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liesmal
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Wilhelmshaven

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Insgesamt 512 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2020
Luck, Harry

Der Franken-Bulle


ausgezeichnet

„Der Franken-Bulle“ von Harry Luck ist erschienen im Verlag emons. Bei Dreharbeiten zu einer neuen Folge des „Franken-Bullen“ geschieht ein Unglück. Eigentlich kann man mit der Waffe des Fernsehkommissars nicht schießen, aber dennoch ist ein Schuss gefallen und das Opfer ist tot. War es ein Unfall oder Mord?
Normalerweise lautet meine Antwort: „Ein Regional-Krimi? – Nein, danke!“ Trotzdem habe ich mich auf diesen eingelassen. Das liegt daran, dass ich mich in das Cover „verguckt“ habe: Es zeigt die Altstadt von Bamberg und im Hintergrund den Michaelsberg. Ich liebe Bamberg, es ist wie eine zweite Heimat für mich. So habe ich durch diesen Zufall das Ermittler-Duo Horst Müller und Paulina Kowalska kennen gelernt. Paulina ist jung, dynamisch, und technisch interessiert. Horst ist anders, etwas kauzig, nicht mehr ganz so jung, modisch nicht interessiert, er liebt den alten Derrick und auch seine Lieblingsmusik ist schon lange nicht mehr in den Charts zu finden. Trotz aller Unterschiede bilden die beiden Kommissare ein gutes Gespann. Sie lassen zwar keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig aufzuziehen. Aber auf der Jagd nach einem Mörder sind sie unschlagbar.
Mich hat der Krimi richtig gut unterhalten, er ist spannend, aber auch mit einer gehörigen Portion Witz versehen. Außerdem findet man in diesem Krimi einen zweiten Krimi. Das ist – zumindest für mich – erstmal etwas Neues und zu Beginn auch etwas ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, aber im Nachhinein hat mir auch das gefallen.
Unter den vielen Regionalkrimis einen richtig guten zu finden, ist sicherlich harte Ermittlungsarbeit. Ich habe mit dem Franken-Bullen wohl die Stecknadel im Heuhaufen gefunden. Und weil dies bereits der 5. Fall des Ermittler-Duos ist, werde ich sehr gern auch die ersten Krimis lesen.

Bewertung vom 29.03.2020
Rechl, Christine

Ich mal mich glücklich: Malbuch für Erwachsene


ausgezeichnet

Die liebevollen Illustrationen, wie sie bereits auf dem Cover erkennbar sind, ziehen sich durch das gesamte Buch. Allerdings sind sie dort noch nicht bunt – diese entspannende „Arbeit“ ist für die kreativen „Aus-“Maler vorgesehen. Was anders ist als bei anderen Ausmalbüchern, sind die zarten Linien zum Nachzeichnen, was den Bildern eine eigene Note gibt. Die Künstlerin Christine Rechl, ihres Zeichens Textildesignerin, hat wunderschöne Motive aus der Natur zu Papier gebracht und damit ein Angebot geschaffen, dass helfen soll, uns wieder auf das Wesentliche zu besinnen und für die Schönheit unserer Umgebung empfänglicher zu werden.
Damit hat Christine Rechl nicht zu viel versprochen. Ich habe mir zunächst die vielen Bilder angeschaut, um dann mit meinen ersten Malversuchen zu starten. Tatsächlich ist es mir gelungen, mich dabei zu entspannen, an nichts anderes zu denken und mich voll auf das Malen zu konzentrieren. Eine tolle Sache, die mir viel Vergnügen bereitet.
„Ich mal mich glücklich“ ist ein passender Titel für das Buch mit 45 wunderschönen Motiven zum Ausmalen. Und noch eine Besonderheit gibt es: Die einzelnen Seiten sind perforiert und lassen sich leicht aus dem Buch herauslösen. Dann kann nämlich nicht nur ich, sondern es können sich auch die anderen Familienmitglieder glücklich malen!
Ein liebevoll gestaltetes Malbuch für Erwachsene, das meiner Meinung nach auch eine schöne Idee für ein Geschenk ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2020
Berg, Peter

NOAMI - Eine Reise nach Jerusalem


ausgezeichnet

Beeindruckende Reise nach Jerusalem
Es liest sich wie eine wahre Geschichte, könnte aber auch ein Reisebericht mit ganz persönlichen Begegnungen, Erlebnissen und Erfahrungen sein. Auf jeden Fall bietet der Autor Peter Berg mit „NOAMI Eine Reise nach Jerusalem“, eine ganze Menge Stoff zum Verarbeiten.
Eine Reise nach Jerusalem hat mich schon lange gereizt, doch den Mut des Protagonisten Joachim, der als Student kurz nach den erschreckenden Selbstmordattentaten im Jahr 1996 nach Israel reist, habe ich nie besessen. Aber Joachim hat meine volle Bewunderung dafür, dass er sich zu dem damaligen Zeitpunkt ein eigenes Bild von der Lage machen wollte.
Joachim lernt die junge Israelin Noami kennen, die ihn begleitet bei den Besuchen historischer Stätten, ihm die Landschaften zeigt und mit ihrer Familie bekannt macht. Davon profitiere ich als Leserin natürlich auch, weil ich mich gut mit hineingenommen fühle und in einer spannenden Geschichte unglaublich viele Fakten und wissenswerte Informationen erhalte. Dabei sind nicht nur die Landschaftsbilder, die durch Noami sehr anschaulich beschrieben werden, auch über die verschiedenenen Religionen, erfahre ich viele Besonderheiten. Natürlich gibt es auch immer wieder bedrückende Momente, denn der Holocaust ist ein immer wiederkehrendes Thema. Hier hat mich besonders der Besuch bei Noamis Großväterchen beeindruckt, der in einem Kibbuz lebt und aus seiner Vergangenheit berichtet. Klar kommen auch bei mir Schuldgefühle auf. Und genau wie Joachim frage ich mich: „Wie war ein solcher Massenmord in einem zivilisierten Land mitten in Europa möglich?“ Das ist wirklich unbegreiflich und darf niemals vergessen werden!
Ich finde es besonders gut, dass Joachim bereits auf der Hinreise die Palästinenserin Leila trifft. Durch ihre Erzählung wird schnell klar, wie schwierig die Situation schon damals war. Sie weiß sehr wohl, dass es in ihrem Land Terroristen gibt, aber die gebe es auch bei den Israelis. „Es wird immer Radikale geben, die mit dem Frieden nicht einverstanden sind, weil sie alles haben wollen und nicht kompromissbereit sind.“ Durch die Unterhaltung mit Leila bekomme ich einen Einblick, der nicht nur die Seite der Israelis zeigt.
Verschiedene Erzählstränge weiß der Autor auf gekonnte Weise miteinander zu verflechten und zu einer großartigen Geschichte zu vereinen. Damit verdient er meinen vollen Respekt.

Bewertung vom 26.03.2020
Kyrada, Silja

Eliantis


gut

Mit dem Buch „Eliantis“ aus dem Verlag epubli.GmbH nimmt die Autorin Silja Kyrada die Leser mit ins Reich der Fantasie. In der Buchbeschreibung heißt es: „Da gab es viele große Wälder sowie kristallklare Seen. Da gab es Gebirge und geheimnisvolle Höhlen und Schluchten.“
Eliantis ist ein wunderschönes Reich aus der Vergangenheit. Es lebten dort Menschen, aber auch Elfen, Halbelfen und Trolle. Wie schön hätte ein friedliches Zusammenleben sein können, wenn es die Sucht nach Rache und die Gier nach Macht nicht gegeben hätte. So können „Phantastische Geschichten aus einer anderen Welt“, wie es in der Unterzeile heißt, leider nicht nur märchenhaft schön, sondern auch schockierend brutal sein. Viele spannende Abenteuer und gefährliche Aktionen sind zu bestehen. Ohne Magie geht da gar nichts!
Da ich im Reich der Fantasy nicht so sehr bewandert bin, waren mir viele Situationen nicht ganz klar. Ich hatte viele Fragen und musste mit meiner eigenen Fantasie einige Dinge für mich selbst klären. Besonders „märchenhaft schön“ sind allerdings die lyrischen Zeilen, die einen wichtigen Teil der Handlung einnehmen, ebenso die zarten Gedanken und Geschehnisse, wenn es um die Liebe zweier Wesen geht.

Bewertung vom 22.03.2020
McCann, Jennifer

Reisedepeschen aus Bolivien und Peru


ausgezeichnet

Lebendige Bilder aus Bolivien und Peru
Sehr gern lasse ich mich auf Reiseberichte ein. Die „Reisedepeschen aus Bolivien und Peru“ von Jennifer McCann haben mich durch Buchbeschreibung und Titelbild neugierig gemacht. Außerdem weiß ich inzwischen, dass mich vom Verlag Reisedepeschen auf jeden Fall ein qualitativ hochwertiges Buch erwartet.
In der Buchbeschreibung heißt es: „Sie lacht mit Amazonasdelfinen, überwindet Straßensperren und verläuft sich in der Wildnis. Glitzernde Gletscher, dichter Regenwald und karge Wüsten lassen sie staunen. Doch die bedeutsamen Geschichten erzählen ihr die Menschen, die sie unterwegs trifft. Sie gewähren Einblicke in ihr Leben, manchmal kurz und leicht, manchmal intensiv und tiefgründig.
Es war der starke Wunsch nach Selbstmächtigkeit, der die junge Autorin aufbrechen ließ, allein nach Bolivien zu reisen, in die Fremde.
Viele einzelne Stationen finden sich auf dem als Collage dargestellten Titelbild.
Sehr sprachgewandt, detailliert und nuanciert erzählt Jennifer McCann von ihren ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen unterschiedlicher Art. Dabei sind es nicht nur die schönen Dinge, die sie sehen möchte. Sie taucht ein in das Leben der Menschen mit deren ganz persönlichen Geschichten, in die Einsamkeit und die Schönheit des Regenwaldes und die Weite der Natur. Aber sie verschließt auch die Augen nicht vor den Problemen, mit denen die Menschen in Bolivien und Peru auch heute noch zu kämpfen haben.
Als Leserin fühle ich mich gut mitgenommen auf die Reise. Besonders fasziniert hat mich die Erzählung über die Lebensknoten in der größten Salzpfanne der Erde, der Salar de Uyuni. Unglaublich ängstlich und angespannt war ich bei der Schilderung des Mountainbiking auf der Camino de la Muerte, an dem Jennifer aktiv teilgenommen hat. Ganz besonders aufmerksam bin ich den vielen Gesprächen mit den Einheimischen gefolgt und begeistert haben mich nicht nur die schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee. Denn es gab da ja auch noch die Geschichte von der … Doch lest selbst!
Das Buch hat mir von A – Z gefallen. Ein tolles und bemerkenswertes Buch, das ich sicherlich noch häufiger zur Hand nehme, weil es unglaublich viele wissenswerte Dinge enthält und durch zahlreiche wunderschöne, aber auch nachdenkenswerte Fotos aufgewertet wird.

Bewertung vom 16.03.2020
Zentner, Alexi

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass


ausgezeichnet

Gibt es einen Weg?
„Die Leute reden. Nicht erst jetzt. Sein ganzes Leben schon.“

Jessups Mutter ist 14, als sie ihren Sohn Ricky bekommt, 19, als Jessup geboren wird. Mit 25 Jahren heiratet sie David John und bekommt ihr drittes Kind, Jewel. Die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen in einem Wohnwagen in Cortaca und bekennt sich zur „Heiligen Kirche des Weißen Amerika“.

„In der Kirche sagen sie, was ist falsch daran, stolz darauf zu sein, dass man weiß ist? Wenn du mittags zusammen mit schwarzen Schülern am Tisch sitzt oder die Juden sich das auserwählte Volk nennen, warum soll es dann ein Problem sein, wenn man mit seinen Leuten zusammen sein will, mit denen, die denken, dass weiß sein eine gute Sache ist?“

Jessup geht zur Highschool, ist ein guter Schüler und leidenschaftlicher Football-Spieler. Schwarze und Weiße spielen in einer Mannschaft – hier zählt nur die Farbe des Trikots. Sein Bruder Ricky wurde für den Mord an zwei Schwarzen verurteilt und sein Stiefvater wegen Beihilfe. Von Hassverbrechen war die Rede. Damals war Jessup 11 Jahre alt. Er hat sich danach von der Kirche distanziert.

Er liebt seine kleine Schwester Jewel und arbeitet viel, um seine Mutter zu unterstützen, solange der Stiefvater im Knast sitzt. Trotzdem wird es ihn verfolgen. Und irgendwann gerät Jessup in eine Situation, aus der es kein Entkommen für ihn zu geben scheint. Können ihn die Provokationen seines schwarzen Gegenspielers aus dem entscheidenden Football-Spiel noch ruhig bleiben lassen, so gibt es kurz danach einen tragischen Unfall. Jessup muss sich entscheiden – oder gibt es eine Gruppe, die ihm die Entscheidung abnehmen will?

Der Autor Alexi Zentner, dessen Familie selbst Opfer von Hass und Gewalt durch einen Anschlag von Neonazis geworden ist, erzählt die Geschichte von Jessup sehr eindringlich, unglaublich spannend und so fesselnd, dass ich das Buch nicht zur Seite legen konnte. Niemals zuvor hat mich eine Geschichte zum Thema Hass, Gewalt und Fanatismus so stark berührt wie diese. Vielleicht lag es daran, dass der Autor Jessups Gefühlswelt mit all seinen Gedanken, seinen Wünschen und seiner inneren Zerrissenheit so deutlich und klar geschildert hat? Selbst die Beschreibung des entscheidenden Football-Spiels, die außergewöhnlich ausführlich – ich möchte das Wort „langatmig“ vermeiden - war, hat so viel Persönliches vermittelt, dass ich das im Nachhinein nicht missen möchte.

Die kurzen Abschnitte mit den „Schlagzeilen“ im Fettdruck habe ich als sehr positiv empfunden. „Eine Farbe zwischen Liebe und Hass“ wird bestimmt noch lange in mir nachklingen und mich zum Nachdenken anregen.

Bewertung vom 05.03.2020
Vetter, Stefanie

Nächster Halt: Wildnis


ausgezeichnet

Auszeit in Südafrika
„Die Natur ist ein Klassenraum des Lebens. Sie ist ein Ort, an dem wir in Schönheit eintauchen dürfen, ein Ort, an dem wir Gottes Gegenwart auf eine ganz besondere Weise wahrnehmen können.“

Die Autorin Stefanie Vetter hat mit „Nächster Halt Wildnis“ aus dem Verlag Gerth Medien einen einzigartigen Reisebericht geschrieben, der ganz eindeutig zeigt, dass sie diesen Ort gefunden hat.

Für ein halbes Jahr verlässt die junge Lehrerin ihr gewohntes Leben, Familie und Freunde, um in Südafrika eine Ausbildung zur Rangerin zu machen. Ein starker und mutiger Entschluss, zu dem ihr sicher der unerschütterliche Glaube an Gott eine große Hilfe war. „Ich glaube an einen Gott, der sich für mich und mein Leben interessiert, der einen guten Plan für mich hat und in Entscheidungssituationen der beste Ratgeber ist…“

Mit großem Interesse habe ich die Erlebnisse der Autorin verfolgt: ob es der Alltag und die ersten Eindrücke mit all den unbekannten Geräuschen im Camp waren, die Kunst des Spurenlesens, die Nächte im Freien, in denen es hieß „Sterne an und Augen zu“, oder auch die Zeit der Prüfungen. Besonders beeindruckt haben mich die vielen spannenden Berichte über die Tierwelt. So viele Details zu den Tieren, die ich bereits zu kennen glaubte, haben nicht nur mein Wissen erweitert, sondern mich immer wieder erstaunt und bewundernd an den Schöpfer denken lassen. Ich freue mich unglaublich für Stefanie und für Lisa, die nicht nur das Zelt miteinander geteilt haben, die das alles hautnah erleben durften.

Auch die Einzelschicksale einiger Menschen, hier vor allem das Leben des Shangaan Jerry, einem der Ausbilder, haben mich sehr berührt.

Alles ist so anschaulich beschrieben und dazu reich mit wunderschönen Illustrationen versehen, dass ich meinen Alltag für einige Zeit hinter mir lassen konnte – abschalten, um den Menschen und der Natur in Afrika ganz nah zu sein.

Ich hatte übrigens niemals das Gefühl, dass die Tier- und Pflanzenwelt durch die Gruppen gestört würden, sondern ich habe den Eindruck gewonnen, dass durch einen achtsamen Umgang die Rechte der Natur im Vordergrund stehen.

Zu diesem Zeitpunkt war das Buch für mich ein ganz besonderes Geschenk: Der Weltgebetstag, der jährlich am 1. Freitag im März in mehr als 120 Ländern der Welt gefeiert wird, wurde in diesem Jahr von Frauen in Simbabwe vorbereitet, einem Land, das direkt an Südafrika grenzt. So hatte ich bei der Vorbereitung auf unseren Gottesdienst den großen Vorteil, der Natur mit Pflanzen und Tieren und auch den Menschen verschiedener Ethnien viel näher zu sein, als es ohne das Buch möglich gewesen wäre.

Bewertung vom 01.03.2020
Kay, Elizabeth

Sieben Lügen


sehr gut

Alles für die Freundschaft
„Sieben Lügen“ sind es, die Elisabeth Kay zum Thema eines Psychothrillers macht. Erschienen ist das Buch bei Lübbe.
Seit Kindertagen sind Jane und Marnie die besten Freundinnen. Nichts und niemand kann diese Freundschaft trennen, dieser Meinung waren sie beide…
Jane erzählt ihre Geschichte. Ich fühle mich persönlich angesprochen, aber spricht sie wirklich mit mir?
Zunächst ist es nur eine kleine Lüge, eher eine Notlüge, mit der die Freundin nicht beunruhigt werden sollte. Aber irgendetwas läuft quer – anders als erwartet. Schon bald scheint es, als hätte Jane große psychische Probleme.
Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass etwas Licht ins Dunkel kommt und dass ich vielleicht einen Hauch von Idee bekomme, wie sich alles entwickelt. Aber die Autorin versteht es, mich immer wieder zu verwirren.
Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich bei diesem Buch keine Gänsehaut bekomme. Was aber nichts über die Qualität der Geschichte aussagen soll, denn die gefällt mir wirklich richtig gut und zeigt, dass es nicht wichtig ist, dass in einem Thriller das Blut fließen muss. Spannung geht auch anders!
Es gibt immer wieder auch tolle Zitate, die mit der Geschichte nicht unbedingt zu tun haben. Und Janes Familiengeschichte hat mich richtig berührt und ergriffen.

Bewertung vom 01.03.2020
Werner, Julia C.

Um 180 Grad


ausgezeichnet

Es darf kein Vergessen geben
Julia C. Werner erzählt in „Um 180 Grad“ eine Geschichte, in der es um Geschichtliches geht, das wir niemals vergessen dürfen! Erschienen ist das Buch im Verlag Urachhaus.

Frau Silberstein ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust. Auch wenn die Person fiktiv ist, so macht die Autorin damit sehr deutlich, wie grausam dieser Teil der deutschen Geschichte war, die niemals in Vergessenheit geraten darf!

Die Geschichte beginnt mit Lennard, einem 14-jährigen Schüler, der in einer wohlbehüteten Familie aufwächst. Leider (oder zum Glück) ist er mit seinen Freunden beim Graffiti-Sprühen erwischt worden. Dafür muss er ein Jahr lang in einem Pflegeheim als Lesepate einen alten Menschen betreuen. So lernt er Frau Silberstein kennen – für Lennard fühlt es sich nach Höchststrafe an und er ist voll auf Ablehnung programmiert! Doch schon nach einigen Tagen im Heim stellt Lennard fest, dass die Frau Silberstein gar nicht so schrullig ist wie er gedacht hatte. Und Frau Silberstein? Sie ist eine tolle Frau, die genau weiß, was gut für Lennard ist und was er braucht. Schon bald beginnt Lennard – wenn auch ganz zögerlich – auf Frau Silberstein zuzugehen und sie zu mögen.

Eigentlich ist Lennard ja als Lesepate bei Frau Silberstein. Er hat das Jugendbuch „Tschick“ mitgebracht, aus dem er ihr auch regelmäßig vorliest. Im Lauf der Zeit erzählt Frau Silberstein aus ihrer Vergangenheit, aus der Zeit, die sie im KZ verbracht hat. Lennard ist ein aufmerksamer Zuhörer, doch auch, wenn Frau Silberstein immer nur kleine Abschnitte erzählt, so entgeht Lennard und natürlich mir als Leser nicht, welche grausame Zeit voller Angst und Schrecken Frau Silberstein und ihre Familie erleben mussten.

Das Buch ist empfohlen für Jugendliche in Lennards Alter und diesem Alter ist auch der Schreibstil angepasst. Das Buch liest sich flüssig, es gibt Heiteres, aber auch viel Trauriges. Frau Silberstein hat allerdings eine so positive Lebenseinstellung, dass mit ihrem großen Einfühlungsvermögen das Fröhliche meistens im Vordergrund steht.

Ich selbst gehe langsam auf die 70 zu und auch mich hat dieses Jugendbuch sehr gut unterhalten und an wichtige geschichtliche Dinge erinnert, die zu meiner Schulzeit eher totgeschwiegen wurden.

Mit der Geschichte selbst hat es nichts zu tun, aber ich gebe gern weiter, dass 10 % aus dem Erlös an die Amadeu Antonio Stiftung gehen, einer Stiftung, die eintritt für eine Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und jede Form von Antisemitismus einsetzt.