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elafisch
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Insgesamt 422 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2015
Sánchez Piñol, Albert

Der Untergang Barcelonas


sehr gut

Der lange Weg zum Untergang

Albert Sánches Piñol, erzählt in "Der Untergang Barcelonas" vom Untergang seiner Heimatstadt und damit verbunden auch vom Versulst der Unabhängigkeit des katalanisches Volkes. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Thema für ihn als Katalanen besonders bedeutend ist.
Dieses Buch vermittelt vor allem viele historische Fakten zum spanischen Erbfolgekrieg, der letztlich im Untergang Barcelonas mündet.

Inhalt
Martí Zuviría ist ein junger Bursche, der 1705 nach dem Rausschmiss von seiner Schule, beim Marquis de Vauban, einem der größten Ingenieure seiner Zeit, landet und von ihm unterrichtet wird. So wird auch Zuvi zum leidenschaftlichen Ingenieur. Nach Vaubans Tod beginnt er zunächst auf der Seite der Spanier und Franzosen am Krieg teilzunehmen, aber das Leben hält noch viele überraschende Wendungen für ihn bereit.

Cover
Das Cover hat mir leider nicht so sehr gefallen, die Farbgebung passt zwar zum Buch, doch das bild, das das bernnende Barcelona zeigen soll, wirkt wie eine einfache Fotomontage. Das hätte man auf andere Art sicher schöner darstellen können, mit einer Zeichnung oder dem Bild einer Ruine zum Beispiel.

Aufbau
Das Buch unterteilt sich in 3 Abschnitte, die sehr vereinfacht folgendes beinhalten:
Veni: Zuvis Lehrzeit bei Vauban
Vidi: Zuvis Heimkehr nach Barcelona
Victus (das ist übrigens der Originaltitel des Buches): die Belagerung von Barcelona

Meinung
Ein wenig seltsam war es schon ein Buch zu lesen dessen Ende bereits feststeht, denn zwei Fakten waren von Anfang an klar:
1. Barcelona wird untergehen
2. durch den Erzählstil (Martí Zuviría selbst erzählt als 98-jähriger seine Lebensgeschichte) ist klar, dass der Protagonist alles überlebt.
Ich konnte diese Fakten beim Lesen aber immer wieder in den Hintergrund schieben und gut mitfiebern.
Die Ausdrucksweise in diesem Buch ist ziemlich derb, passt für mich aber zu Zuvis Art und der von Krieg und Elend bestimmten Zeit in der er groß geworden ist.
Die ersten 100 Seiten des Buches sind sehr humorvoll, mit einem lockerem Schreibstil geschrieben und man bekommt wunderbare Einblicke in die Ingenieurskunst des 18. Jahrhunderts, doch zwischendurch wird die Geschichte mehr oder weniger zu einer bloßen Aneinanderreihung von historischen Fakten.
Was mir sehr gut gefallen hat war, dass das Schicksal des katalanischen Volkes sehr deutlich wurde. Wie sie ohne große eigene Schuld zwischen die Fronten der großen europäischen Mächte gerieten und dann von ihren Verbündeten im Stich gelassen wurden. Da ich vor diesem Buch keinerlei Vorkenntnisse zu diesem Thema hatte, hat dieses Buch einen entscheidenden Beitrag zu meiner Allgemeinbildung geleistet und das auf einigermaßen kurzweilige Art.
Schön zu verfolgen ist in diesem Buch auch Zuvis Entwicklung. Man begleitet ihn fast 10 Jahre lang und erlebt wie aus dem verantwortungslosen 15-jährigen Taugenichts ein verantwortungsbewuster Erwachsener wird, der seine "Familie" und seine Heimatstadt mit all ihren Werten bis zum bitteren Ende voller Hingabe verteidigt.
Während des erzählens greift Zuvi immer wieder Ereignisse auf, die erst später in der Geschichte oder gar nach dem Untergang Barcelonas stattfinden, das hat es mir zum Teil etwas schwer gemacht die Abläufe der Handlung in die korrekte Reihenfolge zu bringen.
Und das Ende kam für meinen Geschmack zu plötzlich und hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Da sind bei mir doch noch einige offene Fragen.

Fazit
Für mich als Freundin einer Barcelonesin (somit Katalanin) war es sehr spannend so viel über dieses Volk und deren "Untergang" bzw. Unterdrückung durch die Spanier zu lesen.
Mir hat es auch Freude bereitet mal wieder ein anspruchsvolles Buch zu lesen, doch stellenweise war es auch mir zu langatmig.
Eine Leseempfehlung gibt es von mir also nur für Personen, die beim Lesen auch gerne mal den Kopf anstrengen und sich für solch historische Themen interessieren.

Bewertung vom 12.04.2015
Ahern, Cecelia

Das Jahr, in dem ich dich traf


ausgezeichnet

Gardening Leave - oder eine Zwangspause wird zur Zeit der Selbstfindung

"Die meisten Menschen in unserem Leben müssen nicht aktiv etwas tun, um uns zu verändern, sie müssen einfach nur da sein." Seite 381

In Cecelia Aherns "Das Jahr in dem ich dich traf" begleitet man Jasmine, die mit ihren 33 Jahren schon mehrere Firmen aufgebaut und dann gewinnbringend verkauft hat, aber nun von ihrem Geschäftspartner gefeuert und zu einem Jahr "Gardening Leave" verdonnert wurde.
Ein Jahr um sich über das eigene Leben und seine Mitmenschen Gedanken machen zu können.
Ein Jahr in dem Jasmine tatsächlich beginnt einen Garten anzulegen und darin Trost zu finden.
Ein Jahr in dem sie viel Zeit damit verbringt ihren Nachbarn zu beobachten, eine gescheiterte Existenz, wie ihre?!

Ich hatte bisher noch kein Buch von Cecelia Ahern gelesen, Titel und Cover ließen mich einen locker leichten Liebesroman erwarten, auch wenn der Klappentext mich schon hätte stutzig machen können.
Denn das Buch ist alles andere als locker leicht, es geht unter die Haut und regt zum Nachdenken an. Dadurch dass man Jasmine die ganze Zeit durch ihre Gedanken begleitet, kann man wunderbar nachvollziehen wie sie sich fühlt un dihre Entwicklung genau verfolgen.
Neben dem verhassten Nachbar spielt auch Jasmines Schwester Heather eine wichtige Rolle. Sie hat das Down-Syndrom und Jasmine fühlt sich extrem verantwortlich für sie. Die Art und Weise wie Cecelia Ahern, durch Jasmine, Heather beschreibt gibt einem nie das Gefühl, dass es um einen "kranken" Menschen geht, sondern einfach um eine herzliche, lebensfrohe, extrem begeisterungsfähige Person, die hin und wieder etwas Unterstützung benötigt, aber dennoch überraschend selbständig ist. Cecelia Ahern räumt ganz nebenbei mit vielen Vorurteilen auf und liefert ettliche Erklärungen zum Thema Down-Syndrom. Mir hat das wirklich gut gefallen.
Zu Beginn des Buches hatte ich noch befürchtet es könne sich etwas in die Länge ziehen, aber es war dann doch wirklich schön flüssig zu lesen und hat mich tatsächlich gefesselt. Immer wollte ich wissen was nun als nächstes passiert und wie es ausgeht!
Und auch wenn das Thema des Buches durchaus ernsthafter Natur ist, gab es dennoch ausreichend Schmunzelmomente.
Das Ende ist etwas offen gehalten, ist aber ausreichend positiv um ein gutes, hoffnungsvolles Gefühl zu hinterlassen.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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