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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 524 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2019
Lesweng, Markus

How to Kill Yourself daheim


sehr gut

"How to kill yourself daheim" beinhaltet kurze und unterhaltsame Anekdoten über außergewöhnlich gefährliche Orte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von A wie Atomkraftwerk bis Z wie Zugbrücke ist alles dabei. Dementsprechend umfasst es ein breites Spektrum an Themen wie Umwelt, Umweltsünden, Sport, Politik und vieles mehr.

Der Autor beschreibt informativ, aber auch humorvoll, was so besonders, interessant oder auch potentiell tödlich an bestimmten Orten ist. Beispielsweise führt er zu Deponien, in denen Chemikalien oder andere hochgiftige Stoffe gelagert werden und klärt über anspruchsvolle Kletterrouten, faszinierende Tauch- oder Base-Jumping-Spots auf. Er geht aber auch auf politisch explosive Orte ein. Untermalt wird das Ganze durch eine Vielzahl an Photographien, die jede Anekdote nochmal abrunden. Außerdem wird jeder Ort auch nach Spannung, Gefahr und Familienfreundlichkeit bewertet (5 Punkte System).

Der Schreibstil ist kurzweilig, ein wenig salopp, dennoch lehrreich und sehr humorvoll. Man muss diese Art und Weise aber mögen, da der Humor nahezu tiefschwarz und teilweise auch ziemlich provokativ ist.

Gelungen fand ich ebenfalls das Inhaltsverzeichnis und die Karten von Deutschland, Österreich und der Schweiz, welche einen Überblick darüber geben, wo sich welcher Ort genau befindet.

Für mich ein gelungenes Buch für Zwischendurch, das ganz witzig daher kommt, aber wahrscheinlich nicht jeden Geschmack treffen wird.

Bewertung vom 20.11.2019
Bernard, C. E.

Palace of Blood - Die Königin / Palace-Saga Bd.4


sehr gut

Rea ist eine Magdalena. Diese können durch bloße Berührung in den Geist der Menschen eindringen und ihn manipulieren. Im Königreich England sind daher Berührungen jeglicher Art verboten, Magdalenen werden gejagt, eingesperrt und letztendlich in den Wahnsinn getrieben. Dies ist aber nicht überall auf der Welt so. Der französische Hof der Farben und generell Frankreich stellt das komplette Gegenteil zum Weißen Hof Englands dar. In England wird nur schwarz und weiß getragen und dabei muss nahezu jeder Zentimeter der Haut bedeckt sein, um bloß nicht in Versuchung zu geraten oder die Gefahr zu bannen sich versehentlich zu berühren. In Frankreich darf man sich kleiden wie man möchte, möglichst bunt sollte es sein, farbliche Bänder schmücken Extremitäten oder Rumpf. Hier macht man sich die Fähigkeiten der Magdalenen zu Nutzen, sie arbeiten beispielsweise in Krankenhäusern und dürfen sich öffentlich bekennen ohne verfolgt zu werden. Dies möchten Rea und Kronprinz Robin zusammen mit ihren Freunden und der Rebellion auch für England erreichen. Sie selber und auch die anderen Menschen sollen in Freiheit leben können und denken, sagen, anziehen und berühren können, was oder wen sie möchten.

Dieser finale Teil knüpft direkt an die nervenaufreibenden Ereignisse des letzten Bandes an. Die unbewaffnete Rebellion wird in England durch die Ritter niedergeschossen und es scheint, dass nur ein Wunder die Anhänger der sogenannten „Feuerschwester“ retten kann. Tatsächlich erhalten sie Hilfe von unerwarteter Seite: Die Weiße Königin greift ein und lässt ihren entrückten Ehemann ermorden, um selbst zu regieren. Zu lange hat sie sich klein machen lassen, zu lange hat sie geschwiegen. Doch nicht alle sind mit dieser Lösung einverstanden und so entbrennt ein Kampf um den Thron.

Schön fand ich, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurde. So erfährt man häppchenweise von jedem Mal etwas: Rea, Robin, Liam, Die Weiße Königin, Madame Hiver, der Fähnrich und von einigen anderen. Für mich macht es das Ganze noch spannender und vielschichtiger, auch wenn ich doch gerne ein wenig mehr von Rea gelesen hätte. Aber diese Art der Erzählung zeigt eben, dass sie alle ihren Anteil an der Rebellion und den Ereignissen haben. Insgesamt waren alle Charaktere wieder toll ausgearbeitet und man konnte im Prinzip jede Handlungsweise nachvollziehen, wenn auch nicht unbedingt gut heißen.

Nach einem aufregenden Anfang, in dem ziemlich viel Schlag auf Schlag passiert, plätschert die Story eher ruhig daher. Das empfand ich aber nicht als schlimm oder langweilig, die Charaktere haben sich ein etwas ruhigeres Fahrwasser auf jeden Fall verdient. Thematisch geht es hier eher um den Umgang mit Freiheit, Selbstbestimmung und die Frage, wie man bestimmte Wünsche und Forderungen der Rebellion umsetzen kann. Insgesamt liest sich das Buch wie einen ziemlich langen Epilog, bei dem wirklich die meisten Fragen zufriedenstellend geklärt werden. Am Ende eröffnet sich sogar noch die Möglichkeit und Grundlage für ein Spin-off.

Interessant waren auch die „Exkurse“ in den menschlichen Geist, die hier eine größere Rolle gespielt haben. Diese waren irgendwie ein wenig abstrakt, dennoch aber verständlich, besonders und auch sehr schön dargestellt. Mir hat schon im vorherigen Band gut gefallen, dass die Fähigkeiten der Magdalenen mehr im Vordergrund gestanden haben.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite hat mich auch dieser Teil wieder überzeugt. Szenario, Handlung, Charaktere, Spannungsbogen, Idee und Umsetzung sind einfach toll und immer noch etwas völlig neues und innovatives. Es passiert immer etwas und es gibt einige Wendungen, die völlig unerwartet kamen. Für mich ist „Palace of Blood“ definitiv ein würdiges Ende und ich bin froh, dass C.E. Bernard auf den Wunsch und das Drängen der Leser dieser geplanten Trilogie noch einen vierten Band geschenkt hat.

Bewertung vom 20.11.2019
James, Marlon

Schwarzer Leopard, roter Wolf / Dark Star Bd.1


weniger gut

Der Sucher hat eine sogenannte „Nase“, das heißt er kann Personen, die er einmal gerochen hat, auch über weite Entfernungen aufspüren. Daher erhält er den Auftrag einen Jungen zu finden, welcher vor drei Jahren verschwunden ist. Unterstützung erhält er dabei zwar von verschiedenen Seiten, wird aber auch immer wieder mit verschiedenen „Wahrheiten“ konfrontiert.

Leider hat mir die Geschichte bei Weitem nicht so gut gefallen wie erwartet. Die Thematik klang für mich so toll. Es handelt sich hier um ein afrikanisch anmutendes Szenario, in dem es eine Vielzahl mysteriöser und übernatürlicher Wesen gibt: Hexen, Vampire, Gestaltwandler, Menschenfresser, Dämonen und viele mehr. Auch die Tatsache, dass mit Tolkien, „Game of Thrones“ und „Black Panther“ geworben wurde, hat meine Erwartungen enorm gesteigert. Diese wurden allerdings nicht erfüllt.

Für mich war dieses Buch an den meisten Stellen zu langatmig, zu verwirrend und zu brutal. Der Schreibstil war zwar bildgewaltig, teilweise poetisch und metaphorisch, also definitiv etwas ganz besonderes und nichts, was man „mal eben so“ liest. Dennoch konnte er mich im Zusammenhang mit der Geschichte und der Umsetzung nicht überzeugen. Anhand der Tatsache, dass das Buch bei Heyne Hardcore verlegt wurde, kann man erahnen, dass es hoch hergehen wird. Die Sprache war aber sowas von vulgär und obszön, dass es für mich einfach too much war. Wie schon gesagt, gab es außerdem sehr viele blutige und brutale Szenen: Kämpfe, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen. Außerdem explizit beschriebene Sexszenen. Erwähnt wurden auch oft der Geschlechtsverkehr mit Kindern oder Tieren.

Bis der Sucher tatsächlich auf die Suche nach dem Jungen geht, vergehen gut und gerne an die 200 Seiten. Dabei handelt es sich sozusagen um eine Art Vorgeschichte wie er von zuhause weggelaufen ist, wie er zum Sucher wurde und wie er bestimmte Personen kennenlernte. Geschildert wird das Ganze übrigens vom Sucher selber, der seine Geschichte dem „Inquisitor“ darlegt und das auf eine ausschweifende und detaillierte Art und Weise. Besonders sympathisch ist er einem im ganzen Buch über nicht, aber im letzten Teil dreht er völlig durch. Es geschehen im Verlauf nämlich einige Dinge, die einen persönlichen Rachefeldzug auslösen. Auch die anderen Charaktere, von denen er berichtet, sind nicht unbedingt Sympathie-Träger.

Positiv hervorzuheben ist die Aufmachung des Buches: Das Cover ist mal was anderes und passend zum Inhalt. Die Geschichte ist in verschiedene Teile gesplittet, vor jedem Teil gibt es eine Karte des jeweiligen Standorts. Außerdem gibt es ein Personen-Verzeichnis, welches definitiv hilfreich war.

Dies ist der Auftakt einer Trilogie. Für mich gab es jetzt keinen Cliffhanger oder ähnliches. Die Frage ist natürlich, wieso der Sucher sich vor einem Inquisitor verantworten muss und wie es diesbezüglich weiter geht. Es wird wahrscheinlich nicht verwundern, wenn ich sage, dass ich diese Trilogie nicht weiter verfolgen werde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2019
Purnhagen, Mara

Silver Whispers - Die Geisterflüsterin


sehr gut

Charlotte konnte bisher nicht das „normale“ Leben einer 17-Jährigen führen, nach dem sie sich so sehr sehnt. Ihre Eltern erforschen das Paranormale und wollen die Existenz von Geistern widerlegen. Deshalb zieht die Familie ständig um und das macht es schwer Freundschaften zu schließen oder Teil einer Gemeinschaft zu sein. Vor allem auch, weil nicht jeder positiv auf Geisterjäger reagiert. An ihrer neuen Schule scheint alles anders zu werden, denn dort findet sie direkt eine Freundin und eine Clique, die sie aufnimmt. Charlotte versucht den Beruf ihrer Eltern zu verschweigen, doch an der Schule gibt es offensichtlich sogar noch ein größeres Geheimnis. Außerdem ist die Geister-Crew dem hundert Jahre alten Fall eines vermissten Mädchens auf der Spur, der immer größere Kreise zieht.

Schon immer hat Charlotte sich ein bisschen für den Beruf ihrer Eltern geschämt. Auf der anderen Seite fühlt sie sich aber auch einigermaßen ausgeschlossen, weil ihre Schwester Anneliese als Köder und Geisteranlocker fungieren darf und sie selber nur für die Technik zuständig ist. Generell schiebt sie Probleme eher vor sich her und will mit „Restenergien“, wie ihre Eltern vermeintliche Geister nennen, nichts zu tun haben. Da passt es ihr natürlich auch nicht in den Kram, dass plötzlich etwas oder jemand Kontakt zu ihr aufnimmt.

Die Geschichte ist aus Charlottes Sicht geschrieben und ist locker, leicht und schnell zu lesen. Die knapp 300 Seiten fliegen nur so dahin. Dabei herrscht eine leicht düstere Atmosphäre und es gibt ein paar Szenen, die schaurig anmuten. Es kommt außerdem zu einigen Entwicklungen und Wendungen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Das Ende ist zwar sehr schön und auch teilweise emotional, aber grade bezüglich des Falls kommt mir die Auflösung doch ein wenig zu schnell und einfach vor.

Ich mag die Familie und die Crew gerne, allerdings kommt es mir von den Eltern doch auch ein wenig egoistisch vor, dass sie ihren Kindern zu Gunsten ihrer Forschungen kein beständiges Leben ermöglichen wollen. Ihre Tochter als Lockvogel zu nutzen finde ich auch ganz schön grenzwertig, selbst wenn man davon überzeugt ist, dass es keine Geister gibt.. Und wenn man ehrlich ist, hätte Charlotte sich auch Ärger ersparen können, wenn sie nicht anfangs alles, was mit dem Fall zu tun hatte, abgeblockt hätte. Aber ich kann ihren Wunsch nach Normalität und Zugehörigkeit natürlich nachvollziehen. Das macht sie zu einer authentischen und sympathischen Protagonistin, grade weil sie auch eine glaubhafte Entwicklung durchmacht.

Bei dem Thema Geister bin ich immer sofort Feuer und Flamme und auch „Silver Whispers“ hat mich begeistert. Es ist ein Mix aus herrlichem Gruselfeeling und den normalen Problemen eines Highschool-Mädchens. Es geht sowohl um Freundschaft, Familie, Trauer, Selbstvertrauen und Akzeptanz.

Bewertung vom 18.11.2019
Winter, Jessica

Wo mein Herz liegt


ausgezeichnet

Nach dem fiesen Cliffhanger von „Wind in deinen Segeln“ steigt man hier nahtlos wieder in die Geschichte um Emerald und Gabriel ein. Endlich klärt sich, was mit den beiden an diesem schicksalhaften Abend im Trailerpark weiter passiert ist, an dem Em verletzt und Gabe zum zweiten Mal zu Unrecht verhaftet wurde.

Im ersten Teil wurde hauptsächlich beschrieben, wie sie sich angenähert haben, wie Emerald seine Schutzmauern nach und nach eingerissen hat, sodass eine Vertrauensbasis zwischen ihnen entstehen konnte und sie sich gegenseitig ihre dunkle Vergangenheit gestanden haben. In „Wo mein Herz schlägt“ steht nun Gabriels Verhandlung unmittelbar bevor und Emerald kommt dem Ziel, ihren Geschwistern ein besseres Leben zu ermöglichen, immer näher. Doch inwiefern sich die beiden gegenseitig ungewollt schaden können, wird sich bald zeigen.

Auch hier geht es spannend, nervenaufreibend und vor allem sowas von ungerecht weiter. Es kommt im Verlauf auf beiden Seiten zu einigen Enthüllungen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen und bei denen man sich fragt, was eigentlich mit manchen Menschen los ist.

Es tauchen auch wieder bekannte Charaktere auf, die mich schon im ersten Teil begeistert haben, beispielsweise Hank, Piper und Johnny. Aber hervorzuheben sind natürlich Emerald und Gabe selber. Es ist auch hier wieder so, dass sie Erzählperspektive zwischen den beiden wechselt. Es zeigt sich nochmal besonders wie gutherzig, hilfsbereit und aufopferungsvoll Em ist. Man kann eigentlich schon sagen, dass sie es übertreibt. Für ihre Geschwister ist sie bereit alles zu tun, ob es für sie selber gut ist oder nicht. Ich finde es einfach bewundernswert wie stark sie ist, was sie alles erreicht hat und dass sie an jedem Tag für das kämpft, was ihr wichtig ist. Aber auch Gabriels Entwicklung finde ich äußerst authentisch und nachvollziehbar. Ihm hat das Leben und bestimmte Menschen übel mitgespielt und seine Reaktionen sind vollkommen glaubhaft.

Mich hat diese Dilogie wirklich umgehauen. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite völlig gefesselt, habe vor allem mit Em und Gabe gelitten, mitgefiebert und war oft ebenso schockiert wie die beiden. Es gab Spannung, Action, Tragik, Dramatik und Herzschmerz. Doch es war nicht einfach nur eine seichte Liebesgeschichte mit Happy End, sondern hatte Tiefgang, hat zum Nachdenken angeregt und sehr wichtige Themen angesprochen.

Bewertung vom 18.11.2019
Winter, Jessica

Wind in deinen Segeln / Ready to be found Bd.1


ausgezeichnet

Emerald ist auf dem Weg nach Hause, weil sie ein Versprechen gegeben hat. Die letzten drei Jahre hat sie in New York gelebt. Doch ein Autounfall hält sie auf und so ist sie gezwungen einige Zeit in einer Kleinstadt zu verweilen. Dort lernt sie Gabriel kennen. Dieser wirkt kalt und abweisend und zeigt keinerlei Begeisterung dafür ihr zu helfen. Leider ist er auch der einzige, der für die Reparatur ihres Wagens in Frage kommt.

Schnell zeigt sich, dass beide eine dunkle Vergangenheit haben und Geheimnisse hüten. Gabe saß unschuldig im Gefängnis und leidet nun an Angstzuständen und Panikattacken. Generell hat er das Vertrauen an die Menschheit und den Glauben an Gerechtigkeit und das Rechtssystem verloren. Er hat sich einen Panzer zugelegt und ist fest entschlossen niemanden mehr - vor allem keine Frau - zu nahe an sich heran zulassen. Em konnte dieses Urvertrauen niemals aufbauen. Dennoch hat sie aber einen sehr positiven, humorvollen und starken Charakter. Man kann sagen, dass beide irgendwie kaputt und gebrochen sind. Doch vor allem Em will nicht aufgeben und kämpft für eine bessere Zukunft. In diesen Kampf bezieht sie Gabe direkt mit ein und versucht so seine Schutzmauern einzureißen. Nach und nach entsteht so etwas wie eine Vertrauensbasis zwischen ihnen. Für mich war es total schön zu erleben, wie die beiden sich angenähert haben. War es anfangs doch Gabriels Wunsch, dass Emerald so schnell wie möglich wieder verschwindet, weil er Angst vor zusätzlichen Problemen hatte. Dementsprechend habe ich beide sofort in mein Herz geschlossen. Übrigens wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen Em und Gabe, was ich immer sehr interessant finde. Doch es gibt noch eine Vielzahl von anderen liebenswürdigen Personen, die ebenso toll ausgearbeitet wurden.

Neben den tollen Charakteren begeistert das Buch auch mit einer spannenden, aufregenden und nervenaufreibenden Story. In vielen Stellen der Geschichte wird vor allem Gabriel sowas von ungerecht behandelt, dass es schwer zu ertragen ist. Er tut einem einfach unheimlich Leid und man kann sich so gut in ihn hineinversetzen und nachvollziehen, warum er so misstrauisch, verschlossen und teilweise hoffnungslos ist. Natürlich geht es einem mit Emerald nicht anders, aber deren Vergangenheit wird nur stückchenweise enthüllt und man muss sogar bis zum zweiten Band warten bis sich das komplette Grauen entfaltet.

Es werden sehr interessante und wichtige Themen angesprochen. Welche genau das sind will ich aus Spoiler-Gründen natürlich nicht sagen. Nur so viel: Emerald hatte familiäre Probleme, die sie früh von zuhause weggetrieben haben. Und das Gabriel unschuldig gesessen hat, ist an sich schon schlimm genug. Was daraus aber für die Zukunft im sozialen Umfeld, beruflich oder auch psychisch resultiert beschreibt Jessica Winter hier sehr authentisch.

Es handelt sich bei „Wind in deinen Segeln“ und „Wo mein Herz liegt“ um eine Dilogie. Hier allerdings eine Warnung: der erste Teil hat einen sehr, sehr fiesen Cliffhanger, also unbedingt auch den zweiten Teil zur Hand haben!! Wer sich so richtig mit reißen lassen will und auf Tragik, Drama und Herzschmerz steht, wird diese Bücher lieben!

Bewertung vom 04.11.2019
Stewart, Erin

Sieh mich an


ausgezeichnet

Ava hat mit 16 Jahren durch ein Feuer alles verloren, was ihr wichtig war: Ihre Familie, ihre Cousine und gleichzeitig beste Freundin Sara, ihr Zuhause und letztendlich auch ihr Gesicht und das ihr bis dahin bekannte Aussehen. 60% ihres Körpers wurden verbrannt. Deshalb ist sie von Narben übersät. Sie hat ein sehr schwieriges und schmerzhaftes Jahr hinter sich, sowohl psychisch als auch physisch. Ihre Tante und ihr Onkel, bei denen sie nun lebt, haben zusammen mit ihrem Arzt und ihrer Therapeutin beschlossen, dass es an der Zeit ist zur Highschool zurückzukehren. Für Ava ist das der Super-GAU, denn sie kennt die Blicke und Sprüche, die auf die zukommen. Sie selber kann sich kaum im Spiegel anschauen, denn sie meint, dass sie aussieht wie ein Monster. Doch dann trifft sie auf Asad und Piper, die beide so ganz anders sind als erwartet.

Bereits auf den ersten Seiten wird der Leser auf die Probe gestellt. Ava beschreibt dort ihr Aussehen und teilweise auch die OPs, die sie über sich hat ergehen lassen müssen. Das Ganze kommt so plastisch und authentisch rüber, dass es kaum zu ertragen ist. Sie tut einem unheimlich Leid, weil man eben auch merkt, wie es um ihr Selbstbild und ihr Selbstbewusstsein bestellt ist. Am Liebsten würde sie sich in ihr Zimmer zurückziehen und nie mehr das Haus verlassen. Sie kann es nicht ertragen von anderen begafft zu werden oder als "Überlebende", "Vorbild" oder "Inspiration" bezeichnet zu werden. Sie selber sieht in sich nichts davon. Sie wünscht sich verzweifelt ihr altes Leben zurück und möchte wieder die Ava von vor dem Brand sein. Doch leider ist das nicht möglich. Sie ist der Meinung, dass von ihr selber nichts mehr übrig geblieben ist und sie jetzt nur noch "das verbrannte Mädchen" ist, welches nichts zu bieten hat.

Man merkt, dass Erin Stewart sich eingehend mit dem Thema Brandverletzung, Hauttransplantation, Nachsorge/ Therapie und auch der seelischen Verfassung der Opfer/ Überlebenden beschäftigt hat. Diese medizinischen und psychologischen Aspekte werden ziemlich gut recherchiert und authentisch beschrieben.

So traurig und tragisch ihre Geschichte ist und obwohl sie kaum mit der Situation zurecht kommt, legt Ava trotzdem eine Menge Sarkasmus und schwarzen Humor an den Tag. Das und vieles andere macht sie einem direkt sympathisch. Man kann sich gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen. Spannend fand ich auch, dass Ava immer wieder Einträge in ihr Therapietagebuch macht. Diese wirken fast wie Rückblicke, welche von der schicksalhaften Nacht, über die Zeit der Genesung bis hin zur Gegenwart reichen.

"Sieh mich an" ist ein trauriges, emotionales und tiefgründiges Buch über Freundschaft, Familie, Verlust und Trauer. Es regt zum Nachdenken an und führt einem wieder mal vor Augen, was im Leben wichtig ist und wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man gesund ist und all seine Lieben noch um sich hat. All das kann sich von der einen auf die andere Sekunde ändern. Das Buch zeigt außerdem, dass jeder Mensch Narben hat, dass man manche davon aber nicht unbedingt sehen kann. Ein perfektes Äußeres bedeutet nicht, dass der Mensch keine seelischen Narben hat. Innerlich sieht es oft viel wüster aus als man denkt. Das Äußere ist nicht das, was im Leben zählt und einen Menschen liebenswert macht. Wichtig sind doch die inneren Werte, die Meinung oder das Verhalten.

Trotz all dieser ernsten und wichtigen Themen, ist das Buch aber auch oft sehr humorvoll und lässt einen schmunzeln. Man schließt Ava, Asad und Piper sofort in sein Herz. Die drei sind wirklich ganz besondere Charaktere. Grade Ava macht im Verlauf des Buches eine bewundernswerte Entwicklung durch.

Für mich ist dieses Buch definitiv eines meiner Jahres-Highlights. Es ist der Weg eines körperlich und seelisch gezeichneten Mädchens, welches langsam wieder zurück ins Leben findet. Wer beispielsweise auch "Wunder" mochte, wird diese Geschichte lieben!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2019
Thuras, Dylan;Mosco, Rosemary

Atlas Obscura Kids Edition - Entdecke die 100 abenteuerlichsten Orte der Welt!


sehr gut

Mit Hilfe des "Atlas Obscura Kids Edition" können große und kleine Leser an 100 abenteuerliche und geheimnisvolle Orte auf der ganzen Welt reisen. Das Buch führt zu Vulkanen und Höhlen, in die Wüste oder sogar zu einem Quallensee. Es zeigt dem Leser immerwährende Gewitter, ein Atomkraftwerk, in dem heute ein Freizeitpark beheimatet ist und vieles mehr. Mit kurzen, prägnanten, informativen, aber dennoch humorvollen Texten schüren die Autoren Neugier, Interesse und Faszination für die Welt und ihre ungewöhnlichen Orte sowie atemberaubende Naturspektakel.

Ein besonderes Highlight stellen aber garantiert die Illustrationen dar. Jede Seite ist ein Kunstwerk, das in verschiedene Ecken unseres Planeten entführt. Wunderschöne Farben und stimmige Bilder machen einfach Lust auf mehr und den "Atlas Obscura" zu etwas ganz besonderem. Es gibt so unglaublich viel zu entdecken, so dass man sich einfach nicht satt sehen kann!

Dieses Sachbuch ist für Kinder ab 8 Jahren geeignet. Es enthält neben spannenden Informationen über die verschiedenen Länder auch eine Packliste und zusätzliche Tipps für junge Entdecker. Besonders gelungen ist auch, dass sogar die geografischen Koordinaten der verschiedenen Orte angegeben werden.

Alleine schon wegen der Illustrationen einen Blick wert!

Bewertung vom 03.11.2019
London, Lilly

Vertraue niemals einer Taube / Grimoria Bd.1


ausgezeichnet

Sophia hat früh ihre Eltern verloren. Durch einen glücklichen Zufall rettet Prinz Erik ihr das Leben. Fortan lebt sie am Hofe der Königsfamilie als Hofdame für Prinzessin Vivitasia. Die beiden jungen Frauen sind beste Freundinnen und auch Erik ist Sophia sehr wichtig. Doch was auf den ersten Blick prunkvoll und schön klingt, entpuppt sich eigentlich als Gefängnis, denn dem König sind Regeln, Etikette und deren Einhaltung sehr wichtig. Jeder hat seinen Platz bei Hofe, daran wird auch Sophia immer wieder erinnert. Dementsprechend vergräbt sie ihr wahres Ich tief in ihrem Inneren und hält sich stets im Hintergrund.

Nach langer Abwesenheit kehrt Prinz Erik mit seiner Verlobten Cinopia zurück. Alles sollte perfekt sein, doch irgendetwas stimmt nicht. Plötzlich muss Sophia sich entscheiden, ob sie ihrer besten Freundin mehr vertrauen kann als sich selber. Denn während alle Menschen an der zukünftigen Königin nur das Gute sehen und wie bezaubernd und liebreizend sie doch ist, scheint Vivitasia deren wahre Beweggründe zu durchschauen. Können Vivitasia und Sophia das Mysterium um Cinopia lüften?

Lilly London hat hier eine etwas andere Märchenadaption zu Cinderella geschaffen. Sie stellt sich die Frage: Was wäre, wenn die Gute im Märchen gar nicht wirklich gut wäre, sondern alles nur eine Lüge? Ich finde diese Idee absolut grandios und toll umgesetzt. Die Geschichte ist etwas ganz neues und sehr spannend. Das Szenario ist märchenhaft, humorvoll, aber auch ein wenig düster, bedrückend und ab und zu einen Hauch gruselig. Super gefallen hat mir auch der Bezug zu dem Märchen "Blaubart", welches ich als Kind oft mit schauriger Begeisterung gelesen habe.

Die Charaktere sind mir alle sehr schnell ans Herz gewachsen. Besonders Vivitasia und Protagonistin Sophia, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, haben mich beeindruckt. Beide wirken sehr sympathisch, authentisch und liebenswert. Grade in Bezug auf Sophias Leben bemerkt man schnell, dass nicht alles gold ist, was glänzt. Nach Außen führt sie das perfekte Leben, doch in ihrem Inneren sieht es eigentlich ganz anders aus. Das Buch behandelt dementsprechend auch ernstere Themen: Freundschaft, Familie, Vertrauen und Verrat. Zudem geht es um die Freiheit, man selber sein zu können und dafür einzustehen, wer man ist oder was man denkt.

Es handelt sich bei "Grimoria - Traue niemals einer Taube" um den ersten Band einer Dilogie. Der zweite Teil wird im April 2020 erscheinen. Darauf fiebere ich bereits sehnsüchtig hin, denn es gibt einen fiesen Cliffhanger!

Bewertung vom 24.10.2019
David, Christopher

Die Wellenbrecher


sehr gut

Das sogenannte "Student Ship" ist eine schwimmende Universität. 200 Studenten aus 40 unterschiedlichen Ländern bereisen mit diesem Ozeanriesen vier Kontinente innerhalb von vier Monaten. Mark hat eines der begehrten Stipendien erhalten und bildet sich nicht nur in seinem Studienfach weiter, sondern schließt neue Freundschaften, findet Stück für Stück zu sich selber und lernt für sein Leben dazu. Natürlich gibt es auch jede Menge Party auf dem Schiff und "nebenbei" erkunden die jungen Leute sowohl Schwellenländer, als auch moderne Länder. Dabei erfahren sie einiges über Land, Leute und die Kultur. Manchmal hätte ich mir gerne weniger Party und mehr Erfahrungsberichte beziehungsweise mehr Eindrücke bezüglich der bereisten Länder gewünscht.

Das Buch ist aus Marks Sicht geschrieben. Er schildert das Leben auf dem Schiff, die Ereignisse während der Landgänge und gewährt einen Einblick in seine Gedanken-und Gefühlswelt. Man kann bei ihm eine relativ große Entwicklung feststellen. Zu Anfang wirkt er unsicher, unzufrieden mit sich, seinem Studium und seinen Zukunftsperspektiven. Für sein Studienfach brennt er eigentlich nicht besonders. Doch im Verlauf der Reise findet er zu sich und erkennt, was er gerne mit seinem Leben anfangen möchte. Er entdeckt nicht nur seine Leidenschaft für das Schreiben, sondern auch für Cansu, in die er sich direkt zu Beginn verliebt.

Es geht um Freundschaft, Liebe, die Suche nach sich selbst und auch um kulturelle Unterschiede. Letztere wirken auf mich allerdings teilweise ein wenig klischeehaft dargestellt. "Die Wellenbrecher" lässt sich locker und leicht lesen und ist eine unterhaltsame und nette Lektüre für zwischendurch. Die Idee der schwimmenden Universität finde ich wirklich klasse, da wünscht man sich direkt dabei sein zu dürfen!