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jam

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Insgesamt 472 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2018
Cabot, Meg

Der will doch nur spielen / Traummänner und andere Katastophen Bd.2


sehr gut

„Ich sollte noch hinzufügen, dass er Anwalt ist. Ich weiß, Sie haben gesagt, jeder Mensch besitzt einen Wert und Würde. Aber sind Sie sicher, das trifft auch auf Anwälte zu?“
(Seite 404)

Seit Kate ihren Ex-kiffenden Freund Dale auch zu ihrem Ex-Freund befördert hat, wohnt sie bei ihrer besten Freundin Jen auf der Couch. Was ja ganz lustig wäre, wenn die nicht mit ihrem Mann mit dem Projekt Baby beschäftigt wäre.
Gemeinsam arbeiten Kate und Jen beim New York Journal, ihre Vorgesetzte Amy in der Personalabteilung nennen sie nur die SBT - schreckliche Büro-Tyrannin.
Als die sympathisch-schrullige Kantinenmitarbeiterin Ida Lopez ausgerechnet Amys Verlobten Stuart ein Kuchenstück verweigert, muss Kate sie kündigen. Frau Lopez ficht die Kündigung an, und Stuarts Bruder, der Anwalt Mitch, der das Journal vertreten soll, hat es Kate angetan…

Was sofort auffällt ist die Erzählform dieses Buches. Die gesamte Handlung wird ausschließlich durch Mails, Chatverläufe, Notizen auf Speisekarten und Tagebucheinträgen übermittelt. Das macht das Lesen sehr abwechslungsreich und interessant, aber auch etwas hektisch. Die vielen Wechsel sind manchmal ein wenig anstrengend.

Kate ist 25, sieht sich aber schon als alte Jungfer, die dringend einen Ehemann braucht. Amy und ihr Verlobter sind wohl das personifizierte Böse, ihre Ansichten sind oft so fürchterlich, dass es beim Lesen in den Augen schmerzt. So intolerant und oberflächlich, dass die Glaubwürdigkeit etwas litt.
Mitch ist alles andere als der typische Anwalt, er war Pflichtverteidiger und das gerne, was seine Familie so gar nicht verstehen kann. Sein Bruder Stuart läuft bei jeder Kleinigkeit winselnd zur Mama, seine Schwestern sind einerseits herrlich alternativ und andererseits superhumorvoll. Der Vater hält sich aus dem ganzen einfach raus, egal wer sich in welcher Form an ihn wendet, die teils kindlichen Kabbeleien lässt er an sich vorbeiziehen.
Ein besonderes Highlight waren für mich die Dialoge zwischen Mitchs Familie unter einander, so egoistisch und weinerlich Stuart war, umso erfrischender und herzlicher waren die Mails zwischen Mitch und seinen Schwestern.
Das Buch erschien ursprünglich 2004, was man an manchen Kommentaren (zB über die Fernsehserien Friends und Charmed) aber auch an den Ansichten merkte. Ich fand das teilweise etwas mühsam zu lesen.
So innovativ die Erzählform ist, so einfach war die Geschichte gestrickt. Von Anfang an ist klar, wer bei wem landen wird, der Weg dahin fühlte sich manchmal ein bisschen nach Bridget-Jones an, chaotisch und etwas überzogen. Am Anfang war ich erstaunt, wie viel man auch ohne bildhafte Beschreibung rüberbringen kann, am Ende fehlte mir doch etwas.

Ein locker-flockiger Liebesroman, der vor allem durch die ungewöhnliche Erzählform auffällt, ansonsten nicht groß in Erinnerung bleibt.

Bewertung vom 15.07.2018
Hartig, Daniela

Fuck you, Hope


ausgezeichnet

„Sie wird es dir nicht brechen Floyd. Dein Herz. Sie wird es dir bei lebendigem Leib herausreißen und über einem Feuer rösten. Und du darfst zusehen, wie sie es anschließend verspeist.“
(Seite 297)

Floyd und Storm verbindet vieles, eine gemeinsame Vergangenheit, eine übergroße Liebe – und ein Moment, der alles vernichtet hat und beide am Boden zerstört zurückgelassen hat…
Findet die Liebe immer einen Weg? Einen Weg zueinander, einen Weg zu verzeihen?

Dies ist die Fortsetzung von „F* you love“. Ich habe den Vorgänger nicht gelesen, empfand dies aber nicht als Nachteil. So durfte ich blind in die Geschichte stolpern und erst Stück für Stück erfahren, was Floyd und Storm auseinandergerissen hat…
Seit ihrer gemeinsamen Zeit sind 6 Jahre vergangen, Floyd versucht nach und nach, sein Leben in den Griff zu kriegen, was ihm oft mehr schlecht als recht gelingt. Bis er unverhofft Storm wiedertrifft.
Storm ist, wie ihr Name verspricht, ein Wirbelsturm, der übers Land hinwegfegt. Wenn er sich kurz legt, dann nur, um danach mit erneuter Kraft loszulegen. Ihre Gefühle für Floyd zerreißen sie fast und bringen auch sie an einen sehr dunklen Punkt ihrer Vergangenheit zurück.
Doch es gibt auch außer ihrer großen Liebe etwas, was die beiden verbindet, für das sie über ihren Schatten springen und über sich selbst hinauswachsen müssen.

Dieses Buch wühlte auch mich wie ein gewaltiger Sturm auf. Ich schwankte zwischen losheulen, weglegen und sofort weiterlesen müssen, um nicht zwischendrin selbst zu zerbrechen. Daniela Hartig führt uns mit ihren Protagonisten so nahe an den Abgrund, dass man Acht geben muss, um nicht selbst abzurutschen. Storm und Floyd sind so kaputt, so real, so irrational in ihrem Handeln, wie es Menschen nun mal sind. Und auch wenn man die beiden manchmal schütteln möchte, weil sie sich und andere so verletzen, konnte ich sie zu jedem Zeitpunkt nur zu gut verstehen.
Auch die Nebencharaktere sind so toll beschrieben, Floyd und Storm sind von tollen Freunden umgeben, ohne die sie wohl nicht überlebt hätten. Und jeder einzelne Moment mit Billie ist direkt in meinem Herz gelandet…
Wer einen locker-flockigen Liebesroman für die Badetasche haben will, sollte hiervon wohl die Finger lassen. Wenn man aber bereit ist für eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt, mit aller Brutalität, Härte und Schicksalsschlägen – und aller Hoffnung, der ist hier goldrichtig!

„F* you hope“ hat mich zutiefst bewegt, viel über Schuld und Vergebung nachdenken lassen und war jede Leseminute absolut wert!

Bewertung vom 14.07.2018
Wunsch, Christine

Das Glück wohnt im Kopf


ausgezeichnet

„Aber denk mal darüber nach, wie viel Anstrengung und Energie du in deine Arbeit oder in die Kindererziehung steckst… Sollten du und ein glückliches Leben dir nicht mindestens genauso viel Anstrengung und Energie wert sein?“
(Seite 167)

„Das Glück wohnt im Kopf –DAS Trainingsbuch für mehr Glücksmomente im Alltag“ so lautet der volle Titel! Und genau das ist es auch, ein Trainingsbuch. Denn so wie jeder Muskel trainiert, jede Fähigkeit geübt werden muss, braucht auch unser Gehirn Training, wenn es die gewohnten (negativen) Bahnen verlassen will.

Gestaltung:
Was auf den ersten Blick auffällt, ist die besonders hochwertige Aufmachung des Buches. Schon das orange Cover sticht ins Auge, die Wohlfühlsymbole wie Sonne, Smiley, Herz im Hintergrund machen es auch auf den zweiten Blick reizvoll. Auch beim Aufschlagen bleibt der Eindruck, etwas Besonderes in Händen zu halten. Es erinnert mich ein bisschen an die bekannten GU-Ratgeber, viele tolle Bilder, zu den Kapitel passenden kleine Sprüche am Rande.
Man fühlt sich wertgeschätzt, wenn man so ein liebevoll gestaltetes Buch sein eigen nennen darf!

Inhalt:
Das Buch ist in 15 Trainingseinheiten eingeteilt, je eine Einheit für zwei Tage. Am Anfang stehen immer ein paar Seiten, die das Trainingsthema wie Glaube, Dankbarkeit, Sich-Vergleichen erläutern. Besonders daran ist die Aufarbeitung mit wissenschaftlich fundierten Studien. Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung und einer Aufgabe für die nächsten Tage, wie zB eine Liste erstellen über 50 Erfolge, die man in seinem Leben verbuchen kann oder ein Dankbarkeitstagebuch, die dabei helfen, positiver durchs Leben zu gehen.

Wie es mir dabei ging:
Ich habe mir für dieses Buch Zeit gelassen, habe es wirklich über zwei Wochen lang täglich in die Hand genommen und Einheit für Einheit „abgearbeitet“. Manche Aufgaben verlangten mir einiges ab. Es ist Training, es braucht Reflexion und Zeit, um die Botschaften sacken zu lassen. Mich hat es sehr zum Nachdenken eingeladen, zu Tränen gerührt und für einige AHA-Momente gesorgt.
Da die Aufgaben oft ganz schön fordernd sind, werde ich das Buch sicher noch einmal durcharbeiten, mir für manche Kapitel eine Woche Zeit lassen, um sie wirklich sacken zu lassen!
Ich bin mir sicher, dass Sie dieses Buch auch ein Stück ruhiger und glücklicher zurücklässt!

Fazit: Ein hochwertiger Ratgeber, wissenschaftlich fundiert, der Trainingseinheiten anbietet, die einem ein guter Begleiter auf dem Weg zu einem glücklicheren Leben sein können – wenn man es zulässt!

Bewertung vom 14.07.2018
Rocholl, Susanne

Zoé & Adil - in Love


ausgezeichnet

„Also ich bin ja wirklich nicht fremdenfeindlich“ sagte ein Dicker hinter der Frau aus der zweiten Reihe. „Aber was sollen die Leute in der abgelegenen Kurklinik den ganzen Tag tun? Rumstrolchen? Dummheiten machen? (...)
(Seite 106)

Zoés Welt steht Kopf – sie fühlt sich durch ihre Narben entstellt, kann ihrem besten Freund, der sie verursacht hat, nicht verzeihen –und soll nun mit ihrer Mutter zu ihrem Onkel ans Ende der Welt ziehen.
Als in dem 5000 Seelen Ort auch noch 300 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, gehen die Wogen hoch.

„Zoé & Adil in Love“ ist ein ungewöhnlich ehrlicher Liebesroman. Wir begleiten die 16jährige Zoé auf ihrem Weg von Berlin an den Niederrhein, erleben ihre Höhen und Tiefen, ihre Versuche, ihre Narben und auch sich selbst zu verstecken. Als sie den minderjährigen Flüchtling Adil kennenlernt, bringt sie das völlig durcheinander. Ein Flüchtling, ein Moslem? Sie hatte in Berlin viele Freunde mit Wurzeln in anderen Ländern, auch muslimische, aber als fixen Freund? Außerdem scheint er beinahe Angst vor ihr zu haben, wirkt traumatisiert.
Auch im Ort spürt man ein Auf und Ab, Vorurteile und Ressentiments machen den Neuankömmlingen und auch den Alteingesessenen das Leben schwer. Da werden Versammlungen organisiert und Zäune hochgezogen, um jemanden aus- oder sich selbst einzusperren?
Susanne Rocholl beschreibt sehr realistisch und ungeschönt, was derzeit (immer noch) in unserer Gesellschaft passiert. Obwohl kaum einer von uns Fluchtgründe nachvollziehen kann, erlauben wir uns alle ein Urteil über Wirtschaftsflüchtlinge, die „männlichen“ Bedürfnisse, die uns in Gefahr bringen (?!)…
Mit Zoé hat sie eine unglaubliche starke Protagonisten geschaffen, die ihre wahre Kraft und ihre Überzeugungen erst nach und nach finden muss. Es war schön, ihre Entwicklung zu beobachten und ihre Aufrichtigkeit hat mich wirklich gepackt.

Fazit: Ein ungewöhnlich realistischer Liebesroman, der nicht (ver)urteilt oder beschönigt und unserer Gesellschaft einen Spiegel vors Gesicht hält.

Bewertung vom 07.07.2018
McDonagh, Martine

Familie und andere Trostpreise


ausgezeichnet

„Vermutlich fragst Du Dich, was ich für ein Schriftsteller sein will, wenn ich nicht einmal beschreibe, was um mich herum vor sich geht. Was soll ich sagen? Ich stehe unter Schock. Hier sind Hunde, Bäume, Menschen. Lasst mich doch einfach alle in Ruhe.“

(Seite 139)



Als Sonny 21 wird, erfährt er, dass er ein Riesenvermögen von seinem Vater geerbt hat, an den er sich kaum erinnern kann. Er macht sich auf den Weg nach England. Von seinem Vormund bekommt er Briefe, Tonbänder seines Vaters und eine Liste mit Namen mit. Namen von Personen, die Sonnys Eltern kannten. Auf der Suche nach den Schauplätzen seines Lieblingsfilmes „Shaun of the dead“ besucht er auch die Personen auf der Liste, hört so einiges über seinen Vater, hofft auf einen Hinweis auf den Verbleib seiner Mutter aber vor allem erfährt er viel über sich selbst und seine Vergangenheit!



Was für ein außergewöhnliches Buch!

Da hätten wir mal die Erzählform: Das ganze Buch ist ein gigantisch langer Brief von Sonny an seine Mutter. Er erzählt ihr Schritt für Schritt, was von seinem 21. Geburtstag an passiert ist. Die Details seiner Reise, seine Phobien und Flashbacks, die Gespräche mit den Leuten, die er aufgezeichnet hat.

Die Sprache ist dabei locker, oft spricht er sie direkt an, manchmal merkt man ihm seine Emotionen stark an. Sehr ungewöhnlich und interessant:

Der Protagonist: Sonny ist so etwas wie ein Anti-Protagonist ;). Er hat eine schwere Drogenvergangenheit, einige merkwürdige Phobien, zB kann er keine Umschläge öffnen, das Geräusch, wenn Menschen essen oder sich küssen kaum aushalten. Und eine absolute Fixierung auf den Film „Shaun of the dead“ – was ich verstehen kann, der ist einfach Kult.

Der Roadtrip: Abgesehen von den Film-Schauplätzen werden auch viele andere Orte sehr lebhaft und echt beschrieben. Auch kleine Erlebnisse sind detailliert und interessant. Der Kreis schließt sich erst sehr langsam, manche Dinge bleiben offen und gerade das gibt dem Buch sehr viel.

Auch wenn Sonnys Suche sehr skurril und ungewöhnlich ist, hat die Geschichte neben den schrägen Roadtrip-Momenten auch viele traurige, zum Nachdenken anregende. Wir erfahren erst Mal auch viel über die Kindheit seines Vaters, seinen Werdegang, über Sekten und selbsternannte Gurus.

Das alles macht dieses Buch zu einem wirklich bemerkenswerten und ungewöhnlichen Lesevergnügen!

Bewertung vom 05.07.2018
Wonnebauer, Franziska

Die Peppermints auf Rosa Wolken


sehr gut

„Die Peppermints, yeah, das sind wir,
fünf Mädchen, Tinnitus vorprogrammiert.
Wir spiel´n Detektiv, prodzuieren nur Mist,
Sherlock hätt sich schon lang verpisst. (…)“
(Seite 48)

„Die Peppermints“, so nennen sich die Zwillinge Jacky und Juliette mit ihren Freundinnen Nora, Johanna und Franzi. Gemeinsam machen sie Musik – und lösen schon mal den einen oder anderen Kriminalfall.
Dies ist der fünfte und letzte Band einer Mädchenreihe, jede Geschichte wird aus der Perspektive eines der Mädchen erzählt. Diesmal ist Juliette an der Reihe.

Der Valentinstag steht kurz vor der Tür, ihre Freundinnen bereiten sich auf diesen Tag der Liebe vor. Nebenbei machen sie gerade Schülerpraktika in ganz unterschiedlichen Bereichen. Juliette gibt Deutschunterricht im Flüchtlingsheim, wo sie neue Freunde kennenlernt.
In Trier treibt ein Graffiti-Künstler sein Unwesen, aber da er seine Kunstwerke auf Leinentücher sprayt und seine Botschaft eine wichtige ist, beschließen die Hobbydetektivinnen, keine Ermittlungen aufzunehmen.
Anders sieht es aus, als eines ihrer Videos verunglimpft wird und im Netz plötzlich Hasspostings kursieren…

Die Peppermints sind ein bunter, sympathischer Mädchentrupp, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich gut ergänzen und unterstützen. Es macht Spaß, sie bei ihren Erlebnissen zu begleiten und ihre unterschiedliche Entwicklung zu verfolgen.
Neben den Peppermints dürfen wir auch ganz tolle weitere Charaktere wie Hadi, der ein Buch über seine Fluchtgeschichte schreibt, ein kleines Mädchen, das gerne davonläuft und einen mutigen Jungen, der seine Botschaft verbreitet, kennenlernen.
Die Autorin selbst ist 17 Jahre alt, was man der Geschichte nur positiv anmerkt. Sie hat den Finger am Zahn der Zeit, weiß, wovon sie schreibt. Dabei beschreibt sie Juliette teils als so reif und reflektiert, auf der anderen Seite teenagerhaft sprunghaft – sehr lebensnah!
Dieses Buch spricht viele Themen an, wie die vielen Menschen, die sich zu uns retten konnten, Cybermobbing, Graffitis und auch kleinere und größere private Herausforderungen.
Neben all den Themen kam für mich der Fall und seine Auflösung ein bisschen zu kurz.
Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen und mich gut unterhalten!

Bewertung vom 05.07.2018
Stolzenburg, Wieland

Beziehungsleben: Wie du die Lösung für eine erfüllende Partnerschaft findest. Ein Beziehungsratgeber für Paare und Singles.


ausgezeichnet

„Die Verantwortung für das Risiko der Enttäuschung liegt stets bei dem, der vertraut. (…) Wenn es in der Realität anders kommt als in meiner Vorstellung oder Hoffnung, dann enttäusche ich mich. Nicht der andere enttäuscht mich!“
(frei nach Seite 55)

Optik:
Sofort fällt das tolle Cover auf, schön in türkis gehalten. Ein Labyrinth versperrt den Weg zum Herzen – ein sehr symbolhaftes Bild.
Was auffällt, ist das kleine Format, auf den ersten Blick kommt es einem mit 149 Seiten etwas dünn vor – aber der Inhalt ist dafür umso größer!

Inhalt:
Der Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg gibt seine Erfahrung und Tipps weiter. Anhand von anschaulichen Beispielen zeigt er Wege, um mit uns selbst ins Reine zu kommen – und somit die Basis für eine gute Beziehung zu schaffen. Ergänzt wird das Ganze durch praktische Übungen.

Wie es mir dabei ging:
Schon die erste Übung, zwei Briefe an Menschen, die uns in der Kindheit geprägt haben, hat mich sehr herausgefordert. Ich habe mich wirklich hingesetzt, geschrieben, gelacht, ein bisschen geweint. Und schnell war mir klar, welche Muster ich ungefragt übernommen habe und vielleicht überdenken sollte.
Auch im weiteren Verlauf gab es immer wieder sehr hilfreiche Übungen, die erste war für mich aber die gewinnbringendste.
„Beziehungsleben“ ist keiner dieser locker-flockigen Ratgeber, die man mal so durchblättert und wo vielleicht was hängenbleibt, obwohl es sich sehr unterhaltsam liest. Es ist ein Arbeitsbuch, das dazu einlädt, uns mit uns selbst zu beschäftigen, die Schuld nicht immer beim anderen zu suchen. Und den zu ändern, auf den wir wirklich Einfluss haben – uns selber! Dafür bleibt der Eindruck, den es hinterlässt, umso tiefer.
Die immer wieder angeführten Beispiele aus der Praxis des Autors bringen noch mehr Verständnis in die ohnehin gut aufbereiteten Kapitel und bescheren dem Leser einige AHA-Momente.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, der große Inhalt im kleinen Format versteckt hat mich sehr überrascht. Ich habe mich wirklich hingesetzt und viele der Übungen schriftlich gemacht – was mir einiges abverlangt, mich aber auch sehr weitergebracht hat.
Ich werde das Buch sicher noch öfter in die Hand nehmen und das eine oder andere Kapitel noch mal lesen!

Fazit: Ein großer Ratgeber im kleinen Format!

Bewertung vom 27.06.2018
Reinwarth, Alexandra

Das Leben ist zu kurz für später


ausgezeichnet

„Es ist ein Wimpernschlag, unser Leben. Wir sehen kurz nicht hin, weil wir beschäftigt sind, und dann, im nächsten Moment, ist es vorbei. Lass uns in dieser kurzen Zeit alles rausholen (…)!“
(Seite 54)

Die Autorin Alexandra Reinwarth erfährt von der erneuten Krebserkrankung einer Freundin. Und langsam macht sich ein Gedanke in ihrem Kopf breit… Was wäre, wenn…
Was wäre, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte?
Sie wagt den Selbstversuch, sucht sich einen fiktiven Todestag aus und verbringt ihr Leben im Bewusstsein, dass es nicht ewig dauern wird.

Obwohl ich das Buch gezielt in die Hand genommen habe, hatte ich nach den ersten Seiten und den Beschreibungen des Feierns am Freitag so meine Befürchtungen. Erstmal kam das so klischeehaft rüber und ich habe mich gefragt, ob wirklich viele noch mit so wenig Spaß und Achtsamkeit leben, fünf Tage im Job ausharren und dann alles „versäumte“ Leben in zwei Tage Wochenende packen wollen.
„Und was kommt jetzt?“ dachte ich mir. Die obligate „Bucket-List“? Plündert sie das Sparbuch, beleidigt ihren Boss und verpfändet das Haus?
Ich wurde sehr überrascht! Was folgte, war ein Jahr, in dem Alexandra Reinwarth sehr bewusst mit den Menschen in ihrer Umgebung umging, manchmal höflich und bestimmt Grenzen zog. Und einige Dinge wirklich komplett auf den Kopf stellte. Sie beschreibt für mich auch gut verständlich die Differenzierung der Ziele, muss jetzt wirklich die Weltreise her? Oder doch lieber die Zeit mit Freunden verbringen und aufwerten? Gespräche dahinplätschern lassen oder einfach mal ehrlich miteinander umgehen und dadurch wirkliche Nähe zulassen?
Die Autorin erzählt ihre Erlebnisse lustig und humorvoll, auch sehr persönlich von Begebenheiten im Freundeskreis. Und obwohl das Buch so locker-leicht daherkommt, ertappte ich mich dabei, wie ich sinnierte „Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte,… würde ich wirklich dieses und jenes…“.
Ihre Erkenntnis am Ende dieses Jahres: Das einzige was zählt, ist Wie, Wo, mit Wem und von Was wir leben wollen. Und wenn sich vieles davon mit dem deckt, wie man momentan lebt, hat man doch schon gewonnen, oder?
Ich für mich weiß, dass ich mir die Frage „Was wäre wenn…“ in Zukunft immer wieder mal stellen werde!

Fazit: Ein unterhaltsames Lesevergnügen, das dennoch zum Nachdenken anregt.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2018
Mayer, Gina

Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1


ausgezeichnet

„Es ist nur ein Traum, versuchte ich mir wieder einzureden. Mir kann überhaupt nichts passieren.“
(Seite 67)

Weil Mama Fröhlich das Navi falsch programmiert hat, landet Familie Apfel statt im Super-Ferien-Club in einer merkwürdigen Pension voller Traumfänger. Da klingeln Telefone, die nicht angesteckt sind, lebendige und ausgestopfte Tiere bevölkern das Haus.
Doch Jöelle und Lancelot lassen sich nicht unterkriegen, sie wollen den Geheimnissen auf die Spur kommen!

„Das Hotel der verzauberten Träume“ verspricht der Auftakt einer tollen Kinderbuchreihe zu werden!
Jöelle Fröhlich ist 10, ihr Bruder Lancelot 12. Statt der versprochenen Kletterwand und Bungee Jumping im Superclub landen sie mit ihren netten Eltern in einem verstaubt wirkenden Hotel mit einer schnatternden Gans.
WLAN? Wofür? Wie sagt Fräulein Apfel so schön: "Sowas findest du doch nicht im WLAN. Dafür brauchen wir einen Atlas." Kein Indoor-Wasserparadies, dafür Sand, Strand und Meer.

Davon lassen sich die Fröhlich-Kids nicht bremsen. Sie sind so aufgeweckt, dass sie hier auch gleich neue Freunde finden - und haben auch ohne all den Schnick-Schnack bodenständig Spaß. Sei es beim Sandburgbauen, obwohl ausgerechnet Dornröschen ihr Schloss zerstört oder beim Frisbee spielen. Das lässt das Herz der mitlesenden Mutter höher schlagen ;)
Mit Mut und Hartnäckigkeit fangen sie sich darüber hinaus Schwierigkeiten ein, aber mit ihren neuen Verbündeten ist kein Hindernis zu groß!

Dieses Buch hat alles, was ein gutes Kinderbuch ausmacht: Mutige Protagonisten, lustige Nebencharaktere wie Agathe Gans, tolle Illustrationen (zB ist das Kapitel über einen Albtraum auf dunklem Hintergrund gedruckt) eine super Grundidee (die ich hier nicht verraten kann, ohne zu spoilern), neue Freunde und das Potential für viele Fortsetzungen!

Es war lustig und flüssig zu lesen und hat mir richtig Spaß gemacht! Ich bin gespannt, wie es mit Jöelles besonderen Fähigkeiten weitergeht!

Bewertung vom 25.06.2018
Niels, Greta

Ines und die grasgrüne Liebe


gut

„ ‚…nicht jeder ist mitteilsam. Vielen genügen das Erlebnis und die Erinnerung daran.‘
‚Aber wenn Sie sich erinnern, dann ist es doch so, als erzählen Sie sich selbst eine Geschichte. Man muss das Leben bei den Hörnern packen und seinen Erinnerungsspeicher vollmachen.‘ “

Ines steht knapp vor ihrem 50igsten Geburtstag. Neben ihrer aufgeweckten Familie hat sie tolle Freunde und einen Pechvogel namens Hugo. Und eines Tages auch einen neuen Mann in ihrem Leben, nach vielen Jahren. Der verlangt ihr viel ab – und nebenbei ist da noch ihre Freundin Angie, die einen tollen Plan hat…


Meine Gefühle beim Lesen waren sehr zwiegespalten… Das freche, knallbunte Cover, der witzige Klappentext, ich habe mit klassischer Chick-Lit gerechnet, Liebe mit einem Augenzwinkern und viel Humor.
Tatsächlich geht es in „Ines und die grasgrüne Liebe“ um das Älterwerden und Reifen von Menschen und ihren Beziehungen und um Streiche, die das Leben halt so spielt, manchmal mit einem fast schon melancholischen Unterton.
Es fiel mir dann schwer, mich mit der falschen Erwartung richtig in die Geschichte einzufinden.
Erst mal darauf eingestellt, gestaltete sich das Lesen dennoch etwas zäh.
Ines ist eine reife Frau, die sich in dieser Geschichte oft sehr unreif und teeniehaft verhält. Sie stürzt sich Hals über Kopf in eine Beziehung und lässt sich (zu) viel von ihrer Familie vereinnahmen. Obwohl sie beruflich fest im Leben steht, wirkt sie im Privatleben fast schon naiv. Ihre Entscheidungen sind oft sprunghaft und unüberlegt, ihr Umgang mit sich selbst sehr lieblos. Das hat mich beim Lesen teilweise richtig traurig gemacht. Ich habe erwartet/gehofft, dass eine Frau so mitten im Leben reifer und wertender sich selbst gegenüber agiert.
Manche Handlungsstränge hätten sehr viel Potential für unterhaltsame Passagen gehabt, so wie das Cafe, in dem Geschichten erzählt werden können. Diese wurden aber sehr knapp gehalten und passten dann so gar nicht zur Gesamtgeschichte.
Alles in allem ist es ein sehr ruhiges Buch, das teilweise zähl dahinplätschert und mich am Schluss etwas desillusioniert zurückließ…
Dennoch hat sich Ines irgendwie in mein Herz geschlichen, deshalb vier von fünf Punkten.

Fazit: „Ines und die grasgrüne Liebe“ ist ein Roman über eine reife Frau, die erst im Verlauf des Buches reift.