Benutzer
Benutzername: 
Leseigel
Wohnort: 
Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1084 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2022
Weng, Joan

Die rote Tänzerin


ausgezeichnet

Wer war Anita Berber ?
Eine Antwort darauf versucht die Autorin im vorliegenden Buch zu geben.

Die Berber war der Skandal der 20ziger Jahre - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und Ungarn. Sie war eine gefeierte Nackttänzerin. Das Publikum lag ihr zu Füssen, wenn sie ihre ausdrucksstarken Tänze wie "Kokain" auf der Bühne zeigte. Ihr Privatleben war von Tabubrüchen geprägt. Alkohol, Drogen, häufig wechselnde Sexualpartner führten zum Verlust der Zuschauergunst.

Die Berber starb jung und gehört im weiteren Sinne zum legendaren Club 27, zum dem Rockgrößen wie Janis Joplin und Jimi Hendrix gezählt werden. Bei genaueren Hinsehen kann man auch viele Parallelen in den Lebensläufen erkennen.

Doch das ist nur die öffentliche Bild der Skandaltänzerin. Dank der Autorin kenne ich jetzt auch die verletzliche Seite der Künstlerin. Das Buch schildert schwerpunktmäßig die Begegnung des Malers Otto Dix mit Anita Berber, der ein Bild von ihr malen sollte und auch hat. Die beiden verwundeten Seelen fühlen sich zueinander hingezogen und wissen , dass es nicht sein darf. Ob es tatsächlich eine intime Beziehung gab, überlässt die Autorin der Phantasie des Lesers.

Am Ende des Romans empfinde ich tiefes Mitleid mit der jungen Anita, die nach dem Verlust ihrer großen Liebe auf der Suche nach Geborgenheit und Liebe war und die gleichzeitig ihrer Hingabe an den Tanz Ausdruck verleihen wollte.

Die Autorin erzählt die Geschichte sprunghaft und auf mehreren Zeitebenen und gibt damit ein Spiegelbild des turbulenten Lebens der Berber. Wenn man sich darauf einlässt, kommt man in den Genuss einer wunderbaren und gut recherchierten Geschichte, die zu Herzen geht.

Bewertung vom 20.08.2022
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Schatten des Krieges
1955 Die 15jährige Helga und ihr älterer Bruder Jürgen sind zurück in Köln. Über den Suchdienst des Roten Kreuzes hat ihr Vater sie in Frankreich gefunden. Nachdem die erste Euphorie des Wiedersehens verflogen ist, fallen Schatten auf das Familienglück.

Das Schicksal der Mutter ist ungeklärt. Dafür führt die Schwester der Mutter das Regiment im elterlichen Haus, eine verbitterte, missgünstige Frau. Der Vater verbietet Helga den Besuch des Gymnasiums und zerstört damit ihren Traum, Schriftstellerin zu werden. Stattdessen muss Helga die Hauswirtschaftsschule - auch Bräuteschule genannt - besuchen. Ihr Praktikum absolviert sie in einem von Nonnen geführten Waisenhaus und findet sich in einem Alptraum wieder. Besonders das Waisenkind Bärbel, ein Besatzerkind, leidet unter der Grausamkeit der Nonnen und der anderen Kinder.

Während Helga versucht, Bärbel das Leben leichter zu machen, gerät ihr eigenes aus den Fugen.

Der Roman nimmt mich von der ersten Seite an gefangen und schickt mich auf eine bewegende Gefühlsreise.

Ich habe mit Helga und Jürgen gebangt, als sie sich aus der Geborgenheit ihrer französischen Pflegeeltern auf den Weg ins Ungewisse zum fremd gewordenen Vater machen. Und tatsächlich scheint sich für Helga das Leben zum schlechteren zu wenden. Ich habe wie Helga nicht verstanden, warum ihr Vater ihr das Gymnasium verbietet. Aus Andeutungen konnte ich entnehmen, dass es möglicherweise mit seiner Vergangenheit zu tun hat.

Besonders widerwärtig war mir die Tante, die der Familie und besonders Helga das Leben zusätzlich schwer macht.

Was mir an Helga gut gefallen hat, sie versucht, die Dinge immer positiv zu sehen. Sie versteht die Entscheidung des Vaters nicht, aber sie liebt ihn weiterhin und versucht , das beste daraus zu machen.

Sowohl für Helga als auch für mich waren die Zustände im Waisenhaus einfach nur grauenvoll und nicht auszuhalten. Was mich zusätzlich belastet hat, wie Frauen, die ihr Leben Gott geweiht haben, so gefühlskalt und sadistisch sein können. Leider entsprechen die Schilderungen der Autorin den historischen Tatsachen.

Auch hier kann ich Helga nur bewundern, dass sie den Verantwortlichen die Stirn bietet - und verliert. Von diesem Moment an scheint sich Helga in einer einzigen Abwärtsspirale zu befinden.. Die Autorin thematisiert in diesem Zusammenhang die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und Vorurteile. Besonders ledige Mütter und ihre Kinder galten als moralisch verkommen. Bei sexuellen Übergriffen war die betroffene Frau schuld, da sie den Mann durch ihr Verhalten dazu animiert hat.

Nur gut, dass das Buch ein Unterhaltungsroman ist und am Ende sich viele Dinge zum Guten wenden.

In meinen Augen ist der Roman absolut lesenswert, weil es der Autorin überzeugend gelingt, die damalige Zeit dem Leser realistisch näher zu bringen. Obwohl sie mit den Schilderungen der Verhältnisse im Waisenhaus mir einiges zugemutet hat, lässt sich die Geschichte fesselnd und unterhaltsam lesen.

Bewertung vom 20.08.2022
Dicken, Dania

Wenn die Wahrheit leise stirbt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn die Wahrheit zur Gefahr wird
Libby und Owen besuchen Libbys Eltern in Kalifornien. Hayley ist inzwischen 12 und treibt ihre Eltern mit ihrem pubertären Verhalten in den Wahnsinn.

Trotz dem Besuch ihrer Schwester Libby will Hayley sich unbedingt mit ihrer Clique treffen. Um des lieben Frieden willens lässt man Hayley ziehen.

Der Abend entwickelt sich für Hayley zum Albtraum. als sie mit ansehen muss, wie einer ihrer Freunde ermordet wird.

Hayley ist fest entschlossen, gegen den Täter auszusagen.. Leider handelt es sich dabei um den Sohn des ortsansässigen Sheriffs. Sofort werden böse Erinnerungen an einen alten Fall wach, in dem Sadie gegen den Sohn eines Bürgermeisters ermittelt hat.

Und während die Wälder Kaliforniens in Flammen stehen, scheint die Gerechtigkeit wie Asche im Wind zu verwehen.

Bisher war es so, dass die Autorin die erwachsenen Familienmitglieder der Familie Whitman in Gefahr gebracht hat. Deshalb war es ein Schock, dass Hayley plötzlich im Mittelpunkt stand.

Hayley kann man für ihren Mut und ihr Rückgrat, das richtige zu tun, nur aufrichtig bewundern. Es gibt im Thriller Beispiele, in denen Erwachsene diese Standhaftigkeit nicht hatten.

Schockiert hat m ich, dass einige Mitschüler und auch Mitglieder der Clique, Hayley angefeindet haben, was ich übrigens für sehr realistisch halte. Hayley wird sogar der Lüge bezichtigt.

Eine neue Dimension erhält die Geschichte. als sich der Sheriff aktiv einmischt und damit weit über die Grenzen väterlicher Fürsorge hinaus geht.

Das Ende hat an meinen Nerven gezerrt und ich habe mit brennender Ungeduld auf Rettung gehofft.

Auch diese Mal konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Handlung war nicht nur packend , sondern sie hat mich auch emotional stark mitgenommen. Hayley ist noch ein Kind und was man ihr zumutet, möchte man auch als Erwachsener nicht erleben. Was genau ich damit meine ? Finden Sie es heraus !

Bewertung vom 15.08.2022
Gorcheva-Newberry, Kristina

Das Leben vor uns


ausgezeichnet

Die Geschichte einer Freundschaft
Anja, die Erzählerinder Geschichte und Milka sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Sie leben am Rande von Moskau in den 80ziger Jahren. Gemeinsam gehen die Freundinnen durch die Pubertät - erster Kuss - erste Zigarette- erster Sex - Alkohol und endlose Diskussionen über die Welt, Musik und besonders Literatur.

Aus dem Duo wird ein Quartett durch die beiden Jungs Lobatin und Trifonow. Man liebt sich, man streitet sich, während die Sowjetunion auf ihr Ende zustrebt. Kurz vor dem Schulabschluss kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der alles verändert. Anja geht nach Amerika und kehrt nach 20 Jahren zurück und muss sich mit den Ereignissen von damals auseinandersetzen.

Das Buch war von der ersten Seite an einfach nur spannend und gleichzeitig berührend.

Grundsätzlich haben sich die Jugendlichen nicht von Teenagern im Westen unterschieden. Musik hören, diskutieren und das wachsende Interesse am anderen Geschlecht eint alle. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man die Unterschiede. Das Leben ist geprägt vom Mangel und beengten Wohnverhältnisse. Alkohol gehört - auch bei den Jugendlichen - im hohen Maße dazu. Ausländische Musik hören ist schwierig. Reisen außerhalb der Sowjetunion bleiben ein Traum. Das Trauma des 2. Weltkrieges ist allgegenwärtig und der Stolz, Nazideutschland besiegt zu haben, gehört zur Identität.

Anja kommt aus geordneten Verhältnissen. Milka lebt mit Mutter und Stiefvater. Sie wirkt auf mich immer etwas wütend, braucht Aufmerksamkeit und wirkt zügellos. Anja ist eindeutig die besonnenere und manchmal geradezu naive Freundin.

Die beiden Jungs könnten nicht gegensätzlicher sein. Lobatin, Milkas Freund, ist der Haudrauf, der sich nur für materielle Dinge, Alkohol und Sex zu interessieren scheint. Trifonow, Anjas Freund, ist der Gegenentwurf. Er begeistert sich für Literatur und ist politisch interessiert. Diese Gegensätze lösen eine Kette von Ereignissen aus, die zum Ende der Freundschaft führt und Anja nach Amerika gehen lässt.

Als Anja nach 20 Jahren ihre Eltern besucht, versucht Anja, die Ereignisse von damals aufzuarbeiten. Ihr Heimatland ist ein anders. Perestroika hat alles verändert. Die Läden sind voll teurer Waren. Oligarchen haben die Wirtschaft übernommen. Alte Gewissheiten und der Stolz darauf wurden zerstört. Die Opfer sind damals wie heute die normalen Bürger wie Anjas Eltern. Durch Lobatin erfährt Anja, was während ihrer Abwesenheit passiert ist und sie kann mit der Vergangenheit ihren Frieden schließen.

Mich hat das Buch sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Es hat auf sehr unterhaltsame Weise gezeigt, dass alle Menschen die gleichen Träume und Hoffnungen haben, egal in welcher Gesellschaft sie leben. Gleichzeitig verdeutlicht die Autorin, wie nachhaltig ein politisches System die Lebensverhältnisse und die Chance, Lebensträume zu verwirklichen, beeinflusst.

Bewertung vom 14.08.2022
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Raubkunstschmuggel und eine alte Liebe
Carla Winter ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in Frankfurt. Sie führt ein ruhiges Leben, bis an einem Freitag ein Mitarbeiter des türkischen Generalkonsulats ihr in ihrer Kanzlei mitteilt, dass ihr Exmann bei einem Autounfall in der Türkei ums Leben kam. Ein Schock, denn Carla hat nie aufgehört, ihren Exmann Felix zu lieben.

Als sie völlig aufgelöst nach Hause kommt, ist die Wohnung verwüstet und ihr One-Night-Stand liegt tot im Schrank.

Kurz darauf eröffnet ihr ein völlig verzweifelter Mann, er sei ein Geschäftspartner ihres Exmannes, der Raubkunst geschmuggelt habe. Fall sie im Besitz einer antiken Statue sei, müsse sie ihm diese geben. Carla weiß von nichts und wird kurz darauf selbst bedroht. Daraufhin flieht sie in das türkische Mardin, um dort Nachforschungen zu Felix Tod anzustellen.

Allmählich kommt Carla die Erkenntnis, dass Felix nicht der Mann war, den sie geliebt hat.

Der Krimi beginnt mit zwei Toten und der brennenden Frage, ob ein Zusammenhang besteht. Dann nimmt die Handlung immer mehr Fahrt auf : das Treffen mit dem ominösen Geschäftspartner ihres toten Exmannes, weitere Tote und die Drohung gegen Carlas Leben.

Als sie im türkischen Mardin ankommt, glaubt Carla ihrem Verfolger entkommen zu sein, als sie erneut in eine lebensbedrohende Situation gerät. Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Um so mehr Puzzleteile Carla erhält , um so mehr zerfällt das Idealbild , das Carla von ihrem Exmann hat.

Zurück in Deutschland kommt es zur finalen Begegnung mit Carlas Gegenspieler und in dessen Folge alle losen Enden ihren Abschluss finden. Oder doch nicht ?

Carola hat mir gut gefallen. Sie ist eine selbstbewusste Frau mit kleinen Schwächen, die sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen lässt.

Die Geschehnisse waren fesselnd und die Spannung nährt sich zum großen Teil aus der Wandlung des leichtsinnigen, aber liebenswerten Ehemannes zum undurchsichtigen Kunsträuber und Schmuggler.

Besonders sympathisch war mir die Nebenfigur des Archäologieprofessors Tillman, den Carla um fachlichen Rat bittet. Zuerst hatte ich den Eindruck eines alten sympathischen Zausels, der sich dann aber als Held entpuppt, was meine Begeisterung weiter befeuert hat. Ihm verdanke ich tiefe Einblicke in die Welt des Kunsthandels und - raubes .

In meinen Augen überzeugt der Krimi durch eine packende Handlung und dadurch, dass er ausgetretene Pfades wie das Drogenmilieu verlässt und mich in die wenig bekannte Welt des Kunsthandels eintauchen lässt.

Bewertung vom 13.08.2022
Corbi, Inez

Ruf der Fremde / Die Gärten von Heligan Bd.2


sehr gut

Die Gärten von Heligan - die Ära der Pflanzenjäger

Lexi ist weiterhin mit der Jubiläumsausstellung zum 30.Jahrestag der Wiedereröffnung der Gärten beschäftigt. Nachdem sie die Angänge der Gärten und der Familie Tremayne zu ihrer Zufriedenheit aufgearbeitet hat, gilt ihr Interesse nun der Zeit der Pflanzenjäger. Diese unerschrockenen Sammler und Forscher haben wir es zu verdanken, dass viele exotische Pflanzen wie der Rhododendron in unseren Gärten heimisch wurden.
Zu Lexis Überraschung stellt sie fest, dass ein Mitglied der Familie Tremayne, auch diesen Weg beschritten hat. Avery musste nach einem verbotenen Duell nach Indien flüchten. Dort trifft er auf Nathaniel Wallich, einen dänischen Botaniker, mit dem er sich auf Pflanzenjagd nach Nepal begibt. In Nepal trifft Avery auf eine indische Prinzessin, die als Witwe lebendig verbrannt werden soll. Avery verliebt sich in sie und gibt seinem Leben eine neue Richtung.
Derweil wird Lexis Beziehung zu Ben immer intensiver. Sie kann ihm sogar die Geschichte mit ihrem Ex-Freund Rob erzählen Lexi lernt auch Bens sympathische Familie kennen und erhält dadurch erste Hinweise für den letzten Teil der Ausstellung, die Zeit des 1. Weltkrieges.
Ich hatte bereits den 1. Band mit großer Begeisterung gelesen. Ich mochte Lexi, die vor ihrem Ex-Freund geflohen ist und sich mit großer Begeisterung in die Arbeit für die Heligan Gardens stürzt. Ich kann ihre Begeisterung nur teilen. Ich habe die Gärten zwar noch nie besucht, doch durch die anschaulichen und manchmal geradezu poetischen Beschreibungen der Autorin entsteht ein Bild vor meinen Augen, das die Schönheit und Zauber der Anlage erahnen lässt.
Ben mit seiner fürsorglichen, aber nie aufdringlichen Art muss man einfach mögen. Ich habe mich sehr gefreut, dass die beiden ihre Gefühle für einander zugegeben haben. Auch seine Familie ist sehr warmherzig. Dort wäre auch ich gerne mal zum Essen eingeladen und hätte mich gerne mit dem Großvater unterhalten.
Die Handlung in der Gegenwart tritt in diesem Band hinter die dramatischen Erlebnisse rund um Avery zurück, was mich nicht gestört hat. Allein schon die Beschreibungen der exotischen Welt Indiens und Nepals waren faszinierend, ebenso wie die Jagd nach unbekannten Pflanzen.
Natürlich darf auch hier eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die zu Herzen geht.
Ich mochte Avery vom ersten Augenblick an, obwohl ich ihn eher als leichtsinnig und den Damen nicht abgeneigt kennengelernt habe. Seine Entwicklung zum verantwortungsvollen Forscher war spannend mitzuerleben.
Das Buch hat mir erneut sehr gut gefallen und die Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit bietet Abwechslung und gute Unterhaltung. Zudem habe ich einiges über das abenteuerliche Leben der Pflanzenjäger gelernt und bin voller Respekt für ihre Arbeit. Und als zusätzlichen Bonus bildet die Ästhetik der Gärten den strahlenden Rahmen der Geschichte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2022
Schneider, Inga

Bonbons, Whiskey und ein Mord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fiona kann `s nicht lassen
Fiona Fitzgerald ist stolze Eigentümerin eines Bonbonladens, in dem sie ihre selbst hergestellten Köstlichkeiten verkauft. Und sie ist Fan des Musicalstars Nathan Night, der tatsächlich eines Tages in ihrem Laden steht. Die Freude währt nur kurz, denn am nächsten Morgen wird er tot in seiner Garderobe aufgefunden. Obwohl sie ihrem Liebsten, Kommissar Conor versprochen hat, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten, tut sie es trotzdem. Schließlich ist sie persönlich betroffen. Sie kannte das Opfer !. Tatsächlich kommt sie dem Täter immer näher und gerät dabei in Lebensgefahr.

Der Krimi brachte mich bereits auf den ersten Seiten zum Schmunzeln. Die Autorin beschreibt Fionas Bonbonladen so anschaulich , dass ich sofort Lust bekam, dort einzukaufen. Und es war auch kein Fehler, dass ich ein Fan der "Rocky Horror Picture Show" bin. Ich konnte so Fionas Darbietung des "Time warp " uneingeschränkt genießen.

Das Opfer Nathan erscheint auf den ersten Blick sehr sympathisch. Im Laufe der Nachforschungen zeigt sich, dass er seine häufig wechselnden Freundinnen eher schäbig behandelt hat In Künstlerkreisen herrscht ein starker Konkurrenzdruck und so wird Fiona Zeugin eines Streites zwischen Nathan und seinem Kollegen Jason.

Fiona stürzt sich Eifer und schlechtem Gewissengegenüber Conor in die Aufklärung des Mordes. Fiona und Conor sind absolut liebenswert. Ihre Beziehung zueinander ist sehr harmonisch gewürzt mit einer wohltuenden Prise Humor. Umso heftiger ist der Gegensatz zu Conors neuer Vorgesetzen. Ich habe sie geradezu verabscheut mit ihrem herablassenden Verhalten und ihrem Kasernenhofton. So war ich fast schon erleichtert, dass sie eine zwielichtige Rolle spielt.

Fionas Mörderjagd endet mit einem dramatischen Höhepunkt und ich habe ernsthaft um ihr Leben gefürchtet.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die Handlung war spannend mit überraschenden Erkenntnissen. Fiona und Conor haben das Herz auf dem rechten Fleck und sind von zum Teil skurrilen Dorfbewohnern umgegeben. Und den Bonbonladen würde ich wirklich gerne besuchen.

Bewertung vom 07.08.2022
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


ausgezeichnet

Drei Frauen - drei Lebensentwürfe - ein Traum
Die Autorin erzählt die Geschichte dreier Hebammen, die gemeinsam ein Geburtshaus in Köln betreiben, 1994 keine Selbstverständlichkeit.

Alle drei Frauen eint die Liebe zum Beruf und das Bestreben die werdenden Müttern mit Rat, Verständnis und Tat zu unterstützen. In den meisten Fällen ist die Geburt einfach nur pure Freude, aber manchmal ist das Glück auch getrübt.

Privat sind die Frauen sehr unterschiedlich und jede steht für einen anderen Lebensentwurf. Ella kann sich nicht vorstellen, ihren Beruf für Ehe und Familie hinten an zu stellen. Susanne würde gerne zusammen mit ihrer großen Liebe Antonius ein Kind haben. Carola gerät immer mehr in eine Lebenskrise.

Der Beginn der Geschichte hat mich etwas atemlos gemacht. Zum einen war ich beschäftigt, die drei Frauen kennenzulernen. Zum anderen werden in rascher Folge Frauenthemen angesprochen, die mich gedanklich beschäftigt haben.

Im weiteren Verlauf der Handlung schildert die Autorin lebensnah und einfühlsam besondere Situationen sowohl privater als auch beruflicher Natur.. So erwartet zum Beispiel eine Mutter, die ein Kind mit Behinderung hat, ihr zweites und ist verunsichert. Die andere frägt sich trotz aller Vorfreude, wie ihr Alltag mit einem weiteren Kind zu meistern ist. Gut gefallen hat mir, dass einige Lösungen angeboten werden, aber genügend Raum für eigene Wege bleibt. Obwohl sich in 1. Linie fast alles um Kinder und Geburt dreht, wird nicht der Eindruck erweckt, man könne als Frau kein erfülltes Leben ohne Kinder haben.

Carolas Situation hat mich besonders berührt, weil sie so typisch ist für den täglichen Spagat, den berufstätige Frauen meistern müssen. Haushalt, Kinder, Partnerschaft und der Beruf fordern vollen Einsatz. Die Gefahr, dass man sich dabei selbst verliert, ist groß. Ich habe mich in einigen Situationen selbst wiedererkannt, was mich zum Nachdenken gebracht hat.

Gefreut habe ich mich über die Einsprengsel der damaligen Ereignisse und Lebensgewohnheiten. Was habe ich gelacht und in Erinnerungen geschwelgt.

Wenn nun jemand befürchtet, der Roman wäre zu Problem belastet, der irrt gewaltig. Das Buch ist ein sehr gut geschriebener Unterhaltungsroman, der auch einige Probleme anspricht. Das ist für mich kein Widerspruch. Im Gegenteil ich finde, das macht eine Geschichte erst realistisch und packend. Und keine Sorge - es gibt ein Happyend !

Bewertung vom 06.08.2022
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Hoffnung auf ein besseres, selbst bestimmtes Leben

Ava wurde von ihren Eltern, die nach Amerika ausgewandert sind, bei Verwandten, die als Moorbauern leben als kleines Kind zurückgelassen. Man werde sie nachholen. Doch die Jahre vergehen und Ava hofft vergebens. Sie beschließt, selbst nach Amerika zu gehen und ihre Eltern zu suchen, aber auch um der Hoffnungslosigkeit zu entkommen.
Claire Conrad gehört zur Hamburger Oberschicht. Sie will die engen Grenzen und starren Benimmregeln nicht akzeptieren. Sie lebt deshalb in ständiger Opposition zu ihrer Mutter. Auf Geheiß des Hausarztes beginnt Claire widerwillig in der Hamburger Auswandererstadt zu arbeiten.
Dort lernt sie Ava kennen und nach anfänglichen Streitereien verbindet die beiden fast eine Freundschaft.
Bereits der Einstieg in die Geschichte war einfach nur erschreckend. Die Autorin schildert sehr anschaulich die Lebensbedingungen der Moorbauern. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, in bitterer Armut lebend ist der Wunsch, aus diesem Leben zu fliehen, nur allzu verständlich. In Hamburg angekommen, sieht sich Ava auf sich allein gestellt. Eine feste Anstellung zu erhalten, die ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, bleibt unerreichbar. Durch einen Glücksfall erhält sie einen Arbeitsplatz in der Ballinstadt.
Dort lernt sie Claire kennen.
Ava habe ich nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Ich fand ihre Lebensumstände gelinde gesagt erbärmlich und menschenunwürdig. Hinzu kommt, dass sie sich von aller Welt im Stich gelassen fühlt. Ich habe sie für ihren Stolz, ihre Intelligenz, Empathie und Durchhaltevermögen bewundert.
Claire hingegen war in meinen Augen eine verwöhnte, vom Leben gelangweilte junge Frau, die andere von oben herab behandelt und nur sich selber sieht. Im Laufe der der Ereignisse habe ich meine Meinung über sie geändert. Nicht , dass ich Claire jetzt gemocht hätte, aber ich habe manches besser verstanden und mir die Frage gestellt, ob Ava trotz ihrer Armut nicht besser da steht.
Die Ereignisse überschlagen sich zum Ende hin und habe ein regelrechtes Gefühlschaos in mir ausgelöst. Leider muss ich mich nun gedulden, bis ich weiß, wie die Geschichte ausgeht, da es eine Fortsetzung geben wird.
Für mich war das Buch ein absolutes Lesehighlight. Ich fand die Lebensverhältnisse aller Beteiligten sehr realistisch dargestellt und nicht mit einem rosa Zuckerguss versehen. Dadurch ist die Lektüre nicht immer einfach, denn vieles war aus meiner heutigen Sicht einfach nur grausam und unmenschlich.
Auch die Liebe hat ihren Platz in diesem Roman, aber auch diese ist nicht romantisch , sondern oft bitter , wenn nicht sogar toxisch. Dabei ist die Handlung packend erzählt, historisch interessant und lässt einen unterschiedliche Gefühle durchleben.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich absolut begeistert von diesem Buch bin.