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Europeantravelgirl

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Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2022
Thao, Dustin

Bleib bei mir, Sam


sehr gut

Wenn es ganz anders kommt

Julie und Sam sind seit 3 Jahren zusammen und glücklich, haben gemeinsame Träume und Zukunftspläne. Doch plötzlich wird Sam bei einem schrecklichen Verkehrsunfall mitten aus dem Leben gerissen, und Julie bleibt ganz allein zurück.

Der Jugendroman setzt unmittelbar nach Sams Tod ein, als sich Julie in einer Art Schockstarre befindet. Sie zieht sich völlig zurück, bricht jeglichen Kontakt zur Außenwelt ab und geht nicht einmal zur Beerdigung. Ihre Freunde reagieren teilweise mit Unverständnis, fühlen sich von ihr zurückgestoßen und als ob sie nicht nur Sam, sondern auch Julie verloren hätten.

Da geschieht das Unglaubliche: In ihrer Verzweiflung wählt Julie Sams Nummer auf dem Handy, und der geht tatsächlich auch dran!

Es sind verschiedene Stufen der Trauer, die Julie durchläuft. Nicht alle sind wirklich nachvollziehbar oder nachfühlbar, besonders wenn sie andere Menschen vor den Kopf stößt und sich immer wieder von der Welt zurückzieht und stattdessen krampfhaft an der Vergangenheit, an Sam und den Telefonaten mit ihm festhält und ihn nicht loslassen will. Aber jeder trauert nun einmal anders. Das müssen Julies Freunde und Familie erkennen, das erkennen auch wir beim Lesen.

Leider schöpft die Geschichte ihr Potenzial nicht völlig aus, vor allem im langen Mittelteil hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Da wird auch gerade in den Telefonaten viel Zeit für Alltäglichkeiten verwendet anstatt unter die Oberfläche zu den wirklich wichtigen Themen einzutauchen. Ich selbst habe mir beim Lesen die Frage gestellt, was ich bei so einem Gespräch sagen würde. Schwierig, aber ich bezweifle sehr, dass ich wie Julie über den aktuellen Klatsch aus der Schule reden würde. Zum Glück kriegt die Geschichte im letzten Viertel aber die Kurve bzw. mehr Tiefgang, und es kommt zu einem tatsächlich sehr emotionalen Ende.

Alles in allem ein außergewöhnliches Jugendbuch, das die trauernde Julie auf dem Weg zurück ins Leben begleitet.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2022
Reid, Taylor Jenkins

Carrie Soto is Back


ausgezeichnet

„Du bist perfekt, sogar in deiner Unvollkommenheit“

Mein erster Roman von Taylor Jenkins Reid! Und dann ein Buch über Tennis? Ernsthaft?

Ich möchte es gleich vorweg feststellen: Believe the hype!!!

Der Roman erzählt von der fiktiven Tennisspielerin Carrie Soto, die in ihrer aktiven Zeit Rekorde für die Ewigkeit aufgestellt hat und dann wegen einer Verletzung ihre Karriere beenden musste. Nun passiert das für sie Unerträgliche: Ein neuer Star am Himmel stellt ihren alten Rekord an Grand-Slam-Siegen ein! Das kann Carrie so nicht stehen lassen, und so beschließt sie, noch einmal anzugreifen: Carrie Soto is back! In Rückblenden erfahren wir, wie und unter welchen fast unmenschlichen Anstrengungen und Entbehrungen es Carrie überhaupt an die Spitze geschafft hatte, ehe wir sie hiernach auf dem harten Weg ihres Comebacks begleiten.

Obwohl Tennis nicht wirklich zu meinen Leidenschaften gehört, war ich von der ersten Seite an gefesselt von der Story und von Carries Persönlichkeit. Der Autorin gelingt es auf unvergleichliche Weise, Spannung zu erzeugen und gleichzeitig die Entwicklung der Heldin voranzutreiben. Die Schilderung des Tenniszirkus ist faszinierend, dazu kommen wahnsinnig spannende Matches, die man beim Lesen atemlos Punkt für Punkt verfolgt. Angereichert wird alles mit viel Lebensgefühl der 1990er Jahre und realen Facts, die einen beim Lesen vergessen lassen, dass die Figur der Carrie Soto eine fiktive ist. Überhaupt ist diese Persönlichkeit so rund und stimmig angelegt in all ihrem Ehrgeiz, ihrer Besessenheit und Kompromisslosigkeit, aber auch in all den Brüchen ihrer Entwicklung: „Lange Zeit war mein Ehrgeiz bedrückend. Er ist keine Freude – er ist ein Meister, dem ich gehorchen muss,…“ Denn Carrie ist wahrhaftig nicht Everybody´s Darling, sondern gilt als eiskalte „Kampfmaschine“ und stößt mit ihrer direkten, unbeschönigten Art Fans und Gegnerinnen vor den Kopf. Vor allem aber verkörpert sie ein starkes Frauenbild!

Ich kann für dieses Buch eine klare Leseempfehlung aussprechen und reihe mich begeistert in die Fangemeinde von Taylor Jenkins Reid ein!

Bewertung vom 27.11.2022
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


gut

Archaisch, brutal, verstörend

Dieses Endzeit-Epos spielt in einer Welt nach der Nuklearkatastrophe. „Jener Tag“ hat die alte Welt zerstört, was die völlige Verwüstung der Lebenswelt und Mutationen zur Folge hatte. Aus der Asche erhoben sich neue Völker, die alle nach dem „Gesetz der Natur“ leben. Das geschriebene Wort existiert nicht mehr, nur noch einige Gesetzesrollen, die auch wiederum nur wenige Ausgewählte lesen können. Bereits hier deutlich biblische Anklänge an die Zehn Gebote. In dieser archaischen, mittelalterlich anmutenden Welt in Neuamerika lebt verborgen die letzte Mutantin, Gaia. „Entstanden aus den Tiefen der Deformation“, was sich bei ihr vordergründig in entstellter Haut an Händen und linker Kopfhälfte manifestiert. Sie wird fernab der Welt von zwei geächteten Männern aufgezogen – dem Lehrer und dem Jäger. Von ihnen lernt sie das Lesen und das Töten. Es entspinnt sich eine Endzeitgeschichte, während der Gaia in Gefangenschaft gerät und dann auf eine Mission geschickt wird, um die letzten Bücher zu finden und damit die Neue Welt zu verändern.

Der Schreibstil orientiert sich deutlich an der Bibel; es gibt Phrasen wie „Selig sind …“ und psalmenhafte Passagen. Bei der Handlung geht es entgegen des Klappentextes lange Zeit nicht um die Rettung der Bücher; stattdessen wählt Gaia den Weg als Kriegerin und Schlächterin. Brutales Töten und Abschlachten nehmen eine zentrale Rolle in diesem Roman ein. Fantasy-Elemente durchbrechen das Genre des reinen Endzeit-Epos. Schwierig wurde es für mich bei der Rechtfertigung allen Mordens und Tötens durch Gaia. Für sie ist dies das probate Mittel zum Schutz ihres Sohnes. Diesem wird in Jesus-Christus-artiger Manier überhöht eine Zukunft als „der Gerechte“ vorbestimmt.

Während der biblische Schreibstil und die primär alttestamentarischen Anspielungen in diesem Buch durchaus als Kunstkniff gelten dürfen, hat mich vor allem die rohe Brutalität abgeschreckt. Besonders die Rechtfertigung der Gewalt fand ich verstörend.

Bewertung vom 26.11.2022
Lagom, Kristina

Nordlicht-Liebeszauber


ausgezeichnet

Das perfekte Winterbuch

Dieser Roman ist mein Winterhighlight des Jahres! Der Roadtrip durch Finnland im Winter hat mein Herz im Sturm erobert, diese Geschichte ist so schön wie die finnische Schneelandschaft, so abwechslungsreich wie Helsinki und so wundervoll wie Korvapuusti (Zimtschnecken)!

Aber worum geht´s eigentlich?

Kurz bevor Louisa aus Berlin nach Bali auswandert, bekommt sie im November noch einen Auftrag für eine Reisereportage aufs Auge gedrückt. Aber nicht etwa Advent unter Palmen in der Karibik oder schick in einem Nobel-Skiort, nein, sie wird ins dauerdunkle, eisige Finnland geschickt! Dann geht auch noch ihr Koffer verloren und ihr Fotograf fällt aus. Da läuft ja wirklich alles schief, und nun sitzt sie mit dem wortkargen Ersatzfotografen Miro in Helsinki fest, weil auch noch ein Pilotenstreik die Weiterreise von Helsinki in den Norden unmöglich macht. Eine einzige Katastrophe Die einzige Lösung scheint ein Roadtrip mit diesem finnischen Ian-Somerhalder-Verschnitt Miro in dessen Van durchs verschneite Finnland. Wie großartig! Nicht.

Der wunderbare Winterroman besticht durch viel Humor, witzige Dialoge und dazu eine Riesenportion Finnlandliebe! Schon nach wenigen Seiten litt ich unter sehnsüchtigem Fernweh! Die Liebe zu dem Land und seinen Bewohnern bringt diese Geschichte förmlich zum Leuchten. Da gibt es Rentiere, eine gewitzte Oma und jede Menge besagter Korvapuusti. Dazu ist die Geschichte von Lou und Miro so schön geschrieben, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte!

Ganz klare Leseempfehlung für diese zauberhafte Winterreise!

Bewertung vom 24.11.2022
Baumgärtner, Theresa

Dezember Journal


ausgezeichnet

Bewusster Advent

Ein ganz wunderbares Mittel gegen den berüchtigten Vorweihnachtsstress ist mir da mit dem Dezember-Journal ins Haus geflattert! Das Buch an sich ist schon eine wahre Schönheit mit seinem edlen Leineneinband. Im Inneren verbergen sich für jeden Tag im Dezember Gedichte, Geschichte, Rezepte, Ideen. Dabei gibt es genügend Raum, um eigene Gedanken niederzuschreiben, Listen auszufüllen oder auch Zeichenanleitungen direkt einmal auszuprobieren.

Das Design versprüht viel Nostalgie, und entsprechend sind auch die Texte eher traditionell gehalten, die Rezepte hingegen erfreulich modern. Unter dem Jahr würde man das Buch vielleicht für altmodisch halten, aber an Weihnachten, wenn Traditionen heiß geliebt und gepflegt werden, darf es auch gern einmal ein wenig Vintage sein.

Mein Favorit versteckt sich übrigens etwa in der Mitte des Dezember und ist eine Liste weihnachtlicher Lieblingswörter unter der Rubrik „Worte sind Poesie“. So was lieb ich ja sehr, denn wenn man einmal darüber nachdenkt, fallen einem da so viele schöne Wörter ein. Genau dafür ist dieses Journal hervorragend geeignet: Es regt zum Nachdenken an, inspiriert und hilft, den Advent nicht gestresst an sich vorüberziehen lassen, sondern bewusst wahrzunehmen.

Bewertung vom 22.11.2022
Bavaria Fiction GmbH

Das offizielle Sturm der Liebe-Kochbuch


ausgezeichnet

Edel gestaltetes Kochbuch nicht nur für Fans der Telenovela

Schon lange schätze ich die Koch- und Backbücher von Gräfe und Unzer aufgrund ihrer verlässlichen Qualität. Mit dem „Sturm der Liebe“-Kochbuch hat der Verlag nun ein besonders schönes Exemplar aufgelegt: Großformatig und mit edlem Prägeeinband besticht es schon allein durch sein Äußeres. Innen verbergen sich nicht nur zahlreiche Rezepte, sondern auch Erinnerungen, Fotos und Facts für alle Fans der Telenovela. Die Kapiteleinteilung richtet sich nach dem Traumpaar der jeweiligen Staffel, und auch die Rezepte sind zumindest teilweise thematisch daran angepasst. Immer wieder gibt es Querverweise, welche Rolle die Speise in der Serie eingenommen hatte.

Die Rezepte selbst sind vielfältig von Hausmannskost bis zu raffinierteren Gerichten, von traditionell bayerisch (wo die Serie spielt) bis hin zu exotischen Speisen. Was sie vereint, ist die von GU gewohnt schöne und übersichtliche Darstellung mit aussagekräftigen Fotos. Vor allem sind alle Rezepte in Zutaten und Ausführung meines Erachtens ohne Probleme nachkochbar und realistisch umsetzbar. Insgesamt eines der schönsten Kochbücher, die ich in letzter Zeit in der Hand gehalten habe, und für Fans der Serie gibt es noch jede Menge Nostalgie in Form von Szenenfotos und Texten als Schmankerl obendrauf.

Bewertung vom 20.11.2022
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Die Macht der Worte

Es sind einige Jahre vergangen seit der großen Krise in den USA. Arbeitslosigkeit, Inflation, Zusammenbruch der Wirtschaft. Ein Schuldiger wurde schnell gefunden mit China, und mit PACT ein Gesetz erlassen zum Schutz vor antiamerikanischen Bestrebungen: Der Preserving American Culture and Traditions Act. Was für Sicherheit und Schutz sorgen sollte, ist nun in gegenseitige Bespitzelung umgeschlagen und offenen Hass gegenüber Menschen asiatischer Herkunft. Es ist ein Kontrollstaat geworden, der Bücher verbannt und sogar Kinder aus ihren Familien reißt. Alles zum Schutz der amerikanischen Werte. Doch es regt sich Widerstand gegen PACT. „Unsre verschwundenen Herzen“ – diese Gedichtzeile der asiatisch stämmigen Dichterin Margaret Miu ist zur Botschaft des Widerstands geworden, der symbolträchtig auf die ihren Familien entrissenen Kinder aufmerksam macht.

Die Geschichte setzt ein bei dem Jungen Bird, der nach dem Untertauchen seiner Mutter Margaret Miu allein mit seinem Vater lebt. Die Mutter im Widerstand wurde aus ihrem Leben gestrichen. Doch auch wenn der Vater sie totschweigt, begibt sich Bird heimlich auf Spurensuche. Wir erleben den ersten Teil der Erzählung aus Birds ahnungsloser, kindlicher Sichtweise. Später wird die Geschichte um die in poetischer Sprache gehaltene Perspektive der Mutter erweitert. Durch diesen Erzählkniff kommt es erst nach und nach zu erschütternden Erkenntnissen und Einsichten.

Von Anfang an ist die bedrohliche Atmosphäre vorherrschend, gibt den Geschehnissen einen düsteren Rahmen. Beim Lesen hatte ich ständig Gänsehaut, und spätestens beim Wechsel der Perspektiven war ich völlig von der Geschichte erschüttert, bewegt und berührt. Diese Erzählung geht wirklich unter die Haut, ließ mich hoffen und leiden. Es mag ein fiktiver Roman sein, doch wie die Autorin im Nachwort selbst einräumt, gibt es entsetzlich viele historisch belegte Vorkommnisse dieser Art. Es geht um die Haltung, ob man sich wegduckt oder ob man aufsteht. Es geht um die Liebe zur Familie, die manchmal schwere Entscheidungen abverlangt. Und am meisten berührten mich die Passagen über Margarets Gedichte, märchengleiche Passagen voller Poesie. Es ist die Macht des Wortes. Nicht des geschriebenen Wortes, sondern das Erzählen, das Nicht-Vergessen und Weitertragen, das Aussprechen der Wahrheit.

Von mir eine klare Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman.

Bewertung vom 17.11.2022
Grob, Patricia

Ein Duo für alle Felle (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Hund namens Hund

Der Schweizer Postbote Paul möchte nach seiner Pensionierung eigentlich nur seinen wohlverdienten Ruhestand genießen und viel Zeit mit seiner Flamme Louisa aus dem Seniorenheim verbringen. Doch seine Enkel machen ihm einen Strich durch die Rechnung, als sie ihm ungefragt und ungewollt einen Hund schenken! Dann sterben gleich 3 Bewohner des Heims auf geheimnisvolle Weise, und plötzlich ist auch noch Louisa spurlos verschwunden. Als Krönung der Ereignisse hat Paul nun auch unfreiwillig einen Job als Aushilfspostbote an der Backe, doch warum stellt er sich dort eigentlich so stümperhaft an?

Was folgt, ist eine humorvolle, chaotische Schnitzeljagd auf der Suche nach Louisa, wobei plötzlich auch geheimnisvolle Verfolger auftauchen und es so manche überraschende Wendung gibt. Die Figuren sind teilweise sehr skurril angelegt, vor allem Pauls aufdringliche Postler-Kollegin Klothilde Regenass ist ein echtes Unikat! Da fliegt auch schon mal die Gemüsesuppe! Zahlreiche Schweizer Begriffe verleihen der Story viel Lokalkolorit; dank dieses Buches weiß ich nun einen guten „Güx“ zu schätzen und würde allzu gerne einmal einen „Schlorzifladen“ kosten. Da wäre ein Glossar im Anhang vielleicht eine gute Idee gewesen, aber ich bin diesen Begriffen auch so auf die Spur gekommen! Sogar ohne Hund. Apropos Hund: Mein Favorit der Story war die Entwicklung des Verhältnisses von Paul und seinem Hund. Anfangs nennt er ihn eher widerwillig und aus Trotz „Hund“, aber nach und nach schließt er ihn in sein Herz, und der Hund namens Hund entwickelt sich zum heimlichen Helden der Geschichte!

Kult-Crime mit jeder Menge handfester Charaktere, reichlich Action und skurrilem Humor!

Bewertung vom 12.11.2022
Haase, Maren Vivien

Sounds of Silence / Golden Oaks Bd.1


sehr gut

Verwundete Seelen

Tatum braucht die Stille. Nach einem traumatisierenden Ereignis vor vier Jahren sind sie und ihre Eltern aus New York in die Ruhe der Kleinstadt Golden Oaks gezogen, wo Tatum Ruhe und Sicherheit finden kann. Bis mit Dash eine Wolke aus lauter Musik in ihr Leben schwappt. Denn Dash braucht es laut, um seine Gedanken und Schuldgefühle zu übertönen, die ihn in der Stille heimsuchen. Damit prallen Welten aufeinander, und doch fühlen Tatum und Dash sich geradezu schicksalhaft voneinander angezogen.

Der Roman besticht vor allem erst einmal durch seine ganz wunderbar herbstliche Atmosphäre. Die bunten Herbstfarben, die schöne Landschaft sind stimmungsvoll beschrieben und bilden einen cozy Hintergrund für die emotionale Geschichte. Dazu kommt wunderbares Kleinstadtfeeling mit Wohlfühl-Locations, wo sich die Story langsam entwickeln kann.

Beim Lesen wird man lange Zeit im Dunkeln gelassen, womit Tatum und Dash jeweils zu kämpfen haben. Man ahnt jedoch schnell, dass es traumatisierende Ereignisse gewesen sein müssen, denn Tatum leidet unter unberechenbaren Panikattacken. Die Geschichte zeigt deutlich, wie sehr sie dadurch an Lebensqualität einbüßt, weil sie etwa nicht studieren gehen kann. Die Gefühle der Protagonisten sind wirklich hervorragend herausgearbeitet und nachvollziehbar. Dabei nimmt sich die Geschichte viel Zeit, die Entwicklung der beiden Charaktere herauszuarbeiten. Gerade Tatums Wandlung, wie sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommt, ist wunderbar mit anzusehen und verleiht Hoffnung.

Am Ende reichte es aber für mich leider nicht zu einem überzeugenden Highlight. So viele Menschen mit Traumata/Phobien ausgerechnet in einem Freundeskreis, das war schon etwas konstruiert. In einigen Teilen wirkte die Story zudem zu bemüht. Daher gibt es von mir einen Stern Abzug.

Bewertung vom 06.11.2022
Graßhoff, Marie

Spicy Noodles / Food Universe Bd.2


sehr gut

Göttererben und scharfe Nudeln

Toma hat seine Uni-Bewerbungen in den Sand gesetzt und ist daraufhin bei seinen Eltern rausgeflogen. Seine einzige Zuflucht ist im Restaurant seines senilen, verschrobenen Großvaters. Denn verwirrt ist der alte Mann eindeutig, der darauf beharrt, von einem shintoistischen Feuergott abzustammen und seine Macht von ein paar Essstäbchen zu beziehen! Aber was stören Toma diese wirren Geschichten, wenigstens hat er nun wieder ein Dach über dem Kopf, einen Job und eine verdammt süße Stammkundin namens Akari. Als jedoch die besagten Essstäbchen gestohlen werden, überstürzen sich die Ereignisse, und Toma findet sich in einer Welt von Göttererben und geheimen Vereinigungen wieder, deren Regeln er nicht kennt.

Die Urban Fantasy nimmt sich sehr viel Zeit, die Geschichte zu entwickeln. Da es sich um Band 2 einer Trilogie handelt, ich aber Band 1 nicht gelesen hatte, waren einige Anspielungen und Bemerkungen erst zu verstehen, nachdem ich mich schlau gemacht habe, worum es in Band 1 ging. Daher wäre es wohl durchaus empfehlenswert, den Band nicht losgelöst, sondern die ganze Reihe zu lesen.

Was den Einstieg ebenfalls ein klein wenig mühselig macht, ist die Hartnäckigkeit, mit der Toma die Geschichten seines Großvaters Shiro abtut. Während man beim Lesen natürlich längst erkannt hat, dass die Legenden wahr sind, leugnet Toma dies beharrlich, wodurch die Geschichte anfangs leider auch nur schleppend vorankommt.

Dies ändert sich ab einem gewissen Punkt jedoch schlagartig, und dann kommt die Story plötzlich mächtig in Fahrt und zieht in ihren düsteren Bann. Da geht es mit großem Tempo spicy, actionreich, brutal und bedrohlich zur Sache! Detaillierte Kampfszenen lassen beim Lesen den Atem anhalten. Manche Szenen oder Figuren erinnern an Mangastyle, und auch dies trägt zur Schaffung dieser besonderen, düsteren Atmosphäre bei. Gemeinsam mit Toma und Akari springt man in diesen epischen Kampf der Göttererben, spürt die unsäglichen Schmerzen des Protagonisten, seine Verzweiflung und Hilflosigkeit. Wirklich fesselnd, und das feurig-düstere Cover ist dieser Geschichte absolut würdig!

Eine wirklich heiße Urban Fantasy, die ich Fantasy-Liebhabern absolut weiterempfehlen kann. Nur der recht behäbige und sehr lange Einstieg in die Story sorgt für einen Punkt Abzug.