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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1082 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2022
Heimann, Klaus

Blessed Islands (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fesselnde Dystopie mit aktuellem Bezug
Die fortschreitende Klimaerwärmung und deren Folgen haben zu einer Spaltung der Bevölkerung auf der ganzen Welt geführt. Auf der einen Seite die Blessed People, die in streng abgeschotteten Bereichen, den Blessed Islands, leben. Dort gibt es sauberes Wasser, genug zu essen und Energie. Alles ist wohl geordnet.

Der größte Teil der Weltbevölkerung, die Dark People, leben in Dark Island. Dort leben die Menschen in Slums ohne Zukunftsperspektiven, ohne sauberes Wasser oder genügend Nahrung. Gewalt bestimmt in weiten Teilen den Alltag.

Da ist es zwangsläufig so, dass sich Widerstandsgruppen formieren, die gegen diese Ungleichheit aufbegehren. Eine dieser Kampfzellen entführt den Chef der Ideologieabteilung von Blessed Island Ruhr Karl. Der Plan ist, Karl durch einen implantierten Chip zu ihrer Marionette zu machen, um so an Informationen zu kommen, die weitere Aktionen ermöglichen. Zudem soll Karl Diskussionen in ihrem Sinne beeinflussen, um die Blessed People zu einer anderen Haltung gegenüber den Dark People zu bewegen. Der Plan scheint perfekt bis auf den Faktor Mensch.

Zu Beginn des Buches hatte ich die Befürchtung, es würde eines dieser Schwarz-weiß Szenarien. Auf der einen Seite die bösen habgierigen Blessed People, die auf Kosten der Dark People ein privilegiertes Leben führen. Auf der anderen Seite die unterdrückten Dark People, die ohne Bildung und ohne angemessene Lebensverhältnisse vor sich hin vegetieren. Auf den ersten Blick scheint dies tatsächlich so zu sein, aber das Leben und die Menschen sind vielschichtiger und können sich zum Guten oder Schlechtem verändern. Diesen Aspekt macht der Autor auf spannende und unterhaltsame Weise deutlich, in dem er den Leser tiefer in die einzelnen Bevölkerungsgruppen eintauchen lässt.

Besonders gut gefallen hat mir deshalb ein Streitgespräch zwischen Karl und einem seiner Entführer. Beide schildern ihre Sicht der sozialen Verhältnisse und warum das aus ihrer Sicht so ist. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich beiden zustimmen konnte.

Die weitere Entwicklung der Ereignisse ist unglaublich fesselnd. Ich habe um einzelne Beteiligte gebangt, war abgestoßen vom Verhalten der Sicherheitsleute und wütend ob der Sturheit aller Beteiligten.

Das Ende hat mich sehr traurig und auch nachdenklich gestimmt. Der Autor spricht sich in meinen Augen klar gegen Gewalt und Ausgrenzung aus. Nur wenn wir miteinander reden und Verständnis entwickeln , kann es ein gutes Ende geben. Dem stimme ich von ganzem Herzen zu.

Bewertung vom 17.07.2022
Vanek, Tereza

Flucht aus Formosa


ausgezeichnet

Dramatik und große Gefühle
Die niederländische Handelsgesellschaft hat nach der Eroberung Formosas 1663 durch die Chinesen die dort noch lebenden Holländer ihrem Schicksal überlassen.

Emma muss mit ihrem Lebensgefährten vor einen erneuten gewalttätigen Übergriff der Chinesen in die Berge fliehen.

Ihre Schwester Sophie lebt im Palast des neuen Machthabers auf Formosa und wird dem Chinesen Bai Jun als Belohnung zur Frau gegeben. Zu Sophies Überraschung entwickelt sich ein Gefühl von Vertrautheit zwischen ihnen.

Pieter, den die Chinesen Bi De nennen, scheint das beste Los gezogen zu haben. Er wurde auf das chinesische Festland gebracht und lebt dort als angesehenes Familienmitglied, bis er einen unverzeihlichen Fehler begeht. Er verliebt sich in das Dienstmädchen Lanfang, die zum Tode verurteilt wird.

Die Autorin lässt für mich die mir fremde Welt Formosas zum Leben erwachen. Von der ersten Seite an bewege ich mich in der für Europäer exotischen und unbekannten chinesischen Wertegesellschaft. Vieles erscheint aus unserer heutigen Sicht barbarisch, so wie die verächtliche Behandlung der Dienstboten. Gleichzeitig findet ihr Sinn für Kunst, Schönheit und ihre Wertschätzung der Wissenschaften meine Bewunderung.

Dadurch, dass die Autorin die auf Formosa in die Hände der Eroberer gefallenen Holländer in drei verschiedene Lebenssituationen versetzt, werden viele unterschiedliche Aspekte der herrschenden Verhältnisse dargestellt.

Die Missionarstochter Emma muss sich eingestehen, dass ihr Traum, die Ureinwohner Formosas zum christlichen Glauben zu bekehren, sich nicht verwirklichen lässt und es in deren Gesellschaft keine Platz für sie gibt.

Pieter ist mit seinem Leben in relativer Freiheit zufrieden, bis ihn seine Liebe zur gemeinsamen Flucht zwingt. Lanfang war mir sehr sympathisch mit ihrem Pragmatismus und dem steten Bestreben, das beste aus der Situation zu machen.

Etwas von dieser Lebenseinstellung hätte ich mir bei Sophie gewünscht .So sehr ich ihren Wunsch verstanden habe, sich aus ihrer Lage zu befreien, so wenig hatte ich Verständnis für ihre Haltung, nicht auch das gute zu sehen. Das ändert sich, als sie Bai Jun kennenlernt. Ich fand , die Annäherung der beiden wurde wunderbar zart und einfühlsam beschrieben.

Die Geschichte hat mich sehr gefesselt. Sie war unterhaltsam und es hat Spaß gemacht, in eine exotische und fremde Welt einzutauchen. Gleichzeitig gab es eine Fülle von historischen Informationen und ich hatte die Gelegenheit mit den Figuren zu leiden und zu hoffen.

Bewertung vom 16.07.2022
Ulrich, Axel

Koks im Kiel


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Krimi - auch für Nichtsegler
Die Geschichte beginnt am beschaulichen Bodensee mit dem Wunsch, einen Traum zu verwirklichen und endet mit einigen neuen Erfahrungen, die man nicht wirklich machen möchte.

Andre träumt davon mit Segelchartern Geld zu verdienen und dabei seinem Hobby zu frönen. Zuerst scheint ihm das Glück hold zu sein. Er findet eine preiswerte Yacht, die in Antigua vor Anker liegt. Zusammen mit Tonio und weiteren Besatzungsmitgliedern beginnt die Überfahrt nach Mallorca. Dann läuft die Sache aus dem Ruder. Die Yacht wurde von Unbekannten als Transportmittel für Kokainschmuggel missbraucht, was Andre durch Zufall entdeckt. Nach anfänglicher Wut und Ärger sind alle entschlossen, nicht zur Polizei zu gehen, aber dennoch herauszufinden, wer hinter dem Schmuggel steckt. Zuerst läuft mit Hilfe von alten Bekannten von Walzer, Andres Freund und Tonios zukünftigem Schwiegervater, alles , wie geplant.

Dann führen Gier, Selbstüberschätzung und eine Reihe von Fehlern zu einem unglaublichen Chaos mit Morddrohungen, falschen Beweisen und vielen nicht planbaren Zufällen.

Ich hatte zuerst etwas Bedenken , ob der Krimi wohl das richtige für mich ist, da ich nicht der große Segelfan bin, aber die waren schnell ausgeräumt. Der Krimi ist einfach sehr spannend und unglaublich witzig, womit ich nicht gerechnet hatte. Was als gute Idee erscheint, um die Finanzen aufzubessern, entwickelt sich immer mehr zu einer Posse, allerdings mit dramatischen Folgen. Ich fand im Grunde alle Beteiligten - auch die Bösen - mehr oder weniger sympathisch.

Besonders gut gefallen hat mir, der schwäbische Dialekt, der Sinn macht, weil die Schmuggler aus Stuttgart stammen. Schwaben können auch Verbrechen !

Die Erzählweise ist in meinen Augen gelungen. Der Autor bedient sich kurzer Kapitel und Perspektivwechsel, was sowohl die Dynamik als auch die Spannung erhöht.

Ich fand den Krimi sehr fesselnd, weil er für mich die perfekte Mischung aus Spannung und Humor hat.

Bewertung vom 11.07.2022
Kotrschal, Kurt

Der Wolf und wir


sehr gut

Der Wolf gehört in unsere Wälder !
Das Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für die Daseinsberechtigung des Wolfes in unseren Wäldern.

Erst vor kurzem war in unserer Zeitung ein Artikel, in dem unisono von den Landwirten und Jägern die Freigabe des Wolfes zum Abschuss gefordert wurde. Und dies obwohl es bei uns bisher lediglich zwei bestätigte Wolfssichtungen gibt.

Der Autor untermauert mit wissenschaftlichen Zahlen und den Erfahrungen anderer europäischer Länder wie Rumänien oder Polen, wie dieser Forderung jede Grundlage entbehrt. Der Wolf war in unseren Wäldern schon lange vor uns zuhause. Er ist ein wichtiges Regulativ, um das Gleichgewicht der Natur zu gewährleisten. So wäre unser Wildschweinproblem geringer, gäbe es mehr Wölfe. Eine Überpopulation ist nicht zu befürchten, denn ein Wolfsrudel, bestehend aus bis zu 8 Wölfen, benötigt ein Territorium von bis zu 600 Quadratkilometern.

Auch die Aussage, der Wolf sei der Feind der Nutztiere, hält der Autor für nicht überzeugend. Es gäbe wirksame Schutzvorkehrungen für die Herden. Um das Thema abzurunden, geht der Autor auf die Entwicklung des Wolfes zum Hund ein und zeigt Parallelen zwischen beiden Arten auf.

Für mich war die Argumentation überzeugend. Wer Naturschutz und Artenvielfalt will, muss auch akzeptieren, dass Beutegänger wie der Wolf oder Luchs wieder in unseren Wäldern leben. Ich freue mich vorbehaltlos darüber, zeigt es doch, dass unsere Bemühungen unsere Umwelt zu retten, manchmal von Erfolg gekrönt sind.

Bewertung vom 10.07.2022
Marienhagen, Elisabeth

Jahre im Wandel


ausgezeichnet

Die Jahre der Dunkelheit beginnen
1924 Magdalena und ihrer Familie geht es gut. Ihr Bruder Heiner kann endlich seine geliebte Esther heiraten. Doch sind Umbrüche spürbar. Die Nationalsozialisten finden immer mehr Zulauf. Auch in Magdalenas Heimatdorf gibt es glühende Anhänger der Partei. Nach mehreren persönlichen Schicksalsschlägen markiert die Reichspogromnacht den Wendepunkt zur offenen Schreckensherrschaft.

Wieder einmal schafft es die Autorin mich für die Lebensgeschichte Magdalenas und ihrer Lieben zu begeistern. Gekonnt mischt sie persönliche Ereignisse mit denen der Weltpolitik. Dadurch entsteht ein lebendiges und anschauliches Bild der damaligen Lebensverhältnisse der Landbevölkerung und der Auswirkungen der Politik auf sie.

So bekomme ich einen Eindruck davon, was ein längerer Krankenhausaufenthalt bedeutet, wenn man keine Krankenversicherung hat. Das beherrschende Thema ist dieses Mal ohne Frage der wachsende Einfluss der Naziideologie. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin nicht schwarz- weiß zeichnet. So tritt Alphons in die Partei ein, um voran zu kommen, bleibt dabei aber ein aufrechter Mensch. Der Gegenentwurf ist Johann, der Sohn von Magdalenas Ziehschwester Berta, der nicht davor zurückschreckt, sich aktiv an den Gräueltaten zu beteiligen.

Die Geschichte war erneut sehr lebendig dargestellt und zu meiner Freude in der gewohnten unaufgeregten Erzählweise. Die Handlung war informativ, dabei fesselnd und auch berührend und deshalb unbedingt lesenswert.

Bewertung vom 09.07.2022
Kellerhoff, Sven Felix

Anschlag auf Olympia


sehr gut

Was geschah beim Anschlag auf die Olympiade 1972 wirklich ?
Olympia 1972 in München - ein Fest der Freude, der Begegnungen und sportlicher Höchstleistungen. Vor allem soll es ein überzeugender Gegenentwurf zur Olympiade der Nazis 1936 werden. Was als Freudenfest begann, endet in Tod, Blut und Ratlosigkeit.

Ich habe die Spiele als 13jährige am Fernseher mitverfolgt und bin der festen Ansicht, der Autor hat die damals herrschende Atmosphäre der Begeisterung und Erwartung sehr gut dargestellt. Was dann geschah, hat alles ausgewischt.

Der Autor hat akribisch, alle vorhandenen Quellen, so weit sie zugänglich waren, gesichtet und ausgewertet. Amtliche Protokolle, Zeugenaussagen, Zeitungsberichte, Dokumentationen wurden einander gegenüber gestellt, um Gemeinsamkeiten und unwahrscheinliche Abläufe herauszufiltern. Allein diese Sisyphusarbeit hat mich schon sehr beindruckt.

Herausgekommen ist eine minutiöse Darstellung der damaligen Ereignisse, die sich wie ein packender Krimi liest. Im Rückblick bin ich fassungslos , wie naiv und dilettantisch man Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat und Fehlentscheidungen zu einem unvergleichlichen Desaster führten.

Am meisten schockiert hat mich das Verhalten der Presse und die Gaffer, die die schrecklichen Ereignisse wie einen spannenden Spielfilm in die Welt getragen und dadurch jede Aktion seitens der Polizei öffentlich gemacht haben.

Ich finde es gut, dass der Autor sich zwar zu manchem Aspekt kritisch äußert, aber keine Schuldzuweisung vornimmt. Fehler wurden gemacht mit verheerenden Folgen . Das ist unbestritten. Dennoch waren alle Beteiligten der festen Überzeugung, die bestmöglichen Entscheidungen zu fällen , um die Geiseln zu retten. Im Nachhinein fällt es leicht, Fehler zu entdecken und zu benennen.

Das Sachbuch ist fesselnd zu lesen und bietet eine objektive Darstellung der damaligen Vorgängen und deren Folgen.

Bewertung vom 09.07.2022
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Blanche Monet - zwischen Kunst und Verlust
Die elfjährige Blanche ist von Monets Bildern fasziniert, als dieser im Haus ihrer Eltern zu Gast ist. Sie weicht nicht mehr von seiner Seite, um möglichst viel von ihm zu lernen. Als die Firma ihres Vaters für die Familie völlig überraschend bankrott geht, zieht Blanches Mutter mit ihren Kindern zu Monet und seiner Familie. Blanche verliert ihr geliebtes Zuhause und ihren Vater, der sich im fernen Paris nicht mehr um die Familie kümmert.

Blanche lebt von nun an in bitterer Armut. Doch sie hat Monet und seine Bilder, nennt ihn Papa Monet. Sie selbst hegt den innigen Wunsch, selbst Künstlerin zu werden. Monets Schaffen findet langsam Anerkennung und die finanzielle Lage beginnt, sich zu verbessern. Die Familie ordnet sich in allen Belangen Monets Willen unter. Er ist das unumstrittene Oberhaupt

Blanches Lebensweg ist weiterhin durch Verluste geprägt. Zuletzt verliert sie ihren Leitstern Monet. Nach dessen Tod beginnt sie wieder zu malen und findet darin Trost.

Blanches Lebensweg hat mich sehr berührt. Mir war vor der Lektüre nicht bewusst, welch hervorragende Malerin sie war und was für beeindruckende Kunstwerke sie geschaffen hat, die denen ihres Vorbildes Claude Monet ebenbürtig sind. Sowohl Blanche als auch Monet haben mich durch ihr Brennen für die Kunst fasziniert. Dem wurde alles untergeordnet.

Die Jahre in schmerzlicher Armut müssen sehr schwer gewesen sein. Oft wusste die Familie nicht, wie sie Nahrungsmittel beschaffen sollte, da sie ausstehende Rechnungen nicht bezahlen konnte.

Endlich kann sich die Familie ein eigenes Haus in Giverny leisten. Monet gestaltet den berühmten Garten mit dem Seerosenteich. Blanches Vater stirbt, dann die jüngere Schwester und auch die Mutter. Blanche kümmert sich aufopfernd um den trauernden Monet. Blanche habe ich dafür bewundert, zumal ihr das Zusammenleben mit Monet einiges an Verzicht abverlangt hat. Nach Monets Tod nimmt sie die eigene Malerei wieder auf, teilweise mit den selben Motiven wie ihr Vorbild und dies so virtuos, dass selbst Kunstkenner keine Unterschiede erkennen können. Zudem ist es Blanche Verdienst, dass Monets Anwesen für die Nachwelt erhalten wurde.

Das Buch war unterhaltsam und zum Teil sehr anrührend und ich habe durch Blanches Augen auch Monet näher kennengelernt.

Für mich ein absolut lesenswertes Buch, auch dann, wenn man nicht kunstbegeistert ist.

Bewertung vom 03.07.2022
Shteyngart, Gary

Landpartie


gut

Brennglas Corona
Der russischstämmige Schriftsteller Senderovsky versammelt seine Freunde, die er schon seit seiner Jugendzeit kennt, auf seinem Anwesen außerhalb von New York. Gemeinsam wollen sie sich dort vor der Pandemie in Sicherheit bringen und alte Erinnerungen aufleben lassen. Als besonderer Gast kommt ein berühmter Filmstar hinzu. Eine ehemalige Studentin Senderovskys vervollständigt die Gruppe. Was als fröhliche Runde und Schwelgen in alten Zeiten geplant war, entwickelt sich zum Drama.

Mir ging es mit meinem Leseerlebnis ähnlich. Zu Beginn musste ich mehrfach herzlich lachen, während ich Senderovsky bei seinen Vorbereitungen begleite. Manche der Corona-Maßnahmen erscheinen im Rückblick geradezu absurd. Mein Vergnügen wird kleiner mit dem allmählichen Eintreffen der Freunde.

Schnell wird klar, dass hier die Erinnerung mit goldenem Pinsel gemalt hat. Senderovsky ist finanziell am Ende. Die Einladung des Filmstars, den ich nicht sympathisch fand, soll zu einem lukrativen Filmgeschäft führen, um den drohenden Ruin abzuwenden. Senderovskys Frau würde am liebsten alle Anwesenden zum Teufel jagen. Vinod , der an Krebs erkrankt ist, kommt zum sterben aufs Land. Dann gibt es noch die achtjährige Tochter der Senderovskys, die ich einfach nur als anstrengend und überdreht empfunden habe.

Die Anwesenheit des Filmstars ist der Katalysator. Er beginnt eine Liebesbeziehung mit der ehemaligen Studentin. Das löst einen Shitstorm bei seinen Fans aus. Fremdenfeindlichkeit spielt plötzlich eine Rolle. Und so entgleitet mir die Geschichte immer mehr. Als dann noch Traumsequenzen hinzukommen, habe ich den Faden verloren und empfand das Geschehen als langweilig. Am meisten haben mich die Ereignisse rundum Vinod berührt, der so etwas wie Glück findet.

Am Ende der Pandemie verlassen alle das Anwesen. Was mir hier gut gefallen hat, die Beteiligten machen nicht dort weiter, wo das Leben vor der Pandemie aufgehört hat. Es hat auf mich den Eindruck gemacht, als hätten sie einen Läuterungsprozess durchlaufen. Das habe ich als hoffnungsvoll empfunden.

Ich kann nicht verhehlen, dass ich Erleichterung verspürt habe, als ich das Buch zugeklappt habe. Dennoch war der Roman zeitweise für mich unterhaltsam, witzig, spannend und sehr emotional, wenn auch in meinen Augen überfrachtet.

Bewertung vom 03.07.2022
Spelunka, Jan

Zwentibolds Wut


sehr gut

Tod eines Freundes
Nach der ausgelassenen Feier anlässlich des 10. Hochzeitstages wird der Gastgeber Bernd Bödecker am nächsten Tag ermordet aufgefunden. Während der Feier war der Schriftsteller Scharner durch sein aggressives Verhalten aufgefallen. So ist es verständlich, dass er zum Hauptverdächtigen wird. Ausgerechnet Privatdetektiv Andy Mücke wird durch dessen Verteidiger beauftragt, Entlastungsmaterial zu finden. Bald gibt es mehr Fragen als Antworten.

Dies ist nun der zweite Fall, den ich zusammen mit Andy Mücke löse und erneut hatte ich einige unterhaltsame und spannende Lesestunden.

Dieser Fall trifft Andy mitten ins Herz, denn das Opfer war sein bester Freund. Durch die Übernahme des Auftrages kommt es zum Zerwürfnis mit Bödeckers Ehefrau. Ich fand, Andys Zwiespalt wurde sehr gut gargestellt und es erschien mir bewundernswert, dass Andy weiter an dem Fall arbeitet.

Wie es nun mal ist, wenn man im Privatleben anderer Leute stochert, kommen auch unliebsame Wahrheiten ans Licht. Andy Freund war nicht der treue Ehemann, für den er sich ausgab und der Tatverdächtige Scharner nimmt es mit dem Urheberrecht nicht so genau

Zudem kommt immer wieder ein Unbekannter, der sich Zwentibold nennt , zu Wort. Aus seinen Äußerungen kann man entnehmen, dass er der Täter sein könnte. Das hat den Mitmachfaktor erheblich gesteigert, weil ich damit beschäftigt war, alle Beteiligten auf Gemeinsamkeiten mit Zwentibold zu überprüfen.

Die Auflösung des Falles gerät dann recht dramatisch und sorgt nochmals für einen Adrenalinschub.

Was mir angenehm aufgefallen ist, Andys Privatleben hatte auf unterhaltsame Weise seinen Platz in der Geschichte, war aber weniger dominant wie im 1. Fall.

Insgesamt empfand ich den Krimi als gelungene Fortsetzung und er war in meinen Augen lebendig und packend geschrieben.