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Azyria Sun

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Insgesamt 664 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2022
McGeorge, Chris

Four Walls - Nur ein einziger Ausweg (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannung pur in einer verwirrenden Scheinwelt

Worum geht’s?
Cara Lockhart sitzt lebenslänglich im Gefängnis für den Mord an zwei Kindern, einen Mord, den sie angeblich nicht begangen hat. Nach einigen Jahren wird sie verlegt nach North Fern, ein Privatgefängnis und ein Projekt, das seinesgleichen sucht. Als ihre Zellengenossin erschossen wird, ist sie die einzige Tatverdächtige. Doch es gibt keine Waffe. Auch ansonsten ist in North Fern nichts, wie es zu sein scheint.

Meine Meinung:
„Four Walls – Nur ein einziger Ausweg“ (Droemer Knaur, März 2022) von Chris McGeorge ist der dritte Thriller des Autors, jedoch der erste, den ich von dem Autor lese. Das Cover ist perfekt gewählt, passt zum Stil seiner anderen Bücher und ist fast wie ein unverkennbarer Fingerabdruck des Autors. Der Schreibstil geht unter die Haut, die Charaktere und Szenen sind authentisch und mitreißend geschrieben und machen das Buch zu einem wirklichen Pageturner.

Hauptprotagonistin ist Cara, alias „the Butcher“, die einsitzt, weil sie für den Mord an zwei kleinen Kindern zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Zu unrecht? Ihre Beschreibung gefällt mir in dem Buch auch am Besten von allen. Die Entwicklung von einem normalen Menschen hin zu einer Person, die nicht mehr unterscheiden kann zwischen Wahrheit und Wahnsinn, für die nach der Szene im Loch die Grenzen zwischen Realität und Irrsinn fließend sind. Die nicht mehr weiß, ob sie schuldig oder unschuldig ist. Auch der Psychiater Toby gefällt mir gut, von ihm hätte ich zu gerne noch etwas mehr erfahren – ebenso von Harper, auch er scheint ein spannender Charakter, der trotz großer Rolle im Prolog nur eine kleine Rolle im Buch selbst hat. Und natürlich Ms Krotes, die Direktorin der Einrichtung. Sie war der erschreckendste und überraschendste Charakter zugleich in dem Buch.

Die Idee hinter dem Buch, dieses Gefängnis ohne Tageslicht, ohne Kontakt zur Außenwelt und mit immer wieder dem gleichen Film, ist faszinierend und erschreckend zugleich. Allein, sich einen solchen Ort auszudenken! Die Monitore, welche die Fenster ersetzen. Die Illuminierungszeit. Die ständige Überwachung. Es ist wie ein Unfall: Absolut schrecklich und dennoch kann man nicht wegsehen; bzw. in diesem Fall: Möchte mehr darüber lesen. Die Hierarchien unter den Insassinnen. Butchers Song. Die Schikanen. Und das Nicht-Gesicht. Der Autor hat einen absolut realistischen Alptraum erschaffen und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Lediglich das Ende kam etwas zu schnell und war ein bisschen zu unrealistisch, hier hätte ich mir etwas anderes gewünscht. Wobei es durchaus ein fulminanter Schluss mit einem fulminanten Abgang und Ausgang war und mich definitiv motiviert hat, mir auch alle anderen Bücher des Autors auf den SuB zu legen!

Fazit:
In seinem Thriller „Four Walls – Nur ein einziger Ausweg“ erschafft Chris McGeorge einen wahren Alptraum! Ein Gefängnis, in dem die Insassinnen absolut abgeschottet sind. Kein Besuch, kein Tageslicht. Strenge Regeln und immer wieder derselbe Film. Man hat beim Lesen das Gefühl, gemeinsam mit Cara verrückt zu werden. Was ist real? Was ist Fiktion? Ist wirklich alles nur ein böser Alptraum oder ist dieser Alptraum doch das wahre Leben? Es war unglaublich spannend, mit Cara North Fern zu erleben und zu versuchen, dieses Gefängnis zu überleben. Die Charaktere waren spannend gewählt. Die Szenen atemberaubend und verwirrend. Und bis auf das etwas unrealistische Ende war dieses Buch ein absoluter Pageturner basierend auf einer Idee, die zutiefst erschreckend und psychotisch ist.

4 Sterne für diesen wahnsinnigen Alptraum, der für Cara Realität wurde!

Bewertung vom 07.06.2022
Lacrosse, Marie

In stürmischen Zeiten / Das Weingut Bd.1


ausgezeichnet

Mitreißend und bewegend

Worum geht’s?
Elsass Ende des 19. Jahrhunderts: Das Waisenkind Irene wird als Dienstmädchen auf dem Weingut der Gerbans aufgenommen. Dort lernt sie den Sohn Franz kennen und lieben, doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass sie gegen alle Konventionen verstößt, nein, als der Krieg beginnt, muss Franz in die Schlacht ziehen und jeglicher Kontakt zwischen ihnen bricht ab.

Meine Meinung:
Mit „Das Weingut – In stürmischen Zeiten“ startet Marie Lacrosse in ihre Familiensaga um das Weingut Gerban. Vor den Kulissen des deutsch-französischen Krieges spinnt sie eine wunderbare Geschichte, basierend auf einer Mischung aus Fakten und Fiktion. Dabei beschwört sie mit Worten ein unglaublich reales Bild der damaligen Zeit herauf.

Irene mag ich sehr gern, doch fast noch besser gefällt mir Pauline, die Mutter von Franz und die Gutsherrin. Sie wirkt ruhig und naiv, hat es aber faustdick hinter den Ohren! Ich hoffe sehr, dass sie vom Laudanum loskommt und wir sie in den nächsten Bänden wiedererleben dürfen. Irene ist so ein bisschen der typische Charakter, wie man ihn aus ähnlichen Sagas kennt, dennoch auch sie ein liebenswerter Mensch mit einem guten Herzen, die sich aber auch durchaus zur Wehr setzen weiß. Franz, der Sohn des Hauses, ist in diesem Buch fast noch ein bisschen ein Jungspund und grün hinter den Ohren. Er macht eine wirklich starke Entwicklung durch und ich bin schon sehr gespannt, wie er in den nächsten Bänden dargestellt werden wird. Auch die Diener gefallen mir gut, ebenso Mathilda, die fast schon ein bisschen wie eine böse Stiefschwester aus dem Märchen anmutet, mit Irene als Aschenputtel. Und Minna, Irenes ehemalige Kollegin, sowie Marianne, die sich um den verletzten Franz kümmert – absolut liebenswerte und herzensgute Charaktere!

Die Erzählung selbst ist wirklich atemberaubend! Die Darstellung des Krieges, der Kampfszenen, der Verwundeten – das war wirklich sehr emotional. Ich konnte die Verletzten direkt vor mir sehen. Der Sturm mit der Fahne auf den Berg. Soviel sinnloser Mut und so viele sinnlose Opfer. Besonders schön fand ich, dass die Sanitäter sich um alle Verwundeten, egal ob Freund oder Feind, gleichermaßen gekümmert haben. Die Geschichte von Irene und Franz ging hinter dieser Szenerie fast ein bisschen unter, was mich aber gar nicht gestört hat, da die Darstellung der Kriegsschauplätze und der Krankenlager unglaublich beeindruckt hat. Dennoch ist auch die Geschichte von Franz und Irene interessant und die Autorin lässt uns fast ein bisschen hängen mit dem Cliffhanger am Ende! Werden Franz und Irene sich wiedersehen? Was weiß Pauline? Wird Franz es herausbekommen? Wird Wilhelm zur Verantwortung gezogen werden? Und Mathilda? Ich bin wirklich total neugierig auf die Fortsetzung!

Fazit:
Mit „Das Weingut – In stürmischen Zeiten“ startet Marie Lacrosse in ihre Weingut-Saga und es geht wirklich stürmisch zu. Die Kulisse des deutsch-französischen Krieges, teils basierend auf Fakten, teils fiktional, ist einfach nur atemberaubend! Die Kampfplätze, die Versorgung der Verwundeten, die Verzweiflung aber auch der Heldenmut sind total greifbar! Da ist die Geschichte von Irene und Franz fast ein bisschen Nebenschauplatz. Doch auch diese ist interessant und wirft so viele Fragen auf, dass ich am Liebsten direkt den nächsten Teil beginnen würde! Ein wirklich gelungenes, mitreißendes Buch, besonders die Darstellung des Krieges hat mich tief beeindruckt und der Cliffhanger am Schluss hat mich neugierig und mit vielen Fragen zurückgelassen.

5 Sterne für die beeindruckenden Szenerien, ich kann es nicht erwarten, den zweiten Teil zu lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2022
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


ausgezeichnet

Unterhaltsam, kurzweilig und amüsant

Worum geht’s?
Nachdem ihre Eltern gestorben sind, muss die junge Kitty Talbot für sich und ihre Schwestern sorgen und die Schulden ihres Vaters abbezahlen. Als ihr Verlobter sich von ihr trennt, steht sie kurz davor, alles zu verlieren. Also macht sie sich auf nach London, um einen reichen Mann zum Heiraten zu finden.

Meine Meinung:
„Wie man sich einen Lord angelt“ (Droemer Knaur GmbH & Co. KG, Mai 2022) von Sofie Irwin ist ein wirklich unterhaltsamer Roman, der in der Regency-Zeit spielt. Ganz im Stil von Jane Austen schafft die Autorin eine Welt aus Glanz und Glamour. Rauschende Bälle, unterhaltsame Szenen, herrliche Beschreibungen der Stadt, der Landschaft und der Menschen – hier fehlt es wirklich an nichts.

Wir begleiten Kitty, die alles versucht, um ihren Schwestern ein gutes Leben zu bieten und ein sicheres Zuhause. Und die einzige Möglichkeit in der damaligen Zeit war eben eine reiche Heirat. Selbst, wenn sie sich selbst dafür an einen Mann opfern muss, den sie nicht liebt. Kitty ist eine zielstrebige Person, nicht auf den Mund gefallen und sie weiß genau, was sie will und wie sie es bekommt. Wie sie Männer und Mütter um ihren Finger wickeln kann. Bis ihr Lord Radcliffe über den Weg läuft. Die Dialoge mit ihm sind wirklich amüsant zu lesen. Man weiß von Anfang an, wo das hinführt. Das Ende ist von daher absolut keine Überraschung. Aber obwohl es so vorhersehbar ist, tut es der Geschichte keinen Abbruch – auch bei Jane Austen und den anderen Autorinnen aus bzw. mit Büchern über diese Zeit ist das Ende vorhersehbar und der Weg dorthin dennoch überaus unterhaltsam. Ebenso die anderen Charaktere, Kittys Schwester, ihre Nenntante, Lady Radcliffe, sind alle perfekt in Szene gesetzt.

Es ist spannend zu sehen, wie Kitty sich in die Londoner High Society hineinarbeitet. Mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hat. Wie streng der Stand für eine mögliche Eheschließung bewertet wird – sei es Geld oder Titel, wer nichts hat, hat es schwer. Und trotz der Standesdünkel geht Kitty ihren Weg und es macht einfach Freude, sie zu begleiten. Die schillernden Bälle mitzuerleben, die scharfzüngigen Dialoge, in denen nichts und doch alles gesagt wird. Zu gerne hätte ich noch mehr über ihre Nenntante erfahren und über deren früheres Leben. Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten. Es war kurzweilig, interessant, amüsant und überaus unterhaltsam. Ich bin gespannt, ob wir Kitty und Radcliffe im zweiten Teil der Ladies-Guide-Reihe wiedertreffen, oder ob dafür ganz andere Charaktere geschaffen werden.

Fazit:
Mit „Wie man sich einen Lord angelt“ startet Sofie Irwin in ihre Ladies-Guide-Reihe. Man wird direkt hineingeworfen in die Regency-Zeit. Wir erleben Kitty, wie sie die Männer und Mütter um die Finger wickelt, um einen reichen Ehemann zu finden, der ihre Schulden tilgt und sie und ihre Schwestern versorgt. Die Autorin zeigt uns das Standesdünkel auf und die gewiefte Kitty, die sich über alle Konventionen hinwegsetzt. Wir dürfen an rauschenden Bällen teilhaben, erleben spannende Situationen, verzweifelte Situationen, scharfzüngige Kommentare und am Ende selbstverständlich das Happy End, das in solchen Romanen nicht fehlen darf. Alles erinnert sehr an Jane Austen und wer ihre Romane liebt, wird sich mit diesem Buch sehr wohl fühlen. Ein wirklich kurzweiliges und amüsantes Buch, das trotz vorhersehbarem Ende Lust auf mehr macht!

5 Sterne für Kitty und ihren Lord!

Bewertung vom 04.06.2022
Beinert, Claudia;Beinert, Nadja

Marilyn und die Sterne von Hollywood / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.22


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch über eine beeindruckende Ikone

Worum geht’s?
Normas Kindheit ist geprägt von Verlust und Verlassenwerden. Ihre Mutter ist in einer psychiatrischen Anstalt und sie wechselt durch mehrere Pflegefamilien und Waisenhäuser. Erst als sie eine Ehe mit Jim eingeht, wird sie erwachsen und selbstbewusster und beginnt, ihren Weg zu gehen und nach den Sternen zu greifen.

Meine Meinung:
„Marylin und die Sterne von Hollywood“ (Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin, Mai 2022) von Claudia & Nadja Beinert beschreibt das Leben von Marilyn Monroe, als sie noch Norma Baker bzw. Dougherty war. Der Schreibstil ist dabei einfach wunderbar leicht und doch intensiv. Es ist, als gehe man Marilyns Weg mit ihr gemeinsam! Und im Nachwort erfährt man dann nochmal, wieviel von dem Roman wirklich Fakten sind und was Fiktion ist.

Wer kennt sie nicht? Marilyn Monroe ist wohl eine der bekanntesten Schauspielerinnen der Welt. Aber was hinter ihr steckt, das war mir bislang nicht bekannt. Für mich war sie immer eine Ikone, ein Gesicht Hollywoods. Ein Star unter Stars. Aber dass sie so viel mehr ist, das war mir nicht bekannt. Wie wohl leider vielen, selbst den Menschen aus ihrer Umgebung. Bis zu ihrem viel zu frühen Tod war sie – außer für ihre engste Familie – nie der Mensch, der sie wirklich war und lebte bis zu ihrem Ende eine Rolle.

Umso beeindruckender fand ich ihren Werdegang. Vom kleinen Mädchen, das immer wieder herumgereicht wurde. Dessen Vertrauen immer und immer wieder enttäuscht wurde. Die zwangsverheiratet wurde und doch eine Liebe erleben durfte. Die aber auch die Zwänge der Ehe erleben musste. Damals war der Mann noch der Herr über die Frau und ohne seine Einwilligung ging nichts. Es war unglaublich emotional, ihren Werdegang miterleben zu dürfen. Die Frau hinter dem Star kennenzulernen. Dieses starke, mitfühlende, empathische und natürliche Mädchen. Das immer für alle da war und dennoch auch die Möglichkeit hatte, ihren Traum zu leben. Die ein Leben hatte, das Traum und Alptraum zugleich war. Das haben die Autorinnen wunderschön aufgezeigt. Ich habe die Ups and Downs von Marilyn mit ihr gefühlt. Mit ihr gefiebert. Mit ihr gehofft. Die Autorinnen haben mich komplett eingenommen und hineinversetzt in die Welt von Norma. Sie haben atemberaubende Szenerien geschaffen. Haben ihre LeserInnen an all den guten wie auch weniger guten Erlebnissen teilhaben lassen und ich war bis zum Schluss gebannt von dieser teils fiktionalen Biografie über eine Frau, die ich wirklich nur bewundern kann für ihre Kraft, ihre Güte und ihr Durchhaltevermögen.

Fazit:
Mit „Marilyn und die Sterne von Hollywood“ haben Nadja & Claudia Beinert einen unglaublichen Roman geschrieben über das Leben von Norma, bevor sie Marilyn wurde. Die Geschichte hinter dem Star war mit zuvor absolut unbekannt. Ein Traum wie vom Tellerwäscher zum Millionär. Das Buch war sehr ergreifend. Mitzuerleben, wie die kleine Norma von einer Pflegefamilie in die nächste kam. Zwangsverheiratet wurde. Mit ihr alle guten und schlechten Zeiten zu erleben. Ich war komplett gefesselt, die Mischung aus Fiktion und Fakten war absolut perfekt. Der Schreibstil hat Normas Leben so unglaublich authentisch zum Leben erweckt und ich durfte eine Frau kennenlernen, die so viel mehr war als nur der Star, den wir alle kennen. Einen absolut herzlichen, empathischen und mitfühlenden, aber auch starken und selbstbewussten Menschen. Der doch von Selbstzweifeln zerfressen war und dessen Leben als Star nur eine weitere Rolle war.

5 Sterne für diesen Star von Hollywood, eine Frau, die ich jetzt wirklich ein bisschen bewundere.

Bewertung vom 02.06.2022
Faber, Henri

Kaltherz


ausgezeichnet

Unvorhersehbar und mega spannend

Worum geht’s?
Kim Lansky, die auf ganz eigene Ermittlungsmethoden setzt und immer wieder aneckt, bekommt über einen Sandkastenfreund eine letzte Chance, sich bei der Polizei als Kommissarin zu beweisen. Dabei gerät ihr der Fall eines vermissten Mädchens in die Hand und sie beginnt, zu ermitteln ohne zu ahnen, welch unaufhaltsame Lawine sie damit lostritt.

Meine Meinung:
„Kaltherz“ (dtv Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Mai 2022) ist der zweite Thriller von Henri Faber. Sein Debüt-Thriller hatte mich total geflasht und auch sein zweites Buch steht dem ersten in nichts nach. Er schreibt so unfassbar mitreißend und plastisch, ob aus Sicht der Opfer, der Ermittler oder hier auch aus der Sicht der kleinen Marie, alles wirkt real und authentisch. Jedes Kapitel hatte, passend zur jeweiligen Personenperspektive, seinen ganz eigenen Charakter, als wäre nicht nur ein Autor, sondern mehrere beteiligt gewesen.

Wir haben es mit Kim Lansky zu tun, eine sehr spezielle Kommissarin mit ganz eigenen Ermittlungsmethoden. Und obwohl sie manchmal sehr unnahbar scheint, ist sie doch auch extrem cool und irgendwie ein genialer Charakter. Gut gefällt mir auch der Pastor Helman – ich musste beim Lesen immer an Hellman, also Höllenmann denken. Ob das ein Zufall ist? Ich denke nicht… Und ganz besonders gut haben mir die Kapitel aus Sicht der kleinen Marie gefallen. Die waren wirklich so schön kindlich geschrieben und dadurch gleichzeitig entsetzlich zu Herzen gehend.

Mit diesen und noch weiteren Charakteren hat uns Henri Faber mitten hineingebracht in das Geschehen. Wie auch schon im ersten Teil ist von Anfang an nichts, wie es zu sein scheint. Am Ende musste man sogar feststellen, dass die Gegenwart die Vergangenheit ist und alles doch zusammenspielte. Es war von Anfang an rasant und spannend. Der Autor hat mich wieder dermaßen auf die falsche Fährte geführt und obwohl ich das aus dem ersten Buch bereits kannte, hat er die Fäden doch wieder so meisterhaft versponnen und verwoben, dass ich mehr als einmal aufs Glatteis geraten bin und vom Ende komplett überrascht war. Er hat es wieder geschafft, dass ich die Charaktere total falsch eingeschätzt habe, um sie nach Erhalt neuer Erkenntnisse erneut noch viel falscher einzuschätzen, also: Einfach genial! Dann das Thema: Kindesentführung, gefährliche Fake-Charaktere in Foren, Abhängigkeiten bei der Polizei und Beeinflussung Schutzbefohlener. Erschreckend und leider nah an der Realität. Ein rasanter und verworrener Thriller, der absolut mitreißend und fesseln ist und dem ich jedem ans Herz lege, der gerne mit sich spielen lässt. Und ich muss unbedingt die Geschichte um die Kaltherz-Saga recherchieren!

Fazit:
Mit „Kaltherz“, seinem zweiten Thriller, geling Henri Faber ein weiterer, genialer Thriller. Er verwirrt, spielt mit den Lesern, führt uns in die Irre, verwebt Gegenwart und Vergangenheit und lässt uns aus der Sicht der einzelnen Protagonisten immer wieder falsche Schlüsse ziehen. Es ist so verworren wie genial! Ich liebe es, wie ich immer wieder auf eine falsche Fährte gesetzt werde, Personen falsch einschätze und meine Vermutungen immer wieder revidieren muss. Es macht Spaße, zu lesen und sich in die Irre führen zu lassen. Zugleich ist es mega spannend, mitreißend und einfach nur genial zu lesen.

5 Sterne für das zweite Buch von Henri Faber, das wieder ein absoluter Knaller ist!

Bewertung vom 29.05.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Spannende Giftmorde, Kampf um Frauenrechte und Handel mit Auswanderern

Worum geht’s?
Hamburg 1911: Die Ärztin Anne Fitzpatrick tritt ihren Dienst in den Hallen des Auswandererhafens an und hat schnell mit mehreren Kindern zu tun, die Symptome einer Vergiftung aufweisen. Als sie ihre Vermutung der Leitung mitteilt, wird sie ohne weitere Vorankündigung fristlos beurlaubt. Wer steckt hinter den Giftanschlägen? Und warum?

Meine Meinung:
„Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ von Henrike Engel ist der zweite Roman um die Ärztin Anne Fitzpatrick. Wie schon im ersten Teil haben wir auch hier nicht nur einen Roman, sondern eher einen Kriminalroman. Der Schreibstil der Autorin ist lebendig und spannend. Ich habe beim Lesen direkt die Szenarien vor mir gesehen. Das Fußballfeld, die Geheimgänge, die Hinterhöfe. Die Autorin hat uns wieder mitgenommen auf eine Zeitreise ins Hamburg im Jahr 1911.

Wie auch im ersten Band durften wir Anne Fitzpatrick begleiten, die sympathische und emanzipierte Ärztin, die alles gibt, um anderen zu helfen. Die in der Frauenbewegung stark ist und sich aktiv für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzt. Und diesmal erfahren wir auch viel über ihre Vergangenheit, die im ersten Band etwas geheimnisumwoben blieb. Auch der Kommissar Berthold ist wieder mit dabei und seine Kollegen, diese alle wieder perfekt dargestellt, direkt dem Zeitbild entnommen. Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Band allerdings auf Helene, der Pastorentochter. Sie macht in diesem Teil die größte Entwicklung durch und es ist schön zu sehen, wie sie aufwächst mit dem Blick in ein neues Leben mit neuen Möglichkeiten für die Frauen!

Auch dieses Buch fängt gleich wieder spannend an. Mit einem Mord, mit den Giftanschlägen und es ist wirklich genial, die damaligen Ermittlungsmethoden mitzuerleben. Wie sich die Kriminaltechnik weiterentwickelt, z.B. die Methode zur Abnahme von Fingerabdrücken und der Vergleich derselben auf Karteikarten – unglaublich! Und es bleibt spannend. Doch nicht nur die Ermittlungen haben es in sich, wir erleben auch den ersten Frauentag, die Demonstration der Frauen für Gleichberechtigung, dann Aktivistinnen, die im Untergrund tätig sind. Auch dies ein interessanter Aspekt neben den Ermittlungen um die Giftmorde. Dann der Frauenhandel und das Verkaufen von Frauen aus Osteuropa nach Amerika. Es ist unheimlich interessant zu lesen, wir haben so viele Schauplätze und doch hängt auch hier am Ende alles wieder zusammen und wir erleben ein wirklich fulminantes Finale, bei dem es um Leben und Tod geht! Und auch hier wieder ein Epilog, der alles nochmal wunderschön zusammenfasst und bereits jetzt Lust macht auf den nächsten Teil!

Fazit:
Auch mit dem zweiten Teil um „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ zaubert Henrike Engel wieder ein unglaublich authentisches Bild von Hamburg im Jahr 1911. Wir dürfen bei den Demonstrationen des ersten Weltfrauentags dabei sein, beim Kampf um die Gleichberechtigung. Erleben eine Gruppe von Aktivistinnen, die im Untergrund tätig sind. Es geht um Menschenhandel. Um Giftmorde. Und dies alles erfahren wir, indem wir an den spannenden Ermittlungen teilhaben dürfen mit den Methoden, die damals möglich waren. Unglaublich, mit wie wenig die Polizei damals doch so viel aufdecken konnte! Es ist mitreißend bis zum Ende und wir dürfen Anne, Helene und Berthold weiter kennenlernen und begleiten und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band!

5 Sterne für diese mitreißende Zeitreise ins Jahr 1911!

Bewertung vom 28.05.2022
Meyer, Chris

Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Keiner schreibt so blutig, wie Chris Meyer

Worum geht’s?
Er überwacht seine Opfer. Er beobachtet sie. Und kaum haben sie die Videokonferenz gestartet, schlägt er zu. Vor aller Augen. Er nimmt ihnen das Leben und Teile ihres Körpers. Der Zoom-Killer. Doch warum tut er, was er tut? Tom Bachmann steht vor einem kniffligen Rätsel.

Meine Meinung:
Mit „Der Zoom-Killer“ schreibt Chris Meyer den zweiten Band seiner Thrillerserie um den BKA-Profiler Tom Bachmann. Und auch diesen Teil habe ich am Stück verschlungen! Der Schreibstil ist einfach mitreißend. Die Darstellung der Tatorte und der Taten selbst sind so plastisch und grausam, wie genial! Die Beschreibung des Täters – einfach unglaublich psychotisch. Ich liebe wirklich alles!

Auch wenn die Charaktere von Tom, Aaron und Toms Vater mich doch sehr an die Familie Ackerman von Ethan Cross erinnern – garantiert hat der Autor sich hier inspirieren lassen – so sind seine Bücher nicht minder genial! Trotz der Parallelen gelingt es Chris Meyer doch auf unglaublich real, in die Psyche des Täters einzudringen und uns an seinen Gedanken und seinem Tun teilhaben zu lassen. Und wie auch schon im ersten Teil ist neben all den grausamen Szenerien immer auch eine ästhetische und eine amüsante Komponente mit dabei. Der Täter, der ohne mit der Wimper zu zucken summend seine Opfer zerteilt, aber absolut nicht verstehen kann, wie pervers jemand sein muss, der Tiere quält. Es gibt nur wenig Autoren die es schaffen, dass man auch mit den Tätern sympathisiert – und Chris Meyer ist einer davon!

Der Fall selbst ist so psychotisch wie genial, genau richtig! Ich liebe wirklich alles! Das Blut, die Taten, die Grausamkeiten. Genau das, was man von einem spannenden Thriller erwartet und sogar noch mehr! Es geht hier wirklich Schlag auf Schlag. Der Autor lässt und keine Sekunde Zeit zum Durchatmen. Es gibt keine Spannungskurve, sondern wir surfen auf einem Spannungspeak vom Anfang bis zum Ende! Es ist rasant, es ist unerwartet und wenn ihr schwache Nerven habt, dann fasst dieses Buch nicht an! Wir gehen ins Darknet, ins Rotlichtmilieu. Orte, die schon von sich aus Grausamkeit verheißen. Und dennoch ist es schlimmer, als man sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen kann. Wie kommt der Autor auf solche Szenarien? Was geht in einem vor, um auf solche Dinge zu kommen? Es ist erschreckend aber unglaublich gut. Auch das Ende! Es ist ein Ende, aber zugleich auch ein neuer Anfang und ich kann es jetzt schon nicht erwarten, dass der nächste Teil erscheint! Ich muss unbedingt weiterlesen! Es ist ein Buch wie eine Droge: Ich will mehr!

Fazit:
Christ Meyer ist ein Meister seines Fachs. „Der Zoom-Killer“ ist fast noch grausamer, als Tom Bachmanns erster Fall. Und auch wenn die Charaktere sehr an Ethan Cross und seine Ackerman-Reihe erinnern, haben seine Geschichten doch auch etwas Anderes, Unheimliches. Es ist viel blutiger, grausamer, plastischer dargestellt, als man das wirklich haben möchte und dennoch ist es einfach nur genial! Vor allem, dass man immer ein bisschen mit dem Täter sympathisiert, ihn versteht. Das macht alles noch erschreckender. Wenn ihr schwache Nerven habt: Finger weg. Wenn es euch nicht psycho genug sein kann und ihr es liebt, in die Gedankengänge eines Psychopathen einzutauchen, dann seid ihr hier genau richtig.

5 Sterne von mir, ich liebe einfach alles an dem Buch!!!

Bewertung vom 27.05.2022
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Emotional, ein bisschen kitschig aber wunderschön

Worum geht’s?
Lale ist auf der Flucht. Vor sich selbst und ihrer Vergangenheit. Sie setzt sich in den nächstbesten Zug und fährt bis zur Endhaltestelle. Dort landet sie auf einem Campingplatz. Bei Gustav, der lebt wie ein Einsiedler. Bis altertümliche Scherben gefunden werden und Menschen von überall herkommen und alles verändern.

Meine Meinung:
„Ein unendlich kurzer Sommer“ (Fischer Taschenbuch, Mai 2022) von Kristina Pfister ist ein Roman über Krankheit, Verlust und Neubeginn. Das Buch ist leicht zu lesen, hat aber dennoch auch Tiefgang. Ein Buch, das einen eintauchen lässt in eine andere Welt und eine kurze Auszeit vom hier und jetzt bietet.

Lale, die Hauptprotagonistin, hat vor Kurzem ihren Bruder bei einem Unfall verloren. Sie kommt damit nicht zurecht und läuft einfach davon. Auf ihrer Flucht vor sich selbst, ihren Gefühlen und ihren Leben trifft sie wunderbare Menschen. Gustav, den grantigen alten Mann, der aber herzensgut ist. Flo und Monika, Gustavs Nachbarn, die sich um ihn kümmern. Chris, der nach dem Tod seiner Mutter von seinem wahren Vater erfährt und sich auf die Suche nach ihm begibt. Und James, ein alter Freund von Gustav, der alle mit einer dicken Herzumarmung in die Arme schließt.

Es ist eine lustige und unterhaltsame Truppe, die sich auf Gustavs Campingplatz zusammenfindet. Eigentlich möchten sowohl Lale als auch Gustav nur ihre Ruhe, eine Auszeit, weg von den Menschen und der Welt sein. Aber nach und nach bauen sich in dem Buch Freundschaften auf, eine ganze kleine Community aus Menschen, die füreinander da sind, sich unterstützen. Es ist schön zu sehen, wie die Menschen gemeinsam durch Krankheit und Verlust zueinander finden. Die zwischenmenschliche Dynamik zu spüren. Wir erleben, wie Lale sich ein neues Leben aufbaut und erkennt, dass sie alles Alte komplett hinter sich lassen muss. Wie Flo erwachsen wird. Und auch die Geschichte Lale und Chris ist schön, wenn auch ein wenig kitschig. Aber das Buch macht Freude zu lesen, ist eine perfekte Auszeit, man schmunzelt und manchmal wird man beim Lesen auch ein bisschen emotional. Ein Buch, das ein Stück Leben von anderen Menschen in das eigene Leben bringt, mit denen man Lachen und weinen kann. Vielleicht dürfen wir Lale und den anderen ja in einem weiteren Buch wieder begegnen?

Fazit:
„Ein unendlich kurzer Sommer“ von Kristina Pfister ist ein Buch über Krankheit und Verlust, aber auch ein Buch über Neuanfänge und Mut. Den Mut loszulassen, den Mut, neue Wege zu gehen. Und über eine Entwicklung hin zu sich selbst. Gemeinsam mit Lale lernen wir eine gemütliche Community kennen. Den grantigen Gustav, den sympathischen Chris, Flo, der erwachsen wird. Alles ganz eigene und liebevoll ausgedachte Charaktere, die dem Leben selbst entsprungen sein könnten. Und auch wenn der Schluss ein bisschen kitschig war, war es doch ein Buch, das einem eine kleine Auszeit gegeben hat. Ein Buch zum Lachen und mit Emotionen.

5 Sterne für diese wunderschöne Geschichte über außergewöhnliche Menschen.

Bewertung vom 26.05.2022
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Flashback in die 1980er Jahre

Worum geht’s?
Die Morettis und die Murphys kontrollieren die Straßen von Providence, Rhode Island. Zwei Mafia Clans, der eine irisch, der andere italienisch, die ihre Claims abgesteckt haben und sich gegenseitig respektieren und koexistieren. Bis ein Murphy einem Moretti die Frau ausspannt – und damit einen blutigen Krieg auslöst.

Meine Meinung:
Mit „City on Fire“ (Verlagsgruppe HarperCollins, Mai 2022) startet Don Winslow seine Thriller-Trilogie. Und der Start könnte nicht besser sein! Er katapultiert uns vom Jetzt ins Jahr 1986 nach Rhode Island. Allein anhand seiner Sprache fühlt man sich direkt zurückversetzt in diese Zeit. Sein Schreibstil ist ausdrucksstark und mitreißend und man kann das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen!

Don Winslow bringt uns direkt hinein in die Geschäfte der Mafia. Drogen, Schutzgeld, Menschenhandel – jede Gruppe hat sich ein anderes Standbein gesichert. Und eigentlich könnten alle gut nebeneinander koexistieren, wenn da nicht diese eine Frau wäre. Die Frau, wegen der der Krieg losgetreten wurde. Mir gefällt die Darstellung der Familien richtig gut. Jeder Einzelne wirkt authentisch. Als wären sie direkt dieser Zeit entsprungen und wieder zum Leben erwacht. Die alternden Mafiabosse, ihre aufstrebenden Zöglinge, die das Zepter an sich reißen aber in ihrem jugendlichen Leichtsinn oft mit dem Kopf durch die Wand wollen. Es ist spannend mitzuerleben, wer in den Familien die Zügel in der Hand hat und wie die Alten doch immer noch ausreichend Einfluss haben, um mit einem Wink alle Entscheidungen zu ändern. Wie Danny, der eine Art Ziehsohn und eher ein Geduldeter war, plötzlich an die Macht kommt und entscheiden muss. Für sich, das Wohl seiner Familie und seiner Gang.

Das Buch ist auch absolut spannend geschrieben. Man ist mitten drin im organisierten Verbrechen, den Zahlungen an die Polizei und die Politiker, den Deals mit dem FBI. Und selbst innerhalb der Familien versucht jeder, für sich selbst das Beste rauszuziehen. Und genau das macht dieses Buch so spannend: Dass keiner weiß, wem er wirklich vertrauen kann. Dann noch die Geschichte von Danny und seiner Mutter, die plötzlich wieder auftaucht. Von seiner geliebten Frau Terri und ihrer Krankheit. Neben all der fulminanten und rasanten Spannung, bringt das noch eine ganz besonders emotionale Note in die Erzählung mit hinein und ich bin schon sehr gespannt, wo uns der Autor im zweiten Teil hinschicken wird. Wie es mit Murphy, Danny und Ian weitergeht. Wo sie landen werden. Ob sie sich doch noch Madeleine anschließen werden, deren Geschichte ebenfalls abenteuerlich und spannend ist. Das Buch hat mich wirklich mitgerissen und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Trilogie!

Fazit:
Mit „City on Fire“ steigt Don Winslow in seine Thriller-Trilogie um Danny und die Mafiafamilien von Rhode Island ein. Das Buch hat wirklich alles! Es zeigt uns ein authentisches Bild des organisierten Verbrechens in den 1980er Jahren. Lässt die alte Zeit wiederaufleben. Den Glamour in Las Vegas, die Clankämpfe, die Intrigen und Bündnisse. Wir erleben Drogendeals, Schutzgelderpressungen. Handel mit Politikern, Polizei und dem FBI. Dürfen dabei sein, wenn Danny, der immer mehr geduldet als akzeptiert war, plötzlich an die Spitze des Murphy-Clans kommt. Wie er mit seiner Frau und um sie kämpft und plötzlich seiner Mutter, die er nie zuvor gesehen hat, gegenübersteht. Dieses Buch war spannend, mitreißend, fesselnd und emotional.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung an alle, die mehr über das organisierte Verbrechen und Clankämpfe erfahren möchten!

Bewertung vom 24.05.2022
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Hervorragend recherchiert und mitreißend erzählt

„Denn allein der Verstand verjüngt sich mit den Jahren, und die Zeit, die uns alles Sonstige entreißt, fügt dem Alter Weisheit hinzu.“ (Seite 237)

Worum geht’s?
Das Wort ist so alt, wie die Menschheit selbst. Doch erst seit Erfindung des Buches bzw. seiner Vorgänger ist es den Menschen möglich, ihre Worte und ihre Geschichte auf Papier zu bannen. Das Buch gehört zu den ältesten aber beständigsten Erfindungen und hat eine wahrlich abenteuerliche Geschichte hinter sich.

Meine Meinung:
„Papyrus“ von Irene Vallejo ist ein Buch über die Geschichte der Welt der Bücher. Und ein wirklich schönes Buch, allein das wunderschöne, goldgeprägte Cover ist ein absoluter Hingucker! Dann das Quellverzeichnis am Ende, das eine Unzahl Seiten umfasst: Die Autorin hat ihr ganzes Herzblut in diesen Roman gesteckt, hervorragend recherchiert und alles verständlich, spannend und mitreißend zusammengefasst. Dieses Buch enthält so viel historisches Wissen, interessante Fakten und ist eine wundervolle Reise durch die Geschichte seiner eigenen Entstehung.

Die Autorin beginnt lange vor unserer Zeit im alten Griechenland, in der Zeit Alexander des Großen. Wir begleiten sie durch die Jahrhunderte und Jahrtausende, die Entstehung Roms, verschiedene Feldzüge und Kriege bis in die Gegenwart und immer ist die Entwicklung des Buches ganz eng mit allem verknüpft. In die Geschichte der Entstehung von Schrifttafeln über Papyrusrollen bis hin zu dem Buch, wie wir es heute kennen, erleben wir zudem noch die Geschichte der Bibliotheken, dürfen über die großen Gelehrten wie Aristoteles, Platon, Sokrates und wie sie alle heißen lesen. Erfahren über das Leben im alten Rom und im alten Griechenland. Aber die Autorin erzählt nicht nur von der Entstehung der Bücher und dem Wandel und der Bedeutung der Schriftsteller, sie schreibt auch über die immer wieder auftretende Vernichtung und Zerstörung der Bücher. Sei es durch Naturkatastrophen oder die absichtliche Zerstörung von Menschenhand – durch Zensur und Verbrennung. Und wir erfahren, wie das Buch als Gut einiger bessergestellten Menschen im Laufe der Zeit zu einem Allgemeingut für alle wurde. Wie es Freizeitbeschäftigung war, Wissensquelle aber auch Ablenkung z.B. in den Zeiten der Konzentrationslager.

Mir gefällt, wie Irene Vallejo die Stimmung der einzelnen Zeiten hervorbringt. In den Bibliotheken in Griechenland, lange v. Chr., als man noch nicht leise gelesen hat. Das Gemurmel und Gesumme, das in den Lesegängen geherrscht haben muss. Das gleichzeitige Auf- auf der einen und Abrollen auf der anderen Seite der Papyrusrollen. Dann ihre Vergleiche von damals mit heute, wie sich alles immer wiederholt. Damals die Skeptiker im Streit Papyrusrollen vs. Seitenbuch – heute Buch vs. eBook. Und in den eigenen Erzählungen der Autorin sowie zwischen den Zeilen merkt man immer wieder ihre Hingabe zu diesem Thema, ihre Liebe zu Büchern und wieviel Herz in diesem Buch steckt.

Ich habe beim Lesen so viel Wissen aufgesaugt und werde das Buch bestimmt auch künftig immer wieder in die Hand nehmen, um Dinge nachzuschlagen und nochmals nachzulesen!

Fazit:
Mit „Papyrus“ schreibt Irene Vallejo über ein Thema, das ihr eine Herzensangelegenheit ist: Über die Welt der Bücher. Ich weiß nicht, wie lange und intensiv die Autorin recherchiert hat, um ein solches Meisterwerk zu Papier zu bringen, einfach unglaublich! Sie reist mit uns durch die Jahrtausende. Vom alten Griechenland und alten Rom bis hinein in die Gegenwart. Von der Entwicklung der Papyrusrollen zum heutigen Buch. Von dem Stand der Schreiber und Gelehrten und der Entstehung der einzelnen Generationen und wie diese das Buch geprägt haben und von ihm geprägt worden sind. Dieses Buch ist vollgestopft mit Wissen und doch absolut mitreißend und lesenswert!

5 Sterne von mir für dieses mit Liebe und Hingabe geschriebenes Buch, das deutlich zeigt, wie sehr der Autorin dieses Thema am Herzen liegt!