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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2020

Christo and Jeanne-Claude. Updated Edition


ausgezeichnet

‚Ich mache lediglich Kunst, ich entscheide nicht, was sie bedeutet‘ – sagte Christo selbst

Mit dem 2019 herausgegebenem Werk erweitert der Taschen-Verlag seine Reihe der all-umfassenden Werkbetrachtungen.
Grenzenlos ist der Inhalt dieser Zusammenstellung über das Schaffen der Künstlereinheit Jeanne-Claude & Christo. Die Beiden setzten sich mit objects trouvés, selbst hergestellten Objekten und den weltweit bekannten Installationen über jegliche politischen und theoretischen Grenzen hinweg. Mit all diesen Arbeiten beschäftigt sich der Band sehr ausführlich.

Worum geht es eigentlich?
Welche Absicht steckt dahinter?
Es ist die Intensität der Wahrnehmung, die beispielsweise durch das Verhüllen eigentlich bekannter ‚Objekte‘ hervorgerufen wird – ‚so geheimnisvoll wie verpackte Geschenke, Mumien, versiegelte Briefe oder Striptease.
Althergebrachte Sehgewohnheiten werden auf den Kopf gestellt. Es werden neue Beziehungen zu einem vertrauten, aber der Alltagsgewohnheit wegen nicht mehr wahrgenommenen Gegenstand oder einer ganzen Umgebung aufgebaut. Trotz der kurzen Verweildauer der Arbeiten im öffentlichen Raum (i.d.R. zwei Wochen) bleiben die Eindrücke und verbinden das anders-Erlebte im Nachhinein mit der Realität.
Menschenmassen erlaufen sich die Ereignisse, entspannen, schlendern, treffen und unterhalten sich, berühren und spüren das von JC & C bewusst ausgesuchte rauschende Material, erleben die Stimmung, die Farbe und deren Reflexion.
Alles aus Prinzip kostenlos. Denn JC & C nahmen generell keine Fördermittel aus öffentlicher oder privater Hand an und finanzierten ihre Kunst vollständig aus Vorstudien, Zeichnungen, Collagen, Lithographien, Modellen und durch den Verkauf von früheren Werken (Packages), Postkarten und Postern.
Bemerkenswert, das JC & C stets großen Wert darauf legten, dass durch den `Eingriff in städtische und ländliche Umgebungen` nichts auf Dauer verändert wurde. Das verwendete Material wurde teilweise verkauft. Oder recycelt, teilweise, soweit das im Sinne von JC & C möglich war, wiederverwendet. Umweltverträglichkeitsgutachten – erstmals in der Geschichte der Kunst - halfen, ihre Großprojekte zu realisieren.


Freuen dürfen sich seine Fans auf die posthume (Christo starb am 31. Mai 2020 in New York, 11 Jahre nach JC) Realisierung der Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris. Eigentlich geplant für 2020, aber auf Grund von Covid19 voraussichtlich auf die Zeit zwischen dem 18. September bis 3. Oktober verschoben.
Die letztem 30 Seiten schließen mit einem Interview aus dem Jahre 2009 zwischen Paul Goldberger und JC & C. Gefolgt von einer Biographie, einer Zusammenstellung der Museen, die seine Werke ausstellen, einer Liste der Ausstellungen, Filme und Videos sowie dem obligaten Index.
Erneut ein TASCHEN-Werk in gewohnt gewichtiger Form. In herausragender Druckqualität und ebenso herausragender Aufmachung (Papier, Bindung, Buchbändel etc.).
Wie meist dreisprachig und auch in diesem Fall würdig in der äußeren Gestaltung der Transport- und Aufbewahrungsschachtel – natürlich zumindest angedeutet verpackt.

Vielleicht wäre das Werk auch mit weniger Bilder ausgekommen.
Allerdings hätte man als Leser und Betrachter nicht den Eindruck gewonnen, zu Hause wirklich alle Werke von Jeanne-Claude und Christo gesehen zu haben – mit dabei gewesen zu sein.

Bewertung vom 30.08.2020
Gräfen, Helmut

Microsoft Teams


ausgezeichnet

Die Betonung beim Buchtitel liegt auf PRAXIS

Der Ansicht des Autors „Ich gehe davon aus, dass auch nach der Corona-Krise die Besprechungskultur in Unternehmen eine andere sein wird und dass MS Teams die Kommunikation und die Kollaboration in den Firmen nachhaltig verändern wird.“ So steht es auf Seite 11. Fünf Seiten weiter steht die Aussage „Entscheider unterschätzen Die Komplexität der Implementierung von MS Teams jedoch oft.“
Beidem muss man sich in vollem Umfang anschliessen.

MS Teams wird DAS Tool werden, um die Teamarbeit in einem Unternehmen zu realisieren. Und somit den Erfolg des Unternehmens unterstützen. Was jedoch im Idealfall einen gewissen Schulungsaufwand der Mitarbeiter voraussetzt. Dieses Praxis-Buch unterstützt zumindest das Verständnis dessen, was MS Teams ermöglicht, wie und wo der Einsatz des Programmes Sinn macht (kurz gesagt: überall da, wo zwei oder mehr Menschen mit der gemeinsam zu erarbeitenden Lösung von Aufgaben beschäftigt sind. Also im Team arbeiten.)
Helmut Gräfen hat dieses Buch auf der Grundlage seiner dreijährigen praktischen Erfahrung als Berater und Trainer mit dem Thema MS Teams geschrieben. Was dem Buch auf jeder Seite deutlich anzumerken ist. Hier schwebt keiner von jetzt auf nachher im siebten Himmel der Datenverarbeitung. Sondern die aufgeführten Beispiele, Einsatzszenarien, die von MS Teams genutzten Begriffe („Was bitte ist ein Kanal..??“ oder „Was lässt sich eigentlich mit den diversen Apps von MS Teams erledigen…??“)) werden in verständlicher Umgangssprache erklärt, verdeutlicht. Dazu noch mit sehr vielen Screenshots illustriert.
Das umfangreiche Stichwortverzeichnis ermöglicht die gezielte Suche nach Antworten auf eine aufgetauchte Frage. Wobei im Stichwortverzeichnis ein Fehler ist: bei Begriff ‚Power Automate‘ steht ‚siehe Flow‘. Blöd nur, dass das Stichwort ‚Flow‘ fehlt…

Abgesehen von diesem ‚Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau‘ gilt für das ganze Buch: egal, ob es um das Zusammenspiel zwischen MS Teams und SharePoint, MS Teams und OneNote, Outlook, Besprechungsplanung, Emojis oder sonst was geht – Helmut Gräfen erklärt alles.
Von den verschiedenen MS Teams Versionen über die Planung und Konzeption, Regalaufstellung(en) bis hin zu den zahlreichen Menu-Optionen lässt der Autor nichts aus. Wobei er zu Beginn seines Buches aber gleich darauf hinweist, dass MS Teams ein sehr dynamisches Programm ist. An dem Microsoft permanent arbeitet, Verbesserungen implementiert, Änderungen vornimmt. Das kann hin und wieder im Wochenrhythmus geschehen. Sollte sich also bei der praktischen Arbeit das eine oder andere Menu, das eine oder andere Dialogfenster etwas anders zeigen als im Buch dargestellt, ist das weder dem Autor noch dem Verlag anzulasten. MS Teams lebt einfach.

Ob Schule, sonstige Bildungseinrichtung, KMU oder grosses Unternehmen, riesiges Unternehmen, MS Teams wird ebenso wie alle anderen Bestandteile von MS Office Quasi-Standard werden. Das Buch ermöglicht es, sich dem Standard erfolgreich zu nähern.

Bewertung vom 30.08.2020
Talaron, Sven;Becht, Sabine

Ostseeküste Reiseführer Michael Müller Verlag, m. 1 Karte


gut

377 Kilometer Küste

Mit der Angabe ist die sogenannte Außenküste Mecklenburg-Vorpommerns gemeint. Also die Bereiche, die zur offenen Ostsee weisen. Werden die buchtenreichen Binnenküsten auch hinzugerechnet, kommt man auf insgesamt 1.945 Kilometer. Genug, um einen erlebnisreichen Urlaub zu verbringen.

Wo, wie, wann? Was gibt es zu sehen, zu erleben? Wo kann man sein Haupt betten, von Klappbett unterm Zeltdach über preiswert bis luxuriös? Wo kann man nicht nur den Hunger stillen, sondern gut bis sehr gut essen gehen? Wie lassen sich die Kids beschäftigen?

Kurzum: wo gibt es was?

Auf all diese Fragen gehen die beiden Autoren ausführlich ein. An einigen Stellen auch auf die Zeit der Nazi-Diktatur. Wie zu erwarten Peenemünde mit der Entwicklung und Produktion der V1 und V2 unter Leitung des SS-Sturmbannführers Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun. Für die Produktion "arbeiteten Tausende von KZ-Häftlingen, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen, viele verloren dabei ihr Leben. . Dass von Braun von den barbarischen Praktiken während des Baus seiner Raketen nichts gewusst haben soll, ist nicht nur unglaubhaft, sondern nachweislich falsch. Dass er nicht zur Verantwortung gezogen wurde, verdankt er den Amerikanern." (Zitat Seite 299).
Die Planung und der Bau des über vier Kilometer langen KdF-'Urlaubsparadieses' Prora auf Rügen bekommt ebenfalls etwa eineinhalb Seiten Text ab. Einschliesslich der Feststellung "Der Denkmalschutz wurde zum Steuersparmodell.". (S. 199)
Löblich ist die auf Seite 308 zu findende, von der Gestaltung her deutlich zu erkennende Warnung "Achtung, Phosphor!". Immerhin wurden in der Ostsee ungefähr 40.000 Tonnen Waffen wurden verklappt. Es wird geschätzt, dass diese chemische Munition rund 15.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe enthielt. Darunter auch der im Sinne des Wortes brandgefährliche weiße Phosphor. Der nach dem Zerfall der Metallumhüllung der Waffen an die Stände gespült und dort für den begehrten Bernstein gehalten werden kann...
Über die Zeit der Ostseeküste als Urlaubsziel der Bürger der 'DDR' ist bedauerlicherweise keine Silbe zu finden. Ebenso wenig wie über fremdenfeindliche Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen. Weswegen die Autoren die fünf Kilometer vom beschriebenen Seebad Ahlbeck ins benachbarte Świnoujście, dem ehemaligen Swinemünde und Świnoujścieselbst aussen vor gelassen haben, erschliesst sich nicht so ganz. Auch bei zumindest einer Hotelangabe haben sie sich trotz Neuauflage 2020 vergallopiert: das Steigenberger Hotel Stadt Hamburg (S. 37) existiert so wie angegeben nicht mehr. Das Haus nennt sich jetzt Vienna House Stadt Hamburg Wismar.

Nichtsdestotrotz wird die statistisch betrachtet beliebteste Ferien- und Urlaubsregion Deutschlands ausführlich (s.o.) gut lesbar und lesenswert beschrieben. Einschliesslich geschichtlicher Aspekte, die vor der Zeit des 'Dritten Reiches' liegen. Mit vielen wie von den Reiseführern des Michael-Müller-Verlags gewohnt Farbfotos, kommentierten Kartenausschnitten. Hie und da auch Wandertipps, Hinweise auf lohnenswerte Radtouren. Dem Reiseführer liegt eine Landkarte im Massstab 1:400.000 bei.

Bewertung vom 29.08.2020
Kraus, Uwe

WordPress 5 - Das Praxisbuch


ausgezeichnet

Neu-Auflage 2020 --> deutlich überarbeitet und erweitert

In der neuen Auflage ist die Seitenzahl um deren 40 gestiegen. Im Klartext, es sind jetzt rund 470 lesenswerte Seiten geworden. Komplett in Farbe und mit zahllosen Screenshots illustriert. Auf denen der Autor alles von, alles, was mit dem Programm realisierbar ist. Eben alles über WordPress. Das Kapitel mit der Thematik Search Engine Optimization (kurz SEO, also Suchmaschinenoptimierung) ist von zwei Seiten Umfang auf 17 (!) angewachsen. Auch das Einfügen von Social Media Buttons sowie die Bedeutung/Wichtigkeit von Facebook, Instagram, Pinterest, Snapchat, TikTok, Flickr, Twitter, Tumlr, Xing, LinkedIn, SlideShare, YouTube, Vimeo, Reddit, Vero, WhatsApp wird erläutert.
Der Autor geht auch auf die Möglichkeiten ein, wie mit einem guten Blog Geld verdient werden kann. Wobei er die juristischen Fallen, in die man unwissentlich stolpern kann, nicht vergisst.

Alles andere, von Installation, optimaler Einrichtung, Themes, Umgang mit Bildern, Kommentare, Newsletter, PlugIns, die für einen seriösen Blog überlebensnotwendigen Backups. Dass diverse PlugIns zwecks funktionaler Erweiterung von WordPress nicht zu kurz kommen, das ist bei einem Praxisbuch selbstverständlich. Ebenso wie die wichtigen rechtlichen Aspekte eines Blogs, die es unbedingt zu beachten gilt, soll Ärger vermieden werden.

Nicht nur die vielen deutlichen Screenshots machen das Buch lesenswert. Sondern und besonders auch die vielen Tipps aus der Praxis für die Praxis. Einschliesslich der rechtlichen Aspekte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2020
Geschke, Linus

Tannenstein / Born-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

An manchen Stellen etwas langatmig und dennoch hochspannend

Bei aller Zwiespältigkeit zum einen wegen der manchmal etwas langatmigen Beschreibungen, zum zweiten wegen der recht detailliert beschriebenen Grausamkeiten ist der Thriller ein Thriller. Der es sich nicht nur zum Ziel gesetzt hat, den in manchen Fällen zu hinterfragenden Sinn eines hemmungslos ausgenutzten Rechtsstaates zu beleuchten. Stichworte 'Recht und Gerechtigkeit' beziehungsweise Selbstjustiz.

Der Thriller von Linus Geschke ist wie die anderen Krimis von ihm bestens recherchiert. Zumindest, was die beschriebenen Örtlichkeiten anbelangt. Mit einer Ausnahme: eine Ortschaft Tannenstein lässt sich im ganzen Internet nicht finden. Der Rest stimmt. Von A bis Z. Ob Linus Geschke die Möglichkeit hatte, ebenso intensiv in den Reihen der Russen-Mafia zu recherchieren und dennoch mit dem Leben davon zu kommen, das sei mal dahin gestellt.

Auf jeden Fall ist das, was er über die Aktivitäten dieser Organisationen und wie er es beschreibt, mehr als nur vorstellbar: der Handel mit jungen Frauen aus dem ehemaligen Ostblock. Mit falschen Versprechungen in den 'goldenen' Westen gelockt. Dem Untergang gewidmet.

Der Schreibstil ist stellenweise krass, aber das ist wohl den Fakten geschuldet. Auf der anderen Seite gelingt es Linus Geschke immer wieder die Stimmung einer Landschaft oder die Stimmung Berlins, das, was die Faszination Berlins für viele ausmacht, treffend einzufangen.

Der nächste Geschke-Krimi wartet bereits darauf, gelesen zu werden...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2020
Schröder, Thomas

Oberbayerische Seen


ausgezeichnet

Chiemsee, Starnberger See, die kennt jeder - aber Grubsee, Barmsee, Pilsensee?

Thomas Schröder hat sich als Reisejournalist mit bisher vierzehn veröffentlichten Reiseführern einen hervorragenden Namen gemacht. Mit diesem Buch kehrt er aus den südeuropäischen Ländern Spanien, Italien, Griechenland in mehr heimatliche Gefilde zurück. Wie es der Titel schon zum Ausdruck bringt, in den Freistaat Bayern.

Auf die von ihm gewohnte Weise mit ausführlichen Beschreibungen und den angenehm zu lesenden Schreibstil. Illustriert mit vielen wenn auch dem Buchformat geschuldet kleinen, aber Lust auf die beschriebenen Regionen weckenden Farbfotos. Mit Tipps für Wanderungen, Bademöglichkeiten, Lokale, Unterkünfte. Eben all dem, was einen guten Reiseführer ausmacht.

Der Autor gibt nicht nur hierzu jede Mange Informationen. Er macht ebenso topografische Angaben über Fläche, Tiefe, Ausdehnung), Wasserqualität, Schiffsverkehr, Anreise mit öffentlichen Verkehrsmittel. Auch das Umland der Seen mit ihren Schlössern, sehenswerten Kirchen, zu erwandernden Naturschutzgebieten lässt er nicht aussen vor. Auch Radfahrer finden einige Tourenvorschläge. Die entsprechenden Kartenausschnitte mit den zu bewandernden, beradelnden Wegen sind vorhanden. Die grösseren Seen sind dabei aufgeteilt beschrieben in ihr Ost- und Westufer.

Geschichtliche Ereignisse, allen voran die Spekulationen um den Tod des Märchenkönigs Ludwig II, werden natürlich ebenfalls vorgestellt.

Eines habe ich vermisst, weil er ja eigentlich omnipräsent ist: Fonsi, sprich Alfons Schuhbeck. Nach seiner Bundeswehrzeit in einer Feldküche begann er seine Karriere als Spitzenkoch im Kurhausstüberl in Waging am See. Leider hat dieses Thema keinen Platz gefunden. Vielleicht weil Fonsi dort nicht mehr kocht, das Lokal fehlt komplett. Was natürlich auch an der Qualität der Produkte, die aus der Küche kommen, liegen kann. Ist jetzt nichts weltbewegendes, wäre aber nett zu lesen - in so einem für die Michael-Müller-Reiseführer typischen gelb unterlegten Kasten mit Nebenbei-Infos.

Ansonsten: ein ausführlicher, ein schöner Reiseführer. Wer an einem schönen Sommersonnentag schon mal am Walchensee mit seinem intensiv türkisblauen Wasser war, fragt sich schon: wozu Karibik?

Bewertung vom 28.08.2020
Braun, Ralph-Raymond

Südschwarzwald Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Eine der schönsten Regionen Deutschlands einschliesslich einer 'Ecke' der Schweiz...

Schluss mit dem Langweiler-Image. Schluss mit dem (Vor-) Urteil, der Südschwarzwald sei nur etwas für Rentner und pensionierte Beamte in Kniebundhosen und Karohemd.

Das stellt dieser Wander-, Stadt-, Landschafts-, Reise-, Kultur-, Geschichts-, Restaurant-, Hotel-, Pensionen-, Fremdenzimmer- und teilweise auch Mountainbikeführer unter Beweis. Viel Neues, Unbekanntes und Bekanntes. Manches fehlt unverständlicherweise, manches gehört eigentlich nicht zum Schwarzwald. Der Kaiserstuhl hat ja mit dem von zahlreichen Tannen bedeckten schwarzen Wald nichts zu tun. Er, der Kaiserstuhl, wird hier aber netterweise ebenso erwähnt samt einigen Weindörfern und schönen Städtchen wie Breisach, Emmendingen wie das wirklich schöne Basel. Die Basler werden sich bedanken, wenn sie als Schwarzwälder bezeichnet werden...

Im Falle Kaiserstuhl und Breisach vermisst man dann allerdings ein paar Hinweise auf die Bademöglichkeiten in manchen Baggerseen Richtung Kaiserstuhl, Breisach oder im Rheintal ein paar Kilometer südlich von Freiburg. Der Burkheimer Baggersee in der Nähe des im Buch erwähnten Vogtsburg beispielsweise. Oder der Flückinger See im Seepark, der Opfinger See, der Niederrimsinger Baggersee, der Tunisee, der Rimsinger oder der Hartheimer Baggersee.

Abgesehen von diesen kleineren Mängeln ist der Reiseführer so, wie es die Titel des Michael-Müller-Verlages meist sind: leicht und locker zu lesen, informativ, aktuell, jede Menge Tipps für alles Mögliche. Restaurants, Kneipen, Shopping, Wanderungen, Museen und so weiter. Schöne, wenn auch des Taschenbuchformates recht kleine Farbfotos, Auszüge aus Stadtplänen und Wanderkarten, alles ist vorhanden.

Bewertung vom 26.08.2020
Wigand, Achim

München MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Ja mei, des is magic!

So steht es auf Seite 41 unten. Allerdings ohne Ausrufezeichen. Wobei dieser Stadtführer das Ausrufezeichen absolut verdient.

Locker geschrieben. Amüsant zu lesen. Gespickt mit aktuellen Informationen zu allem Möglichen. Übernachten. Essen. Shoppen. Museen besuchen. Stadtrundgänge deren zwölf, nicht nur die Kaufingerstrasse zwischen Stachus und Marienplatz mit ihren Allerweltsläden wie H&M, Saturn, Douglas und wie sie alle heißen. Sondern Glockenbachviertel, Olympiapark, Lehel, Bogenhausen, Haisdhausen etc. Die Tour Nummer 8 "An der Isar" darf dann ebenso wenig fehlen wie die Vorort-Schlösser und das Münchner Umland.

Schöne, wenn auch dem Buchformat geschuldet kleine Farbfotos lockern den Text weiter auf. Die einzelnen Touren verfügen jeweils über einen kommentierten Auszug aus dem Stadtplan. Wer München samt der Öffis komplett im Überblick haben möchte findet einen beigelegten Stadtplan mit Straßenverzeichnis.

München mit Kindern, München mit dem Fahrrad, gezielt einen Biergarten, eine Wirtschaft, ein Spitzen-Restaurant suchen und besuchen? Steht alles im kategorisierten Verzeichnis am Ende des Stadtführers drin. Einschliesslich Seitenverweis, wo genauere Informationen im Hauptteil des Stadtführers zu finden ist. Wie Adresse, Öffnungszeiten und Telefonnummer.

Nach meiner Ansicht ebenso lobenswert: Tour Nummer 5 trägt den Titel "Das 'braune' München". Hier geht es um Münchens dunkle Vergangenheit als "Hauptstadt der Bewegung", von Hitler anno 1935 so bezeichnet. Georg Elser, dessen Namen im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die Nazi-Diktatur so oft übergangen wird, die Geschwister Scholl ('Weiße Rose') und die damit zusammen hängenden Fakten werden dem Leser auf immerhin drei Seiten ebenfalls erläutert.

Das Resümee: das Buch lohnt sich für Alle, die München kennen lernen und nicht nur zum FCB, auf die Wiesn oder zu H&M wollen. Auch für Eingeborene.

Bewertung vom 24.08.2020
Bußmann, Michael;Tröger, Gabriele

Berlin MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Von „KaDeWe“ bis „JotWehDeh“

Aufgeteilt in 13 Zu-Fuss-Touren durch die verschiedenen Bezirke von Berlin zuzüglich des Kapitels "Janz weit draussen", eben "JWD" mit Erläuterungen zu Köpenick (leider ohne Heinz Rühmann), Müggelsee, Lichtenberg, Hohenschönhausen, Spandau, Dahlem oder Grunewald, alles dran, alles drin. Inklusive Wannsee und Potsdam.

Schon im laufenden Text des Stadtführers wimmelt es nur so von Tipps zu allem Möglichen. Essen und Trinken, Übernachtungsmöglichkeiten, Shoppinghinweisen und auch Sehenswertem abseits der Spaziergänge. Geschätzt sind es pro Tour drei bis vier Seiten solcher Tipps. Für jede der beschriebenen Touren gibt es den kommentierten Auszug aus dem Stadtplan. Was bedeutet, dass ein Verlaufen oder Verpassen der aufgeführten Sightseeing-Punkte fast unmöglich ist. Für diejenigen, die lieber mit geneigtem Kopf durch Berlin laufen und es bevorzugen, sich die Monumente auf dem Display ihres Smartphones anstatt im Original anzuschauen: auf der Internetseite des Verlages wird auch eine entsprechende App angeboten. Kostenfrei.

Auf den letzten fast 100 Seiten geht es unter dem Motto 'Nachlesen & Nachschlagen' um eher allgemeine Infos. Zur Stadtgeschichte, zu Veranstaltungen, Nachtleben oder Ankommen. Schön ist die in den Neuauflagen der CityFührer des Michael Müller Verlages durchgängig eingehaltene Auflistung der im eigentlich Stadtführerteil erwähnten Lokale, Einkaufsmöglichkeiten, Hotels etc.. Ebenfalls im 'Anhang' zu finden und dort nach Themen zusammen gefasst. Inklusive einem entsprechenden Seitenverweis, wo die ausführlichere Beschreibung im Flietext zu finden ist.

Ein beigefügter Stadtplan im Massstab 1:17.500 inklusive Strassenverzeichnis und Streckenplan der U- und S-Bahnen, leider immer noch auf nicht sonderlich strapazierfähigem Papier gedruckt, runden den Stadtführer ab.

Der Schreibstil von Gabriele Träger und Michael Bussmann ist leicht und locker zu lesen, dennoch sehr informativ. Immer wieder mal fällt eine typisch Berliner Namensgebung für ein Gebäude, eine Region. Dabei auch einige eher ungeläufige wie "Ulbrichts Protztängel" für den Fernsehturm.

Mit einer Aussage haben sich die beiden Autoren den momentanen Informationen wohl vertan: sie sind der Meinung, dass es in Berlin 11 Karstädte gäbe. Einige davon werden wohl aus Kostengründen und des Drucks der Einkäufe via Internet.
Bei einer Textstelle haben sie sich total vergriffen: in dem Teil, in dem sie vieles über die Geschichte Berlins und damit logischerweise auch über die Nazi-Zeit berichten, schreiben sie "Hitler, der mittlerweile unter Amphetamin stehende Wackeldackel [...]". Wer sich etwas intensiver mit der Geschichte Deutschlands seit dem Deutsch/Französischen Krieg 1870/71 und ganz besonders mit der deutschen Geschichte in den Jahren der Nazi-Diktatur beschäftigt, kommt ganz sicher zu einer anderen Bezeichnung denn "Wackeldackel"...

Dies sind die zwei einzigen Stellen, bei denen etwas negative beziehungsweise sehr negative Kritik angebracht ist. Ansonsten ist der Stadtführer aus dem Michael Müller Verlag top-aktuell, informativ, schön zu lesen.

Die des Buchformates wegen kleinen Farbfotos vermitteln schon in der Planungsphase eines Hauptstadtbesuches einen Eindruck davon, was zu erwarten ist, was man sich auf jeden Fall anschauen sollte, anschauen möchte, erleben will.

Bewertung vom 22.08.2020
Geschke, Linus

Und am Morgen waren sie tot / Jan Römer Bd.2


ausgezeichnet

Wir lesen uns! Wie wahr!

Wir lesen uns!

So die letzten drei Worte im Nachwort. In dem Linus Geschke einige Erklärungen zu seinen hervorragenden Recherchen, deren Ergebnisse in seinen Krimi eingeflossen sind, abgibt.

Diese Recherchen sind derart gut, dass man sich beim Lesen in die reale Landschaft und die heute noch vorhandenen Überreste des 'Westwalls' und der Ardennenschlacht am Ende des Zweiten Weltkrieges versetzen kann. Einschliesslich der NS-Ordensburg Vogelsang, einiger Bunkeranlagen, den teilweise auch heute noch verlassenen Dörfern. Bis hin zur Verwendung der deutschen Wehrmachts'wunder'pille Pervitin („Panzerschokolade“, „Stuka-Tabletten“, oder auch „Fliegermarzipan“ genannt) oder dem Verlauf einiger Strassen in Köln, den Rheinbrücken sowie Landschaft und Strassen in der Eifel.
Die Handlung ist natürlich fiktiv. Aber auch hier fliesst immer wieder die Realität wie beispielsweise die Morde des NSU ein.

Dank des Schreibstils von Linus Geschke lesen sich die knapp 400 Seiten sehr flüssig, die Zeit vergeht wie im Flug. Die Wechsel von Handlungsort zu Handlungsort gehen nachvollziehbar ineinander über. Man verliert nie die Zusammenhänge.

Mein erster 'Geschke' war ein Zufallstreffer. Und was für einer! Die weiteren 'Geschkes' warten darauf, gelesen, nein, verschlungen zu werden.