Benutzer
Benutzername: 
Aischa

Bewertungen

Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2019
Strycker, Noah

Vogelfrei


gut

Der dreißigjährige US-Amerikaner Noah Stryker betreibt das Trend-Hobby "Birding", zu deutsch: Vogelbeobachtung.
Er nimmt sich vor, in einem Jahr mindestens 5.000 Vogelarten zu sichten und reist dafür um die ganze Welt.
Der Anfang seines Reiseberichts hat mich positiv überrascht. Ich hatte ein wenig befürchtet, dass hier ein verschrobener Freak mit Scheuklappen von seinem Extrem-Hobby schwärmen würde, aber ganz im Gegentei: Strycker erzählt durchaus unterhaltsam und informativ. Er führt anschaulich in die Geschichte des Birding ein und reflektiert Birdingtourismus und Extrembirding auch kritisch.
Diese Kritik geht leider im Verlauf des Buchs allmählich verloren, dafür wirkt Noah immer getriebener, je länger er unterwegs ist. Er hat bald nur noch sein selbst gestecktes Ziel vor Augen, für den Genuss der Natur über den kurzen Augenblick hinaus bleibt so gut wie keine Zeit. Ein schöner Aspekt des Birding wird anschaulich beschrieben: Dieses von vielen Leuten auf der ganzen Welt betriebene Hobby verbindet Gleichgesinnte über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.
Das Paperback liegt schwer in der Hand, in der Buchmitte finden sich zahlreiche Farbfotos, allerdings sind es deutlich zu wenige, um auch nur einen Bruchteil der beschriebenen Vogelarten für den Laien zu veranschaulichen. So bleibt dem interessierten Leser nur die eigene Recherche, die den Lesefluss immer wieder störend unterbricht.
Einen großen Kritikpunkt stellt für mich die dutzende Seiten lange penible Auflistung am Ende des Buchs aller 6.042 von Noah gesichteten Vogelarten dar. Welche Ressourcen-Verschwendung! Hier hätte man durch einen entsprechenden Weblink enorm viel Papier sparen können, zumal die wenigsten Leser die Liste wirklich von vorne bis hinten studieren dürften!
Noch viel mehr stört mich allerdings eine gewisse Bigotterie der meisten Extrem-Birder, zu denen ich definitiv auch Noah zähle: Auf der einen Seite verschreiben sie sich dem Naturschutz und beklagen, dass viele Vogelarten vom Aussterben bedroht sind. Auf der anderen Seite jetten sie für ihr Hobby um den Globus und tragen dadurch zum Klimawechsel bei, und sind somit selbst Verursacher davon, dass viele Vögel ihres natürlichen Habitats beraubt werden. Zwar spricht Noah immer wieder vom CO2-Ausgleich, aber etwas mehr fürs Flugticket zu zahlen (und den Aufpreis in klimafreundliche Projekte investieren zu lassen) ändert ja grundsätzlich nichts daran, dass durchs Fliegen deutlich zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.
Stryker hat sich sein "Big Year" der Vogelbeobachtung auch durch den Verkauf seines Buches refinanziert - ich ärgere mich, dazu beigetragen zu haben.

Bewertung vom 23.04.2019
Dierks, Nicolas

Mit Wittgenstein im Wartezimmer


ausgezeichnet

Philosophie ist nicht gerade mein Steckenpferd, ich habe so gut wie keine philosophische Vorbildung. Lesen hingegen gehört zu meinen Leidenschaften, und da ich ohnehin fast immer Lektüre dabei habe, auch um unvermeidliche Wartezeiten sinnvoll zu überbrücken, habe ich bei diesem kleinen Sachbuch gerne zugegriffen.
Auch deshalb, weil ich immer wieder gerne über den Tellerrand hinausblicke; ich halte es für sehr erstrebenswert, mir völlig neue Themengebiete zu erschließen und neue Sichtweisen auszuprobieren.
Und dafür kann ich "Mit Wittgenstein im Wartezimmer" nur wärmstens empfehlen. Der promovierte Philosoph Nicolas Dierks möchte einerseits sein Fachgebiet, die Philosophie, ins Leben bringen, andererseits auch der Philosophie mehr Leben einhauchen. Beides ist ihm mit den vorliegenden zwölf Kurzgeschichten aufs Beste gelungen. Dierks schildert Alltagssituationen, die die meisten von uns so oder so ähnlich schon erlebt haben dürften, wie etwa die unterschwellige oder auch offen zu Tage tretende Aggression der Kunden in der Supermarktschlange, wenn eine neue Kasse aufmacht. Diesen alltäglichen Begebenheiten stellt der Autor Kernaussagen bekannter (Sokrates, Nietzsche) wie auch unbekannterer (Davidson) Philosophen gegenüber. Dabei hat mich überrascht, dass auch in der Bürokratie oder bei Karl Marx philosophische Ansätze zu finden sind.
Die informativen und witzigen Texte sind gut verständlich, regen zum Nachdenken und Diskutieren an und haben mich mehr als einmal laut auflachen lassen.
Wie schon der Titel vermuten lässt, ist das Buch auch dafür gedacht, sich damit Wartezeiten kurzweilig zu gestalten. Hierfür ist es wirklich hervorragend geeignet: Die Kapitel sind kurz gehalten, das Büchlein hat ein handliches Format und ist sehr leicht, es passt wirklich in fast jede (Hosen-)Tasche und ist somit ein idealer Begleiter für unterwegs. Durch den festen Einband bleibt es auch nach mehrmaligem Lesen noch ansehnlich. Mich hat das Buch sehr begeistert, und ich werde es sicher immer mal wieder zur Hand nehmen. Ach ja, und wer - wie ich - Appetit auf mehr Philosophie bekommen hat, für den hat Dierks noch ein kleines, feines Literaturverzeichnis angehängt.

Bewertung vom 17.04.2019
Sedmak, Clemens

Das Land, in dem die Wörter wohnen


sehr gut

Autor Clemens Sedmak ist ein österreichischer Theologe und Philosoph, und so wundert es wenig, dass der Untertitel "Ein philosophisches Märchen" lautet.
Das schmale Büchlein beginnt mit einem ungewöhnlich persönlichen Prolog, in dem Sedmak einen Bezug zwischen dem Protagonisten und seinem Vater herstellt. Das Buch steckt voller liebevoller Details:
kleine Krönchen bei den Seitenzahlen, die grafische Gestaltung der jeweils ersten Seiten der Kapitel - mit etwas Fantasie kann man da einen König erkennen, oben die kleine Krone, unten die vielen Wörter bilden die Silhouette eines langen Mantels. Witzig ist auch, dass immer die Wörter fett erscheinen, die im folgenden Kapitel eine Rolle spielen.
Inhaltlich fängt die Geschichte sehr interessant an, ein wirklich gutes Gedankenspiel, was wäre, wenn uns die Wörter fehlen würden.
Der Text steckt voller kreativer Ideen und Anspielungen: Das überaus erfolgreiche Wort "Okay', residiert in einem Schloss, während "Danke" in immer bescheideneren Verhältnissen leben muss. Oder auch die Heirat von Worten, die damit eine dauerhafte Verbindung eingehen, Wortfamilien, die unter einem Dach leben ... Manche Aspekte rund um Sprache, wie nonverbale Kommunikation oder Bedeutungsverlust durch Übersetzung fehlen jedoch, hier hätte man das "Land, in dem die Wörter wohnen" für meinen Geschmack gerne noch etwas erweitern können.
Sprachlich gibt es leider einige wenige Fehler zu entdecken; nicht weiter schlimm, aber bei einer Geschichte, die von der Bedeutung der Wörter handelt, doch etwas schade. Hier hätte ich mir ein sorgfältigeres Korrektorat gewünscht. Zudem habe ich mich geärgert, dass Sedmak an einer Stelle unnötigerweise Rollenklischees wiedergibt. (Frauen haben keinen Orientierungssinn und können nicht mit Karten umgehen, während kleine Jungen dies mit Leichtigkeit beherrschen.)
Dafür ziehe ich einen Stern ab, ansonsten ist dieses Büchlein sowohl ein unterhaltsamer Appell für den sorgsamen Umgang mit Sprache, als auch eine kurzweilige Lektüre für Groß und Klein.

Bewertung vom 16.04.2019
Horvat, Jakob

Weltnah


sehr gut

Schon in Zahlen beeindruckt die vierzehnmonatige Weltreise des österreichischen Journalisten Jakob Horvath: 402 Nächte hat er auf 119 verschiedenen Schlafplätzen in 13 Ländern auf vier Kontinenten verbracht.
Wesentlich spannender ist jedoch die Entdeckungsreise zu sich selbst, die mehr oder weniger parallel zu seinem Trip durch die unterschiedlichsten Kulturen stattfindet. Am Anfang steht die Idee eines Freundes, per Anhalter von Europa nach Amerika zu gelangen. Erfrischend naiv und unerschrocken machen sich die beiden jungen Männer auf den Weg, nach wenigen Wochen entscheidet sich der Freund heimzukehren, und Jakob reist ohne ihn weiter. Er trifft beeindruckende Menschen, lässt sich auf Ungewohntes und auch Unbequemes ein und lernt eine Menge über die Welt und noch mehr über sich selbst.
Am Ende jedes Kapitels gibt Horvath dann auch seine Selbsterkenntnis in Form von Tipps für ein besseres Leben weiter. Somit ist dieses Buch Reisereportage und Ratgeber zugleich. Dabei vermeidet er jedoch (fast immer) belehrend zu wirken, er gibt lediglich Denkanstöße.
Das Buch ist optisch sehr ansprechend gestaltet: Mittig finden sich viele Farbfotos, auf Vor- und Nachsatz eine Weltkarte mit Jakobs Reiseroute und zu Beginn jedes Kapitels eine geografische Karte, im Art-Deco-Stil, der jeweiligen Zielorte. Ein anschauliches Extra sind zahlreiche QR-Codes, die auf kurze Videosequenzen der Reise verlinken. Wer tiefer einsteigen möchte findet eine hervorragende Literaturliste im Anhang.
Der Stil ist unterhaltsam und bildhaft, man merkt dem Text an, dass Horvath den professionellen Umgang mit Worten gewohnt ist.
Kleine Kritikpunkte sind in meinen Augen, dass viele englische Zitate nicht übersetzt wurden; dies grenzt Leser, die des Englischen nicht mächtig sind, unnötigerweise aus. Und die rauhe Haptik des Einbands fühlt sich zwar sehr angenehm an, das Buch ist allerdings nicht wirklich reisetauglich, die Ecken stoßen sich sehr schnell ab und werden unansehnlich.
Fazit: Klare Leseempfehlung für alle Weltenbummler mit Tiefgang!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2019

Mordsmäßig Münchnerisch


ausgezeichnet

Ingrid Werner hat mit "Mordsmäßig Münchnerisch 2" ihre zweite Krimi-Anthologie herausgegeben.
Herausgekommen ist eine großartige Mischung, die aufs Herrlichste unterhält und definitiv Lust auf mehr macht. Diese kriminalistischen Appetithäppchen - auf Bayrisch würde man von "Mogndratzerl" sprechen - haben meinen Lesehunger eher angeregt denn gestillt.
Wie der Titel unschwer erahnen lässt, sind alle Tatorte der 20 Geschichten in München angesiedelt.
Die Storys sind außerordentlich vielfältig, sowohl Form als auch Inhalt betreffend. Es geht nicht nur um den klassischen Mord, nein, der Begriff "Krimi" wird erfreulich weit gefasst; die literarische Gattung des Kriminalromans thematisiert ja auch Verbrechen jedweder Art. "Mordsmäßig Münchnerisch 2" handelt von Tötungsdelikten aber auch von Pädophilen, Verfolgungswahn, Geschwisterliebe oder einer extremen Beziehung von Feeding. Auch bei der Art der Tötung ist Abwechslung geboten. Zwar gab es ein oder zwei Geschichten, die nicht so meinem Geschmack entsprachen, aber das ist bei der großen Vielfalt weder verwunderlich noch schlimm. Die Geschmäcker sind eben verschieden, im Wirtshaus wie im Buchladen ...
Die Aufmachung ist für ein Taschenbuch ungewöhnlich liebevoll. Auf Vor- und Nachsatz ist eine Übersichtskarte Münchens abgebildet, in der - mit roten "Blutstropfen" die Tatorte in den Stadtteilen verortet werden. Ungewöhnlich: die abgerundeten Ecken, sie erinnern etwas an ein Notizbuch. Im Anhang findet sich ein Verzeichnis der Autoren mit Kurzbiografie, auch dies originell und witzig gehalten.
Ein ganz besonderer Pluspunkt ist in meinen Augen, dass sich am Ende jeder Geschichte ein Foto mit Hintergrundinfos zum jeweiligen Tatort findet. So gerät das Buch auch noch zum Stadtführer durch die bayerische Landeshauptstadt. Und es dürften selbst für München-Kenner Geheimtipps dabei sein, z.B. die in einem Firmenhof gelegene Skulptur "Umschreibung" des dänischen Künstlers Olafur Eliasson oder das Asphalt-Denkmal für Rainer Werner Fassbinder im Arnulf-Park.

Fazit: Ich wurde "mordsmäßig" unterhalten, durfte neue Ecken meiner Lieblingsstadt entdecken und habe Appetit auf mehr!

Bewertung vom 08.04.2019
Bukowski, Helene

Milchzähne


gut

Die dem Roman zugrunde liegende Idee ist sehr gut: Apokalyptische Umweltveränderungen nehmen den Menschen altbekannte Sicherheiten, es bildet sich eine neue Gesellschaft aus einer Gruppe Geflohener. Fremde werden als Bedrohung angesehen, die Gemeinschaft schottet sich extrem ab. Allerdings ist Vieles nur skizziert, angedeutet oder bleibt völlig offen. Ich hätte mir eine bessere Charakterisierung der Personen gewünscht, etliche Akteure konnte ich nicht richtig greifen, sie blieben blasse Randfiguren.
Für viele Entwicklungen hätte ich etwas mehr Erklärungen gebraucht.
Die Thematik Fremdenhass ist gut verarbeitet, beim Thema Familie ist das für mich nicht so gelungen, hier bleiben für mich einfach zu viele offene Fragen.
Sprachlich ist dieses Romandebüt solides Handwerk, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Ich bleibe mit vielen Fragen zurück, mit zu vielen. Die Idee hat Potenzial, die Ausarbeitung ist nur zum Teil gelungen, daher kann ich nur eine mittlere Bewertung vergeben.

Bewertung vom 01.04.2019
Schamoni, Rocko

Große Freiheit Bd.1


weniger gut

Autor Rocko Schamoni kennt nicht nur den Hamburger Kiez wie seine Westentasche, sondern er war überdies mit dem Protagonisten des vorliegenden Romans nach eigener Aussage befreundet.
Dies mag eine Erklärung dafür sein, dass ihm die Erzählung über Wolfgang "Wolli" Köhler derart misslungen ist. Vielleicht wollte er (unbewusst?) seinem Freund ein Denkmal setzen, eine Art literarischen Nachruf auf die Kiezgröße? Wäre das Buch derart angekündigt worden und nicht als "Entwicklungsroman eines Antihelden" (Klappentext), dann hätte ich weniger erwartet und mehr verziehen. Denn in einem Nachruf schreibt man ja nur Gutes über den Verstorbenen.
So aber muss ich einiges kritisieren. Zuallererst fehlt mir der Tiefgang. Schamoni zeichnet die Akteure fast durchweg als Stereotypen, ich vermisse Gedanken und Gefühle der handelnden Personen. Mit Ausnahme von Wolli erfährt man leider auch so gut wie nichts über das Vorleben seiner Weggefährten auf Sankt Pauli, dabei wäre es doch gerade interessant, wie eine Frau dazu kommt, sich zu prostituieren, wieso jemand sich als Schläger verdingt.
Was Wolli angeht, so scheinen ihm, der es als Lehrling in der väterlichen Schlosserei nicht mehr aushielt, nach ein paar Umwegen u.a. im Bergbau und als Mitreisender im Zirkus, die Jobs auf der Reeperbahn nur so zu zu fliegen. Selbst seine Freundin, die dort anschaffen geht, bettelt förmlich darum, dass er ihr Zuhälter wird.
Schamoni streut reichlich Zeitgeschichte ein: Der Aufstieg der Beatles findet ebenso Erwähnung wie die Hamburger Sturmflut, die Wahl John F. Kennedys zum US-Präsidenten oder die Spiegelaffäre. Allerdings ist das nur schmückendes Beiwerk, zusammenhangloses Namedropping. Eine Bedeutung für die Figuren des Romans sucht man vergeblich.
Sprachlich ist die Geschichte o.k., sie liest sich flüssig, es wird viel Kiez-Jargon verwendet. Ab und an kommt allerdings ein nicht zeitgemäßer Patzer vor, etwa wenn von "Wissenstransfer" die Rede ist; ein Ausdruck, den es in den 1960ern noch nicht gab.
Fazit: Den Roman kann man lesen, muss man aber nicht. Ich hätte es lieber bleiben lassen sollen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2019
Foley, Lucy

Die leuchtenden Tage am Bosporus


ausgezeichnet

Das Buch lässt mich fassungslos zurück.
Autorin Lucy Foley hat es mit diesem Roman geschafft, dass ich verstehen kann, wie es zum Genozid der Armenier durch die Türken kommen konnte. Und dies erschreckt und verunsichert mich zutiefst. Denn für so etwas Ensetzliches wie einen Völkermord möchte ich kein Verständnis aufbringen können, ich will mich einfach nur angewidert abwenden dürfen. Doch das geht nach der Lektüre dieses grandiosen Buches nicht mehr.
Denn die Autorin zeigt auf, wie Propaganda wirkt, wie das Kriegsgeschehen einfache Leute verändert hat. Sie beschreibt, was es mit der Psyche macht, unfassbare Gräueltaten mit ansehen zu müssen, wie das Unvorstellbare allmählich normal scheint, und wie man damit leben muss, schließlich selbst gemordet zu haben.
Doch das Buch ist keineswegs nur schwermütig. Foley ist eine Meisterin der Sprache. Ihr bildgewaltiger, oft poetischer Stil lässt bei der Lektüre das Bild des Stambul von vor 100 Jahren entstehen. Man sieht beim Lesen die schlanken Minarette förmlich vor sich, meint die exotischen Speisen schmecken und die würzigen Gerüche des Bazars wahrnehmen zu können.
Die sehr kurzen Kapitel sind aus Sicht der verschiedenen Protagonisten geschrieben, was der Story sehr viel Schwung verleiht.
Fazit: Ein großartiger, zutiefst bewegender Roman, der mir den Orient näher gebracht hat.

Bewertung vom 25.03.2019
Schiewe, Ulf

Land im Sturm


sehr gut

Tausend Jahre deutscher Geschichte in einem einzigen Roman - fürwahr keine leichte Aufgabe, der sich Autor Ulf Schiewe hier gestellt hat. Aber er hat sie in meinen Augen hervorragend gemeistert.
Mit knapp 1.000 Seiten ist das Buch auch für den Leser durchaus eine Herausforderung, doch keine Sorge, die Story ist ein regelrechter Pageturner.
Schiewe schreibt sehr fesselnd, die zahlreichen Protagonisten sind gut herausgearbeitet und handeln glaubwürdig, man fühlt mit ihnen, die charakterlichen Entwicklungen sind nachvollziehbar.
Der Roman ist eine gelungene Melange aus Unterhaltung und Bildung, so wird Geschichte erfahrbar und macht Spaß! Selbst längere Kampfhandlungen vermag Schiewe so anschaulich zu schildern, dass ich zum ersten Mal denke, sie verstanden zu haben.
Das Buch gliedert sich in fünf Teile, die jeweils bedeutende historische Epochen Deutschlands behandeln, von den Einfällen der Ungarn nach Deutschland ab dem Jahr 955 bis hin zur Revolution 1848. Dem Abschnitt geht eine kurze Einführung in die Epoche voran. Wie ein roter Faden zieht sich die Geschichte eines ungarischen Säbels durch das ganze Buch, das ansonsten wechselnde Familien ins Zentrum stellt.
Ein paar kleine Kritikpunkte möchte ich noch anmerken: Zwischen dem Geschehen des zweiten und dritten Abschnitts liegen rund 500 Jahre, daher finde ich den Klappentext nicht ganz richtig, der "tausend Jahre deutscher Geschichte in einem Roman" verspricht.
Viele der Protagonisten in den verschiedenen Epochen haben gleiche Namen, dies soll vermutlich den Fortgang der Geschichte verdeutlichen, auch zeigen, wie sich Namen verbreitet haben. Mich hat es leider immer wieder verwirrt, hier wäre ein Personenregister für die einzelnen Abschnitte hilfreich gewesen. Ebenso habe ich eine Zeittafel und eine geografische Karte vermisst.
Davon abgesehen ist "Land im Sturm" ein großartiger, exzellent geschriebener Historienroman, der absolut lesenswert ist!

Bewertung vom 25.03.2019
Gifford, Clive

Das große Buch der Vergleiche


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich rundum begeistert, so muss ein Sachbuch für Kinder sein: kreativ, witzig, mit vielen bunten Bildern und einprägsamen Fakten.
Es ist ein neuer, spannender Blick auf unseren Planeten, zu dem uns die Autoren hier einladen: Sie nehmen uns mit in die höchsten Höhen und zu den tiefsten Tiefen, wir lernen tierische Kraftpakete und extreme Wetterphänomene kennen.
Die Themen sind breit gefächert, das besondere ist, dass die Zahlen anhand von ungewöhnlichen Vergleichen veranschaulicht werden. Und dadurch, dass diese Vergleiche aus der Erfahrungswelt von 8 - 12jährigen stammen, können Kinder (aber auch Erwachsene) sich die Fakten viel besser merken als nur anhand nackter Zahlen. Ein Beispiel: Der Blauwal ist mit 30 m Länge das größte Säugetier, nun gut. Richtig beeindruckend wird es, wenn man weiß, dass allein seine Zunge mit über 2 t so viel wiegt, wie zwei Drittel eines Elefanten, und dass die Zunge so groß ist, dass auf ihr Platz für zwei Fußballmannschaften samt Ersatzspielern und Schiedsrichtern ist!
Besonders gut gefallen hat mir, dass das Buch sehr divers gestaltet ist und nicht die hergebrachten Geschlechterrollen bedient. Die gezeichneten Menschen zeigen nicht nur "Weiße", sondern Menschen aller Hautfarben. Und wenn es um sportliche Rekorde geht, dann werden oft die Weltrekorde der Frauen angeführt statt wie üblicherweise die der männlichen Sportler.
Zum Schluss gibt es einen kleinen wissenschaftlichen Exkurs, in dem erklärt wird, auf welche unterschiedlichen Arten der Mittelwert bestimmt werden kann.
Alles in allem ein hervorragend gestaltetes Sachbuch mit viel Liebe zum Detail. Es bietet Kindern wie auch Erwachsenen überraschende Einblicke in unsere wunderbare Welt, wir werden immer wieder gern darin blättern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.