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liesmal
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Insgesamt 525 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2020
Brüseke, Franz Josef

Wassermann


ausgezeichnet

„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen beschäftigt. Dann zwingt ihn ein routinemäßiger Eignungstest zurück nach Deutschland, bei dem er die Psychologin Isabella kennenlernt, die ihm die Aufgabe stellt, hundert Wörter und „eine freie Assoziation“ dazu.
Zunächst scheint Wassermann gar nichts einzufallen, doch bald ist das erste Wort gefunden und das, was er damit verbindet, aufgeschrieben. Danach gibt es kein Halten mehr und Wörter und Gedanken sprudeln nur so hervor. Dieser Test nimmt den ersten Teil der Geschichte ein – und reißt mich einfach mit. Das ist es, was ich an den Büchern des Autors Franz Josef Brüseke so mag: seine „Wortspielereien“, wie ich sie nenne. Doch was mich so begeistert, bedeutet für Wassermann das Ende seiner bisherigen Arbeit.
Er bekommt dafür einen neuen Auftrag, der ihn zunächst nach Brasilien führt. Habe ich im ersten Teil einen Blick in seine „Seelenwelt“ werfen können, so lerne ich jetzt den Menschen „Wassermann“ kennen. Er kommt mir recht unbedarft vor und hat eigentlich gar keine Ahnung von dem, was er als „Beobachter“ des (politischen) Geschehens hier in Brasilien, aber auch in Kolumbien und Venezuela macht. Doch seine Auftraggeber scheinen zufrieden zu sein mit den Ergebnissen seiner Arbeit.
Ich mag Brüsekes Schreibstil, der oft recht trocken rüberkommt, aber auch mit einer guten Prise Humor gewürzt ist. Vielleicht ist er etwas gewöhnungsbedürftig, doch nachdem ich bereits mehrere seiner Bücher gelesen habe, gefällt mir die Art immer besser – vielleicht, weil sie einfach ganz anders ist – ungewöhnlich, aber gut.
Zitate:
„Die Zeit, die er sich nahm, war meine, die ich verlor…“
„Ich bin froh, dass ich mich nie langfristig gebunden hatte. Was man nicht hat, das kann man auch nicht verlieren.“
Das Buch empfehle ich sehr gern weiter, zum einen wegen der Worterklärungen und zum anderen, weil ich weitere Einblicke in die politischen Verhältnisse der betreffenden südamerikanischen Länder bekomme, die mich neugierig machen, mich näher damit zu beschäftigen.

Bewertung vom 29.05.2020
Váchal, Josef

Der blutige Roman


ausgezeichnet

Schaurig-schön
Vor knapp einhundert Jahren hat der Tscheche Josef Váchal das Buch „Der blutige Roman“ verfasst und veröffentlicht. Der Grafiker und Buchdrucker hat selbst den Text gesetzt – damals natürlich noch von Hand – und in einer Auflage von 17 Exemplaren gedruckt. Illustriert wurde das Buch mit zahlreichen Holzschnitten, ebenfalls aus der Hand Váchals.
„Ein gefälschtes Testament, ein Schatz auf Honolulu, ein Werwolf in den Fängen der spanischen Inquisition, und in Prag toben Anarchisten und Gespenster. Das sind nur ein paar der vielen Handlungsstränge dieses auf unzähligen Ebenen spannenden Romans…“, so verspricht es die Buchbeschreibung. Und sie hat nicht zu viel versprochen. Auch macht sie dem als „Schundroman“ angekündigten Buch alle Ehre.
Neben der Hochsprache wird überwiegend in der Volkssprache erzählt. Das war für mich recht gewöhnungsbedürftig und ich habe feststellen müssen, dass dies kein Buch für „nebenbei“ ist. Mit der nötigen Ruhe hatte ich mich in kurzer Zeit daran gewöhnt und bald Gefallen daran gefunden – gerade in Bezug auf die Sprache.
„Was geschieht hier gerade?“ Wird noch wenige Sätze zuvor von Ermordeten geredet, folgt dieser Satz: „Durch die Geäste des Waldes beobachtete die Leichen voll Neugier die Morgensonne.“ - Ein Satz voller Poesie – nur die Leichen sprechen dagegen. Gelacht habe ich über den raffinierten Grafen, der später als Geldfälscher entlarvt wurde, gestaunt über den „gepanschten“ Wein, der so viel Äthanol enthielt, „daß nach seinem Entfachen das Schiff wie ein Strohwisch brannte.“ Und die Jesuiten waren ja wohl mit allen Wassern gewaschen!
Nicht zuletzt durch die Holzschnitte fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt. Besonders gefallen hat mir das Bild von der Flucht mit den Ballonen – bis ich gelesen hatte, woraus sie hergestellt wurden.
Kann man einen „Schundroman“ als Kunst bezeichnen? Ich sage ganz laut „JA“!

Vor allem aber gilt meine Bewunderung Ondrej Cikán, der den Roman ins Deutsche übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen hat – eine großartige Leistung! Ich kann mir vorstellen, dass das eine große Menge an Zeit und Arbeit erfordert hat, und ich spüre die besondere Liebe, die bei einer solchen Aufgabe nicht fehlen darf.
Erschienen ist „Der blutige Roman“ im Verlag Ketos. Das Buch hat einen tollen Einband in passender Farbe ;-). Es liegt gut in der Hand, ist mit zwei Lesebändchen versehen und das Layout ist einfach gelungen.

Komisch: Ich mag keine Krimis oder Thriller, die sehr blutrünstig sind. – Genau das, was ich nicht mag, bietet „Der blutige Roman“, und: Mir gefällt’s!
Gern empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 25.05.2020
Garner, Mary E.

Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1


ausgezeichnet

„Das Buch der gelöschten Wörter“ – Der erste Federstrich“ ist der erste Teil einer Trilogie von Mary E. Garner, erschienen im Lübbe Verlag. Die Autorin empfiehlt das Buch aus dem Genre Fantasy „Für Abende im Baumhaus und für alle, die gewiss sind, dass Bücher mehr sind als gedruckte Wörter“.
Ausgerechnet MRS. GATEWAY’S FINE BOOKS ist der Laden, in dem Hope Turner Schutz vor Regen sucht. Dabei hat sie keine gute Erinnerung an diese Buchhandlung, deren Inhaberin verschroben und genauso verstaubt scheint wie ihre Bücher. Aber genau diese Buchhandlung ist es, die das einzige Portal in die Welt der Bücher ist. Allerdings dürfen und können nur Menschen mit einer besonderen Fähigkeit dieses Portal auch betreten. Das Cover passt ausgezeichnet zu dieser Vorstellung!
Hope führte bisher ein ganz unspektakuläres Leben. Sie ist nach der Trennung von ihrem Freund seit zwei Jahren Single, besucht täglich ihre an Demenz erkrankte Mutter und arbeitet online für eine Partnervermittlungsagentur. Ihr eintöniges Leben ändert sich, als sie Rufus Walker kennenlernt, denn er ist derjenige, der bei Hope ein spezielles Talent entdeckt und sie durch das Portal in eine andere Welt führt: die Welt der Bücher.
Hope liebt die Romane von Jane Austen und darum ist es für sie natürlich wie ein Traum, direkt in der Geschichte „Stolz und Vorurteil“ auf Longbourn, dem Familiengut der Bennetts in der Nähe von London, zu landen. Nach der ersten Verwirrung kommt Hope aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Romanfiguren entwickeln ein Eigenleben! Doch so faszinierend hier alles scheint – es gibt nicht nur Schönes in dieser Welt, denn auch hier lauert das Böse, und zwar in Form gelöschter Wörter. Irgendjemand ist verantwortlich dafür, dass in böser Absicht online geschriebene und später gelöschte Wörter in einem Buch gesammelt werden und drohen, diese Welt zu vernichten. Nur Menschen mit einer besonderen Gabe können helfen, diese Bedrohung aufzuhalten. Zu ihnen gehört auch Hope. Sie erweist sich als großartige Verwandlerin und wird zu einer wertvollen Hilfe.
Mary E. Garner hat es geschafft, mich von der ersten Seite an mit ihrer Geschichte einzufangen. Der Schreibstil ist leicht, fantasie- und humorvoll. Ich habe mich wohl gefühlt in den Bücherwelten. Besonders die beiden Gehilfen von Rufus, Gwen und Lance, haben mir richtig gut gefallen und Romanfiguren wie Bambi und Lassie haben ein Eigenleben entwickelt, das mich begeistert und zum Lachen gebracht hat. Doch auch die Spannung kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Zum Beispiel wird zum Portieren immer ein sogenannter Wanderer benötigt, allein schafft Hope es als Verwandlerin nicht. Dabei kann es gefährlich werden, wenn man wie sie zu spontan in ein Buch eintaucht…
Ich bewundere die vielen fantasievollen Ideen, die die Autorin in das Buch hat einfließen lassen. Auch wenn es an manchen Stellen sehr verwirrend wurde, hatte ich nie das Bedürfnis, das Merkwürdige oder Unglaubwürdige zu hinterfragen. Es war mir auch nicht wichtig, zu allem eine logische Erklärung zu finden. All das gehört für mich zu einem Fantasy-Roman dazu.
Fragen und Ängste gab es sehr viele, die allerdings zu einem großen Teil beantwortet wurden, obwohl ich befürchtet hatte, dass sie unbeantwortet mit in den zweiten Teil der Geschichte übergehen würden. Dennoch schließt dieser erste Teil mit einem ganz fiesen Cliffhanger!

Bewertung vom 22.05.2020
Jando

Die Weisheit des Regenbogens


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Cover mit einem bunt leuchtenden Regenbogen, der sich im Wasser spiegelt, hat mich eingeladen, das Buch „Die Weisheit des Regenbogens“ von Jando zu lesen, der die Geschichte erzählt von Malin und ihrer besten Freundin, der treuen Hündin Ava, deren Freundschaft allerdings auf eine harte Probe gestellt wird. Malin macht sich Vorwürfe, weil Ava ihr Leben für sie riskiert und sich bei einem Unfall sehr schwer verletzt hat – und Ava ist traurig, weil Malin sich wegen ihres schlechten Gewissens von ihr zurückzieht.

Malins Mutter, alleinerziehend, ist in großer Sorge und fährt mit ihr und mit Ava zur Erholung an die Nordsee. Das erweist sich als glückliche Fügung, denn dadurch lernen sie Bent kennen, den Hundeflüsterer, der auch Malin und Ava helfen will, wieder zueinanderzufinden.

Die Erzählung ist wie ein Märchen, voller Poesie und Herzenswärme. Viele wunderschöne Zitate verleiten mich zum Träumen und lassen dabei meinen Gedanken freien Lauf. Die Geschichte erzählt sehr empfindsam von den Momenten im Leben eines Menschen, die das ganze bisherige Leben auf den Kopf stellen und es unmöglich machen, an Liebe und Freundschaft noch glauben zu können. Doch sie ist auch der Beweis dafür, dass man niemals die Hoffnung aufgeben darf, und dass Trauer, Hoffnung und Liebe ganz eng zusammengehören.

Das Buch ist erschienen im Verlag KoRos Nord. Es hat ein handliches Format und einen festen Einband, dessen Innenseiten illustriert sind mit Muscheln und Seesternen in zarter Farbe. Die Seitenzahlen am unteren Rand sind eingebettet in Wellen. Sehr liebevolle Illustrationen von Antje Arning verleihen dem Buch eine weitere Besonderheit.

Von Jando habe ich bereits „Im Himmel gibt es einen Bahnhof“ gelesen. Darum bin ich nicht überrascht, dass mich auch dieses Buch begeistern konnte.

Von mir eine absolute Leseempfehlung !

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2020
Schneefuß, Elke

Die Frauen vom Alexanderplatz


sehr gut

In "Die Frauen vom Alexanderplatz" erzählt die Autorin Elke Schneefuß die Geschichte dreier Frauen, die für ihre Träume und ihre Liebe kämpfen. Erschienen ist das Buch im Verlag Heyne.
Durch das Cover fühle ich mich direkt an den Schauplatz der Geschichte geführt, ins Berlin im Jahr 1918, kurz nach Beendigung des Ersten Weltkrieges. Allerdings bedeutet das Ende des Krieges noch keinen Frieden, denn durch die Novemberrevolution ist das Leben immer noch sehr unruhig und gefährlich. Es herrscht große Armut und für viele Menschen reichen die Mittel kaum zum Überleben.
Eine der drei Frauen ist Vera, die sich in den jungen Soldaten Benno verliebt, den sie in der ehemaligen Schneiderwerkstatt ihres Vaters versteckt hat. Eine weitere Frau ist Fritzi, die einen weiten Weg hinter sich gebracht hat, um hier Benno, den Vater ihres Kindes, zu suchen. Dann ist da noch Hanna, die Tochter eines reichen Fabrikanten. Doch dem Wunsch nach einem Ehemann will sie ihren Eltern nicht nachkommen, denn sie möchte sich ihren Traum vom Medizinstudium erfüllen. Außerdem hat sie ihre große Liebe bereits gefunden, doch davon kann sie ihren Eltern nicht erzählen.
Der Autorin ist es gelungen, mich durch ihre Erzählung mitzunehmen in die Zeit vor etwa hundert Jahren, in eine Stadt, die zum großen Teil in Schutt und Asche liegt. Die Menschen träumen von einem besseren Leben und müssen doch angstvoll zusehen, welche Schrecken immer noch verbreitet werden. Und mittendrin sind es diese drei Frauen, die mutig versuchen, ihren Weg zu finden und für die Rechte der Frauen zu kämpfen – jede auf ihre eigene Weise. Dabei müssen sie allerdings immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden und ständig tauchen neue Probleme auf. Aber die Frauen sind stark!
Mich hat die Geschichte der Frauen berührt und gut unterhalten, auch wenn ich mir das Ende etwas anders gewünscht hätte.

Bewertung vom 11.05.2020
Orlow, Melanie von

Ideenbuch Insektenhotels


ausgezeichnet

Melanie von Orlow bietet mit dem „Ideenbuch Insektenhotels“ 30 Anleitungen zum Selbermachen. Mit den Nisthilfen für Wildbienen & Co. kann jeder aktiv helfen, dem Insektensterben entgegenwirken. Dabei ist nicht einmal ein eigener Garten notwendig, denn auch für den Balkon gibt es Ideen verschiedener Wohnmöglichkeiten für Insekten.
„So klappt es!“ heißt es im ersten Teil des Buches, der Vieles über die Wünsche und Bedürfnisse der verschiedenen Arten enthält. Sehr informativ und lehrreich, dazu übersichtlich angeordnet sind die unterschiedlichen Tipps auf farbigen „Zetteln“.
Weitere Teile befassen sich mit Anleitungen zu verschiedenen Hotels:
Für Einzelgänger wie Bienen und Wespen, aber auch Schmarotzer und Parasiten gibt es viele Ideen, die umgesetzt werden wollen. Mich haben hier gleich das Hotel im Eimer, Schilfhütte und die rustikalen Baumhäuser angelacht und die Finger zum Kribbeln gebracht.
Zu den Großfamilien zählen Hummeln und Hornissen. Hummelburg und Hornissenherberge stehen schon auf meiner Warteliste und wollen so bald wie möglich in meinem Garten zu finden sein.
Auch Nützlingen wie Ohrenkneifer, Schmetterling und Marienkäfer werde ich gern – nach und nach - zu passenden Behausungen verhelfen.
Viele Informationen, wunderschöne Tierfotos und unkomplizierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen laden ein, sich auf den Bau verschiedener Insektenhotels einzulassen. Das lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln machen, von denen viele in der Natur zu finden sind. Es gibt Material-Checklisten mit genauen Maßangaben der notwendigen Bauteile und auch die Dauer der Bauzeit ist angegeben.
Unter dem Stichwort „Service“ findet man Quellenangaben, mit deren Hilfe aufkommende Fragen beantwortet und das Wissen erweitert werden kann. Auch hier gefällt mir die übersichtliche Gestaltung der umfangreichen Liste.
Von Anfang bis Ende ein tolles Buch, das mein Herz höher schlagen lässt und meine Kreativität in Schwung bringt!

Bewertung vom 05.05.2020
Stolzenburg, Silvia

Tribut der Sünde


ausgezeichnet

Kampf gegen alle Widerstände
Der Auftakt zur historischen Tribute-Reihe von Silvia Stolzenburg beginnt im Jahr 1513 in Stuttgart. „Tribut der Sünde“ aus dem Verlag Tinte und Feder erzählt die Geschichte der Franziska Hochperger, Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers, kurz vor Beginn der Bauernaufstände. Grund dafür ist das ausschweifende Leben des Herzogs von Württemberg, unter dem das einfache Volk zu leiden hat.

Franziska will es nicht wahr haben, dass ihr Verlobter und ihr Vater verurteilt wurden. Sie ist überzeugt davon, dass ein mörderisches Komplott Schuld ist daran, dass sie nicht nur die beiden liebsten Menschen, sondern alles Hab und Gut verloren hat. Doch sie gibt sich nicht geschlagen, sondern ist bereit, gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen. Dass das kein leichtes Unterfangen wird in Zeiten, in denen die Frau keinerlei Rechte hatte, das weiß Silvia Stolzenburg mit ihrem außerordentlich spannenden Schreibstil großartig in Szene zu setzen.

Alles, was Franziska unternommen hat, um die Gerechtigkeit ans Licht zu bringen, sich dabei aber immer wieder in große Gefahr gebracht hat, hat mich unglaublich an das Buch gefesselt. Dadurch ist es mir schwergefallen, das Buch zwischendurch mal zur Seite zu legen, weil ich Angst hatte, dadurch den Spannungsbogen, der sich einfach nie gelockert hat, zu unterbrechen. Auch die kurzen Kapitel haben eingeladen, immer noch ein Stück weiterzulesen.

Ein wenig Angst um Franziska wurde mir genommen, nachdem sie Jakobs Hilfe angenommen hatte. Doch diese Erleichterung war nicht von Dauer, denn weniger gefährlich wurde es dadurch nicht.

Die Informationen im Nachwort zu Fakten und Fiktion möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil ich sie für gut und wichtig halte. Nun warte ich voller Spannung auf die Fortsetzung und lade gern alle , die spannende historische Romane mögen, dazu ein, sich auf „Tribut der Sünde“ einzulassen.

Bewertung vom 26.04.2020
Candeago, David

Weltengeher


ausgezeichnet

Fesselnd und inspirierend
„Weltengeher“, erschienen im Verlag Geovis, geschrieben von David Candeago, beschäftigt sich – wie es bereits der Untertitel ankündigt – mit der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Ich bin froh, dass sich die Hauptprotagonisten Caroline und Josh mehr oder weniger zufällig gefunden haben, denn durch deren Erlebnisse und Reisen finde ich viele Möglichkeiten, mich mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens zu beschäftigen – nachzudenken darüber, welche Rollen Karma, Schicksal und Glück spielen – und zu entdecken, inwieweit ich selber Einfluss auf mein Leben nehmen und Entscheidungen treffen kann.

Caroline ist sehr verängstigt und weder bereit noch in der Lage, über die Probleme zu sprechen, die sie als Journalistin nach ihrer zweijährigen Reise um die Welt mit sich herumschleppt. In dieser Situation trifft sie Josh, der auf mich sehr geheimnisvoll wirkt, aber mit seiner ruhigen Art schnell meine Sympathien hat. Bei Josh findet Caroline die Ruhe, die sie braucht, und die beiden verbindet etwas wie ein unsichtbares Band. Ganz behutsam und empathisch nimmt Josh sie mit auf eine Reise in verschiedene Welten um gemeinsam Antworten auf viele Fragen des Lebens zu finden. Dabei geht es allerdings nicht immer ruhig zu, sondern es gibt auch so manches gefährliche Abenteuer zu bestehen.

Ein zweiter Erzählstrang wirkt ganz bedrohlich und ich frage mich, ob es zwei Geschichten sind, die unabhängig voneinander erzählt werden oder ob es einen Zusammenhang gibt!?! Was könnte eine zarte Liebesgeschichte und eine philosophische Reise mit einem Thriller verbinden? Diese Frage war nicht die einzige, die mich beschäftigt hat. An vielen Stellen habe ich mich gefragt, was das Buch mit mir macht. Immer wieder hatte ich Aha!-Effekte, aber immer wieder auch neue Fragezeichen im Kopf.

Einfühlsam, sensibel, behutsam, dann knallhart, spannend, Gänsehaut produzierend oder auch einfach, locker, Fröhlichkeit erzeugend – so für mich der ganz eigene und besondere Schreibstil von David Candeago.

Auf der Innenseite der vorderen Umschlagklappe sind die Orte des Geschehens vor dem Hintergrund der Weltkarte und dem Blau der Meere aufgeführt, in der hinteren die Themen, um die es geht. „Polarität, Schicksal, Illusion, Gott, Reinkarnation“ sind nur einige davon. Sehr gekonnte und interessante Darstellung.

Das Cover bietet eines von vielen beeindruckenden Bildern, die beim Lesen in meinem Kopf entstanden und mich davon überzeugt haben, dass diese Geschichte reif ist für einen Film.

Dies ist mein erstes Buch aus dem Verlag Geovis und ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass es für mich qualitativ sehr hochwertig ist. Auch nach dem Lesen zeigt der Buchrücken keine Leserillen, das ist bei über 700 Seiten! nicht selbstverständlich.

Mir hat das Buch nicht nur sehr gut gefallen, sondern es hat mich auch Vieles gelehrt und abwechslungsreiche, fesselnde Lesestunden geschenkt, die viel zu schnell vergangen sind. Aber ich bin überzeugt, dass das Buch noch lange nachwirkt.

Bewertung vom 25.04.2020
Ventura, Luca

Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Enrico Rizzi hat bei der Polizei einen ziemlich ruhigen Job. Kleine Gaunereien sind an der Tagesordnung, die großen Verbrechen werden eher an anderen Orten als hier auf Capri verübt. Bis „Mitten im August“ ein Mord geschieht, von dem Luca Ventura erzählt. Ein junger Mann wird wird tot und in einem Ruderboot liegend an die Küste getrieben und Rizzi, der bisher neben seiner Arbeit auch noch Zeit gefunden hat, seine Eltern in deren Obst- und Gemüsegärten zu unterstützen, wird plötzlich mit seinem ersten Mordfall konfrontiert, den es zu klären gilt. Doch nicht nur die Mordermittlungen sind neu für Rizzi, sondern auch seine Kollegin Antonia Cirillo, die erst seit kurzem auf der Insel ist und zu seiner Dienststelle gehört. So richtig gut klappt es mit der Zusammenarbeit noch nicht und über Cirillos Privatleben erfährt man nur bruchstückhaft ein paar Einzelheiten.
Rizzi und Cirillo „wurschteln“ sich so zurecht, haben ihre Meinungsverschiedenheiten, einige Dinge hätten vielleicht etwas besser laufen können, Vieles aber war gut durchdacht und gemacht, und – und damit verrate ich sicherlich kein Geheimnis – am Ende konnte doch ein Erfolg verbucht werden.
Die Lösung des Falles war allerdings alles andere als einfach. Es gab Spuren, die in verschiedene Richtungen führten. Vor allem die Konfrontation mit dem aktuellen Thema Umweltschutz, Klimawandel und Versauerung der Meere brachte eine besondere Brisanz in die Ermittlungsarbeit.
Mir gefällt die Art, in der der unbekannte Schriftsteller, der unter dem Pseudonym Luca Ventura mit diesem Krimi-Debüt den Auftakt zu einer Serie geschrieben hat. Vor allem mag ich, dass es ein eher „seichter“ Krimi ist – obwohl ein Mord geschehen ist. Ventura bringt für mich den Beweis, dass ein Krimi auch gut sein kann, wenn das Blut nicht in Strömen fließt und wenn nicht in allen Details über Aussehen von Opfer und Tatort berichtet wird.
Capri verbinde ich in erster Linie natürlich mit Urlaub. Darum liebe ich die Szenen, in denen ich die Obstgärten mit den Pfirsichen förmlich riechen, aber auch die beschriebene Landschaft genießen und das Lebensgefühl der Menschen spüren kann. Toll, dass auch diese Beschreibungen Platz in einem Krimi finden können.
Das Cover ist gut gewählt und passt zur Geschichte. Wunderschön anzusehen ist das türkisfarbene Wasser mit den bekannten Felsen - nur die Brandung zeugt davon, dass nicht alles so idyllisch ist, wie es scheint.
Besonders gut gefallen mir die Karten auf den Umschlaginnenseiten. Sie fallen optisch positiv ins Auge und helfen bei der Orientierung.
Mir hat dieses Buch so gut gefallen, dass ich mit Spannung den nächsten Fall erwarte.