationen führt.

Der Autor tut sehr viel dafür, dass man in die Geschehnisse förmlich hineingezogen wird. Er verzichtet dankenswerterweise auf weitschweifige Landschaftsbeschreibungen, trotzdem bekommt man schnell ein Gefühl für den Ort. Die kurzen Kapitel und die interessanten Charaktere sorgen für einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Auch wenn - das ist die einzige Kritik - einer der Dorfbewohner schon sehr früh auf meiner Verdächtigenliste gelandet ist, ist das Ende doch sehr überraschend und die persönliche Entwicklung von Noemie sorgt dafür, dass ich den nächsten Band auf jeden Fall lesen möchte.

Daher 4,5 hochverdiente Sterne

Bewertung vom 15.05.2022
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


gut

Keine trügerisch schöne Liebesgeschichte
Die sechzehnjährige Maserati lebt zusammen mit ihrer zeitweise senilen Oma auf dem Lande, wo sie ein Gasthaus betreiben. Maserati ist das einzige Mädchen unter 50 im Umkreis, daher wird sie oft angesprochen. Lieber hätte sie aber ihre Ruhe. Als am Anfang des Sommers eine Familie die verfallene Villa im Ort bezieht und renoviert, lernt sie den depressiven Sohn Theo kennen, der meint, Maserati auf einem alten Plattencover zu erkennen, und seinen schlagfertigen Cousin Caspar, der ihr näher kommt, als ihr lieb ist.

Die Beschreibung auf dem Umschlag des Buches mutet sehr geheimnisvoll an, weshalb mich die Geschichte sehr angesprochen hat. Ich habe einen typischen Bronsky erwartet, deren Romane meist prompt in die Handlung einsteigen und doch eher Alltägliches darstellen. Das ist hier so gar nicht der Fall. Schon der Name Maserati deutet darauf hin, dass die Protagonistin kein normales Mädchen ist. Sie wirkt in der Geschichte in sich gekehrt und unnahbar. Klar ist nur, dass in ihrer Vergangenheit so einiges schief gelaufen zu sein scheint. Im Gasthaus ihrer senilen Oma schuftet sie ohne Pause und hat die Schule nach der 10. Klasse abgehakt, obwohl sie sehr intelligent ist.

Auch die Charaktere Theo und Caspar sind für mich irgendwie befremdlich und passen so gar nicht ins Dorf oder zu Maserati. Sehr nervig ist zum Beispiel, dass Caspar Maserati immer mit anderen Automarkennamen anspricht. Beim ersten Mal ist es noch ganz witzig, aber andauernd dann doch zu viel. Auch die Oma, Theos Mutter und Maseratis taubstummer "Freund" Georg sind mir zu übertrieben gezeichnet. Handlung gibt es nicht viel, eine Liebesgeschichte ist für mich kaum zu erkennen, Maseratis Familie und Umfeld wirken für mich konstruiert und von der schönen Sommerlektüre bleibt nur eine für meine Lebenswelt ziemlich belanglose Story. Einzig der Schreibstil, der eine tolle Sommeratmosphäre erzeugt, ist mir sehr positiv aufgefallen. Das ist mir aber von einer Alina Bronsky definitiv zu wenig.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 15.05.2022
Läckberg, Camilla;Fexeus, Henrik

Schwarzlicht / Dabiri Walder Bd.1


gut

Spannung ist hier eher eine Illusion
Eine junge Frau wird brutal ermordet. Das Tatwerkzeug ist ein Schwertkasten, wie ihn Magier als Trick in ihren Zaubervorstellungen verwenden. Das Stockholmer Spezialteam, zu dem auch die unnahbar wirkende Mina Dabiri gehört, soll in dem Fall ermitteln. Durch einen Tipp von außerhalb suchen sie Rat bei dem Mentalisten Vincent Walder, der zwar im Umgang mit Menschen nicht besonders fähig ist, dafür aber umso besser darin, sie zu lesen und zu manipulieren. Von ihm erhoffen sie sich Informationen über die Psyche des Täters. Bald wird klar, dass es sich um einen Serienmörder handeln muss. Je weiter die Ermittlungen fortschreiten, umso wahrscheinlicher wird, dass die Verbrechen etwas mit dem Mentalisten zu tun haben.

Der Klappentext klingt total reizvoll, weil mit dem Mentalisten eine neue Komponente zum normalen Krimi hinzukommt, die etwas Besonderes ist und Spannung verspricht. Schon die ersten Seiten ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Die Beschreibung des Mordes war brutal und ging sprichwörtlich unter die Haut. Auch die sehr speziellen Charaktere von Mina und Vincent, die man dann kennenlernt, sind interessant, vielleicht auch etwas übertrieben konzipiert. Denn hier treffen zwei Menschen zusammen, die nicht nur Probleme mit anderen Menschen haben, sondern ausgewachsene Neurosen. Diese nehmen sehr viel Raum in dem Buch ein, vor allem Minas Waschzwang, der ihr eigentlich gar nicht ermöglichen würde zu ermitteln. Trotzdem überwindet sie ihn an den nötigen Stellen.

Auch der Rest des Team besteht aus bunt zusammengewürfelten Köpfen, vom frisch gebackenen und dauernd einnickenden Drillingsvater über einen einsamen Wolf bis hin zum absoluten Machoman. Das alles unter der Führung einer Frau mit bisher unerfülltem Kinderwunsch. Die Vielfältigkeit sorgt hier natürlich für die ein oder andere komische Situation.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr solide und routiniert, die Kommunikation ist manchmal, wie in nordischen Romanen fast üblich, etwas derb. Der Fall selbst beschäftigt sich mit Illusionen, die jeder von Zaubershows kennt. Das Magische nimmt aber weniger Raum ein, als man vermuten könnte. Das ein oder andere Mal habe ich mich gefragt, ob hier wirklich ein Mentalist nötig ist, um den Täter zu schnappen, denn außer ein paar Infos zum Schwertkasten und zu einer Verschlüsselung kommt da eigentlich gar nicht so viel. Sehr häufig hilft der Zufall den Ermittlern auf die Sprünge und Hinweise werden viel zu spät entdeckt oder erkannt.

Und so ist nach dem brutal guten Anfang die Spannung erstmal lange Zeit wie weggezaubert. Viel mehr geht es um die beiden Protagonisten, die langsam ein Vertrauensverhältnis zueinander aufbauen, weil sie als Neurotiker den jeweils anderen verstehen, ihre Familien und Geheimnisse. Sehr nervig ist hier die fehlgeleitete Kommunikation zwischen Vincent und seiner krankhaft eifersüchtigen Frau Maria. Und immer wieder wird Minas Abneigung gegen Keime, Staub, Schweiß, Haare und alle anderen kleinen Partikel viel zu oft zum Hauptthema. Klar kann man sich so gut in die Person hineinversetzen, aber das alles ist so übermächtig, dass es die ganze Spannung nimmt.

Neben der Haupthandlung gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit eines Jungen, der irgendwie in das Geschehen verwickelt zu sein scheint. Hier wird eine bedrohliche Stimmung aufgebaut, die neugierig macht. Doch im Prinzip gibt es kaum Möglichkeiten zum Miträtseln, kaum Verdächtige und auch kaum eine Überraschung. Jeder geübte Krimileser dürfte die Zusammenhänge ab einem gewissen Punkt leicht durchschauen, weil es zur Lösung einfach kaum Alternativen gibt. Zudem hätte es dem Buch gut getan, wenn es etliche Seiten weniger gehabt hätte.

Am Ende bleibt ein Showdown, der irgendwie auch nur eine Illusion von Spannung vorgaukelt, weil man eigentlich genau weiß, was passiert und ein Geheimnis Minas, das dafür sorgen soll, den Leser bei der Stange zu halten. Warum jetzt das Buch im Deutschen S

Bewertung vom 15.05.2022
Schneider, Stephanie

Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1


ausgezeichnet

Märchenhafte Freundschaftsgeschichte
Der Buchhändler und Dichter Grimm lebt beschaulich und ruhig in einem kleinen Ort, wo er die Tage oft allein in seinem Laden, der "Bücherkiste", verbringt. An einem tristen Regentag steht plötzlich ein kleiner Zesel mit dem Namen Möhrchen vor ihm und möchte bei ihm bleiben, damit er Gesellschaft hat. Grimm freut sich natürlich, dass er nicht mehr einsam ist und gemeinsam verleben die beiden einen tollen ersten Tag. Da schlägt Möhrchen Grimm vor, doch alles was sie erleben in einem Buch festzuhalten. Diese Idee findet er so gut, dass er sofort loslegt und nicht nur die Geschichte ihres Kennenlernens, sondern viele weitere Erlebnisse aufschreibt.

Und genau diese Geschichten hält man mit dem Buch "Grimm und Möhrchen" in den Händen, was dafür sorgt, dass man sich als Kind fühlt, als wäre man ein Teil des Buches. Allein diese Idee hat mir schon so gut gefallen. Doch auch der Wortwitz und die Sprachspiele sorgen dafür, dass man schmunzeln muss. Allein schon die Kombination der beiden Namen "Grimms Möhrchen" ist einfach genial und davon gibt es jede Menge in der Geschichte.

Doch nicht nur die Schreibweise, auch das, was die beiden neuen Freunde erleben, hat etwas "Möhrchenhaftes", das schwer zu erklären ist. Der Zesel ist einfach ein wundersames, wissbegieriges Wesen und passt hervorragend zu Grimm, der auch eher ein bescheidenes Leben führt. Die ganzen Episoden hindurch durchdringt einen das Gefühl, dass es gar nicht viel braucht im Leben, um glücklich und zufrieden zu sein. Kinder können sich hier einfach fallen lassen und die stressige Welt mit ihren vielen Reizen einfach draußen lassen. Für uns war es eine ganz tolle Geschichte zum Entschleunigen und Zeit miteinander Verbringen. Es gibt auch ganz viel, worüber man beim Lesen ins Gespräch kommen kann. Ein bisschen haben mich Grimm und sein Zesel an Nordqvists Petterson und Findus erinnert.

Supersüß sind auch die Zeichnungen, sehr liebevoll und oft auch witzig sind die Episoden in Szene gesetzt. Es gibt jede Menge zu entdecken, z. B. gibt es auf fast jeder Illustration zwei Vögel, einer mit Zebragefieder, die sich prima suchen und beobachten lassen. Auch einige Wortspiele sind umgesetzt, so steht am Ende der Schlange an einer Kuchentheke tatsächlich eine Schlange. Es ist einfach toll, was man nach dem ersten Blick noch alles entdecken kann. Am meisten hat es uns der Buchladen angetan, weil er so abenteuerlich gestaltet ist. Und natürlich Möhrchen, der einfach süß ist.

Die einzelnen Geschichten haben genau die richtige Länge für einen Moment der Ruhe, aber auch als Gute-Nacht-Geschichte kann ich sie mir prima vorstellen. 5 Sterne

Bewertung vom 13.05.2022
Hazelwood, Ali

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


ausgezeichnet

Absolut lesenswert!
Olive ist Doktorandin der biologischen Fakultät von Stanford. Vor Jahren gab ihr dort ein Unbekannter den Rat, sich zu bewerben, als sie zweifelte. Danach hat sie ihn nie wiedergesehen. In ihrem zweiten Jahr küsst sie in einer verzweifelten Beste-Freundin-Aktion den erstbesten Mann der vorbeikommt, nicht ahnend, dass es sich beim gewählten Exemplar um den größten "Arsch" unter den Profs handelt: Adam Carlsen! Nach einer wie immer wissenschaftlichlichen Analyse ihrer Situation, lässt sie sich auf eine schräge Abmachung mit dem von allen gefürchteten Carlsen ein und bald merkt sie, dass das Einhalten dieser in der Theorie leichter ist als in der Praxis. Und obendrein gerät auch noch ihre wissenschaftliche Karriere in Gefahr.

Das Cover ist leider so wenig aussagekräftig, dass ich diesen klugen und romantischen Leckerbissen beinahe verpasst hätte. Doch dann fiel mir die Leseprobe in die Hände und nach nur wenigen Seiten wusste ich, dass ich unbedingt weiterlesen will. Der Schreibstil ist sehr lebendig und trotz vieler wissenschaftlicher Einflüsse sehr gut und flüssig lesbar. Die Abschnitte, die von Olives Arbeit berichten sind von der Autorin leicht verständlich erklärt, man hat die Uni und die Gegebenheiten dort sofort vor Augen, als wäre es ein Film.

Die Protagonistin Olive ist eine scheue, aber kluge Person, die bei ihren Forschungen sehr innovative Ideen hat und ehrgeizig ist. Ihr Privatleben hingegen ist nicht der Rede wert. Sie war lange Zeit ganz allein auf der Welt, bis sie beim Studium ihre Freundin Anh und ihren Mitbewohner Malcom kennenlernte. Ständig hat Olive Angst wieder jemanden zu verlieren oder ihre Arbeit zu vermasseln, obwohl es vor allem für letzteres keinerlei Gründe gibt. Mit Kommunikation und Kontakten bei Mitmenschen tut sie sich wesentlich schwerer, als bei ihren Labormäusen. Zudem ist ihr Doktorandengehalt so gering, dass sie kaum über die Runden kommt. Das alles macht Olive zu einer höchst sympathischen und bescheidenen Protagonistin, die man einfach umarmen möchte.

Umso verwunderlicher ist der aus der Not entstandene Kuss und ihr Eingehen auf die Abmachung Fake-Dates mit Carlsen zu haben, der zwar gut aussieht, jede Menge Artikel veröffentlicht, aber auch die Nummer eins ist, wenn es darum geht, Studierende zum Weinen zu bringen. Ist er wirklich so unfair? Es ist sehr lustig, wie Olive hier in das von ihr erwartete Chaos schlittert, denn eine Lüge zieht oft die nächste nach sich und immer wieder gerät sie in absolut schräge Situationen, in denen sie aber auch sich selbst und den Professor besser kennenlernt. Hach, es ist total schön, die beiden zu beobachten und mitzufiebern. Ich hab das Buch verschlungen und war ein bisschen traurig, als es dann so schnell durch war. Der wissenschaftliche Kontext und auch die Hypothesen, die als Überschrift über jedem Kapitel stehen, sind der ideale Rahmen für diese romantische, tiefgründige Liebesgeschichte, in der es ziemlich knistert. Aber oft führen falsche Annahmen und Abweichungen auch zu falschen Entscheidungen und Ergebnissen. Für manche mag es auch etwas kitschig sein, aber hey, das ist eben ein Liebesroman.

Wenn ich das Buch möglichst kurz beschreiben müsste, würde ich das mit den Worten einer Person aus dem Buch tun:"[...] das großartigste Fake-Date-Event des 21. Jahrhunderts [...]" und definitiv mein erstes Highlight des Genres in diesem Lesejahr. Nun warte ich gespannt auf Nachschub der Autorin.

5 Sterne

Bewertung vom 30.04.2022
Corrigan, Sophie

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

Vorurteile in der Tierwelt
Raben bringen Unglück. Schwarze Katzen auch. Wölfe sind böse. Fledermäuse saugen Blut. Und Haie fressen Menschen. Wer hat nicht schon mal solche Vorurteile über böse Tiere gehört, in Märchen gelesen oder in Filmen gesehen? Viele Tiere haben bei Menschen einen schlechten Ruf. Doch stimmt das alles wirklich oder ist es nur Gerede? Die Autorin des Buches greift 38 Tiere heraus, zu denen es in der Menschenwelt jede Menge Vorurteile gibt und begegnet diesen mit wissenschaftlichen Fakten. Dabei sind z. B. Motte, Kröte, Stier, Taube, Ratte und Spinne. Alle diese Tiere sind beim Menschen nicht sonderlich beliebt, was jedoch total unbegründet ist.

Nach dem Inhaltsverzeichnis gibt es eine kurze Einführung, dann folgen je Tier zwei Doppelseiten. Die erste ist jeweils komplett illustriert und zeigt das Tier in einer immer ziemlich gruselig oder ekelig anmutenden Szene, wobei gängige Vorurteile in Sprechblasen abgedruckt sind. Auf der folgenden Doppelseite ist das Tier dann "normal" abgebildet. Hier werden Eigenschaften, körperliche Merkmale oder besondere Verhaltensweisen des Tieres näher erklärt, so dass man es besser kennenlernt. Dazu sind in einem schwarzen Kasten noch einmal wichtige Fakten aufgezählt, die die Vorurteile ganz schnell entkräften, ja manchmal sogar etwas ins Lächerliche ziehen, das sie einfach aus der Luft gegriffen sind. Viele der Tiere sind sogar besonders klug und/oder nützlich. Ganz am Ende des Buches werden noch schwierige Begriffe erklärt.

Wir finden das Buch einfach nur toll. Allein die Idee, dass man mit tierischen Vorurteilen aufräumt ist schon genial, die Umsetzung aber noch viel besser. Vor allem die düsteren Seiten mit den Vorurteilen sind so aufbereitet, dass Kinder gleich merken, dass etwas Ironie darin steckt und dass das alles gar keine haltbaren Anschuldigungen sind. Die Zeichnungen sind richtig schön, so dass man das Buch immer wieder gern anschaut. Die Infotexte sind kurz gehalten, aber trotzdem auch für Kinder gut verständlich. So werden nicht nur Vorurteile, sondern vielleicht auch Ängste genommen und das Verständnis für die Tiere wächst. Ein super Buch für ein faires Miteinander von Mensch und Tier.

5 Sterne