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hamburger.lesemaus
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Insgesamt 455 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2022
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


ausgezeichnet

Mit ihrem neusten Roman zeigt uns Delphine de Vigan wieder auf, was für eine begnadete und facettenreiche Autorin sie ist.

Delphine de Vigan
Die Kinder sind Könige

Mélanie wollte immer ein Reality-Star sein, doch ihre einzige Chance konnte sie als Jugendliche nicht nutzen.
Nach der Geburt ihrer zwei Kinder wird aus Mélanie eine bekannte Youtuberin mit Millionen von Followern. Alles was die Kinder machen, jedes Essen, unboxing (Auspacken von Päckchen, Spielzeug und Süssigkeiten) oder shoppen, wird gefilmt und auf ihren Channel gepostet. Aufgrund ihres Erfolges, hat ihr Ehemann bereits seinen Beruf aufgeben können, um seine Frau zu unterstützen.
Doch deren gemeinsame Tochter Kimmy verliert den Spaß an der Sache und ist immer unfreiwilliger dabei.

Die zweite Protagonistin in diesem Buch ist Clara, Polizisten in Paris.

Beide Frauen begegnen sich zum ersten Mal als Kimmy während eines Versteckspiels mit ihren Freunden, im Vorgarten, spurlos verschwindet…

De Vigan spricht ein super zeitgenössisches und hochexplosives Thema an: Darf man Kinder dazu benutzen selber ein YouTube Star zu werden? Und darf man in der heutigen Zeit Kinderbilder und Videos unverpixelt ins Netz stellen?
Die Nutzung privater Bilder durch Pädophilennetze ist bewiesen und trotzdem laden Tausende von Eltern täglich die Fotos ihrer Kinder ins Netz hoch.

‚Glauben sie etwa, die (Kinder) dürften sagen Nein, ich kann nicht mehr, ich höre auf, wenn die ganze Familie von den Einkünften aus Videos lebt? (…)
Ich glaube nicht, dass ein dreijähriges Kind davon träumt, YouTube-Star zu werden … Sie werden von klein auf rekrutiert wie in einer Sekte. Und die Grundregeln stehen von Anfang an fest: Ich bin YouTuber, also bin ich glücklich. Ich nenne das Totalitarismus. Mélanie Claux hat ihnen möglicherweise gesagt, dass ich ihr Feind bin. Das stimmt. Ihr Feind und der Feind aller Eltern, die ihre Kinder ausbeuten. (…)' S.108/Tolino

Wichtiges Thema

Und welcher Schaden entsteht eigentlich den Kindern, die diese Art von ‚Werbung‘ jeden Tag anschauen?

‚Das sind nicht nur ein paar Dutzend Kinder, das sind Hunderttausende. Big Macs futtern, Haribo-Bonbons kauen, Cola und Fanta trinken… Das stellt man ihnen als Ideal hin. Tolles Ideal, oder?‘ S109/Tolino
(Markennamen sind aus dem Buch zitiert und nur deshalb genannt)

Fazit: No futher comments needed! Super Buch! De Vigan ist und bleibt meine Lieblingsautorin

Bewertung vom 08.03.2022
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


sehr gut

Kann ein Loser auch zum Helden werden?
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Maxim Leo
Sprecher: Peter Kurt

Michael Hartung ist ein Loser, ambitionslos und ein Nichtstuer, aber er geniesst das herrliche Nichts, indem er stundenlang in seiner Videothek sitzt und in die Gegend starrt. Kundschaft bleibt seit langem aus, aber auch das würde ihn nicht stören, wenn das Geld nicht auch gleichzeitig ausbliebe.
Er hatte kein Glück im Leben: Nach dem Mauerfall ist er in den Westen gezogen, Frau und Tochter haben ihn verlassen und beruflich hat er mit der Videothek auch aufs falsche Pferd gesetzt.
Wovon jetzt also die Ladenmiete bezahlen?

Sein Leben verändert sich schlagartig, als der Journalist Alexander Landmannn seinen Laden betritt.
Dieser recherchiert über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR, bei der 127 Menschen in einem S-Bahnzug am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gelangten. Landmann hat Stasi-Akten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass Hartung, der früher Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstraße war, die Weiche so umstellte, das der Zug in den Westen gelangte.

Hartung ist jedoch alles andere als ein Held und die Weiche hat er damals versehentlich zerbrochen und nicht absichtlich umgestellt.
Das große Geld lockt und Landmann braucht dringend eine gute Story - warum also nicht die Geschichte ein wenig verändern und ausschmücken?
Hartung wird über Nacht zum Held. Tritt in Shows auf und erzählt jedem, der es hören möchte, seine erfundene Geschichte.
Das geht genau so lange gut, bis er Paula, die damals mit ihren Eltern in dem besagten Zug saß, trifft.
Frage: Bleibt der Loser am Ende der Loser oder kann ein Loser auch zum Helden werden?

Maxim Leo hat hier ein wunderbares, humorvolles Buch mit Tiefgang geschrieben. Er weist auf die noch immer komplizierte Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland hin.
Den einsamen Protagonisten Hartung kann man mit seiner bescheidenen Art einfach nur ins Herz schliessen und ihm deshalb die eine oder andere „Umgestaltung der Wahrheit“ verzeihen.

Auf jeden Fall muss auch der Sprecher des Hörbuchs hier erwähnt werden: Peter Kurt mit seiner unverwechselbaren Stimme wusste dieses großartige Buch zu verfeinern.
Grosse Lese/Hörempfehlung von mir.
4½ Sterne

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Bewertung vom 01.03.2022
Sommer, Tobias

Das gekaufte Leben (MP3-Download)


sehr gut

Spannend
3…2…1... - meins!

Clemens Freitag ersteigert ein komplett neues Leben.
Ein Haus am See, inkl. Geländewagen, Ferienhaus und Boot. Der Verkäufer hat alle seine Sachen dagelassen und seinen Job kann er auch direkt übernehmen.

Was für ein Glück, denkt Freitag. Nie hätte er sich träumen lassen so ein Haus zu besitzen. Er, der eher ein Loser ist, einer, der lieber ausschläft als zu arbeiten...
Freitags neue Nachbarn sind freundlich, die neuen Kollegen zuvorkommend und selbst die Angler-Stammtischrunde nimmt ihn sofort als Mitglied auf.
Da muss es doch irgendwo einen Haken geben!

Eines Tages findet Freitag einen Artikel in einer alten Zeitung: Ein Angler hat aus seinem geliebten See einen Finger gefischt. Doch gab es keine Leiche!
Vielleicht hat ja nur ein großer Fisch einem Angler den Finger abgebissen, denkt sich Freitag.
Nachdem jedoch seine Wände mit Drohungen besprüht werden und er zusätzlich Drohbriefe erhält, ahnt er, dass er den Haken des neuen Lebens schneller gefunden hat, als er wollte.

Das gekaufte Leben
Tobias Sommer,
gelesen von Philipp Oehme

Eine interessante Buch-Idee, die ganz langsam zu einem Psycho Thriller mutiert. Das Hörbuch hat mich wirklich gepackt.
Mit angenehmer Stimme zieht mich der Sprecher Phillip Oehme immer tiefer in die Geschichte hinein, bis ich irgendwann im Bett meine Augen aufschlage, um zu prüfen, ob ‘’Ophelia2'' nicht vor meinem Bett mit einer Angelsehne steht.

Lese/Hörepfehlung von mir. 4½ Sterne

Bewertung vom 26.02.2022
Colombani, Laëtitia

Das Mädchen mit dem Drachen


ausgezeichnet

Obwohl dieses Buch nur 272 Seiten hat, wiegt es schwer…

Das Mädchen mit dem Drachen
Laetitia Colombani
Aus dem Französischen von Claudia Marquardt

Nach Lénas schrecklichem Erlebnis in Frankreich zieht es sie in die Ferne. Weit weg, weg von dem Ort wo es mit Francois passierte.
Sie braucht Abstand und Ruhe- nun hofft sie diese in Mahabalipuram, Tamil Nadu, Indien, zu finden.
Sie ist wie gelähmt, der Schock und der Jetlag verbünden sich und am liebsten würde sie das Hotelzimmer nie mehr verlassen. Lediglich zu kleinen Spaziergängen am Strand kann sie sich aufraffen, wo sie eines Tages die 10-Jährige Lalita, das Mädchen mit dem Drachen kennenlernt.
Lalita redet nicht und besucht auch keine Schule. Léna, ehemalige Lehrerin, versucht ihr täglich, während der einzigen Stunde in der Lalita nicht arbeiten muss, schreiben beizubringen.

'Die Zukunft einer Zehnjährigen interessiert sie (der Regierung) nicht. Niemanden bewegt hier das Schicksal der Mädchen. Sie werden von allen im Stich gelassen, lernen weder Schreiben noch Lesen, man hält sie klein in diesem Land, das sie nicht liebt.’ (Tolino S.46)

Als Léna an einem Tag schwimmen geht und fast ertrinkt, wird sie von Lalita und Preeti, der Anführerin der Roten Brigade, gerettet. Doch beide Frauen gehören der Kaste der Dalits, der ‚Unberührbaren‘ an.

‚Die Unberührbaren gelten immer noch als Parias, als unreine Menschen, sie sind aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Und Mädchen betrachtet man als minderwertig gegenüber Jungen. Als Frau und Dalit geboren zu werden ist also eine einzige Strafe.(…) Mädchen, die man nicht berühren darf, jedoch ohne viel Federlesens vergewaltigt. Die Jüngste in ihren Reihen war nicht einmal acht, als ein Nachbar sie missbrauchte, kaum dass ihre Eltern aus dem Haus waren. Vergewaltigung ist hier eine Art Nationalsport, schnaubte die Brigadechefin. Und die Täter werden nie bestraft. Nur selten führt eine Anzeige zu einer Strafverfolgung, schon gar nicht, wenn das Opfer niederer Herkunft ist.‘ (Tolino S. 45)

Léna freundet sich mit Preeti an und gemeinsam bauen sie eine Schule auf, die Lalita natürlich auch besuchen soll.
Doch macht sie den jungen Mädchen nicht falsche Hoffnungen, aus ihren bereits vorbestimmten Leben, zu entkommen?

Ein Roman, der die Missstände in Indien aufgreift: Noch immer werden Mädchen im Kindesalter verheiratet und bekommen mit 12 Jahren ihr erstes Baby. Frauen, die keine Rechte haben und das ungerechte Kastensysem, wo es einfach keinen Ausweg gibt.

Ein trauriges und wichtiges Buch, mit einem klaren Schreibstil und einer wichtigen Message.
Ein Lesetipp von mir. 5 Sterne

Bewertung vom 24.02.2022
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Dieses Buch lässt mich mit einem gebrochenen Herzen zurück:

Der Gesang der Berge
Nguyễn Phan Que Mai

Zum ersten Mal war ich 1999 in HaNoi, Vietnam. Damals fiel mir auf, dass es kaum Männer und alte Menschen gibt. Man hatte so das Gefühl, dass der Krieg dort noch so greifbar war, den Leuten noch förmlich in den Knochen steckte, so ein rückständiges und gebeuteltes Land, über einen viel zu langen Zeitraum besetzt, dass der Kommunismus dort, die Leute hart macht.


Jetzt aber zum Buch:
Nguyễn Phan Que Mai erzählt uns ihre Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen:

Die erste beginnt 1972: Die kleine Huong lebt mit ihrer Großmutter 'Dieu Lan' alleine, denn ihre Eltern und alle männlichen Verwandten dienen im Vietnamkrieg. HaNoi wird tagelang von den B52-Bombern der Amerikaner attackiert. Huong flieht mit ihrer Großmutter in die Berge. Als sie wieder nach HaNoi zurückkehren ist ihr Haus zerstört und sie stehen vor dem Nichts. Auf sich alleine gestellt versuchen sie einen Neubeginn…

In dem zweiten Erzählstrang erzählt Huongs Großmutter ihre Geschichte. Diese beginnt 1930: Während der Länderreform wird Dieu Lan vom Pöbel aus ihrem Dorf vertrieben und verfolgt. Auf ihrer Flucht muss sie ihre sechs Kinder bei Fremden zurücklassen, ohne zu wissen, ob sie diese je wiedersehen wird…


Wir lesen Zeitgeschichte und erfahren furchtbare Schicksale. Wir lernen ein gespaltenes Vietnam mit einer gebeutelten Bevölkerung kennen.
Ein Buch, über Korruption, Missgunst und Neid, aber wir lernen auch die freundlichen Menschen kennen, deren Liebe so oft durch den Magen geht und deren Hilfsbereitschaft keine Grenzen kennt.


Eine wirklich schlimme Geschichte, mit feinen und zarten Worten erzählt. Ein wirkliches Highlight, eine Leseempfehlung von mir. 5 Sterne.

Bewertung vom 24.02.2022
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2 (2MP3-CDs)


ausgezeichnet

Spannender Krimi
Habt Ihr den ersten Teil des Donnerstagsmordclubs gelesen?
Nein? Ich auch nicht.
Das tut diesem Buch aber gar keinen Abbruch.

Der Mann, der zweimal starb: Ein neuer Fall für den Donnerstagsmordclub
Richard Osman

Ein britischer Rentner-Club, auch der Donnerstagsmordclub genannt, dem seit der Lösung seines letzten Falls ein wenig langweilig ist, bekommt schneller wieder etwas zu ermitteln, als gedacht.
Elizabeths Ex-Geheimdienstkollege, der zufällig auch ihr Ex-Ehemann ist, Douglas Middlemiss, lässt bei einem Einsatz Diamanten, im Wert von 20 Millionen Pfund, mitgehen. Dabei hat er nicht nur die Mafia bestohlen, sondern sich auch noch ohne Maske von einer Überwachungskamera filmen lassen.
Er sucht Hilfe bei Elizabeth und ihren Freunden Joyce, Ron und Ibrahim. Doch auch deren Hilfe währt nicht lange, denn schon bald findet das Quartett zwei Leichen. Eine von ihnen ist Douglas. Wer wußte von Douglas Versteck und wo sind die Diamanten? Eine spannende Ermittlung beginnt.

Rentnerclub? Wer jetzt denkt, dass ein lahmer Rentnerkrimi daherkommt, liegt hier schlichtweg falsch: Drogenhandel, Körperverletzung, Mord und Diamantenraub.
Ein rasanter, liebenswerter und facettenreicher Kriminalroman, der mit zarten und schwarzen Humor gute Spannung aufbaut. Der Schreibstil ist klar und man liest sich sofort ein.

Fazit: So ein Kriminalroman mag ich und deshalb bekommt er eine klare Leseempfehlung von mir.
4½ Sterne.

Übrigens habe ich bei der Hälfte des Buches zum Hörbuch gewechselt. Ich wollte einfach mal wissen, wie die vielen Stimmen umgesetzt werden. Ein wahres Hörerlebnis mit zwei Sprecher:innen:
Johannes Steck und Beate Himmelstoß, müssen hier unbedingt erwähnt werden.

Bewertung vom 19.02.2022
Gundar-Goshen, Ayelet

Wo der Wolf lauert


ausgezeichnet

Tolles, fesselndes Hörbuch
Wo der Wolf lauert
Ayelet Gundar-Goshen
Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama
Gelesen von Milena Karas

Lilach und Michael Schuster sind Israelische Einwanderer in Amerika. Sie wohnen mit ihrem 16-Jährigen Sohn Adam in Silicon Valley, wo sie, bedingt durch den guten Job Michael’s, zu Wohlstand gekommen sind.
Ihr Sohn Adam ist ein ruhiger, wohlerzogener Junge, der lieber Schach spielt, als auf eine Party zu gehen. Den Eltern ist diese Entwicklung ein Dorn im Auge und so versuchen sie Adam immer wieder neue Reize zu bieten, damit dieser sein Zimmer verlässt. Freunde und Hobbys hat er keine.
Als Adam sich dann von seinen Eltern überreden lässt, auf eine Party zu gehen, kommt dort der junger Afroamerikaner Jamal zu Tode. Nach diesem Erlebnis verändert Adam sich komplett und Lilach muss ihre Komfortzone komplett verlassen, als mehr und mehr Fakten dafür sprechen, dass Adam was mit dem Tod des Jungen zu tun hat.


Kunstvoll erzählt Gundar-Goshen, in einer Ich-Erzähler-Perspektive, die Geschichte einer Mutter, die merkt, wie ihr Sohn immer mehr entgleist. Es geht um Migration, Mobbing, Antisemitismus und mangelnde Integration, es ist ein fein aufgebautes psychologisches Drama, welches mich komplett in den Bann gezogen hat.
Besonders erwähnen möchte ich hier die Sprecherin Milena Karas. Sie hat so eine unglaubliche Stimme, prädestiniert für Hörbücher. Ich mag es, wenn weibliche Sprecherinnen nicht versuchen Kinder oder Männer nachzuahmen, aber trotzdem Gewicht in die Stimme geben können.
Von mir eine klare Hörempfehlung!

Bewertung vom 19.02.2022
Knecht, Doris

Die Nachricht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Nachricht
Doris Knecht

Ruth war 22 Jahre mit Ludwig verheiratet. Sie fühlte sich während dieser Zeit oft eingeengt, wollte alleine sein, in Ruhe nachdenken. Sie brauchte Zeit für sich, um ihre Drehbücher zu schreiben.
Ludwig war ein geselliger Typ, liebte laute Musik und ausgelassene Partys.
Doch dann verunglückte er auf der Skipiste.
Ruths Trauer nahm ein abruptes Ende, als sie die Mails auf Ludwigs Rechner fand. Liebes-Mails, die an eine andere Frau adressiert waren und nicht an sie. Wollte Ludwig sie damals verlassen?

Jahre nach Ludwigs Tod bekommt Ruth auf einmal anonyme Nachrichten, Beschimpfungen und Beleidigungen. Als diese auch an ihre Familie, Arbeitgeber und Freunde versendet werden, nimmt die Geschichte ihren Lauf.. Woher weiß der Stalker so viele persönliche Dinge über sie? Oder ist es die Ex-Freundin von Ludwig, die nicht loslassen kann?

Der neue Roman von Doris Knecht ist ein zeitgenössischer, subtiler Roman, einer, der immer intensiver wird.
Ein spannendes Buch, eines was zeigt, was Cybermobbing anrichten kann.
Knecht schreibt klar und kühl und ist dabei so wortgewandt.

Große Leseempfehlung von mir, aber vergesst nicht beim Lesen des Buches, im erhelltem Raum, die Gardinen zu schließen, es könnte jemand im Dunklen stehen und euch beobachten!

Bewertung vom 15.02.2022
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


gut

Ein guter Krimi
Ein Präsident verschwindet
Ralf Langroth

1954: Der westdeutsche Verfassungsschutzpräsident Otto John verschwindet über Nacht und taucht ein paar Tage später in Ost-Berlin wieder auf, wo er große Reden gegen Adenauer hält.
Wurde John entführt und diese Reden vom KGB erzwungen oder ist er tatsächlich ein Überläufer?
BKA-Kriminalhauptkommissar Gerber übernimmt diesen Fall nur allzu gerne, denn wie es scheint, ist mit John auch Gerbers Freundin und Partnerin Eva Herden verschwunden: Ein Foto, im Osten aufgenommen, zeigt John und Eva lachend.
Als Gerber eine Szenen-Kneipe im Grenzgebiet observieren will, kommt er zu spät und findet nur noch die fliehende Eva und einen toten Barbesitzer vor.
Ist Eva jetzt nicht nur eine Spionin, sondern auch noch eine Mörderin und kann Gerber John zurück nach Westdeutschland holen?

Ein Thriller mit historischen Fakten gespickt, deren Schauplatz die Nachkriegszeit und die junge Bundesrepublik ist, hörte sich für mich sofort spannend an.

Und der Beginn ist auch wirklich super: Schnell ist man mittendrin. Langeweile gibt es keine und man möchte auch immer wissen wie es weiter geht.
Aber etwa in der Mitte ließ das Buch schlagartig nach. Es war auf einmal nicht mehr glaubwürdig.
Vorsicht Spoiler > Eva hilft dem KGB John zu Kidnappen, lockt dann auch Gerber in die Falle, was wiederum dazu führt, dass Gerber im Osten, im verdrecktem Keller des KGB's landet und schwupp, siehe da: Einfach aus dem nichts, wird Gerber freigelassen und fährt dann seelenruhig mit Eva über die Grenze nach Westberlin, wo Gerber Eva vor ihrer West-Wohnung ganz gemütlich absetzt?! Geht das so? Ich meine, muss man da nicht in Untersuchungshaft? Durfte man das früher? Andere Leute entführen - ohne Strafe? < Spoilerende

Fazit:
Es ist ein leichter Spionagekrimi in den 50gern, das Wort Thriller passt nicht. Es gibt viel Action und per Zufall ist Gerber auch immer am richtigen Ort.
Trotzdem möchte ich noch sagen, dass auch, wenn bei mir der Funke nicht so richtig übergesprungen ist, sich das Buch leicht und flüssig liest. Einfache und gute Leseunterhaltung.
3½ Sterne

Bewertung vom 14.02.2022
Frank, Sylvia

Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1


gut

Nette Geschichte
Gala & Dalí - Die Unzertrennlichen
Sylvia Frank

Gala ist unglücklich in ihrer Beziehung und enttäuscht davon, dass ihr Mann und Dichter Paul Éluard nichts mehr zu Papier bringt. Gemeinsam fahren sie ins spanische Dorf Cadaqués. Beide erhoffen sich, dass Paul dort Ruhe, Musse und Inspirationen findet, damit sich seine Schreibblockade legt.

Gala lernt dort den 10 Jahre jüngeren Dalí kennen und sie verlieben sich ineinander. Ihre Liebe vertieft sich, als Paul abreist und Gala in Cadaqués zurücklässt.

Doch es ist Dali‘s Unsicherheit, als auch die finanzielle Abhängigkeit von seinem Vater, die ihn veranlasst, Gala ohne Liebeserklärung, zurück nach Paris abreisen zu lassen.

Ein halbes Jahr später reist Dalí für seine aller erste Vernissage nach Paris, wo er wieder auf Gala trifft...

Das Buch liest sich gut, der Schreibstil ist leicht und man findet sehr schnell in die Geschichte hinein.
Gemälde werden genannt und auch beschrieben, das gefällt mir sehr an Romanbiografien. Die Umsetzung seiner Inspirationen sind mir allerdings nicht immer schlüssig.
Gewünscht hätte ich mir ausserdem mehr Leidenschaft und Emotionen in ihrer Liebe. Gala wirkt kalt und ich konnte nicht rauslesen, ob sie sich an Dalís Künstler-Seite sonnen wollte oder ob sie ihn wirklich liebte.
Freunde von Dalí, wie zum Beispiel René Magritte, werden nur als Statisten benutzt, dass sie selber große Künstler sind, wird nicht erwähnt.

Fazit:
Das Buch ist schnell durchgelesen und ich konnte ein paar neue Werke von Dalí kennenlernen. Kataloniens Landschaft, Meer und Essen wird wunderbar von dem/der Autor:in beschrieben und ich konnte förmlich das Salz des Meeres riechen.