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Elchi130
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Insgesamt 446 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2020
Suchanek, Andreas

Schicksalskämpfer / Die 12 Häuser der Magie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nic und seine Freunde sind Ines entkommen. Doch im sicheren Haus kommen lediglich Nic und Liz an. Jane und Matt sind verschollen. Zudem gelten sie nun alle als Staatsfeinde Nr. 1 und werden nicht nur von Ines gejagt. Wie sollen sie so Gabriel finden, Ines Treiben ein Ende setzen und das zweite Regnum verhindern?

Die ersten Seiten von „Schicksalskämpfer“, dem zweiten Band der Trilogie „Die 12 Häuser der Magie“ von Andreas Suchanek, kamen mir sehr gemächlich vor im Gegensatz zum ersten Teil „Schicksalswächter“. Doch dieser Eindruck blieb nicht lange erhalten. Denn schnell hat der Autor das Tempo der Geschichte gewohnt angezogen.

Der Erzählstil ist sehr anschaulich und direkt. Der Autor gestaltet auch den zweiten Teil gewohnt abwechslungs- und actionreich. Seine Fantasie kennt keine Grenzen und so bin ich als Leserin immer wieder von den Entwicklungen überrascht, teilweise geradezu überrannt worden. Doch genau dieses Tempo macht den Lesespaß zu einem großen Teil aus. Es passiert immer etwas, was bedeutet, dass keine Längen aufkommen. Des Weiteren bin ich als Leserin stets sehr neugierig darauf, was Andreas Suchanek sich noch ausgedacht hat, um mich zu überraschen. Denn das gelingt ihm regelmäßig. Auch wenn ich nicht immer glücklich über die Entwicklungen in der Geschichte bin, schreibt der Autor sehr spannend und nicht vorhersehbar. Daher könnte ich süchtig nach seinen Büchern werden.

Besonders gerne habe ich das Schicksal von Matt verfolgt. Dieser Handlungsstrang, in dem wir auch den bereits mehrfach im ersten Teil erwähnten genialen Magier Chavale kennenlernen, hat sehr viele Hintergrundinformationen geliefert und war daher besonders spannend. Doch auch die Ereignisse rund um Nic, Liz, Jane, Angelo, Nox und Gabriel sind toll. Obwohl dies erst der zweite Teil ist, habe ich das Gefühl, die Figuren sind mir sehr vertraut und zum Teil habe ich sie schon sehr lieb gewonnen.

Allerdings habe ich manchmal den Verdacht, dass ich mich beim Lesen nicht auf die Logik des Geschehens konzentrieren sollte. Das könnte mir den Spaß an der Geschichte teilweise nehmen. Denn ab und an kommt der Gedanke auf, dass ich mir nicht sicher bin, ob der Aspekt wirklich logisch ist. Lange darüber nachdenken bzw. grübeln mag ich jedoch nicht. Ich lasse mich lieber in weitere Abenteuer hineinziehen.

Fazit: Ein zweiter Teil, der genauso spannend wie der Vorgänger ist und einen sehnsüchtig auf den Abschlussband warten lässt.

Bewertung vom 29.03.2020
Mas, Victoria

Die Tanzenden


gut

Im Mittelpunkt von „Die Tanzenden“ stehen die Menschen in einer Nervenheilanstalt für Frauen in Paris. Hier begegnen wir der langjährigen Oberaufseherin Genevieve. Sie ist nach dem frühen Tod ihrer geliebten Schwester innerlich erstarrt. Die Prostituierte Therese ist mittlerweile seit 20 Jahren Patientin in der Anstalt. Sie möchte auch nirgendwo anders sein. Ganz anders Louise. Sie hofft in Kürze von Jules, einem jungen Mediziner aus der Salpetriere, wie das berühmteste Krankenhaus der Stadt heißt, nach 3 Jahren endlich herausgeholt zu werden. Das immergleiche Leben hinter den Mauern gerät in Bewegung durch die Einlieferung von Eugenie, einer gutbürgerlichen Notarstochter. Sie wird von ihrem Vater hierher gebracht, nachdem er erfahren hat, dass sie mit Toten kommunizieren kann.

Victoria Mas führt die Hauptfiguren sehr lang und ausführlich und damit für meinen Geschmack zum Teil auch sehr langatmig ein. Besonders die Beschreibungen, wenn es um Genevieve und ihr Leben geht, sind sehr detailliert. Dabei ist es egal, ob es um Wertvorstellungen der Oberaufseherin geht oder um die Beschreibungen der Umgebung.

Dazu kommen zum Teil schwer erträgliche Szenen, wenn es darum geht, wie schnell Frauen 1885 und früher in der Salpetriere landen können und wie wenig Hoffnung besteht, dass sie die Nervenheilanstalt jemals wieder verlassen. Die ganze Zeit hatte ich ein beklemmendes Gefühl des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht. Bei den Schilderungen werden teilweise Behandlungsmethoden oder Lebensumstände vorgeführt, die ich nur mit Abscheu lesen konnte.

Dass Eugenie Tote sehen und mit ihnen kommunizieren kann, war für mich sehr befremdlich, sodass ich beim Lesen dieser Szenen zu Beginn meistens nur ein Fragezeichen im Kopf hatte und gar nicht wusste, wie ich diesen Erzählstrang einordnen sollte. Der Gedanke, dass es Menschen gibt, die mit Toten kommunizieren können, ist mir einfach zu irreal. Obwohl mir natürlich bekannt ist, dass es diese spirituelle Richtung in der Avantgarde gab.

Das Ganze führte dazu, dass ich die erste Hälfte des Buches nur mit Widerwillen gelesen habe. Es gab keinen Erzählstrang, der mich interessierte. Geändert hat sich das in der zweiten Hälfte des Buches. Endlich hatte ich den Eindruck, im Buch angekommen zu sein. Wir erleben hier die Entwicklung der Genevieve von einer innerlich erstarrten Person, die funktioniert, zu einem empathischen Menschen, der sich für andere einsetzt und sich selber wieder fühlt. Diese Entwicklung fand ich spannend und interessant. Hier habe ich den Schreibstil, den ich vorher zum Teil hölzern und langatmig fand, als sehr flüssig und kurzweilig empfunden.

Die bessere zweite Hälfte des Buches reicht mir jedoch nicht für eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.03.2020
Wolff, Christina

Die Magier von Paris


sehr gut

Schönes, fantasievolles Kinderbuch

Die Schülerin Claire Delune muss ihr Internat verlassen und wieder in Paris leben, da ihr Vater plötzlich verstorben ist. Nun ist sie die letzte Magierin aus der Familie Delune. Diese Familie befindet sich in einer Rivalität mit der Familie Belleson. Der junge Rafael Belleson ist ebenfalls der letzte Magier seiner Familie. Doch alle Streitereien sind vergessen, als die beiden gegen einen gemeinsamen Gegner, Gargoll, kämpfen müssen…

Christina Wolff hat mit „Die Magier von Paris“ ein schönes Kinderbuch geschrieben. Dieses Buch ist nicht für meine Altersgruppe der 50+ geschrieben worden. Dafür ist die Sprache eindeutig zu schlicht gehalten. Doch ein Kind hat bestimmt sehr viel Freude an diesem fantasievollen Buch. Die Autorin hat tolle Ideen, die Wendungen der Geschichte waren sehr einfallsreich und die Figuren sind sehr liebevoll gestaltet. Dabei ist es egal, ob es sich um die beiden Kinder Claire und Rafael handelt, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, oder um den Familiengeist der Delunes bzw. den Siebenschläfer der Bellesons.

Genau das ist auch der Grund, warum ich trotz meines fortgeschrittenen Alters zwischendurch gerne einmal ein Kinderbuch lese. Ich liebe die Einfälle und die Fantasie, die ich in diesen Büchern finde. Sehr gut hat mir bereits der Prolog gefallen, denn er weckt ganz andere Erwartungen daran, wer im Folgenden gut und wer böse ist.

Ein besonderer Hingucker ist das Cover mit seinen kräftigen Farben und dem Titel, die eine magische Geschichte versprechen. Im Buch selber befinden sich mehrere wirklich toll gezeichnete Bilder, die die Handlung unterstreichen. Als Kind habe ich solche Bilder geliebt und ich bin mir sicher, dass diese den Kindern ebenfalls sehr gefallen werden.

Insgesamt ein sehr schönes Buch, das sich zudem immer wieder mit dem Thema Freundschaft beschäftigt. Es geht genauso um die Freundschaft von Claire und Rafael, wie um die Freundschaft ihrer Väter. Doch ebenso wird die Freundschaft zu dem gemeinsamen Gegner Gargoll angesprochen.

Fazit: Für Erwachsene zu schlicht vom Sprachstil, für Kinder jedoch ein schönes, fesselndes Abenteuer.

Bewertung vom 21.03.2020
Ludwig, Stephan

Unter der Erde


gut

Elias ist zum Geburtstag seines 90-jährigen Großvaters, den er seit seinem 4. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat, eingeladen. Das Dorf Volkow, in dem sein Opa wohnt, liegt tief im Osten, irgendwo im Nirgendwo am Rand eines Tagebaugebietes. Schon bei der Einfahrt zum Ort passiert etwas Ungewöhnliches. Elias verliert die Gewalt über seinen PKW, weil auf dem Boden ein Krähenfuß, wie sie für Straßensperren genutzt werden, lag. Beobachtet wird dieser Unfall von zwei Gestalten, die sich über Walkie Talkies unterhalten…

Schon zu Beginn von „Unter der Erde“ wirft der Autor Stephan Ludwig viele Fragen beim Leser auf und lässt diesen über mehreren Rätseln grübeln. Die Atmosphäre, die er heraufbeschwört, ist mit der in Horrorromanen vergleichbar. Die Stimmung ist düster, unheimlich und unheilverkündend. Die Personen wirken bereits auf den ersten Eindruck ungewöhnlich und schräg. Sie betonen jedoch bei jeder Gelegenheit, dass sie sich alle untereinander helfen und Elias nun dazu gehört.

Das Buch spielt auf drei Ebenen. Wir begleiten Elias bei seiner Geschichte, die er in Volkow erlebt. Verschiedene Ereignisse lösen bei ihm im Laufe der Zeit Flashbacks aus, bei denen er sich an Erlebnisse erinnert, bevor er mit 4 Jahren das Dorf verlassen musste und in ein Heim gekommen ist. Etwa ab der Hälfte des Buches kommt ein Erzählstrang hinzu, der im Jahr 1946 startet und das Entstehen der Geschehnisse im Dorf und den Werdegang von Elias Großvater, Wilhelm, schildert. Die Erzählung in der Jetztzeit wird durch Unterhaltungen der Wachposten per Walkie Talkie aufgelockert.

Die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Erzählung ist spannend, unheimlich, rätselhaft. Als Leserin habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was wohl hinter den Geheimnissen des Dorfes steckt, was dort genau vor sich geht und wer alles involviert ist.

Doch irgendwann hatte ich den Eindruck, dass ich mich in einer riesigen Scharade befinde. Die Erzählung wurde immer unglaubwürdiger und war mir zu abstrus und abgedreht. Mich hat das Ganze an Romane von Fitzek oder Strobel erinnert, die mir auch ab einem gewissen Punkt zu realitätsfern sind. Die Erzählungen, die im Jahr 1946 starten, wirken teilweise erschreckend authentisch. Sie sind jedoch brutal sowie hart und damit schwer zu verdauen.

Zum Ende hin wollte ich nur noch wissen, wie es ausgeht. Habe ich am Anfang des Buches noch gedacht, dass diese Geschichte sich zu einem Highlight entwickelt, ist davon am Schluss nichts mehr übrig geblieben. Die Idee war sehr gut, die Umsetzung leider viel zu überzogen.

Bewertung vom 21.03.2020
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


ausgezeichnet

Ein Virtuose der Choreografie

Hannes bekommt seinen ersten großen Fall als Strafverteidiger übertragen. Er soll einen Polizisten verteidigen, der des Mordes an einem Asylbewerber angeklagt ist. Dieser verbrannte in seiner Gefängniszelle. Sophie ist Rechtsmedizinerin. Sie hat ein Gutachten erstellt, das beweisen soll, dass sich der Tote nicht selber in seiner Zelle in Brand gesetzt hat, wie es ursprünglich behauptet wurde. Die beiden lernen sich kennen und lieben, ohne zu ahnen, dass sie auf verschiedenen Seiten desselben Gerichtsprozesses stehen…

Markus Thiele ist meiner Ansicht nach mit „Echo des Schweigens“ der ganz große Wurf gelungen. Schon der Einstieg in den Roman, der mit dem Schlussplädoyer bzw. mit dem Abbruch desselben startet, sorgt für Spannung. Im Folgenden führt uns der Autor in mehrere Handlungsstränge ein, bei denen sich die Frage stellt, was diese mit dem Gerichtsprozess zu tun haben. Die Frage, die nach und nach immer mehr aufkommt ist, ob diese völlig unterschiedlichen Vorgänge überhaupt einen gemeinsamen Nenner haben.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist, dass diese einzelnen Handlungsstränge zum Ende hin perfekt zusammenlaufen. Alles in der Geschichte fällt punktgenau an seinen Platz. Die Spannung ist regelrecht zu greifen, als nach und nach alles auf seinen Höhepunkt zusteuert. Auch das Zusammenspiel einzelner Szenen, die parallel erzählt werden, ist großartig ausgearbeitet.

Der Autor spielt im Laufe des Buches mit unseren Werten und Einstellungen. Damit regt er uns zum Nachdenken an über den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit und die Frage, was richtig und was falsch ist. So hat Sophie ganz klare und unumstößliche Ansichten, was für sie Recht und Unrecht bedeutet. Diese gelten jedoch plötzlich nicht mehr, als ihre Perspektive sich ändert. Und genau an diesen Punkt kommen wir als Leser/in auch immer wieder. Wir haben unsere Meinungen, die durch Brüche in der Handlung plötzlich überprüft werden, bis wir uns eingestehen müssen, dass es meistens kein einfaches schwarz oder weiß gibt.

Für mich auf jeden Fall ein Highlight in diesem Jahr und ein Autor, von dem wir hoffentlich noch mehr zu lesen bekommen.

Bewertung vom 21.03.2020
Frennstedt, Tina

Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1


ausgezeichnet

Tess ist die Chefin eines Ermittlerteams, das Cold Cases bearbeitet. Als ein Serienvergewaltiger nach einer Ruhephase wieder anfängt Frauen zu überfallen und zum Teil auch zu töten, führen die Spuren zu dem ungeklärten Verschwinden eines 19-jährigen Mädchens vor ca. 17 Jahren. Die Umstände dieses Verschwindens konnten niemals geklärt werden. Wird es Tess und ihrem Team gelingen, diese beiden Verbrechen jetzt aufzuklären?

Das Geschehen wird auf mehreren Ebenen geschildert. Da ist zum einen Tess und ihr Team, welches die Ermittlungen aufnimmt. Dann treffen wir auf den Vergewaltiger und werden mit seinen Taten konfrontiert. Zudem gibt es noch Einschübe aus dem Jahr 2002. Hierbei erleben wir das damalige Geschehen aus Opfersicht. Dann gibt es noch einzelnen Szenen, in denen Zeugen und Verdächtige des Cold Case zu Wort kommen. Die Schilderungen der heutigen Taten sind spannend und gehen unter die Haut, ohne dass Tina Frennstedt zu sehr ins Detail geht. Ebenso sind die Szenen aus dem Jahr 2002, in denen Annika, das verschwundene Mädchen, zu Wort kommt, sehr eindrücklich. Denn wir als Leser/innen wissen ja, dass ihr etwas Schreckliches passieren wird.

Das Ermittlerteam besteht aus sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, was die Darstellung der Arbeit abwechslungsreich und interessant macht. Die Autorin führt die Personen zu Beginn ausführlich ein. Dabei hatte ich oft den Eindruck, dass sie Filmszenen beschreibt. Deshalb war mir am Anfang des Buches der Szenenaufbau oft zu lang und damit zu langatmig. Nach der Einführung hat sich das jedoch gegeben und das Gefühl hat sich bei mir zerstreut. Ebenso ist das Privatleben zu Beginn der Geschichte für mich zu ausführlich geraten, was unnötige Längen produziert hat. Doch auch hier ist es so, dass ich im Laufe der Geschichte, die Schilderungen des Privatlebens ansprechend fand.

Das Buch war für mich ein Pageturner, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die beiden Ermittlungen haben mir sehr gut gefallen und waren genau nach meinem Geschmack. Ein wenig schade fand ich, dass mir schon sehr früh klar war, wer für das Verschwinden von Annika verantwortlich war.

Doch für den ersten Teil einer Reihe fand ich das Buch sehr gut und spannend. Nun freue ich mich auf das Erscheinen des zweiten Teils.

Bewertung vom 18.03.2020
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


weniger gut

Es passiert mir einfach zu wenig

Tomas Piety kehrt mit seiner Einheit aus dem Krieg zurück in seine Heimatstadt. Hier war er der Unterwelt-Herrscher über ein ganzes Viertel. Nun muss er jedoch feststellen, dass sich während seiner Abwesenheit andere seine Geschäfte unter den Nagel gerissen haben. Kurzerhand beschließt er, dass die „Pious Men“ wieder zurück sind und sich wieder holen, was ihnen vor dem Krieg gehörte…

Tja, und damit ist schon gut beschrieben, worum es in dem Buch geht. Das finde ich inhaltlich einfach zu wenig für ein ganzes Buch. Wir erleben den Aufbau einer Gang und wie diese sich etabliert. Vergleichbar ist das Ganze wohl mit einer Mafia-Organisation, die Fuß fassen bzw. ihr Gebiet zurück erobern will. Das gesamte Buch liest sich für mich wie der Beginn einer Geschichte.

Was ich jedoch vermisst habe, ist das Element, warum dieses Buch im Genre Fantasy angesiedelt ist. „Priest of Bones – Kampf um den Rosenthron“ spielt in einer fiktiven Welt und hin und wieder taucht eine magiebegabte Person auf. Doch an einen Fantasyroman erinnert das Buch beim Lesen nicht.

Die Beschreibungen von Peter McLean sind sehr eindrücklich. Als Leserin hatte ich eine gute Vorstellung von den Straßen in Ellinburg. Die Atmosphäre ist sehr düster und gewalttätig. Der Autor kann zudem packend schreiben. Die Geschichte wird aus der Sicht von Tomas Piety, der Hauptperson, erzählt. Wir begleiten seine Gedanken und seinen unentwegt stattfindenden Monolog. Dadurch lernen wir ihn sehr gut kennen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil seine Motive offengelegt werden und seine Handlungen dadurch stets nachvollziehbar sind. Doch leider reicht der gute Schreibstil alleine nicht, um einen guten Roman zu schaffen. Dazu gehört für mich eine erzählenswerte Geschichte. Die hier hätte mit wenigen Sätzen erzählt werden können und benötigte nicht über 400 Seiten.

Bewertung vom 18.03.2020
Meyer, Kai

Serafin. Das kalte Feuer / Merle-Zyklus Bd.4


sehr gut

Ein Feuerwerk guter Ideen

Serafin ist illegaler Schlammsammler in Venedig. Er sucht in der trockenen Lagune im Schlamm nach Schätzen, wenn sich in der Neumondnacht das Wasser aus der Lagune zurückzieht. Während so einer Nacht findet er Merle und Junipa in der Lagune neben einem alten Spiegel. Während Merle von Schlammsammlern zum Obersten der Gilde der Glasbrenner gebracht wird, gelingt ihm mit Junipa die Flucht in die Spiegelwelt…

Für mich ist „Serafin Das kalte Feuer“ das erste Buch aus dem Merle Zyklus von Kai Meyer. Zu Beginn hatte ich ein wenig Sorge, ob ich das Buch wirklich ohne Kenntnis der drei vorher erschienen Bücher verstehen kann. Aber ja, das geht. Der Autor erklärt immer wieder Eigenheiten der Welt aus dem Zyklus und erläutert zum Teil Geschehnisse aus den vorherigen Büchern. Er flechtet diese Erläuterungen ganz geschickt in den Ablauf der aktuellen Ereignisse ein, sodass der Lesefluss dadurch nicht gestört wird.

Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich immer wieder ins Staunen geraten bin, weil der Schriftsteller tolle Ideen hat, auf die ich niemals gekommen wäre. Doch Kai Meyer ist so ein Autor. Sein Buch wartet immer wieder mit überraschenden Einfällen auf, die so klasse sind, dass ich mir wünschte, ich selber hätte so eine übersprudelnde Fantasie. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten oder Begegnungen am Rande, zum Teil jedoch auch Einfälle, wie das ganze Konzept des Universums, in dem dieses Buch spielt.

Die Figuren sind sehr liebevoll ausgearbeitet. Manche Personen wie Merle, Junipa und Serafin muss man einfach gerne haben. Andere, wie die Widersacherin von Merle dagegen verabscheuen. Und doch schafft der Autor es auch hier, dass wir uns beim Lesen hinterfragen, ob die Guten wirklich gut und die Bösen wirklich böse sind.

Die Geschichte selber ist zudem spannend und so geschrieben, dass man als Leser/in nur so über die Seiten fliegt. Bevor man es richtig realisiert hat, kommt auch schon der Showdown und das Vergnügen ist vorbei. Im Gegensatz zu manch anderem Leser kann ich mich nun jedoch noch auf die ersten drei Teile des Merle Zyklus freuen. Denn lesen werde ich sie bestimmt in der nächsten Zeit.

Bewertung vom 16.03.2020
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


ausgezeichnet

Gutes Buch aus dem New Adult Bereich

Teagan lebt fürs Streamen, wenn sie am PC sitzt und spielt. Nur dann hat sie das Gefühl, wirklich das zu tun, was sie machen will. Aus diesem Grund will sie nach der Schule unbedingt Game Design studieren. Doch ihr Vater hat andere Pläne mit ihr… Parker ist ein bekannter Gamer, der eine riesige Gemeinschaft an Followern hat, die ihm beim Spielen am PC zusehen. Eines Tages begegnen sich die beiden bei einem gemeinsamen Spiel und nach und nach entwickelt sich aus dem gemeinsamen Spielen noch so viel mehr…

Bianca Iosivoni hat mit „Feeling close to you” einen New Adult Roman geschrieben, der aus der Masse der Bücher in diesem Bereich positiv herausragt. Das Buch ist zum Großteil kurzweilig und humorvoll geschrieben. Das gelingt ihr zum einen durch die Kommunikation von Teagan und Parker über Chats und SMS/Whatsapp. Hier wird mit Emojis und Frotzeleien der beiden Schreiber gearbeitet. Die Chatkommunikation wirkt genauso, wie wir sie auch führen könnten. Zum anderen entwirft sie viele tolle Figuren, die mir als Leserin schnell ans Herz wachsen. Neben einer starken Hauptdarstellerin in Form von Teagan und einem sehr liebenswerten Gegenpart namens Parker, hat sie eine WG geschaffen, in der jede einzelne Person so ist, dass die Leserin sich unbedingt eine eigenen Geschichte zu jeder dieser Personen wünscht. Das Lesen macht über weite Teile des Buches einfach sehr viel Spaß.

Erst im letzten Drittel des Buches verliert sich diese Freude und Leichtigkeit ein wenig. Die Autorin baut einen für dieses Genre üblichen Konflikt ein. Diesen hätte es für meinen Lesegenuss nicht gebraucht. Im Gegenteil, er hat dem Buch viel von seiner Leichtigkeit und Schönheit genommen.

Nichts desto Trotz sticht dieses Buch positiv aus den vielen Büchern, die jedes Jahr im Genre der Liebesromane erscheinen, heraus und ist sehr lesenswert.

Bewertung vom 13.03.2020
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


gut

Für Fans von Brunetti und Montalbano

Commissario Morello wird aus seiner Heimat Sizilien nach Venedig versetzt, da die Mafia seine Ermordung befohlen hat. Doch in Venedig ticken die Uhren anders und er muss sich gewaltig umstellen, wenn er hier bestehen will. Zudem sind seine Mitarbeiter ebenso wenig über seine Versetzung erfreut wie er selber. Kaum in Venedig angekommen, geschieht ein Mord und nun wird sich zeigen, ob er sich an seiner neuen Arbeitsstätte behaupten kann…

Beim Lesen ist mir sofort das ausgeprägte italienische Flair des Buches aufgefallen. Ich musste an die Bücher von Donna Leon und Andrea Camilleri denken. Immer wieder dreht sich alles um die Schönheit der Städte und das gute Essen. Auf den ersten Blick erscheint alles freundlich und sonnig. Erst auf den zweiten Blick tuen sich die Abgründe des menschlichen Daseins auf.

Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo bedienen sich in ihrem ersten gemeinsamen Buch „Der freie Hund“ eines aktuellen umweltpolitischen Themas, welches Venedig und viele andere Städte weltweit bewegt: Sie werden von Touristen überschwemmt, seitdem Kreuzfahrten zu einem Massenphänomen geworden sind, das sich jeder leisten kann. Nicht nur fallen die Touristen wie Heuschrecken in diese einzigartige Oase, die Venedig darstellt, ein. Auch die Schiffe selbst schaden dieser Stadt, die im Wasser gebaut ist und vernichten sowohl die Bauwerke als auch den Untergrund, auf dem Venedig errichtet wurde. Diese umweltpolitische Katastrophe belegen die beiden Autoren mit interessanten Fakten und Zahlen.

Genauso, wie sie einen spannenden Einblick in die Verflechtungen der italienischen Politik mit der Mafia liefern. Über vieles davon habe ich noch nie nachgedacht und mir war bislang auch noch nicht klar, wie sehr die Mafia ihre Interessen bereits bei der Wahl ihrer Politiker durchsetzt.

Die Darstellung der Auswirkungen von Massentourismus und der Verknüpfung von Politik und Verbrechen sind die Bereiche, die das Buch interessant gemacht haben. Denn über weite Teile wirkt die Handlung eher seicht und oberflächlich. Das Buch ist vergleichbar mit den Büchern über Commissario Brunetti bzw. Commissario Montalbano. Wir begleiten Commissario Morello immer wieder auf ausgedehnten Streifzügen durch Venedig und die kulinarische Landschaft Italiens.

Die Erwartungen, die ich als Leserin an einen politischen Krimischreiber wie Wolfgang Schorlau gesetzt habe, waren sehr hoch. Dabei fehlte mir in diesem Buch die von ihm bekannte Tiefgründigkeit und der politische Biss. Lediglich bei der Beschreibung der Beziehung zwischen Politik und Mafia, habe ich diese gefunden.

Fazit: ein massentauglicher Krimi, der sich gut im Urlaub am Strand lesen lässt.