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Pip
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Belm

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Insgesamt 1110 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2022
vor Schulte, Stefanie

Schlangen im Garten


sehr gut

Die Mutter und Ehefrau ist tot. Nie wieder ihre Stimme hören, ihre Hände spüren, nie wieder die eigenen Gedanken, Gefühle und Sorgen mit ihr besprechen. Ein Mann und drei Kinder leiden unter diesem Verlust, Jeder geht anders mit der Trauer um. Eine Metapher ist, das die Tagebücher von ihr gegessen werden aber ein Kind rettet immer wieder einen Streifen in der Hoffnung noch einmal einen Gedanken der Mutter zu erhaschen oder noch einmal ihre Schrift zu sehen.
Dazu tauchen noch andere Figuren auf die in irgendeiner Weise Bezug zur Frau und der Familie haben. Es wirkt eigenartig wie sie versuchen den Hinterbliebenen bei der Trauer zu helfen.
Ich empfand das erste Buch der Autorin als ein modernes Märchen für Erwachsene. Es war gut zu lesen und daher waren die Erwartungen zu diesem Buch groß. Es ist meiner Meinung nach etwas Anderes, ein reales, wichtiges, emotionales Thema spielt hier die Hauptrolle.
Trauer haben wir alle schon erlebt, jeder geht damit anders um. Einige können darüber reden, andere ziehen sich zurück. Jeder Mensch hat seine eigenen Rituale mit dem Verlust umzugehen.
Ich glaube die Autorin will uns darin bestätigen. Macht das was ihr für richtig haltet, macht das was ihr fühlt, Ihr bestimmt wann die Trauer nicht mehr so sehr schmerzt. Nicht die anderen entscheiden wann es Zeit ist wieder unter Menschen zu gehen, wann man sich wieder freuen kann, wann man jemanden Neues kennen lernt, oder vielleicht sogar lieben lernt. Das alles sind ganz allein Empfindungen die nur die Trauernden verfolgen können. Wenn dieses Buch uns dabei hilft, weil die Familie sich Mühe gibt für sich allein zu handeln, uns selber wieder zu finden, dann ist es ein wichtiges Buch.

Bewertung vom 18.07.2022
Groff, Lauren

Matrix


sehr gut

Von einer Kämpferin zur Nonne, so hat sich Marie ihr Leben nicht vorgestellt. Aufgewachsen inmitten kämpferischen Frauen die sogar auf einen Kreuzzug waren, kommt sie als Waise an Eleanors Hof. Die Königin kann mit dieser jungen Frau die nicht ihren Idealen entspricht, nichts anfangen und schickt sie ins Kloster. Ein ärmlicheres und einsameres Leben kannte Marie vorher nicht. Sie passt sich nicht an, im Gegenteil sie betrachtet dieses Leben als Herausforderung und kämpft. Um Essen, bessere Lebensbedingungen, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Sie schafft es das die Frauen der Gemeinschaft an sie glauben, bei ihren Ideen mitmachen und selber denken.
Erst hat mich der Titel in Zusammenhang mit dem Klappentext irritiert, dann gelesen das dieses Wort für sehr vieles steht, Ordnung, Grundlage, Ursprung, Form, Verbund, wir verwenden es für Vieles als unabhängigen Namen z.B.: Autos, Clubs oder ein DJ nennt sich so.
Genau so habe ich mir die Figur der Marie vorgestellt. Sie verbindet die Frauen miteinander in dem sie die Struktur des Klosters ändert, sie legt Grundlagen für den Erwerb von Fähigkeiten und damit auch Einkommen, ihre Visionen sind Ursprung für ein autarkes, wehrhaftes Kloster.
Der Schreibstil hat nichts mit den in anderen historischen Romanen gemein. Auch hier sterben Menschen, durch Unfall, Krankheit oder Gewalt. Aber das wird in einem Satz erzählt, nicht über mehrere Seiten. Egal was die Autorin beschreibt, es ist in kurzen knappen Darstellungen erledigt. Dabei ist es so prägnant, das es im Gedächtnis hängenbleibt um dann von den eigenen Phantasien ausgeschmückt zu werden.
Ich fand das ungewöhnlich, gewöhnungsbedürftig und dann hat mich das Buch mit genommen, In eine Ära, in der es viele starke Frauen gab, die den Männern überlegen oder zu mindestens gleich gestellt waren. Die nach ihrem Tod schnell vergessen wurden und erst heute wieder den Stellenwert bekommen der ihnen zusteht.

Bewertung vom 16.07.2022
Jenner, Natalie

Teatime im Jane-Austen-Club


ausgezeichnet

In dem Ort Chawton lebte vor über Hundert Jahren Jane Austen, die Bewohner sind fast alle Fans ihrer Bücher. Nun nach Ende des zweiten Weltkriegs sind die Wunden und Schäden extrem. Nur der Gedanke an das Gelesene liefert eine Zuflucht in glücklichere Zeiten. Ein paar dieser Menschen wollen eine Erinnerungsstätte an Jane Austen gestalten. Damit Interessierte sich über das Leben und Werk der Autorin vor Ort informieren können.
Gleichzeitig könnte diese Arbeit miteinander die Betroffenen aus ihrem Trauma lösen und sie vielleicht zurück ins Leben führen.
Jane Austen ist eine großartige Schriftstellerin gewesen. Das sich in diesem Buch eine Gruppe Menschen findet, die ihr Andenken bewahren wollen, kann ich voll und ganz nachvollziehen. Trotz aller Verluste die diese Menschen in den beiden Kriegen oder durch andere Umstände erlitten haben, finden sie den Mut für eine so große Aufgabe. Ein spannendes Thema, auch für Leser die Jane Austen nicht kennen. Sie lernen sie in diesem Buch kennen. Denn die Autorin hat es geschafft in einem ähnlichen Stil wie ihr Idol zu schreiben. Alltägliche Charaktere wie sie uns überall begegnen, Mal schüchtern, melancholisch, selbstbewusst, ehrgeizig oder auch grausam, neugierig und klatschsüchtig. Auch sie schafft es mit leiser Ironie die Figuren auf besondere Art dar zustellen. Das intelligente Hausmädchen, der steife Rechtsanwalt oder mitfühlende Arzt. Egal welche Person man genauer betrachtet sie hat kleine Finessen die erst beim zweiten oder dritten Auftauchen in der Geschichte sichtbar werden.
Als Austen Fan finde ich diese Autorin hat es geschafft diesen Stil wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig sie selbst zu sein.

Bewertung vom 13.07.2022
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

Caroline ist eigentlich auf eine Hochzeitstags reise von Ohio nach London. Aber ohne ihren Mann, den hat sie kurz vor der Abreise beim Fremdgehen erwischt. In London, unglücklich, macht sie bei einer Art Schatzsuche am Themseufer mit. Sie findet eine Flasche wie sie vor zweihundert Jahren Apotheker benutzt haben. Als ehemalige Historikerin forscht sie nach.
Zeitsprung: Zweihundert Jahre früher hilft die Apothekerin Nella verzweifelten Frauen, mit Tränken und Salben gegen Frauenleiden und anderen Problemen, aber auch mit wirksamen Giften um sie von gewalttätigen Ehemännern, Brüdern und Vätern zu befreien. Ein heikles Geschäft, nur einen Schritt vom Galgen entfernt. Doch sie weiß wie die Frauen sich fühlen, das sie das Bedürfnis nach Rache haben, das Gefühl brauchen, Rache heilt alle Verletzungen. Bei so einer Hilfeleistung lernt sie die junge Eliza kennen.
Das Buch wird immer im Wechsel aus der Gegenwart und der Vergangenheit erzählt, die Vergangenheit teilen sich Nella und Eliza.
Die kurzen Kapitel sorgen noch mehr für Spannung als die Geschichte ohnehin schon bietet. Die Gefahr auf der einen Seite, denn es ist Mord auch wenn wir heute vielleicht es Notwehr nennen würden. Bei Caroline, die Fragen nach ihrer Ehe und die Nachforschungen.
Die Parallelen zwischen den drei Frauen kann man immer wieder ziehen, obwohl es ganz unterschiedliche Lebensstile sind. Die drei Frauen wirken nicht selbstbewusst, eher fatalistisch, sie haben sich in ihrer Situation zurecht gefunden und machen das Beste daraus. Gleichzeitig sind sie ungeheuer hilfsbereit. Denn in der Vergangenheit gibt es viele Frauen die keinen anderen Ausweg sehen. Denn das Gesetz der Zeit sieht in der Frau das Eigentum des Mannes. Unverheiratet ist es der Vater oder Bruder und nach der Eheschließung der Mann.
Die Erzählung im historischen Strang nimmt auch Bezug auf den Aberglauben in der Zeit, Geister und Unwissen um ganz normale Vorgänge machen den Wunsch nach Zaubersprüche und Hexentränke verständlich. Diese Gedanken wirken erst unverständlich beim längeren Überlegen gibt es aber eine logische Erklärung und ich konnte auch mit diesen erzählerischen Elementen gut leben.
Für mich war es gelungene Unterhaltung.

Bewertung vom 12.07.2022
Stern, Anne

Drei Tage im August


gut

Unter den Linden
In der Vergangenheit eine prachtvolle Straße, mit vielen exklusiven Geschäften und vor allem Bäume eine Allee zum flanieren, sehen und gesehen werden. Man kann sich diese Straße im Jahr 1936 richtig vorstellen, wenige Autos, Arm und Reich nebeneinander, genau wie sämtliche politische Überzeugungen oder alle Religionen und viele Nationalitäten. In diesen Tagen gibt es nur ein Thema, die olympischen Spiele. Die Politik spielt mit. Die Angst auch. Genau das beschreibt die Autorin anhand ihrer Figuren die eher dem Spektrum der kleinen Leute von Berlin zuzurechnen sind. Die Pralinenverkäuferinnen Elfie und Trude, das Blumenmädchen, das Dienstmädchen Mine und der Leierkastenmann. Der jüdische Buchhändler ist einer der Außenseiter genau wie Madame Conte trotzdem gehören sie zur Gemeinschaft dieser Straße.
Es hat lange gedauert bis ich mit dem Buch warm geworden bin, bis ich mich in die Geschichte eingefunden hatte, aber dann mochte ich die Menschen, habe mit ihnen geträumt und Mut gesucht. Habe mit ihnen heimlich von einem anderem Leben geträumt und nach außen mich bemüht es den Falschen recht zu machen. Ich habe beim Lesen Schokolade gegessen und Tee getrunken, genau wie es die Figuren machen. Dadurch entstand nach und nach ein Gefühl der Empathie. Es ist trotz des schweren Hintergrunds, vor allem mit meinem Wissen um die Entwicklung der Geschehnisse ein sehr ruhiges Buch, unaufgeregt, wenig Spannung im eigentlichen Sinn.
Am Anfang habe ich gedacht es zieht sich wie Kaugummi und liest sich auch so langweilig. Es dauert bis sich das Buch entwickelt aber dann ist es eine hochwertige Praline, ein sehr leckerer Trüffel den man in Ruhe und mit Muße geniest.

Bewertung vom 11.07.2022
Schwarz, Rita;Wekwerth, Rainer

Fisch Land Tod


gut

Nina sucht einen Job und landet bei Jesper Stein, Bestattungsunternehmer in der dritten Generation. Genau so konservativ ist er auch. Nina dagegen hat Piercings, bunte Haare und eigenartige Kleidung. Aber erstaunlicherweise kommen die beiden gut miteinander zurecht.
Als eines Tages ein Immobilienhai stirbt und den beiden einige Dinge auf. Der Arzt und die Polizei gehen dagegen von einem natürlichen Tod aus. Die beiden ermitteln und geraten dabei natürlich auch in Gefahr.
Die beiden Bestatter sind ziemlich skurril,, ihre Art und Weise passt zu den Figuren trotzdem musste ich immer wieder schmunzeln. Auch die Nebenfiguren sind gelungen. Sei es die schusselige Polizei, der von sich überzeugte Arzt oder die Campingplatzbetreiber. Alle verhalten sich genau so wie man es erwarten würde und eben mit dem Touch zu viel, der zu einem humorvollen Krimi gehört. Aber es gibt auch ein ernstes Thema, der Grund für die Todesfälle. Er liegt in der Vergangenheit und wird in Rückblenden gut geschildert.
Nebenbei gibt es immer wieder ein Häppchen Information zu den Thema Bestattungen. Für mich wurden damit Fragen beantwortet die manchmal so nebenbei auftauchen aber bei denen man sich nicht unbedingt die Mühe macht nach zu forschen. Und wenn man dann in der Situation ist in denen man mit diesen Informationen überhäuft wird will man nichts davon wissen. So fand ich es gelungen. Es gehörte zum Buch ohne das es aufdringlich wirkte.
Die Mischung aus Humor, Krimi und Informationen war gut gelungen. Etwas gestört hat mich die Darstellung der Polizei, so dämlich kann man nicht sein. Außer vielleicht in Slapstick Komödien aber so schlimm ist das Buch nicht.

Bewertung vom 09.07.2022
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Isidor. eigentlich ist sein Geburtsname Israel, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Lemberg geboren. Klug, ehrgeizig und eloquent macht er Karriere in Wien. Als Kommerzienrat Dr. Isidor Geller ist er bekannt, beliebt und lebt aus dem Vollen, vermögend genug ist er. Bis März 1938 dann kommt der Anschluss von Österreich an das nationalsozialistische Deutschland. Als Jude ist er allen erdenklichen Repressalien ausgesetzt. Sein Vermögen wird gestohlen, er wird gefoltert am Ende ermordet. Ein Neffe von ihm schafft es nach Palästina und ist der Großvater der Autorin.
Als Journalistin ist sie mit Recherche und Berichterstattung vertraut. Sie gibt Isidor sein Leben, seine Geschichte zurück. Anhand von alten Fotos, Briefen und vor allem den Berichten und Dokumenten der akribischen Bürokratie der Nationalsozialisten konnte sie das Leben und den Untergang ihres Urgroßonkels rekonstruieren.
Alle Details kann ich als Leserin nachverfolgen. Die Begeisterung von 97% der österreichischen Bevölkerung, das Drangsalieren der jüdischen Bevölkerung. Die Sorgfalt und Genauigkeit beim bürokratischen Erfassen der Vermögenswerte und allem Eigentums der Juden, ist mit sehr vielen Dokumenten belegt.
Die Autorin erzählt auch wie ihr Großvater 1956 zurück nach Wien in seine Heimatstadt geht. Wie er Menschen trifft, die seine Familie verraten haben, er trifft Menschen in deren Wohnung er Möbel seiner Eltern erkennt.
Der Schock das sich diese Menschen immer noch keiner Schuld bewusst sind, trifft nicht nur ihn sondern auch mich als Leserin.
Dieses Buch ist einerseits eine Biographie und auf der anderen Seite, eine in meinen Augen hervorragende journalistische Arbeit. Die Autorin liefert Tatsachen, der Protagonist hat real gelebt und gelitten. Sie beschreibt seinen Aufstieg, sein erfolgreiches Leben und den Absturz den er nicht selber verschuldet hat.
Ein Buch das niemanden unberührt und auch nicht wieder los lässt.

Bewertung vom 08.07.2022
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


ausgezeichnet

Es geht um Raubkunst. Kunstgegenstände aus Gräbern werden schon seit Hunderten von Jahren verkauft und damit ist heute sehr viel Geld zu verdienen. Es heißt zum Beispiel das der IS sich damit finanziert.
Carla Winter ist Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie erfährt das ihr ExMann sich in der Türkei totgefahren hat und wird gebeten die Kosten für Überführung und Bestattung zu übernehmen, weil es sonst niemanden gibt und sie immer noch etwas für ihn empfindet, sagt sie zu. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf.
Es ist äußerst spannend wie die taffe Anwältin mit den Situationen die jeden anderen überfordern würden umgeht. Sie hat Bekannte, Freunde und Familie die zur Hilfe kommen, aber selber muss sie sich Einiges gefallen lassen. Sie führt die Polizei an der Nase herum, in diesem Roman zurecht.
Wir kommen beim Lesen ganz schön herum. Das Buch startet in Bagdad, dann Frankfurt, Duisburg, Istanbul und weiter nach Mardin einer uralten kurdischen Stadt in Südostanatolien dem türkischen Teil Mesopotamiens. Diese Beschreibung ist wichtig, weil dadurch die Erklärungen zu den Raubgegenständen verständlich werden.
Im Grunde kann man sagen die Bösen sind unsympathisch der Rest ist mir sehr sympathisch. Aber da gibt es natürlich Abstufungen, Carlas Exmann scheint ein umtriebiger Mann gewesen zu sein. Ein Charmeur und anscheinend auch ein Verbrecher, sie wusste wohl nicht sehr viel von ihm, der landet verliert im Laufe des Buchs. Dann gibt es Personen die gewinnen je mehr man über sie liest, allen voran ein alter Professor und die Sekretärin. Auch die Menschen die nur kurz auftauchen sind interessant porträtiert, ich habe zwei Verkäuferinnen gut in Erinnerung behalten.
Der Untertitel lautet ein Fall für Carla Winter, ich hoffe es gibt noch mehr Fälle.
Auf alle Fälle ist es ein Autor der auf meiner Leseliste gelandet ist.

Bewertung vom 07.07.2022
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort (eBook, ePUB)


gut

Bei einem Gebet in einem Seniorenheim fällt Elke das Vater-Unser nicht mehr ein. Mehr wie die ersten beiden Zeilen fallen ihr nicht mehr ein. Sie murmelt etwas und flüchtet. Die alte Dame mit der sie beten wollte, nennt es einen Brei und ist wütend auf die junge Pastorin. Was ist passiert? Hat Elke ihren Glauben verloren oder hat sie einen Burn Out. Die Erwartungen ihrer Eltern endlich in die Fußstapfen ihres Vaters zutreten stehen im Gegensatz zu ihren atheistischen Lebensgefährten der gerne alles sehr ordentlich hat. Das ist Glaube aber nicht. Glaube erlaubt Unordnung, Zweifel, Angst, er ist auch Vertrauen, Zuversicht und Kraft. Das alles weiß jeder, was er oder sie oder es daraus macht ist jeden selbst überlassen.
Dieses Machen ist aber nicht einfach. Was macht man, wie macht man es und wo? Die Protagonistin flieht in den Ort ihrer Kindheit, zu ihren Eltern die keine Hilfe sind. Denn alle drei haben dasselbe Problem. Es fehlt jemand, jemand ,Unersetzliches.
Die Suche nach dem Glauben, dem Vertrauen in Gott, wird sehr gut und nachvollziehbar dargestellt. Auch für jemanden der wenig glaubt und den Glauben auch nicht vermisst. Es liegt nicht nur an dem Beruf, es ist auch die Suche nach einem Sinn, nach sich Selbst, nach einen Neuanfang.
Das Buch ist nicht spirituell geschrieben, es ist eine Beschreibung von Tatsachen und Fragen die wir alle in dieser oder jener Form schon erlebt haben. Es gibt auch keine Antworten außer vielleicht die Empfehlung Vertrauen im Partner und auch mal miteinander reden über die Dinge die wirklich wichtig sind.

Bewertung vom 05.07.2022
Weiß, Josefine

Solange gehört das Leben noch uns


sehr gut

Inas Großvater kommt ins Hospiz, er hat nicht mehr lange zu leben und dort gibt es für ihn die bessere Pflege und er ist dort auch nicht so allein weil Ina arbeiten muss und daher nur abends für ihn Zeit hat. Im Teresienhospiz trifft sie Richard, leider ist er auch ein Gast des Hauses und nicht nur ein Besucher. Aus einem begeisterten Bergsteiger ist ein Mann geworden der nur noch wenige Schritte ohne Schmerzen gehen kann. Trotz allem verlieben sich die beiden ineinander. Es ist eine Liebe mit Verfallsdatum. Die beiden gehen offen mit dieser Tatsache um.
Die Geschichte ist bittersüß, sehr traurig zu lesen. Trotzdem hat es Spaß gemacht der Entwicklung zu folgen. Ich habe mich etwas mit Ina schwer getan, sie ist dermaßen durch den Wind, dass sie öfter etwas vergisst und sich ständig am Entschuldigen ist. Eigentlich könnte sie von jedermann Verständnis für ihre Situation erwarten aber sie will es immer allen recht machen. Die anderen Figuren waren eine bunte Mischung. Ein perfekter Großvater, eine nette Nachbarin, eine beste Freundin die sich traut eine eigene Meinung zu haben, ein möglicher Partner der mir irgendwie suspekt war und natürlich Richard ein Mann zum verlieben.
Trotz der vielen Emotionalität die wirklich auf die Tränendrüsen drückt, war es ein gutes Buch. Das Hospiz wird als ein Hort der Zuversicht und Behaglichkeit beschrieben, ich hoffe das es so etwas auch im wirklichen Leben gibt. Die Ansichten die als Grundsätze beschrieben werden würden das Ende des Lebens wirklich erleichtern.