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Anett H.
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Insgesamt 474 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2019
Finnek, Tom

Schuldacker / Tenbrink und Bertram Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Schuldacker“ von Tom Finnek habe ich als ebook mit 332 Seiten gelesen. Diese sind in fünf Teile eingeteilt, wobei die Geschichte von Sonntag bis Donnerstag spielt. Es ist der dritte Fall für Heinrich Tenbrink und seinen Partner Maik Bertram im Münsterland. Das Buch kann zwar ohne Kenntnis der vorherigen Teile gelesen werden, da es ein abgeschlossener Fall ist, aber die Entwicklung der Kommissare ist buchübergreifend.
Obwohl Paul Winterpacht einen jungen Mann totgeschlagen hatte, bekam er, für alle unfassbar, nur eine Bewährungsstrafe. Zwei Wochen später war er tot. Schnell ist die Familie Aukema in Verdacht, dessen Sohn Winterpacht erschlagen hat. Die Aukema‘s sind stark gläubig und wirken sehr ehrlich. Aber bei den Ermittlungen dürfen Tenbrink und Bertram nicht einen unter der Leiche gefundenen Zettel mit kaum lesbaren Zahlen und Zeichen vergessen.
Es tauchen aber auch weitere Verdächtige auf. Man hat den Eindruck, dass von den jungen Leuten jeder eine Beziehung mit den selben Mädchen hatte und jeder mit jedem verwandt oder verschwägert ist, so dass Tenbrink und Bertram oft in den selben Familien zu unterschiedlichen Personen Fragen stellen müssen, was die Ermittlungsarbeit natürlich recht langwierig machte und die Leser immer wieder hinters Licht führt.
Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen. Die Ermittler kennt man ja schon von den Vorgängerbüchern. Tenbrink ist inzwischen zum Kriminalrat befördert worden und leitet vorübergehend das KK11, danach soll er einen Schreibtischjob bis zur Pensionierung erhalten. Gesundheitlich geht es ihm etwas besser, aber Aussetzer hat er immer noch ab und zu, auch das „laute Denken“ ist geblieben. Ohne seinen Kollegen Bertram wäre er manchmal ziemlich aufgeschmissen. Die beiden wohnen inzwischen in einer Art Wohngemeinschaft zusammen und sind privat und dienstlich ein prima Team.
Bertram hat indessen seine eigenen Probleme mit einem alten Fall, der für ihn noch nicht abgeschlossen ist. Außerdem ist die Stimmung zwischen ihm und der Staatsanwältin Martina Derksen etwas angespannt. Seine Unruhe macht sich auch manchmal bei der Arbeit bemerkbar. Gerade bei den Mennoniten zeigt er wenig Verständnis für deren Lebensweise und wird sogar beleidigend. Mit den sprachlichen Eigenheiten der Münsteraner hat Bertram auch so seine Schwierigkeiten und Tenbrink muss übersetzen. Das finde ich recht lustig.
Und nicht zu vergessen ist Locke, der immer wieder zur Erheiterung beiträgt und im Büro ganz schön verwöhnt wird.
Die Geschichte ist sehr spannend, mit vielen Verwirrungen und mit dem Ende hätte ich nicht gerechnet. Durch den guten Schreibstil war auch ein zügiges Lesen möglich.

Bewertung vom 04.10.2019
Pieper, Tim

Stille Havel


ausgezeichnet

„Stille Havel“ von Tim Pieper habe ich als Taschenbuch des emons Verlages gelesen. Es hat 333 Seiten mit 56 Kapiteln. Es ist der 4. Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben und sein Team in der Havelregion.

Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt.
In der Gegenwart wird Helmut Lothroh tot im Park von Sanssouci aufgefunden. Er war Kunstsachverständiger. Bei den Ermittlungen werden in seiner Wohnung Bilder von verschiedenen Gebäuden gefunden und ein Gemälde einer verschleierten Frau. Die Recherchen führen Toni dann zur Villa Helström, eines der Gebäude auf den Fotos. Marie Helström erzählt ihm von dem Konzern ihrer Familie, sie wirkt etwas schutzbedürftig und Toni macht hoffentlich keinen Fehler. Bei einer weiteren Befragung ihres Vaters stellt sich heraus, dass es Zusammenhänge zwischen dem Toten und der Firma gibt.
In der Vergangenheit wird von Lydias Leben ab 1938 berichtet. Diese geht von zu Hause weg, um dem tristen Dasein zu entkommen. Sie arbeitet sich bis zum Film hoch und dreht in den Ufa-Studios. Während des Krieges hat sie noch einen Gönner gefunden, der ihr zu vielen Hauptrollen verhilft. Dabei ist sie nicht zimperlich und ziemlich egoistisch.
Weitere kurze Abschnitte gibt es aus Sicht des Täters.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Zeitabschnitte um Lydia und ihre Freundschaft mit einer bekannten Familie fand ich besonders interessant.
Die Handlungen sind sehr vielschichtig und verzweigt. Es werden unterschiedliche Motive und Verdächtige präsentiert, die immer auf die falsche Fährte führen. Dadurch bleibt die Geschichte immer spannend.
Gut fand ich, dass bei Lydia’s Geschichte nicht der Krieg im Vordergrund stand, der wurde nur am Rande und situativ erwähnt. Erst bei der Aufarbeitung der Geschehnisse spielte er wieder eine Rolle.

Auch die Charaktere sind sehr verschieden. Toni selbst ist trockener Alkoholiker, seine Frau hat ihn verlassen und sein Sohn lebt in Amerika. In der Staatsanwältin Caren Winter hat er eine Verehrerin gefunden, aber auch Marie Helström zieht ihn in seinen Bann. Für wen wird er sich entscheiden?
Außerdem scheint er recht gutmütig zu sein. Obwohl es in seinem Team kriselt, greift er nicht sofort ein und denkt, das wird schon wieder. Gerade sein ITler Phong ist, seit er sich sehr eiweißhaltig und von blutigem Fleisch ernährt, schwer zu ertragen, besonders für Gesa, die mehr mit ihm zu tun hat als Toni. Er ist aufgedreht, anmaßend und sogar frech. Letztendlich findet Toni doch noch eine Lösung für das Problem.

Durch den guten Schreibstil konnte ich zügig lesen, auch die Beschreibungen der Gegenden und Gebäude fand ich sehr anschaulich.
Das Cover wirkt auf mich eher beruhigend mit dem stillen See, auch wenn die aus dem Wasser ragenden Äste anderes vermuten lassen könnten.

Bewertung vom 30.09.2019
Benecke, Mark

Mein Leben nach dem Tod


ausgezeichnet

„Mein Leben nach dem Tod“ von Mark Benecke, erschienen im Lübbe-Verlag, habe ich als ebook gelesen.
Wer Mark Benecke kennt, kann diesen kauzigen Menschen nur interessant finden. Bei all seinen Projekten, Vorträgen und seiner Arbeit als Forensiker stellen sich öfter die Fragen, wie er das alles meistert und vor allem, wie er dahin kam. Und nun gibt er endlich einen Einblick in seinen Werdegang. Das Buch fällt verhältnismäßig knapp aus, jedoch sind alle nennenswerten Fakten enthalten. Es ist, wie alle seine Bücher, so geschrieben, wie er spricht. Die Wörter fliegen dahin, die Seiten blättern sich von selbst. Was kann ein Mensch in einem Leben alles schaffen? Sehr viel mehr als er wohl kaum. FBI, Body Farm, Aufbau von Forensik-Instituten in mehreren Ländern, Insekten, Vampire, Politik, Tattoos, kurze Abstecher in die Gesangs- und Schauspielwelt. Ein spannender Mix, der in dieser Biographie wundervoll zur Geltung kommt. Mit viel Witz und Charme kann er auch heikle Themen lesenswert darstellen. Wer ihn kennenlernen möchte oder ihn schon kennt und mehr wissen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten.
Seiner Meinung nach ist sein Leben ganz normal, er ist ein bescheidener Veganer mit autistischen Tendenzen, der „nicht arbeitet“ und nur seinem Hobby nachgeht, sich keine Gedanken über nicht änderbare Dinge macht, sich mit Respekt und Würde für die Menschen einsetzt, für die das Leben vorbei ist, um herauszufinden, was ihnen passiert ist ohne eine Wertung zwischen den Guten und den Bösen vorzunehmen. Seine Eltern hatten einen großen Anteil an seiner Entwicklung, sie haben ihn einfach machen lassen und ihn bei seinen Interessen unterstützt, die sich schon recht früh herausstellten.
Insgesamt finde ich, dass Mark Benecke ein genialer und interessanter Mensch ist. Und ich bin sicher, die Geschichte von Alexander von Humboldt’s Orinoko-Papagei wollen nach dem Buch auch alle hören.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2019
Skybäck, Frida

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse


ausgezeichnet

„Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse“ von Frida Skybäck, erschienen vom Insel Verlag, habe ich als Taschenbuch gelesen. Es hat 541 Seiten, die in 41 Kapitel eingeteilt sind, diese sind mit Wochentag und Datum überschrieben.
Charlotte ist eine junge Witwe, die in Schweden lebt. Der plötzliche Tod ihres Mannes hat sie ziemlich aus der Bahn geworfen und nun steht sie allein mit ihrer Firma da. Dann bekommt sie auch noch die Nachricht, dass sie von ihrer verstorbenen Tante eine Buchhandlung in London geerbt hat. Damit ist sie komplett überfordert. Sie fährt hin, um sie schnellstens zu verkaufen. Aber dann ändert sich alles. Sie lernt die freundliche Mitarbeiterin Martinique kennen, ebenso die eigenwillige Sam und den im Haus lebenden Schriftsteller William. Und natürlich den guten Geist des Hauses, Kater Tennyson. Obwohl sie schon mit dem Anwalt über den Verkauf gesprochen hat, fällt es ihr immer schwerer, den Laden aufzugeben. Außerdem hat sie in den Hinterlassenschaften ihrer Tante alte Fotos gefunden, auch von ihrer verstorbenen Mutter. Charlotte hatte ihre Tante nie kennengelernt und ihre Mutter hat nie über die Vergangenheit gesprochen. Was ist da passiert? Sie will dem Geheimnis auf die Spur kommen.
Zwischendurch gibt es Kapitel, die in das Jahr 1982/1983 zurückreichen. Darin wird über die Schwestern Sara und Kristina erzählt, die von Schweden nach London gegangen sind und dort ein neues Leben aufbauen wollten.
Es ist eine ganz wunderbare Geschichte, mit vielen tollen Charakteren. Charlotte ist anfangs recht unbeholfen, da sie kaum mal ein Buch gelesen hat und nun einen ganzen Laden voll besitzt. Dazu kommen noch einige sprachliche Probleme. Aber sie meistert das alles super.
Martinique ist das Urgestein im Laden, eine super freundliche, sympathische Frau. Aber privat hat sie so ihre Probleme. Ihre pubertierende Tochter Angela hat sich von ihr zurückgezogen und von ihrer Schwester Marcia wird sie ausgenutzt. Marcia ist eine unmögliche, egoistische, manipulative Person, die ihre Schwester als billiges Kindermädchen missbraucht.
Sam hat ihre eigene Art, mit den Menschen umzugehen. Sie ist noch jünger und flirtet mit allem, was ihr unterkommt. Meistens ist sie ziemlich ruppig, aber richtig böse sein kann man ihr nicht.
Die beiden Frauen leben nur für die Buchhandlung und zusammen mit Charlotte versuchen sie alles, um den Laden zu retten.
Dann gibt es noch den gutaussehenden William, der versucht, seine Schreibblockade zu überwinden, er wohnt über dem Laden und zahlt fast keine Miete.
Alle zusammen sind eine eingeschworene Gemeinschaft, die immer zusammenhält, auch in schweren Zeiten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist genau die richtige Geschichte für Leseratten und Buchliebhaber.
Und das Cover passt prima dazu. Eine schöne Buchhandlung mit Katze, London und Themse. Was will man mehr.

Bewertung vom 11.09.2019
Büchel, Karin

Das Wäldchen


gut

„Das Wäldchen“ von Karin Büchel, erschienen im Verlag Edition Lampertz, habe ich als Taschenbuch mit 222 Seiten und 24 Kapiteln gelesen.
Im beschaulichen Beuel passiert kaum etwas, aber an diesem Tag werden menschliche Knochen im Wald gefunden. Für Kommissar Wiili Wipperführt und seinen Kollegen Berger beginnt eine Arbeit, die fast ausschließlich aus dem Sichten alter Vermisstenfälle besteht. Eine kleine Auflockerung war die tote Frau auf dem Friedhof und der tödliche Unfall vor dem Friedhof. Das war aber schnell geklärt und hatte mit den Knochen nichts zu tun.
Das Buch wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Zu Beginn verschwindet Nora, die jüngere Schwester von Jenny. 27 Jahre später werde Knochen gefunden. Jetzt erfährt man, wie Jenny's Leben seither verlaufen ist, was ich sehr dramatisch und traurig fand. Dann ging auch noch ihre seltsame Beziehung mit Wolle auseinander und sie lernt einen sehr netten Mann kennen, der sich plötzlich auch von ihr zurückzieht, als sie von ihrer Schwester erzählte.
Es gibt kursive Rückblicke aus Sicht eines jungen Mannes, der als Versager von seinen Freunden bezeichnet wurde und sich beweisen wollte, dass er keiner war. Das ging dann aber auch schief. Auch gibt es kurze Szenen über Nora's damalige Situation.
Dann taucht Willi's erste große Liebe Heidrun plötzlich auf und es funkt wieder zwischen ihnen. Bis Heidrun von ihrem Cousin erzählt. Und letztendlich gibt es noch Thomas, einen alten Freund von Willi, der ihm von einer seltsame Beichte erzählte.
Es ist ein gekonnter Handlungsaufbau, bei dem zum Schluss alle Fäden zusammenführen. Die Geschichte ist eher ruhig erzählt. Sie hat mir gut gefallen, aber besonders spannend fand ich sie nicht. Bei der Durchsicht der Akten wurde viel über einzelne Fälle gesprochen, was nicht relevant war. Auch gab es zu viele Gespräche oder Philosophiererei zwischen Willi und Berger.
Die Charaktere sind gut beschrieben, die meisten fand ich sympathisch. Die Kollegen auf dem Revier verstehen sich sehr gut und es erscheint schon fast familiär zu sein. Der Schreibstil ist gut und einfach gehalten, sodass ein zügiges Lesen möglich war. Das Cover gefällt mir sehr gut, ein Foto mit Totenkopf und Knochen mit einer Büroklammer versehen, das wirkt schon geheimnisvoll.
Alles in Allem ein ruhiger, unblutiger, gemächlicher Krimi mit guter Handlung und interessanter, nachvollziehbarer Aufklärung.

Bewertung vom 04.09.2019
Born, Leo

Brennende Narben / Mara Billinsky Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Brennende Narben“ von Leo Born hat 388 Seiten auf meinem Reader, die in 4 Teile und 79 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 3. Fall mit Mara Billinsky.
In Frankfurt wird die Edelprostituierte Denise ermordet. Auf der Autobahn wird ein Transporter mit Menschen durch eine Bombe in die Luft gesprengt. Mara bekommt einen anonymen Tipp über eine Drogenlieferung und auch eine Warnung, dass der „Wolf“ in der Stadt ist. Der geheime Informant hat noch weitere hilfreiche Tipps für Mara.
Außerdem versucht sie immer noch, den früheren Staatsanwalt Grigoleit zu sprechen wegen des Mordes an ihrer Mutter. Aber der blockt weiterhin ab und droht sogar, rechtliche Schritte gegen sie einzuleiten. Da scheint etwas vertuscht zu werden, was auch ihr umtriebiger Vater weiß. Erst ganz langsam nach und nach erfährt sie mehr.
Also wieder viel zu tun für sie und ihr Team. Im Fall Denise ist schnell ein Verdächtiger gefasst. Dieser war jedenfalls für mich eine Überraschung.
Dann gerät Mara in den Fokus des „Wolfes“. Wie sich heraus stellt, ist er kein Unbekannter.
Es wird zu einem sehr persönlichen Fall für Mara, da sie endlich den Mörder ihrer Mutter finden und überführen will. In diesem Buch erfährt man auch etwas mehr über ihren Vater, Edgar Billinsky, und die Vergangenheit der Familie.
Außerdem ergibt sich für Mara eine interessante persönliche Beziehung, mit der man eher nicht gerechnet hätte.
Dienstlich ist sie wieder die bekannte Alleingängerin, streift unermüdlich nachts durch die Gegend, beobachtet und fragt. Und hat sich natürlich weitere Feinde gemacht.
Mit Jan Rosen hat sie zwar inzwischen einen angenehmen Kollegen gefunden, aber er ist für den Außendienst eher zu ängstlich und zweifelt auch selbst an seinen Fähigkeiten als Polizist. Bis er nach guter Mara Art nachts durch die Stadt streift und eine tolle Rettungsaktion im Alleingang durchzieht, was ihm endlich den Respekt des Chefs und der Kollegen einbringt.
Es ist wieder ein typischer Mara-Billinsky-Thriller, von Anfang an spannend, mitreißend, eigenwillig.
Auch das Cover mit der Krähe passt wieder perfekt zu den Vorgängern.